Die Chroniken der Rethan

Wie soll es weitergehen?

  • Ein weitere Geschichte mit Shedoran!

    Stimmen: 0 0,0%
  • Eine weitere Geschichte mit Ralen!

    Stimmen: 3 42,9%
  • Eine Geschichte mit einem neuen Rethan!

    Stimmen: 4 57,1%
  • Keine Rethans mehr!

    Stimmen: 0 0,0%
  • Keine Geschichten mehr!

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    7

Bloodraven

Ehrbarer Bürger
Liebe Mit-Userinnen und Mit-User,

trotz rückläufiger Kommentaren und Kritiken an meinen Geschichten habe ich entschieden, eine weitere Rethan-Geschichte zu verfassen.

Dieses Mal steht jedoch nicht der bekannte Shedoran Rethan im Mittelpunkt, sondern sein Cousin Ralen Rethan. Ralen hatte bisher nur in den "Geschichten aus Cyrodiil" einige Auftritte und wurde in "Die Rebellion von Illiac" erwähnt.

Die der zweiten Episode der Rethan-Chroniken spielt er nun die Hauptrolle. Ich möchte seine Hintergrundgeschichte beleuchten und wir begleiten ihn auf einer spannenden Schatzsuche.

Ich hoffe, ich kann eure Erwartungen erfüllen und ich würde mich über wieder steigende Feedbacks freuen.

Bis zum ersten Kapitel wird es noch etwas dauern.

Bis dahin eine schöne Zeit,

Euer
Jagar Tharn.
 
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Kapitel-Post

"Wo ist er?!" Der Dekan ging vor Wut schäumend vor den drei Studenten auf und ab. Auf der Stirn des Altmer hatte sich eine dicke pulsierende Zornesader gebildet, die fast zu platzen drohte. Die drei Studenten – der Altmer Falandril, der Bretone Jules und der Argonier Pol-Tan – blickten sich nervös an. "Ich frage Euch nocheinmal: Wo ist er?!" Jules ergriff die Initiative: "Wir wissen es nicht, ehrwürdiger Dekan. Wir haben Ralen zuletzt gestern Abend in der Speisehalle gesehen. Nach dem Essen ist er verschwunden." "Ihr wisst es nicht", wiederholte der alte Altmer leise, der der Universität schon seit Jahrzehnten als Dekan diente.
Pol zischelte nervös vor sich hin und auch Falandril begann zu schwitzen. Immer wenn der Dekan zu flüstern begann, stand der Ausbruch kurz bevor. Und auch jetzt sollte sich diese alte Weisheit bewahrheiten. Mit hochrotem Kopf schrie der Altmer die Studenten an: "IHR WISST ES NICHT?! DANN FINDET IHN!!! WENN RETHAN NICHT BIS SONNENUNTERGANG WIEDER HIER IST, FLIEGT IHR ALLE VON DER UNIVERSITÄT!!!! HAB ICH MICH KLAR AUSGEDRÜCKT???!!!" Die drei Zimmergenossen nickten. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren rauschte der Dekan aus dem Raum.
"Was jetzt?" Der Argonier Pol rieb die Hände aneinandern. Ihm stand die Angst ins Gesicht geschrieben. "Ja", stimmte Falandril ein, "wo sollen wir Ralen suchen, Jules?" Die Beiden blickten den Bretonen erwartungsvoll an. Dieser blieb seelenruhig. "Ganz einfach", sagte er, "wir drei wisen ganz genau, wo sich Ralen aufhält, wenn er nicht in der Universität ist, nicht wahr?" Der Argonier und der Altmer tauschten rasche Blicke, dann begriffen auch sie. "Die Blühende Rose", stieß Pol hervor. Jules lächelte. "Genau. Wir sollten Ralen aufsammel, bevor wir noch alle rausgeschmissen werden." Die Studenten machten sich auf, den verlorenen Dunmer zu holen.

Die Blühende Rose war das beste Bordell von Erstburg. Es lag direkt im Adelsviertel der Stadt und war stehts gut besucht. Geführt wurde es von Alenia, einer wunderschönen Altmer. Mit einem Lächeln begrüßte sie Jules, Falandril und Pol: "Ah, wenn das nicht die werten Freunde meines besten Kunden sind. Willkommen. Was darf es denn heute sein? Wir haben gerade neue Mädchen aus Valenwald bekommen. Sie sind..." Jules brachte sie mit erhobener Hand zum Schweigen. "Heute nicht, Madame Alenia. Eigentlich wollen wir nur eines: Ralen."
Alenia blickte erst ein wenig überrascht, dann begann sie zu kichern. "Der Dekan?", fragte sie. Mit einem Lächeln nickte Jules. "Schön. Ralen ist oben." Die drei bedankten sich und stiegen dann die verziehrte Wendeltreppe nach oben.
Es war nicht schwer, den Dunmer zu finden: Aus einem der Zimmer drangen sanfte Lautentöne. Ohne zu Klopfen trat das Studenten-Trio ein. Die Szenerie, die sich ihnen bot, war äußerst bizarr: In einem Sessel saß Ralen, der die Laute zupfte. Vor seinen Füßen räkelten sich drei Elfinnen – eine Dunmer, eine Bosmer und eine Altmer – und küssten sich gegenseitig.
Ihr Kommilitone bemerkte sie erst gar nicht. Erst als sich Jules räuperte, blickte der Dunmer auf. "Meine Freunde!" Ralen legte die Laute zur Seite und stand auf. Mit einer Geste scheuchte er die Dirnen nach draußen. Als sich die Tür schloss, wand sich Ralen den Studenten zu: "Was sucht ihr denn Ihr?"

Pol ergriff als erster das Wort: "Na dich! Der Dekan wäre uns beinahe an die Gurgel gegangen! Er will uns alle von der Uni werfen!" Der Argonier war außer sich. Seine Zunge zischte immer und immer wieder aus seinem Maul. Seine kleine Rede brachte Ralen zum Lachen. "Der Dekan? Ach kommt schon. Er würde niemals seinen besten Schüler rauswerfen."
Nun grinste auch Jules. "Wie machst du das nur, Ralen?", wollte der Bretone wissen, "Wie kannst du so gute Arbeiten schreiben, obwohl du nie etwas lernst?" Mit einem Lächeln tippte sich Ralen gegen die Stirn. "Durch eine überlegenen Geist, meine Herren. Ich bin ein Genie", erklärte der Dunmer, wobei man deutlich den Stolz in seiner Stimme vernehmen konnte. Jules und Falandril musste lachen, einzig Pol war nicht nach Späßen zu mute. Er war der erste Argonier seit Jahrhunderten, der an der Universität von Erstburg aufgenommen wurde. Dieses Privileg wollte er nicht wegen eines faulen Dunmers verlieren.
Ralen schnappte sich seine Laute und wandte sich zum Gehen. An der Tür blieb er stehen: "Eine Frage noch: Wieso ist der Dekan so sauer?" Pol zischte sofort los: "Du hast eine seiner Vorlesungen verpasst. Mal wieder." Relan schaute ein wenig verdutzt drein. Die Reaktion des Argoniers überraschte ihn. War er etwa wütend? Der Dunmer konnte sich nicht vorstellen, wieso. Nach einer kurzen Zeit der bedrückenden Stille ergriff Ralen wieder das Wort: "Das ist alles? Nun wenn ich zwischen der Hypnose, die unser verehrter Dekan in seinen Vorlesungen an den Tag legt, und einem Nachmittag im Bordell wählen könnte, würde das Bordell gewinnen." Jules und Falandril mussten über seine Bemerkung lachen, Pol dagegen sah weiterhin finster drein.
Ralen blickte aus dem Fenster. Die Sonne senkte sich langsam über die Dächer von Erstburg. "Wir sollten gehen." Sein Kommilitonen nickten bestätigend und zu viert verließen sie das Freudenhaus.

Auf dem Weg in die Universität mussten sie das gesamte Adelsviertel durchqueren. Zufällig kamen die Studenten hierbei an der Villa der Rethans vorbei. Ralen blieb natürlich am Eingang stehen, der von zwei Wachen flankiert wurde. "Ich muss kurz hinein", sagte er zu seinen Freunden. "Gut. Aber wir kommen mit." Jules sah dem Dunmer direkt in die Augen. Mit einem Seufzen nickte dieser. Er wusste genau, wieso sie mit hinein wollten.
Ralens Vater war vor Jahrzehnten aus Morrowind ausgewandert. Er hatte sich mit seinem Bruder wegen des Familiengeschäfts gestritten und dann beschlossen, dass es besser wäre, getrennte Wege zu gehen. Die beiden Brüder pflegten aber trotzdem einen regen Kontakt und auch eine enge Geschäftsbeziehung. Ralens Vater war der größte Importeur von Kolonialwaren in Summerset. Dieser enorme Reichtum hatte der Rethan-Familie letztendlich auch einen Adelstitel eingebracht. Eines Tage würde Ralen das Geschäft übernehmen.
"Hallo. Ich bin es." Ralen rief in das Gewölbe der Eingangshalle hinein. Niemand war zusehen. Zunächst. Doch dann hörte er von der Treppe eine wohlbekannte Stimme: "Du! Ich hab gehört, du hast dich wieder bei diesen Huren herumgetrieben. Stimmt das, Bruder?"
Am oberen Ende der Treppe erschien eine bildhübsche Dunmer. Ihr rotes Haar fiel ihr in Locken auf die Schultern, sie trug ein ziemlich kurzes und tief ausgeschnittenes Kleid. Der harte Blick ihrer roten Augen ruhte auf Ralen. "Tara!", rief dieser erfreut und musste breit grinsen, "Wie ich sehe, gehst du aus, Schwesterherz. Zu einem deiner vielen Verehrer?" Ralens Zwillingsschwester Tara überging die Bemerkung: "Du solltest dir lieber mehr Sorgen um dein Studium und den Ruf unserer Familie machen. Der Dekan ist gerade bei Vater. Er sah nicht sehr begeistert aus."

Jules konnte eine Feine Prise von Genugtuung in Taras Stimme vernehmen. Sie schien sich über Ralens missliche Lage zu amüsieren. Das war wohl Geschwister-Rivalität. "Guten Abend, Lady Tara", grüßte der Bretone höflich und verbeugte sich. Falandril und Pol taten es ihm gleich. Tara ignorierte die drei Besucher vollkommen. Sie war ganz und gar auf Ralen fixiert. "Was denkst du dir?", fauchte sie ihn an, "Willst du unbedingt deine Karriere aufs Spiel setzen für ein paar durchge****te Nutten?!"
Ralen konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Du bist wahrlich eine Dunmer wie aus dem Bilderbuch. Keine Angst. Der Dekan würde mich nie im Leben der Universität verweisen. Ich bin einfach zu gut." Tara schien nicht überzeugt. Herausfordernd stemmte sie ein Hand in die Hüfte. "Wie du meinst Bruder", sagte sie schließlich, "Aber heul dich dann bloß nicht bei mir aus." Tara schwebte die Treppe hinab und verschwand dann in der lauen Sommernacht.
Pols Blick verweilten noch einige Sekunden auf der Tür, durch die Tara verschwunden war. Sie war wirklich unglaublich hübsch. Der Argonier hatte sich sofort verliebt, als er Ralens Schwester vor knapp einem halben Jahr das erste Mal kennenlernte.

"Mein Sohn." Eine tiefe Stimme erregte die Aufmerksamkeit der Studenten. Sie drehten die Köpfe nach rechts. Neben der Treppe hatte sich eine Tür geöffnet und ein älterer Dunmer und der Dekan waren in die Eingangshalle getreten. Nun war es Ralen der sich verbeugte. "Ehrwürdiger Vater. Veehrter Dekan." Ein leises Lächeln legte sich auf die Lippen von Ralens Vater. "Wie ich sehe", sprach er durch seinen Bart hindurch, "hast du wenigstens nicht den Respekt vor deinem Vater verloren. Der Herr Dekan hat mir von deinen Verfehlungen berichtet." Nun wurde der Blick des Dunmers anklagend. "Du hast wieder einen seiner Vorlesungen verpasst. Wie oft habe ich dir gesagt, selbst wenn du klüger als deine Kommilitonen und die Dozenten bist: Du musst die Vorlesungen besuchen!" Beschämt blickte Ralen zu Boden. "Es tut mir leid", presste er hervor, "Ich schwöre bei meiner Ehre, es kommt nicht mehr vor, Vater."
Nun lächte Ralens Vater wieder. "Ich nehme dich beim Wort, Sohn. Nun ist die Sache für mich erledigt." Der Dunmer wandte sich zum Gehen. Doch weit kam er nicht. Der Dekan packte ihm am Arm. Mit hochrotem Kopf redete er auf den Adligen ein: "Sera Rethan! Das ist alles?! Ich dachte, Ihr würdet den Lümmeln und sein übergroßes Ego zurechtstutzen!" Ralens Vater schlug die Hand des Altmers weg. "Dieser Lümmel", wiederholte er bedrohlich, "ist zufällig mein Sohn! Und Ihr Dekan, solltet Eurer Stellung nicht vergessen! Mischt Euch nicht in meine Angelgenheiten ein!" Der Dunmer ließ den verdutzten Dekan stehen und zog sich zurück.

Es dauerte eine ganze Weile, bis der Dekan wieder ein Wort herausbrachte. "Rethan", zischte er Ralen an, "In die Universität! Sofort!" Dann zog der Altmer ebenfalls von dannen. Als sich die Tür hinter ihm schloss, konnte sich Ralen nicht mehr zurückhalten. Er brach in schallendes Gelächter aus. "Hahaha! Habt ihr sein Gesicht gesehen? Wie der gekuckt hat!" Jules und Falandril konnte sich ein Grinsen ebenfalls nicht verkneifen. Nur Pol fand das ganze wieder einmal gar nicht lustig. "Kommt endlich, ihr Spaßvögel! Wir sollten zurück in die Universität!" "Schon gut", sagte Ralen, als er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.
Die Vier verließen die Rethan-Villa und steuerten auf die Univeristät zu. Sie ahnten noch nicht, wie aufregenden die nächsten Tage werden würden.

Nur mit Mühe konnte Ralen ein Gähnen unterdrücken. Er hatte seinen Kopf auf den Händen abgestützt und verfolgte gelangweilt die Vorlesung des Dekans. Gerade einmal eine Viertelstunde war vergangen und schon war dem Studenten danach, sich an Ort und Stelle aufzuhängen. Von seinen Mitbewohnern war auch niemand anwesend. Die vier Freunde studierten alle unterschiedliche Richtungen: Ralen studierte Recht, Falandril Altertumskunde, Jules Dwemer-Mechanik und der Argonier Pol hatte sich für den Kurs Philosophie eingeschrieben. Sie besuchten nur selten gemeinsam eine Vorlesung, meist in Nebenfächern. Heute stand wieder einmal eine Vorlesung des Dekans über die Rechtsgeschichte des Kaiserreichs auf dem Plan. An sich konnte das ganze eine recht interessante Sache sein, aber der Altmer hatte die Fähigkeit, selbst das spannenste Thema durch seinen Vortrag einschläfernd wirkend zu lassen. Er blickte während der gesamten zwei Stunden nicht einmal von seinen Notizen auf. Diese las er mit immer gleichbleibender Stimme vor.
Verzweifelt ließ Ralen den Kopf auf den Tisch sinken. Er hatte einen guten Grund, wieso er nicht in die Vorlesungen kam. Schon wenn er den Hörsaal betrat, verfiel der Dunmer in eine Lethargie, die für mindestens zwei Stunden anhielt.

Aus purer Langeweile ließ Ralen den Blick durch die spärlich gefüllten Reihen wandern. Irgendwie musste er sich wach halten. Zwei Reihen vor ihm erregte eine Rothwardone seine Aufmerksamkeit. Sie hatte ein Buch aufgeschlagen, dass allerdings nicht mit dem Kurs zu tun hat. Ralen legte den Kopf schief, um einen Blick zu erhaschen. Auf einer der aufgeschlagenen Seite konnte er die Zeichnung einer schwarzen, achtzackigen Krone erkennen. Das Buch hatte Ralens Aufmerksamkeit erregt.
"Pssst! He!" Verwundert hob die Rothwardonen den Kopf. Was war das? Als sie nichts mehr hörte, vertiefte sie sich wieder in den Schmöcker, mit dem sie sich wachhielt. "He!" Wieder eine Stimme. Sie sah sich um. Ein paar Reihen hinter ihr, winkte ein junger Dunmer unauffällig mit der Hand. Sie wusste wer er war. Jeder am Campus kannte den Unruhestifter Ralen Rethan. "Was ist?", zischte sie nach hinten, dabei immer den Dekan im Blick. Sie wollte nicht dem Sog von Rethans Unbeliebheit bei der Universitätsleitung anheim fallen.
"Das Buch", wisperte Ralen, "Um was geht es?" Die Frau schaute den Dunmer an, als würde er von einem anderen Stern kommen. "Das Buch!", wiederholte er. Mit ausgestrecktem Finger deutete er auf das in schwarzes Leder eingeschlagenen Werk. Jetzt begriff die Rothwardone: "Oh! Das ist eine Abhandlung über die Mythologie von Summerset. Geschrieben wurde es von..." Ralen fuhr ihr ins Wort: "Die Kurzfassung bitte. Was ist auf dieser Seite abgebildet?" Die Rothwardonie warf einen raschen Blick auf den Dekan, der immernoch auf seinem Blatt klebte, dann lehnte sie sich gänzlich nach hinten: "Diese Illustration zeigte die Schwarze Krone der Macht, ein uraltes Artefakt, das angeblich von den Göttern selbst geschmiedet wurde. Vor vielen Tausenden Jahren gab der Gott des Geheimen Wissens, Xarxes, die Krone an einen sterblichen Altmer-König, Galaril. Dieser..."
Auffordernd streckte Ralen die Hand aus. "Gebt mir einfach das Buch." Die Rothwardone war ein wenig verblüfft. "Vergesst es!" Ein verschlagenes Grinsen huschte über das Gesicht des Dunmers. Sie wollte nicht? Da musste er wohl etwas tiefer in die Trickkiste greifen. Ralen räusperte sich, bevor er ein wenig lauter in den Saal sprach: "Natürlich können wir diese Stellungen ausprobieren, meine Liebe. Dieses Buch ist sehr unterhaltsam. Aber wir sollten doch warten, bis die Vorlesung vorbei ist. Außer Ihr wollt unter dem Tisch schon einmal beginnen..."

Alle Augen im Hörsaal ruhten plötzlich auf Ralen und der Rothwardone. Die Frau blickte den Dunmer geschockt an. Dieser grinste breit und zufrieden. Am Redepult hob nun auch der Dekan den Blick. "Was geht da vor sich?" Schnellen Schrittes war der Altmer bei den beiden Studenten angelangt. "Was hab Ihr nun schon wieder angestellt, Rethan?", fragte er zornig. Ralen zuckte mit den Schultern: "Es tut mir leid, Herr Dekan, aber Ihr wisst ja, welche Wirkung ich auf die Damenwelt habe. Ich hab meiner sehr veehrten Kommilitonien gerade ein Buch mit exotischen Liebesspielpraktiken geliehen und sie war so begeistert davon, dass sie sofort beginnen wollte."
Der wütende Blick des Dekans richtete sich nun auf die arme Rothwardone. "Ich....er....wir....", stotterte sie, zu überrascht um einen anständigen Satz zu formen. Ohne ein weiteres Wort zog der Dekan ihr den Schinken über die Summerset-Mythologie aus den Händen und warf ihn Ralen zu. "Packt diesen Schund weg", sagte er mit bebender Stimme. "Und Ihr!" Wieder sah er die Studentin an. "Setzt Euch an das andere Ende des Saales! Und wehe, Ihr stört noch mal meine Vorlesung!" Dann hob der Dekan drohend den Finger gen Ralen: "Ihr! Das ist meine letzte Warnung! Nächstes Mal wird Euch Euer Vater nicht in Schutz nehmen!" Ralen stand auf und verbeugte sich tief: "Meine untertänigste Entschuldigung, Herr Dekan." Grummelnd drehte sich der Altmer um, um seine Vorlesung fort zu setzten.
Ralen war mehr als zufrieden: er hatte den Dekan erneut provoziert, hatte seinen Spaß, die Vorlesung aufgelockert und das Buch. Die restliche Zeit vertiefte er sich in die Seiten...

Als die zwei Stunden endlich vorbei waren, verließ Ralen als erster den Hörsaal. Er wollte es unbedingt vermeiden, der Rothwardone zu begegnen. Er war immer noch im Besitz ihres Buches und jetzt war die Dame sicherlich nicht besonders gut auf ihn zu sprechen. Das Artefakt hatte Ralens Interesse geweckt. Die Schwarze Krone der Macht war von den Götter erschaffen worden. Xarxes gab sie dann an den Altmer-König Galaril. Zu Anfang war die Krone noch nicht schwarz, sondern golden wie die Sonne.
In ihr waren Unmengen magischer Energie gespeichert. Mit ihr konnte der König die Kräfte der Elemente entfesseln: Erdbeben, Vulkanausbrüche, Flutwellen. Galaril wusste, dass diese gewaltige Macht eine zu große Bürde für einen einzelnen Mann war. Er gründete deshalb einen Zirkel von acht mächtigen Magiern, die sich es zur Aufgabe gemacht hatten, die Krone zu schützen. Notfalls auch mit ihrem Leben.
Die Macht der Krone zog natürlich Neid auf Galaril. Sein eigener Sohn ermordete ihn hinterrücks, um die Krone an sich zu reißen. Der korrumpierte Geist des Sohnes ging auf die Krone über. Sie färbte sich schwarz, als Galarils Sohn sie an sich nahm. Glücklicherweise konnten in die Magier aufhalten, bevor er die Krone nutzen konnte. Die Acht Zacken der Krone – so der Name des Zirkels – und die Krone der Macht verschwanden nach diesem Vorfall spurlos. So weit die Mythologie.

Ralen war sich allerdings sicher, dass hinter dieser Geschichte ein Körnchen Wahrheit steckte. Und dieses Körnchen wollte er finden. Dabei würde er aber die Hilfe seiner Freunde brauchen. Vor allem die von Falandril. Er studierte Altertumskunde, er musste sich einfach mit so etwas auskennen. Rasch kehrte Ralen in das Wohnheim zurück.
Seine drei besten Freunde warteten bereits dort. "Ralen", grüßte Jules ihn mit ein wenig Vorwurf in der Stimme. "Was?" Der Bretone schüttelte den Kopf: "Eine Mitstudentin hat uns gerade erzählt, was in deiner Vorlesung vorgefallen ist." Ralen grinste: "Ach das. Ja, witzig oder? Außerdem hatte ich einen Grund. Hier." Er warf den dicken Wälzer auf den Tisch. Der Altmer Falandril hatte das Buch zu erst in den Händen. "Mythologie der Summerset-Inseln." Er blickte Ralen kritisch an. "Du hast gelogen, um ein Märchenbuch zu bekommen?"
"Märchenbuch?" Ralen warf die Hände in die Luft. "Wie kannst du nur so ignorant sein? Jedermann weiß, dass hinter den Sagen immer auch ein wenig Wahrheit steckt." Seine Kommilitonen schauten sich verwundert an. "Meinst du etwas, du willst die Krone finden?", vermutete Falandril. In seiner Stimme schwang Besorgnis mit. Anscheinend dachte er, sein Freund wäre wahnsinnig geworden. Ralen zuckte mit den Schultern. "Ein Versuch ist es wert. Was glaubt ihr, was man mit so einem mächtigen Artefakt alles anstellen könnte?" In den Augen des Dunmers lag ein unheimlicher Glanz. Erneut war es Falandril, der antwortete: "Ralen, denk doch nach! Selbst wenn die Krone existiert, sie ist seit den Tagen Galarils verschollen. Wie willst du etwas finden, dass sich ohne Spuren in Luft aufgelöst hat?" "Da kommst du ins Spiel", war die knappe Antwort des Dunmers.
"Ich?" Ralen nickte. "Ja, du. Du studierst doch Altertumskunde. Du must etwas über die Krone wissen." Sofort schüttelte der Alter energisch den Kopf. "Da verstehst du was falsch", erklärte er, "Ich befass mich mit Kultur, Sprache und der Lebensweise antiker Kulturen. Nicht mit magischen, von Göttern geschaffenen Artefakten. Da must du mit jemanden aus der Magiergilde sprechen."
Magiergilde! Natürlich! Wieso hatte Ralen nicht schon vorher daran gesdacht! Der Dunmer sprang auf, schnappte sich das Buch und rannte aus dem Zimmer. "Ralen!", rief Jules ihm hinterher, "Wo gehst du hin?" "Zur Magischen Akademie", rief Ralen zurück.

