Ein Haus der lebenden Toten?

Shapeirfan

Gebannter Benutzer
Hallo
Wie ihr ja vielleicht wisst, habe ich bis zu den Osterferien zwei Wochen keine Schule, sondern das sogenannte "Sozial-Projekt", bei dem ich in einer sozialen Einrichtung arbeiten muss.
Ich bin hierbei in einem Altenpflegeheim eingeteilt und kann selbst nach zwei Tagen bereits einiges berichten.
Also ein Altenpflegeheim, möchte ich hier kurz anmerken, ist kein Altenwohnheim, das heißt, in diesem Altersheim sind außschließlich schwerstbehinderte alte Menschen.

Mein erster Eindruck von diesem Altersheim war, dass es voll von lebenden Toten ist. Dieser Ausdruck kommt nicht von mir, das hat eine der Pflegerinnen dort gesagt. Aber es scheint tatsächlich so. Der größte Teil der alten Menschen dort, wird künstlich am Leben erhalten und liegt die ganze Zeit vollkommen teilnahmslos in der Gegend. Tatsächlich nehmen diese Leute auch absolut nichts mehr wahr.
Es ist schon ein wenig ein trostloses Gefühl, wenn man solchen Leuten die Flschen der Nährstoffversorgung austauscht, wobei einem klar ist, dass sie eigentlich so gut wie tot sind. In diesem Altersheim liegen manche Menschen schon Jahre so herum und werden doch immer am Leben erhalten. Aber ich möchte hier nicht über Sterbehilfe diskutieren, das ist wieder ein anderes Thema.

Dieses Praktikum ist aber definitiv sehr interessant. Ein Gutes hat es nämlich, ich muss nicht viel reden.
Eine weitere Abteilung dieses Altersheims sind die Leute, die alles vergessen und vergessen haben. Nach drei Minuten erinnern die sich noch nicht mal mehr an meinen Namen, meist auch nicht an ihren eigenen.

Es gäbe noch sehr viel zu erzählen, aber ich dachte, vielleicht hat auch hier jemand schon ein Praktikum oder ein soziales Jahr oder sowas in einem Altersheim gemacht oder hat es vor.
 
Mich würde mal interessieren wie du dich dabei fühlst. Bist du durch die Bilder die du da siehst ein anderer Mensch? Denkst du jetzt mhr über den Tod nach? Kannst du die Szenen zuhause einfach so wieder abschütteln?

Ich kenne das nur von meiner Mutter sie kann es nicht. Sie ist Altenpflegerin und muss in ihrem Beruf oft lauter reden und fast schon einen Befehlston anschlagen. Sie kann zuahause nicht umschalten. Sie ist (leider) zu hause genauso :roll:
 
Eine weitere Abteilung dieses Altersheims sind die Leute, die alles vergessen und vergessen haben
Das nennt man Altsheimer. Man vergisst wie man isst, wie man schluckt, wie man spricht, wie man atmet...meine Grossmutter starb daran, schrecklicher tod, am schluss ist die Patientin nur noch ein Skellet min Haut drüber und kleinen vertrocknetten Augen...

Bei den Normal alten ist das natürlich anders, die werden dann Senil.
 
Ich habe mal eine Ausbildung zur Altenpflegerin angefangen, aber dann abgebrochen, weil ich das nicht ausgehalten hätte.
Da waren auch so schreckliche Zustände.
Die Alten sind da von Ihren Angehörigen einfach nur irgendwie abgeschoben worden, nach dem Motto hoffentlich ist es bald vorbei, damit wir Erben können, so kam es mir damals jedenfalls vor.
Es waren auch sehr viele dort die wirklich nur noch im Bett lagen und garnichts mehr mitbekommen haben, und das obwohl sie bei Bewußtsein waren.
Ich habe in der Zeit Nacjhts kaum mehr richtig schlafen können, und ich hatte auch Angst das ich mal so werde wie die Pflegerinnen die das schon etliche Jahre machen, ich kenne das mit diesem Umgangston, in dem Heim war das auch normal.
Als ich mal mit einer Pflegerin darüber gesprochen habe, sagte sie zu mir, entweder Du wirst so kalt und abgestumpft wie wir oder Du hast den falschen Beruf gewählt, weil Du es sonst nicht aushälst.
Ich habe dann den Beruf gewechselt, weil so wollte ich nie werden.

Ich finde es immer noch erschreckend, wieviele alte Leute einfach so weggesteckt werden von ihren Angehörigen, nur damit sie aus dem Weg sind oder was auch immer.

Ich hoffe nur das mir das nicht so ergehen wird, denn dann möchte ich lieber vorher sterben.
 
