Eigenes Werk Dry And Dusty

Asteria

Freund des Hauses
Huhu,

Ich habe ein paar mal überlegt, ob ich dieses Thema öffnen möchte, mich dann spontan letzte Nacht dazu entschlossen es einfach mal zu machen.
Es handelt sich dabei nicht um Kurzgeschichten, jedenfalls nicht bei meinem ersten Beitrag, mal sehen was dazu noch kommt.
Wenn es in Ordnung ist, mich hier auszulassen, möchte ich nur ein paar Gedanken niederschreiben und mal gucken, ob der eine oder andere dazu kommt, sich meinen wilden Gedankengulasch durchzukauen ;) .. Ich hoffe es gefällt jemandem, ansonsten hat es sich auch schon allein für mich gelohnt, den Gedanken freien Lauf zu lassen.

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Sie hatte diesen Blick.
Immer sagten sie ihr, dass sie diesen Blick hatte. Der Blick, an dem man sofort erkannte, dass sie in Gedanken war und nicht wirklich zuhörte, sondern immer nur wegsah – oder viel mehr hindurch sah. Woran sie gerade dachte, das war alles, was man immer von ihr wissen wollte, wenn sie so durch jeden hindurch sah, durch Menschen, durch Wände, durch Wolken, durch alles. Was ziemlich häufig gewesen sein musste, im Nachhinein betrachtet.
Sie liebte es, wenn es regnete und Musik erklangt, die ihr diese angenehm-düstere Melancholie bescherte, die sie so sehr mochte, obwohl sie nicht immer dazu beitrug, dass es ihr besser ging. Bei dieser Melancholie handelte es sich vielmehr um einen Spiegel, einen Spiegel, der ihr ihre Emotionen vorhielt. „Hier, das hier ist es. So schlecht, so furchtbar elend fühlst du dich gerade“. Und trotzdem bereicherte es das Mädchen. Sie lächelte manchmal, wenn sie spürte.
Der Spiegel, der ihr vorgehalten wurde, er zeigte ihr, dass sie trotz allem noch lebte. Jetzt gerade, jetzt atmete sie und allein das war für sie ein Zeichen für ihre noch vorhandene Stärke. Auch heute noch, wenn sie dann wieder unglaublich, kaum zu verkraften traurig ist, hält sie sich diesen Spiegel vor. Solange sie spüren konnte und ihr zumindest ein paar Dinge im Leben noch wichtig waren, so konnte sie sich sicher sein, dass sie weiter existieren sollte.
Es kamen dann schließlich Tage, an denen sie es immer öfter in Frage stellte – also, ob sie existieren sollte. Dieses Gefühl, keine Macht mehr über das eigene Leben zu haben, es nahm Überhand. Auf jedem Weg ihres Lebens lauerte jemand, der ihr aufzeigte:
„Du bist nichts wert, außer das, was du leisten kannst. Du hast alles Schlechte verdient, was man dir tut. Wenn du Schwäche zeigst, werden wir sie gegen dich verwenden. Nimmst du Rast, drohst du zurück zu liegen, du wirst vergessen und allein gelassen.“
Wenn es niemand anderes war, der ihr jenes sagte – was ebenfalls recht oft geschah -, dann sagte es ihr eine Stimme in ihrem Inneren, tief eingebrannt, nicht zu ignorieren. Wenn man sich aus sich selbst nicht mehr viel machte, bekam man leicht den Eindruck, dass sich auch sonst niemand viel aus einem machte. So erging es ihr.
Es gab bald niemanden mehr, der wichtig für sie war. Oder, um es besser auszudrücken, war sie sich bald sicher, dass sie niemandem mehr wichtig war – und damit starb jeder Kontakt zur Außenwelt. Die junge Frau, die sich so alt fühlte, erstickte unbewusst und selten auch bewusst, den Gedanken, dass sich jemand noch für sie interessieren konnte, Interesse, das darüber hinaus ging, was sie jemandem für Dienste erweisen konnte. Ein Dienst, der nie gefragt war, war die aufrichtige Freundschaft. Sie ging hinaus, manchmal, meist unfreiwillig. Der Zwang und Druck lag auf ihr: Schule und Arbeit war ihre Zukunft, wenn sie eines vernachlässigte, was wäre sie schon? Nichts. Das hatte man ihr beigebracht. Aber was, wenn die Arbeit nie endete, nicht einmal, wenn man Arbeit und Schule hinter sich gebracht hatte und man sich eigentlich in die weichen Kissen des Bettes werfen wollte? Was, wenn dort immer etwas lauerte, um ihr die letzte Ruhe, letzte Kraft zu rauben? Was, wenn ihre Batterien leer waren, doch sie selbst, trotz aller Kraftlosigkeit weiter funktionieren musste? Das.. „Was, wenn?“, es wurde ihr etwas spät, wenn nicht zu spät, beantwortet.
Müde, unbewusst lebend, ohne Lebensfreude ging es hinaus in die weite Welt, Tag für Tag, Stunde um Stunde. „Woran denkst du gerade?“, fragten die Leute in ihrem Umfeld. Für sie war die junge Frau wie ein Alien. Sonderbar, nicht so gesprächig, und immer hatten sie das Gefühl, dass ihre Wortkargheit mit ihnen zu tun hatte, oder ihre „Schüchternheit“ von ihnen behandelt werden musste, und, dass die Worte „das wird schon wieder“, „Wenn du reden willst, höre ich dir zu.“ oder „Lass den Kopf nicht hängen“, ihr irgendwie helfen könnten. Natürlich hatten sie nicht immer nur Schlechtes im Sinne, auch wenn es der jungen Frau oft so erschien – ganz ungewollt, einfach, weil es doch schwer zu glauben für sie war, dass jemand es wirklich ernst und gut mit ihr meinte. Trotzdem waren die Meisten einfach nur stumpfsinnig, fand sie, hatten keine Ahnung – das hatte oft auch mit ihrem Selbstmitleid zu tun. Sie fand nicht, dass es etwas Schlechtes war, Selbstmitleid zu empfinden. Es war ein Grund mehr, sich noch lebendig und menschlich zu fühlen, wo man sonst nur als Alien angesehen wurde, und man sich genau so auch fühlte: Wie ein Alien auf einem fremden Planeten. Ja, durchaus fühlte sie sich für sich selbst bedauernswert, manchmal. Das waren doch noch ihre guten Tage. Wenn man noch bedauerte, dann brauchte man sich nicht vor sich selbst zu fürchten. Sie hatte ein Gemisch von Ekel vor sich selbst und Freude in sich, wenn sie bemerkte, wie dermaßen schlecht es ihr erging. Denn, auch wenn es erbärmlich war, so war es ein Zeichen von gesunder Lebensliebe. Nicht loslassen zu wollen, noch ein Stückchen Willenskraft zu besitzen, weiterzuleben.

Die Menschen um sie herum wurden ihr, von ihnen ungewollt, zur Last. Eine tägliche Last, die Frage „Wie geht es dir“ nicht mit der eiskalten Wahrheit zu erschüttern. Eine tägliche Last, bei der Frage danach, woran man gerade bei seinem leeren Blick dachte, nicht einzuknicken und niemals die lange, Schmerz bereitende Antwort darauf zu geben.
Nicht zu sagen „Ich denke gerade daran, wie es wäre, wenn ich tot wäre, an einem anderen Ort.“, oder, „Ich denke gerade daran, wie es wäre, wenn ich einfach umbringen dürfte, wer mir nicht gefällt, wer mir sagt was mir nicht gefällt, wer mir noch einen Tag länger etwas antut, was mich zerstört, wer mich schräg ansieht, wer mich fragt, woran ich denn bitte gerade denke!“.
Die Last der nichts-ahnenden Menschen, der Menschen, die ein paar Tage im Jahr traurig waren, doch sich nie viele Gedanken machten. Die Last der Menschen, die sich für etwas Besseres hielten, die Last, dass man als etwas Minderwertiges angesehen wurde und sich selbst tatsächlich sagte, dass man auch wirklich minderwertig war.
Jeder Tag wurde zur Last.
Das Haus zu verlassen war eine Last. Den Müll heraus zu bringen, oder etwa, dem Nachbarn zu grüßen. Einkäufe zu erledigen und durch den Supermarkt zu laufen, als wäre man auf dem Weg zu seiner Hinrichtung, auf dem man mit faulen Tomaten und Eiern beworfen wird, was in diesem Fall verachtende Blicke und verletzende Worte waren. Sein Gesicht zeigen zu müssen, es war eine Bestrafung.
Und dann wurde es eine Last, aus dem Bett aufzustehen. Ihren Blick von der Decke abzuwenden, die sie anstarrte, während ihr so viele Fragen durch den Kopf schossen. Selbst-zermürbende Fragen, Fragen, die sie sich niemals beantworten konnte. Oder selbstzerstörende Vorwürfe, die sie sich stumm machte, weil sie es nicht einmal schaffte, aus dem Bett aufzustehen, statt „einfach“ aus dem Bett aufzustehen.
Der Körper wurde zu einer Last - mit der Selbstzerstörung ging auch die Zerstörung des körperlichen Wohlbefindens einher. Schmerzen die den Weg für den absoluten und scheinbar nicht zu durchbrechenden Teufelskreis machten. Dazu kamen Gedanken wie, „Wenn ich nur nicht solche Schmerzen hätte, ich würde versuchen, mich aufzurappeln.“ Schmerztabletten, die sie nahm, aber gegen sie immun wirkte, weil sie sie zu oft nahm.
Alles schien schier endlos und nichts schien zu helfen, doch vor allem half sie sich selbst nicht. Jegliche Selbstliebe war verschwunden und alles, was sie jetzt noch antrieb, so dachte sie, wäre Druck, Druck, dass es einem besser gehen musste, dass man nur lächeln musste und das Glück käme vielleicht, eines Tages, mit genug Tapferkeit von ganz alleine. Ja, mit der Einstellung, dass man sich nur genug Druck machen musste, „den ***** hochbekommen“, schaffte sie es ab und an, sich aus den tiefsten Löchern empor zu graben.