"Was willst du hier?" Verärgert stemmte Tara die Hände in die wohlgeformten Hüften. Heute trug sie kein freizügiges Kleid, sondern eine schlichte blau-grüne Robe. Ihr rotes Haar hatte sie züchtig hochgesteckt. Vor der Brust hielt sie ein Buch umklammert, dessen Titel Ralen nicht lesen konnte. "Darf ich mein Schwesterherz denn nicht einma besuchen?" Als Antwort schlug Tara mit dem Buch nach Ralen. Gerade noch konnte er ausweichen. "Immer", antworte Tara leise, aber mit bebender Stimme, "wenn du hier auftauchst, hast du was angestellt und ich soll dir aus der Patsche helfen. Aber nicht dieses Mal, Bruderherz!" Die Magierin wandte sich zum Gehen.
"Warte!" Ralen packte Tara bei den Schultern und wirbelte sie herum. Die beiden Geschwister standen Gesicht an Gesicht, nur wenige Zentimeter trennten sie. "Ich hab nichts angestellt. Ich brauche aber trotzdem deine Hilfe." Verärgert stieß Tara ihren Bruder von sich. "Bei was?" Ralen hielt ihr das Mythologie-Buch mit der aufgeschlagenen Seite der Krone der Macht vor die Nase. "Weißt du etwas darüber?" Tara schaute über den Rand des Wälzer und blickte dabei Ralen in die Augen. Zorn loderte in ihrem Blick. "Kannst du nicht lesen? Da steht doch alles!" Ralen schlug das Buch zu. "Du verstehst nicht. Ich will nichts über die Sage wissen, sondern über die Realität."
Tara stieß einen verächtlichen Laut aus: "Hmph! Bist du wahnsinnig? Das ist doch nur ein Ammenmärchen! Es gab nie eine solche Krone!"
"Ich dachte du bist eine Magierin? Und beschäftigen sich Magier nicht mit allerlei ungewöhnlichen Dingen? Wieso kannst du dir dann nicht vorstellen, dass es die Krone gab und noch immer gibt?" Ralen schien von der Idee wirklich überzeugt, das Artefakt wiederzuentdecken. "Ich bitte dich nur um eins", fuhr er fort, "Wenn du mir nicht aktiv mit deinem Wissen helfen willst, gib mir wenigstens Zugang zur Bibliothek der Akademie. Dort werde ich mit Sicherheit etwas finden."

Taras Augen verengten sich zu Schlitzen. Sie schien über die Bitte ihres Bruders nachzudenken. "Wirst du wegen deinem wahnwitzigen Vorhaben weitere Vorlesungen verpassen?", fragte sie. Ralen schüttelte den Kopf: "Ich werde nur in meiner Freizeit Nachforschungen anstellen, Schwesterchen." Seine Zwillingsschwester seufzte resignierend. "Das du aber auch immer so hartnäckig bis. Gut. Folge mir."
Die Geschwister gingen zusammen die Korridore aus weißem Marmor entlang, bis sie vor einer schweren Holztür anhielt. "Hier ist es." Tara lehnte sich gegen die Tür, die knarrend aufschwang. "Bei den Göttern!", entfuhr es Ralen, als er die Ausmaße der Bibliothek erblickte. In einem kuppelförmigen Saal standen aberhunderte Regale mit abertausenden Büchern. Tara schritt zielstrebig zu einem Regal und zog einen ziemlich dicken Wäzler heraus. "Hier." Ralen nahm das Buch. "Was ist das?", fragte der Dunmer verwirrt. "Das ist das Register", antwortete seine Schwester ungeduldig, "Alle Bücher der Bibliothek sind hier aufgelistet. Die aus dem Hauptsaal. Und aus dem Lager." "Lager?" Tara deutete quer durch den Saal auf eine kleine Tür. "Im Kuppelsaal werden nur die wichtigsten und bedeutesten Werke ausgestellt. Die andern Büchern sind im Lager."
Ralen schlug probeweise eine Seite aus dem Register auf. "Was zum...?" Auf jeder Seite befanden sich zehn Spalten, in denen mit winziger Schrift die Titel und Autoren der Bücher aufgelistet waren. Zufrieden mit der Überraschung auf dem Gesicht ihres Bruders, schritt Tara durch die Tür. "Viel Spaß, Ralen", meinte sie sarkastisch, "Wenn du mich brauchst, ich bin im Observatorium." Tara verschwand und ließ ihren verdatterten Zwillingsbruder zuück.
"Na toll." Ralen seufzte. "Was hab ich mir dabei gedacht? Naja, wenn ich schon mal hier bin...Ich sollte mir erst das Lager ansehen." Der Dunmer ging zu der kleinen Holztür und öffnete sie. "Oh, Götter!" Was er sah, ließ seine Laune noch weiter sinken. In einem schier endlosem Gang reihten sich rechts und links auf zwei Etagen Tausende Regal auf. "Das wird eine lange Nacht...." Seufzend ging Ralen zurück in den Kuppelsaal und begann, das Register zu durchforsten....

Mit einem resignierendem Seufzer schlug Ralen das Register der Bibliothek zu. Seit mehreren Stunden saß er bereits über dem Buch und war noch nicht einmal fünfzig Seiten weit gekommen. Die engbeschriebenen Seiten sorgten weiterhin dafür, dass ihm die Augen schmerzten. Er konnte schon kaum mehr die winzigen Buchstaben in den engen Spalten erkennen. Ein Vergrößerungsglas wäre jetzt nicht schlecht gewesen.
Nachdenklich blickte Ralen zur gläsernden Kuppel der Bibliothek. Das Abendrot hatte sich bereits über Erstburg gesenkt, bald würde es dunkel werden. Er dachte nach. Der morgige Tag war glücklicherweise vorlesungsfrei, weshalb er getrost die Nacht durchmachen konnte. Ralen sah auf das Blatt Pergament, das neben dem Register lag. Dort hielt er die Bücher fesst, die eventuell die Schwarze Krone als Thema hatten. Bisher waren es allerdings noch nicht besonders viele.
Ralen schenkte sich etwas von dem Wasser, das er organisiert hatte, in seinen Kelch, denn er mit einem Schluck leerte. Dann widmete er sich wieder voll konzentriert dem Register. Er wollte unbedingt etwas Relevantes finden, dass ihm mehr über das Artefakt verraten könnte.

Doch nach kurzer Zeit war es wieder mit Ralens Konzentration dahin. Frustriert ließ der Dunmer den Kopf auf das Register sinken. Ihm war nach schlafen zu mute. Ralen war so abwesend, dass er nicht einmal bemerkte, wie sich die schwere Holztür zur Bibliothek öffnete und wieder schloss. Erst als er den Duft erfasste, blickte er auf. Es roch nach einer Mischung aus Flieder und Stachelbeere. Ein äußerst exquisites Parfüm.
Es war schon etwas düster, deshalb dauertes ein paar Momente, bis Ralen die Quelle des wohlwollenden Geruches ausmachen konnte: eine hübsche Altmer. Ihr honigfarbenes Haar war zu einem Pferdschwanz gebunden und sie trug eine purpurene Robe. Sie hatte Ralen anscheinend ebenfalls nicht bemerkt, denn sie ging gedankenverloren am Tisch des Dunmers vorbei und schnurstracks auf eines der Regale zu.
Sie weiß wohl, wo sie suchen muss, dachte sich Ralen, die Glückliche. Der Dunmer stand auf und näherte sich der Altmer vorsichtig, die vor dem Regal stand und nach oben sah. "Guten Abend, die Dame", grüßte Ralen ihr von hinten. Die Frau stieß einen spitzen Schrei aus. Mit einem Buch in der Hand wirbelte sie herum. Der verdutze Ralen konnte nicht mehr ausweichen und bekam den Wälzer ungebremst gegen den Kopf geschlagen.

"Uff!" Der Dunmer fiel taumelnd zu Boden. Der Schlag war nicht sonderlich hart, doch das Gewicht des Buches tat sein übriges. Ralen versuchte aufzustehen, doch alles drehte sich und er sah doppelt. "Bei den Göttern", hörte er die Altmer sagen, allerdings drang ihre Stimme nur gedämpft an sein Ohr. "J...ja." Die Altmer nahm seinen Arm und half ihm zurück auf die Beine. Vorsichtig und langsam führte sie Ralen zurück zu seinem Stuhl.
Der Dunmer ließ sich hineinfallen. Es dauerte einige Minuten, bis Ralens Sinne wieder wie zuvor funktionierten. Die Frau hatte derweil einen Zauber gesprochen, der ein magisches Irrlicht zwischen den beiden Elfen erscheinen ließ. "Ihr habt mich erschreckt." In der Stimme der Magierin schwang sowohl Tadel als auch Sorge mit. Ralen setzte sein charmanteste Lächeln auf und gab zurück: "Das tut mir außerordentlich leid, edle Dame. Wenn ich mich vorstellen darf..." Ralen stand von seinem Stuhl auf, ergriff die Hand der Altmer und hauchte einen Kuss darauf, bevor er fortfuhr: "Ralen Rethan. Student des Rechtswesen. Erbe der Rethan-Dynastie." Aus Bescheidenheit erwähnte der Dunmer seinen Titel an zweiter Stelle.

Die Altmer-Magierin kicherte. "Eure Bescheidenheit ist wahrlich einzigartig, Ser Rethan. Mein Name ist Ellafila. Meine Freunde nennen mich aber meist Ella. Sagt, Ser Rethan, kann ich Euch zu meinen Freunden zählen?" Der Dunmer lächelte: "Gewiss doch, Ella. Und Ihr könnt mich Ralen nennen. Es ist mir eine große Ehre, eine so außerordentlich hübsche Dame wie Euch kennen zulernen." Wieder kicherte die Frau. "Hört auf, Ihr Schmeichler", wehrte sie ab, "Ihr macht mich noch ganz verlegen."
"Das wollen wir doch um jeden Preis vermeiden", gab Ralen zurück. Ella blickte über Ralens Schulter hinweg auf das Register. "Ich nehme an, Ihr sucht ein Buch, Ralen. Etwas spezielles? Vielleicht kann ich Euch behilflich sein." Die Laune des Rechtsstunden steigerte sich von Minute zu Minute. "Das wäre wirklich äußerst nett und hilfreich von Euch. Ich bin auf der Such nach Werken, die die legendäre Schwarze Krone von König Galaril behandeln." Ella zog die Brauen hoch. "Die Schwarze Krone? Das ist nur eine Legende, Ralen."
Ralen hob die Hände. Wieder musste er seine Überzeugung darlegen und verteidigen. "Versteht mich nicht falsch, aber ich muss Euch wiedersprechen. Ich bin überzeugt, dass die Krone existierte und noch immer existiert. Und ich bin gewillt, sie zu finden." Die Magierin sah das Funkeln in Ralens Augen, als dieser von dem Artefakt sprach. Er war wirklich davon überzeugt, die Krone ausfindig zu machen. Sie hatte ihm ihre Hilfe angeboten und dieses Angebot wollte sie nicht zurückziehen. "Wie Ihr meint", sagte sie, "Ich werde Euch helfen, etwas über das Artefakt herauszufinden. Ihr müsst wissen, dass die Bibliothek in verschiedene Fachbereiche aufgteilt ist. So lässt es sich einfacher suchen." Ralen verfluchte innerlich seine Schwester, die ihm davon natürlich nichts erzählt hatte.

Ella setze sich Ralen gegenüber und drehte das Register zu sich. Sie schlug die letzten hundertfünfzig Seiten auf. Was dort zum Vorschein kam, versetzte Ralen in eine Art Schockstarre. Ein Stichwortverzeichnis! Wieso hatte er nicht daran gedacht? Scham stieg in ihm auf. Ella musste ihn jetzt für einen kompletten Idioten halten. Doch die Altmer ließ sich nichts anmerken. Seelenruhig überflog sie das Stichwortverzeichnis, dass nicht alphabetisch zu seien schien. Wie im gesamten Register wurden die Werke einfach nach zeitlicher Reihenfolge eingetragen. Ziemlich uneffektiv, wie Ralen meinte.
Nach geraumer Zeit hatte Ella anscheinend etwas gefunden. Stumm drehte sie das Register zurück zu Ralen und deutete mit dem Finger auf einen Begriff. Dort stand "Seite 1452, Spalte 3, Buch 85". Schnell schlug Ralen die angegebene Seite auf und suchte das fünfundachtzigiste Buch in der dritten Spalte. Der Titel des Buch lautete: "Die Schwarze Krone, eine Abhandlung von Hessaldor, fünfter Zacken der Krone". Ralen traute seinen Augen nicht. Ein Buch, das von einem der Magier verfasst wurde, die die Krone beschützten.
"Aber woher...?" Ella grinste breit. "Nun ja, mein Fachbereich sind magische Artefakte." Ungläubig sah Ralen die Magierin an: "Und dann glaubt Ihr, dass die Krone nur eine Legende ist?" Sie nickte. "Ja. Ich habe mich natürlich auch mit der Schwarzen Krone befasst. Aber wie schon meine Kollegen, bin ich zu demselben Ergebnis gekommen: Sie existiert nicht. Und wenn sie einmal existiert hat, dann ist sie nun unauffindbar." "Und das Buch?" Ralens Interesse war geweckt. Ella zuckte mit den Schultern. "Das meiste darin ist Kauderwelsch, dass man nicht entziffern kann. Die Passagen, die lesbar sind, geben einige Hinweise auf die Krone. Unter Experten wird aber die Echtheit dieses Werkes angezweifelt. Aber wenn Ihr mehr über das Artefakt erfahren wollt, ist das das Referenzwerk."
Ralen nickte verstehend. "Gut. Ich werde mir es mir einmal ansehen und mir selbst ein Bild davon machen." "Wie Ihr meint", erwiderte Ella und ging los, um das Buch zu holen. Nach einigen Minuten kam sie wieder zurück. Hessaldors Abhandlung war nicht besonders dick, vielleicht dreihundert Seiten. "Hier." Dankbar nahm Ralen das Werk entgegen. Er spürte, dass es ihn einen Schritt näher an die Krone bringen würde.

Nachdem Ella mit ihrer guten Tat für den Studenten Ralen fertig war, wollte sie die Bibliothek wieder verlassen. Doch Ralen hielt sie zurück. "Wartet, Ella. Ich bin Euch sehr dankbar, dass Ihr mir geholfen habt. Wie würde es Euch gefallen, wenn ich Euch zum Dank heute zum Essen einlade?" Lächelnd wartete der Dunmer auf eine Antwort.
Ella schien sich zu ziehren. Ralens Lächeln überzeugte sie letztendlich. "Einverstanden", stimmte sie zu. Erfreut sprang Ralen von seinem Stuhl auf. "Großartig! Wir treffen uns in einer Stunde im Gasthof Goldenes Vlies." Ella schluckte. "Das ist der teuerste Gasthof der Stadt!" Ralen nickte grinsend. "Bis in einer Stunde", verabschiedete sich der Dunmer und ließ Ella alleine zurück.

Genau eine Stunde später saßen Ralen und Ella an einem Tisch im Goldenen Vlies. Ralen trug seine beste Gaderobe und auch Ella hatte sich herausgeputzt. "Es ist wundervoll", seufzte die Altmer. Sie schien nicht besonders oft in solchen Etablissements zu speißen. "Das ist es", bestätigte Ralen, "Ich komme hier öfters mit meinen...Geschäftspartnern her." Er hielt es nicht für angebracht, Ella von seinen diversen weiblichen Bekanntschaften zu erzählen. "Verstehe." Ihr Gespräch wurde von dem Kellner unterbrochen, der ihnen die Hauptspeise servierte. Während des Essen schwiegen die beiden Elfen.
Als die leeren Teller abgeräumt waren, wurde ein Apperetif serviert. Ralen stürzte den Inhalt des Glases mit einem Schluck hinab. Ella tat es dem Dunmer gleich. Sie bereute es sofort. Die Altmer bekam eine Hustenanfall, da der Alkohol ihr in der Kehle brannte. Ralen musste über das Missgeschick seiner Begleitung lachen. "Hört auf!", beschwerte sich Ella, als ihr Husten sich wieder legte. Mit einem Grinsen stand Ralen auf: "Darf ich die Dame nach Hause begleiten?" Versöhnt nahm Ella die angebotene Hand und erhob sich ebenfalls. "Gerne." Die beiden verließen den Gasthof.

Mit Ella im Arm schlenderte Ralen durch die Nacht von Erstburg. Seine Laune war auf dem Höhepunkt. Er war der Krone einige Schritte näher gekommen und er hatte eine Verabredung mit einer wunderschönen Frau. Während Ralen über den heutigen Tag nachdachte, führte Ella ihn zu ihrem Haus. Zur Überraschung des Dunmer lag es ihn der Nähe des Campuses. Grinsend näherte er sich mit seiner Begleitung der Tür.
"Es war ein wunderschöner Abend, Ralen", sagte Ella, als sie auf der Türschwelle stand. Lässig lehnte sich Ralen an den Türrahmen. "So? Wer sagt denn, dass er schon vorbei ist? Wollt Ihr mich denn nicht herein bitten?" Ella wurde plötzlich ziemlich schüchtern: "Also...ich weiß nicht so recht. Ich hatte bisher noch nie...männlichen Besuch so spät am Abend." Ralens Herzschlag verschnellert sich. Sie ist noch Jungfrau! Der Tag hatte sich wirklich zum Guten gewand.
Zärtlich strich er ihr den Arm entlang. "Könnt Ihr denn für mich keine Ausnahme machen?", flüsterte Ralen verführerisch. "Ich...ich...", stotterte Ella. Ralens Hand erreichte ihre Wange. Er strich ihr das Haar zurück und näherte sich langsam ihrem Gesicht. Unsicher schloss Ella die Augen und ließ es einfach geschehen.
Der Kuss dauerte nur wenige Sekunden, doch war es für Ella einfach atemberaubend. Als sich Ralens Lippen wieder von den ihren lösten, hauchte sie nur: "In Ordnung..." Lächelnd schob sich Ralen durch die Tür in das Haus der Magierin. Sie würden ihr kleines Abenteuer im Schlafzimmer fortsetzen.

Als die ersten Sonnenstrahlen durch die Vorhänge fielen, hatte sich Ralen bereits wieder angekleidet. Für ihn war die Romanze hier nun beendet. Ella hatte ihm einen Gefallen getan und er hatte den Gefallen erwidert. Zur Ellas vollster Zufriedenheit, wie Ralen es aus den Stöhnern und Schreien der Altmer deutete. Sie schlief noch, als Ralen die Tür zum Schlafzimmer schloss. Lautlos schlich er Richtung Ausgang.
"Halt!" Ralen blieb wie angwurzelt stehen. Mist! Wahrscheinlich war es Ellas Vater, der von hinten auf den Dunmer zu kam. Betont langsam drehte er sich. Ralen gefror das Blut in den Adern, als er das wütende Gesicht des Dekan erblickte. "Bei den Göttern...", murmelte Ralen entsetzt. Er hatte mit der Tochter des Dekans geschlafen. Das würde üble Konsequenzen haben...

Mit gesenktem Kopf saß Ralen auf der Bank und blickte seine Hände an. Diese steckten in eisernen Fesseln, die ihn die Wachen angelegt hatten. Als der Dekan begriffen hatte, was Ralen in seinem Haus machte, war er förmlich an die Decke gegangen. Er hatte geschrien, geflucht, den Dunmer geschüttelt. Und schließlich hatte er die Stadtwache rufen lassen. Schändung und Entehrung seiner Tochter, das waren die Vorwürfe, die der Dekan gegen Ralen gelten machte.
Die Wachsoldaten hatten ihn gefesselt und durch die halbe Stadt gezerrt. Natürlich gab es schon einige Schaulustige, die das Spektakel beobachteten. Die Händler bauten gerade ihre Stände auf, als Ralen über den Marktplatz gezogen wurde. "Ist das nicht der Rethan-Junge?" und "Was hat er nun wieder angestellt?" waren die häufigsten Fragen, die der beschämte Ralen vernahm. Seinem Vater würde die ganze Sache überhaupt nicht gefallen.

Und jetzt saß Ralen also auf einer Bank vor dem Arbeitszimmer seines Vaters und wartete auf seine Strafe. Der Dekan war vor einer guten halben Stunde wutentbrannt in dem Zimmer verschwunden. Ralen konnte die Stimme des Altmers deutlich hören. Sie war zwar gedämpft, doch war dem Dunmer klar, dass der Dekan nicht gerade freundlich über ihn sprach.
Schritte erklangen von der Treppe. Ralen hob seinen Kopf. Als er seine Zwilingsschwester Tara erblickte, ihren finsteren Gesichtsausdruck sah, verzog er das Gesicht. Die hat mir gerade noch gefehlt, dachte sich Ralen. Tara ging zu ihm herüber und ließ sich neben ihrem Bruder auf die Bank fallen.
"Was hast du nun wieder verbockt?!", zischte sie ihm leises ins Ohr. "Oh, eigentlich nichts", entgegnete Ralen, wobei der Sarkasmus seine Worte Lügen strafte, "Wie es aussieht habe ich nur die Tochter des Dekans geschändet und entehrt. Das übliche also." Taras Gesicht verwandelte sich in eine hässliche Fratze. Sie war außer sich vor Wut. "Du hast mit Ella geschlafen? Bist du von allen guten Geistern verlassen!!! Der Dekan hasst dich sowieso schon und du ****st seine Tochter? Du verdammter Idiot!"
Ralen hob beschwichtigten die gefesselten Hände. "Schwesterchen, ich wusste nicht, dass Ella mit dem Dekan verwandt ist. Sie hat mir bei meiner Suche geholfen, ich hab sie zum Essen eingeladen und der Rest hat sich so ergeben. Du kannst mir keine Vorwürfe machen. Ich bin auch nur ein Mann." Ein schiefes Lächeln lag auf Ralens Gesicht. Zornig schlug Tara ihrem Bruder in die Seite. "Grins gefällig nicht so", warnte die Magierin ihn, "Weißt du überhaupt, was das für unsere Familie bedeutet? Wir werden doch zum Gespött der ganzen Stadt, wenn du in den Kerker geworfen wirst! Oh, ich sollte dich..."

