Der Schattenkrieg

Bloodraven

Ehrbarer Bürger
Cheydinal-Zuflucht
Loredas, 12 Uhr

Angespannt wartete Ma'ahad auf die Rückkehr seines Zuhörers. Nachdem Arquen in der Schlacht von Anvil gefallen war, hatte der Khajit ihren Platz eingenommen. Er war es auch, der sich bei der Schwarzen Hand für Shedoran Rethan stark gemacht hatte. Nun war der Vampir wieder auf seinem alten Posten zurück gekehrt. Sicherlich würde er sehr dankbar darüber seien.
"Sanguine, mein Bruder.", tönte es hinter der Eingangstür hervor. Knackend wurde das Portal aufgeschoben und Shedoran Rethan stand wieder im Heiligtum von Cheydinal. "Erhabender Zuhörer! Es ist wunderbar Euch wieder zu sehen. Wie geht es Euch? Wie war die Reise?" Ma'ahad überschlug sich förmlich. Rethan legte ein leichtes Grinsen auf und versuchte den Sprecher zu beschwichtigen: "Nun einmal langsam, mein Bruder. Ich grüße auch Euch. Und danke für Eure Nachfrage. Mir geht es gut und die Reise habe ich ja offensichtlich überlebt."
Der Khajit nickte so eifrig, dass ihm die Kapuze fast vom Kopf fiel. Rethan schritt umher und inspizierte seine alte Heimat. Er war zufrieden. Nun da er wieder Zuhörer war, konnte er sich seiner Arbeit und seiner Machtausdehnung in Ruhe widmen. Der Dunmer wandte sich an Arquens Nachfolger und verlangte eine Berichterstattung. "Natürlich mein Zuhörer", antwortete dieser, "wie Ihr wünscht. Also die Bruderschaft wächst und gedeiht. Wir werden immer öfter gerufen, um Attentate zu verüben. Doch in letzter Zeit wurden einige Dunkle Brüder und Schwestern ermordet. Wir wissen nicht von wem. Ob von der Legion, den Klingen oder der Morag Tong." Rethan horchte bei der Nennung der morrowind'schen Assassinengilde auf. "Die Morag Tong? Hmmm...Ja, ich kann mir gut vorstellen, dass diese Amateure für die Exekutionen verantwortlich sind. Sie wollen die Ebenerzklinge von Mephala zurück und sich für den Mord an diesen Bretonen rächen."
Rethan ging ihn sein Büro, dass einst Vicente Valtieri gehörte. In Gedanken versunken legte er das Schwert des Deadra-Prinzen auf seinen Schreibtisch. Es hatte sich einiges geändert. Arquen war tot, die Bruderschaft wurde von der Morag Tong angegriffen und er war vermutlich dafür verantwortlich. Er wusste, dass dieser Kampf im Schatten geführt werden musste. Die beiden Orden würden sich solange bekriegen, bis einer der Köpfe starb. Es lief also auf ihn und Eno Hlaalu heraus.

Morag Tong-Hauptquartier
Loredas, 13 Uhr

Der Großmeister der Morag Tong saß in seinem Arbeitszimmer und schrieb eine Liste der Ziel, die seine Assassinen erledigen sollten. Dieser Sithis-Anbeter hatte es wirklich gewagt, einen Angehörigen der Gilde zu töten und die Klinge der Netzweberin zu stehlen. Es würde Blut fließen. Mehr als in den letzten Jahrhunderten. Es konnte sein, dass dies die letzte Auseinandersetzung zwischen der Tong und ihrer ungeliebten Abspaltung werden würde.
Eno Hlaalu war sich sicher, dass auch Rethan Schritte gegen die Morag Tong unternehmen würde. Er kannte die Geschichten über den Zuhörer und ehemaligen Grafen von Kvatch. Er war ein kaltblütiger Mörder, ohne Ehre und Gewissen. Die Bruderschaft passte perfekt zum Vampir. Alles ehrenlose Killer. Die Morag Tong dagegen war eine Organisation, die ehrenvoll handelte und offiziel geduldet und anerkannt wurde.
Hlaalu schüttelte den Kopf und schrieb noch einen letzten Namen auf die Liste. Shedoran Rethan. Er sollte das finale Ziel sein. Der Kopf sollte erst fallen, wenn der Körper schon tot war.
Zufrieden faltete er das Dokument, versiegelte es und gab es einem Boten. Der Schattenkrieg hatte nun begonnen.
 
