Guten Abend,
nach längerer Zeit hab ich mich dazu entschlossen, mal wieder hier aufzutauchen.
Dies mag auch mit dem Erscheinen von Skyrim zu tun haben. Nachdem ich Oblivion lange nicht mehr gespielt hatte, hat mich Skyrim doch wieder fesseln können. Je länger man spielt, umso mehr eigene Ideen ergeben sich mit der Zeit, die natürlich nur bedingt umsetzbar sind - gerade mit den beschränkten Modding-Möglichkeiten. Man muss also ausweichen, in meinemm Fall auf's Schreiben. Ich habe einige Ansätze geschaffen und wieder verworfen; und nachdem ich über Oblivion auch schon geschrieben hab (und das damals ganz gut angekommen ist), ist jetzt hier einer der - meiner bescheidenen Meinung nach - storytechnisch gelungeren.
Einen Titel hat das Ganze noch nicht; und ich bin mir bewusst, dass meine Schreibfähigkeiten sicher noch deutlich ausbaufähig sind. Darum sind Vorschläge, konstruktive Kritik und Hinweise auf Rechtschreib-, Wiederholungs- und Grammatik-, sowie grobe Logikfehler durchaus gewünscht (ich versuche mich möglichst Lore-verträglich zu halten).
Lange Rede, kurzer Sinn: der Prolog.
nach längerer Zeit hab ich mich dazu entschlossen, mal wieder hier aufzutauchen.
Dies mag auch mit dem Erscheinen von Skyrim zu tun haben. Nachdem ich Oblivion lange nicht mehr gespielt hatte, hat mich Skyrim doch wieder fesseln können. Je länger man spielt, umso mehr eigene Ideen ergeben sich mit der Zeit, die natürlich nur bedingt umsetzbar sind - gerade mit den beschränkten Modding-Möglichkeiten. Man muss also ausweichen, in meinemm Fall auf's Schreiben. Ich habe einige Ansätze geschaffen und wieder verworfen; und nachdem ich über Oblivion auch schon geschrieben hab (und das damals ganz gut angekommen ist), ist jetzt hier einer der - meiner bescheidenen Meinung nach - storytechnisch gelungeren.
Einen Titel hat das Ganze noch nicht; und ich bin mir bewusst, dass meine Schreibfähigkeiten sicher noch deutlich ausbaufähig sind. Darum sind Vorschläge, konstruktive Kritik und Hinweise auf Rechtschreib-, Wiederholungs- und Grammatik-, sowie grobe Logikfehler durchaus gewünscht (ich versuche mich möglichst Lore-verträglich zu halten).
Lange Rede, kurzer Sinn: der Prolog.
"Ich habe euch doch gesagt, wir hätten LINKS abbiegen sollen. Aber nein, Madame ist sich ja zu schade, um auf ihren Mann zu hören." - "Wer von uns beiden war denn zu geizig, um zu fahren, oder wenigstens einen Führer zu mieten?" Es war das Jahr 251 der 4. Ära, 30 Jahre, nachdem der schreckliche Bürgerkrieg beendet wurde, und 12 Jahre nachdem man den letzten Drachen in Himmelsrand gesehen hatte. Die Provinz schien so sicher zu sein wie noch nie. Wer konnte es Brugnir also verübeln, dass er alleine mit seiner Frau Ysolda zur Hochzeit in Weißlauf reisen wollte? "Ach, haltet doch den Rand. Wir finden den Weg schon noch." Sie blieb stehen. "Was? Ich soll den Rand halten? Ihr seid ein verkappter alter Geizkragen und Dummkopf geworden! Seht euch doch um. Es ist dunkel, kalt, und wir sind mitten in irgendeinem verdammten Wald!" Brugnir dachte nach, und eigentlich musste er ihr Recht geben. Zumindest mit dem letzten Satz: Es war rabenschwarz, und kein einziger Stern leuchtete am Himmel. Die letzten paar Stunden hatten sie auch keinerlei Geräusche gehört, obwohl sie mitten im Wald waren. Nicht einmal der Wind war zu spüren. Es war schon beinahe... verflucht. "Unsere Vorfahren sind auch ohne befestigte Straßen und glitzernde Elfenlichter ausgekommen. Wenn ihr so verweichlicht seid, gut. Moment mal... da hinten!" Er zeigte auf ein schwaches Leuchten in der Ferne. "Das könnte ein Hof sein. Wir könnten nach dem Weg fragen." - "Ausnahmsweise habt ihr Recht. Verschieben wir den Streit auf später." Zielstrebig folgten die beiden dem Licht, welches mit jedem Schritt deutlicher wurde. "Da ist kein Hof. Das ist das Feuer einer Fackel... Eine Kutsche! Die gehört sicher einem Händler. Vielleicht lässt er uns sogar mitfahren." Ysolda rannte los, sodass Brugnir ihr kaum hinterher. "Wartet auf mich!"
Als sie näher kamen, bestätigte sich die Theorie seiner Frau. Eine Kutsche, beladen mit mehreren großen Holzkisten. Vorne am Wagen saß der Kutscher, mit dem Gesicht in die Hände vergraben, regungslos. Brugnir konnte kein Pferd entdecken. "Es wird ihm weggelaufen sein... und deswegen hockt er hier." Ysolda trat an den Mann heran. "Entschuldigt, mein Herr. Kennt ihr den Weg nach Weißlauf?" Sie bekam keine Reaktion. "Herr? Verzeiht, aber mein Mann und ich haben eine lange Reise hinter uns und..." - "Kehrt um." Das Flüstern des Kutschers war kaum zu hören, aber seltsamerweise - lag es an der Angst, oder an der totalen Stille um ihn herum? - drang es doch deutlich in Brugnirs Ohren, unverwechselbar. "Kehrt um." Nicht so dahingesagt, wie von einem alten humpelnden Veteran, der Kinder von seinem Rasen verscheucht. Selbst der harsche Ton der Stadtwachen klang nicht so furchteinflößend. "Ysolda, ich glaube, wir sollten..." - "Nein." Sie wandte sich wieder an den Unbekannten. "Herr, wir könnten zusammen reisen. Euer Pferd ist euch weggelaufen? Sollen wir euch suchen helfen, oder vielleicht eure Waren tragen?" Sie griff nach dem Arm des Kutschers.
Was nun geschah, dauerte nur ein paar Sekunden, aber dem Schmied kam es vor wie eine Ewigkeit. Der Kutscher sprang plötzlich auf, riss die Hände nach oben, und schrie. Es war ein markerschütternder Schrei, mehr ein Kreischen, wie man es von einem Mann nicht erwarten würde. Ysolda riss die Augen auf und begann ebenfalls zu schreien, sodass ihre Stimmen in einem grausigen Chor verschmolzen, der die Stille der Nacht zefetzte. Plötzlich wuchsen dem Mann Klauen. Ja, Klauen. Seine Hände schwollen zu großen Pranken an, und seine Nägel mutierten zu riesigen Klauen. Ysolda, die sich vor Angst nicht bewegen konnte, schrie weiter, bis der Kutscher sich auf sie stürzte. Während sich die Krallen in ihre Brust rammten, wurde ihre Stimme stiller, und aus dem Kreischen wurde mehr ein Gurgeln, bis sie schließlich ganz verstummte. Der Mann kniete noch eine Weile über dem Körper, atmete schwer. Brugnir wusste nicht, was er tun sollte. Der Mörder schien ihn nun bemerkt zu haben, stieg über die Leiche und starrte zu ihm. Er warf die Hände wieder nach oben und begann zu schreien. Aber statt sich jetzt auch noch auf den Schmied zu stürzen, griff er mit seinen unförmigen Händen nach seinem Kurzschwert und rammte es sich in die Brust. Das Monster sank auf die Knie, und einen Moment lang war es wieder so still wie noch vor wenigen Minuten. Doch dann begann er - es - zu lachen, schallend zu lachen, und dies machte Brugnir noch mehr Angst als die Schreie zuvor. Er konnte nicht weglaufen, sich nicht einmal umdrehen, starrte einfach nur auf dieses lachende Wesen. Das Ding begann, blutige Brocken auszuspucken, und brach zusammen. Letztendlich kehrte wieder Stille in den Wald ein. In diesem Moment zeigten sich die ersten Sonnenstrahlen am Horizont, und Brugnir verlor das Bewusstsein.
Ein paar Tage später, in einer weiteren dunklen Nacht, trat ein vermummter Argonier in den "Schlafenden Riesen" ein. Er klopfte sich den Schnee von seiner Kleidung und zog die Kapuze seines Mantels zurück. Die Wirtin kam ihm entgegen. "Kann ich euch etwas bringen? Einen Met? Oder wollt ihr lieber ein Zimmer?" - "Beides, bitte. Ich bin auf der Durchreise... man sagte mir, dass sogar ein Elfenprinz den Komfort eurer Betten schätzen würde." Die Wirtin nickte. "Gerüchte sprechen sich schnell herum." Der Echsenmann griff nach seinem Beutel, zog ein paar Münzen heraus und ließ sie in die Hand der Wirtin fallen. Ein paar Minuten später kam sie mit Met und einem Schlüssel zu ihm zurück. "Erstes Zimmer rechts. Die Decken sind im Schrank." Der Argonier ging in sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Dann ging er an den massiven Kleiderschrank, der im Raum stand, und steckte den Schlüssel ins Schloss. Dahinter verbarg sich ein Loch in der Wand. Er zog die Schranktüren hinter sich zu und ging durch das Loch, eine Treppe hinunter. Sie führte in einen schwach beleuchteten Kelleraum, in dessen Mitte ein marmorner Schreibtisch stand. Daran saß die Elfe, die er suchte. Er griff nach einem Stuhl und setzte sich. Die Altmer blickte auf ihren Gast. "Und ihr seid wer?" - "Aber ja, verzeiht. Buntes-Blut, kaiserlicher Bote."