Das Knarren einer Tür ließ Tara mitten im Satz verstummen. Der Vater der beiden Zwilinge war aus seinem Arbeitszimmer getreten. Erst sah er Tara an, dann Ralen. Als dieser den Blick seines Erzeugers bemerkte, musste er schlucken. "Ralen", sagte sein Vater ruhig, "komm bitte herein." Mit einem Nicken erhob sich Ralen von der Bank und folgte seinem Vater in das Zimmer. Tara warf ihm noch einen kurzen eisigen Blick zu, dann ging sie die Treppe hinab.
"Setz dich." Die Worte seine Vater klangen mehr wie ein Befehl als eine Bitte. Ohne Zögern ließ sich Ralen auf den Stuhl sinken. In dem Zimmer befand sich ein großer Schreibtisch, der aus feinstem Holz bestand und reichlich verziehrt war. Die Regale an den Wänden waren über und über mit Büchern gefüllt. An eines der Regale gelehnt, stand der Dekan. Er besah Rale mit einem abfälligen Blick und eine Lächeln umspielte seine Lippen. Ralen lief es eiskalt den Rücken hinunter. Dass der Dekan in so einer Situation lächelte, konnte für den Dunmer nichts Gutes bedeuten.
"Vater, ich..." Ralen wurde mit einer schneidenden Geste seines Vaters sofort unterbrochen. Der ältere Dunmer seufzte. "Ralen, du hast versprochen, du würdest keinen Ärger mehr machen. Aber du hast dein Versprechen gebrochen. Das hat Konsequenzen." Ralen setzte erneut an, sich zu verteidigen, doch wieder schnitt ihm sein Vater das Wort ab: "Nein! Du brauchst nichts zu sagen. Deine Taten habe das Ansehen unserer Familie schon lange genug beschmutzt. Dafür gibt es nur eine gerechte Strafe."

Ralen riss erschrocken die Augen auf. Wollte sein Vater ihn verstoßen? Oder gar töten? Das wollte sich der Dunmer gar nicht vorstellen. Er sah hinüber zum Dekan. Dieser grinste nun breit und triumphierend. "Ralen." Sein Vater erhob sich von seinem Stuhl. "Du wirst Ella heiraten."
Die Kinnlade von Ralen fiel herunter. Hatte er sich verhört? Er sollte Ella heiraten? Ungläubig fragte er nach: "Vater? Ich soll die Tochter des Dekans heiraten? Das ist meine Strafe?" Der ältere Dunmer nickte. "Ja. Nur so können wir unsere Reputation wiederherstellen. Und du wirst in der Ehe endlich einen Ausgleich zu deinem wilden Leben finden. Es wird dir gut tun. Vertrau mir." Der Dekan beugte sich vor: "Das wird sie, Schwiegersohn."
Ralen sank in seinem Stuhl zusammen. Heirat. Er war der Ehe grundsätzlich ja nicht abgeneigt, aber er war dafür doch noch viel zu jung. "Ist...ist das alles?", stotterte der junge Dunmer. Sein Vater schüttelte den Kopf. "Nein, noch nicht. Du wirst weiterhin deine Wohnung auf dem Campus verlassen. Ich werde dir ein kleines Haus im Bürgerviertel erstehen und Ella und du werden eine großzügige Mitgift erhalten. Da ihr beide noch studiert, wirst du dir eine Arbeit suchen. Ich werde für dich eine Stelle im Kriegsministerium organisieren. Dort solltest du genug Geld verdienen, damit ihr beide ein anständiges Leben führen könnt. Die Hochzeit wird heute noch stattfinden. Es wird nur eine kleine Zeremonie. Nun geh." Wie in Trance kam Ralen dem Befehl seines Vaters nach, erhob sich vom Stuhl und verließ das Zimmer.

Am Fuße der Treppe wartete bereit Tara auf ihn. "Und?", fragte sie harsch, "Was hat Vater gesagt? Wie lautet deine Strafe?" "Ich...muss Ella heiraten", antwortete ihr Bruder völlig neben sich. Verdutzt sah die Magierin ihn eine Sekunden an, bevor sie in schallendes Gelächter ausbrach. "Heiraten? Du? Hahaha! Welch köstliche Ironie!" Ralens Blick wurde finster. Ihn ärgerte es, dass seine Schwester sich so sehr an seiner momentane Lage amüsierte. Und ihn ärgerte es, dass der Dekan seinen Fehler für sich ausnutzte. Durch die Heirat würde seine Familie in die adligen Kreise von Erstburg aufsteigen. Diesen Triumph gönnte Ralen dem Altmer überhaupt nicht.

Mit schlechter Laune, aber deutlich gefasster, verließ Ralen das Herrenhaus der Rethans und kehrte auf den Campus zurück. Dort warteten bereits Jules, Pol und Falandril auf den frisch Verlobten. "Bei den Göttern!", stieß der Bretone hervor, als Ralen durch die Tür in das Zimmer trat, "Hast du einen Geist gesehen?" Mit einem lang gezogenen Seufzer ließ sich der Dunmer in sein Bett fallen. "Schlimmer. Ich hab mit der Tochter des Dekans geschlafen."
Die drei Zimmergenossen schauten sich verblüfft an. "Mit der Tochter des Dekans?", wiederholte Pol und versuchte dabei nicht zu amüsiert zu klingen. Ihm gefiel es, den arroganten Dunmer so niedergeschlagen zu sehen. Ralen nickte: "M-hm. Und ich werde Ella noch heute heiraten. Wollt Ihr kommen?" "Heiraten?", fragte Falandril verblüfft. Nun konnte sich auch Jules ein Grinsen nicht verkneifen. "Tja Ralen", sagte er, "wir alle hatten vermutet, dass du irgendwann mal irgend so eine Dirne schwängerst, aber dass du die Tochter des Dekans heiraten wirst? Damit konnte keiner rechnen."
"Ich am wenigsten", gab Ralen zu. Ein schmales Lächeln erschien auf dem Gesicht des Dunmers. "Aber ich muss wohl in den sauren Apfel beißen. Ella ist ja nicht die hässlichste Frau und außerdem noch verdammt intelligent. Vielleicht wird mir die Ehe wirklich gut tun..."

Ella lag ausgestreckt auf ihrem Bett und weinte bitterlich in ihr Kissen hinein. Wie konnte ihr Vater das nur tun? Was hat sie ihm je angetan? Ein Klopfen riss die Altmer aus ihrer Lethargie. "Verschwinde Vater", rief Ella wütend. "Ich bin es", hörte sie eine Stimme von der anderen Seite der Tür. Diese Stimme gehörte nicht ihrem Vater, sondern ihrer besten Freundin. "Komm rein."
Langsam schob Tara die Tür auf und betrat Ellas Zimmer. Als sie die Altmer sah, lief sie sofort an ihr Bett. "Oh, Süße", flüsterte Tara und strich Ella übers Haar, "Geht es dir gut?" "Nein, Tara. Aber danke der Nachfrage. Ich fühle mich hundeelend." Die Dunmer nickte verstehend. "Ja, wie konnte mein Bruder dir das nur antun? Er hatte keine Recht, dein Leben auf so eine Art zu zerstören."
Ella setzte sich auf, wischte sich die Augen und sagte: "Dein Bruder? Ich weine nicht wegen ihm. Ich bin nicht auf Ralen wütend, sondern auf meinen Vater." Überrascht legte Tara den Kopf schief. "Deinen Vater?", fragte die Dunmer ungläubig. "Ja", bestätigte Ella, "er benutzt mich, um in der Gesellschaft von Erstburg aufzusteigen. Er nutzt die Tatsache aus, dass ich mit Ralen das Bett geteilt habe. Oh, der arme Ralen..."

Es dauerte einige Momente, bis Tara die Worte ihrer Freundin verdaut hatte. Dann zählte die Dunmer eins und eins zusammen: "Ella...bist du etwa in Ralen verliebt?" Die Altmer senkte schüchtern den Kopf. "Aber...wieso?" "Weißt du, Tara, du hast immer so wilde Geschichten von Ralen erzählt. Ich fand das alles so aufregend. Als ich ihn dann gestern Abend in der Bibliothek getroffen habe...Das war Schicksal. Ich möchte ihn wirklich heiraten. Aber mir gefallen die Umstände unsere Ehe nicht."
Tara schüttelte ungläubig den Kopf. Ella hatte sich in Ralen verliebt. Und sie hatte dazu beigetragen. Sie gönnte ihrer Freundin natürlich alles Glück dieser Erde, aber mit Ralen? "Darf...darf ich deine Brautjungfer sein?", fragte Tara schließlich, um die peinliche Stille zu beenden. Ein Lächeln erschien auf Ellas verheultem Gesicht. Die Altmer schloss ihre Freundin in die Arme und flüsterte: "Ja. Ja, Tara..."

Die Sonne stand an ihrem höchsten Punkt, als sich die kleine Hochzeitsgesellschaft im Innenhof der Rethan-Villa zusammengefunden hatte. Es waren nur wenige Gäste: der Dekan und seine Frau, Ralens Vater, Tara, Jules, Falandril und Pol. Und natürlich das Brautpaar. Ralen, in feinste scharlachrote Seite gehüllt, wünschte sich von ganzem Herzen, dass seine verstorbenen Mutter heute hier sein könnte. Es war natürlich ein törichter Wunsch, aber der Dunmer hoffte, sie würde aus dem Jenseits zusehen.
Eine Tür öffnete sich. Ralen drehte sich um. Da kam seine Braut. Ella trug ein wunderschönes weißes Kleid mit Schleier. Der Dunmer schluckte nervös. Die Altmer schenkte ihm ein Lächeln, dass seine Anspannung verfliegen ließ. Sie will mich heiraten, dachte Ralen, dass wird die Sache ein ganzes Stück einfacher machen. Als Ella neben ihm stand, begann der Priester mit seiner Predigt.
Keine halbe Stunde waren Ralen und Ella vermählt. Der Dunmer konnte es noch gar nicht richtig fassen. Verheiratet. Ralen lächelte vor sich hin, als auf einmal Ella neben ihm auftauchte. "Kommt, mein Liebster", flüstete verführerisch, "Lasst uns die Ehe vollziehen." Grinsend nahm er Ella bei der Hand und führte sie in sein Schlafzimmer.

Ellas Atem ging leise und gleichmäßig. Vorsichtig stand Ralen auf. Er wollte seine frisch vermählte Ehefrau nicht aufwachen. Leise schloss er die Tür hinter sich und ging in das Lesezimmer. Es war bereits dunkel, aber er wollte sich noch ein wenig mit dem Buch beschäftigen, dass er von Ella erhalten hatte und das letztendlich der Auslöser für die Geschehnisse des heutigen Tages war.
Ralen entzündete eine Kerze und ließ sich in den schweren Sessel fallen. Hessaldors schmales Büchlein war wirklich eine kurze Lektüre. Nur gut ein Viertel des Textes war in einer verständlichen Sprache geschrieben. Der Rest waren Runen, die Ralen noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Wie sollte er so den Aufenhaltsort der Krone finden? Die Textpassagen die in Aldmeri verfasst waren, berichteten von der Legende von König Galaril und beschrieben das Aussehen der Krone. Auch wurde eine Schlüsselscheibe erwähnt. Enttäuscht schlug Ralen das Buch zu. Ohne die Übersetzung der Runen würde er nicht weiterkommen. Aber wer konnte ihm helfen? Der Dunmer dachte eine Weile nach, dann traf ihn ein Geistesblitz. "Natürlich!", rief er in die Dunkelheit hinein, "Ragnos der Weiße!" Nur Ragnos konnte ihm helfen. Er wollte den alten Dunmer noch heute treffen. Hastig nahm Ralen das Buch und machte sich auf den Weg zur Universität. Seine Komilitionen sollten mitkommen. Wieder war er der Krone einen Schritt näher gekommen. Als Ralen die Villa verließ, wurde er von einer verhüllten Gestalt aus den Schatten beobachtet. "Ralen...", zischte sie unheimlich. Dann war sie verschwunden...

"Azura, Mutter der Rose, Königin des Nachthimmels, gewähre uns die Weisheit, uns im Zwielicht zurecht zu finden. Führe uns durch die Dämmerung des Morgens und des Abends. Bewahre das Erbe unserer Ahnen." Ralen, Pol, Falandril und Jules traten in den schwach beleuchteten Raum. Der Dunmer schloss leise die Tür hinter sich, um den Singsang der Kultisten nicht zu stören. Geduldig warteten die vier Studenten bis das Gebet zu Ende war.

Ralen war auf den Campus zurück gekehrt und hatte seine Freunde beim Abendessen vorgefunden. Rasch erklärte er, was er vorhatte. Falandril und Jules hatten ihm aufmerksam zugehört, Pol schüttelte nur den Kopf. Es war offensichtlich, was er von Ralens Idee hielt. Die beiden anderen glaubten aber, dass ihnen Ragnos wirklich weiterhelfen konnte. So geschah es, dass Pol überstimmt wurde. Nach einigen Überzeugungsversuch hatte der Argonier schließlich nachgegeben und war mit grimmigen Gesicht mitgekommen.
Der Weg zum Geheimen Tempel der Azura war nicht besonders angenehm. Sie mussten zunächst ins Armenviertel. Ralen bestand darauf, sich unauffällig zu kleiden. Adlige waren ein beliebtes Opfer unter den Ärmsten von Erstburg. Glücklicherweise gelang es den Studenten ohne Zwischenfall ihr Ziel zu erreichen: eine alte Brauerei.
In dem verfallenen Gebäude stank es fürchterlich nach ranzigem Bier. Im Umkreis von zehn Metern war keine Menschseele zu sehen. Das war schließlich auch der Zweck der Brauerei. Ralen, der den Weg kannte, schlüpfte in eines der alten Eichenfässern hinein. Dort stank es noch schlimmer als im Rest des Gebäudes. Pol hatte sich ohne Pause beschwert, wurde aber von seine Komilitonen ignoriert, was seine Laune noch weiter sinken ließ.
Im Fass tastete Ralen den Boden nach dem versteckten Schalter ab. Als er ihn betätigte, öffnete sich an der hinteren Fasswand eine schmale Öffnung. Hinter der Geheimtür führte ein ebenso schmaler Schacht hinab in die Tiefe. Einer nach dem anderen ließen sich die Studenten nach unten fallen. Ihr Sturz wurde nach gut fünf Metern von einem gespannten Laken abgefangen. "Ist dies wirklich der einzige Zugang?", beschwerte sich Pol. "Ja", war Ralens knappe Antwort, der langsam die Geduld mit dem Argonier verlor.

Der Schacht hatte die Studenten in einen quadratischen Raum geführt. In der Mitte befand sich das Laken, an den Wänden hingen Fackeln. Eine Tür führte hinaus. Ralen führte Pol, Jules und Falandril aus dem Raum hinaus in die Kanalisation von Erstburg. Es roch nicht besonders gut, was wieder zu Beschwerden seitens Pols führte. "Es ist eine Schande", sprach Ralen in die Finsternis, die nur von seiner Fackel ein wenig durchbrochen wurde, "Früher war der Daedra-Kult weit verbreitete und wurde auch von den Mächtigen ausgeübt. Heute müssen sich die Gläubigen in der Kanalisation von den Häschern der Neun verstecken. Verfluchtes Kaiserreich!"
Nach einem kurzen Fußmarsch meinte Ralen, sie hätten ihr Ziel erreicht. "Hier?" Pol sah sich skeptisch um. Das Abwasser plätscherte neben ihnen, vor ihnen gabelte der Weg nach links und rechts ab. Sie waren über eine schmale Brücke gestiegen und standen nur vor einer Wand. "Ja", bestätigte Ralen. Bevor der Argonier weitere Bemerkungen machen konnte, griff Ralen unter sein Hemd und zog ein Amulett hervor. Der Dunmer ging in die Knie und drückte das Schmuckstück gegen die Mauer. Zunächst geschah nichts, doch dann drehte Ralen das Amulett neunzig Grad nach rechts.

Ein Rumpel erfüllte den Kanal. Staub rieselte aus den Fugen der Mauer. Jules, Falandril und Pol wichen vorsichtigshalber einen Schritt zurück. Ralen blieb unbeeindruckt stehen. Er wusste ja bereits, was geschehen würde: ein Teil der Wand schob sich nach hinten und gab so einen weiteren geheimen Durchgang frei. "Beeindruckend", bemerkte Jules. "Der Azura-Kult ist einer der ältesten Daedra-Zirkel auf den Summerset inseln", erklärte Ralen seinen Freunden, "Es gibt ihn angeblich schon fünfhundert Jahre. In dieser Zeit musste er schon mehrmals seinen Unterschlupf wechseln. Es gibt alleine in Erstburg fast ein dutzend verlassene Tempel."
Falandril stieß einen anerkennenden Pfiff aus. "Beeindruckend wie lange er überleben konnte." Ralen nickte und führte die Gruppe dann in das Heiligtum des Kultes.

Die Kultisten beendet das Gebet. Ralen gab den anderen ein Zeichen ihm zu folgen. Die vier Studenten durchquerten den Gebetsraum und traten durch eine schwere Metalltür. In dem dahinterliegendem Raum herrschte das selbe schmurrige Licht wie zuvor. Die Luft war erfüllt vom Vanilleduft der Kerzen.
Auf einem Diwan lag ein alter Dunmer. Das weiße Haar fiel ihm auf die Schulter und tiefe Falten durchzogen sein Gesicht. Neben ihm kniete eine Kultistin, deren Gesicht Ralen nicht sehen konnte. Sie reichtem dem Alten gerade einen Kelch. "Ist das Ragnos?", flüsterte Jules leise Ralen zu. Der Dunmer nickte: "Ja, das ist Ragnos der Weise. Es wird behauptet er sei bereits über fünfhundert Jahre alt. Ich habe bereits öfters mit ihm zu tun gehabt."

Der alte Dunmer hob seinen Kopf, als hätte er seinen Namen gehört. Er sah erst Pol, dann Jules und Falandril an. Als er zuletzt Ralen erblickte hellte sich seine Miene auf. "Ralen", sagte Ragnos mit leiser aber fröhlicher Stimme, "Kommt näher. Ich sehe ihr habt Freunde mitgebracht. Hoffentlich können sie Stillschweigen über unsere Zuflucht waren." Bei den letzten Worten blickte Ragnos vorallem den Argonier Pol an.
"Keine Sorge, Meister Ragnos", beruhigte Ralen den Alten, "Ich kann ihnen vertrauen." Ragnos nickte. "Gibt es einen Grund für Euren Besuch, Ralen?" Ralen zog das Buch aus seiner Umhängetasche hervor und reichte es Ragnos. Interessiert nahm dieser es entgegen und studierte eingehend. "Ah ja", murmelte Ragnos. Er blätterte das Buch durch, ohne sich die Wörter und Runen genauer anzusehen. "Verstehe." Ungeduldig hüpfte Ralen von einem Fuß auf den anderen. "Und?" Ragnos warf dem jüngeren Dunmer einen strengen Blick zu. "Ihr müsst lernen, Euch in Geduld zu üben, Ralen. Ja, ich kenne dieses Buch. Es ist die einzige Ausgabe, die je geschrieben wurde. Sie dient nur einem Zweck: sie ist ein Wegweiser zur Schwarzen Krone."

Ralen sog überrascht Luft ein. "Ihr...Ihr könnt es lesen?" Lächelnd schüttelte Ragnos den Kopf: "Was habe ich Euch gelehrt? Man soll ein Buch nicht immer nach seinem Einband beurteilen. In diesem Fall tritt die berühmte Ausnahme der Regel ein." Ragnos ließ sich von der Kultistin ein Messer reichen und löste damit das Papier vom Einband, sodass das nackte Leder zu sehen war. Fasziniert beobachtete Ralen, wie Ragnos die dürren Finger über den Einband gleiten ließ. Nach einer Weile öffnete er das Buch von der anderen Seite und wiederholte die Prozedur.
"Ha!" Ein Lächeln legte sich auf das Gesicht von Ragnos dem Weisen. Er reichte das Buch wieder dem gespanntem Ralen. "Tastet mit den Fingern den hinteren Einband ab", trug er dem Dunmer auf. Ralen tat wie ihm gehießen. "Vertiefungen", hauchte er überrascht. Ragnos nickte: "Ja, Vertiefungen. Sie dienen dem Zweck, die Schlüsselscheibe auszurichten. Durch die Schlüsselscheibe erfahrt Ihr, welcher Code dem Buch zu Grunde liegt."
"Woher...?" Wieder lächelte der Hohepriester des Azura-Kultes. "Ich habe selbst einst nach der Schwarzen Krone gesucht. Da mir aber niemand geholfen hat, habe ich Jahre damit verbracht, den Code zu entschlüsseln. Als ich durch uralte Schriften von der Schlüsselscheibe und den Vertiefungen erfuhr, war ich zu alt um so ein Abenteuer auf mich zu nehmen. Aber Ihr...Ihr könntet die Krone finden."

Ralen nickte. "Und wo finde ich die Schlüsselscheibe, Meister?" Ragnos musste nachdenken. Schließlich sprang ihm die Kultistin zur Hilfe: "Sie liegt im Schatzraum der Akademie der Magier." "Genau. Danke, Dany. Oh, ich habe Euch noch gar nicht meine Enkelin vorgestellt: Dannaria." Die Dunmer verneigte sich höflich vor den Studenten. "Der Weg in die Schatzkammer ist gefährlich", fuhr Ragnos fort, "Ihr müsst äußerst vorsichtig vorgehen. Ich..." Der Alte hielt kurz inne. Es war als wäre ihm eine Idee gekommen. Und tatsächlich: "Ich sende Euch meine Dany mit. Sie kennt sich mit Fallen und dergleichen aus. Würdest du das tun, Dany?" Ragnos Enkelin verneigte sie wieder. "Wenn Ihr es so wünscht, Meister."
Ragnos lächelte zufrieden: "Schön. Macht Euch am Besten gleich auf den Weg. Und Ralen..." Ragnos bedeutete Ralen näher zu kommen. "Achtet auf den Argonier", flüsterte der Weise seinem Schüler ins Ohr, "Man kann den Echsen nicht vertrauen. Sie hassen unser Volk." "Keine Sorge, ich werde vorsichtig sein." Mit einem Nicken entließ Ragnos seine Besucher.

Der Kreis, der von Ralens Streben nach der Krone wusste, war wieder um eine Person gewachsen. Mittlerweile wussten Jules, Pol, Falandril, Tara, Ella und jetzt auch Dany von seiner Idee. Es gefiel Ralen zwar nicht, dass es so viele waren, aber er hatte keine Wahl. Wenn er die Krone finden wollte, brauchte er jede Hilfe, die er bekommen konnte. Und jeder seiner Gefährten war auf seinem Gebiet ein Spezialist, ein weiterer Vorteil für die Suche.
Ralen führte seine Freunde und Dany wieder aus der Kanalisation heraus. Ragnos Enkelin kannte den Weg natürlich, also lief sie neben Ralen her und plauderte ein wenig mit ihm. Sie war nicht wirklich seine Enkelin, eher seine Ururururenkelin, doch der Bequemlichkeit halber nannte er sie Enkelin. Ralen schätze Dany als eine freundliche offene Person ein. Sie schien recht intelligent zu sein, jedoch hatte er den Eindruck, sie betrachtete die Welt zu sehr durch die rosarote Brille.