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Ätzhohnsenke
Sundas, 12 Uhr

Zur Mittagszeit hatte sich die Schwarze Hand in Rethans Privat-Zuflucht versammelt. Es gab ein großartiges Mahl. Doch der eigentliche Grund für die Zusammenkunft war viel ernster als ein unverbindliches Mittagessen. Die vier Sprecher Ma'ahad, Trevana, Julien Masat und Maria Veranus saßen an den Seiten des Esstisches. Der Zuhörer Shedoran Rethan nahm an der Stirnseite platz.
"Nun, meine Dunklen Brüder und Schwestern, zu allererst möchte ich mich für Euer Vertrauen bedanken. Ich werde der Bruderschaft weiterhin gut dienen. Jetzt müssen wir über etwas sehr, sehr Ernstes reden. Die Morag Tong greift uns an. Die Gilde will sich für den Tod des Bretonen rächen, den ich in Caldera ausgeschaltet habe.", begann Rethan seine Ansprache. Dann legete er die Ebenholzklinge auf den Tisch und fuhr fort: "Desweiteren möchte die Tong diese Waffe wieder haben. Das ist das Schwert des Deadra-Prinzen Mephala. Ich habe es ebenfalls in Caldera gefunden und mit ihm habe ich auch Björn Reiffang getötet."

"Was tun wir nun, erhabener Zuhörer?", fragte die Argonierin Trevana, "Wie bereiten wir uns auf die bevorstehenden Angriffe vor?" Es gab zustimmendes Gemurmel aus der Schwarzen Hand. Rethan blieb ruhig und nahm einen großen Schluck von seinem Menschenblut, dass in einem Silberkelch vor ihm stand. Mit sichtlichem Genuss leckte sich der Vampir die Lippen und antwortete auf die Frage der Echse: "Meine Schwester, die Tong wird uns sicherlich angreifen, aber wir schlagen mit doppelter Härte zurück. Ich habe schon die Exekutionen zweier Assassinen der Gilde angeordnet, die sich in Cyrodiil befinden. Sie sind wahrscheinlich für die Morde an unseren Brüder verantwortlich." Maria Veranus schlug auf den Tisch: "Ihr habt dass ohne unsere Zustimmung getan?! Wie konntet Ihr nur?" Ärgerlich wandte sich der Dunmer an die Kaiserliche. Sein angeborener Stolz war gekränkt und er zischte: "Meine Schwester, Ihr wisst nicht um was es geht! Es herrscht Krieg! Und im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt." Mit finsterem Gesicht lehnte sich Veranus zurück und verschränkte die Arme.
Zufrieden hob Shedoran Rethan seinen Kelch und brachte eine Toast aus: "Auf die Bruderschaft! Möge Sithis uns in diesen düsteren Zeiten zur Seite stehen und unseren Klingen in das Blut der Feinde tauchen!" Die Sprecher erhoben sich und schlossen sich dem Zuhörer an.

Anvil-Hafen
Sundas, 12 Uhr

Zeitgleich mit der Versammlung der Schwarzen Hand stand einer der Morag-Tong-Assassinen an einem Steg und wartete auf seine Mitfahrgelegenheit nach Morrowind. Er pfiff ein altes Volkslied aus Morrowind vor sich her, als er Schritte hinter sich vernahm. Der Mörder drehte sich um und sah noch wie ihm ein Dolch in den Magen gerammt wurde. Seine Augen weiteten sich und er blickte in das Gesicht eines Killers der Dunklen Bruderschaft. Mit eine teuflischen Grinsen zog dieser den Dolch heraus und flüsterte: "Möge Sithis deine Seele ewig quälen." Das Mitglied der Tong taumelte und fiel rückwärts ins Wasser. Als sich die ersten Menschen am Tatort versammelten, war der Assassine der Bruderschaft schon verschwunden.