Sie liebte es, sich selbst im Spiegel anzulächeln, selbst, wenn es gestellt war.
Es gab ihr eine Illusion davon, wie es sein könnte, wenn sie sich nur genug bemühte. In Wirklichkeit machte sie sich nur den Druck, den ihr andere, die sie aus ihrem Leben verbannt hatte, sonst immer gemacht hatten. Sie stand nun stellvertretend selbst ein, für die, die ihr ihr Leben lang eingeprägt hatten, dass sie funktionieren musste. Ja.. Jetzt redete sie sich selbst ein, dass es besser war, wenn sie sich anstrengte, jeden Tag, egal wie es ihr ging.
Die Gedanken verbannen, die zu tief gingen, um sich damit während all dieser Anstrengung auseinanderzusetzen. Den Kopf voll mit Dingen haben, die für die Gesellschaft, aber eigentlich nicht für sie selbst wichtig waren. Den Kopf damit füllen, wo man Abends am Besten einen trinken gehen konnte, statt sich zu fragen, ob man überhaupt wirklich glücklich war. Sich bloß nicht eingestehen, dass man Angst davor hatte, den Kopf wieder von diesen Nichtigkeiten zu befreien und sich die wirklich wichtigen Dinge zu fragen wie: „Fühle ich mich nicht einsam?“, oder, „Brauche ich nicht doch jemandem, der mir hilft, mir zuhört?“.
Wie dumm es war, den Kopf so voll mit falschen, gestellten Lückenfüllern zu stopfen, erkannte sie, als sie wieder zusammensackte. Den Blick gen Decke, im Bett, sich selbst verachtend.
Sie hatte sich selbst unter Druck gesetzt und statt dass sie durch ihre Mühe belohnt wurde, wurde sie unglücklich. Denn selbst wenn sie etwas „erreichte“ was von ihr nun mal verlangt war, so hatte sie nie das Gefühl, sich einmal auf etwas ausruhen zu dürfen. Stets spürte sie diese Peitsche in ihrem Rücken. „Tu alles was du kannst, bis du nicht mehr kannst. Du willst keine Versagerin sein!“.

Aber immer wieder rappelte sie sich mit Gewalt auf. Zu groß wäre die Schande, sich einzugestehen, dass sie ein „kaputter“ Mensch war, ein Mensch der sich ausgeschlachtet fühlte und alt, obwohl er jung war. Zu schmerzhaft wäre die Erfahrung, sich auch nur einem weiteren Menschen wieder derart verletzbar zu zeigen. Unerträglich.. Wenn wieder jemand seinen Finger in die Wunde drücken könnte. Scham. Das war es, was sie davon abhielt. Sie schämte sich dafür, kaputt zu sein.
Natürlich tat sie das.
„Stell dich nicht so an.“, „Es ist auf keinen Fall so schlimm“, „Ist ja ekelhaft, wie du dich bemitleidest“, „Oh, eine Runde Mitleid“, „Du brauchst doch nur Aufmerksamkeit“.
Dinge, die man einem depressiven Menschen, der so oft zu kurz gekommen war, niemals sagen durfte, die aber gesagt werden, viel zu oft – egal wem gegenüber, egal wie gesund oder nicht gesund. Sie brennen sich in die Köpfe aller ein und kommen hoch, wenn es darum geht, ob man überhaupt noch verletzbar sein darf. Und wenn sich Menschen fragen müssen, ob diese Verletzbarkeit nicht missbraucht wird.
Sie hatte sich oft gefragt, ob es in Ordnung wäre, Hilfe zu brauchen.
Und nach vielen Malen, in denen sie den Kopf geschüttelt hatte und mit Angst, dass man diese Verletzbarkeit verhöhnen und missbrauchen würde, schließlich beschlossen hatte, noch einmal einfach weiterzumachen ohne Hilfe, da.. Da ging sie das Risiko ein, in ihrer dunkelsten Stunde.
Was konnte man ihr schon antun, wenn sie um Hilfe bat, was man ihr nicht schon angetan hatte? Und selbst, wenn es etwas „Schlimmeres“ geben konnte, wenn man sie für ihre Schwäche in den Dreck schubste, so hätte sie keine Möglichkeit ausgelassen. Letztlich war es ja nicht so, dass sie sich selbst bemitleiden und in ihrer aussichtslosen Situation verharren wollte, sondern wollte sie doch, dass es ihr besser ging – wenn es nur irgendwie die Möglichkeit dazu gab.
Was also war falsch daran, verletzbar zu sein? War das nicht sogar eine Stärke, statt einer Schwäche? War das nicht eine ganz besondere, benötigte Form von Mut?

Also nahm sie sich Hilfe. Hilfe, sie kann viele Formen haben und jeder Mensch kann wissen, was er am ehesten braucht. Sie besiegte ihre Scham und ging zu ihrem Arzt, ein unangenehm kühler Weg, aber nur zunächst. Das ungewohnte Gefühl, selbst fremden Menschen offen zu legen, dass es einem schlecht ging, dass man ein Mensch mit Problemen war... Später würde sie verstehen, dass es nicht ungewöhnlich war, und sie würde verstehen, dass es ganz egal war, was andere darüber dachten.
Sie besuchte die Therapie, in der sie, wie auch beim Arzt, ungewohnt offen über sich sprach. Erst, da wusste sie gar nicht, was sie sagen sollte – sie hatte so lange einfach nichts gesagt.
Aber Hilfe kann auch anders aussehen, als wie ein Arzt oder eine Therapie, Hilfe kann ein guter Freund sein oder die Familie, die einen in schwerer Zeit vielleicht stützt. Es kann auch ein Ort sein, an dem man sich geborgen fühlt, je nachdem, wonach sich das Herz sehnt – aber das Wichtigste ist, dass man sich nie wieder schämt dafür, dass man ein Mensch ist, der nun einmal Hilfe annimmt.

Aber ein Freund, eine Familie, die Therapie oder der Arzt konnten der jungen Frau nicht vorkauen, welche Lebenseinstellung die Beste für sie war. Es waren Wegbegleiter. Sie hielten ihre Hand, gaben ihr eine Wertschätzung für das Vertrauen und die Verletzbarkeit, die sie ihnen öffnete. Es waren Dinge, die man nicht kaufen konnte, aber auch Dinge, die sie allein nicht retten konnten. Sie lernte nur durch all diese Wegbegleiter, wie sie sich selbst retten konnte. Es war die Kraft, die Batterie, die wieder gefüllt wurde. Die Frau lernte grundlegende Dinge, wie, dass nicht jeder Mensch ein Monster war. Dass ein neugieriger Blick eines fremden Menschen nicht gleich eine Verurteilung war, und dass sie es wert war. Dass sie es wert war, dass man sich für sie interessierte, aber vor allem, dass sie es sich selbst wert sein durfte, sich zu lieben.
Danach, als sie dieses wichtige Bewusstsein zurückerlangt hatte, erlangte sie auch ihren Charakter zurück. Die ganze Zeit war ihre ganz einzigartige Persönlichkeit wie in einem Gefrierfach verwahrt und auf Eis gelegt worden, ihre Persönlichkeit war vergraben unter dem Krempel, unter einer ganzer Müllhalde von Negativität, Vorwürfen, Trägheit, Selbstverachtung.. Ihrer Depression.
Es hatte so lange gedauert, bis sie realisierte, wie es ihr erging, Es dauerte viel zu lang, weil sie alles um sich herum abgestoßen hatte, sich selbst von außen abgegrenzt hatte, statt früh zu erkennen, dass etwas nicht stimmte. Und statt früh zu erkennen, dass es Menschen gab, die ihr Flausen in den Kopf setzten, aber es genauso Menschen gab, die sich um sie sorgten.
Sie hatte einfach alles aus ihrem Leben verbannt. Die Außenwelt war nur ein schlechter Film gewesen, den sie sich ab und zu reinziehen musste und alles was übrig war, war die Seuche, mit der man sie zuvor angesteckt hatte, die sie ganz allein zerfraß.
Und auf dem Weg der Heilung, da lernte sie sich selbst endlich wieder kennen. Tatsächlich kannte sie sich selbst nicht mehr wirklich, sie musste erst herausfinden, wer sie überhaupt war. Jahre im Tiefschlaf. Sie fühlte sich unbeholfen, als würde sie über ganz furchtbar dünnes Eis laufen und bei einem Fehltritt sofort ertrinken. Und ja, auf ihrem weiteren Weg dorthin, wo sie sich vollkommen fühlen könnte, traf sie viele Menschen, die sie in die Irre führen wollten, damit sie im kalten Wasser ertrank. Aber da erkannte sie endlich, dass diese Menschen auch nur ihren Weg über das dünne Eis suchten, so wie sie, und sie alle waren auf ihre Art unbeholfen. Manche hatten ihre Liebe und Empathie vergessen und waren ganz unbewusst auf der Suche nach ihr, und manche wussten, genau wie sie, überhaupt nicht mehr, wer sie waren.

Sie ging wieder aus dem Haus, ab und an, manchmal gab es aber auch noch Zeiten, in denen sie lieber Zuhause unter der Decke verkrochen nach Worten suchte. Sie lernte Dinge kennen, die ihr halfen, ihre Sorgen loszuwerden. Aber vor allem hatte sie sich verinnerlicht, dass es wichtig war, sich nicht dafür zu verteufeln, dass man sich teils Wochen lang einfach verkroch und keine Lust darauf hatte, mit Menschen zu sprechen. Und auch, wenn man unglücklich war, war das keine Schande. Das, was ihr wirklich am meisten dabei geholfen hat, sich so zu akzeptieren wie sie war, war der Gedanke, dass es egal war, wenn es jemandem nicht schmeckte, dass sie so offen mit ihrer Krankheit umging. Sie war ein Mensch der einst sehr versunken in seinen Depressionen lebte, und endlich lernte, wieder zu seiner Menschlichkeit zu stehen.
Es war nicht schlimm, wenn sie nicht „funktionierte“. Was hieß es schon, zu funktionieren? Sie war menschlich, auch in ihrer Depression, und hieß das nicht, dass sie „funktionierte“?