Durch einen Kanalschacht verließen sie endlich die stinkende Kloacke von Erstburg. "Ich liebe es jedes Mal, wieder an der frischen Luft zu sein", plapperte Dany fröhlich drauf los. Sie strich sich durch die kurzen blonden Haare und sah sich im nächtlichen Handelsviertel um. "Wir sollten uns beeilen, wenn wir heute noch in die Schatzkammer kommen wollen." Ralen nickte und sie setzten sich wieder in Bewegung.
Nach einigen Minuten kamen sie auf dem Kathedralenplatz an. Von hier aus waren es nur noch einige Hundert Meter bis zur Magischen Akademie. "Wir sind gleich da", erklärte Dany Ralens Komilitonen. Pol rollte mit den Augen. Sie kannten sich natürlich selbst in Erstburg aus. "Wisst ihr", begann Dany, den Kopf noch immer über die Schulter gewandt, "Ich finde das so aufregend! Großvater hat mir so schon viel über die Krone erzählt und nun suche ich selbst danach! Ich...ahh!" Dany war gegen Ralen geprallt, der aprupt stehen blieb. Die Dunmer verlor das Gleichgewicht und taummelte rückwärts. Jules und Falandril fingen sie auf. "Ralen? Was ist denn?", wollte Pol wissen.

Der Dunmer gab keine Antwort. Er starte nur in die Finsternis hinein. Nein, nicht in die Dunkelheit, wie seinen Begleitern auffiel, sondern auf eine Gestalt in der Finsternis. Vor der Kathedrale war eine Phantom erschienen. Es war komplett in Schwarz gekleidet, sein Gesicht von einer Kapuze verhüllt. Das Gespentische an dem Unbekannten waren seine Augen, die blau leuchteten.
"W...Wer seid Ihr?", fragte Ralen ängstlich. Das Phantom hob den Arm. Aus dem weiten Ärmel ragte eine skelettierte Hand hervor, die auf Ralen deutete. "Ich", zischte der Untote, "bin der fünfte Zacken der Krone. Mein Name ist Hessaldor." Ralens Kiefer klappte nach unten. Hessaldor? Der Altmer, der das Buch geschrieben hat? Aber er müsste doch schon längst tot sein!
Der untote Magier las die Gedanken von Ralen: "Ihr irrt, Sterblicher! Die Zacken haben geschworen, die Krone vor der Gier der Menschheit zu beschützen! Auch über den Tod hinaus."

"Das stimmt", bestätigte Dany, "Es gibt Legenden, wonach sich die Magier der Macht der Krone bedient haben, um den Tod zu überwinden." "Keine Legenden!", donnerte Hessaldor mit scharfer Stimme, "Es ist die Wahrheit, Mädchen!" Ralen schob sich vor Dany. "Was wollt Ihr von uns?", fragte der Dunmer nun entschlossener. Hessaldor kam näher, besser gesagt, er schwebte näher. "Ihr sucht die Krone", zischte der Magier, "Eure Gier hat Euch bereits weit gebracht. Ich wurde von meinen Brüdern ausgewählt, Euch aufzuhalten." Nun mischte sich auch Jules ein: "Aufhalten? Aber Ihr habt doch das Buch geschrieben, dass Hinweise auf die Krone gibt."
Der fünfte Zacke senkte den Kopf. "Mein größter Fehler. Aber ich werde ihn bereinigen. Heute Nacht!" Die Hände des Magiers begannen blau zu leuchten. "Macht Euch bereit", warnte Ralen seinen Freunde. Sie waren zwar zu fünft, doch leider unbewaffnet. Es würde schwierig gegen einen mächtigen Magier werden.

Ein Zischen durchschnitt die Stille der Nacht. Plötzlich flog ein flammendes Geschoss auf Hessaldor zu. Seine Robe fing augenblicklich Feuer, als der Pfeil seine Brust durchbohrte. Der Magier stieß einen wütenden Schrei aus und begann, Blitze nach Ralen und seinen Begleitern zu schleudern. Geistesgegenwärtig retteteten sich die Fünf hinter einen Ochsenkarren.
Hessaldor ließ von seinen Opfern ab und suchte stattdessen nach dem Angreifer. "Zurück in die Unterwelt mit dir", verkündete einen Stimme, die von überall herzukommen schien. Zornig schoss der Magier Zauber in alle Ecken und Enden des Platzes. "Du bist machtlos", spottete die Stimme, "Denn ich bin das Blut des Unsterblichen." Vor Hessaldor stand plötzlich ein Mer, hochgewachsen und von heller Hautfarbe. Er trug eine goldene Rüstung und Umhang. Über seinen Schulter ragte das vergoldete Heft eines Schwertes empor. In der rechten Hand hielt der Unbekannte eine Armbrust, die Hessaldor verwundet hatte.
Die blauen Augen des untoten Zauberes fixierten den Angreifer. Das Feuer schien Hessaldor nichts auszumachen. "Du wirst sterben, sterblicher Narr!", zischte Hessaldor und ließ einen Eisstrahl aus seiner Hand schießen. Doch zur Überraschung aller Anwesender prallte der Zauber wenige Zentimeter vor dem Unbekannten ab und schoss auf Hessaldor. Der Altmer schrie vor Zorn. Bevor er jedoch den nächsten Zauber sprechen konnte, hatte der Unbekannte sein Schwert gezogen und den Magier enthauptet. Hessaldors verwester Kopf rollte über das Pflaster des Platzes. Doch das war dem Mer nicht genug: er näherte sich dem abgetrennten Haupt und zerschmetterte ihn mit einem kräftigen Tritt.

Ralen, Dany, Jules, Falandril und Pol kamen langsam wieder aus ihrem Versteck. Erst jetzt konnten sie einen genaueren Blick auf ihren Retter werfen: Er trug sein langes blondes Haar als einen kunstvoll geflochtenem Zopf. Seinen Augen waren gelb wie die eines Altmers, doch seine Haut war viel heller. Langsam schob der Mer sein Schwert zurück in die Scheide und wandte sich dann die fünf Gefährten zu. "Seid Ihr wolhauf, meine Dame?" Er ging schnurstracks auf Dany zu und griff ihre Hände. "J...ja." Die Dunmer errötete. "Wir leben auch noch, vielen Dank der Nachfrage", merkte Ralen an.
"Was? Oh, ja natürlich. Wo sind denn meine Manieren? Wenn ich mich vorstellen darf? Ich bin Argnor, Sohn von König Orgnum, Prinz von Pyandonea, Erbe des Inselkönigreiches der Maormer." Die Gefährten blickten sich erstaunt an. Ein Maormer? Und dann auch noch der Sohn des unsterblichen Magierkönigs Orgnum? Ralen war der erste, der die Sprache wieder zurückerlangte: "Was verschlängt Euch nach Erstburg, Prinz Argnor?" "Mein Vater hat mich ausgesandt, um die legendäre Schwarze Krone der Macht zu bergen. Ich bin den Hinweisen gefolgt und dabei auf euch und den fünften Zacken gestoßen." Argnor deutete über seine Schulter hinweg auf die Leiche von Hessaldor. Ralen war erneut sprachlos. Auch Argnor sucht die Krone.
"Wie wäre es", schlug der Prinz vor, "Wenn wir uns gegenseitig helfen, die Krone zu bergen? Es liegt ein unser beider Interesse, wenn so ein mächtiges nicht in falsche Hände fällt, nicht wahr?" Argnor streckte Ralen die Hand hin. Dieser überlegte. Konnte er dem Prinzen aus Pyandonea trauen? Ihm blieb keine Wahl. Seine Vernunft sagte ihm, dass Argnor ein mächtiger Krieger und Magier war, sie konnte seine Hilfe gut gebrachen. "Einverstanden." Ralen schlug ein.

"Was bei allen Göttern geht hier vor sich?" Ella stand am oberen Ende der Treppe, in ein Seidennachthemd gehüllt und beäugte die nächtlichen Besucher. "Es ist besser für dich, wenn du es nicht weist", erklärte Ralen, während er die Tür zur Waffenkammer aufschloss. Sein Vater beschäftigte eine ganze Kompanie von Söldnern um die Handelskarawanen zu schützen. Der Weg zwischen den einzelnen kaiserlichen Kolonien und Erstburg konnte sehr gefährlich sein. "Hier." Ralen reichte Dany ein leichtes Kurzschwert und einen verstärkten Lederwamst.
Er selbst nahm aus einer Vitrine in der Empfangshalle den Familiendegen und warf sich einen Mitrilharnisch über. Der Maormer-Prinz Agnor legte seine goldenen Rüstung ab und schlüpfte in eine einfachere Plattenpanzerung. Sie wollten nicht auffallen, wenn sie in die Akademie einbrechen würden. Die Mission war so riskant, dass sich Jules, Falandril und Pol dazu entschlossen hatten, nicht darin involviert zu werden. Ralen hatte dies verstanden und seinen Kommilitonen eine gute Nacht gewünscht.

"He!" Ella war nun wirklich außer sich. Ihr Ehemann ignorierte sie und trieb sich mit seltsamen Gestalten herum. Vorallem die schöne junge Dany war der Altmer ein Dorn im Auge. "Was hast du vor, Ralen?", fragte sie erneut, diesmal eindringlicher. Sie stieg die Treppe hinab und stellte sich herausfordernd vor Ralen. Der Dunmer seufzte, Dany errötete vor Scham und Prinz Agnor lächelte geheimnisvoll vor sich hin. Dieses Lächeln konnte Ralen bei bestem Willen nicht deuten, also antwortete er seiner Frau: "Ella, es ist wirklich besser, wenn du nichts über unser Vorhaben erfährst. Wenn wir gefasst werden, sollen sie dich nicht der Mittäterschaft beschuldigen."
Ella wurde bleich. "Gefasst werden? Mittäterschaft? Willst du etwa ein Verbrechen begehen?!" Der Dunmer hatte sich verplappert. Innerlich verfluchter sich Ralen für seine eigene Dummheit. "Hör zu, Schatz", begann er und griff Ellas Hände, "Ich habe einige Hinweise gefunden. Ich bin der Schwarzen Krone unglaublich nahe..." Entrüstet stieß Ella ihn von sich weg. "Die Schwarze Krone", giftete sie, "ist eine Legende! Du bist besessen! Ich liebe dich doch! Zerstöre dein Leben nicht mit einem Hirngespinst!"

Enttäuscht schüttelte Ralen den Kopf. Sie verstand nicht. Wie konnte sie auch? Sie hatte nicht gesehen, was er und seine Gefährten gesehen hatten. Einer der Beschützer der Krone hatte sie angegriffen, das war Beweis genug, dass das Artefakt immernoch existierte. Agnor warf Ralen einen vielsagenden Blick zu. Ralen nickte. "Es tur mir leid, Ella..." "Was tut dir leid?", fragte Ella wütend.
Eine Sekunde später schlossen sich Ellas Augen und sie sackte in sich zusammen. Ralen fing seine Angetraute auf, während Dany einen quiekenden Schreckensschrei ausstieß. "W...was habt ihr getan?", fragte sie ängstlich die beiden Mer. "Ein Schlafzauber", erklärte Agnor seelenruhig, "Sie wird in etwa zwölf Stunden schlafen und sich hoffentlich an nichts mehr erinnern können, wenn sie wieder erwacht." "Danke", sagte Ralen und trug Ella die Treppe hinauf. Er legte sie in sein Bett, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und verabschiedete sich dann mit den Worten: "Es ist nur zu deinem Besten, meine Liebe..."
Mit getrübter Miene kehrte Ralen in die Eingangshalle zurück. "Habt Ihr Eure Angelegenheit geregelt?", fragte Agnor mit ein wenig Spott in der Stimme. "Ja. Wir können aufbrechen." Der Prinz nickte und zusammen mit Dany verließen sie die Villa und machten sich auf zur Akademie der Magiergilde.

***

Der Campus war von den Straßenlaternen nur schwach beleuchtet, deshalb war es kein Problem, ungesehen zum Hauptgebäude vorzudringen. Außer einigen Studenten war zu dieser späten Stunde keiner mehr auf den Beinen. Dany hatte ihnen erklärt, dass es auf dem Campus und in der Akademie selbst so gut wie keine Sicherheitsmaßnahmen gab. Wenn sie allerdings in die Schatzkammer hinabsteigen würden, könnte sie alles möglich erwarten. "Fallen, Monster, Albträume", hatte Dany erklärt. Ralen war es kalt den Rücken hinab gelaufen, doch Agnor verzog keine Miene. Der Dunmer wollte vor dem Prinzen nicht als Feigling darstehen, also riss er sich zusammen. Geduckt huschten die drei Gefährten den Gang zum Arbeitszimmer des Direktors entlang. Dort gab es einen Geheimgang, der hinab in die Tiefen der Akademie führte. So sagte zumindest Agnor. Woher der Maormer-Prinz das wusste, war Ralen ein Rätsel. Also fragte er nach. Agnor stieß nur einen gedämpften Lacher aus und erklärte: "Ich hab da meine Quellen. Zerbrecht Euch darüber nicht den Kopf, Lord Rethan." Ralen beließ es dabei. Der Prinz war ihm mehr als suspekt, bisher hat er aber keinerlei feindliche Handlungen gegen ihn unternommen.
Die Gefährten erreichten das Zimmer des Direktors. "Lasst mich das machen", sagte Dany und kniete sich vor die Tür. Die Dunmer zog eine Tasche aus dem Mantel und rollte sie auf dem Boden aus. Ein ganze Palette Dietriche und Sonden kam zum Vorschein. Geschickt zog die Frau einige der Werkzeuge heruas und begann, das Schloss der Tür zu bearbeiten.

Faszinierd beobachtete Ralen Dany bei der Arbeit. Er kannte einige Diebe, hatte bisher allerdings noch keinem bei der Arbeit zugesehen. Es dauerte keine Minute, dann schob sich der Riegel zurück. Dany grinste die beiden Männer breit an. "Nach Euch." Agnor und Ralen schoben sich in das Zimmer hinein. Dany schloss die Tür leise hinter ihnen. "Wo ist der Geheimgang?", fragte Ralen den Prinzen ungeduldig. Dieser legte lächelnd seine Hand auf Ralens Schulter: "Entspannt Euch, Lord Rethan. Wir haben alle Zeit der Welt." Seelenruhig durchschritt Agnor den Raum und näherte sich einem Bücherregal. Zielsicher griff er ein Buch und zog es heraus.
Es rumpelte, dann begann der Boden leicht zu beben. "Was zum...?" Das Regal, vor dem Agnor stand, verschwand im Marmorboden des Arbeitszimmers. Zum Vorschein kam eine Steintreppe, die sich in die Tiefe wandte. "Beeindruckend", stieß Dany hervor. Ralen schnaubte. "Langsam hab ich genug von diesen Geheimgängen. Bringen wir es hinter uns." Der Dunmer schob sich an Agnor vorbei und ging nach unten.

Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis die Drei das Ende der Treppe erreicht hatten. Der Gang war in Dunkelheit gehüllt, so dass Ralen einige Male fast den Halt verlor. Agnor kicherte vor sich hin, während der Dunmer schimpfte wie ein Rohrspatz. Erst ganz unten ließ der Prinz ein Irrlicht erscheinen, dass die Finsternis durchbrach. Ralen warf ihm einen gereizten Blick zu. "Weiter", befahl Ralen. Der Gang, der sich an die Treppe anschloss, schien gar nicht enden zu wollen. Ralen konnte gar nicht sagen, wie lange sie gerade aus, um Ecken, auf und ab liefen. "Wenigstens ist es kein Labyrinth", murmelte Dany vor sich hin. Sie hatte recht. Ein Labyrinth würde die Sache deutlich erschweren. So mussten sie nur dem Gang folgen.
Urplötzlich tauchte eine Tür vor der Gruppe auf. "Ah!" Ralen war so überrascht, das er gegen das harte kalte Eisen stieß. Agnor lachte erneut. "Oh? Hab Ihr Euch verletzt, mein Lord?" "Nein", presste Ralen hervor, "Euer Gnaden." Um sich nicht weiter mit dem Prinzen herumzuschlagen zu müssen, lehnte sich der Dunmer gegen die schwere Tür. Knarrend schob sie sich ein Stück auf. "Nicht verschlossen. Aber sie klemmt. Helft mir." Angor und Dany drückten sich nun ebenfalls gegen die Eisentür. Langsam öffnete sie sich, Zoll um Zoll. Licht schien durch den Spalt.

Ein letzter Ruck und die drei Gefährten standen in einer gewaltigen Halle. Ralen fiel die Kinnlade herab. Meterhoch ragte die Decke nach oben. Gehalten wurde der Stein von gewaltigen Säulen. Ralen konnte das Ende der Halle gar nicht sehen, denn nur spärlich brannten Fackeln. "Wir müssen die Scheibe so schnell wie möglich finden", erklärte der Dunmer, "die Sonne wird bald aufgehen. Wenn uns jemand sieht sind wir drann. Wir..." "Still!" Ralen blinzelte verdutzt. Agnor hatte ihm das Wort abgeschnitten und sein Schwert gezogen. "Was ist?" "Ich sagte still!", zischte der Prinz, "Hört!" Mit gespitzten Ohren lauschten Ralen und Dany in die Halle hinein. Und tatsächlich konnten sie etwas hören: ein Schlurfen und ein Grunzen. "Monster", flüsterte Dany verängstigt. Agnor überging das Gejammer der Dunmer und ging äußerst vorsichtig tiefer in die Halle hinein. Ralen fasste sich ein Herz und tat es ihm gleich. Aus Angst, alleine gelassen zu werden, quiekte Dany kurz auf, schloss dann aber zu den beiden Männern auf.

Die Atmosphäre konnte gar nicht unheimlicher sein: spärliches Licht und mysteriöse Geräusche. Er wollte es sich zwar nicht eingestehen, doch Ralen bekam es langsam mit der Angst zu tun. Würde er hier unter wohlmöglich seinen Tod finden? Er war doch noch viel zu jung zum sterben! Einige Minuten – dem Dunmer kam es wie Stunden vor – ging die Gruppe die Halle entlang. Agnor voraus, die beiden Dunmer hinterher. Plötzlich ertötnte recht von ihnen ein markerschüttender Schrei. Der Maormer fuhr herum und ging in Kampfstellung. Auch Ralen zog seinen Degen. Nur Dany stand starr vor Furcht da.
Aus der Dunkelheit hinter den Säulen löste sich ein Schatten und näherte sich den Gefährten. Erst als die Schatten die Gestalt beschien, konnten sie ausmachen, um welches Unheuger es sich handelte. "Ogrim!", rief Agnor und hob das Schwert. "Macht schon", meinte Ralen ängstlich, "Grillt das Vieh!" "Das geht nicht!", gab der Prinz zurück. "Was?!" Agnor drehte sich zu Ralen um. In seinen Augen stand ebenso die Furcht wie bei den Dunmern. "Meine magische Energie", erklärte er, "rührt von den Verzauberungen meiner Rüstung. Ohne sie kann ich nur schwache Zauber wirken!"

Kalte Wut überkam Ralen. Dieser Bastard hatte sie betrogen! Er hatte Agnor nur in ihre Nachforschungen eingeweiht, weil er glaubte, der Prinz sei ein mächtiger Magier. Nun stellte sich heraus, dass er n ur mit seiner Rüstung diese Fähigkeiten besaß? "Und was jetzt?!", fragte Ralen schließlich gereizt. Für Streit war wahrlich keine Zeit. "Jetzt werde ich diese Bestie mit meinem Schwert beschäftigen. Ihr und die Damen lauft weiter in diese Richtung. Ich komme nach, sobald der Ogrim tot ist." Ralen wollte noch etwas erwiedern, doch der Ogrim hatte sich entschlossen, endlich zum Angriff überzugehen. Der Daedroth schwang die Keule, die er in der Rechten hielt, mit voller Wucht nach Agnor. Der Prinz konnte gerade eben noch zur Seite springen. Krachend schlug die Waffe auf dem Boden auf. Splitter flogen in alle Richtungen hinweg. "Lauft!", schrie Agnor die Dunmer an, während er einem weiteren Hieb auswich.
Ralen packte die starre Dany an der Hand und zog sie grob mit sich. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, verschwanden die beiden Dunmer in der Dunkelheit.

***

"Bei den Göttern´", keuchte Dany, "Dieses...Monster wird den Prinzen töten! Wir müssen doch etwas tun!" Ralen ignorierte ihr Gejammer und rannte weiter die Halle entlang. "Ralen!" Er blieb so abrupt stehen, dass Dany beinahe in ihn hinein lief. Ralen packte sie an den Schultern und stieß sie grob gegen eine der Säulen. Dany schrie spitz auf.
"Hört mir zu", zischte Ralen würtend, "Wir können nichts tun. Wenn wir jetzt umkehren, sind wir ebenso tot! Wenn wir allerdings die Schatzkammer erreichen, sind wir vorerst sicher! Dann können wir immer noch überlegen, wie wir Agnor helfen! Aber jetzt müsst Ihr Euch zusammenreißen! Habt Ihr mich verstanden?"
Sie blickte Ralen direkt in die Augen. Dort konnte sie Wut, Angst und auch eine Spur Wahn erkennen. Sie war zu eingeschüchter, um wiedersprechen zu können: "J...ja." Erleichtert ließ Ralen von ihr ab. "Gut. Dann weiter." Sie begannne wieder zu rennen. Dabei versuchte Dany verzweifelt, die Kampfgeräusche zu ignorieren, die noch immer zu ihnen drangen. Allerdings war es ein gutes Zeichen, überhaupt noch etwas zu hören. Stille würde Agnors Tod bedeuten...

"Bei Azura! Eine Tür! Endlich!" Nachdem sie eine halbe Ewigkeit die Halle entlang gelaufen waren, standen Dany und Ralen jetzt vor einer riesigen Tür. Sie bestand aus Obisidian und war mit gewaltigen Smaragden verziehrt. Nirgends war ein Schloss oder eine Türklinke zu erkennen. "Wie öffnen wir sie?", fragte Dany das Offentsichtliche. Ralen war ihr dafür einen gereizten Blick zu, eine Antwort gab er ihr allerdings nicht. Stattdessen begann er, die Tür zu untersuchen. Sie war mit seltsamen Schriftzeichen beschrieben. "Was für eine Sprache ist das?"
"Die der Drachen." Überrascht drehte sich Ralen um. Hinter ihnen war Agnor aufgetaucht. Der Maormer schwitzte und war mit grünen Blut besudelt. Sein linker Arm hing schlaff nach unten. Dany unterdrückte einen Schrecknsschrei, als sie den Prinzen sah. "Wie schlimm sind Eure Verletzungen?", fragte Ralen derweil kühl. "Nicht schlimm. Ich hab mir die Schulter ausgerenkt, vielleicht ein oder zwei Rippen gebrochen. Sonst fehlt mir nichts. Ich werde es überleben." Ein schwaches Lächeln erschien auf seinem Gesicht.

"Ihr hättet mir die Sache mit Eurer Rüstung erzählen sollen." In Ralens Stimme schwang kein Mitleid, sondern Vorwurf mit. Agnor zuckte als Antwort nur mit der gesunden Schulter. Bevor Ralen etwas erwieder konnte, lenkte Dany die Aufmerksamkeit der Beiden wieder auf die Tür: "Das ist also die Sprache der Drachen, Euer Gnaden?" Prinz Agnor nickte. "Ja, ich erkenne sie genau wieder. Ich kann sogar lesen was dort steht:

Ihr, der Ihr sucht den Schlüssel der Macht,

passet auf und gebet acht!
Nur wer der Krone würdig ist,
kann beenden den ew'gen Zwist.
Sollte es Euch nicht gelingen,
wird die Zeit selbst Euch verschlingen.