Kaiserstadt, Herberge zum Kaufmann
Sundas, 12 Uhr

Der zweite Todesbringer der Morag Tong genoss gerade ein üppiges Mittagessen, bevor er nach Morrowind zurückkehren wollte. Er sah einen schönen, saftigen Apfel. Freudig nach er die reife Frucht und biss herzhaft hinein. Der Apfel schmeckte herrlich. Doch ein paar Sekunden verbreitete das Gift seine tödliche Wirkung.
Der Assassine griff sich an den Hals und fing an zu würgen. Seine Augen quollen aus den Höhlen und es bildete sich Schaum vor seinem Mund. In den letzte Sekunden seines Lebens erblickte er seinen Mörder. Die schwarz gekleidete und kappuzierte Gestalt saß in einer dunklen Ecke und prostete seinem Opfer erfreut zu. Der Morag-Tong-Killer fluchte leise und fiel vom Stuhl.
Rethan hatte mit diesen beiden Morden ein Exempel statuiert. Doch Eno Hlaalu würde bald zurück schlagen. Dies war erst der Anfang.
 
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Ich werd ja gleich rot :oops:
Danke für das Lob. Ich hab gar nicht gewusst dass ich so ein Talent für Geschichten habe :D
 
Ahh, wunderbar, eine Fortsetzung.:clap:
Du solltest aber bei der jeweils letzten Geschichte am Ende einen Post mit dem Link zur Fortsetzung reinstellen, ich bin z.B. nur zufällig hierdrauf gestoßen. ;)
 
Morag-Tong-Hauptquartier
Tirdas, 8 Uhr

"WAS?!!" Eno Hlaalu hub mit voller Gewalt auf seinen Schreibtisch. Sein Untergebener zuckte erschrocken zusammen. "Beide tot??!! In der Öffentlichkeit??!! Was glaubt dieser Parasit eigentlich wer er ist!!!" Hlaalu war außer sich. Sein Gegenüber hatte es doch tatsächlich gewagt, zwei seiner Assassinen am hellichten Tag und auf offener Straße ermorden zu lassen. Dass hatte er ihm nicht zu getraut.
"W...was machen wir nun, mein Meister?", fragte sein Stellvertreter Narraman. Der Altmer war sichtlich nervös. So aufgebracht hatte er den Großmeister noch nie erlebt. "Wir?! Wir!! Ich glaube ich muss mich persönlich darum kümmern!", schrie Hlaalu, "Ich werde Euch nach Cyrodiil schicken. Ihr werdet Rethan erledigen!" Narraman wurde von einer Sekunde auf die andere noch bleicher. "Aber...aber...", stotterte der Assassine. Doch der Meister der Morag Tong fing wieder an zu brüllen: "Nicht aber!! Ihr wart für die beiden Mörder verantwortlich!! Nun zieht Ihr die Konsequenzen!!" Narraman nickte eingeschüchtert, aber pflichtbewusst und verließ das Arbeitszimmer seines Herren.

Der Killer betrat sein persönliches Quartier und machte sich für die Reise in das Herzland Tamriels bereit. Mit versteinerter Miene legte er die Morag-Tong-Lederrüstung an und zog sich die schwarze Kapuze tief in die Stirn. Dann nahm Narraman noch sein Feinstahl-Kurzschwert und band es sich auf den Rücken. Nun war er bereit dem Zuhörer der Dunklen Bruderschaft gegenüber zu treten. Ob der Altmer dieses Duell überlebt, wusste er nicht. Es war der gefährlichste Auftrag, den er je hatte.

Kaiserstadt-Arena
Tirdas, 10 Uhr

Shedoran Rethan war gespannt auf den nächsten Kampf, er hatte immerhin 1000 Septime auf den Gelben Gladiator gesetzt. In seinem Gewand viel er unter den Zuschauern gar nicht auf. Rethan war begeistert von den blutigen Massakern, die bisweilen in der Arena ausgefochten wurden. Ab und an, wenn es die Geschäfte erlaubten, kam der Zuhörer hier her und setzte auf den einen oder anderen Kampf. Manchmal gewann er, manchmal verlor er.
Doch diesen Tirdas war es anders. Rethan war nicht nur zum Vergnügen hier. Heute wollte sich der Dunmer mit einem Kontaktmann der Kaiserlichen Legion treffen. Dieser sollte ihn über Einreisende aus Vvardenfell informieren. Denn die Morag Tong würde bald zurückschlagen und Rethan wollte nicht unvorbereitet sein.
"Shedoran Rethan?", hörte er eine Stimme hinter sich. "Ja der bin ich", war die knappe Antwort. Der Informant setzte sich auf den Stuhl neben dem Zuhörer. "Wie kann ich Euch helfen, Ser Rethan?", fragte der Kaiserliche. Rethan grinste und nahm einen Schluck Flin zu sich. "Ich brauche Informationen über sämtliche Personen, die aus Morrowind einreisen. Vor allem solche, die bewaffnet sind und Lederrüstungen tragen." Der Zuhörer wusste von den Sitten der Morag Tong. Sie trugen meist die schwächsten Rüstungen mit mächtigen Verzauberungen. Der Legionär nickte, nahm das Gold von Rethan entgegen und verschwand.
Nun konnte sich der Vampir wieder voll und ganz dem Kampf widmen. Die beiden Gladiatoren betraten den Ring und griffen sich an. Rethan genoss seinen freien Tag und applaudierte jeden Treffer seines Favoriten.
 