Es darf nicht nur zählen, was man in der Schule, der Uni, auf der Arbeit für Dinge leistet. Am Ende hält man Papier in seinen Händen, ob es nun Geld ist, oder ein Zeugnis darüber welche Arbeit man geleistet hat. Natürlich ist es schön, wenn man von anderen Menschen für seine geleisteten Dienste auch anerkannt wird. Aber wenn man nach alledem kein Leben, kein Bewusstsein hat in das man zurückkehren kann.. was ist das schon wert?
Alles was zuerst zählt ist doch, dass man sich selbst aufrichtig fragen und beantworten kann, ob man glücklich ist, ob man tut was man liebt, und ob man hier und jetzt gerade sein Leben genießt. Lebt man nur in der Vergangenheit, oder setzt sich für seine Zukunft unter Druck.. Wann lebt man dann? Versucht im Jetzt zu leben. Sucht euer Glück, ihr glaubt nicht, wie viel mehr ihr eure Mitmenschen bereichern könnt, wenn ihr selbst zuerst einmal wirklich glücklich seid. Lächelt, wenn ihr euch gut fühlt, ihr werdet sehen dass ihr anstecken könnt. Vergesst nicht, dass ihr auch mit Negativität anstecken könnt, vergesst eure Kraft nicht. Vergesst euch selbst nicht.
Versucht so oft bewusst zu leben, wie es euch möglich ist. Regt euch nicht sofort auf, sondern versuchen wir doch zuerst einmal darüber nachzudenken, ob an den Dingen nicht auch etwas Gutes ist, so wie sie sind. Lasst uns nicht immer sofort an die schlechten Absichten glauben, sondern immer zuerst an die Menschlichkeit. Niemand ist fehlerfrei, egal, ob er sich selbst so aufführt. Letztlich sind die Menschen, die verletzen und herumschubsen, auch nur jene, die einen Schutzwall um sich aufgebaut haben.. Und fangt niemals, niemals an zu glauben, dass ihr es verdient habt, dass man euch schlecht behandelt.

Zieht die Notbremse, wenn ihr bemerkt, dass ihr in einer Dauerschleife lebt. Schämt euch nicht für Probleme die nun mal da sind. Gesteht euch selbst ein, dass ihr nicht perfekt sein könnt. Perfekt wird nie jemand sein. Und wenn ihr Hilfe braucht, scheut euch niemals danach zu fragen. Wenn ihr euch alleine fühlt, sprecht mit Menschen – egal welchen, seit einfach offen und fair. Das macht euch so viel sympathischer – finde ich!
Ich habe sehr sehr viel Zeit mit idiotischen Sachen wie Stolz, Ignoranz, Selbsthass und Oberflächlichkeit verschwendet.. Ich schäme mich für nichts mehr, und ich gestehe mir viel ein – mein Ego stand mir viel zu oft schon im Weg.

Was ich hier schreibe, klingt an sich ganz simpel.
Ist es aber nicht. Nicht für jeden.


Auch wenn dies „nur“ ein Forum im weiten, weiten Netz ist, so möchte ich jedem hier, der sich durch mich schon einmal von unschönen Emotionen angesteckt gefühlt hat, dezent die Hand reichen und jeden wissen lassen, dass ich mir durchaus bewusst bin kein unkomplizierter Mensch zu sein, nicht mal im schönen anonymen Internet.
Ich wünsche euch allen, dass ihr ein Leben habt, das ihr bewusst genießt und dass ihr, wenn es soweit kommt, früh genug erkennt, wenn es euch im Leben bergab zieht, und dass man euch Hilfe bieten wird, wenn ihr Hilfe wollt.
Ich wünsche euch was.
Franzi

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Falls jemand wissen möchte woher ich die Idee für meinen Titel habe.
 
Ich schreibe heute endlich wieder in meinem Blog-Ähnlichen Thread, in dem ich gerne öfter meine Gedankengänge und Ideen, aber auch simple Gefühle, niederschreiben möchte.
Es braucht dafür sehr viel Motivation, denn nach dem Umzug zum neuen Portal ist ein für mich bedeutsamer Text verloren gegangen, von dem ich dachte, ich hätte ihn auf dem alten PC abgesichert, weswegen ich mich nicht an Scharesoft gewendet hatte. Leider irrte ich mich und deswegen ist der Text wohl nicht mehr so leicht wiederzuholen, aber es gibt ja noch genug Zeit, den Thread auch weiterhin zu füllen...


Du darfst weitergehen.

Was einen am meisten vom aufrichtigen Fühlen, bewusstem Leben und innerer, als auch äußerer Sicherheit abhält, ist an Altlasten zu klammern. Diese Altlasten können vieles sein.
Eine peinliche, niederschmetternde und brechende, traumatische, verschüchternde, erschütternde und schockierende, oder einfach nur traurige Situation, auf der man am liebsten stummschweigend hockt, um sie irgendwann zu verstehen.
Oder etwa ein Mensch, den wir sehr gerne haben, von dem wir aber immer wussten, dass er uns mehr Schlechtes tut und will, als er einem geben könnte. Menschen, zu denen wir Abhängigkeitsverhältnisse empfinden konnten, einfach, weil sie immer dort waren.. Selbst wenn mehr im Schlechten, als je im Guten.
In dem Moment, in dem wir Sicherheit in der Gewohnheit des Erduldens existenter Probleme und gar traumatisierender Ereignisse suchen, und uns an dieser Gewohnheit und Ignoranz festklammern, in dem Moment schalten wir so viele Möglichkeiten, sich lebendig und bunt zu fühlen, aus. Nicht ein für alle male, doch wir begeben uns in einen Tiefschlaf, aus dem uns vielleicht verschiedene Dinge zu retten versuchen könnten.. Doch vor allem wir selbst und unsere Bereitschaft, Risiken einzugehen und uns zu vertrauen, können uns dort herausholen.

Ich bin des öfteren im Leben das Risiko, alleine zu sein, eingegangen. Es war das einzige was mir passieren konnte, wenn ich mir schwor, mit Dingen oder Personen abzuschließen, die mir einfach nur furchtbar schlecht taten und sich selbst mit aller Arbeit und jedem guten Willen nicht herumreißen lassen sollten.
Und wenn man erstmal beginnt, mit all diesen schmerzhaften Dingen abzuschließen, was ist dann daran so schlimm, einfach mal alleine zu sein? Es würde bieten, sich selbst endlich wieder weiter kennenzulernen, in vollkommenem Alleinsein, doch nicht etwa unbedingt in negativer Einsamkeit. Sich selbst in jeder Lebenssituation kennenzulernen, Gefühle für sich einzugestehen und zu reflektieren, das ist stets das Beste und Gesündeste, was man für sein Selbstbewusstsein tun kann. Lernen, sich selbst zu vertrauen. Denn sonst könnte man nach eventuellen Enttäuschungen erst recht nur schwer oder gar nicht einem anderen Menschen vertrauen.
Je nachdem, wie hart und zäh jene Ereignisse oder Personen sind, je länger man sich mit ihnen herumquält, desto überfälliger ist es eigentlich auch, mit ihnen abzuschließen.
Die Leidenszeit kann somit in manchen Fällen sogar dazu verhelfen, schneller abzuschließen. Wenn man sich fallen lässt, wenn man bereit dazu ist.. Wenn dieser eine ganz besondere Punkt erreicht ist, an dem man einfach weiß, dass jetzt ein neuer Lebensabschnitt beginnen MUSS.
Ich habe diesen Punkt schon öfter, doch vor einiger Zeit das letzte Mal, erreicht.
Es ist befreiend, wenn man ohne wirklich zu bedauern, abschließen kann. Das hat man sich verdient, wenn man sehr lange Zeit damit verbracht hat, zu sehen, ob es nicht doch irgendwie funktionieren kann, mit dieser Erinnerung/Erfahrung eines furchtbaren Ereignisses, oder einer niederschmetternden Person, irgendwie weiterzuleben.

Man kann im Leben irgendwann immer sagen:

„Ich habe es versucht. Es ging mir oft schlecht, ich habe mich nicht zu schämen dafür. Ich hatte Hoffnung, dass es sich ändern würde oder mit der Zeit erträglicher werden würde, damit zu leben. Es war nicht so, als hätte ich es getreten oder verleugnet. Ich wollte damit wachsen und voranschreiten. Es hat nicht geklappt und es ist okay. Jetzt darf ich mich dessen entledigen.
Ich DARF loslassen. Ich kann mich endlich rehabilitieren, ich darf mich pflegen, lernen mich wieder zu lieben, ganz allein dafür, wer ich bin und was ich alles versucht und gegeben habe.
Ich darf mich von allen Dingen, die mich herunter ziehen, einfach seperieren. Mir vorstellen, wie ich es mir von den Schultern schnüre, in diesem einen dunklen Raum liegen lasse und sage: Das gehört nicht zu mir. Es ist nicht mein Päckchen, nicht meine Verantwortung, nicht das, was ich mir für mein Leben aussuchte. Ich werde mich nicht weiter damit quälen, sondern diese Last hier liegen lassen und einfach weitergehen. Irgendwann wird es aus der Sicht geraten, auch, wenn es vielleicht etwas dauern könnte. Und dann werden mir neue Dinge ins Auge springen, gewiss.“

Wenn es Dinge oder Personen gibt, die euch schaden, mehr als sie euch irgendwie glücklich machen könnten, oder bereichern, oder eben einfach weiterbringen..
Dann versucht es nicht zu ignorieren, vor allem nicht, wie schlecht ihr euch deswegen fühlt.
Umarmt es, versucht es zu ergründen, versucht Wege zu finden, es zu verarbeiten und zu verändern, wie es euch beeinflusst. Versucht ruhig, Lösungswege zu finden, solange es euch nicht zerfrisst.
Und wenn ihr merkt, dieser Fels den ihr auf euren Rücken fühlt, der lässt sich nicht bewegen, der hält euch einfach nur an diesem einen Fleck fest und so optimistisch ihr seid, dass er sich gleich einen Meter tragen lässt, ihr werdet immer wieder enttäuscht..
Dann ist es vielleicht nicht die Last, die ihr verkleinern oder tragen könnt. Dann gehört vielleicht mehr dazu, als eure eigene Bereitschaft, etwas an den Dingen zu ändern. Dieser Fels wird nach so langer Zeit bestimmt nicht plötzlich eine Schwebefähigkeit dazugewinnen, oder von einer anderen Seite aus bewegt werden.
Schnallt es euch ab, wenn ihr das Gefühl habt, ihr befindet euch in einer schier endlosen Eiszeit und ihr versucht schon so lange, daran zu arbeiten, es zu bewegen, zu verändern, was euch aufhält und vielleicht vollkommen ausbremst.
Ist egal, ob dann plötzlich jemand ruft und fleht, ist egal wenn ihr euch nur sicher seid, dass ihr nach langer Zeit keinen Zentimeter Regung ausmachen konntet.
Wenn ihr keine Kraft mehr habt, schnallt es euch ab und geht ein Stück für euch selbst.
Lernt euch kennen und testet aus, wie frei ihr euch plötzlich fühlt.