So lautet der Text auf der Tür."
Ralen runzelte die Stirn. "Ewiger Zwist? Die Zeit verschlingt einen? Das ist ja schön und gut, aber wie hilft uns dies, die Tür zu öffnen?" "Moment, hier steht noch mehr: Durch des Fürsten Licht, tretet ein." "Des Fürsten Licht?" Ralen betrachtet die Tür genauer. Die Smaragde waren in gleichmäßigen Abständen angebracht und sie waren in eigenartige Rillen eingefasst. "Das Licht des Fürsten", wiederholte er erneut, "Das Licht des Fürsten natürlich! Die Smaragde! Wir müssen sie so anordnen, dass sie das Sternbild des Fürsten ergeben!"
Die Sache hatte allerdings einen Haken: Der höchste Smaragd befand sich etwa zehn Fuß über dem Boden. "Da kommen wir nicht hoch", jammerte Dany. "Doch", erwiederte Agnor, "Wir machen einfach eine Räuberleite. Ralen klettert auf meine Schulter, und Ihr auf seine. Dann schiebt Ihr die Smaragde in Position. Seid Ihr mit dem Sternbild des Fürsten vertraut?" Dany nickte langsam. Ihr wahr der Gedanke nicht ganz geheuer, so eine Höhe mit einer Räuberleiter zu überwinden.

"Wartet." Ralen stellte sich vor Agnor und packten den Prinzen an der Schulter. Mit einer ruckartigen Bewegung ließ er Agnors Knochen wieder in die Schulter einrasten. Dany verzog wegen des Geräusches angewiedert das Gesicht, Agnor fiehl auf die Knie vor Schmerzen. "Besser?", fragte Ralen gelassen. "Besser", presste der Maormer zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Gut. Dann können wir jetzt die Tür öffnen."
Agnor stellte sich dicht an das schwarze Metall und ging dann in die Knie. Ralen stieg auf seine Schultern. Dann erhob sich der Prinz langsam. Der Dunmer half ihm, indem er sich an den Verziehrungen und Kristallen nach oben zog. Schließlich standen die beiden Mer aufrecht da. "Jetzt Ihr", rief Ralen Dany von oben zu.
Dany schluckte. Sie hatte Höhenangst und sollte jetzt ohne Sicherung so weit nach oben klettern? Das konnte sie nicht! Beim besten Willen nicht! Sie wollte Ralen gerade erklären, dass sie diese Aktion nicht schaffen konnte, als ihr Agnor zuzischte: "Kletter schon, du ängstliches Frauenzimmer!" Die Worte des Prinzen machten Dany wütend. Und entschlossen.
Mit einem kräftigen Atemzug begann Dany mit dem Aufstieg auf den Fleischberg, den Agnor und Ralen bildeten. Sie stemmte ihren Stiefel auf Agnors Gürtel, schwang sich hoch, griff nach Ralens Harnisch und hangelte sich so auf Agnors Schulter. Ralen fluchte, als Dany an ihm zog, hielt aber das Gleichgewicht.
Als nächstes griff Dany nach Ralens Schultern. Sie stemmte sich daran hoch, bis sie ihre Arme ganz durchgestreckt hatte. Dann schlang sie ihre Beine um Ralens Oberkörper und krallte ihre Finger in die Verziehrungen der Tür. Schwitzend und keuchend zog sich Dany weiter nach oben, bis sie schließlich auf Ralens Schultern stand. Zufriend sah Dany nach unten. Das hätte sie nicht tun sollen. Die Höhe machte ihr Angst. Sie stieß einen Schrei aus und drückte sich an die Tür. "Schnell", bat Ralen sie mit angestrengter Stimme, "verschiebt die Smaragde."
Langsam öffnete Dany wieder die Augen und begann, die Juwelen in ihrer Höhe auf Position zu schieben. Sie musste sich anstrengen, körperlich und geistig. Körperlich, um die Smaragde bewegen zu können und geistig, um sich an das Sternbild zu erinnern. Schließlich hatte sie es jedoch geschafft. "Ja!", jubelte Dany begeistert. Doch ihre Begeisterung hielt nur wenige Sekunden.

Mit einem langgezogenem Stöhner knickte Agnor ein. Die Last auf seinen Schultern war einfach zu groß geworden. Mit einem Fluch und einem Schrei fielen Ralen und Dany hinab. Der Aufprall raubte Ralen den Atem. Ihm wurde schwarz vor Augen. Als er wieder zu sich kam, fand sich Ralen in einem Gewirr von Armen und Beinen wieder. Über ihm lag Dany, die ebenfalls bewusstlos war. "Dany", stöhnte Ralen, "Wacht auf." Langsam öffnete die Dunmer die Augen. "R...Ralen?" Wie vom Blitz getroffen richtete sich Dany auf. Sie schien sogar zu erröten.
Auch Ralen setze sich auf. "Was ist mit Agnor?", fragte er, mehr zu sich als zu Dany. "Unter Euch!", rief sie hysterisch. Ralen rollte sich von dem Prinzen herunter, um ihm zu helfen. Doch als er dessen Kopf sah, wusste er, dass Agnor nicht mehr zu helfen war. Der Hals hatte sich auf ganz unnatürliche Weise verdreht. "Er ist tot." Entsetzt schlug sich Dany die Hände vors Gesicht. Tränen quollen aus ihren Augen. Ralen richtet sich auf, klopfte sich den Staub aus der Kleidung und wandte sich wieder der Tür. Schnell schob er die letzten Smaragde in ihre Position.
Als das Fürstenbild auf der Tür erschien, wurde der Raum von einem grellen Licht erfüllt. Knarrend schob sich das schwarze Tor auf.

"Kommt." Ralen machte sich auf, die Tür zu durchqueren. "A...aber...was ist mit Agnor? Wir können ihn doch nicht einfach so liegen lassen!" Dany hatte sich erhoben und wischte sich energisch die Tränen aus dem Gesicht. "Er hat sein Leben für uns gegeben!", protestierte die Dunmer, "Wir sollten ihm Ehre erweisen!"
Mit kaltem Blick sah Ralen Dany an. Sie zuckte unter diesem Blick zusammen. "Wir", erklärte Ralen kühl, "können nichts mehr für ihn tun. Seine Tat war edel, gewiss, doch für uns zählt jetzt vordergründig die Bergung der Scheibe. Sollten wir leben hier herauskommen, werden wir ihm die Ehre erweisen, die ihm gebührt. Verstanden?" Eingeschüchtert nickte Dany. "Gut. Jetzt kommt." Gemeinsam traten die beiden Dunmer durch die Tür.

***​

Auf der anderen Seite erwartete sie ein Höhlenkomplex ungeahnten Ausmaßes. Stockfinster türmte sich der Fels meterhoch auf. "Ich seh kaum etwas", beschwerte sich Dany. Ralen seufzte. Lange würde er es nicht mehr mit ihr aushalten. Diese Frau raubte ihm mit ihrem ständigen Gejammere den letzen Nerv. "Wartet hier." Ohne auf eine Antwort der Dunmer zu warten, kehrte er in die Halle zurück. Von eine der Säule nahm er eine Fackel und durchquerte erneut die Obsidian-Tür.
Das flackernde Licht erleuchtete die Höhle und gab deren schreckliches Geheimnis Preis: Der Boden war bedeckt mit Knochen und verwester Kleidung.
"Bei den Göttern..." Ralen ließ die Fackel durch den Raum wandern. Überall waren die skelettierten Überreste der letzten Abenteuerer, die die Scheibe suchten, zu sehen. "Was wohl mit ihnen geschehen ist?" Ängstlich wagte sich Dany weiter in die Höhle hinein. "Wartet auf mich!" Schnell schloss Ralen zu ihr auf. Sie waren gerade einmal zehn Schritte in die Höhle gegangen, als ein Knarren sie herumfahren ließ. Entsetzt bemerkte Ralen, woher das Geräusch kam: "Die Tür!" Doch bis er an dem Tor ankam, hatte es sich bereits geschlossen. Zornig schlug Ralen mit der Faust gegen das Obsidian. "Verdammt!", fluchte der Dunmer, "Wir sind gefangen!" "Was machen wir jetzt nur?" Nervös blickte sich Dany um. "Wir gehen weiter hinein, sonst bleibt uns ja nichts anderes übrig." Entschlossen ging Ralen in die Höhle hinein. Dany schmiegte sich änstlich an seinen Arm. Mit einer Grimasse ließ er ihre Anhänglichkeit über sich ergehen.
Nach einer Weile in den Tunneln erreichten sie eine große Höhle. Auch hier lagen viele Skelette auf dem Boden. Und es lag ein seltsamer Geruch in der Luft. "Schwefel", meinte Ralen. Was konnte dieser Geruch nur bedeuten? Dany wollte gerade etwas sagen, als ein tiefes Grollen die Höhle durchdrang. "Was war das?"
"Das kann ich Euch sagen", hörte Ralen eine Stimme hinter sich sagen. Erschroken fuhr der Dunmer mit der Fackel in der Hand herum. Wie aus heiterem Himmel war ein Mann hinter ihnen aufgetaucht. Naja, Mann war wohl ein wenig übertrieben. Die Gestalt war halb durchsichtig und leuchtete in einem unheimlichen Grün. "Ein Geist..." Ralen musste schlucken. War der Geist ihenn feindlich gesonnen? Es gab nur eine Möglichkeit, dass heraus zu finden.


"Nennt mir Euren Namen und Eure Profession!", befahl Ralen dem Geist mit viel Selbstbewusstsein in der Stimme. Der Untote sah ihn aus grünen Augen an, dann antwortete er: "Mein Name ist Ser Martyn und ich bin Drachentöter." Ralen rutschte das Herz in die Hose, Dany stieß einen unterdrückten Schrei aus. Drachentöter. Das bedeutete, es gab hier einen Drachen. Das würde auch die Inschrif an der Obsidian-Tür erklären. "U...und", stotterte Ralen, "Was macht hier hier, Ser?" Der Geist lachte. "Was wohl? Einen Drachen töten natürlich! Jedenfalls versuche ich es! Seit Hundeten Jahren bin ich hier gefangen, bis ich diese Ausgeburt der Hölle getötet habe! Erst dann kann ich Frieden finden!"
"Was hat Euch der Drache getan?", fragte Dany. Ralen besah sie mit einem vernichtenden Blick. Sie zuckte zusammen. Doch es war zu spät, um ihre dämliche Frage rückgängig zu machen. Der Geist antwortete zornig: "Diese Bestie hat meine Frau und meinen Sohn ermordet! Er hat mein Haus und Grund in Brand gesteckt und meine Gefolgsmänner gefressen! Das hat er getan!" Ser Martyn blickte die beiden Dunmer nun misstrauisch an. "Und was seid Ihr? Welchem Teil Oblivions seid Ihr entstiegen? Ihr habt die Statur der Chimer, doch nicht ihre Hautfarbe."
Ralen glaubte, er hatte sich verhört. Chimer? Dieser Ritter musste zur Zeiten Indoril Nerevars hier herunter gestiegen sein. Das wäre schon mehrere Jahrhunderte her. "Wir sind Dunmer", erklärte Ralen dem Geist schließlich, "wir sind...Vettern der edlen Chimer. Sagt, Ser Martyn, wo befindet sich dieser Drache?" Der Geist deutete weiter in die Höhle hinein: "Dort sitzt der Lindwurm und labt sich an den Überresten der letzten Wagemutigen, die ihm zu nahe kamen."

Dany sog erschrocken Luft ein. Ralen musste auch schlucken. Ein Drache. Damit hatte er nicht gerechnet. Er versuchte sich an die Inschrift des Tores zu erinnern: sie müssen den ewigen Zwist beenden, sonst würde die Zeit verschlingen. Der Dunmer seufzte. Anscheinemd mussten sie Ser Martyn helfen, den Drachen zu töten.
"Wir werden Euch bei Eurer Quest unterstützen, Ser Martyn", erklärte Ralen dem Geist. Der Drachentöter begann zu lächeln. "Ausgezeichnet. Folgt mir." Ser Martyn zog sein Schwert und ging tiefer in die Höhle hinein. Ralen und Dany folgtem seinenm Beispiel und hielten sich dicht hinter ihm...

Ein Drache. Ralen lief Ser Martyn wie im Traum hinterher. Sie mussten einen Drachen töten. Wie sollten zwei im Kampf mehr oder weniger unerfahrene Dunmer gegen eine der intelligentesten, stärksten und boshaftesten Kreaturen Tamriels bestehen? Er hatte keine Ahnung. Sie mussten sich wohl oder übel auf die Hilfe des geisterhaften Ser Martyn verlassen.
Während sie tiefer in die Höhle vordrangen, nahm der penetrante Geruch von verfaulten Eiern, der vom Schwefel auging, immer mehr zu. Dany, die sich mittlerweile eng an Ralen schmiegte, hielt sich die Hand vor den Mund. "Es stinkt", murrte sie gedämpft. Genervt rollte Ralen mit den Augen. Hoffentlich frisst der Drache sie, dachte er sich, sonst muss ich ihr die Zunge herausschneiden.
Nach einer ganzen Weile zu Fuß erreichte die Gruppe schließlich die ersten Ausläufer einer großen Höhle. Hitze schlug Ralen entgegen. Der Drache musste ganz nahe sein. "In dieser Höhle ist die Bestie", bestätigte Ser Martyn Ralens Vermutung. "Habt Ihr einen Plan?", fragte er den Geisterritter.

"Wir töten ihn." Ohne auf Ralens bestürztes Gesicht zu achten, ging Ser Martyn in die Höhle hinein. Mit einem dunmerischen Fluch folgte Ralen ihm. Dany blieb nichts anders übrig, als ebenfalls mit zugehen. Ihr stand die blanke Angst ins Gesicht geschrieben. Doch auch Ralen wollte sich nichts vormachen. Auch ihm lief der Angstschweiß in Strömen herab. Als Dany ihn danach fragte, schob er es auf die Hitze in der Höhle. Es war zwar tatsächlich so heiß wie in einem Backofen, allerdings war Ralens Schweiß eher kalter Natur.
Schließlich fanden sie den Hort des Drachen. Ralen und Dany blieben gut hundert Schritte vor der Bestie stehen. Zunächst bemerkte der Lindwurm die Eindringlinge nicht. Erst als Dany erschrocken quiekte, öffnete er die Augen. Der Drache reckte seinen schwarzen schuppigen Hals in die Höhe und betrachtete die Neuankömmlinge neugierig aus roten Reptilienaugen. "Ah", zischte er auf Aldmeri, "wie ich sehe bringt mein alter paal neues slen. Hofft ihr dieses Mal auf einen zindro?" Ser Martyn reckte sein grünliches Schwet gegen den Drachen. "Schweigt, Wurm!", rief der Ritter wütend, "Es ist an der Zeit! Heute hat Euer letztes Stündlein geschlagen!"
Der Drache stieß ein belustiges Zischen aus. "Denkt Ihr, Ihr könntet Euch von Eurem feyn befreien, edler Ritter?" Er bleckte die Zähne. "Unmöglich!" Dann sah er zu Ralen und Dany. "Ihr! Ich bitte Euch, beendet diese Scharade. Beendete den feyn! Befreit diesen dovah!" Ralen schaute verwirrt drein. Der Drache sprach zwar fließend Aldmeri, streute aber immer wieder fremde Wörter in seine Sätze, die der Dunmer nicht verstand.

Bevor Ralen etwas erwiedern konnte, fuhr ihm der Drachetöter Martyn ins Wort. "Genug! Kämpft endlich!" Der Ritter stürmte mit erhobenem Schwert auf den Drachen zu. Dieser brüllte drei Worte in dieser seltsamen Sprache: "YOL! TOOR! SHUL!" Unvermittelt brach Feuer aus dem Maul der Bestie und umhüllte Ser Martyn. Ralen konnte Dany gerade noch zur Seite reißen, sonst wären sie beide wohl schon zu Asche zerfallen.
Vom Boden aus sah Ralen, wie Martyn aus der Flammenwand hervorbrach und nach dem Kopf des Drachen stach. Die Geisterklinge durchdrang spielend die schwarzen Schuppen des Lindwurms. Gleißendes Licht erfüllte im nächsten Moment die Höhle. "Was zum...?" Das Licht umhüllte die beiden Dunmer und sie konnten nichts mehr sehen...

"Ho! Seid Ihr hier um mir zu helfen?" Ralen blickte in die grünlichen Augen eines geisterhaften Wesens. "H...helfen?" "Ja! Um den Drachen zu töten!" "Drache?", brach es erschrocken aus Dany hervor. "Genau!" Der Geist deutete in den Gang. "Dort versteckt sich ein niederträchtiger Lindwurm, der schon viel Leid über dieses Land gebracht hat. Mein Name ist Ser Martyn und ich habe geschworen, die Bestie zur Strecke zu bringen!" Irgendwie hatte Ralen ein seltsames Gefühl. Was war das nur? Die Tatsache, das Ser Martyn ein Geist war oder das hier ein Drache hauste, schien den Dunmer nicht wirklich zu überraschen. "Wir helfen Euch", antwortete Ralen bestimmt. Woher diese Überzeugung kam, wusste er nicht.
Der Drache schien sie zu erwarten. "Ihr seid zurück", zischte er, "Bereit für einen zweiten Anlauf?" "Zweiter Anlauf?", fragte Dany verwundert, "Was meint er nur damit?" In Ralens Gehirn ratterte es derweil. Wieso kam ihm diese ganze Situation so bekannt vor? Es war fast so, als hätte er es schon einmal erlebt. "Ihr werdet jetzt sterben, Wurm!", schrie Martyn und wollte sich auf den Drachen stürzen.
"Halt!" Ralen stellte sich vor den Ritter. "Wartet! Ich will erst Antworten von ihm!" Martyn funkelte ihn wütend an, steckten dann aber sein Schwert zurück in die Scheide. "Ah", sagte der Drache zu Ralen, "der Fahliil ist schlauer als der Ritter. Sagt mir, kiin, was wollt ihr von einem alten dovah wie mit wissen?" Der Dunmer musste seine Furch hinunter schlucken bevor er dem Drachen antworten konnte: "Was geht hier vor? Wieso fühlt es sich so an, als wäre das alles schon einmal passiert?"

Ser Martyn sog bei Ralens Frage erschrocken Luft in seine geisterhaften Lungen. Der Drache dagegen schnaubte zufrieden. "Ausgezeichnet. Endlich ein Sterblicher, der die Wahrheit dieses Ortes erkennt. Einer, der die Prophezeiung der Tür versteht. Der den feyn...Fluch...durchbrechen kann. Ich gebe Euch Eure Anwort, Fahliil. Wir sind verflucht, dovah und Ritter gleichermaßen. Jedes Mal, wenn der Ritter einen tödlichen Streich gegen mich sendet, beginnt der Kampf von neuem. Die Tiid, die Zeit, ist verflucht an diesem Ort. Verflucht durch die Krone des jun Galaril. Der feyn kann nur aufgehoben werden, wenn der Kreislauf meines Todes durchbrochen wird." Der Drache sah zu Martyn, dann wieder zu Ralen. "Tötet den Geist des Ritters", beschwor er den Dunmer, "Dann werdet Ihr erhalten, weswegen Ihr gekommen seid."
Nun mischte sich Ser Martyn endlich in das Gespräch ein. "Verräterisches Schlange! Wagt es nicht, den Geist meiner Gefährten zu vergiften!" Nun zog der Ritter wieder sein Schwert und ging zum Angriff über. Doch auch Ralen griff zu seinem Degen und schlug nach dem Geist. Klirrend prallten die beiden Klingen aufeinander.
"Verräter!", fuhr Martyn Ralen an, "Der Drache hat auch den Kopf verdreht!" Ralen gab nichts zurück, sondern begann, Martyn mit schnellen Stichen seiner Waffe zu traktieren. Der Geist schien keine Müdigkeit zu kennen, im Gegensatz zu dem Dunmer. Mit jeder Attacke wurden Ralens Arme schwerer. Lange konnte er nicht mehr gegen den Geist bestehen.

Unverhofft kam ihm Dany zur Hilfe. Bis jetzt hatte sie sich mehr durch Gejammere ausgezeichnet, aber nun kämpfte sie Seite an Seite mit Ralen gegen Ser Martyn. Aber selbst zu zweit stellten die Dunmer keine Bedrohung für den Geist dar. Er streckte beide mit einem Hieb der flachen Seite seines Schwertes nieder. "Um Euch kümmere ich mich später", drohte Martyn den Mer.
Die Ablenkung war jedoch perfekt. Da Martyn mit den Dunmer beschäftigt war, konnte sich der Drache auf einen Gegenangriff vorbereiten. Mit seinen rassiermesserschafen Zähnen schnappte er nach dem Geist. Ser Martyn konnte nicht mehr ausweichen. Seine grünliche Gestalt wurde förmlich zerissen und löste sich in Luft auf.
Der Drache stieß einen zufriedenen Laut aus. "Endlich! Der feyn ist gebrochen! Die tiid fließt wieder in geordneten Bahnen! Der dovah ist endlich wieder frei. Nach all den Jahren! Nun werde ich Euch all Eure Fragen beantworten, fahliil." Der Drache senkte den Kopf und wartete auf Ralens Erwiederung.

Der Dunmer rappelte sich auf und sah dem schwarzen Ungetüm in die Augen. "Zunächst", begann der Dunmer, "würdet Ihr so freundlich sein, und mir Euren Namen verraten?" Der Drache nickte. "Sehr wohl, mein Retter. Mein Name lautet Munaxsosvokun." Ralen neigte den Kopf. "Muna....Munaxos....Munaxsos...?" Munaxsosvokun schnaupte verächtlich, ob der Tatsache, dass Ralen seinen Namen nicht korrekt aussprechen konnte. "Nennt mich einfach Munax. Damit könen wir beiden leben, fahliil. Wie lautet Eure nächste Frage?" Ralen dachte nacht, bevor er fragte: "Wer war hat Euch mit diesem Fluch belegt?" Versöhnlich neigte Munax den Kopf um mit Ralen auf einer Höhe zu sein. "Eine weise Frage, fahliil. Die Magier des jun, die sich selbst Zacken nennen, habe die Macht der Krone benutzt, um mich und Ser Martyn hier zu binden. Sie hielten es wohl für amüsant, den ewigen Zwist zwischen uns als Prüfung zu missbrauchen. Das war, bevor die Krone sie korrumpierte."
"Wie meint Ihr das?", hakte Ralen nach. Munax blähte die Nüstern. "Die Macht, die der Krone innewohnt, hat ihre dunkle Seite gestärkt. Zunächst erdachten sie sich diese Prüfung, um einen würdigen Nachfolger ihres jun, ihres Königs, zu finden. Als sich nach vielen Jahrzehnten aber niemand fand, kamen die Zacken zu dem Ergebnis, das nur sie die Macht der Krone nutzen durften. Sie beließen diese Prüfung jedoch zu ihrem eigenen perversen Vergnügen." Der Drache knurrte verächtlich.
"Und die Schlüsselscheibe? Ist sie noch hier?" Ralen musste einfach wissen, ob ihre Reise hierher nicht umsonst war. War Agnors Opfer am Ende vergebens? Munax zischte, bevor er eine Antwort gab: "Das ist also Euer Begehr, fahliil? Nun gut. Die Schlüsselscheibe ist noch hier. Ich bin ihr Wächter, aber Ihr habt Euch als würdig erwiesen. Ihr habt den Zwist zwischen mir und Martyn beendet, indem Ihr seine Lügen durchschaut habt. Ihr habt Euch auf die Seite des dovah gestellt und gesiegt. Die Scheibe soll Euer sein, fahliil." Munaxsosvokun trat zur Seite und gab den Blick auf ein Podest frei. Dort lag eine malachitfarbene Scheibe, die auf verschiedenen Erhöhungen stand. "Nutzt sie", erklärte Munax, "um die Zacken zu besiegen und die Krone an Euch zu nehmen. Die Scheibe wird Euch den Weg zu den Schurken weisen. Vernichtet sie!"

Bevor sich Ralen und Dany auf den Rückweg machten, musste Ralen noch etwas wissen: "Sagt mir, edler Drache, stimmt es was Martyn sagte? Habt Ihr wirklich seine Land angegriffen und seine Männer ermordet?" Verärgert knurrte der Drache. "Wie könnt Ihr es wagen?! Ich habe gedacht, Ihr habt seine Lügen durchschaut! Martyn war ein Tyrann, der einen Drachen als Schosstier halten wollte. Ich habe mich nur verteidigt!" Munax hoben drohend die Flügel und stieß ein kurzes "Yol!" aus, was die Luft zum Flirren brachte.
Ralen und Dany duckten sich unter dem Feuer hinweg. "Entschuldigt!", versuchte Ralen den Lindwurm zu besänftigen, "Ich hatte nicht die Absicht, Euch zu beleidigen. Verzeiht." Dany kauerte sich hinter Ralen, doch der Drache senkte wieder den Kopf. "Ich nehme Eure Entschuldigung an, fahliil. Jetzt geht!" Ohne ein weiteres Wort erhob sich der Drache in die Luft, riss mit einen gewaltigen "FUS RO DAH!" die Höhlendecke weg und verschwand im Morgengrauen.

"Was jetzt?", fragte Dany hinter Ralens Rücken hervor. "Wir gehen zurück. Dann schauen wir, wo die Scheibe uns hinführt." Die Dunmer machten sich auf, wieder an die Oberfläche zu gelangen...

"Das ist sie also..." Ehrfürchtig strich Ragnos der Weise mit Hand über die Malachtischeibe, die Ralen und Dany aus der Akademie zurückgebracht hatten. "Nach all den Jahrzehnten, in denen ich vergeblich nach ihr gesucht habe, gewährt Azura mir im Winter meines Lebens doch noch die Gnade, die Scheibe mit eigenen Augen zu sehen." Mit feuchten Augen sah er Ralen und sein Nichte an. "Ich danke Euch. Ihr habt einem alten Mann seinen Lebensabend versüßt." Dany nahm die Hand ihres Großvaters in die ihre. "Es war uns eine große Ehre, Ragnos..."
Stumm blickte der alte Mann von ihr zu Ralen, dann zu Pol, Falendril und Jules. "Was ist mit dem Maormer geschehen?", wollte Ragnos wissen. Verblüfft sah Ralen zu Dany, die aber nur mit den Schultern zuckte. Woher wusste der Alte nur von Agnor? "Er...", begann Dany stockend, bevor Ralen ihr ins Wort fiel: "Er ist tot, Meister Ragnos. Er gab sein Leben, damit wir die Schlüsselscheibe bergen konnten."
"Und seine Leiche?", fragte Ragnos, während er seine Augen nicht von der Scheibe abwenden konnte. "Nun...wir beschlossen sie mitzunehmen, sobald wir die Scheibe hätten. Doch als wir zurückgingen, war er verschwunden. Wahrscheinlich..." Ralen musste schlucken, denn die Sache war mehr als unangenehm. "Wahrscheinlich haben die Ogrims ihn gefressen."

"Verstehe." Ragnos erhob sich umständlich, wobei er von Dany gestützt wurde. Wankend lief der alte Dunmer zu einem Tisch. "Dann wollen wir einmal sehen, wohin die Scheibe uns führt." Ralen nickte. Er legte zunächst Hassildors Aufzeichnungen auf den Tisch und nahm dann die Schlüsselscheibe in die Hand. Sie bestand aus drei Ringen, an denen Erhebungen befestigt waren, die höchstwahrscheinlich in die Vertiefungen des Ledereinbandes passten. In dem innerste Ring war ein schwarzer Diamant eingefasst. Die Ringe selbst waren mit drachischen Runen verziert. Agnor hätte sie bestimmt entziffern können.
Ralen stellte die Scheibe auf den Einband und drehte die Ringe, bis sie in die Vertiefungen einrasteten. Es dauerte eine Weile, doch dann fand er die richtige Einstellung. "Und jetzt?", fragte er ungeduldig, da nicht gleich etwas geschah. "Gemach", beschwor Ragnos ihn, "Sieh doch." Und tatsächlich: die ganze Scheibe begann zu glühen. Erst der Malachit, dann die Runen und zuletzt der Diamant in der Mitte.
Die Anwesenden betrachteten das Schauspiel mit großen Augen. Langsam und klickend zogen sich die Erhöhungen in die Scheibe zurück, sodass sie direkt auf dem Einband auflag. Ein heller Strahl drang aus dem Diamanten, verbreitete sich und warf ein Lichtfläche an die Decke. Sonst geschah nichts mehr.

Fassungslos betrachtete Ralen die Scheibe. Nichts! Es war nichts geschehen, was helfen konnte, die Krone zu finden! "Dieses verfluchte Stück Gestein!" Der Dunmer wollte schon die Hand ausstrecken um die Scheibe zu zerschmettern, als ihm Ragnos Gesicht auffiel. Der Alte starrte mit offenem Mund an die Decke, dorthin wo die Scheibe Licht warf.
Nun hoben auch die anderen ihren Blick. Jedem fiel die Kinnlade herunter, als er sah, was sich an der Decke abspielte. Ralen fand als erster seine Stimme wieder. "Eine Karte...", flüsterte er andächtig. "Aber wieso ist das Buch verschlüsselt, wenn die Scheibe nichts entschlüsselt?", wollte Dany wissen. Lächelnd ließ Ragnos wieder auf seinem Diwan nieder. "Ich habe da eine Vermutung. Was hat der Drache zu euch gesagt? Früher wollten die Zacken, dass die Krone gefunden wurde?" Dany und Ralen nickte. "Verstehe. Dann gab es zur Schlüsselscheibe einen entsprechenden Gegenpart, einen Schlüsselstein in den sie eingesetzt werden musste. Aber die Zacken zerstörten den Stein, als sie korrumpiert wurden. Hassildor war und ist wahrscheinlich der vernünftigste der Magier und deshalb fertigte er ein Buch mit den selben Vertiefungen wie auf dem Stein an." "Und durch die Verschlüsselung stellte er sicher, das nur die Würdigen hinter das Geheimnis des Buches kamen", beendete Ralen Ragnos' Vermutungen.
Der Alte nickte. "So ist es. Viele Forscher, Magier und Glücksritter haben versucht, den Code zu knacken. Doch es gibt keinen. Vermutlich hat Hassildor sich die Runen selbst ausgedacht und sie machen gar keinen Sinn. Das wichtigste ist jetzt aber." Ragnos deutete auf die Decke. "Das wir die Karte zu der Krone haben. Ralen, stell das Buch so, dass die Karte an die Wand projiziert wird." Pflichtbewusst kam Ralen dem Wunsch des Alten nach.

"Hmm..." Nachdenklich betrachtete Jules die Karte. "Das sind die Summerset-Inseln. Hier liegt Artaeum. Aber diese Insel..." Der Bretone deutete auf einen schwarzen Fleck, der etwa zweihundert Meilen südlich der Inseln lag. "Der ist auf keiner Karte verzeichnet, soweit ich weiß. Ich glaube, dort liegt die Krone." Mit einem Nicken stimmte Ralen ihn zu. "Gut. Dann sollten wir uns jetzt für eine Expedition bereit machen."
Die Gruppe wandte sich zum Gehen, doch ein gerufenes "Halt!" ließ sie förmlich erstarren. Pol war es, der gerufen hatte. Der Argnoier stand nervös da, seine Augen zuckten zwischen der Karte, der Scheibe, Ragnos und dem Rest hin und her. "Was gibt es?", wollte Ralen mit ungeduldigem Unterton in der Stimme wissen. "Seid ihr alle wahnsinnig?! Ihr wollt auf eine Insel reisen, die auf keiner Karte verzeichnet ist, auf der es wahrscheinlich von Monstern wimmelt, dort gegen eine Gruppe untoter Magier antreten, um ein Artefakt an euch zu bringen, dass euch wahrscheinlich ebenfalls korrumpiert?"
Ralens Augen verengten sich zu Schlitzen. Ragnos hatte Recht gehabt. Argnoiern waren die Feinde seines Volkes und man konnte ihnen nicht trauen. "Er hat nicht Unrecht." Überrascht sah Ralen den alten Dunmer an. "Meister Ragnos?" "Es stimmt was er sagt", erklärte Ragnos, "auf der Insel wird es von Fallen und Monstern nur so wimmeln. Ihr braucht Hilfe. Ich rate dir, Ralen, mit deinem Vater und deiner Schwester zu sprechen. Sie können dir die Hilfe geben, die du benötigst. Und mit der Scheibe und der Karte müssen sie dir glauben."
Ralen atmete schwer aus. "Ihr habt wohl Recht. Es wird nicht einfach, aber ich werde für die Krone den Bittsteller spielen. Mit einem Lächeln entließ Ragnos die Gruppe. Pol stand noch einige Sekunden verdattert da, bevor er ihnen folgte. "So hatte ich das nicht gemeint!", jammerte er, da seine Worte falsch ausgelegt wurden. Eigentlich wollte er keine Hilfe, sondern das die Expedition auf Eis gelegt wurde...

* * *

"Du willst WAS von mir?" Tara war von ihrem Stuhl aufgesprungen und sah Ralen herausfordernd in die Augen. "Hmm, ich wusste gar nicht, dass du schwerhörig bist", entgegnete er spitz, bevor er gelassen fort fuhr: "Ich sagte, ich möchte, dass du mich auf eine Expedition auf eine nicht-katographierte Insel begleitetst, die von Monstern verseucht ist." "Du hast doch nicht mehr alle Tassen im Schrank!", schrie seine Zwillingsschwester in an.
"Beruhig dich." Eine ruhige, tiefe Stimme erfüllte den Raum. Taras Muskeln entspannten sich wieder und sie ließ sich wieder auf den Stuhl fallen. "Tut mir leid, Vater." Ihr Vater blickte von seiner Tochter zu seinem Sohn. "Meinst du es wirklich ernst, mein Junge." Ralen nickte. "Und hast du Beweise, das die Insel existiert? Die Schwarze Krone ist ein alte Sage, aber steckt in ihr auch Wahrheit." Auf diesen Augenblick hatte Ralen gewartete. Kurz und bündig berichtete er von den Angriff Hassildors, dem geheimen Lager unter der Magierakademie, der Obsidian-Tür, dem Ritter und dem Drachen. Zu guter Letzt zog er die Schlüsselscheibe aus seiner Umhängetasche hervor, setzte sie wieder auf das Buch und projizierte die Karte an die Decke.
"Hmmm...das sind abenteuerliche Geschichten, die du mir hier auftischst", meinte sein Vater. Tara grinste triumphierend, während Ralen enttäuscht zu Boden blickte. "Jedoch..." Ralens Kopf zuckte hoch und suchte den Blick seines Vater. "Jedoch", sagte dieser noch einmal, "kann ich die Beweise, die du mir gebracht hast nicht ignorieren. Die Tatsache, dass es eine Schlüsselscheibe mit so einer Karte gibt, reicht aus, um auch die Existenz der Krone zu belegen. Du bekommst deine Expedition, Ralen. Und deine Schwester wird dich begleiten."

Tara machte ein noch überraschters Gesicht als zuvor. "Ich...was?! Vater! Ihr wollt, dass ich ihn bei diesem törichten Hirngespinst unterstütze?! Das kann doch nicht Euer Ernst sein! Ihr scherzst doch!" "Ich scherze nie", gab ihr Vater kühl zurück. "Du wirst ihn begleiten. Ich stelle euch beiden ein Schiff zur Verfügung und zehn Söldner. Dass sollte reichen, um mit den Monstern fertig werden. Um die Zacken musst du dich dann kümmern, Tara." Die Magierin murmelte etwas unverständliches vor sicher hin.
"Dann ist es entschieden." Der Vater der Rethan-Zwillinge erhob sich. "Brecht morgen auf und bringt mir die Krone. Das Haus Rethan soll in neuem Glanz erstrahlen." "Ja, Vater", sagten die Geschwister und wollten sich gerade aus dem Zimmer zurückziehen, als die Tür aufschwang. Mit einem langgezogenem "Nein!" fiel Ella Ralen in die Arme. "Geht nicht!", bat sie ihren Ehemann weinend, "bittte!" Sanft löste sich Ralen aus ihrem Griff. "Das geht nicht, meine Liebe. Ich bin zu weit gekommen, um jetzt kurz vor dem Ziel aufzugeben."
"Dann...nehmt mich mit!" Ralen nahm ihre Hände in die seinen. "Das geht doch auch nicht. Ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn dir etwas passieren würde." Energisch schob Ella Ralen von sich weg, verschränkte die Arme und sah ihn herausfordernd an. "Ich komme mit", wiederholte sie entschlossen, "oder mein Vater wird von diesem Unterfangen erfahren! Ich bin eine ebenso gute Magierin wie deine Schwester! Ich wäre dir von Nutzen!" Verdutzt sah Ralen seine Frau an. Erpressung! Sie erpresst mich! Tara musste breit grinsen und auch sein Vater konnte sich ein schmales Lächeln nicht verkneifen. "Gut", seufzte Ralen, "du darfst mitkommen. Aber bereite dich gut vor. Morgen brechen wir auf." Jauchzend küsste sie ihn und verschwand dann.

* * *

"Wie lange werden wir wohl brauchen?" Jules sah Ralen an, während sie auf dem Marktplatz standen, um Vorräte für die Expedition zu kaufen. "Hm?" Ralen hatte nicht genau zugehört, da er gerade mit einem Händler über den Preis der Nahrumgsmittel verhandelt hatte. "Wie lange unsere Fahrt dauern wird", wiederholte Jules seine Frage. "Nun ich bin kein Nautiker, aber mein Vater hat uns eine Kogge zu Verfügung gestellt. Dieses Schiff fährt bei einer Windstärke von drei etwa dreieinhalb Knoten, bein Windstärke sechs sechst Knoten. Die Insel ist etwa zweihundert Meilen südlich von den Inseln. Würden wir am südlichsten Punkt losfahren, würde die Fahrt etwa drei Tage dauern, bei guten Windverhältnissen vielleicht auch nur zwei. Da wir uns aber im Norden von Summerset befinden, werden wir denke ich fünf Tage bis eine Woche für die Überfahrt benötigen." Jules kratzte sich am Kopf und sagte nur "Ah..."
Sie räumten gerade die Vorräte in den Karren, als Ralens Blick auf eine Gestalt in einem langen schwarzen Gewand mit entsprechender Kapuze. Sie lehnte an einer Hauswand und aß genüsslich einen roten Apfel. Ralen schien es so, als würde der Mann den Marktplatz überwachen. Es könnte eine Zacke sein, dachte sich der Dunmer erschrocken, doch sofort schüttelte er den Gedaken wieder ab. Nein, die Zacken hätten schon längst angegriffen. Neugier packte den Dunmer und er entschloss sich, den Fremden näher in Augenschein zu nehmen. "Fahr schon einmal zum Hafen", bat er Jules, der schon auf dem Karren saß. "Wieso?", wollte sein Kommilitone wissen. "Ich hab noch etwas zu erledigen." Ralen setzte sich bereits in Bewegung, weshalb Jules keine Fragen mehr stellen konnte. Schulterzuckend trieb er die Maultiere an.
"Entschuldigt, mein Herr?" Mit drei Schritt Abstand sprach Ralen den Fremden an. Dieser blickte auf und sah dem Dunmer in die Augen. Unter der Kapuze erschien ein Gesicht eines Kaiserlichen mit Drei-Tage-Bart. "Was kann ich für Euch tun?", fragte der Mann bevor er wieder von seinem Apfel abbiss. "Ich wollte nur wissen, ob Ihr ein Söldner seid. Ich plane eine Expedition und brauche jeden Mann und jede Frau, die fähig ist", erklärte Ralen vorsichtig. Eigentlich benötigte er keine Söldner mehr, doch er wollte herausfinden, was dieser Mann hier zusuchen hatten.
Lachend winkte der Kaiserliche ab. "Ein Sölnder? Nein. Aber ich bitte dennoch spezielle Dienstleistungen an. Wenn Ihr mich nun entschuldigt. Das Geschäft ruft." Der Mann schmiss die Reste seines Apfels auf den Boden und überquerte dann den Marktplatz. Zurück blieb ein verdutzer Ralen. "Spezielle Dienstleistungen? Was soll das denn bedeuten?" Mit einem Schulterzucken machte er sich auf, ebenfalls zum Hafen zu gelangen, wo die Expedition auf die Schwarze Insel endlich beginnen sollte...

"Bereit zum Ablegen?" Der Kapitän der Kogge nickte. Sie hatten ihre Vorräte verstaut und ihre Ausrüstungen an Bord gebracht. Ralen blickte das Schiff an, dass sie sicher zur Schwarzen Insel bringen sollte. Es war sicherlich nicht das schlechteste Schiff der Summerset-Inseln, aber bestimmt auch nicht das beste. Ralen wäre ein schnelleres lieber gewesen, denn er konnte es kaum mehr erwarten, die Krone endlich in den Händen zu halten. Er hatte keine Idee, was er mit dem Artefakt anstellen sollte, ihm ging es nur um den Ruhm. Sollte sein Vater doch damit anstellen, was immer er wollte.
Der Dunmer ließ den Blick über seine Gefährten wandern. Die zehn Söldner seines Vaters, der Kapitän des Schiffes, seine Schwester Tara, seine Frau Ella, die Studenten Jules, Pol und Falendril und dann noch Ragnos Nichte Dany. Keine besonders erfahrene Mannschaft, wenn man von den Söldnern absah. Sie alle waren noch halbe Kinder und sollten jetzt so eine wagemutige Expedition unternehmen? Zweifel nagten an Ralen. Würden sie alle lebend zurückkehren?
Ellas Blick traf den seinen und die Altmer lächelte ihn an. Die Wärme kehrte in Ralens Herz zurück und neue Zuversicht überkam den Dunmer. "Ja", sagte er leise zu sich selbst, "ja wir können das schaffen! Gemeinsam können wir die Krone bergen." "Alle Mann an Bord!", rief der Kapitän. Behände sprang Ralen vom Kai hinüber auf die Planken. Sein Kettenhemd, über dem er einen scharlachroten Überwurf mit dem schwarzen Fuchs der Rethans trug, klirrte leise. Die anderen trugen die selben Rüstungen, nur Taras Kettenhemd und Überwurf waren ein wenig länger und glichen mehr einem Rock.
"Leinen los!" Eifrig warf die Mannschaft der Kogge die Taue an Bord. Knarrend wurden die Segel gehisst. Eine frische Brise fuhr in den Stoff und schob das Schiff langsam aus dem Hafen. Ralen stand am Heck und sah auf Erstburg, das sich immer weiter von ihm entfernte. In einer Woche hätten sie die Schwarze Insel erreicht. Seufzend zog sich der Dunmer in seine Kabine zurück.

* * *​

Ein Klopfen riss Ralen aus seinen Träumen. Gähnend erhob er sich aus seinem Bett und achtete darauf, Ella, die neben ihm lag, nicht zu wecken. Erneut klopfte es. Mit einem stillen Fluch öffnete Ralen die Kajütentür. Dahinter kam Tara zum Vorschein. "Was willst du?", fragte er ein wenig unfreundlich ob der späten Störung. "Ich möchte mit dir reden", flüsterte seine Zwillingsschwester. "Unter vier Augen." Ralen blickte über seine Schulter. Ella schien noch zu schlafen, aber ihr Gespräch würde sie sicher wecken. "Gehen wir zu dir", schlug er deshalb vor. Tara nickte und sie machten sich zu ihrer Kajüte auf.
"Wie gesagt", begann Ralen, als die Tür ins Schloss gefallen war, "Was willst du?" Tara ließ sich auf ihrem Bett nieder, strich sich die roten Locken aus dem Gesicht und sah ihrem Bruder lange schweigend in die Augen, bevor sie fragte: "Was glaubst du, will Vater mit der Krone?" Einen Stöhnen entfuhr Ralen. "Darum weckst du mich? Woher soll ich denn das wissen? Mir hat er nichts erzählt. Er sagte doch, er wolle unsere Familie zu altem Glanz zurückführen." "Und wie?" In Taras Blick lag Verwirrung und Furcht. "Denkst du, er wird einen Krieg beginnen? Die Krone birgt eine unvorstellbare Macht, wenn man den Legenden Glauben schenken darf. Es würde für ihn ein Leichtes sein, eine Nation nach der anderen zu unterwerfen."
"Und? Was kümmert es uns, wenn er Tamriel knechten will? Es wäre doch nur zu unserem Vorteil, wenn wir die Macht über diese Welt hätten!" Wütend sprang Tara auf. Tränen liefen ihr über die Wangen. "Du Idiot! Weißt du denn nicht mehr, was beim letzten Mal geschehen ist, als unsere Familie Macht an sich reißen wollte? Unsere Mutter ist gestorben!" Ralen musste schlucken. Sie hatte recht. Vor zwanzig Jahren, wenig Jahre nach ihrer Geburt, hatte ihr Vater versucht, seine Machtposition im Handelsgeschäft zu stärken. Dabei trat er einigen Konkurrent mehr als oft auf die Füße. Seine Feinde schlossen sich zu einem Syndikat zusammen und beschlossen einstimmig, den ehrgeizigen Dunmer zu stoppen, ihm eine Nachricht zu senden. Diese Nachricht kam in Form der Dunklen Bruderschaft. Das Ziel war jedoch nicht ihr Vater, sondern ihre Mutter, die mit der ganzen Sache rein garnichts zu tun hatte. Um ihren Ehemann in Schach zu halten, musste sie jedoch sterben. Der Vater der Zwilinge zerbrach an dem Verlust seiner Liebe und gab es schließlich auf, den Markt für sich gewinnen.
"Du hast Recht..." Sanft nahm Ralen seine Schwester in die Arme. Die sonst so unnahbare Tara gab sich der Geste hin, fing hemmungslos an zu weinen. "Aber es ist zu spät für uns umzukehren. Wir werden die Krone finden. Wenn wir alles sicher zurück in Erstburg sind, werden wir entscheiden, was wir mit der Krone machen. Ob sie in den Händen unseres Vater gehören oder bei anderen sicherer ist." Schluchzend nickte Tara. Ralen verstärkte seine Umarmung, küsste seine Schwester auf die roten Locken. "Alles wird gut", versicherte Ralen. Doch er war sich selbst nicht sicher, ob er seinen Worten Glauben schenken konnte...

* * *

Regen prasselte gegen die Fenster der Rethan-Residenz. Hinter dem Glas stand ein Dunmer und blickte hinaus in die verregnete Nacht. Ein Türknarren ließ ihn herumfahren. In seinem Arbeitszimmer stand ein uralter Dunmer, gestützt auf einen Stock und geführt von einem seiner Wachsoldaten. "Geht", befahl er. Mit einem Nicken verschwand der Mann und schloss die Tür hinter sich.
"Es ist lange her, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben, Eron." Ragnos ließ sich auf den Stuhl nieder, der ihm noch nicht angebeten wurde. Eron Rethan drehte sich zu dem Alten um, schaute auf ihn herab. Eiseskälte ging von seinem Blick aus. "Du hast recht", sagte er mit ruhiger Stimme, "es ist lange her. Zu lange." Die Blicke der beiden Männer trafen sich. "Wieso hast du mich mitten in der Nacht zu dir rufen lassen? Mich unsanft durch diesen Regen schleppen lassen? In meinem Alter kann soetwas leicht zu einer Lungenentzündung führen. Wenn du mich umbringen wolltest, schick doch lieber die Dunkle Bruderschaft."
Eron lächelte kühl, bevor er sich wieder zum Fenster drehte. "Ich denke du weißt ganz genau, wieso ich dich rufen haben lasse." Ragnos kniff die Augen zusammen. "Ich denke schon", gab er zurück. "Ralen hat die Krone so gut wie in seinen Händen. Nach all den Jahren habe ich endlich eine Möglichkeit, sie zurückzuholen! Durch die Macht der Schwarzen Krone kann ich meine Awen endlich wieder wiederkehren lassen!"
Ragnos der Weise rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. Er hatte es geahnt. Selbst nach zwanzigen Jahren war Eron noch von dem Gedanken besessen, seine tote Frau Awen in die Welt der Sterblichen zurückzuholen. Und wie schon vor zwanzig Jahren gab es für Ragnos nur eines darauf zu sagen: "Das kann ich nicht erlauben. Das weißt du, Eron. Ich kann dir nicht erlauben, meine Enkelin wiederzubeleben. Es war deine Schuld, dass sie gestorben ist. Ich kann dir das nie verzeihen. Ich würde sie ebenso gerne wie du wiedersehen, aber was du vorhast ist Wahnsinn. Beschränk dich darauf, mit ihrem Geist zu sprechen, wie es für uns Dunmer Tradition ist. Aber versuche nicht, ihren Körper wieder auferstehen zu lassen."

Ein kurzes Lachen erklang aus Erons Richtung. "Selbst nach zwanzig Jahren hast du deine Meinung noch nicht geändert, alter Sturkopf. Ich hatte gehofft, du wärst zur Besinnung gekommen. Ich glaubte, du würdest mir bei der Wiederbelebung helfen. Aber ich hätte es besser wissen müssen." Eron drehte sich wieder zu Ragnos, der Blick noch kälter als zuvor. "Du bist und bleibst ein verbohrter Idealist. Ich werde jemanden anderen finden, der mir hilft. Jemanden, der sich nicht um meine Ziele schert, sondern nur seine Arbeit macht. Das heißt dann wohl, dass du deine Nützlichkeit erfüllt hast, alter Freund."
Ragnos musste schlucken. So würde er also enden. Verraten von dem Mann seiner Enkelin, einem wahnsinnigen Mann, der seine tote Frau wiederbeleben wollte. So sollte es sein. Ragnos bereute nichts, was er in seinem Leben getan hatte. Er hatte stets versucht, gute Entscheidungen zu treffen, was ihm jedoch nicht immer gelungen war. Dennoch würde er mit der Gewissheit sterben, in das Reich von Azura aufzufahren. "Nun bringen wir es schon hinter uns..."
"Wie du wünscht." Eron zog das Schwert aus der Scheide, die an seiner rechten Körperseite baumelte. Langsam trat er um den Tisch herum und setzte Ragnos die Schwertspitze auf die Brust. "Irgendwelche letzten Worte?" "Die hab ich, Eron. Es wird dir nicht gelingen. Glaub mir, du wirst mit deinem Vorhaben scheitern. Ich konnte dich nicht aufhalten, aber Ralen wird dir die Krone nicht übergeben, ohne vorher wissen zu wollen, für was du sie haben willst. Er ist ein kluger Junge. Er hat viel von seiner Mutter." Erons Miene regte sich bei keinem von Ragnos Worten. Als der alte Dunmer geendet hatte, stieß er zu. Leicht bohrte sich die Klinge durch Ragnos' altes Herz und bescherte ihm einen schnellen Tod.
Eron ließ das Schwert stecken und wandte sich wieder dem Fenster zu. "Ich zähle auf dich, Ralen", flüsterte er, "auf euch beide. Bringt mir die Krone und wir können alle wieder eine glückliche Familie werden..."

* * *​

"Hier müsste sie eigentlich sein." Ralen richtete den Blick abwechselnd auf die Karte, die sie mittlerweile auf Papier gebannt hatten, und auf das Meer. Die Schwarze Insel müsste eigentlich direkt vor ihnen liegen, doch er konnte nur das Meer ausmachen. "Sie müsste hier sein, ist sie aber nicht", stellte Tara, die neben ihm an Deck stand, gereizt fest. "Hast du vielleicht die Karte falsch abgezeichnet? Oder hat der Kapitän falsch navigiert?" Ralen ließ die Vorwürfe seiner Schwester einfach im Raum stehen.
"Lass mich nachdenken. Gibt es eine Möglichkeit eine Insel mit Magie zu verbergen?" Tara stieß einen genervten Seufzer aus. "Natürlich gibt es die. Aber um eine ganze Insel vor den Augen zu verstecken, benötigt man eine Menge magische Enerige. Dafür bräuchte man Tausende Seelensteine. Oder..." "Ein mächtiges magisches Artefakt", beendet Ralen den Satz seiner Schwester, "Und zwar das mächtigste, das die Welt je gesehen hatte." Tara nickte. "Also benutzen die Zacken die Krone, um ihren Aufenhaltsort zu verschleiern. Aber wenn sie ursrprünglich wollten, dass die Krone an einen würdigen Nachfolger fällt, muss es eine Möglichkeit geben, die Insel sichtbar zu machen."
"Wie wäre es mit der Schlüsselscheibe?" Überrascht drehten sich Tara und Ralen um. Hinter ihnen stand Ella, den Blick ebenfalls aufs Meer gerichtet. "Wie meinst du das?", wollte Ralen von seiner Frau wissen. "Naja", begann die Altmer zu erklären, "die Schlüsselscheibe hat uns doch bereits die Positon der Insel offenbart. Wieso sollte sie nicht auch die Insel selbst offenbaren?" Ralen warf Tara einen kurzen Blick zu, sie zuckte mit den Schultern und meinte: "Möglich wäre es." Freudig strahlend gab Ralen Ella einen Kuss und verschwand dann unter Deck, um die Scheibe zu holen.

Bereits als Ralen wieder auftauchte, konnte man sehen, dass Ella recht behalten sollte. Als die Scheibe wieder unter freiem Himmel war, begann der Malachit zu glühen und zu vibrieren. Ehrfürchtig, fast schon ein wenig ängstlich, stellte Ralen die Scheibe auf dem Boden ab. Die drei Elfen versammelten sich um sie und warteten gespannt ab, was geschehen würde. Und es geschah auch etwas: je weiter sich die Kogge im Wasser nach vorne schob, umso stärker wurde das Leuchten und Zittern der Scheibe.
Nach einer Weile hüpfte die Schlüsselscheibe schon förmlich über das Deck. Und dann geschah es: Die Scheibe erhob sich mit einem ruckartigen Satz in die Luft und begann wie wild zu flirren. Ralen und Tara konnten den Blick nicht mehr von der Scheibe abwenden. Ella hingegen starrte mit großen Augen auf das Meer. "Seht...", presste sie schließlich vor. Die Geschwister wandten die Blicke von der flirrenden Scheibe ab. Was sie auf dem Meer sahen, war wirklich viel interessanter. Wie von Geisterhand schälte sich vor ihrem Schiff die Schwarze Insel aus dem Nichts hervor. Je näher sie kamen, desto deutlicher wurden die Umrisse.
"Bei den Göttern..." Nun konnten die drei Elfen ihren Blick nicht mehr von diesem Schauspiel abwenden. Die Scheibe, die wie eine Hummel surrte, war vergessen. "Dort!" Ella deutete auf die Insel. "Eine Anlegestelle." Ralen sah sie ebenfalls und gab dem Kapitän entsprechende Anweisungen: "Hart Backbord! Wir haben eine Anlegestelle gefunden! Dort machen wir fest und gehen an Land!" Sofort machte sich die Crew an die Arbeit und ließ die Kogge nach links abdrehen, direkt auf ebenjene Anlegestelle zu.

Das Geschrei brachte nun auch die restlichen Gefährten dazu, an Deck zukommen. "Was ist hier los?", wollte Pol wissen, verstummte aber beim Anblick der Insel und blieb mit offenem Mund stehen, ebnso wie Jules, Falendril und Dany. Die Schwarze Insel bot wirklich einen majestätischen Anblick: knapp zweihundert Meter erhob sich der schwarze Fels in die Höhe, bevor er am Gipfel spitz zusammenlief. "Beeindruckend", stellte Jules recht trocken fest, "Aber seht. Wir sind anscheinend nicht die ersten hier."
Tatsächlich war die Insel umringt von zahllosen Wracks versunkener Schiffe, von denen nur die Mäste aus dem Meer herausragten. Die meisten lagen zerschollen an den schwarzen Felsspitzen die die Insel umringten. Wie durch ein Wunder war ihre Kogge bisher noch nicht mit so einer Nadel kollidiert. "Sie wussten nicht, dass es hier eine Insel gab." Ralen blickte auf die Wracks und den schwarzen Fels. "Die Magie der Krone verschleierte ihre Existenz, nur die Schlüsselscheibe konnte sie enthüllen."
"Apropos." Der Blick von Tara wanderte scheinbar in den Himmel, doch in Wirklichkeit beobachtete sie die Scheibe, die immer noch in der Luft flirrte. "Was denkt ihr, wie lange sie das noch machen wird?" Die Antwort kam fast auf dem Fuße, denn die Kogge legte kaum an dem Steg an, als das Summen und Leuchten verstummte und die Scheibe nach unten direkt auf Pols Kopf fiel. "Au! Verdammtes Stück ******e!" Der Argonier schickte sich an, die Scheibe über Bord zu treten, doch Ralen hielt ihn energisch zurück. "Zügle deine Wut! Wir wissen nicht, ob wir die Scheibe noch mal brauchen werden." Grummelnd ging Pol ans andere Ende des Schiffes und starrte auf die See hinaus.
"Gut." Ralen hob die Scheibe von den Holzplanken auf und sah dann seine Gefährten an. "Wir haben sie also gefunden. Die Schwarze Insel. Der Ort, an dem die Schwarze Krone versteckt ist. Ich will euch keine falschen Vorstellungen geben. Es wird höchstwahrscheinlich kein Spaziergang. Fallen. Monster. Vielleicht sind auch die restlichen Zacken der Krone hier, als letztes Bollwerk vor der Krone. Die Chancen dafür stehen nicht einmal schlecht." Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. "Aber wir haben bereits zu viel riskiert, zu viel gegeben, als das uns jetzt noch etwas zurückhalten könnte. Wenn wir die Krone bergen, gehen wir in die Geschichte ein. Doch sollten wir bei dem Versuch scheitern, werden wir als Irre abgestempelt, die einer Legende nachjagten und dabei ein tragisches Ende fanden. Ich sage euch: wir werden in die Geschichte eingehen! Macht euch bereit, dann gehen wir an Land!"

* * *

Wenige Minuten später betrat die Expedition die Schwarze Insel. Ralen führte den Trupp mit seiner Schwester an, die Söldner seines Vaters bildeten die Nachhut. Der Kapitän und die Crew blieben natürlich Bord des Schiffes, um im Ernstfall ein schnelles Ablegen zu ermöglichen. Er wollte nichts dem Zufall überlassen. Wer wusste schon, was geschehen würde, würden sie die Krone von ihrer Heimstatt entfernen.
Der schwarze Fels strahlte eine beunruhigende Aura aus, die sie alles spürten. "Etwas Böses liegt dieser Insel inne", flüsterte Tara ihrem Bruder zu, so leise, dass es die anderen nicht hören konnten." Ralen nickte. "Ich weiß. Ich kann es auch spüren. Die anderen wahrscheinlich ebenfalls. Lass uns nicht darüber reden, dass macht mich nervös." Und Tara tat ihm den Gefallen und schwieg.
Nach einem kurzen Fußmarsch, der von dem Steg einem Pfad hinauf führte, erreichten sie den Eingang. Eine Felsformation ragte aus dem Rest der Insel hervor, in ihrer Mitte eine schwarze Tür. "Wie kriegen wir die auf?", fragte Ella, als sie keinen Mechanismus ausmachen konnte und das Tor sich nicht aufstemmen ließ. Kritisch untersuchte Ralen die Tür und entdeckte das Rätsels Lösung. "Hier." Er deutet auf eine kreisrunde Vertiefung. "Die Scheibe." Rasch zog er die Schlüsselscheibe aus seiner Tasche, drückte sie in die Vertiefung. Fast augenblicklich begann der Malachit zu glühen. Auch die Linien, die in die Tür eingelassen waren, begannen zu leuchten.
Krachend begann das Tor, im Boden zu versinken. Es kam ein Tunnel zum Vorschein, der tiefer in die Insel hineinführte. Was würde die Gruppe wohl dort erwarten?

Der Tunnel wurde von dem Feuerschein der Fackel in ein schummeriges Licht getaucht. Die Wände waren mit Moos bewachsen, doch darunter konnte Ralen Runen ausmachen. Es waren die selben Schriftzeichen, die sich auch auf dem Portal unterhalb der Akademie der Magier befunden hatten. Es war also die Sprache der Drachen. Was das wohl zu bedeuten hatte? Würden sie im Inneren der Insel auf einen weiteren Drachen stoßen? Der bloße Gedanke daran ließ Ralen erschaudern. Es reichte aus, dass sie bereits Munaxsosvokun aus seinem Gefängnis befreit hatten. Er mochte sich nicht vorstellen, was der Drache vorhatte. Ralen schickte ein Stoßgebet zu Azura, dass ihnen eine zweite Begegnung mit einem solchen Wesen erspart blieb.
Ralen kam es so vor, als würde der Tunnel kein Ende nehmen wollen. Sie gingen bereits eine halbe Stunde in den Berg hinein. Der Tunnel verlief dabei mal nach oben, mal nach unten, mal nach rechts, mal nach links. Würde es Ralen nicht besser wissen, würde er sagen, sie gingen im Kreis herum. Doch dies war schier unmöglich, den ein Tunnel hatte Anfang und Ende.
Er war so in Gedanken versunken, dass Ralen zu spät Danys Schrei vernahm. Bevor er sich versah, versank die Druckplatte knackend im Boden. "Bei Azura!" "Auf den Boden!", brüllte Dany. Ralen und seine Gefährten ließen sich das nicht zweimal sagen. Die Söldner hingegen reagierten eine ganze Ecke langsamer. Zu langsam wie sich herausstellte: aus der Schwärze vor ihnen schoss eine Stahlklinge, die sich von der einen Seite des Ganges zur anderen erstreckte, auf Kopfhöhe heran. Angewidert vernahm Ralen das Geräusch durchtrennter Knochen, bevor er einen warmen Regen spürte.

Nach einer Weile rappelten sich Ralen und seine verbleibenden Kameraden wieder vom Boden auf. Sie schienen alle unversehrt zu sein, was man von den Söldnern allerdings nicht sagen konnte. Ella und Dany stießen ein Stöhnen aus, als sie die enthaupteten Leichen sahen. Ralen und seine Schwester dagegen sahen sich nur grimmig an. "Lasst uns weiter gehen", meinte Ralen schließlich, "wir können nichts mehr für sie tun."
Als sie weiterliefen, übernahm Dany zusammen mit Ralen. Die beiden gingen einige Meter vor dem Rest der Gruppe, um sie so vor möglichen Fallen zu warnen. Tara führte den Rest an, Pol hielt die Augen nach Gefahren in ihrem Rücken offen.
"Liebt Ihr sie?", fragte Dany Ralen plötzlich. "Wen? Ella?" Dany nickte. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis Ralen antwortete: "Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Noch nicht. Mein Vater hat mich zu dieser Ehe gezwungen. Ich habe sie nicht aus Liebe geheiratet. Ich habe gerade einmal eine Nacht mit ihr verbracht. Das heißt allerdings nicht, dass ich sie nicht noch lieben lernen kann." Dany nickte nur knapp, doch Ralen war sich sicher, ein kurzes Lächeln auf dem Gesicht der Dunmer gesehen zu haben.
Doch für Mutmaßungen hatte er keine Zeit, den endlich endete der Tunnel, und zwar in einer riesigen, kuppelförmigen Halle. Durch ein großes Loch in der Decke fiel helles Sonnenlicht herein. Und in der Mitte des Raumes, auf einer kreisrunden Erhebung lag auf einem ebenso rundem Podest die Schwarze Krone, beschienen vom Licht der Mittagssonne. "Das ist sie", flüsterte Ralen ehrfürchtig. Auch Dany blieb ergriffen stehen, als sie die Krone erblickte. Sie sah wirklich so aus, wie in dem Buch beschrieben, mit dem dieses Abenteuer begonnen hatte: geschmiedet aus dem härtesten Ebenerz, schwarz wie eine mondlose Nacht, mit sieben Zacken.

"Eine Krone, schmiedet von einem Gott, für einen gütigen König. Verdorben durch verräterisches Blut. Beschützt von mächtigen Magiern." Tara trat neben ihren Bruder. "Es ist also wahr. Die Schwarze Krone der Macht existiert also wirklich. Alle Geschichten sind wahr. Mit ihrer Macht kann man sich die Elemente untertan machen. Tamriel, nein, ganz Nirn wird in seinen Grundfesten erschüttert werden, wenn die Krone in falsche Hände gelangt. Nur wer unglaublich willensstark ist, kann sie tragen, ohne von ihrer Bosheit korrumpiert zu werden." Ralen musste schlucken. Seine Schwester hatte recht. War ihr Vater willensstark genug? Das würde sich zeigen. Jetzt mussten sie erst einmal die Krone bergen.
Ralen wollte gerade einen Schritt in die Halle machen, als ihn Dany zurückhielt. "Was?", fragte der Dunmer ungeduldig. "Seht doch." Dany deutete auf den Boden vor ihnen. Er bestand aus unzähligen Steinplatten. Ralen sah nichts ungewöhnliches. "Was denn? Ich sehe nichts." Dany ließ sich auf die Knie nieder und drückte auf eine der Platten. Krachen löste sich der Stein und verschwand nach unten. "Was zum...?" Ralen blickte in das entstanden Loch. Tief unten konnte er das brodelnde Rot von Lava ausmachen. "Na toll. Es gibt wahrscheinlich nur einige Platten, die stabil sind. Aber welche?" Tara schob sich vor ihren Bruder. "Es gibt einen einfachen Weg, das herauszufinden."

Die Magierin reckte ihre Arme nach vorne und sprach dann einen Zauberspruch. Eine gewaltige Böe zischte aus Taras Händen, schoss zur Decke und dann nach unten auf den Boden. Die losen Platten wurden nach unten gedrückt, während die festen da blieben, wo sie waren. So arbeitete sich Tara Reihe um Reihe auf die Krone zu. Ralen sah besorgt zu seiner Schwester, die mit jeder Sekunde blasser wurde. Der Zauber schien stark an ihren Kräften zu zehren.
Als Tara bei der letzten Reihe angekommen war, zollte die Anstrengung ihren Tribut. Die Dunmer verlor das Bewusstsein und drohte, in die Lava zu kippen. Geistesgegenwärtig schob Ralen einen Arm unter ihre Brust und schob sie nach hinten. Sanft legte er seine Schwester auf den Rücken. Es dauerte zum Glück nicht lange, dann schlug sie wieder schwach die Augen auf. "Trank...", flüsterte sie mit brüchiger Stimme. Ralen zog Taras Tasche zu sich und kramte darin herum. Schnell fand er eine bläuliche Flasche. "Meint sie das?", fragte er Ella, die ja ebenfalls Magierin war. Sie nickte. "Ja, das ist ein Mana-Trank. Damit wird sie wieder zu Kräften kommen."
Ralen entkorkte das Gefäß, bevor er es Tara an die Lippen setzte und vorsichtig kippte. Tara trank einige Schlücke, bevor Ella Ralen zu verstehen gab, dass es nun genug sei. Also nahm er die Flasche von Taras Mund weg und verstaute sie wieder in der Tasche. "Geht es wieder?", fragte er seine Schwester besorgt. "Ja, danke. Ich fühle mich noch ein wenig schwach, aber es wird soweit gehen. Hab ich meine Sache gut gemacht?"

"Und wie." Jules trat neben die drei Elfen. "Zum Glück ist dir diese Idee gekommen, Tara. So wie der Weg verläuft, hätten wir wahrscheinlich nie nach drüben gefunden." Ralen half seiner Schwester auf die Beine und blickte nun ebenfalls über den Bogen. Jules hatte recht: die festen Platten schlängelten sich kreuz und quer durch die Halle. Sie hätten ewig gebraucht, wären aber eher in die Lava gefallen. "Gut gemacht." Ralen drückte seine Schwester dankbar an sich. Es war weise von Vater gewesen, sie mit zu schicken, dachte er sich. Ich wollte sie erst nicht dabei haben, aber sie hat sich als nützlich erwiesen. "Da dieses Hindernis nun auch beseitigt ist: Lasst uns hinüber gehen.
Die Durchquerung der Halle selbst verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle. Zwar ächzte die ein oder andre Platte verdächtig, doch keine drohte sich zu lösen. So konnte die Gruppe den Weg relativ zügig folgen und erreichten die andere Seite unbeschadet.
"Dany", meinte Ralen, den Blick auf die Krone geheftet, "denkt Ihr, dass uns auf der Treppe noch weitere Fallen erwarten?" "Hmm..." Dany ließ sich vor der Treppe auf die Knie und untersuchte die Stufen mit einem prüfendem Blick. Einige Minuten verharrte sie so, bevor sie sich mit ihrem Ergebnis an Ralen wandte: "So weit ich das sagen kann, müsste es ab hier sicher sein. Wir sollten allerdings trotzdem auf unsere Schritte achten." Ralen nickte verständig. "Dann geht Ihr voraus. Von uns allen habt Ihr dafür das beste Auge."

Vorsichtig betrat Dany die erste Stufe. Dann die zweite, die dritte. Als bei der vierten Stufe noch nichts geschehen war, winkte sie den andern zu. "Alles klar. Ich denke, wir sind sicher. Kommt." Unverzüglich schlossen Ralen und der Rest der Gruppe zu Dany auf. Sie hielt sich allerdings immer noch eine Stufe vor den anderen, um möglichen Fallen rechtzeitig zu entgehen. Es dauerte eine geschlagene Viertelstunde, bis sie das obere Treppenende erreichten. Dafür aber auch unverletzt.
"Bei Azura...was für eine Aufregung." Ralen wischte sich den Schweiß von der Stirn und strich sich die schwarzen Haare aus dem Gesicht. Doch endlich hatten sie es geschafft. Vor ihnen lag die Schwarze Krone. Nur ein paar Schritte. Ein paar Schritte...

"Zurück, sterblicher Wurm!" Die dröhnende Stimme ließ Ralen auf den Tod erschrecken. Als der Dunmer von der Krone aufsah, konnte er sieben vermummte Gestalten ausmachen. "Die Zacken! Aber...? Sieben? Wir haben Hessaldor doch getötet?!" Der scheinbare Anführer, der Ralen so zusammenfahren ließ, lachte. "Ihr wisst gar nichts, Wurm. Die Krone verleiht uns Macht jenseits von Leben und Tod. Solange die Krone existiert, können wir nicht sterben." Die erste Zacke hob den Arm. Wie auch bei Hessaldor hatte sie nunmehr Knochen. "Nun geht, Wurm. Ihr seid zu schwach, um uns die Krone abzunehmen. Geht, und wir verschonen Euer armseliges Leben!" Doch Ralen dachte gar nicht daran umzukehren. Stattdessen zog er seinen Rapier.
"Ihr seid mir die Krone schuldig. Ich habe das Rätsel des Drachen gelöst, die Karte und die Insel entdeckt. Ich hab mich als würdig erwiesen! Nun gebt mir die Krone!" Entschlossen ging er in Kampfstellung. Seine Gefährten hatte nun ebenfalls ihre Waffen gezogen. Wieder lachte der Magier höhnisch. "Würdig? Nein. Kein Sterblicher kann die Macht der Krone bändigen. Nur wir Zacken sind in der Lage. Zu spät haben wir das erkannt. Zu Anfang wollten wir noch einen geeigneten Nachfolger finden. Ihr müsst wissen, dass die Schlüsselscheibe kein einzigartiges Werkzeug ist. Überall in Tamriel haben wir solche Scheiben versteckt. Und dazu einen zentralen Schlüsselstein. Dieser befand sich tief unter dem Weißgoldturm. Ihn haben wir zerstört, als uns die Erkenntnis traf. Ohne den Schlüsselstein waren die Scheiben wertlos. Nur noch nutzlose Schmuckstücke. Sagt mir, Wurm, wie konntet Ihr also die Karte der Scheibe von Summerset finden?"
"Hessaldors Buch. In den Einband waren die richtigen Vertiefungen für die Scheibe eingestanzt." Der Anführer der Zacken wandte sich zu eine der anderen Zacken zu. "Fünf. Was habt Ihr zu Eurer Verteidigung zu sagen?" Hessaldor ließ sich auf die Knie sinken. "Es tut mir leid", flehte der uralte Magier, "Ich war schwach. Bitte, Eins, vergebt mir. Vergebt mir alle." Die erste Zacke macht eine gönnerhafte Handbewegung. "Nun gut. Vernichtet diese Sterblichen, dann sei Euch verziehen." Hessaldor erhob sich, dann begannen seinen Hände zu leuchten. "Es wird mir ein Vergnügen sein."

Bevor der Magier jedoch seinen vernichtenden Schlag gegen die Gruppe führen konnte, ertönte ein Brüllen über der Halle. Alle Anwesenden sahen nach oben. Durch das Loch an der Decke schoss ein großer Schatten, tauchte hinab Richtung Lava, um kurz davor wieder nach oben zu fliegen. Schwarze Schwingen breiteten sich über das Podest aus, dann landete mit einem Krachen der Drache Munaxosvokun zwischen Ralens Gefährten und den Zacken. Hessaldor wurde von den Hinterläufen zerquetscht. Die erste Zacke trat vor. "Was wollt Ihr, Schlange?", zischte er wütend, während sich die restlichen Zacken sich zum Kampf bereit machten. "Rache", antwortete der Drache ruhig, "Ihr habt mich über Äonen in diese Höhle gesperrt! Dafür werdet Ihr bezahlen!" Die erste Zacke lachte: "Haha! Ihr könnt uns nicht töten, Wurm! Wir kommen immer wieder zurück!" Munaxosvokun fletschte die Zähne zu einem grausamen Lächeln. "Nur solang die Krone existiert. Fahliil, vernichtet sie! Dann werden auch die Magier fallen!"
"Nein!", schrie die erste Zacke spitz, "Tut das nicht! Wir...wir würden sie mit Euch teilen! Ihr könntet Ihre Macht ebenfalls nutzen! Nur vernichtet sie nicht!"

Ralen rang innerlich mit sich. Er hatte diesen beschwerlichen Weg auf sich genommen, nur um die Krone zu erlangen und nun sollte er sie zerstören? Das durfte nicht wahr sein! Doch dann erinnerte er sich an Taras Worte. Nur wer einen unfassbar starken Willen besitzt, kann die Krone tragen. Das Risiko, dass ihr Vater korrumpiert werden würde, war einfach zu groß. Munaxosvokun hatte recht: die Krone musste zerstört werden!
Während der Drache begann, die Zacken zu attackieren, die sich mit Hand und Fuß gegen ihn wehrten, nahm Ralen die Krone vom Podest. Er konnte ihre dunkle Energie durch seinen Körper pulsieren spüren. Verlagen wallte in ihm auf, Verlangen nach unfassbarer Macht. Doch er musste widerstehen. Entschlossen trat er an den Rand der Erhebung, die Augen auf die Lava gerichtet. "Im Feuer wurdest du geschmiedet", murmelte er, "im Feuer wirst du vergehen." Ralen wollte die Krone in die Lava schleudern, als er plötzlich von den Beinen gerissen wurde.
"Das lasse ich nicht zu!" Pol riss sein Beil hoch, um Ralen den tödlichen Streich zu versetzen. Der Dunmer konnte sich gerade noch rechtzeitig zur Seite rollen. "Bist du von allen guten Geistern verlassen?!", rief Ralen, während er wieder auf die Beine kam. Entsetzt sah er, dass die Krone näher an Pol, als an ihm lag. Grinsend hob der Argonier sie auf. "Was hast du vor?! Pol! Rede mit mir!" Pol funkelte Ralen wütend an. "Was ich vorhabe? Ich werde die Krone nutzen, um all meine Träume zu erfüllen. Ich werde unendliches Wissen erlangen! Und dein Schwester Tara wird mein Eheweib werden!"

Tara verzog angewidert das Gesicht. "Nicht mal im Traum." "Ich hab dich nicht gebeten!", brüllte Pol, "Die Krone wird dich dazu zwingen, Miststück." Ralen hob seinen Degen auf und richtete ihn gegen den Argonier. "Tu das nicht! Ich bitte dich! Ich will dich nicht töten!"
Doch Pol lachte nur irre und setzte sich dann die Schwarze Krone aufs Haupt. "Endlich!", zischte er zufrieden, "ENDLICH! Die unendliche Macht der Krone ist mein! Verbeugt euch! Verbeugt euch vor dem großen...ARGH!" Der Argonier hielt mitten im Satz inne, um einen markerschütternden Schrei auszustoßen. Voller Entsetzen verfolgten die anderen, wie schwarze Linien aus der Krone hervorbrachen und über Pol zogen. Blut quoll ihm aus den Augen. Schreiend versuchte er sich die Krone vom Kopf zu reißen, doch sie ließ sich nicht entfernen.
"Ich werde ihn von seinem Leid erlösen." Ralen zückte seinen Degen und stieß ihm den kreischenden Pol ins Herz. Die Augen des Argoniers wurden immer größer, dann sackte er schließlich in sich zusammen. Doch der Spuk hatte noch kein Ende: kaum lag seine Leiche auf dem Boden, begann die Haut aufzubrechen und schwarzes Blut heraus zulaufen. "Urgh..." Ralen trat einen Schritt zurück, um nicht in das eklige Blut zu treten. "Vernichtet endlich die Krone!", brüllte Munaxosvokun, der mit den Zacken alle Hände voll zu tun hatte.
Ralen kniete sich also neben dem toten Pol, um die Krone von seinem Kopf zu nehmen. Sie ließ sich jedoch nicht vom Haupt des Argoniers lösen. "Bei Azura!" Fluchend griff Ralen nach der Axt, die Pol noch vor wenigen Sekunden geschwungen hatte und hackte damit auf den Hals ein. Nach drei Schlägen löste sich der Kopf endlich. Angeekelt griff Ralen ihn und schleuderte ihn in die Lava.

"NEEEEEINNN!!!!!" Die Zacken stießen ein simultanes Kreischen aus, als Pols Kopf zischend in der Lava versank und mit ihm die Schwarze Krone. Erfreut sah der Drache Munaxosvokun, wie sich die alten Magier in sieben Häuflein Staub verwandelten. "Ah, süße Rache", meinte der Drache. "Habt Dank, fahliil. Ihr habt mich aus der Höhle befreit und mir zu meiner honigsüßen Rache verholfen. Ich stehe doppelt in Eurer Schuld." Ralen erhob sich auf die Knie und sah dem Drachen in die roten Augen. "Dann tut mir bitte einen Gefallen: lasst Euch bitte nicht mehr in Tamriel blicken. Es wäre schade, einen so guten Kampfgefährten zu verlieren."
Munaxosvokun stieß ein erheitertes Schnaufen aus. "So forsch wie immer, fahliil. Nun gut, ich werde mich auf den Schlangenkontinent Akavir begeben. Wenn ich Glück habe, finde ich dort noch einige dovah." Mit diesen Worten erhob sich der Drache und verschwand durch das Loch in der Decke, durch das er gekommen war.
Seufzend wandte sich Ralen den anderen zu. "Alles umsonst wie es scheint. Die Krone ist zerstört und ich habe einen Freund verloren. Es ist allein meine Schuld, dass Pol jetzt tot ist. Hätte ich ihn nicht mitgeschleppt, dann..." Der Rest seiner Worte gingen in einem ohrenbetäubenden Krachen, Zischen und Knacken unter. "Die Insel", flüsterte Tara entsetzt, "Sie zerbricht! Die Macht der Krone hat sie geschaffen und nun wird sie wie die Krone zerstört! Wir müssen so schnell wie möglich hier weg!"
Das ließen sich die Gefährten nicht zweimal sagen: mit Ralen an der Spitze spurteten sie über die Steinplatten, durch den Gang, über die toten Söldner hinweg und hinaus ins Tageslicht. Dort brach bereits der Boden auf und die Lava sprudelte heraus. "Schnell", rief Ralen der Schiffsmannschaft im Laufen zu, "macht alles bereit! Leinen los!"
Kaum waren sie an Bord, begann die Insel, im Meer zu versinken. Dabei kam es immer wieder zu Explosionen, die scharfkantige Felsen über das Wasser fliegen ließ. Die Kogge war gerade mal hundert Meter von der Insel weg, als es eine letzte, gewaltige Explosion gab. Die Druckwelle riss alle an Deck Stehenden von den Beinen. Dann war es plötzlich still. Gewaltige Wellen schwappten heran und hoben und senkten die Kogge, doch wie durch ein Wunder kenterten sie nicht.

"Puh", meinte Ralen und rappelte sich auf, "da haben wir ja noch mal Glück gehabt. Ist bei euch alles in Ordnung?" Seine Gefährten standen ebenfalls auf und bejahten seine Frage. Nur Ella blieb an Deck liegen. Besorgt kniete sich Ralen neben seine Frau. "Ella? Ella? He, hörst du mich?" Er berührte die Altmer an der Schulter und stellte erschrocken fest, dass Blut an seinem Handschuh klebte. "Ella!" Doch als Ralen sie auf den Rücken drehte, sah er, dass für Ella jede Hilfe zu spät kam: einer der Trümmer der Insel hat sich in ihren Brustkorb gebohrt und war dort stecken geblieben. Sie war sofort tot.
"Nein..." Nun konnte Ralen seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Die Expedition war ein Desaster. Zehn tote Söldner, ein toter Freund und Ralen war nun Witwer. Und die Krone war auch verloren. Er schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht. Plötzlich spürte er, wie sich ein schlankes Paar Arme um seinen Körper legte und ihn an ein Paar weiche Brüste drückte. Zunächst dachte Ralen, es wäre Tara, doch es war Dany, die ihn tröstete. Ralen gab sich ihr hin. Es würde noch eine lange Rückreise werden...

* * *

Nach vierzehn Tagen Fahrt legte die Kogge wieder im Hafen von Erstburg. Ein beschädigtes Segel und schlechte Windverhältnisse hatten die Rückreise verzögert. Doch nun war die Rethan-Expedition zurückgekehrt. Jedoch ohne den gewünschten Erfolg und mit jede Menge schlechter Nachrichten im Gepäck.
Eron, der Vater von Ralen und Tara, stand zusammen mit dem Dekan am Kai und wartete darauf, die Schwarze Krone in Empfang zunehmen.
Ralen, der am Bug stand, verzog beim Anblick der beiden Männer das Gesicht. Er wusste weder, wie er seinem Vater den Verlust der Krone, noch dem Dekan den Tod seiner Tochter erklären sollte. Wobei letzteres eindeutig schlimmer war. "Du schaffst das", meinte Dany und schmiegte sich eng an Ralen. Während der Überfahrt hat die blonde Dunmer ihm Trost gespendet, stundenlang mit ihm geredet und die Nächte in seiner Kajüte verbrach. Es hat nicht lange gedauert, da waren sie sich näher gekommen. Ella war Ralen aufgezwungen worden, doch hatte er für sie eine gewisse Zuneigung gefühlt. Bei Dany war das anders. Mit ihr konnte er sich gut unterhalten, sie schwammen auf der selben Wellenlänge. Langsam glaubte Ralen, er hätte sich in sie verliebt, obwohl er sie am Anfang nicht leiden konnte.

"Was ist los?", verlangte der Dekan zu wissen, als Ralen mit Dany im Arm an Land ging. "Was ist das für eine Frau? Wieso hältst du sie im Arm?! Wo ist meine Tochter?" Betreten sah Ralen auf den Boden. Wie sollte er es ihm klarmachen? Der sanfte Händedruck Danys ließ Ralen seinen Mut wiederfinden: "Es tut mir schrecklich leid, Herr Dekan. Ihre Tochter, meine Frau, ist leider auf der Überfahrt verstorben. Sie wurde von einem Felssplitter tödlich verwundet."
Wütend packte der Dekan Ralen am Kragen. "Du elender Mistkerl! Das ist deine Schuld! Du hast sie mitgeschleift! Jetzt ist sie tot! Du wirst bezahlen!" Der Dekan holte weit mit der freien Hand aus, um Ralen einen Faustschlag zu verpassen. Doch Eron hielt ihn zurück. "Lasst es gut sein", sagte er ruhig, "Eure Tochter war aus freien Stücken dabei. Sie kannte das Risiko. Mein Sohn hat sie ausdrücklich darauf hingewiesen. Nun hat sie den Preis bezahlt." Der Dekan ließ von Ralen ab und sank weinend auf die Knie
"Da das jetzt erledigt ist..." Eron wandte sich seinem Sohn zu. "Gib mir die Krone, mein Junge." Ralen wich dem Blick seines Vater aus. "Tut mir leid, Vater. Ich...ich habe sie vernichtet. Sie hatte bereits Pol getötet. Der Preis wäre zu hoch gewesen."
Eron klappte den Mund auf. Und dann wieder zu. "Du hast mich enttäuscht, Sohn", sagte er schließlich, den Blick auf den Boden gewandt, "Und du auch, Tara. Ihr habt mich beide enttäuscht. Hätte ich die Krone wären wir wieder eine glückliche Familie geworden. Ihr, ich und eure Mutter."

"Mutter ist tot, Vater", erinnerte Tara. "Das ist sie", stimmte Ralen zu. "Doch Vater wollte sie zurückholen. Mit der Macht der Krone. Ihm geht es nicht um Macht oder Reichtum. Ihm ging es einzig und allein um die Liebe. Nicht wahr, Vater?"
Eron nickte. "Ja, aber durch euer Versagen, gibt es nur noch einen Weg, wie wir wieder eine Familie sein können." Der Dunmer zog sein Schwert. "Erst werde ich euch töten, dann werde ich mich selbst richten. Im Tode sind wir dann alle vereint." "Vater nein!" Doch Taras Rufe kamen zu spät. Der Wahnsinn in Erons Verstand hatte bereits überhand genommen. Geblendet von der Liebe zu einer toten Frau war Eron entschlossen, seinen beiden Kindern das Leben zu nehmen.
Doch das ließ Ralen nicht zu. In Erons Wahnzustand war es leicht, dem Hieb auszuweichen und ihm im Gegenzug den Degen ins Herz zu stechen. "Es tut mir unendlich leid, Vater...", flüsterte Ralen, während sein eigener Vater durch seine Hand starb. Tara brach in Tränen aus, während Ralen nur unbeteiligt daneben stand. Er hatte soviel verloren...

Die Monate zogen ins Land und es kehrte wieder Ruhe in das Leben in den Gefährten der Expedition ein. Mehr oder weniger...

Nach dem Tod ihres Vaters führten Ralen und Tara die Geschäfte des Hauses Rethan gemeinsam weiter. Da ihr Studium die beiden jedoch zeitlich immer mehr einspannte, überließen sie der treuen rechten Hand ihres Vaters, dem Khajiit Goldfinger, das Tagesgeschäft. Gewissenhaft wie eh und je, leitete er die Geschicke des Hauses.

Ralen folgte dem Wunsch seines Vaters und trat eine Stellung im Kriegsministerium an. Dies sollte ihm nach Abschluss seines Studiums helfen, denn so konnte er Jahre später das Amt des Kriegsministers selbst übernehmen.
Ein halbes Jahr nach dem Tod von Ella schlossen Ralen und Dany den Bund der Ehe. Vier Monate danach wurde Ralens Sohn Freyar geboren.
Ralen schloss das Studium als bester Absolvent seit Bestehen der Universität ab.

Auch Tara schloss ihre Studien erfolgreich ab und fand eine Anstellung beim König von Erstburg.

Ralens Kommilitonen Jules und Falandril bestanden ebenfalls ihr Studium. Jules zog es nach Himmelsrand, wo er die unterschiedlichen Dwemer-Konstrukte in der Stadt der Steine, Markath, untersuchte. Falandril schloss sich einer Expedition in die Aschländer an, um die Festungen der alten Chimer zu studieren. Beide kehrten erfolgreich nach Erstburg zurück.

Der Dekan der Universität von Erstburg klagte Ralen wegen des Mordes an seiner Tochter an. Die örtlichen Behörden leiteten eine Untersuchung ein, konnten jedoch keine Beweise finden, dass der Dunmer an Ellas Tod Schuld war. Als der Dekan Ralen auch den Mord an Eron vorwarf, entschloss sich das Haus Rethan, dass es besser sei, wenn er zum Schweigen gebracht werden würde.
Man fand den Dekan an einem eisigen Wintermorgen im Schnee liegen. In der Hand hatte er eine Apfel, was für diese Jahreszeit ziemlich ungewöhnlich war. Die Obduktion der Leiche stellte den Tod durch Vergiftung fest. Daraufhin wurden die Untersuchungen eingestellt.

Ralen ließ für Ella und seinen Vater Eron eine große Beisetzung ab halten. Eron wurde neben seiner geliebten Frau beigesetzt, Ella in der Gruft ihrer Familie. Für Pol wurde eine kleine argonische Zeremonie abgehalten. Trotz seines Verrates war er Ralens Freund gewesen, weshalb er auch die Sterbesakramente erhalten sollte.
Von der Leiche des maormerischen Prinzen fehlte weiterhin jede Spur. Ralen entschloss sich, dem König der Tropenelfen ein Beileidsschreiben auszustellen. Der Bote kehrte nach Monaten der Seefahrt zurück nach Erstburg. Er berichtete, der König hätte den Tod seines Sohnes ziemlich gefasst aufgenommen.

Dany übernahm nach dem Tod ihres Großvaters, der von Eron ermordet wurde, die Leitung des Azura-Zirkels. Ihr Ehemann Ralen ließ alle seine Verbindungen spielen, um dem Zirkel wieder in der Stadt zu etablieren. Doch dies gelang ihm auch unter größter Anstrengung nicht. Allerdings bot er dem Zirkel an, ihre Versammlungen in der großen Rethan-Residenz abzuhalten, was Dany dankend annahm.

Nach den Ereignissen auf der Schwarzen Insel wurde der Drache Munaxosvokun nie wieder in Tamriel gesehen. Seeleute berichten, sie hätten eine geschuppte Bestie gesehen, die gen Osten flog. Ralen nahm somit an, der Drache hätte sich an sein Versprechen gehalten.

Somit kehrte das Leben aller Beteiligen wieder in einigermaßen geordneten Bahnen zurück. Doch was ist bei den Rethans schon geordnet?
 
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Ich hoffe es spricht nichts dagegen, wenn ich hier direkt Kritik zum Text schreibe :)

Vom Stil her liest sich dein Text sehr gut und flüssig, es gab für mich keine Stelle, an der ich nochmal ansetzen musste, weil es dort einen Fehler oder etwas unverständliches gab.
Zum Inhalt: Junge, junge, dieser Ralen ist ja ein ganz schönes Früchtchen. Dass sein eigener Vater ihm sowas durchgehen lässt, halte ich für etwas unglaubwürdig, auch die Tatsache, dass der Dekan von Ralens Vater so einen auf den Deckel bekommt.
 
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Ich hoffe es spricht nichts dagegen, wenn ich hier direkt Kritik zum Text schreibe :)

Vom Stil her liest sich dein Text sehr gut und flüssig, es gab für mich keine Stelle, an der ich nochmal ansetzen musste, weil es dort einen Fehler oder etwas unverständliches gab.
Zum Inhalt: Junge, junge, dieser Ralen ist ja ein ganz schönes Früchtchen. Dass sein eigener Vater ihm sowas durchgehen lässt, halte ich für etwas unglaubwürdig, auch die Tatsache, dass der Dekan von Ralens Vater so einen auf den Deckel bekommt.

Erstmal danke für die Kritik.
Zum Inhalt: Vielleicht war Ralens Vater ja früher auch so und kann es deshalb verstehen. Und der Dekan ist ja "nur" Dekan, Ralens Vater ein einflussreicher Adliger.
 
Im Vergleich zu den anderen Kapiteln hat mich das fünfte leider in einem Punkt negativ überrascht:

Meiner Meinung ist der Schluss auf einmal ein wenig zu abgehoben: Unsterbliche Magier, Rüstungen aus Gold, Untote Magier mit leuchtenden Augen, ...
Es wäre außerdem ganz nett gewesen, einige weitere Gedankengänge Ralens aufgeführt zu bekommen (immerhin wurde er mit der Tocher des Dekans verheiratet). Ansonsten: Weiter so!
(Außer: Armbrust -> Bolzen! Keine Pfeile!)
 
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Das vorletzte ( D: ) Kapitel enthält einen kleinen Cameo-Auftritt eines bekannten TES-Charakters. Wer herausfindet wer es ist, bekommt nen Keks ^^
 
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Ich wage mal einen Versuch:
Ist es Lucien Lachance? 3-Tage-Bart, Kaiserlicher, schwarze Robe und spezielle Dienstleistungen; das alles trifft ihn recht gut. Außerdem scheint Lachance ein Faible für Äpfel zu haben (Vergiftete Äpfel für "Die Reinigung" sowie sein Todesort - Apfelwacht.)
 
Richtig, cato ^^ es ist Lucien Lachance, der später natürlich Ralens Cousin Shedoran unter seine Fittiche nimmt
Hast dir den Keks redlich verdient *keks zuwerf*
 
Also ^^ ich habe beschlossen, das letzte Kapitel in zwei Teile zu zerlegen, da es jetzt schon mehr als vier DIN A4-Seiten füllt. Der erste Teil ist jetzt online, der zweite wird innerhalb der nächsten Woche folgen.
 
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Puh, der zweite Teil des (eigentlich) letzten Kapitels ist online. Sry, dass es länger gedauert hat, als ich gehofft hatte. Es ist aber auch länger geworden, als ich gedacht hatte. Aus diesem Grund gibt es noch einen kurzen Epilog (der aber sicher in den nächsten Tagen folgen wird)
 
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Mir hat dein Werk sehr gut gefallen (wir auch schon deine Geschichte zum Vorleben Shedorans). Du hast die meisten Charakter gut entwickelt, sodass man ihr Handeln sehr schön nachvollziehen konnte. Nur das Auftauchen des Maomerprinzen fand ich etwas überflüssig und merkwürdig. Könnte aber daran liegen, dass ich noch nicht so viele von deinen älteren Geschichten gelesen habe und eine Anspielung nicht verstanden habe.
 
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