Kaiserlicher Grenzposten Cyrodiil - Morrowind
Fredas, 7 Uhr

Es war ein ruhiger Morgen am Grenzposten der Kaiserlichen Legion am Übergang nach Morrowind. Shedoran Rethans Kontaktmann hatte seine Wachen angewiesen, auf die Personen zu achten, die der Zuhörer beschrieben hatte. Doch es hat sich wenig getan. Heute hatte der Informant höchstselbst Dienst. Mit ein paar Wachen schob er abwechselnd Patroullie. Außer einigen Dunmer-Bauern war nichts auffälliges zu sehen. Gähnend ging er weiter.

Narraman näherte sich mit ein paar Guar-Züchtern der Grenze nach Cyrodiil. Er war nervlich äußerst angespannt, da er nicht wusste, ob Rethan die Grenzübergang überwachen ließ. Zu zutrauen wäre es ihm. Nun war die kleine Gruppe am Wachhäuschen angekommen. Nach und nach wurden die Einreisepapiere überprüft. Auch der Altmer hielt seine Dokumente bereit, die er selbst gefälscht hatte. Der grimmig dreinblickende Wachmann nahm ihm die Papiere ab und winkte ihn durch. Narraman war erleichtert. Offensichtlich hatte er den Vampir überschätzt. Er war wohl doch nicht so gerissen, wie er gedacht hatte.
"Halt!", hörte er eine Stimme hinter sich rufen. Er drehte sich langsam um und sah einen Wachmann auf ihn zu rennen. Dieser war augenscheinlich ein Offizier. Nach ein paar langen Schritten war er bei dem Assassinen angekommen. "Kommt mit!", befahl der Soldat. Doch Narraman zog lieber sein Kurzschwert und stach in den Harnisch. Keuchend sankte der Feind in sich zusammen. Diese Aktion blieb natürlich nicht unbemerkt. Aber als die anderen Wachen an ihrem toten Chef ankamen, hatte der Killer schon längst ein Legionspferd gestohlen und war verschwunden.

Ätzhonsenke
Fredas, 10 Uhr

In der Räumen und Gängen der Ätzhohnsenke herrscht wie immer beruhigende Stille. Nur ein leises Knistern war zu vernehmen. Dieses Knistern kam aus Shedoran Rethans privater Bibliothek. Hier saß der Zuhörer an einem großen Lesetisch und studierte die Schriftrollen und Bücher, die seine Anhänger aus Mannimarcos Zuflucht in Kvatch retten konnten. Sie waren äußerst interessant. Die ältesten Aufzeichnungen stammten aus den letzten Jahren der 2. Ära. In den Tagebüchern des Wurmkönigs wurde peinlichst genau beschrieben, wie er ein Lich wurde und wie er seine Anhänger mobilisierte, wie er einen Kaiserlichen Agenten gegen Zurin Actus ausspielte und wie er Experimente mit Leichen durchführte. Es war ein netter Zeitvertreib, diese Dokumente zu lesen, aber sie halfen ihm momentan nicht weiter.