Wenn ihr lernt, euch selbst erst einmal zu vertrauen und auch darauf, dass ihr euch auf euren eigenen Beinen, ohne Altlasten voranbringen könnt, dann fühlt ihr euch vielleicht viel eher dazu bereit, das Steinchen zu bewundern, solltet ihr euch wegen der zurückgelassenen Last doch im Kreis bewegt haben. Dann ist der Fels vielleicht nicht mehr so groß, wie er damals scheinte, denn ihr hattet Zeit Kraft zu sammeln im Alleinsein, vor allem neue Erkenntnisse, Ruhe und Vertrauen, Vertrauen euch selbst gegenüber. Dann könnt ihr vielleicht im Nachhinein alles, was ihr hinter euch gelassen habt, viel klarer reflektieren und daraufhin verstehen. Ihr lernt daraus viel mehr, wenn ihr selbst wisst, wo ihr steht und wozu ihr eigentlich fähig sein könnt.
Lernt euch einfach kennen und zu vertrauen..
Macht das nicht von untragbaren Lasten abhängig.
Sie sind nicht immer untragbar, etwa weil ihr nicht fähig seid.. Seht auch auf die Schwere der Last und je nachdem, auch auf die Personen, die sie auf den Boden drücken...
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin mir sicher, dass dies einigen zumindest ein bisschen helfen und zum Nachdenken anregen wird. Gedankengulasch würde ich keinen deiner beiden Beiträge nennen. Ich verstehe was du meinst, nicht völlig, aber doch sehr wie du dich fühlst/test, aber vor allem bestätigst du meine Gedanken, wegen derer ich noch nicht völlig aufgab. Diese zwei Gedanken, die in mir immer wieder aufkochen, mich fast zu weinen bringen (wenn ich es noch könnte) sind sehr simpel: "Es gibt auf der Welt so viele mehr, denen es weitaus schlimmer geht als dir." und "Du bist nicht alleine kaputt in dieser wahnsinnigen Welt." Auch wenn es vermutlich eher egoistisch, fast dreist daher kommt und nach Selbstmitleid klingt, es gut zu finden, dass es einem nicht ganz so schlecht geht, wie jemand anderem, ist das auch gar nicht so gemeint. Es ist schwer zu erklären, aber es gibt mir einfach ein wenig Kraft. Vor allem zu wissen, man ist nicht allein. Ich denke du verstehst nun wiederum mich. Also danke. Danke für diese zwei Beiträge, danke, dass ich nun ein wenig weiß, wer du bist. Danke, dass ich wieder feststellen durfte, ich bin nicht allein kaputt.

Ps.: Ich sehe Menschen mit Problemen eher als normal und interessant als Menschen, die vorgeben das perfekte Leben zu leben und sich hinter einer Fassade aus Ignoranz und Arroganz verstecken.
 
Danke für deine Antwort und es freut mich, dass du etwas daraus gewinnen konntest und du die Zeit hattest, das alles zu lesen.

An sich hat für mich der Gedanke "He, da sind Menschen denen es bei weitem schlechter geht!", zwei Seiten.
Einerseits das Gefühl: "Du bist nicht allein und schätze, was du zumindest noch hast."
Andererseits meine Meinung: "Leid kann man nicht vergleichen, nicht aufwiegen und sehen welches schwerer ist. Leid ist da oder nicht da und sich mit dem Gedanken in Scham, Pein oder allgemein der Einstellung "anderen gehts schlechter, stell dich nicht so an" zu verrennen ist eigentlich falsch. Du fühlst, was du fühlst und wenn das für dich furchtbar ist, und es dir schlecht geht, ist das nicht weniger wert, als bei jemandem anders. Du darfst dir in jeder Situation deswegen Ruhe, Selbstmitleid oder eine andere rapide Reaktion zugestehen, denn es rührt dich.".

Ich hatte erst neulich das Gefühl, dass ich andere Menschen mit meiner Scheiße die gerade so passiert, erdrücke, weil sie plötzlich denken können, was ihnen schwer im Magen liegt, wäre im Angesicht dessen vielleicht weniger bedauernswert, etc.. Deswegen hatte ich das Gefühl, sie fühlen sich dadurch schlecht, und ich sollte vielleicht einfach den Mund halten.
Die Tatsache ist aber, fangen sie an diese Vergleiche zu machen und bestrafen sich mit Scham oder Pein für ihre Probleme und Lasten, dann liegt das nicht in meiner Verantwortung. Alles was ich sagen kann, ist, wenn du fühlst und tief betroffen bist, dann hast du das Recht dazu wannimmer du willst und dafür muss man sich auch in keiner Lage schämen oder verteufeln.
Andererseits hat mir vor ein paar Monaten jemand ins Gesicht klatschen wollen, mein Problem sei zwar groß, aber doch nichts im Angesicht seiner traumatischen Erlebnisse. Ich war zutiefst schockiert von dieser fehlenden Empathie, konnte aber abgrenzen, weil ich es mir beibrachte. Alles was ich sagte, war: "Das kann man nicht vergleichen, Leid kann man nicht vergleichen." und dann ging ich.

Ich weiß auf diese Richtung wolltest du nicht hinaus :) Aber für mich ist das ein wichtiger Part wenns drum geht zu sagen "anderen gehts aber schlechter als mir".
Ist doch viel besser zu sagen, man ist wirklich nicht allein mit seinen Lasten, wenn man daraus ein helfendes Gefühl der Gemeinsamkeit ziehen kann. Das zu sagen gefällt mir besser.

Und Selbstmitleid als auch Egoismus (Egoismus wohl besser in Maßen hier und da) wären da auch nichts Schlechtes. Absolut nicht. Man neigt vielleicht dazu sich dafür zu schämen, aber in Wirklichkeit ist es nichts Schlechtes, wirklich nicht. So sehe ich das. :)
Ist auch okay, sein Ego etwas zu streicheln - besser, als andere das tun zu lassen :p
Und hey, ja, es hilft mir dich etwas besser zu verstehen, ich denke das kann ich soweit es sich mir durch deine Reaktion eröffnet jetzt besser. :)
(Auf deine liebe PN antworte ich später :) )

PS: So sehe ich das auch. Die am härtesten geschundenen Persönlichkeiten können oft die interessantesten Denkanstöße geben.
Sie haben vielleicht schon viel öfter zu aller erst sich selbst ertragen und kennen lernen müssen, und daher sehr viel gelernt :)

Liebe Grüße
Tear
 
Ich hatte heute so wunderliche schöne Anwandlungen von wirren Gedanken, als ich rausging und die kalte frische Luft schnupperte - leider hatte ich keinen Stift und Block zur Hand in diesem Falle, aber ich habe versucht es nur ganz grob im Nachhinein festzuhalten. c:


Der Erwachte Frühling gibt mir das Gefühl, als hätten meine Tränen der vergangenen Monate auch dieses Jahr sein Erwachen für mich überhaupt erst ermöglicht.
Ich bin ganz alleine und habe dieses Déjà-vu, doch trotzdem ist dieses Mal etwas anders.
Meine Gefühle sind in dieser Schleife gefangen und doch wächst langsam, endlich, ein Stück Rebellion in mir.
Die Wiesen und die Baumkronen hier sind saftig und grün, bis auf die zarten, rosa Blätter der Mandelbäume. Blumen, vor allem unzählige Tulpen, blühen in wunderschönen, satten Farben und sie fangen meine traurigen Blicke, als sei es ihre Aufgabe, meine Augen wieder zum Leuchten zu bringen.
Die Vögel zwitschern aus den dichten Baumkronen, behüten die Jungvögel in ihren Nestern und sind das schönste Beispiel für neues Leben.. Und mein neues Leben.
Der Rest aller Dinge ist einfach nur grau, beinahe öde. Das Vogelleben tönt trotzdem kraftvoll durch diese graue Welt um mich, so wie das Grün und die satten Blumen die Farblosigkeit durchbrechen. Der Himmel, grau wie der Boden, Gebäude und Menschen, wirkt wie auf einem unfertigen Gemälde, dessen Künstler vergessen hat, den Hintergrund zu colorieren. Dieses Leben und ich, versuchen das einerseits so hässliche, andererseits so schön melancholische Grau abzulösen, mit neugewonnener Rebellion und Lebenswillen gegen das alljährliche Leid anzukämpfen.
Jeder Windschlag in mein Gesicht, der von der Nordsee herübereilt, wirkt wie unausgesprochene Anklagen gegen mich, die mich zwar nicht zum Frieren bringen können, aber zum Zittern vor unerklärlicher, vielleicht oder vielleicht auch nicht begründeter Wut in meinem Bauch, die nur ein weiterer schwacher Treibstoff für meinen Weg zu mir selbst ist.
Und während ich einen Anlauf starte, eine vermeintliche Endlosschleife zu durchbrechen, wende ich mich von dir ab, wie von vielen verschiedenen Menschen zuvor schon.
Dieser Frühling mit all seinen Farben und seiner Gräue, fast schon wie alleine uns gewidmet, wird nur der erste Teil unserer Heilung sein.
Wenn ich, wieder wunderbar alleine, durch dieses Jahr gewandelt bin, hoffe ich, dass trotzdem auch nächstes Jahr der Frühling so wunderschön erwachen wird.
Auch ohne eine Träne zu vergießen.

 
Zuletzt bearbeitet:
Der Boden unter meinen Füßen ist kalt und hart, gleichermaßen rau und zerschlagen von Kämpfen, die in weiter Vergangenheit einmal stattfanden.
Wirre Kreidenotizen an den Wänden, sogar der Decke, die ebenfalls aus Gestein bestehen, zeugen von meiner Gedankenwelt.
In der Kammer, die mich seit jeher gefangen hält, ist nicht mehr allzu viel Platz. Mit den Wochen, Monaten oder Jahren – wie viel Zeit habe ich hier schon verbracht? - haben sich die Wände immer enger gezogen; die Decke lässt mir nur noch Platz, aufzustehen. Worte über Worte, manchmal auch nur Zeichen, prangern mich von allen Seiten an. Auch auf dem kalten Boden Aschehaufen und irres Gekritzel, das kaum noch zu lesen ist, weil ich mit dem Auf-und-ab-Kriechen längst all die Kreide verschmiert habe. Die Lumpen die ich trage weisen Löcher auf, und wenn es unter der schweren, einzigen Tür hindurchzieht, dann bereitet es mir dadurch fürchterliche Gänsehaut. Ich friere. Fast jeden Tag ist es unsäglich kalt, doch ich beschwere mich nicht. Ich bin alleine und habe mich daran schon lange gewöhnt. Trotzdem ist das Bedürfnis, jemanden zu sehen – oder gesehen zu werden – noch vorhanden. Es ist dunkel, doch ich habe mich auch an die Dunkelheit gewöhnt. Es ist als leuchten mich die Kreideschriften an, ich brauche sie nicht lesen zu können. Meine Gefühle in dieser Kammer verwart, lebe ich schon einige Zeit vor mich hin und friste mein Dasein.

Manchmal kommen dunkle Gestalten langsam durch die Tür gestohlen. Sie bringen Dinge vorbei, die nie lange währen. Hoffnungen und Erwartungen, die mich wundern lassen, wie grausam es dort draußen sein muss, dass sie sie in der Kammer meines Lebens unterbringen. Wie verzweifelt man sein muss, zu denken, dieser Ort würde sie gedeihen lassen, besser als es das Leben draußen je könnte. Es macht mir Angst, mehr denn je, daran zu denken diese Türklinke jemals wieder hinabzudrücken. So stellen die dunklen Gestalten sie immer wieder in der dunklen Kammer ab; Kisten und Kartons voller Erwartungen, Säckeweise Hoffnung und Wünsche. Getarnt als milde Gabe, stellen sie immer wieder alles voll, bis ich kaum noch Platz habe, mich zu bewegen. Wie gelähmt sitze ich in der Kammer, bis zum Platzen vollgestellt mit allem, was sie an mich knüpfen.

Zuerst dachte ich immer, ich müsse doch dankbar sein dafür, dass sie mir all ihre Hoffnung anvertrauen, und ich könne selbst welche daraus ziehen.
Erst fühlte ich mich beschwungen dadurch. Ich packte die Kisten aus, um zu würdigen was man mir anvertraute. Diese kleine Kammer war damals noch viel größer. Je mehr ich es tat, für sie, die dunklen Gestalten, die kamen um die Kammer vollzustellen – Jene Gestalten, die mir die einzige Gesellschaft zu bieten bereit waren -, desto weniger Platz war in meiner Kammer. Ich konnte mich langsam immer weniger frei bewegen. Als dann langsam all diese Wünsche und Erwartungen zu Asche zerfielen, und ich mich wieder bewegen konnte; wieder atmen konnte, da wunderte ich mich, was geschehen war mit all diesen Personen, all den Träumen. Langsam bewegte ich mich einst noch auf die Türe zu. Sie war nicht abgeschlossen, also musste ich frei sein, oder etwa nicht?

Ich blickte durch einen Schlitz hinaus.
Viele Augenpaare blickten mich aufmerksam an; sie hatten regelrecht darauf gewartet, dass ich sehe, was dort draußen auf mich wartet. Oder, darauf, was passiert, wenn sie mir ihre Erwartungen an mich überließen. Die Augen, sie leuchteten rot, mit Verachtung strafend aus den dunklen Gestalten hervor. Das Gefühl das ich bekam ließ mich nach Luft schnappen.
Dort draußen war alles dunkel, kalt, grausam. Ich schloss langsam wieder die Tür.
Ich hatte ihren Erwartungen nicht entsprochen. Ich hatte ihre Hoffnungen enttäuscht. Ich hatte ihre Wünsche nicht erfüllt. Als ich mich dann umdrehte, erkannte ich, wie sich zum ersten Mal die Kammer meines Lebens verengt hatte. Die Wände kamen näher, langsam. Die Decke wirkte niedrig. Ich wusste, dass ich es besser machen musste.
Außerdem erkannte ich, dass die weiß leuchtende Kreide an den Wänden; meine Gefühle und Gedanken, das einzige Licht war, das sich mir noch bot. Und mit jedem Mal, mit dem ich erkannte, ich war wieder gescheitert; mit jedem Mal, bei dem ich ängstlich die Tür hinter mir verschloss; mit jedem wütenden Augenschlag, würde weniger Platz für meinen einzigen Lichtschein bleiben.
Ich war töricht genug, es einige Male wieder zu versuchen. Die Gestalten hinterließen ihre Päckchen voll mit Erwartungen, und irgendwann sah ich, dass sie meine Anwesenheit in der Kammer kaum beachteten.
Sie kamen, sahen mich nicht; sahen meine Person nicht - nur die Kammer, in der sie sich den Platz einräumten, der ihnen genehm war. Und die Kammer wurde immer kleiner. Kämpfend darum, mich bewegen zu können, atmen zu können und endlich die Welt dort draußen sehen zu dürfen, scheiterte ich wiederholt.

Jetzt ist kaum noch Platz in der Kammer. Hier sitze ich. Dieses Mal fasse ich ihre Erwartungen nicht an. Ich nehme ihre Träume nicht in Obhut. Ich bleibe hier sitzen, selbst wenn ich daran ersticke. Ich werde die Klinke der schweren Tür nie wieder berühren, denn auch wenn niemand sie verriegelt hat, weiß ich, dass ich hier gefangen bin. Dieses Mal lasse ich die Pakete einfach unberührt. Ich werde vielleicht als Abstellraum benutzt, doch meine Kraft behalte ich für mich. Sie werden merken, dass ihre Erwartungen zu Asche zerfallen. Sie werden trotzdem niemals mehr mein ängstliches Gesicht zu sehen bekommen, wenn ich wieder einmal zögerlich durch den Türspalt schiele. Hier sitzend atme ich noch. Wie gelähmt, doch meine Gedanken sind mein Licht und meine Gefühle das, was mich nährt. Sie werden kommen und es versuchen, immer wieder. Und ich bin hier und ich bleibe hier. Alles wird bleiben wie es ist dieses mal, und ich habe mich.
Und ich atme noch.

Zittrig halte ich die Kreide in meiner Hand, nahezu krampfhaft.
Diese Kammer ist mein Leben.
 
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Reaktionen: das*sternchen*tala
Hey... Heute bin ich mal mit einem sehr sensiblen Thema hier.
Letzte Zeit gehe ich durch eine sehr extreme.. Charakterwandlung. Auch, wenn das hier ein Gamingforum ist..
Wir haben hier ja schon sehr vieles geteilt, verschiedenste Personen. Wenn dies also nicht erwünscht ist, seht es mir nach und entfernt den Post gerne auch wieder. :)

Vorab.. Es geht um Missbrauch und Vergewaltigung. Ich empfehle daher bereits im Vorraus das Hilfetelefon für "Gewalt gegen Frauen". Natürlich gibt es auch Hilfe für männliche Betroffene. :) Die Nummer dafür lautet: 08000 116 016
Der Text diente mir in erster Hinsicht dazu, zu verarbeiten. Ist aber vielleicht auch für Menschen denen es ähnlich erging, auch eine Hilfe zur Einstellung und Ansicht.. Ich weiß nicht.

Mein offener Brief an meinen Vergewaltiger.