@nici: ich glaube, in "Altsheimer" gibt es eigentlich kein T ... bin mir aber nich so sicher...

mein großvater ist, wenn ich das jetzt mal so etwas respektlos behaupten darf, ebenfalls ein lebendes wrack... zumindest zeitweise...

aber er lebt zuhause, neben an zusammen mit unserer großmutter... aber ihm gehts nich wirklich gut... und ich befürchte, dass er es... nicht mehr lange macht :-( :cry2:

ich spiele manchmal in einem altersheim klavier... ads is auch nich schön, denn die menschen die einem da zu hören (sollen, nach dem wunsch der mürrischen pfleger), liegen immer fast auf den tischen und hängen in ihren sesseln, kein schöner anblick... :eek:
 
oh gott
ich hab mein sozial praktikum auch in sonem altenpflege heim gemacht....
ein mal und nie wieder...wie mansche nur vor sich hingesicht haben...
sowas macht kaputt :Ohn: und auch nachdenklich:
bevor ich in son ding gehen würde würd ich mir die kugel geben
anstatt zu verrotten
 
Naja
Mein Großvater ist auch so ein "Pflegefall"
Er lebt zur zeit bei uns zu hause und liegt seit mittlerweile 9 im Bett
das ist auch nicht grad ein zuckerschlecken
Meine Tante ist eine Pflegerin und der Rest meiner Tanten hat etwas mit dem Pflegen zu tun (Krankenschwestern)

Ich glaube auch nicht das das der richtige Beruf für mich wäre ich bräuchte halt mehr Kommunikation mit den Menschen.
Naja jedem das seine.

Aufjedenfall weiß ich wie es in so einem Altenpflegeheim ist
und es ist nicht grad wunderbar.
 
Ich möchte erst noch einmal sagen, dass es einen Unterschied zwischen einem "Altersheim" und einem "Altenpflegeheim" gibt.

Die von euch, die schon einmal in einem solchen waren, hat das, was sie da gesehen haben, wohl ziemlich mitgenommen.

Ich möchte nicht irgendwie einen auf hart machen, indem ich sage, dass mich das was ich da machen muss und was ich dort sehe gar nicht berührt, natürlich denke ich darüber nach und reflektiere das alles. Aber es ist nicht so, dass mich das besonders belastet. Ich bin jedoch eigentlich kein gefühlskalter Mensch und ich denke auch nicht, dass man das von solch einer Arbeit wird.

Ich denke, dieses Praktikum im Altenpflegeheim ist eine sehr wichtige Erfahrung und auch eine Erkenntnis für mich, die ich jedem empfehlen würde. Ich selber könnte mir durchaus vorstellen, an einem solchen ort zu arbeiten, denn eigentlich ist es keine schwere Arbeit, man darf sich bloß vor nichts ekeln und braucht einigermaßen starke Nerven.
Ich denke, dass der Eindruck des Altenpflegeheims viele Leute deswegen so entsetzt und belastet, weil sie dort mit all total "menschlichen" Dingen konfrontiert werden, die sie in ihrem sonstigen Leben verdrängen und verstecken. Den Anblick von Kot, Blut und Erbrochenem können viele nicht ertragen, weil sie das sozusagen in ihrem volltechnischen Leben ganz in den Hintergrund schieben.
Das einzige, was mich ein wenig belastet, sind die wirklich vollkommen hilflosen Menschen, bei denen man sich wirklich fragt, wozu sie noch leben, andererseits leben sie eigentlich gar nicht mehr, geistig zumindest nicht und körperlich nur durch Maschinen. Außerdem komme ich mit dem Geruch nicht ganz klar, weil der sich, trotz Arbeitskleidung an mir festsetzt und es einfach schon ein wenig unangenehm ist, wenn man heimkommt und nach Scheise riecht.
Was den Ton betrifft, in dem man mit den alten Leuten redet, so ist mir ein befehlender und herrschender Umgangston bisher noch gar nicht aufgefallen. Das wäre auch völlig umsonst. Die Pflegerinnen in dem Altersheim reden meist mit den Leuten, wie mit kleinen Kindern. Das sind sie ja im Prinzip auch; Man muss sie waschen, wickeln, fütten, wie Kinder und dass den ganzen Tag. Es ist bei den Meisten sowieso egal was man redet und ob man überhaupt redet. Die wenigen, die noch ein bisschen was hören können, sind froh, wenn jemand einfach nett zu ihnen ist, ihnen erzählt was es Neues gibt und so. Das ist wie wenn man mit Pferden redet. Die werden dann ganz ruhig und entspannt, weil sie ihre Aufmerksamkeit auf das Gerede richten, auch wenn sie es nicht verstehen. Das ist dann sowas wie ein gefühl der Zuwendung.
Bei den Leuten, die sozusagen im Wachkoma liegen, reden die Pflegerinnen während ihrer Arbeit mit ihnen nur noch, damit sie für sie das Menschliche bewahren. Ansonsten sind die Leute eigentlich wie Möbelstücke, zumindest werden sie von manchen Pflegern so behandelt. Da frage ich mich dann schon, was sie sind; Tote? Nutzlose Möbelstücke? Lebende Menschen sind sie nämlich irgendwie auch nicht mehr.
 
ich könnte glauib ich nich so einen job machen... ich hba mein betriebspraktikm beim goldschmied gemacht und an einem tag haj er ein gebis mit goldzähnen von einer verstorbenen frau bekommen... er sollte das gold von den zähnen schleifen... ich hätte mich fast übergeben so sehr hat dsa gestunken - ich hab auch eine freundin/bekannte die ein halbes jahr im krankenhaus war (also sie hat da ein praktikum gemacht)... vor ihren augen hat sich ein todkranker mann aus dem sechsten stock aus dem fenster gestürzt.. wenn sie das so erzählt meint sie das man da ganz easy mit fertig wird... kann ich mir überhaupt nich vorstellen aber anscheinend muss man das und tut das auch nach einiger zeit... aber für mich wär das nichts wo ich arbeiten wollte oder auch könnte - ich schätze ic würde in so einem job depressiv

und zu den menschen die nur noch über maschinen am leben gehalten werden: ich finde das so etwas nichts mehr mit leben zu tun hat oder nur noch sehr sehr wenig. die mensche leiden doch auch... ich meine sogar jemand der im koma liegt merkt noch was... diese menschen müssen sich doch völlig be******** vorkommen?! aber wie gesagt: meine nerven sind gut aber bestimmt nicht gut genug um so einen job zu machen - mein respekt an alle die so etwas können
 
thread ausgrab


ich könnte sowas niemals machen, ich glaub dafür wär ich viel zu sentimental ...

vor ihren augen hat sich ein todkranker mann aus dem sechsten stock aus dem fenster gestürzt.. wenn sie das so erzählt meint sie das man da ganz easy mit fertig wird... kann ich mir überhaupt nich vorstellen aber anscheinend muss man das und tut das auch nach einiger zeit...

ich glaub nicht das die damit so einfach fertig wird, die versuchts nur zu verdrängen

der harsche tonfall bei den pflegern kommt vielleicht daher das die alten so schlecht hören das die pfleger halt lauter reden müssen, dann klingst so "harsch"
 
Der derbe, manchmal unhöfliche Ton der Pfleger ist doch ganz verständlich. In einer Situation, in der sich viele ältere Menschen befinden, kann man sie nur mit Vernunft nicht mehr erreichen. Hier muss der/die Pfleger/in einfach resolut und dominant sein, um der Lage überhaupt herr zu werden.
 
Ja, mit den alten Leuten muss man ähnlich umgehen wie mit den schwierigen Kindern und Jugendlichen (Zumindest habe ich mich zu den Leuten genauso verhalten wie zu den Jugendlichen mit denen ich arbeite (Ich bin Jugendarbeiterin in meiner Kirchengemeinde) ). Man muss höflich, ruhig, aber doch streng und leicht gebieterisch sein, sonst wächst einem die Situation abld über den Kopf.
 
sagen die im altersheim eigentlich auch: "Die Jugend von heute ist ja schlimm" (sowas in der art halt...)



das solltest du mal meinen reli lehrern sagen die ich alle jemals hatte, es war bisher nur eine dabei die sich durchsetzen konne, und das vielleicht auch nur weil se noch deutsch unterrichtet hat und klassenlehrerin war.
(aber wir haben trotzdem aus unerfindlichen gründen das halbe schuljahr lang filme geguckt :huh: )
 
Dann geb ich auch mal meinen Senf dazu. Ich wollte definitiv nicht in einem dieser Altenpflegeheime arbeiten ([omg]oder gar wohnen[/omg]). Das Problem ist nicht unbedingt dass ich die Arbeit selbst so schrecklich und die Leute die dort auf ihr Ende warten so abstoßend fände, ich fände es wohl eher desillusionierend. Die ganzen alten Leute die körperlich so schwach sind dass sie sich teilweise nicht einmal mehr bewegen können, die von ihren Verwandten oder wem auch immer dort geparkt worden statt dass man ihnen ein würdiges und schnelles Ende bereitet. Ich finde es einfach nur unverantwortlich dass man diese Leute weiter leiden lässt statt einfach die Maschinen abzustellen die sie am Leben erhalten. Sollte ich jemals in eines dieser Heime kommen, wäre das mein letzter Wunsch, das kann ich sogar in meinen jungen Jahren schon sagen. Einfach nur sinnlos vor sich hinzuvegetieren ohne die Möglichkeit, dem ein Ende zu bereiten ist eine Horrorvorstellung für mich...
 
@Kazuya: Da sist ziemlich einleuchtend und auch verständlich was du schreibst, leider für manch andere unvorstellbar. du kannst übrigens in deiner Jugend schon dir so eine Karte zulegen die kommt in deinen Geldbeutel oder zu deinen Privatutensilien eben, die besagt, dass man dich nicht künstlich am Leben erhalten soll, falls du ins Wachkoma fällt oder sowas in der Art. Soetwas nennt man Patientenverfügung.
 
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