Shedoran Rethan schritt gedankenverloren durch seine Zuflucht. Er war wie immer in seine schwarze Robe gekleidet, hatte aber heute seine Kapuze weggelassen. Nun betrat er seine liebstes Zimmer in der Ätzhohnsenke. Rethan nannte es sein "Trophäenzimmer". Hier stellte er alle Gegenstände aus, die er während seinen Aufträgen und Reisen gesammelt hatte.
Da waren die Medizin Rodericks, die er nie erhalten hatte, das Schwert der jungen Draconis und die Sande der Entschlossenheit, in der immer noch Celedaens Seele steckte.
Doch in einem Schrank am Ende des Raumes befanden sich seine größten "Schätze": Drei große, mit Alkohol gefüllte Gläser. In der Konservierungsflüssigkeit schwammen drei Köpfe. Der erste gehörte Marcus Kallius, dem Verräter. Im zweiten Gefäß befand sich das Haupt von Marie, der kleinen Halb-Bosmerin die Kallius begleitet hatte. Und zu guter Letzt war da noch Björn Reiffang, sein letztes Opfer.
Doch es stand schon ein drittes Trophäenglas bereit. Auf diesem Stand der Name "Eno Hlaalu". Voller Vorfreude ging Rethan aus seiner Schatzkammer und machte sich auf, weitere Vorbereitungen zu treffen.
 
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Chorrol, Graue Stute
Fredas, 23 Uhr

"Ich weiß es nicht", wimmerte der Dunkle Bruder. "Falsche Antwort", flüsterte Narraman und schlug ihm mit voller Kraft ins Gesicht. Stöhnend fiel Rethans Handlanger vom Stuhl. Der Assassine der Morag Tong grinste und verpasste dem Rothwardonen einen Tritt in den Magen. Der Killer war unvorsichtig gewesen. Durch die Kontakte des Großmeisters konnte einer der Mörder gefunden werden, die den ersten Schlag gegen die Tong ausführten.
Der Altmer bückte sich und wisperte: "Also noch einmal: Wo ist der Zuhörer?" Aber der Rothwardon schüttelte weiter energisch den Kopf, obwohl sein Gesicht schon aussah wie Brei. Narraman seufzte und zog sein Schwert und schlug dem Dunklen Bruder einen Fuß ab. Dieser schrie nun wie am Spieß. Blut verteilte sich in Windeseile auf dem verkohltem Boden der Grauen Stute. "Zum letzten Mal: Wo hält sich Rethan auf?", drohte der Assassine, die Klinge ruhte auf der Brust seines Opfers. Keuchend kam die weinerliche Antwort: "E...Er hält sich in der Ä...Ätz...Ätzhohnsenke am südlichsten P...p...p..punkt Cyrodiils ahhhhhhh........". Das reichte. Mit einem kräftigem Stoß machte Narraman dem Leben des Dunklen Bruders ein Ende.
"Die Ätzhohnsenke also.", dachte der Altmer laut nach und verließ die Ruine. Er musste schnell dorthin kommen.

Ätzhohnsenke
Fredas, Mitternacht

Von der Oberfläche wehten die Geräusche der Vögel und Wölfe herein, während sich Shedoran Rethan an dem ewig schlafendem Häftling labte. Sein Hunger war wie immer sehr große. Nach einigen Schlücken wischte sich der Zuhörer den Mund ab und begab sich in sein Arbeitszimmer. Obwohl es schon späte, blühte der Vampir um diese Zeit erst richtig auf. Er konnte bis in die Mittagsstunden arbeiten, wenn er um Mitternacht begann. Ächzend ließ er sich auf seinen Stuhl nieder. Vor ihm türmten sich Unmengen an Papieren auf.
Die Fehde zwischen ihm und Eno Hlaalu weitete sich immer weiter aus. Erst heute wurde sein Kontaktmann an der Grenze von einem Altmer getötet. Er war offensichtlich einer von Hlaalus höherrangigen Mörder, der geschickte wurde um Rethan zu töten. Doch auch der Vampir setzte zu seinem nächsten Zug an. Er hatte seinen Ruhigsteller, Gerald Alains, losgeschickt, um ein Mitglied der Führungsriege der Morag Tong zu töten.
Die sollte noch im Laufe der Woche geschehen.
Shedoran Rethan schüttelte nachdenklich den Kopf. Die Tong war offiziel anerkannt und legal. Dadurch konnten die Assassinen leichter gefunden und ermordet werden. Die Bruderschaft wurde geächtet und musste ein Dasein im Schatten fristen und konnte deshalb schwerer aufgespürt werden.
Während der Zuhörer über die beiden Gilden philosophierte, erschien vor seinem Tisch eine geisterhafte Gestalt. Erschrocken sprang Rethan auf und sah in die Augen von Mannimarco. "Ihr?", fragte er entgeistert, "ich dachte Ihr seid tot?!" Der Wurmkönig lachte und gab zurück: "Nun mein Freund, meine sterbliche Hülle ist in der Tat tot. Doch meine Seele ist unsterblich. Ich bin zu Euch gekommen um Euch eine Botschaft zu überbringen. Euer Scherge ist tot und Euer Mörder ist auf den Weg hierher."
Keuchend wachte der Vampir aus seinem Albtraum auf. Aber war es wirklich nur ein Traum? Oder wollte der Totenbeschwörer ihn wirklich warnen? Plötzlich noch müder, begab sich Rethan zu seinem Schlafsarg und legte sich hinein. Er würde den Gedanken morgen weiter führen, doch nun brauchte er Ruhe.
 