Es ist der Tag gekommen.. Wenn auch sehr spät, einige Jahre später nun.. und ich hätte es so viel lieber früher irgendwie.. geschafft; aber jetzt stehe ich heute hier und bin froh noch am Leben zu sein. Der Tag, an dem ich sicher bin, dass, was du mir einst angetan hast, kein Geheimnis sein sollte. Ganz im Gegenteil.. Ich kann behaupten stark zu sein und trotzdem diesen verletzlichen, grausamen Teil meines Lebens zeigen.. Ganz offen. Oder gerade deswegen, weil ich es jetzt kann, bin ich umso stärker geworden.
Du hast mir vieles genommen. Du hast kleine Situationen in meinem Leben zur Hölle gemacht. Aber vor allem hast du mir auch die wirklich wichtigen Dinge genommen.
Wenn ich mich versuche einem Menschen unverfälscht anzunähern, ist es beinahe unmöglich. Ich habe Angst davor, wenn eine Person unangekündigt an meiner Tür klingelt; Ich bekomme morgens Panikattacken – selbst wenn es nur der Paketbote, oder etwa ein netter Nachtbar ist. Mein Herz beginnt zu rasen, bis ich denke, es bricht mir aus der Brust; meine Kehle schnürt sich zu. Ich rolle mich ein, als wäre ich gar nicht da, so klein. Ich fühle mich in meinen eigenen vier Wänden nicht sicher. Wenn ich aus dem Haus gehe, dann halte ich die Umgebung immer krampfhaft in Beobachtung; nichts darf sich meiner doch so geringen Kontrolle entziehen. Rückt mir jemand zu nahe; sei es nur um eine höfliche Geste zu vollziehen – dann will ich am Liebsten auf der Stelle zergehen, am liebsten sofort unsichtbar werden, damit niemand die Aggression und die Ängste sieht, die du, ja .. DU, mir einst eingepflanzt hast. Du nahmst mir mein Vertrauen. Ich führte einst eine Beziehung mit dir. Dachte, dass Liebe und Zweisamkeit genau darauf beruhen; Vertrauen. Jetzt weiß ich, dass es mich vor nichts schützen kann. Will ich mit jemandem zusammen sein.. Ja, wie soll das noch gehen? Du hast mir meine Standhaftigkeit genommen. Schon bevor ich das Pech hatte, auf dich zu treffen.. Da hatte man mir zuhäuf Unrecht getan, mir meine Kraft genommen, mich in den Burn Out getrieben. Als ich glaubte, danach endlich ich sein zu dürfen und stark zu sein; Menschen vertrauen zu können.. Da geriet ich an dich. Du warst das, was mir nahm, mich leichter zu fühlen, nachdem ich diese Lasten von meinem wunden Rücken geschnürt hatte. Du hast alles.. noch viel schwerer gemacht. Du warst mein Freund, ja.. Aber du bist auch mein Vergewaltiger. Du hast mir meine Weiblichkeit genommen. Mein Körper.. - Mein „Tempel“ war lange Zeit entwürdigt; und egal wie sehr ich ihn schrubbte, „Opfer“ darbot und flehte, da war nur Schmutz. Alles an mir war schmutzig, so, wie du. Ich konnte nicht glauben, dass die Hülle in der mein Geist lebt, wirklich.. Ich bin. Zu mir gehört. Es war nicht, als wäre ich überhaupt noch irgendwo zuhause. Weder in meinem Körper, noch in meiner Wohnung, in meiner Familie. Ich war nirgendwo mehr sicher. Und ich leugnete was du tatest, um dir keine Einkehr zu gewähren.. Was idiotisch war; denn all das.. Was es mit mir gemacht hat. Das warst du.. Du hattest dich längst eingenistet. Du hast mir so, so vieles genommen. Ich werde so schnell kein „normales“ Leben mehr führen können. Ich tat es die letzten Jahre nicht.. Tue es jetzt nicht... Ich tat es eigentlich allgemein nie, aber du.. Du hast mein Leben von einem Drama zu einem Thriller gewandelt.
Du nahmst mir das Gefühl, ein vollwertiger Mensch zu sein. Du nahmst mir die Neugier, die Freude, ein Leben ohne Maske, das Weiche und das Warme, die Verletzbarkeit, das Vertrauen, das Gefühl mich irgendwo zuhause und sicher zu fühlen, mich aussprechen zu dürfen, weinen zu dürfen.. Du nahmst mir die Selbstliebe und.. Ich weiß nicht.. Du nahmst mir einfach so Vieles, das ich niemals in Worte fassen könnte. Und.. alles was du mir gabst.. Das war Scham und Angst. Und Zorn.. Irgendwann auf meinem einsamen Schweigen kam dann auch der Zorn.

All die Dinge die du mir weggenommen hast.. Die erkämpfe ich mir jetzt wieder. Ich habe mir so vieles zurückgeholt.. Und so vieles beigelegt. Zu aller Erst, jetzt endlich, habe ich mein Schweigen abgelegt. Natürlich! - Wer du bist, werde ich nicht mehr erzählen. Du wirst nie im Gefängnis landen; du wirst mit dem, was du getan hast, zumindest vor der Gesellschaft davonkommen. Aber das weißt du ja sicherlich. Ich; Ich bin nicht davongekommen. Ich werde nie vor dieser Erinnerung davonkommen; Wie mein eigener Freund das „Nein“ ignorierte. Mich einfach nicht mehr losließ. Wie er mir das erste Mal zum gewünscht letzten Mal machte; Wie er mein Vertrauen zerschmetterte. Davon werde ich nicht davonkommen. Glaube oder versuche ich das zu tun, dann erinnern mich meine Träume oder simpelste Situationen daran, wovon ich wegzulaufen versuche. Du hast einen.. „bleibenden Eindruck“ hinterlassen.
Aber nach all den Jahren habe ich endlich verstanden, dass ich es NICHT verdient hatte – es niemand verdient hat – was du mir angetan hast, trotz dessen, dass ich mich so schmutzig und wertlos gefühlt hatte. Du hast mich geschändet. Du hast etwas getan, was dir niemals jemand verzeihen könnte, so scheint es. Aber weißt du.. Ich tue es. Ich versuche es, meine ich vielmehr. Mein Zorn nützt mir nichts. Du wirst an meinem Zorn nicht ersticken.. Aber es fühlt sich für mich so an, als täte ich das, wenn ich meinen Frieden nicht finde. Jetzt werde ich diesen Frieden suchen.. Und ich hoffe, dass ich eines Tages von all diesen Ereignissen höchstens nur noch Narben mit mir herumtragen werde. Ich werde nicht in Hass zergehen, ich werde mich mir widmen. Wenn ich irgendwann nicht mehr in Angst verzweifle, ich Halt erfahre und Verständnis, spätestens dann, dann wird alles was du getan hast einfach nur noch vergleichsweise mickrig erscheinen..
Ich besuche seit Jahren meine Therapie. Ich weiß so vieles zu schätzen, seit ich so viele unvoreingenommenen, unverblümten Gefühle verloren habe und mir zurück-erkämpfe. Alles was ich habe ist unbezahlbar, sei es noch so nebensächlich in den Augen anderer. Weil ich endlich ich sein darf. Nach Jahren habe ich endlich gesprochen. Endlich weiß jeder der es muss, wo ich alleine durch musste. Endlich habe ich ein Stück Anerkennung und Verständnis erfahren; und gelernt, dass es nichts Erbärmliches ist, sich eben diese beiden zu wünschen.

Du allerdings.. Ja, was wird aus dir? Es gibt zwei mögliche Szenarien. Dass du durch meinen Zorn nicht tot umfallen würdest, haben wir ja schon verstanden. Wenn du weißt, was du getan hast; es dir selbst nicht verleugnest, dann wirst du dir ja hoffentlich auch im Klaren sein, wie falsch es war, was du tatest. Ich habe dich nie zur Rede gestellt – wie sollte ich auch? Apathisch ging ich meines Weges. Du wirst dich so oder so bestimmt noch viel besser als ich selbst daran erinnern, wie du mich vergewaltigt hast – denn für dich war es zu dem Zeitpunkt ein willkommenes Vergnügen; für mich wie ein lebendiger Albtraum. Falls du dich selbst nicht belügen solltest.. Dann wird es dein Selbstwertgefühl zerschmettert haben. Wenn du dich SO schuldig gefühlt hast, wie ich mich geschämt und gefürchtet habe. Erst dann, dann hast du meine Vergebung – die sowieso bedingungslos da ist, mir selbst zuliebe – verdient. Und dann hast du es auch verdient, dir selbst zu vergeben. Was du getan hast hast du definitiv nur bei mir getan; danach nicht wieder. Du wirst in jedem Fall nie wieder das Selbstbewusstsein eines aufrichtigen Menschen haben können, wenn du in den Spiegel siehst und dir in das Gesicht blickst. In das Gesicht eines Vergewaltigers.
Wenn du verleugnest was du getan hast und du der Scham und den Schuldgefühlen aus dem Weg gehst.. Oh, glaube mir.. Die Rechnung geht am Ende irgendwann immer auf. Wenn ich eines gelernt habe, dann, dass irgendwann als das Grausame, all der Schmerz, den man auslöste, irgendwann zu einem zurückkommt. Früher oder später. Irgendwann.. Irgendwann wirst du dich dem stellen müssen. Du hast einem Menschen so viele Dinge genommen, ihm so schlimme Dinge angetan.. Ich bin mir so sicher, dass du nicht ungeschoren davonkommst, dass ich gar nicht sichergehen brauche.
Wenn die Dinge um dich, die dir wichtig sind, dann langsam um dich wie Staub zerfallen und du merkst, dass da nichts mehr ist, was dich vor der Wahrheit schützt – der Wahrheit, was du in Wirklichkeit bist -, dann hoffe ich, dass sie dich zerschmettert in tausende Teile.. Die du dann jahrelang mühevoll wieder aufkehren und zusammensetzen musst, so wie ich, die Jahre damit zubrachte, wieder leben zu können wie sie es verdient hatte. Ich will dass du spätestens dann lernst, was Schmerz bedeutet, und wie viel Kraft es braucht, sich vor dem Ertrinken zu retten.
Du wirst nicht davonkommen, nicht vor dir selbst. Oder dem was du tatest. Du, mein Vergewaltiger, wirst irgendwann Gerechtigkeit erfahren. So wie ich jetzt. Jetzt, wo ich endlich beginnen kann nach vorne zu blicken und ein Leben zu führen, das ich wirklich verdient habe. Und wenn du dich dem im vollen Umfang gestellt hast...
Wenn du gelernt hast wie sich Selbsthass anfühlt und dann, wie man sich selbst verzeiht und seine Selbstliebe auferrichtet.. Dann wünsche ich dir ein gutes, aufrichtig reflektiertes, emotionales Leben...

Siv
 
Das ist heftig! Und mutig. Ich finde du hast jedes Recht, alles zu tun was dir weiter hilft, und sei es diesen Text hier in diesem Forum zu posten. Ich kenne dich nicht und weiß auch gar nicht wirklich was ich dazu schreiben soll, aber; sorry, nach diesem Text einfach auf den "DaumenHochGefälltMir-Knopf" zu drücken bringe ich nicht.
Ich wünsche dir von Herzen, dass du dein Leben wieder so führen kannst, wie du es möchtest.
 