Ihre Augen weiteten sich, und sie nickte anerkennend. "Höflich und dazu noch kaiserlicher Bote, das sieht man selten. Aber ein Argonier? Nichts gegen euch oder euer Volk... aber der letzte Kaiserliche den ich getroffen habe, hat Tiermenschen ausgebeutet und euch als stinkendes, nutzloses Pack bezeichnet." Als sie die Verwirrung in seinen Augen sah, fügte sie hinzu: "Naja, jetzt ist er Sklave in einem Ork-Lager und kann seine Männlichkeit in seiner Manteltasche mit sich herumtragen." - "Ich wurde von einem kaiserlichen Jäger, einem Dunmer und einer Orkmagd groß gezogen, daher auch mein Name. Irgendwie fand ich dann zur Armee." - "Ich verstehe. Und was will das mächtige Kaiserreich von mir?" Sie betonte 'mächtig' recht deutlich. Nachdem sie den Bürgerkrieg verloren hatte, hatte die kaiserliche Armee nahezu keinen Einfluss mehr in Himmelsrand. Die Augen der Echse glänzten. "Rajik-Sha. Faljorn, der Fleischer. Urguth gra-Magrok. Vicente Valtieri." Die Altmer konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. "Ihr wollt doch nicht etwa reklamieren?" Die Namen gehörten politischen Gegnern des Kaisers oder Verbrechern, die sie für jenen in der Vergangenheit ausgeschaltet hatte, und waren nur eine kleine Auswahl. Rajik-Sha, der größte Mondzuckerlieferant zwischen Himmelsrand und Elsweyr. Faljorn, ein Psychopath, der seinen Spitznamen aufgrund seiner Vorgehensweise beim Morden bekommen hatte. Urguth, die die Orks in Himmelsrand unter ihrem Banner versammelt hatte, und so zu einer zu großen politischen Gefahr geworden war. Und natürlich Vicente, ihr letztes Opfer. Ein Vampir, den das Kaiserreich schon seit über 200 Jahren jagte, weil man ihm Verbindungen zur Dunklen Bruderschaft nachsagte. "Ja, der alte Bretone... Wobei, was bedeutet Alter schon, wenn man untot ist? War auf jeden Fall ein ordentlicher Kampf. Also, hat sich unsere Großkotzigkeit jetzt dafür entschieden, dass ihm die Morde doch nicht in den Kram passen? Vielleicht solltet ihr euch da eher an den nächsten Nekromantenzirkel wenden..." Buntes-Blut unterbrach sie. "Lasst die Scherze. Nein, es geht darum, dass ihr all diese Aufträge, und noch viele mehr, perfekt ausgeführt habt. Gerade für eine Altmer ist es doch verwunderlich, mit welcher Präzision ihr tötet. Der Kaiser ist beeindruckt, und jetzt benötigt er. - benötigen wir - eure Hilfe, für etwas besonderes." Die Elfe kicherte und lehnte sich zurück. "Na dann, wenn das SO ist. Soll ich am Geburtstag unseres großen Herrschers nackt aus einer Torte hüpfen? Nicht, dass der alte Sack uns noch an seinem schwachen Herz zu Grunde geht."
Es war ihr die größte Freude, zu beobachten, wie sehr sich Buntes-Blut anstrengen musste, die Fassung zu behalten. "Nein, hört zu. Ihr wisst, dass die Tochter des Jarls von Weißlauf heiratet?" - "Die kleine Elisa? Aber natürlich. Ein süßes Ding. Heiratet sogar einen colovianischen Adligen. Wo ist euer Problem?" Buntes-Bluts Blick verfinsterte sich. "Die Familie hat einen Schmied aus Ivarstatt eingeladen, einen alten Freund der Familie. Auf dem Weg nach Weißlauf haben er und seine Frau einen fahrenden Händler getroffen." - "Lasst mich raten... jetzt ist der Schmied mit dem Händler durchgebrannt, die Frau ist aber Großgroßhalbcousine mütterlicherseits des Kaisers und möchte ihn umbringen lassen. Der Kontaktmann ist ein Ork in Rifton, der karierte Unterwäsche trägt und mit Welpen jongliert; und ich soll der Leiche Kindergedichte einritzen. Na? Na? Na?" Wäre der Bote ein Mensch oder Mer gewesen, dann wäre er jetzt rot angelaufen. Er sprang auf und schrie: "Verdammt nochmal! Da führt man ja mit Sheogorath sinnvollere Diskussionen! Hört mir einfach zu." Sie kicherte. "Ja, setzt euch, und kommt endlich zum Punkt."
Buntes-Blut setzte sich wieder hin und fuhr fort. "Das Pferd des Händlers wurde zerstückelt. Die Frau des Schmieds wurde regelrecht zerfleischt, und der Schmied selbst ist geistig völlig verwirrt. Und der Händler... bei den Göttern." Die Echse holte Luft. "Jemand hat ihm die Augen rausgerissen und sein Schwert durchs Herz gerammt." Die Elfe lehnte sich nach vorne und stütze sich am Schreibtisch ab. "Jetzt wird’s interessant." Er nickte. "Ich weiß leider nicht mehr, außer, dass der Schmied und die Leichen jetzt in Weißlauf sind und der Jarl um Diskretion bittet. Mir hat man nur gesagt, dass ich Nilwen holen soll. Eine Altmer, hier in Flusswald, die beste Agentin und Mörderin, die Himmelsrand zu bieten hat." Die Elfe kicherte wieder. "Wie niedlich. Aber das klingt mal nach was anderem als Vampire zu köpfen oder Sklaventreiber zu kastrieren. Wie schaut die Bezahlung aus?" - "Nach oben offen." Nilwen pfiff anerkennend. "Das erlaubt sich der Alte aber auch selten. Nun gut... eine Frage noch. Was interessiert es die Kaiserlichen, was hier passiert? Und warum kümmern sich keine Wachen darum?" Buntes-Blut schaute verdutzt. "Das sollte doch offensichtlich sein. Die Sturmmäntel sind unfähige, aus Bauern rekrutierte Kinder, die gerade mal so mit einem Schwert umgehen können. Wie sollen die das - was auch immer das getan hat - aufhalten können? Die glauben an einen Raubmord, diese Trottel. Aber ich sage euch, was auch immer das war: es ist nicht von dieser Welt. Löst den Fall, und sowohl euren Geldbeutel als auch unserem Ansehen soll's nicht schaden." - "Daher weht der Wind... 'Kaiserreich stoppt den Pferdemetzger'. Ich bezweifle zwar, dass ihr mit so etwas wieder Fuß im schönen Himmelsrand fassen könnt, aber mein Schaden soll's nicht sein. Ihr könnt mich morgen Nachmittag in Weißlauf erwarten." Der Argonier nickte, und bedankte sich. Dann eilte er die Treppe hoch, legte den Schlüssel auf die Theke des Gasthauses, und rannte nach draußen. Keine Sekunde länger wollte er mit dieser Verrückten in einem Haus verbringen. Wie kam der Kommandant überhaupt auf so eine seltsame Person? Selbst wenn sie wirklich so gut war - er hoffte, nie wieder mit ihr arbeiten zu müssen.
Als sie näher kamen, bestätigte sich die Theorie seiner Frau. Eine Kutsche, beladen mit mehreren großen Holzkisten. Vorne am Wagen saß der Kutscher, mit dem Gesicht in die Hände vergraben, regungslos. Brugnir konnte kein Pferd entdecken. "Es wird ihm weggelaufen sein... und deswegen hockt er hier." Ysolda trat an den Mann heran. "Entschuldigt, mein Herr. Kennt ihr den Weg nach Weißlauf?" Sie bekam keine Reaktion. "Herr? Verzeiht, aber mein Mann und ich haben eine lange Reise hinter uns und..." - "Kehrt um." Das Flüstern des Kutschers war kaum zu hören, aber seltsamerweise - lag es an der Angst, oder an der totalen Stille um ihn herum? - drang es doch deutlich in Brugnirs Ohren, unverwechselbar. "Kehrt um." Nicht so dahingesagt, wie von einem alten humpelnden Veteran, der Kinder von seinem Rasen verscheucht. Selbst der harsche Ton der Stadtwachen klang nicht so furchteinflößend. "Ysolda, ich glaube, wir sollten..." - "Nein." Sie wandte sich wieder an den Unbekannten. "Herr, wir könnten zusammen reisen. Euer Pferd ist euch weggelaufen? Sollen wir euch suchen helfen, oder vielleicht eure Waren tragen?" Sie griff nach dem Arm des Kutschers.
Was nun geschah, dauerte nur ein paar Sekunden, aber dem Schmied kam es vor wie eine Ewigkeit. Der Kutscher sprang plötzlich auf, riss die Hände nach oben, und schrie. Es war ein markerschütternder Schrei, mehr ein Kreischen, wie man es von einem Mann nicht erwarten würde. Ysolda riss die Augen auf und begann ebenfalls zu schreien, sodass ihre Stimmen in einem grausigen Chor verschmolzen, der die Stille der Nacht zefetzte. Plötzlich wuchsen dem Mann Klauen. Ja, Klauen. Seine Hände schwollen zu großen Pranken an, und seine Nägel mutierten zu riesigen Klauen. Ysolda, die sich vor Angst nicht bewegen konnte, schrie weiter, bis der Kutscher sich auf sie stürzte. Während sich die Krallen in ihre Brust rammten, wurde ihre Stimme stiller, und aus dem Kreischen wurde mehr ein Gurgeln, bis sie schließlich ganz verstummte. Der Mann kniete noch eine Weile über dem Körper, atmete schwer. Brugnir wusste nicht, was er tun sollte. Der Mörder schien ihn nun bemerkt zu haben, stieg über die Leiche und starrte zu ihm. Er warf die Hände wieder nach oben und begann zu schreien. Aber statt sich jetzt auch noch auf den Schmied zu stürzen, griff er mit seinen unförmigen Händen nach seinem Kurzschwert und rammte es sich in die Brust. Das Monster sank auf die Knie, und einen Moment lang war es wieder so still wie noch vor wenigen Minuten. Doch dann begann er - es - zu lachen, schallend zu lachen, und dies machte Brugnir noch mehr Angst als die Schreie zuvor. Er konnte nicht weglaufen, sich nicht einmal umdrehen, starrte einfach nur auf dieses lachende Wesen. Das Ding begann, blutige Brocken auszuspucken, und brach zusammen. Letztendlich kehrte wieder Stille in den Wald ein. In diesem Moment zeigten sich die ersten Sonnenstrahlen am Horizont, und Brugnir verlor das Bewusstsein.
Ein paar Tage später, in einer weiteren dunklen Nacht, trat ein vermummter Argonier in den "Schlafenden Riesen" ein. Er klopfte sich den Schnee von seiner Kleidung und zog die Kapuze seines Mantels zurück. Die Wirtin kam ihm entgegen. "Kann ich euch etwas bringen? Einen Met? Oder wollt ihr lieber ein Zimmer?" - "Beides, bitte. Ich bin auf der Durchreise... man sagte mir, dass sogar ein Elfenprinz den Komfort eurer Betten schätzen würde." Die Wirtin nickte. "Gerüchte sprechen sich schnell herum." Der Echsenmann griff nach seinem Beutel, zog ein paar Münzen heraus und ließ sie in die Hand der Wirtin fallen. Ein paar Minuten später kam sie mit Met und einem Schlüssel zu ihm zurück. "Erstes Zimmer rechts. Die Decken sind im Schrank." Der Argonier ging in sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Dann ging er an den massiven Kleiderschrank, der im Raum stand, und steckte den Schlüssel ins Schloss. Dahinter verbarg sich ein Loch in der Wand. Er zog die Schranktüren hinter sich zu und ging durch das Loch, eine Treppe hinunter. Sie führte in einen schwach beleuchteten Kelleraum, in dessen Mitte ein marmorner Schreibtisch stand. Daran saß die Elfe, die er suchte. Er griff nach einem Stuhl und setzte sich. Die Altmer blickte auf ihren Gast. "Und ihr seid wer?" - "Aber ja, verzeiht. Buntes-Blut, kaiserlicher Bote."
Ihre Augen weiteten sich, und sie nickte anerkennend. "Höflich und dazu noch kaiserlicher Bote, das sieht man selten. Aber ein Argonier? Nichts gegen euch oder euer Volk... aber der letzte Kaiserliche den ich getroffen habe, hat Tiermenschen ausgebeutet und euch als stinkendes, nutzloses Pack bezeichnet." Als sie die Verwirrung in seinen Augen sah, fügte sie hinzu: "Naja, jetzt ist er Sklave in einem Ork-Lager und kann seine Männlichkeit in seiner Manteltasche mit sich herumtragen." - "Ich wurde von einem kaiserlichen Jäger, einem Dunmer und einer Orkmagd groß gezogen, daher auch mein Name. Irgendwie fand ich dann zur Armee." - "Ich verstehe. Und was will das mächtige Kaiserreich von mir?" Sie betonte 'mächtig' recht deutlich. Nachdem sie den Bürgerkrieg verloren hatte, hatte die kaiserliche Armee nahezu keinen Einfluss mehr in Himmelsrand. Die Augen der Echse glänzten. "Rajik-Sha. Faljorn, der Fleischer. Urguth gra-Magrok. Vicente Valtieri." Die Altmer konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. "Ihr wollt doch nicht etwa reklamieren?" Die Namen gehörten politischen Gegnern des Kaisers oder Verbrechern, die sie für jenen in der Vergangenheit ausgeschaltet hatte, und waren nur eine kleine Auswahl. Rajik-Sha, der größte Mondzuckerlieferant zwischen Himmelsrand und Elsweyr. Faljorn, ein Psychopath, der seinen Spitznamen aufgrund seiner Vorgehensweise beim Morden bekommen hatte. Urguth, die die Orks in Himmelsrand unter ihrem Banner versammelt hatte, und so zu einer zu großen politischen Gefahr geworden war. Und natürlich Vicente, ihr letztes Opfer. Ein Vampir, den das Kaiserreich schon seit über 200 Jahren jagte, weil man ihm Verbindungen zur Dunklen Bruderschaft nachsagte. "Ja, der alte Bretone... Wobei, was bedeutet Alter schon, wenn man untot ist? War auf jeden Fall ein ordentlicher Kampf. Also, hat sich unsere Großkotzigkeit jetzt dafür entschieden, dass ihm die Morde doch nicht in den Kram passen? Vielleicht solltet ihr euch da eher an den nächsten Nekromantenzirkel wenden..." Buntes-Blut unterbrach sie. "Lasst die Scherze. Nein, es geht darum, dass ihr all diese Aufträge, und noch viele mehr, perfekt ausgeführt habt. Gerade für eine Altmer ist es doch verwunderlich, mit welcher Präzision ihr tötet. Der Kaiser ist beeindruckt, und jetzt benötigt er. - benötigen wir - eure Hilfe, für etwas besonderes." Die Elfe kicherte und lehnte sich zurück. "Na dann, wenn das SO ist. Soll ich am Geburtstag unseres großen Herrschers nackt aus einer Torte hüpfen? Nicht, dass der alte Sack uns noch an seinem schwachen Herz zu Grunde geht."
Es war ihr die größte Freude, zu beobachten, wie sehr sich Buntes-Blut anstrengen musste, die Fassung zu behalten. "Nein, hört zu. Ihr wisst, dass die Tochter des Jarls von Weißlauf heiratet?" - "Die kleine Elisa? Aber natürlich. Ein süßes Ding. Heiratet sogar einen colovianischen Adligen. Wo ist euer Problem?" Buntes-Bluts Blick verfinsterte sich. "Die Familie hat einen Schmied aus Ivarstatt eingeladen, einen alten Freund der Familie. Auf dem Weg nach Weißlauf haben er und seine Frau einen fahrenden Händler getroffen." - "Lasst mich raten... jetzt ist der Schmied mit dem Händler durchgebrannt, die Frau ist aber Großgroßhalbcousine mütterlicherseits des Kaisers und möchte ihn umbringen lassen. Der Kontaktmann ist ein Ork in Rifton, der karierte Unterwäsche trägt und mit Welpen jongliert; und ich soll der Leiche Kindergedichte einritzen. Na? Na? Na?" Wäre der Bote ein Mensch oder Mer gewesen, dann wäre er jetzt rot angelaufen. Er sprang auf und schrie: "Verdammt nochmal! Da führt man ja mit Sheogorath sinnvollere Diskussionen! Hört mir einfach zu." Sie kicherte. "Ja, setzt euch, und kommt endlich zum Punkt."
Buntes-Blut setzte sich wieder hin und fuhr fort. "Das Pferd des Händlers wurde zerstückelt. Die Frau des Schmieds wurde regelrecht zerfleischt, und der Schmied selbst ist geistig völlig verwirrt. Und der Händler... bei den Göttern." Die Echse holte Luft. "Jemand hat ihm die Augen rausgerissen und sein Schwert durchs Herz gerammt." Die Elfe lehnte sich nach vorne und stütze sich am Schreibtisch ab. "Jetzt wird’s interessant." Er nickte. "Ich weiß leider nicht mehr, außer, dass der Schmied und die Leichen jetzt in Weißlauf sind und der Jarl um Diskretion bittet. Mir hat man nur gesagt, dass ich Nilwen holen soll. Eine Altmer, hier in Flusswald, die beste Agentin und Mörderin, die Himmelsrand zu bieten hat." Die Elfe kicherte wieder. "Wie niedlich. Aber das klingt mal nach was anderem als Vampire zu köpfen oder Sklaventreiber zu kastrieren. Wie schaut die Bezahlung aus?" - "Nach oben offen." Nilwen pfiff anerkennend. "Das erlaubt sich der Alte aber auch selten. Nun gut... eine Frage noch. Was interessiert es die Kaiserlichen, was hier passiert? Und warum kümmern sich keine Wachen darum?" Buntes-Blut schaute verdutzt. "Das sollte doch offensichtlich sein. Die Sturmmäntel sind unfähige, aus Bauern rekrutierte Kinder, die gerade mal so mit einem Schwert umgehen können. Wie sollen die das - was auch immer das getan hat - aufhalten können? Die glauben an einen Raubmord, diese Trottel. Aber ich sage euch, was auch immer das war: es ist nicht von dieser Welt. Löst den Fall, und sowohl euren Geldbeutel als auch unserem Ansehen soll's nicht schaden." - "Daher weht der Wind... 'Kaiserreich stoppt den Pferdemetzger'. Ich bezweifle zwar, dass ihr mit so etwas wieder Fuß im schönen Himmelsrand fassen könnt, aber mein Schaden soll's nicht sein. Ihr könnt mich morgen Nachmittag in Weißlauf erwarten." Der Argonier nickte, und bedankte sich. Dann eilte er die Treppe hoch, legte den Schlüssel auf die Theke des Gasthauses, und rannte nach draußen. Keine Sekunde länger wollte er mit dieser Verrückten in einem Haus verbringen. Wie kam der Kommandant überhaupt auf so eine seltsame Person? Selbst wenn sie wirklich so gut war - er hoffte, nie wieder mit ihr arbeiten zu müssen.
Kapitel 1 - Ankunft in Weißlauf
"Herr! Ihr solltet im Bett sein!" Eine besorgte Magd rannte auf den Jarl von Weißlauf zu, der am Aussichtspunkt der Drachenfeste stand. Sich mit den Händen am uralten, kalten Stein abstützend, blickte er in die Ferne. "Merkt ihr nicht, wie kalt es ist? Ihr holt euch noch den Tod, gerade in eurer Verfassung!" - "Oh doch. Es ist ZU kalt. Ich lebe seit 74 Jahren in Weißlauf, aber die Temperaturen waren noch nie so unerträglich. Haltet ihr das für normal?" Sie zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht... Die seltsamen Ereignisse letztens, die haben mich schon genug verwirrt." - "Das glaube ich euch gern." Sein Blick schweifte wieder über die Ebenen unter der gewaltigen Festung. "Da unten braut sich etwas zusammen." Der Jarl drehte sich um. "Ich werde jetzt etwas schlafen."
Aber nicht nur dem alten Nord war die ungewöhnliche, beißende Kälte aufgefallen. Aus dem Süden kam ein dunkel gekleideter, vermummter Reiter auf einem Schimmel angeritten. Er hielt an den Ställen, sprang von seinem Pferd, band es an einen Pfahl und warf dem Stallmeister einen Beutel mit Gold zu. Dieser nickte nur. Der Reiter folgte jetzt dem geschwungenen Pfad nach oben, und nach einigen Minuten war er am Haupttor angekommen. Zwei Wachen kamen auf ihn zu, mit der Hand am Schwert. "Halt, Fremder!", rief der eine. "Der Zutritt zur Stadt ist Fremden zur Zeit verboten! Wer seid ihr, und was wollt ihr hier?" - "Ich glaube, der Jarl erwartet mich." Der Reiter griff unter seinen Mantel und zog einen gesiegelten Brief hervor, und überreichte ihn der Wache. Während der andere Wachmann sie weiter misstrauisch beäugte, öffnete der zweite das Dokument und las es. Sein Gesicht, das wegen der Kälte sowieso schon einen leichten blau-grauen Ton hatte, verlor jetzt restlos jegliche Farben. Hektisch drehte er sich um, faltete den Brief wieder zusammen und drückte ihn dem Unbekannten in die Hand. "Verzeiht... Verzeiht vielmals! Ich werde den Jarl sofort von eurer Anwesenheit in Kenntnis setzen!" Der Fremde nickte, und folgte dem Soldat in die Stadt.
Weißlauf wirkte wie ausgestorben. Das Feuer des Stadtschmiedes war erkaltet, der Marktplatz verschneit und menschenleer. Alle blieben in ihren Häusern und versuchten, sich zu wärmen - kaum einer war diese erdrückende Kälte gewohnt. Nilwen schlenderte ein wenig über den Markt, suchte nach Veränderungen seit ihrem letzten Besuch. Aber kaum etwas hatte sich verändert; ein langweiliges, aber glückliches Städtchen. Ein Spaziergang durch den Wolkenbezirk bestätigte dies: Prachtvolle, aber fest verschlossene Nord-Villen, und der Gulden-Grün-Baum, der das düstere Ambiente ein wenig aufleuchtete. Ihr nächstes Ziel war die Drachenfeste.
Im Thronsaal war es wohlig warm, und die knisternden Feuer erweckten auch optisch einen Eindruck von Gemütlichkeit. Die Elfe ging eine weitere Treppe nach oben und sah, dass außer den Mägden, die gerade Geschirr auftrugen, nur ein hektischer Nord durch die Halle rannte. Hier und da keuchte er einen Befehl, wedelte mit den Armen und schaute die Dienstmädchen verwirrt an. Sie näherte sich ihm. "Verzeiht, ich suche den Jarl." Der Nord guckte abschätzig auf sie herab. "Wer seid ihr, Kerl? Raus mit euch, bevor ich euch Beine mache!" - "Erstens, werter Herr, bin ich kein Kerl", während sie dies sagte, zog die Elfe ihre Kapuze zurück und nahm das Tuch, das sie vor dem Gesicht trug, herunter, "Zweitens, dürfte es recht nützlich sein, wenn ihr Beine machen könnt, denn wenn ihr nochmal so frech seid, könnte es passieren, dass ich sie euch abschneide. Ich bin vom Jarl beauftragt." - "Was? Oh... Ihr seid. Aber ja. Verzeiht, ich bin gestresst. Erst die Hochzeit, der Mord, das seltsame Wetter..." - "Fangen wir doch einmal mit eurem Namen an." - "Natürlich. Ich bin Arnleif Bären-Töter, der Vogt des Jarls. Ich fürchte, es geht ihm zur Zeit nicht so gut... Er ruht sich gerade etwas aus. Aber ihr könntet in den Kerker, den Schmied befragen, und die Leichen begutachten, falls ihr möchtet." Sie nickte. "Nur zu gern."
Arnleif entzündete eine Fackel und ging eine lange Treppe Richtung Kerker; die Altmer folgte ihm. "Was ihr hier seht und hört, muss unter Verschluss bleiben. Der Jarl will die Angelegenheit äußerst diskret gelöst haben. Ihr versteht?" - "Wer weiß alles davon?" - "Ein paar der Wachen, die die Leichen gefunden haben. Aber wir haben immer wieder Gewalttaten, und sie gehen von einem Raubmord aus. Dann noch die Herrscherfamilie, ich, und unsere Hofzaubererin, Dovena Dran. Sonst niemand, zumindest in Weißlauf nicht." - "Und die Kaiserlichen?" Er hielt an und schaute unwissend. "Ich weiß nicht, wen der Jarl genau beauftragt hat. Irgendein Argonier war letztens hier." Sie waren an einer schweren Tür angelangt, die man mit Stahl verstärkt hatte. Arnleif zückte einen Schlüssel und öffnete sie. "Geht hinein. Ich muss noch etwas im Saal organisieren, falls ihr mich braucht. Die Magierin wird euch alles weitere zeigen."
Nilwen trat ein. Es war ein kleiner Raum, der nach hinten mit einem Vorhang abgetrennt war. Rechts von ihr war eine Gittertür, die wohl in den Zellentrakt führte. Hinter dem Vorhang schaute plötzlich eine ältere Dunkelelfe hervor. "Ah, willkommen. Ihr seid die kaiserliche Agentin? Wir haben euch erwartet. Ich bin Dovena Dran, die Hofmagierin." Sie streckte ihre Hand aus, aber die Altmer reagierte nicht. "Namen sind Schall und Rauch, aber meiner lautet Nilwen." Leicht verwirrt zog die Zaubererin die Hand zurück. "Nun gut. Seid ihr nicht die Tochter von..." - "Das spielt keine Rolle. Was ist also nun so ungewöhnlich an den Leichen? Dürfte ich sie mal sehen?" - "Natürlich. Folgt mir." Sie schob den Vorhang beiseite und deutete ihrem Gast, zu folgen. Dahinter standen zwei Tische. Auf einem lag eine ältere Nord, deren Oberkörper regelrecht zerfetzt war. Mehrere Organe schienen zu fehlen. Auf dem anderen lag ein normal gewachsener männlicher Mensch, vielleicht Kaiserlicher oder Bretone. Neben seinen fehlenden Augäpfeln war die Wunde in seiner Brust eins der auffälligsten Merkmale. Nilwen trat an die Leiche heran. "Die Hände sind voller Blut und irgendwie... deformiert; zu groß geraten. Findet ihr nicht? Und seine Nägel sind abgebrochen." - "Stimmt. Wir haben noch keine Erklärung dafür." - "Die Nord wurde regelrecht ausgeweidet. Irgendwas großes, mit Klauen. Schmerzhafter Tod. Habt ihr schonmal ein Werwolfopfer gesehen?" Die Dunmer schwieg. "Die Wunden sind ähnlich, aber das hier... Ein Werwolf kann nicht mit so viel Präzision arbeiten. Wer oder was auch immer diese Frau getötet hat, war zwar ein genauso blutrünstiges, wildes Monster - aber doch irgendwie kontrolliert. Außer den Rumpfverletzungen hat sie nicht einen einzigen Kratzer. Ein Werwolf hätte sie in Sekunden zerrissen." Sie warf einen Blick in das Gesicht der alten Frau. "Außer durch professionelles, jahrelanges Training kann man einen Werwolfangriff normalerweise nicht überleben. Ich hörte von einem Nord, der von einem der Dinger überrascht wurde und nach hinten stolperte - in einen Speer, den er für die Jagd vorbereitet hatte. Der Wolf sprang ihn an und spießte sich selber auf. Allerdings starb der arme Kerl dann an der Tatsache, dass, er das Vieh nicht mehr von sich runter bekam. Ironisch, nicht? Aber jetzt zurück zu unseren Leichen. Der Mann hat sich selbst erstochen." - "Wie kommt ihr darauf?" - "Seht euch die Verletzung in seiner Brust an. Wenn jemand von vorne erstochen wird, liegt der Eintrittswinkel anders. Diese Wunde hier wurde von schräg oben zugefügt - weil er das Schwert vor sich gehalten und es sich ins Herz gerammt hat. Ich finde es nur seltsam, wie jemand es geschafft hat, seine Augen zu entfernen, ohne sein Gesicht oder den Kopf zu verletzen. Wieder kein einziger Kratzer." Die Dunmer nickte anerkennend. "Ich bin beeindruckt. Ihr seid besser als die Spinner, die mir der Jarl sonst schickt. Wir könnten jetzt mit dem Schmied reden, wenn ihr wollt... aber ich denke nicht, dass das viel bringt." - "Wieso nicht?" - "Seht selbst." Dovena ging zur Gittertür und öffnete sie. "Folgt mir."
Die beiden gingen durch einen Tunnel und gelangten in den Kerker der Stadt. Es war modrig, kalt und schmutzig - genau so, wie man sich ein Gefängnis vorstellen könnte. Es gab ein halbes dutzend Zellen, aber keine schien bewohnt zu sein, bis auf die eine, ganz hinten, vor der eine Wache saß. Die Hofmagierin winkte den Wärter zu sich und schickte ihn nach draußen. Nilwen schaute in die Zelle - nur die nötigsten Möbel waren darin. In einer dunklen Ecke saß eine kleine, zusammengekauerte Gestalt. "Hey, Brugnir. Ich hab Besuch für euch." Die Gestalt sah zu den beiden Elfen auf. "Augen. So viele Augen. Augen in Augen auf Augen um Augen bei Augen." Nilwen verschränkte die Arme. "Wie faszinierend. Ich will da rein." - "Wir wissen nicht, ob er aggressiv werden könnte, und ich denke, dass..." - "Wie denkwürdig ein Beinbruch sein kann..." - "Bei Azura, wenn ihr meint. Es ist euer Leben." Sie schloss die Zelle auf, und die Agentin ging hinein. Das Zuknallen der eisernen Tür hinter ihr hallte in ihren Ohren. "Ihr seid also Brugnir?"
"Was soll das heißen? Sie ist schon da?" - "Ja, mein Jarl. Sie ist vor etwa 2 Stunden eingetroffen." Der Jarl knurrte. "Ich habe doch gesagt, ihr sollt mich benachrichtigen!" - "Verzeiht, aber ihr habt geschlafen, und bei eurer Gesundheit... mit Verlaub, ihr solltet euch ausruhen." - "Bringt sie hierher, wenn sie aus dem Kerker kommt. Ich muss dringend mit ihr reden."
"Ihr wart in einem Wald, habe ich gehört. Was ist dort geschehen?" - "Die Augen. DIE AUGEN! Das Ding. Der Meister. Er nimmt alles und nichts. Seht ihr nicht? Könnt ihr nicht sehen? SEHT IHR ES NICHT?!" Während der Nord hektisch wurde und schrie, blieb die Elfe völlig ruhig. "Ich kann es nicht sehen. Beschreibt es mir." Seine Augen weiteten sich, und er sah sie erstaunt an. "Sie sieht es nicht. Meister, sie sieht es nicht! Ha! Der Meister wird dich erleuchten! DICH ERLEUCHTEN! ERLEUCHTEN! ERLEUCHTEN!" Brugnir fing an, manisch zu lachen, und kauerte sich wieder in seine Ecke. "Erleuchtung! Er kommt!" Nilwen schüttelte den Kopf. "Hoffnungslos." Sie verließ die Zelle. "Ich würde jetzt gern den Jarl sprechen." - "Gut." Kaum waren sie ein paar Schritte gegangen, hörten sie noch einmal die Stimme des Verrückten hinter sich. "Verbrennt sie." Nilwen drehte sich um. "Verbrennen? Wen?" - "Verbrennt die Leichen. Der Meister wird kommen, und sie verzehren. So wie euch. Ihr seht es nicht, aber er KOMMT! DER MEISTER!" Er kauerte sich wieder zusammen und lachte. "Der Meister! MEISTER! RETTET MICH!" Sie schüttelte den Kopf und verließ den Kerker.
Als sie in die Haupthalle zurückkamen, waren die Tische gedeckt und Arnleif Bären-Töter wartete bereits auf sie. "Verzeiht, aber der Jarl erwartet euch, und wünscht, dass ihr mit ihm speist. Setzt euch bitte." Der Vogt zeigte auf einen Platz neben einem gebrechlich wirkenden, bärtigen Nord. Seine prächtig geschmückten Gewänder machten seinen Stand deutlich. Nilwen setze sich neben ihn. "Ihr seid also Bjalfi Schild-Schwinger, der berühmte Schmiedemeister?" Der Alte musterte sie eine Weile, dann antwortete er: "Ich würde mich nicht als berühmt bezeichnen... Ihr seid also die beste Agentin des Kaisers? Verzeiht, aber ich hätte keine Altmer erwartet." Sie rümpfte die Nase. "Wieso? Weil alle Elfen zum Aldmeri-Bund gehören? Nur Narren glauben so etwas." - "Ich wollte euch nicht beleidigen." - "Habe ich das je behauptet?" Einen Moment lang herrschte Stille. "Nun gut, lasst uns erst einmal essen, dann sehen wir weiter!"
Die Mägde und Diener kamen herein und servierten die delikatesten Köstlichkeiten; Filets, Steaks, Pasteten, Suppen, Salate, und noch einiges mehr. "Schlagt zu!", meinte der Jarl, seinem Gast zugewandt. "Nach euch... mein Appetit ist mir da unten vergangen." Während die Teller der Anwesenden sich füllten, nutzte Nilwen den Moment, um sie zu beobachten. Am selben Tisch mit ihr saßen eine junge Frau und ihr Mann - Elisa Schild-Schwinger, die Tochter des Jarl, und ihr Verlobter. Ein Platz neben Nilwen selbst war frei - er war wohl für den Sohn des Jarl, Thogart, der aber nicht aufzutauchen schien. Ihr gegenüber saßen die Hofmagierin, der Vogt, ein Soldat (vermutlich der Wachkommandant) und ein vermummter Mann. Wie Nilwen schien er nur wenig Interesse am Essen zu haben, denn er saß mit verschränkten Armen und zurückgelehnt auf seinem Stuhl. "Jarl, wieso beauftragt ihr die Kaiserlichen für diese Angelegenheit? Sie haben keinen Einfluss." Er kippte Bratensoße über ein Horker-Filet und sah zu ihr herüber. "Aber sie sind motiviert und gebildet - mehr als so mancher Sturmmantel. Glaubt mir, ich habe es ja versucht. Allerdings hat Ulfric uns nicht gerade die beste Verbrechensaufklärung beschert. Sagt, habt ihr schon etwas herausfinden können?" Sie schüttelte den Kopf. "Noch nichts konkretes. Ich habe ein paar Ideen, aber... der Schmied wirkte recht verwirrt. Nicht mal Sheogorath richtet jemanden so zu." - "Ihr scheint einige Erfahrung zu haben." Sie lächelte. "Deswegen bin ja auch ich hier, und kein Nord-Bauer." Die nächsten Minuten vergingen ruhig, denn bis auf Nilwen und den Vermummten waren alle mit den Unmengen an Essen beschäftigt, die sich auf dem Tisch stapelten. Sie sah immer wieder zu dem Unbekannten hinüber - wer war er? Der Jarl öffnete den obersten Knopf seines Hemdes. "Sagt, was haltet ihr von den Wunden?" - "Mh? Ach, die Wunden. Ja, seltsam. Schwer wie die Hiebe eines Orks, aber dennoch so präzise wie der Schuss eines Elfenschützen. Ich habe so etwas noch nie gesehen." Das fahle Gesicht Schild-Schwingers schien noch ein wenig mehr Farbe verloren zu haben. "Aber es war kein Mensch, oder?" Er öffnete einen weiteren Knopf, und Nilwen konnte seinen schweren Atem hören. "Nein. Die Verletzungen wurden mit Klauen zugefügt, das kann ich ziemlich sicher sagen." Die Atemzüge wurden schneller. Die Magierin mischte sich ebenfalls ein: "Aber wie soll etwas mit Klauen dem Händler die Augen rausgerissen haben? Und dann, ohne eine Sauerei zu veranstalten?" Der Jarl begann zu husten. "Das Filet... war heute... etwas trocken und bitter..." Eine kleine rothwardonische Magd, die die ganze Zeit neben dem Buffet gestanden war, räusperte sich. "Es tut mir sehr leid, Jarl, aber ich habe alles so gekocht wie sonst auch..." Mit der linken Hand griff er sich zitternd an die Brust, öffnete einen weiteren Knopf; die rechte hielt er sich vor den Mund, um seinen Hustenanfall zu dämpfen. Als er die Hand wieder senkte, erfüllte ein Kreischen den Raum - die Stimme Elisas. An der Hand ihres Vaters lief Blut hinab. Jetzt sahen alle Beteiligten, dass dem Herrscher auch Blut aus dem Mund und das Gesicht herunterlief. Der Vogt sprang auf. "Herr! Was ist mit euch?" Bjalfi wischte sich über den Mund und sah entsetzt auf seine Hände. "Was... ich..." Auch die anderen standen jetzt auf und mehrere Wachmänner kamen mit gezogenen Waffen angerannt. Der Jarl spuckte mehrere blutige Klumpen aus, und griff sich wieder an die Brust. Man konnte noch ein letztes Stöhnen hören, denn er wand sich ein paar Momente lang auf seinem Stuhl; und so mussten die Gäste mit ansehen, wie Jarl Bjalfi Schild-Schwinger, der Herr von Weißlauf, über seinem Abendessen zusammenbrach. Ein Schrei seiner Tochter riss die Anwesenden aus ihrem Entsetzen: "Mord!"
"Herr! Ihr solltet im Bett sein!" Eine besorgte Magd rannte auf den Jarl von Weißlauf zu, der am Aussichtspunkt der Drachenfeste stand. Sich mit den Händen am uralten, kalten Stein abstützend, blickte er in die Ferne. "Merkt ihr nicht, wie kalt es ist? Ihr holt euch noch den Tod, gerade in eurer Verfassung!" - "Oh doch. Es ist ZU kalt. Ich lebe seit 74 Jahren in Weißlauf, aber die Temperaturen waren noch nie so unerträglich. Haltet ihr das für normal?" Sie zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht... Die seltsamen Ereignisse letztens, die haben mich schon genug verwirrt." - "Das glaube ich euch gern." Sein Blick schweifte wieder über die Ebenen unter der gewaltigen Festung. "Da unten braut sich etwas zusammen." Der Jarl drehte sich um. "Ich werde jetzt etwas schlafen."
Aber nicht nur dem alten Nord war die ungewöhnliche, beißende Kälte aufgefallen. Aus dem Süden kam ein dunkel gekleideter, vermummter Reiter auf einem Schimmel angeritten. Er hielt an den Ställen, sprang von seinem Pferd, band es an einen Pfahl und warf dem Stallmeister einen Beutel mit Gold zu. Dieser nickte nur. Der Reiter folgte jetzt dem geschwungenen Pfad nach oben, und nach einigen Minuten war er am Haupttor angekommen. Zwei Wachen kamen auf ihn zu, mit der Hand am Schwert. "Halt, Fremder!", rief der eine. "Der Zutritt zur Stadt ist Fremden zur Zeit verboten! Wer seid ihr, und was wollt ihr hier?" - "Ich glaube, der Jarl erwartet mich." Der Reiter griff unter seinen Mantel und zog einen gesiegelten Brief hervor, und überreichte ihn der Wache. Während der andere Wachmann sie weiter misstrauisch beäugte, öffnete der zweite das Dokument und las es. Sein Gesicht, das wegen der Kälte sowieso schon einen leichten blau-grauen Ton hatte, verlor jetzt restlos jegliche Farben. Hektisch drehte er sich um, faltete den Brief wieder zusammen und drückte ihn dem Unbekannten in die Hand. "Verzeiht... Verzeiht vielmals! Ich werde den Jarl sofort von eurer Anwesenheit in Kenntnis setzen!" Der Fremde nickte, und folgte dem Soldat in die Stadt.
Weißlauf wirkte wie ausgestorben. Das Feuer des Stadtschmiedes war erkaltet, der Marktplatz verschneit und menschenleer. Alle blieben in ihren Häusern und versuchten, sich zu wärmen - kaum einer war diese erdrückende Kälte gewohnt. Nilwen schlenderte ein wenig über den Markt, suchte nach Veränderungen seit ihrem letzten Besuch. Aber kaum etwas hatte sich verändert; ein langweiliges, aber glückliches Städtchen. Ein Spaziergang durch den Wolkenbezirk bestätigte dies: Prachtvolle, aber fest verschlossene Nord-Villen, und der Gulden-Grün-Baum, der das düstere Ambiente ein wenig aufleuchtete. Ihr nächstes Ziel war die Drachenfeste.
Im Thronsaal war es wohlig warm, und die knisternden Feuer erweckten auch optisch einen Eindruck von Gemütlichkeit. Die Elfe ging eine weitere Treppe nach oben und sah, dass außer den Mägden, die gerade Geschirr auftrugen, nur ein hektischer Nord durch die Halle rannte. Hier und da keuchte er einen Befehl, wedelte mit den Armen und schaute die Dienstmädchen verwirrt an. Sie näherte sich ihm. "Verzeiht, ich suche den Jarl." Der Nord guckte abschätzig auf sie herab. "Wer seid ihr, Kerl? Raus mit euch, bevor ich euch Beine mache!" - "Erstens, werter Herr, bin ich kein Kerl", während sie dies sagte, zog die Elfe ihre Kapuze zurück und nahm das Tuch, das sie vor dem Gesicht trug, herunter, "Zweitens, dürfte es recht nützlich sein, wenn ihr Beine machen könnt, denn wenn ihr nochmal so frech seid, könnte es passieren, dass ich sie euch abschneide. Ich bin vom Jarl beauftragt." - "Was? Oh... Ihr seid. Aber ja. Verzeiht, ich bin gestresst. Erst die Hochzeit, der Mord, das seltsame Wetter..." - "Fangen wir doch einmal mit eurem Namen an." - "Natürlich. Ich bin Arnleif Bären-Töter, der Vogt des Jarls. Ich fürchte, es geht ihm zur Zeit nicht so gut... Er ruht sich gerade etwas aus. Aber ihr könntet in den Kerker, den Schmied befragen, und die Leichen begutachten, falls ihr möchtet." Sie nickte. "Nur zu gern."
Arnleif entzündete eine Fackel und ging eine lange Treppe Richtung Kerker; die Altmer folgte ihm. "Was ihr hier seht und hört, muss unter Verschluss bleiben. Der Jarl will die Angelegenheit äußerst diskret gelöst haben. Ihr versteht?" - "Wer weiß alles davon?" - "Ein paar der Wachen, die die Leichen gefunden haben. Aber wir haben immer wieder Gewalttaten, und sie gehen von einem Raubmord aus. Dann noch die Herrscherfamilie, ich, und unsere Hofzaubererin, Dovena Dran. Sonst niemand, zumindest in Weißlauf nicht." - "Und die Kaiserlichen?" Er hielt an und schaute unwissend. "Ich weiß nicht, wen der Jarl genau beauftragt hat. Irgendein Argonier war letztens hier." Sie waren an einer schweren Tür angelangt, die man mit Stahl verstärkt hatte. Arnleif zückte einen Schlüssel und öffnete sie. "Geht hinein. Ich muss noch etwas im Saal organisieren, falls ihr mich braucht. Die Magierin wird euch alles weitere zeigen."
Nilwen trat ein. Es war ein kleiner Raum, der nach hinten mit einem Vorhang abgetrennt war. Rechts von ihr war eine Gittertür, die wohl in den Zellentrakt führte. Hinter dem Vorhang schaute plötzlich eine ältere Dunkelelfe hervor. "Ah, willkommen. Ihr seid die kaiserliche Agentin? Wir haben euch erwartet. Ich bin Dovena Dran, die Hofmagierin." Sie streckte ihre Hand aus, aber die Altmer reagierte nicht. "Namen sind Schall und Rauch, aber meiner lautet Nilwen." Leicht verwirrt zog die Zaubererin die Hand zurück. "Nun gut. Seid ihr nicht die Tochter von..." - "Das spielt keine Rolle. Was ist also nun so ungewöhnlich an den Leichen? Dürfte ich sie mal sehen?" - "Natürlich. Folgt mir." Sie schob den Vorhang beiseite und deutete ihrem Gast, zu folgen. Dahinter standen zwei Tische. Auf einem lag eine ältere Nord, deren Oberkörper regelrecht zerfetzt war. Mehrere Organe schienen zu fehlen. Auf dem anderen lag ein normal gewachsener männlicher Mensch, vielleicht Kaiserlicher oder Bretone. Neben seinen fehlenden Augäpfeln war die Wunde in seiner Brust eins der auffälligsten Merkmale. Nilwen trat an die Leiche heran. "Die Hände sind voller Blut und irgendwie... deformiert; zu groß geraten. Findet ihr nicht? Und seine Nägel sind abgebrochen." - "Stimmt. Wir haben noch keine Erklärung dafür." - "Die Nord wurde regelrecht ausgeweidet. Irgendwas großes, mit Klauen. Schmerzhafter Tod. Habt ihr schonmal ein Werwolfopfer gesehen?" Die Dunmer schwieg. "Die Wunden sind ähnlich, aber das hier... Ein Werwolf kann nicht mit so viel Präzision arbeiten. Wer oder was auch immer diese Frau getötet hat, war zwar ein genauso blutrünstiges, wildes Monster - aber doch irgendwie kontrolliert. Außer den Rumpfverletzungen hat sie nicht einen einzigen Kratzer. Ein Werwolf hätte sie in Sekunden zerrissen." Sie warf einen Blick in das Gesicht der alten Frau. "Außer durch professionelles, jahrelanges Training kann man einen Werwolfangriff normalerweise nicht überleben. Ich hörte von einem Nord, der von einem der Dinger überrascht wurde und nach hinten stolperte - in einen Speer, den er für die Jagd vorbereitet hatte. Der Wolf sprang ihn an und spießte sich selber auf. Allerdings starb der arme Kerl dann an der Tatsache, dass, er das Vieh nicht mehr von sich runter bekam. Ironisch, nicht? Aber jetzt zurück zu unseren Leichen. Der Mann hat sich selbst erstochen." - "Wie kommt ihr darauf?" - "Seht euch die Verletzung in seiner Brust an. Wenn jemand von vorne erstochen wird, liegt der Eintrittswinkel anders. Diese Wunde hier wurde von schräg oben zugefügt - weil er das Schwert vor sich gehalten und es sich ins Herz gerammt hat. Ich finde es nur seltsam, wie jemand es geschafft hat, seine Augen zu entfernen, ohne sein Gesicht oder den Kopf zu verletzen. Wieder kein einziger Kratzer." Die Dunmer nickte anerkennend. "Ich bin beeindruckt. Ihr seid besser als die Spinner, die mir der Jarl sonst schickt. Wir könnten jetzt mit dem Schmied reden, wenn ihr wollt... aber ich denke nicht, dass das viel bringt." - "Wieso nicht?" - "Seht selbst." Dovena ging zur Gittertür und öffnete sie. "Folgt mir."
Die beiden gingen durch einen Tunnel und gelangten in den Kerker der Stadt. Es war modrig, kalt und schmutzig - genau so, wie man sich ein Gefängnis vorstellen könnte. Es gab ein halbes dutzend Zellen, aber keine schien bewohnt zu sein, bis auf die eine, ganz hinten, vor der eine Wache saß. Die Hofmagierin winkte den Wärter zu sich und schickte ihn nach draußen. Nilwen schaute in die Zelle - nur die nötigsten Möbel waren darin. In einer dunklen Ecke saß eine kleine, zusammengekauerte Gestalt. "Hey, Brugnir. Ich hab Besuch für euch." Die Gestalt sah zu den beiden Elfen auf. "Augen. So viele Augen. Augen in Augen auf Augen um Augen bei Augen." Nilwen verschränkte die Arme. "Wie faszinierend. Ich will da rein." - "Wir wissen nicht, ob er aggressiv werden könnte, und ich denke, dass..." - "Wie denkwürdig ein Beinbruch sein kann..." - "Bei Azura, wenn ihr meint. Es ist euer Leben." Sie schloss die Zelle auf, und die Agentin ging hinein. Das Zuknallen der eisernen Tür hinter ihr hallte in ihren Ohren. "Ihr seid also Brugnir?"
"Was soll das heißen? Sie ist schon da?" - "Ja, mein Jarl. Sie ist vor etwa 2 Stunden eingetroffen." Der Jarl knurrte. "Ich habe doch gesagt, ihr sollt mich benachrichtigen!" - "Verzeiht, aber ihr habt geschlafen, und bei eurer Gesundheit... mit Verlaub, ihr solltet euch ausruhen." - "Bringt sie hierher, wenn sie aus dem Kerker kommt. Ich muss dringend mit ihr reden."
"Ihr wart in einem Wald, habe ich gehört. Was ist dort geschehen?" - "Die Augen. DIE AUGEN! Das Ding. Der Meister. Er nimmt alles und nichts. Seht ihr nicht? Könnt ihr nicht sehen? SEHT IHR ES NICHT?!" Während der Nord hektisch wurde und schrie, blieb die Elfe völlig ruhig. "Ich kann es nicht sehen. Beschreibt es mir." Seine Augen weiteten sich, und er sah sie erstaunt an. "Sie sieht es nicht. Meister, sie sieht es nicht! Ha! Der Meister wird dich erleuchten! DICH ERLEUCHTEN! ERLEUCHTEN! ERLEUCHTEN!" Brugnir fing an, manisch zu lachen, und kauerte sich wieder in seine Ecke. "Erleuchtung! Er kommt!" Nilwen schüttelte den Kopf. "Hoffnungslos." Sie verließ die Zelle. "Ich würde jetzt gern den Jarl sprechen." - "Gut." Kaum waren sie ein paar Schritte gegangen, hörten sie noch einmal die Stimme des Verrückten hinter sich. "Verbrennt sie." Nilwen drehte sich um. "Verbrennen? Wen?" - "Verbrennt die Leichen. Der Meister wird kommen, und sie verzehren. So wie euch. Ihr seht es nicht, aber er KOMMT! DER MEISTER!" Er kauerte sich wieder zusammen und lachte. "Der Meister! MEISTER! RETTET MICH!" Sie schüttelte den Kopf und verließ den Kerker.
Als sie in die Haupthalle zurückkamen, waren die Tische gedeckt und Arnleif Bären-Töter wartete bereits auf sie. "Verzeiht, aber der Jarl erwartet euch, und wünscht, dass ihr mit ihm speist. Setzt euch bitte." Der Vogt zeigte auf einen Platz neben einem gebrechlich wirkenden, bärtigen Nord. Seine prächtig geschmückten Gewänder machten seinen Stand deutlich. Nilwen setze sich neben ihn. "Ihr seid also Bjalfi Schild-Schwinger, der berühmte Schmiedemeister?" Der Alte musterte sie eine Weile, dann antwortete er: "Ich würde mich nicht als berühmt bezeichnen... Ihr seid also die beste Agentin des Kaisers? Verzeiht, aber ich hätte keine Altmer erwartet." Sie rümpfte die Nase. "Wieso? Weil alle Elfen zum Aldmeri-Bund gehören? Nur Narren glauben so etwas." - "Ich wollte euch nicht beleidigen." - "Habe ich das je behauptet?" Einen Moment lang herrschte Stille. "Nun gut, lasst uns erst einmal essen, dann sehen wir weiter!"
Die Mägde und Diener kamen herein und servierten die delikatesten Köstlichkeiten; Filets, Steaks, Pasteten, Suppen, Salate, und noch einiges mehr. "Schlagt zu!", meinte der Jarl, seinem Gast zugewandt. "Nach euch... mein Appetit ist mir da unten vergangen." Während die Teller der Anwesenden sich füllten, nutzte Nilwen den Moment, um sie zu beobachten. Am selben Tisch mit ihr saßen eine junge Frau und ihr Mann - Elisa Schild-Schwinger, die Tochter des Jarl, und ihr Verlobter. Ein Platz neben Nilwen selbst war frei - er war wohl für den Sohn des Jarl, Thogart, der aber nicht aufzutauchen schien. Ihr gegenüber saßen die Hofmagierin, der Vogt, ein Soldat (vermutlich der Wachkommandant) und ein vermummter Mann. Wie Nilwen schien er nur wenig Interesse am Essen zu haben, denn er saß mit verschränkten Armen und zurückgelehnt auf seinem Stuhl. "Jarl, wieso beauftragt ihr die Kaiserlichen für diese Angelegenheit? Sie haben keinen Einfluss." Er kippte Bratensoße über ein Horker-Filet und sah zu ihr herüber. "Aber sie sind motiviert und gebildet - mehr als so mancher Sturmmantel. Glaubt mir, ich habe es ja versucht. Allerdings hat Ulfric uns nicht gerade die beste Verbrechensaufklärung beschert. Sagt, habt ihr schon etwas herausfinden können?" Sie schüttelte den Kopf. "Noch nichts konkretes. Ich habe ein paar Ideen, aber... der Schmied wirkte recht verwirrt. Nicht mal Sheogorath richtet jemanden so zu." - "Ihr scheint einige Erfahrung zu haben." Sie lächelte. "Deswegen bin ja auch ich hier, und kein Nord-Bauer." Die nächsten Minuten vergingen ruhig, denn bis auf Nilwen und den Vermummten waren alle mit den Unmengen an Essen beschäftigt, die sich auf dem Tisch stapelten. Sie sah immer wieder zu dem Unbekannten hinüber - wer war er? Der Jarl öffnete den obersten Knopf seines Hemdes. "Sagt, was haltet ihr von den Wunden?" - "Mh? Ach, die Wunden. Ja, seltsam. Schwer wie die Hiebe eines Orks, aber dennoch so präzise wie der Schuss eines Elfenschützen. Ich habe so etwas noch nie gesehen." Das fahle Gesicht Schild-Schwingers schien noch ein wenig mehr Farbe verloren zu haben. "Aber es war kein Mensch, oder?" Er öffnete einen weiteren Knopf, und Nilwen konnte seinen schweren Atem hören. "Nein. Die Verletzungen wurden mit Klauen zugefügt, das kann ich ziemlich sicher sagen." Die Atemzüge wurden schneller. Die Magierin mischte sich ebenfalls ein: "Aber wie soll etwas mit Klauen dem Händler die Augen rausgerissen haben? Und dann, ohne eine Sauerei zu veranstalten?" Der Jarl begann zu husten. "Das Filet... war heute... etwas trocken und bitter..." Eine kleine rothwardonische Magd, die die ganze Zeit neben dem Buffet gestanden war, räusperte sich. "Es tut mir sehr leid, Jarl, aber ich habe alles so gekocht wie sonst auch..." Mit der linken Hand griff er sich zitternd an die Brust, öffnete einen weiteren Knopf; die rechte hielt er sich vor den Mund, um seinen Hustenanfall zu dämpfen. Als er die Hand wieder senkte, erfüllte ein Kreischen den Raum - die Stimme Elisas. An der Hand ihres Vaters lief Blut hinab. Jetzt sahen alle Beteiligten, dass dem Herrscher auch Blut aus dem Mund und das Gesicht herunterlief. Der Vogt sprang auf. "Herr! Was ist mit euch?" Bjalfi wischte sich über den Mund und sah entsetzt auf seine Hände. "Was... ich..." Auch die anderen standen jetzt auf und mehrere Wachmänner kamen mit gezogenen Waffen angerannt. Der Jarl spuckte mehrere blutige Klumpen aus, und griff sich wieder an die Brust. Man konnte noch ein letztes Stöhnen hören, denn er wand sich ein paar Momente lang auf seinem Stuhl; und so mussten die Gäste mit ansehen, wie Jarl Bjalfi Schild-Schwinger, der Herr von Weißlauf, über seinem Abendessen zusammenbrach. Ein Schrei seiner Tochter riss die Anwesenden aus ihrem Entsetzen: "Mord!"
Kapitel 2 - Suche nach Antworten
Arnleif war der erste, der das Wort ergriff. "Keiner der Gäste verlässt den Saal!" Er winkte eine der Wachen herbei. "Ab sofort ist eine Ausgangssperre für die gesamte Stadt verhängt. Kümmert euch darum." Elisa schrie ihn an. "Mehr fällt euch nicht ein? Mein Vater wurde gerade ermordet!" - "Ach, Mädchen", erwiderte jetzt die Hofmagierin kühl. "Wir wissen doch noch garnicht was passiert ist, aber mögliche Verdächtige an der Flucht zu hindern, das klingt recht sinnvoll - oder wollt ihr einen Mörder flüchten lassen?" Der Wachkommandant schlug auf den Tisch. "Was fällt euch eigentlich ein, solche Befehle zu geben, Bären-Töter? ICH bin dazu befugt, nicht ihr." Eine hitzige Debatte begann. Der Vogt behauptete, dass der Wachkommandant ein Dummkopf wäre, und seinen Posten nicht verdient hätte. Dieser wiederum unterstellte Arnleif, dass er den alten Jarl nur ausgenutzt hätte, um an Reichtum und Macht zu gelangen. Die Tochter des Jarl schrie herum, dass sie alle Anwesenden enthaupten lassen würde; während die alte Zaubererin verzweifelt und hektisch mit den Armen wedelte und darauf aufmerksam machen wollte, dass man sich vielleicht um den gerade verstorbenen Fürsten kümmern sollte. Die kleine rothwardonische Magd begann zu weinen. Nilwen kniete währenddessen schon neben dem Jarl und untersuchte seine Leiche.
Das bunte Treiben wurde von einem betäubenden, schrillen Kreischen unterbrochen. Die streitenden Nord verstummten, die Magierin hörte auf, zu winken, und sogar die launische Fürstentochter schreckte zurück. Der Ton hielt mehrere Sekunden lang an, dann war es still. Alle Blicke waren jetzt auf den vermummten Unbekannten gerichtet, aus dessen Richtung das Geräusch gekommen war, und der seine Faust erhoben hatte. Er öffnete sie, und ein paar zerdrückte Blätter fielen hinunter. Nilwen stand auf und sah ihn an. "Kreischkraut. Das benutzen normalerweise nur Altmer auf Vampirjagd, aber wenn man die Aufmerksamkeit einer keifenden Horde will, ist es auch super." Dann, an den Rest der Abendgesellschaft gewandt: "Seid ihr jetzt völlig verblödet? Euer Fürst stirbt, und alles was euch einfällt, ist darüber zu streiten, wer der größere Schwachkopf ist?" Die beiden Nord erröteten, und Elisa wurde wieder hektisch. "Was fällt euch allen überhaupt ein? Und ihr, ihr da hinten. Was sollen diese dummen Zaubertricks?! Ich werde euch alle..." - "Die Elfe hat Recht. Ihr seid Narren und Heuchler, denn jetzt solltet ihr eurem Toten die letzte Ehre erweisen. Was tut ihr aber? Lasst nur das Gift heraus, das sich jahrelang angesammelt hat." Der Unbekante meldete sich zum ersten Mal zu Wort. Er hatte eine raue, kratzige Stimme, klang aber nicht wie ein Nord. Der Kommandant räusperte sich. "Ja, verzeiht... ihr habt ja Recht. Der Jarl wurde ermordet, und wir sollten..." - "Nein." - "Was, nein?" Die Altmer-Agentin kicherte. "Nein, er wurde nicht ermordet. Ihr könnt euch eure Ausgangssperre in den Allerwertesten schieben." Der Wachmann lief rot an. "Bitte? Woher wollt ihr das wissen?!" - "Während ihr den Vogt als, wie sagtet ihr doch gleich... Sohn eines schwabbeligen Mammuts, bezeichnet habt, habe ich das Essen und die Leiche untersucht. Man könnte denken, irgendwas hier wäre vergiftet. Der Jarl hat fast nur vom Filet gegessen. War das Gift in der Soße, oder im Fleisch selbst? Im Met?" Sie fuhr mit dem Finger durch den Teller des Fürsten und probierte von der Soße. "Das Fleisch muss importiert worden sein, da es in Weißlauf keine Horker gibt. Und die guten, teuren Filets werden natürlich mit Eisgeistzähnen konserviert - sie bleiben so frisch, als wären sie frisch vom Tier geschnitten." Die Magd trat zögernd einen Schritt nach vorne. "Das stimmt... wir importieren das Fleisch aus der Ostmarsch, und es wird genau so konserviert, wie sie sagte." Der Kommandant wirkte noch nicht zufrieden. "Ich bin Soldat, kein Metzger oder Koch! Was wollt ihr uns sagen?" - "Ganz einfach. In der Soße sind ziemlich viele, intensiv schmeckende Kräuter und Pflanzen, unter anderem auch Elfenohr und Nirnwurz. Für den Mund ein Genuss, aber der Magen hat ordentlich daran zu arbeiten, weil die beiden zusammen mit den Resten der Eisgeistzähnen ein schwaches Gift produzieren, welches ein gesunder Mann kaum spürt. Die Wahrheit ist traurig und einfach: Bjalfi Schild-Schwinger war alt und geschwächt. Die chemische Verbindung der Ingredenzien hat ihm den Magen-Darm-Trakt zerlegt, und daran ist er gestorben. Ein dummer Zufall." Damit war jeder Einwand abgewürgt und von der Reue unterdrückt. Zwei Diener traten an den Tisch heran und brachten die Leiche weg. Die Anwesenden zerstreuten sich, und jeder ging zurück in sein Zimmer im Schloss. Der Vogt brachte Nilwen in ein geräumiges Schlafzimmer, in dem sie übernachten sollte. Sie zündete ein paar Kerzen an, griff nach einem Buch, und begann, zu schreiben.
Etwa eine halbe Stunde später klopfte es an der Tür, und der Vermummte trat ein. "Ja? Ich habe euch nicht hereingebeten. Stellt euch vor, ich würde gerade ein Bad nehmen. Dann müsste ich euch jetzt köpfen." Der Mann räusperte sich. "Ich würde gern mit euch reden." - "Wobei, meistens nehme ich nur Blutbäder. Und wenn ihr DA dabei seid, seid ihr schon tot." Der Mann zog seine Kapuze zurück, und ein glatzköpfiger, älterer Bretone kam zum Vorschein. "Ich sollte mich erst vorstellen: Ich bin Dante Collier, Alchemist und Arzt. Der Jarl hatte mich als Leibarzt anstellen wollen - gerade wegen seiner schweren Leiden in der letzten Zeit." - "Hatte. Und was wollt ihr von mir?" - "Mir sind eure beeindruckenden alchemistischen und medizinischen Kenntnisse aufgefallen." Er lächelte. "Elfenohr, Nirnwurz und Eisgeistzähne erzeugen ein schwaches Betäubungsmittel, mehr nicht. Ihr habt den Fürstenhof belogen. Und der Jarl ist weder an dieser Zutatenkombination, noch an seiner Krankheit gestorben; ich habe die Leiche untersucht." - "Nicht schlecht, alter Mann. Was sagt uns das?" - "Er wurde ermordet. Allerdings nicht mit Gift." Die Augen der Elfe glänzten im Kerzenschein. "Sondern mit Magie." Der Alte nickte. "Ich habe so etwas allerdings noch nie gesehen." - "Ich schon. Ihr seid nicht der Mörder, also werdet ihr mir helfen. Sorgt dafür, dass keiner die Drachenfeste verlässt. Erfindet eine Geschichte über einen Virus, richtet eine Quarantäne ein. Ich muss währenddessen ein paar Kontakte überprüfen." - "Entweder seid ihr sehr edel, oder die gerissenste Mörderin, die ich je gesehen habe." Sie lachte. "Tja, ihr müsst mir wohl vertrauen. Welchen Sinn hätte ich davon? Da wird mir nur noch mehr Arbeit aufgehalst." Dante nickte. "Nun gut. Ich hoffe sehr für euch, dass das klappt. Ihr müsst in zwei Tagen wieder zurück sein." - "Ich werde da sein." Der Bretone öffnete die Tür, dann drehte er sich noch einmal um. "Und warum haltet ihr mich nicht für den Mörder? Ihr vertraut mir genauso." - "Erstens, vertraue ich euch nicht. Und zweitens, seid ihr ein Mensch." - "Bitte?" - "Wir sehen uns in zwei Tagen." Er schloss die Tür hinter sich, und Nilwen folgte ihm ebenfalls bald nach draußen. Ohne auch nur eine Sekunde zu verlieren, rannte die Altmer nach draußen, eilte die Treppen in die Stadt hinunter und zurück zu den Ställen. Es war dunkel geworden, und nur eine Kutsche stand noch dort. Sie sprang hinauf, drückte dem Besitzer einen Beutel Gold in die Hand und befahl: "Nach Rifton, so schnell es geht." - "Das sind... Okay, wo wollt ihr genau hin? Für das ganze Geld trage ich euch meinetwegen auch!" - "Zum Wanderzirkus... mit der Kutsche, danke." Der Kutscher nickte, die Pferde trabten los, und der Schneefall verstärkte sich. Vielleicht hätte sie die Zeitbegrenzung etwas lockern sollen, denn bei ihren Kontaktleuten wusste man nie, ob man beim nächsten Treffen nur eine Leiche vorfand...
Nur wenige Stunden später konnte sie die leuchtende Burg im Dunkeln erkennen. Auf einem großen Feld nördlich von Rifton hatten die Schausteller ihre Zelte aufgestellt. Akrobaten, Dompteure, Schützen, Clowns und Jongleure - ein Paradies für Kinder und Familien. Aber der Zirkus zog auch auch Betrüger und Diebe an, und war somit die Nummer 1 der Informationsquellen in Himmelsrand. Nilwen stieg von der Kutsche und betrat das Zirkusgelände. Der ganze Platz war so hell erleuchtet und strahlte eine derartige Wärme aus, dass man denken konnte, es wäre ein sonniger Tag. Sie ging vorbei an ein paar Buden, die Essen und Spiele anboten, und schlenderte dann an den Tiermenschen entlang, die Kunststücke vorführten. Schließlich blieb sie vor einem großen, roten Zelt stehen, und zog ein Stück Stoff weg, um es zu betreten. Kaum hatte die Elfe einen Fuß hinein gesetzt, kam ihr schon ein Wolf entgegen gerannt, und sprang sie an. "Hey, komm zurück! Was ist... Nilwen?" Die Hochelfe schob das Tier, das ihr über's Gesicht sabberte, von sich, und stand wieder auf. Ein dicker kleiner Bosmer, der Tierdompteur Bolwin, stand vor ihr. "Bei meinen Vorfahrern, ihr seid's tatsächlich. Wie lang ist es her? Ha, die alte Kaiserin hat euch ganz schön überrumpelt, was?" Nilwen sah zu dem Wolf herunter, der jetzt hechelnd neben ihr saß, und strich ihm über den Kopf. "Braves Mädchen." Dann wandte sie sich wieder an den Elf: "Ich bin geschäftlich hier. Erinnert ihr euch an den Zauber, den mein Vater damals benutze, um... ihr wisst schon?" Bolwin wurde bleich. "Ihr hättet nicht herkommen sollen." Dann senkte er den Kopf. "Ja, ich erinnere mich. Vor einiger Zeit hat sogar jemand danach gefragt..." - "Wer?" - "Der Zuhörer der Dunklen Bruderschaft."
Arnleif war der erste, der das Wort ergriff. "Keiner der Gäste verlässt den Saal!" Er winkte eine der Wachen herbei. "Ab sofort ist eine Ausgangssperre für die gesamte Stadt verhängt. Kümmert euch darum." Elisa schrie ihn an. "Mehr fällt euch nicht ein? Mein Vater wurde gerade ermordet!" - "Ach, Mädchen", erwiderte jetzt die Hofmagierin kühl. "Wir wissen doch noch garnicht was passiert ist, aber mögliche Verdächtige an der Flucht zu hindern, das klingt recht sinnvoll - oder wollt ihr einen Mörder flüchten lassen?" Der Wachkommandant schlug auf den Tisch. "Was fällt euch eigentlich ein, solche Befehle zu geben, Bären-Töter? ICH bin dazu befugt, nicht ihr." Eine hitzige Debatte begann. Der Vogt behauptete, dass der Wachkommandant ein Dummkopf wäre, und seinen Posten nicht verdient hätte. Dieser wiederum unterstellte Arnleif, dass er den alten Jarl nur ausgenutzt hätte, um an Reichtum und Macht zu gelangen. Die Tochter des Jarl schrie herum, dass sie alle Anwesenden enthaupten lassen würde; während die alte Zaubererin verzweifelt und hektisch mit den Armen wedelte und darauf aufmerksam machen wollte, dass man sich vielleicht um den gerade verstorbenen Fürsten kümmern sollte. Die kleine rothwardonische Magd begann zu weinen. Nilwen kniete währenddessen schon neben dem Jarl und untersuchte seine Leiche.
Das bunte Treiben wurde von einem betäubenden, schrillen Kreischen unterbrochen. Die streitenden Nord verstummten, die Magierin hörte auf, zu winken, und sogar die launische Fürstentochter schreckte zurück. Der Ton hielt mehrere Sekunden lang an, dann war es still. Alle Blicke waren jetzt auf den vermummten Unbekannten gerichtet, aus dessen Richtung das Geräusch gekommen war, und der seine Faust erhoben hatte. Er öffnete sie, und ein paar zerdrückte Blätter fielen hinunter. Nilwen stand auf und sah ihn an. "Kreischkraut. Das benutzen normalerweise nur Altmer auf Vampirjagd, aber wenn man die Aufmerksamkeit einer keifenden Horde will, ist es auch super." Dann, an den Rest der Abendgesellschaft gewandt: "Seid ihr jetzt völlig verblödet? Euer Fürst stirbt, und alles was euch einfällt, ist darüber zu streiten, wer der größere Schwachkopf ist?" Die beiden Nord erröteten, und Elisa wurde wieder hektisch. "Was fällt euch allen überhaupt ein? Und ihr, ihr da hinten. Was sollen diese dummen Zaubertricks?! Ich werde euch alle..." - "Die Elfe hat Recht. Ihr seid Narren und Heuchler, denn jetzt solltet ihr eurem Toten die letzte Ehre erweisen. Was tut ihr aber? Lasst nur das Gift heraus, das sich jahrelang angesammelt hat." Der Unbekante meldete sich zum ersten Mal zu Wort. Er hatte eine raue, kratzige Stimme, klang aber nicht wie ein Nord. Der Kommandant räusperte sich. "Ja, verzeiht... ihr habt ja Recht. Der Jarl wurde ermordet, und wir sollten..." - "Nein." - "Was, nein?" Die Altmer-Agentin kicherte. "Nein, er wurde nicht ermordet. Ihr könnt euch eure Ausgangssperre in den Allerwertesten schieben." Der Wachmann lief rot an. "Bitte? Woher wollt ihr das wissen?!" - "Während ihr den Vogt als, wie sagtet ihr doch gleich... Sohn eines schwabbeligen Mammuts, bezeichnet habt, habe ich das Essen und die Leiche untersucht. Man könnte denken, irgendwas hier wäre vergiftet. Der Jarl hat fast nur vom Filet gegessen. War das Gift in der Soße, oder im Fleisch selbst? Im Met?" Sie fuhr mit dem Finger durch den Teller des Fürsten und probierte von der Soße. "Das Fleisch muss importiert worden sein, da es in Weißlauf keine Horker gibt. Und die guten, teuren Filets werden natürlich mit Eisgeistzähnen konserviert - sie bleiben so frisch, als wären sie frisch vom Tier geschnitten." Die Magd trat zögernd einen Schritt nach vorne. "Das stimmt... wir importieren das Fleisch aus der Ostmarsch, und es wird genau so konserviert, wie sie sagte." Der Kommandant wirkte noch nicht zufrieden. "Ich bin Soldat, kein Metzger oder Koch! Was wollt ihr uns sagen?" - "Ganz einfach. In der Soße sind ziemlich viele, intensiv schmeckende Kräuter und Pflanzen, unter anderem auch Elfenohr und Nirnwurz. Für den Mund ein Genuss, aber der Magen hat ordentlich daran zu arbeiten, weil die beiden zusammen mit den Resten der Eisgeistzähnen ein schwaches Gift produzieren, welches ein gesunder Mann kaum spürt. Die Wahrheit ist traurig und einfach: Bjalfi Schild-Schwinger war alt und geschwächt. Die chemische Verbindung der Ingredenzien hat ihm den Magen-Darm-Trakt zerlegt, und daran ist er gestorben. Ein dummer Zufall." Damit war jeder Einwand abgewürgt und von der Reue unterdrückt. Zwei Diener traten an den Tisch heran und brachten die Leiche weg. Die Anwesenden zerstreuten sich, und jeder ging zurück in sein Zimmer im Schloss. Der Vogt brachte Nilwen in ein geräumiges Schlafzimmer, in dem sie übernachten sollte. Sie zündete ein paar Kerzen an, griff nach einem Buch, und begann, zu schreiben.
Etwa eine halbe Stunde später klopfte es an der Tür, und der Vermummte trat ein. "Ja? Ich habe euch nicht hereingebeten. Stellt euch vor, ich würde gerade ein Bad nehmen. Dann müsste ich euch jetzt köpfen." Der Mann räusperte sich. "Ich würde gern mit euch reden." - "Wobei, meistens nehme ich nur Blutbäder. Und wenn ihr DA dabei seid, seid ihr schon tot." Der Mann zog seine Kapuze zurück, und ein glatzköpfiger, älterer Bretone kam zum Vorschein. "Ich sollte mich erst vorstellen: Ich bin Dante Collier, Alchemist und Arzt. Der Jarl hatte mich als Leibarzt anstellen wollen - gerade wegen seiner schweren Leiden in der letzten Zeit." - "Hatte. Und was wollt ihr von mir?" - "Mir sind eure beeindruckenden alchemistischen und medizinischen Kenntnisse aufgefallen." Er lächelte. "Elfenohr, Nirnwurz und Eisgeistzähne erzeugen ein schwaches Betäubungsmittel, mehr nicht. Ihr habt den Fürstenhof belogen. Und der Jarl ist weder an dieser Zutatenkombination, noch an seiner Krankheit gestorben; ich habe die Leiche untersucht." - "Nicht schlecht, alter Mann. Was sagt uns das?" - "Er wurde ermordet. Allerdings nicht mit Gift." Die Augen der Elfe glänzten im Kerzenschein. "Sondern mit Magie." Der Alte nickte. "Ich habe so etwas allerdings noch nie gesehen." - "Ich schon. Ihr seid nicht der Mörder, also werdet ihr mir helfen. Sorgt dafür, dass keiner die Drachenfeste verlässt. Erfindet eine Geschichte über einen Virus, richtet eine Quarantäne ein. Ich muss währenddessen ein paar Kontakte überprüfen." - "Entweder seid ihr sehr edel, oder die gerissenste Mörderin, die ich je gesehen habe." Sie lachte. "Tja, ihr müsst mir wohl vertrauen. Welchen Sinn hätte ich davon? Da wird mir nur noch mehr Arbeit aufgehalst." Dante nickte. "Nun gut. Ich hoffe sehr für euch, dass das klappt. Ihr müsst in zwei Tagen wieder zurück sein." - "Ich werde da sein." Der Bretone öffnete die Tür, dann drehte er sich noch einmal um. "Und warum haltet ihr mich nicht für den Mörder? Ihr vertraut mir genauso." - "Erstens, vertraue ich euch nicht. Und zweitens, seid ihr ein Mensch." - "Bitte?" - "Wir sehen uns in zwei Tagen." Er schloss die Tür hinter sich, und Nilwen folgte ihm ebenfalls bald nach draußen. Ohne auch nur eine Sekunde zu verlieren, rannte die Altmer nach draußen, eilte die Treppen in die Stadt hinunter und zurück zu den Ställen. Es war dunkel geworden, und nur eine Kutsche stand noch dort. Sie sprang hinauf, drückte dem Besitzer einen Beutel Gold in die Hand und befahl: "Nach Rifton, so schnell es geht." - "Das sind... Okay, wo wollt ihr genau hin? Für das ganze Geld trage ich euch meinetwegen auch!" - "Zum Wanderzirkus... mit der Kutsche, danke." Der Kutscher nickte, die Pferde trabten los, und der Schneefall verstärkte sich. Vielleicht hätte sie die Zeitbegrenzung etwas lockern sollen, denn bei ihren Kontaktleuten wusste man nie, ob man beim nächsten Treffen nur eine Leiche vorfand...
Nur wenige Stunden später konnte sie die leuchtende Burg im Dunkeln erkennen. Auf einem großen Feld nördlich von Rifton hatten die Schausteller ihre Zelte aufgestellt. Akrobaten, Dompteure, Schützen, Clowns und Jongleure - ein Paradies für Kinder und Familien. Aber der Zirkus zog auch auch Betrüger und Diebe an, und war somit die Nummer 1 der Informationsquellen in Himmelsrand. Nilwen stieg von der Kutsche und betrat das Zirkusgelände. Der ganze Platz war so hell erleuchtet und strahlte eine derartige Wärme aus, dass man denken konnte, es wäre ein sonniger Tag. Sie ging vorbei an ein paar Buden, die Essen und Spiele anboten, und schlenderte dann an den Tiermenschen entlang, die Kunststücke vorführten. Schließlich blieb sie vor einem großen, roten Zelt stehen, und zog ein Stück Stoff weg, um es zu betreten. Kaum hatte die Elfe einen Fuß hinein gesetzt, kam ihr schon ein Wolf entgegen gerannt, und sprang sie an. "Hey, komm zurück! Was ist... Nilwen?" Die Hochelfe schob das Tier, das ihr über's Gesicht sabberte, von sich, und stand wieder auf. Ein dicker kleiner Bosmer, der Tierdompteur Bolwin, stand vor ihr. "Bei meinen Vorfahrern, ihr seid's tatsächlich. Wie lang ist es her? Ha, die alte Kaiserin hat euch ganz schön überrumpelt, was?" Nilwen sah zu dem Wolf herunter, der jetzt hechelnd neben ihr saß, und strich ihm über den Kopf. "Braves Mädchen." Dann wandte sie sich wieder an den Elf: "Ich bin geschäftlich hier. Erinnert ihr euch an den Zauber, den mein Vater damals benutze, um... ihr wisst schon?" Bolwin wurde bleich. "Ihr hättet nicht herkommen sollen." Dann senkte er den Kopf. "Ja, ich erinnere mich. Vor einiger Zeit hat sogar jemand danach gefragt..." - "Wer?" - "Der Zuhörer der Dunklen Bruderschaft."
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