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Ätzhohnsenke
Loredas, 2 Uhr

Leise und vorsichtig schlichen drei vermummte Gestalten durch die Schatten. Ihr Weg führte sie direkt in Rethans Schlafzimmer. Sie waren Vampirjäger des Orden des Tugendhaften Blutes und hatte von einer mysteriösen Person den Tipp erhalten, dass sich hier ein besonders gefährlicher und mächtiger nosferatu aufhielt. Mit gezogenen Schwerten betraten sie nun die Gemächer des Zuhörers. In der Mitte stand ein schwarz glänzender Sarg. Der Blutsauger ruhte sich anscheinend gerade von seinen dunklen Taten aus. Der Anführer der kleinen Gruppe gab seinen Mitstreitern ein Zeichen. Diese versammelten sich nun um den Sarg des Vampires. Nach einem weiteren Wink, holten die Jäger aus und stachen immer wieder durch die Holzwand des "Bettes". Blut sprizte in alle Richtungen und verteilte sich im Ganzen Raum.

Das Spektakel wurde von zwei rot glühenden Augen aus den Schatten verfolgt. Shedoran Rethan hatte entschieden seiner Vision zu vertrauen und seinen Gefangenen in seine Sarg zu legen. Doch die Männer, die gerade einen völlig Unschuldigen töteten, waren keine Assassinen der Morag Tong. Auf Grund des Fanatismus, mit dem sie zu Werke gingen, tippte Rethan auf Vampirjäger. Aber hinter diesem Angriff auf seine Person steckte mit ziemlicher Sicherheit Eno Hlaalu oder einer seiner Handlanger.
Gerade eben bemerkten die Jäger, dass der vermeintliche Blutsauger eigentlich keiner war.
Mit kalter Miene betätigte der Zuhörer eine Schalter neben sich. Augenblicklich schossen abertausende Pfeile aus den Wänden und durchlöcherten seine Feinde. Nun war das Zimmer noch unordenlicher als vorher. Zufrieden schritt der Vampir hinein und durchsuchte die Leichen seiner Häscher. Finden konnte er leider nichts Interessantes. Doch eines wusste er nun: Die Sicherheitsvorkehrungen mussten verstärkt werden.

Morag-Tong-Hauptquartier
Loredas, 10 Uhr

Der Kopf von Eno Hlaalu hatte eine ungesunde Farbe angenommen. Sein Gesicht wurde immer roter und dann platzte der Großmeister förmlich. "WAS!!!!! DIESER VERDAMMTE MISTKERL!!! WAS GLAUBT ER DENN WAS ER ALLES MACHEN KANN!!!", brüllte der Dunmer und schmetterte eine Vase mit voller Wucht an die Wand. Der Anführer der Dunklen Bruderschaft war nun zu weit gegangen. Ald'ruhn, Balmora und Sadrith Mora. Die drei Meister der Gildenhallen wurden tot aufgefunden. Alle wurden kopfüber aufgehängt und dann die Kehle aufgeschlitzt, so dass sie vollständig ausbluteten. Dies konnte nur die Handschrift des Vampirs sein. Blut wurde mit Blut vergollten.
Diese Erkenntnis brachte den Großmeister noch mehr in Rage. Er demolierte nun weiter seine Einrichtung und wurde erst von dem Boten beruhigt, der ihm die schlechten Nachrichten überbrachte. Mit finsterem Gesicht sagte Hlaalu: "Macht alles bereit für meine Abreise. Ich mich Rethan selbst zur Brust nehmen." Sein Untergebener nickte und verließ das Zimmer. Eno Hlaalu ballte die Faust und zerschmetterte einen Teil eines Regales. Diese Torheit würde der Zuhörer bitter büßen. "Blut wird mit Blut vergollten", flüsterte der Großmeister.
 