Ich danke dir für so liebe Worte, eben, gerade weil du mich nicht kennst. Jeder Form solcher Bestärkung ist wirklich aufbauend.
Momentan nagt alles sehr an mir, und ich denke dass diese extreme Form der Offenheit mir nur gut tun wird, um mit allem wieder auf einen Nenner zu kommen, nach einiger Zeit. Daher bin ich sehr dankbar wenn dieser unüblichen Herangehensweise mit Verständnis begegnet wird. Dankeschön dafür. Es bedeutet mir sehr, sehr viel.
 
Guten Morgen @Asteria ,

muss mich @Rux42 anschließen und auch was dazu sagen:

Das ist denke ich überhaupt kein Problem dein schreckliches Erlebnis hier zu posten, weil wir abgesehen von Skyrim ja nun mal auch in einer realen Welt leben, die wie in Deinem Fall leider manchmal schrecklich und brutal ist! Zum Glück gehört das zur Ausnahme, dennoch ist jedes Mal einmal zu viel und ist nicht zu akzeptieren und zu ächten!

Dein Bekenntnis hat Dich stark gemacht und allein das zählt hier! Ich habe auch schon eine Therapie gemacht und habe auch so meine Probleme, allerdings nicht so ein schreckliches Erlebnis wie Du. Will mich auch nicht jetzt mit Dir vergleichen, sondern nur sagen, dass Du nicht alleine bist und ich Dich ein bisschen verstehen kann (...habe eine Ahnung).

Wissen kann man es nur, wenn man es selber durchgemacht hat!

Für 2018 und allgemein für Deine Zukunft, wünsche ich Dir Stärke und Zuversicht!!!!

Möge die Macht mit Dir sein!

Das liest sich jetzt wie ein dummer Scherz zum Schluss, ist mir aber spontan eingefallen und ist irgendwie ernst gemeint! Wenn Du dabei ein bisschen schmunzeln kannst, umso besser! Ich glaube ich habe das geschrieben, weil Du mit Macht und Kraft aus Deiner Deckung zurück kommen DARFST, wenn DU es willst!

Deine Geschichte werde ich auch noch lesen!

Liebe Grüße :)

Destero
 
Zuletzt bearbeitet:
Dankeschön für die netten aufbauenden Worte, Destero - tatsächlich haben sie mich etwas zum Schmunzeln gebracht.
Zum Ersten Mal seit langem fühle ich mich ein wenig, als wäre die Macht wirklich mit mir. Ich lasse mich durch die Dinge die passiert sind nicht definieren und ich denke das ist auch richtig so, selbst, wenn sie sehr an mir nagen. Es ist auch irgendwo ein gutes Gefühl zu wissen, dass man nicht alleine ist - auch wenn es ja auch schade ist, dass so viele Menschen durch so vieles durch mussten. <3

Dankeschön Destero. Ich werde aus 2018 so viel Fortschritt herausholen, wie nur möglich ist und sich richtig anfühlt. :)

Ich wünsche auch dir alles alles Beste für das neue Jahr. Leute wie wir, wir müssen daran denken wir sind nicht alleine und es gibt auch irgendwo da draußen ein Licht am Horizont.

Liebe Grüße zurück
Asteria :)
 
Ich werde aus 2018 so viel Fortschritt herausholen, wie nur möglich ist und sich richtig anfühlt. :)

Denke immer daran - was den Peiniger betrifft. "Gottes Mühlen mahlen langsam aber gerecht."
In dem Sinne wünsche ich dir alles Gute und aus eigener Erfahrung "Try Everything"


Hier noch ein Gedicht, es möge dir Kraft und Mut geben weiter zu machen.

Ich danke allen – Von Paulo Coehlo

Ich danke allen, die meine Träume belächelt haben.
Sie haben meine Phantasie beflügelt.
Ich danke allen, die mich in ihr Schema pressen wollten.
Sie haben mich den Wert der Freiheit gelehrt.
Ich danke allen, die mich belogen haben.
Sie haben mir die Kraft der Wahrheit gezeigt.
Ich danke allen, die nicht an mich geglaubt haben.
Sie haben mir zugemutet, Berge zu versetzen.
Ich danke allen, die mich abgeschrieben haben.
Sie haben meinen Mut geweckt.
Ich danke allen, die mich verlassen haben.
Sie haben mir Raum gegeben für Neues.
Ich danke allen, die mich verraten und missbraucht haben.
Sie haben mich wachsam werden lassen.
Ich danke allen, die mich verletzt haben.
Sie haben mich gelehrt, im Schmerz zu wachsen.
Ich danke allen, die meinen Frieden gestört haben.
Sie haben mich stark gemacht, dafür einzutreten.
Ich danke allen, die mich verwirrt haben.
Sie haben mir meinen Standpunkt klar gemacht.

Vor allem danke ich all jenen, die mich lieben, so wie ich bin. Sie geben mir Kraft zum Leben!
 
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Ich habe mir lange überlegt ob ich etwas hierzu schreiben soll. Es liegt nicht nur daran das ich selbst ja ein Geschlechtsgenosse dessen bin der dir so unendlich viel Leid angetan hat.
Es hat vielmehr auch damit zu tun das ich lange Zeit Moderator in einem anderen Forum war und zwar in einer Gruppe die sich banal "Psychische Erkrankungen" nannte.
Banal habe ich als Beschreibung gewählt weil man unter diesem Begriff momentan alles zusammenfasst was man medizinisch anders nicht mehr erklären kann oder erklären will.

Es wunderte mich zwar das dort die Geschlechter gleich verteilt waren und nicht eines stärker vertreten als das andere. Aber das Leben ist leider nicht wählerisch und schlägt überall hart zu.
In dieser Gruppe aber habe ich dann erfahren durch welche Hölle manche Frauen gegangen sind weil ihnen von Männern Gewalt angetan wurde. Sie konnten erst nicht darüber sprechen denn die Erinnerung sollte ja eigentlich durch die Zeit gemildert werden und jedes Gespräch hätte ja denn die Erinnerungen und damit das Geschehen wieder wachgerufen.
Aber dann hat eine der Frauen mir in einem der PN-Chats einmal ihr Herz ausgeschüttet. Womit auch immer ich dieses große Vertrauen verdient habe, ich weiß es nicht aber ich habe in Abgründe geblickt die ich mir aus meiner eigenen damals heilen Welt heraus niemals hätte vorstellen können.
Ich habe sie dann gefragt wie sich sich jetzt (zu dem Gesprächszeitpunkt) fühlt und ihre Antwort hat mir dann Hoffnung gegeben:
Sie sagte: Ich fühle mich frei weil ich mit jemandem darüber sprechen konnte. Ich fühle mich erleichtert als wäre mir eine große Last von der Seele genommen worden.
Ihr Therapeut hatte ihr geraten sich ihre Angst, ihre Sorgen und ----schwer verständlich für Außenstehende ihre Nichtanerkunng ihrer eigenen Person von der Seele zu schreiben. Die Wut auf sich selbst weil eben dieser Mann damals mit dieser Tat nicht nur ihren Körper für sich beanspruchte sondern viel schlimmer: Ihre Seele geschädigt, ihr Selbstwertgefühl mit Füßen getreten und nur noch eine leere Hülle zurückgelassen hat die nichts mehr hatte an dem sie sich halten, orientieren und damit zurück zu einem normalen Leben finden konnte.

Ich habe sie gefragt ob sie diesen Menschen imer noch hasst und was sie dann sagte hat mich auch wieder erstaunt und nachdenklich gemacht:
Nein sagte sie, ich würde ihm damit mehr Anerkennung geben als er verdient hat.

Das letzte was wir dann in dem Gespräch noch erörtert haben war natürlich die Frage nach der Zukunft, wie sie weitermachen will und kann. Sie sagte dann:
Ich werde mich mit noch ein paar meiner Leidensgenossinnen zusammentun und wohl eine Gruppe gründen die als Anlaufstelle dienen kann, als erste Orientierungshilfe in einem Nebel von Angst, Wut und Qual wo diese Frauen dann eine Hilfe finden für ihr weiteres Vorgehen. (Sie wohnte damals in Wien)

Sie sagte mir dann noch das sie wohl so handeln wird, bzw das sein wird wie es in einer Art Gedicht hinterlegt war das sie mir zur Verfügung gestellt hat.
Ein Engel für andere ohne Rücksichtnahme auf die eigene Person
Ich stelle dir dieses Gedicht auch zur Verfügung. Eventuell findest du für dich auch einen Engel der selbstlos ohne Rücksicht auf sich selbst handelt:

Manchmal kommen Engel auf diese Welt...
sie sind voller Liebe für alle Menschen...
und hier und da berühren sie mit ihren Flügeln Menschen...
Menschen die traurig,einsam und verzweifelt sind...
jede Berührung nimmt ihnen ein Stück ihrer Kraft....
manchmal werden ihre Flügel auch verletzt...
und dennoch tun sie es immer wieder...
aus LIEBE...
aus unendlicher LIEBE...
Engel werden nicht geliebt...
denn sie sind nicht zum Lieben da...
nur zum Leiden...
sie leiden an der Lieblosigkeit die ihnen entgegenkommt....
aber sie geben niemals auf...
nur manchmal verschwinden sie für eine Weile...
denn ihre Flügel müssen heilen...
sie müssen neu wachsen...
neue Kraft sammeln...
aber sie geben niemals auf...
denn ihr Auftrag ist es den Menschnen...
die LIEBE zu zeigen...
die HOFFNUNG...das VERTRAUEN...
irgendwann geht ein Engel zurück...
aber er komt nicht mehr wieder....
und da wird er dann finden...
was er sich so sehnlichst wünscht...
Lasse nie eine Hand los die deine festhält---aber halte auch keine Hand fest die deine loslässt.
 
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Danke für eure überaus wertvollen Beiträge. Ein ganz herzliches Danke. <3

Mit dem Brechen des Schweigens geht immer so vieles einher.. Ich kann mir vorstellen, dass es der Dame wirklich sehr geholfen hat, sich bei dir auszuschütten und mal von jemandem die Gelegenheit und Aufmerksamkeit bekommen zu haben. Es ist wie ein Balsam, der sich auf ewig offen gewesene, salzbeschmierte Wunden legt. Man fühlt sich als wäre zum ersten Mal seit langer Zeit.. Ein kleiner, richtiger Blick in die Zukunft möglich, weil man nicht die ganze Zeit alleine nur die Vergangenheit hinter sich her schiebt.
Ihr Gedicht ist wirklich schön. Ich finde es schön, dass sie so einen Quell der Kraft für andere Menschen geschaffen hat, aus ihrem eigenen Schmerz heraus. Das verdient sehr großen Respekt, wie ich finde. Inzwischen habe auch ich eine Gruppe im Netz gefunden, die sich mit PTBS und Gewalt befasst und der Austausch ist ungewohnt, aber sehr wertvoll für mich.

Jahrelang habe ich das herumgeschleppt, habe es bei wenigen Menschen durchsickern lassen, was war.. Aber nicht so genau.. Und bei den meisten Menschen hätte ich das niemals im Ansatz gekonnt. Meine Familie verstand nicht, wieso ich so hitzköpfig sein konnte, dauernd alleine sein wollte. Ging ich mit meinen Bekannten - damals hatte ich noch welche - weg, geriet ich in gefährliche Situationen, wenn mir ein Mensch zu nahe kam sprang ich an die Decke. Ein mal bedrohte ich jemanden mit einem Messer.. Weil er mich geschubst hatte. Wer will schon mit so jemand zu tun haben und die die es wollten, fanden es witzig oder tough dass ich so übertrieben achtsam und aggressiv handelte wenn mir jemand zur Pelle rückte. Ich wurde in den kurzen Beziehungen die ich hatte verlassen, weil man mir nicht zuhörte, nicht wusste warum ich so unnahbar bin; und wenn ich es aussprechen wollte, kam es kaum über die Lippen.
Es fühlte sich an als hätte ich nie die Gelegenheit gehabt, es auszusprechen. Und die Verletzbarkeit, die man damit offenbaren würde, die hatte ich auch nicht zeigen wollen. Alles woran ich denken konnte war, dass es der nächste Mensch dem ich glauben würde vielleicht vertrauen zu können, ausnutzen und beschmutzen würde.

Jetzt habe ich endlich irgendwie.. Alles ausgesprochen. Nicht einmal in meiner Therapie wusste es meine Therapeutin. Jahrelang hat sie mich behandelt wegen schwerer Depressionen und vielem mehr.. Und ich konnte es nicht einmal bei ihr aussprechen. Jetzt ist es raus. Jetzt weiß es sogar die Frau, die mich zur Welt brachte. Die Männer, die meine Brüder sind und mich eigentlich stets beschützen wollten. Jeder weiß es jetzt und das ist einerseits echt erschlagend. Andererseits ist es ein Befreiungsschlag. Auch ich fühle mich frei. Nach so langer Zeit des Schweigens ist es unfassbar schön, zusehen dass Menschen wirklich mitfühlen, Verständnis haben und mich so lieb aufzubauen versuchen. Ich bin sehr, sehr zu Tränen gerührt letzte Zeit. Ich bin so dankbar. Unheimlich dankbar. Ich bekomme Anerkennung, Nächstenliebe und Verständnis zu spüren.. Und ich fühl' mich wie wiedergeboren. Es ist so schön.
Ich danke euch von ganzem Herzen. Ihr wisst ja gar nicht, wie unheimlich dankbar es mich macht.. Nach einer gefühlten Ewigkeit so etwas kennenzulernen.

Was bei mir nun aus der Zukunft wird ist noch etwas unklar. Vielleicht geht es in eine Traumaklinik. Sogar das Gesundheitsamt weiß jetzt, wie es um mich steht. Ich bin erwerbsunfähig und darf mir Zeit nehmen, wie ich sie brauche, für die weitere Therapie. Ich werde jemanden zur Hilfe bekommen, der mir jede Woche bei Dingen wie Einkäufen und Stresssituationen wie Amtsgänge oder Freizeitunternehmungen helfen wird. Das wird alles sehr neu und komisch für mich, aber ich bin sicher dass es jetzt nur noch besser wird. Denn schlechter als zuvor noch kann es nicht werden.

Ich danke euch ganz herzlich
<3
 
@Asteria
Ich freue mich, das dir das was ich geschrieben habe ein wenig Hilfe geben konnte. Ich sagte ja das ich längere Zeit Moderator in einer Gruppe war die gerade aus dem Umfeld (Missbrauch, Vergewaltigung) sehr viele Mitglieder hatte. Das macht mich aber nicht zu einem Experten, nicht zu einem Therapieersatz. Das war auch das was ich immer wieder den anderen Gruppenmitgliedern dort gesagt habe. Diese Gruppe kann und darf kein Ersatz für eine wirkliche ärtzlich begleitete Therapie sein. So schwer es auch vielen fällt dies zu verstehen.
Wer sich etwas mit dem beschäftigt was PTBS (Post-Traumatische-Belastungsstörung) wirklich für die betroffenen bedeutet, wie sehr sie das Leben und Erleben in und mit der Umwelt verändert, der wird erst verstehen, warum du so reagiert hast wie du es tatest und warum du es auch so musstest. Niemand der das nicht kennt, wenn auch nur im Ansatz, wird verstehen das diese Reaktionen nur Schutzmaßnahmen der Seele sind.
Diese nichtverstehenden Menschen aber können dann immer nur eines (aus ihrer Hilflosigkeit heraus) , sie sagen: Verhalte dich doch wieder normal. Normal? Was ist normal? Wer legt das fest? Wie kann es definiert werden?
Ich meine jetzt nicht wie bei einer Schraube oder Unterlegmutter wo es Normen und Normvorschriften gibt, sondern beim Menschen. Ich bin da eher geneigt zu sagen diese Menschen verhalten sich anders.
Anders, weil sie nicht anders können, bis sie den Punkt erreichen wo sie dann Verständnis und Anerkennung erhalten für ihr Verhalten und selbst wieder zu dem zurückkehren wie es ansatzweise einmal früher war.
Denn über eines musst du dir klar sein: So wie früher, vor dem Erlebnis, wird es nie wieder sein. Aber ich glaube du weißt das, denn sonst hätte ich deine Signatur falsch interpretiert. Du wünschst dir sehr das du die Zeit zurückdrehen kannst um ein Ereignis vor Eintritt abwenden zu können aber leider ist das nicht möglich.

Vielleicht geht es in eine Traumaklinik
Normal zitiere ich bei so Beiträgen nicht aber hier ist es mir ein Anliegen. Streiche das Vielleicht und stell den Rest des Satzes um sodass er lautet: Es geht in eine Traumaklinik.
Ich sage es deshalb weil ich eben aus der Zeit in diesem anderen Forum weiß, das gerade der Aufenthalt in einer solchen Klinik den Betroffenen wesentlich mehr gegeben hat als sie vorher ahnten. Auch wenn die Termine dort nicht leicht zu haben sind. Nutze bitte die Gelegenheit. Lass dich von deiner Therapeutin beraten welche Klinik die bestgeeignete für dich ist und lass nicht deinen Krankenversicherer darüber entscheiden.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Die ersten Schritte sind gemacht und ich bin mir sicher dass in deiner verletzten Seele noch ein Feuer brennt.
Möge dir eines Tages jemand begegnen der sich an diesem Feuer wärmen möchte.
Eine Gruppe im Netz ersetzt nicht den persönlichen Kontakt mit anderen Menschen, fange am besten mit der Therapeutin an.
Du wirst sehen, dass der Weg nicht so steinig wird wie er jetzt erscheint.
Viel Erfolg und wenig Rückschläge für die Zukunft.
 
Das stimmt. Nichts im Netz ersetzt jemals die Dinge im direkten Leben; aber das müssen sie auch nicht. Für mich ist es nur schön... Mich auszutauschen. Und wenn das dann auch mal geht über die Distanz, die das Internet bietet, ist es doch schon irgendwie.. Hilfreich. Dass das leider nicht alles sein kann / darf / sollte, das ist mir zum Glück bewusst. Das Netz bietet einfach die Möglichkeit, selbst an Tagen, wo ich niemanden habe weil ich nie das Haus verlasse, trotzdem.. Inspiration zu bekommen, von anderen Menschen, die ähnliches erlebt haben, oder einfach ihre Positivität gerne mit anderen teilen. Es wird nie was ersetzen, weshalb ich auch zur Therapie gehe - auch weiterhin, glücklicherweise, weil die Kasse es bezahlt.
Die Klinik.. Ja, du hast da sehr Recht @Ivanhoe . Es fällt mir noch schwer, mich mit dem Gedanken anzufreunden, meine Wohnung für ein paar Monate zu verlassen und die Mauer endgültig einzureißen. Ich weiß, ich werde es tun. Es fehlt noch der letzte Ruck, aber es wird irgendwann werden :x Die Klinik die ich besuchen will, wenn ich mich bereit fühl, ist auch schon mit dem Psychologen des Gesundheitsamts herausgesucht und sieht echt klasse aus.. Ich werde versuchen, all meinen Mut zusammenzuraufen.
Dankeschön für die Bestärkung und die Erfahrungsberichte :oops:

Dankeschön @Ivanhoe und @Lahmaf . Für die lieben Wünsche und die lieben Worte. :)
 
weil ich nie das Haus verlasse

Hay, das ist jetzt nicht dein ernst? Oder doch!
Ich weiß das hört sich jetzt nach Klugscheißen an.
Aber lehne dich doch einfach einmal aus dem Fenster und schau dem Treiben ein wenig zu. ;)

Ich weiß, ich werde es tun. Es fehlt noch der letzte Ruck, aber es wird irgendwann werden

Du bist bereit, es ist dir nur noch nicht bewusst.
Setze dir selbst eine Frist mache jetzt den nächsten Schritt.
Hier hast du eine Portion Mut von mir und bestimmt geben dir andere auch etwas ab. :)