Ätzhohnsenke
Middas, 16 Uhr

Knapp eine Woche war nach den Angriffen auf die Gildenhallen der Morag Tong vergangen. Und nichts hatte sich getan. Shedoran Rethan war schon fast enttäuscht. Er hatte erwartet, dass Eno Hlaalu mit voller Wucht zurückschlagen würde. Doch stattdessen herrscht Stille in diesem blutigem Konflikt. Heute stand wieder einmal eine Versammlung der Schwarzen Hand in Rethans Terminkalender.
"Meine Brüder und Schwestern", begann der Zuhörer, "die Ermordung der Gildenhallenmeister der Tong war ein voller Erfolg. Alle drei wurden heimlich getötet. Dies war ein harter Schlag für Hlaalus okkulten Clan. Seit einer Woche haben wir keine Übergriffe mehr auf unsere Brüder zu melden. Das könnte der Anfang vom Ende sein." Die vier Sprecher Ma'ahad, Trevana, Julien Masat und Maria Veranus waren begeistert von den guten Neuigkeiten. Masat hob seinen Kelch und sagte: "Ihr seid der Größte, erhabener Zuhörer! Ihr habt es wieder einmal geschafft, die Bruderschaft durch schlimme Zeiten zu führen!"
Zufrieden prostete der Dunmer seinen Sprechern zu und nahm einen großen Schlunk aus seinem Kelch. Der Bretone hatte Recht. Ohne seine starke Hand würde die Dunkle Bruderschaft so eine Krise nie überstehen. "Danke für die Lorbeeren, aber dieser Krieg ist noch nicht vorbei. Hlaalu ist ein starker Gegner, der sich nicht so leicht geschlagen gibt. Der Großmeister wird so lange kämpfen, bis sein letzter Assassine zu den Füßen Sithis' liegt."

Und Shedoran Rethan hatte Recht: Eno Hlaalu war bereit, bis zum letzte Mann zu kämpfen. Mit drei Assassinen und Narraman stand der Großmeister der Morag Tong in der Eingangshalle der Ätzhohnsenke. Dies sollte die finale Schlacht werden. Bis auf die Zähne bewaffnet schlichen die fünf Killer durch die finsteren Gänge. Nach einigen Biegungen hörten sie Stimmen. Hlaalu lokalisierte die Stimmen eine Tür weiter. Mit einem kurzen Nicken befahl der Dunmer den Angriff. Das Portal wurde von einem Feuerball Narramans aufgesprengt und flog an die gegenüberliegende Seite des Raumes.

Erschrocken fuhr der Vampir herum und blickte Eno Hlaalu in die Augen. Dieser stürzte sich sofort auf ihn. Überrascht von der plötzlichen Attacke konnte Rethan nur knapp dem Hieb des Großmeisters entkommen. Das Silberschwert streifte ihn aber. Schreiend fasste sich der Zuhörer an die Wunde. Silber war für eine Vampir genau so tötlich wie für einen Werwolf. Sich den Arm haltend rollte sich Rethan vom Stuhl und schnappte sich die Ebenholzklinge, die auf einer Kommode an der Wand lag. Als er die Waffe in der Hand hielt, konnte er einen Schlag von Hlaalu gerade noch blocken. Nun setzte der Zuhörer zum Angriff an. Doch die Fechtkünste des Großmeisters waren seinen ebenbürtig.
Die beiden Kontrahenten umschritten sich mit gezogenen Schwertern. "Eno Haalu. Ihr habt es doch wirklich geschafft mein kleines bescheidenes Versteck zu finden. Ich muss eingestehen, Ihr seid nicht so dämlich wie ich gedacht habe.", sagte Rethan mit einem spöttischen Grinsen auf den Lippen. Haalu wollte etwas sagen, doch dann geschah etwas Seltsames. Der Großmeister steckte sein Schwert in die Scheide und verschränkte die Arme vor der Brust. Dieses Verhalten verwirrte Rethan komplett. Bevor er den Trick durchschaute, spürte er schon den Dolch in seiner Niere. Blut spucken sank der Zuhörer zu Boden. Gerade als Narraman den Todesstoss setzen wollte, wurde er von Ma'ahad enthauptet. Das Blut aus dem Stumpf schoss empor und bedeckte den ganzen Boden.
Im Strudel der Ereignisse gelang Eno Hlaalu die Flucht aus der Zuflucht. Er wusste das der Zuhörer noch nicht tot war. Er würde sich bestimmt rächen. Hlaalu musste sich unbedingt vorbereiten.
 
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Warnung! Dieses Kapitel ist nichts für schwache Nerven! Weiterlesen auf eigene Gefahr!

Ätzhohnsenke
Middas, 20 Uhr

Langsam und mit dröhnendem Kopf öffnete der Großmeister Eno Hlaalu seine Augen. Doch er hätte sie besser zu gelassen, denn vor ihm war das Haupt von Narraman auf einen Pflock gespießt. Hlaalu wollte weg rennen, doch er war an eine Folterbank gekettet. Bis auf seine Unterhose war er nackt.
Die Erinnerungen an seine Gefangennahme lagen weitgehend im Dunkeln, aber er wusste, dass er von hinten niedergestreckt wurde. Mit aller Kraft versuchte der Dunmer sich aus seiner misslichen Lage zu befreien. Nichts half. Die Arm- und Beinschienen waren einfach zu fest.
"Spart Euch Eure Kraft, mein Freund. Ihr werdet sie noch brauchen", hörte er eine Stimme aus der finsteren Ecke. Zu der Stimme gehörten zwei rote Augen, die die Dunkelheit durchbrachen. Shedoran Rethan war in eine rote Robe gekleidet. Eno Hlaalu stellte schaudernd fest, dass das Gewand vorher schwarz war. Nun war es getränkt vom Blut dutzender Folteropfer. Rethan bemerkte die Blicke des Großmeister und sagte: "Wie Ihr seht, kümmere ich mich gerne selbst um meine Gäste." Diesen Satz sprach er in einem Tonfall, als würde er einen Laib Brot kaufen, als wäre es alltäglich.

Sein Peiniger ging zur Wand und nahm von dort einen blutbeschmierten Stahlstreitkolben aus seiner Halterung. Die Waffe schwingend näherte sich der Zuhörer seinem Opfer. Mit einem teuflischen Grinsen holte er aus und schlug mit voller Wucht auf die linke Kniescheibe Hlaalus. Sämtliche Knochen brachen und das Gelenk war nur noch eine Handvoll Brei. Der Großmeister der Morag Tong stieß einen markerschütternden Schrei aus. Ihm wurde schwarz vor Augen. Doch Rethan schüttete ihm einen Krug Wasser ins Gesicht. "Na,na", tadelte der Vampir mit erhobenen Finger, "wenn Ihr jetzt ohnmächtigt werdet, verpasst Ihr doch den ganzen Spaß."
Mit diesen Worten zog er einen Dolch und rammte ihn Hlaalu zwischen die Rippen. Wieder schrie der Dunmer aus vollem Halse. Aber die Tortur ging weiter.
Nun holte Shedoran Rethan ein weiteres Folterwerkzeug. Diesmal war es eine Handsense. Kichernd wie ein Kleinkind zog der Zuhörer die Klinge über den Bauch seines Opfers. Dieses kreischte wie ein Weib. Rethan bereitete dieses blutige Spektakel sichtlich Freude. Als letzte Maßnahme übergoß er Hlaalu mit Branntwein. Dann nahm er eine Fackel von der Wand und zündete den Dunmer an. Genüsslich betrachtete er den Todeskampf des Großmeisters Eno Hlaalu.
Nun musste sich der Zuhörer um weitere Dinge kümmern.
 
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Reaktionen: Maxo
Liest sich gut auch wenn es recht kurz ist . Aber den Grund für den Hinweis am Anfang des Textes versteh ich nicht .
 
Oh den Hinweis hatte ich übersehen.
@Colakarim: Es gibt ja Menschen, die können kein Blut sehen, weil ihnen dann schlecht wird.
Bei extremen Vertretern dieser Leute, entsteht auch schon bei der Vorstellung von Blut ein schlechtes Gefühl.
Und wir wollen ja alle nicht, dass sich irgendwer die Tastatur vollkotzt.

Aber gut gemacht, die Folter.:ugly: