Der sechste Teil ist hier!
Erst war es schwierig, weil die Handlung kompliziert wurde. Doch als ich mir das Wichtigste ausgedacht hatte, schrieb es sich wieder wie von selbst.
Lebende Gäste zu Beginn von Teil 6:
Ligg, Mogont, Ravice, Robos, Zenira, Terek, Suvar
Viel Spaß!
15 Gäste, Teil 6
Soweit Terek wusste, befanden sich alle Gäste außer Robos im rechten Flügel des Erdgeschosses. Alle zusammen zu bringen, schien eine sinnvolle Maßnahme.
Nach und nach fand Terek tatsächlich alle dort vor.
In einer Ecke stand Mogont herum und guckte verwirrt. Ob der überhaupt mitbekommen hatte, was in der letzten Zeit geschehen war?
„Geht bitte schon mal zum Flur. Ich hole die anderen und komme dann nach.“
„Na gut“, antwortete Mogont und machte sich krückelig Richtung Flur auf.
Als nächstes fand er Ligg, der angesichts des bewaffneten Terek erschrak. Doch auf die Aufforderung, sich zum Flur zu begeben, reagierte er erleichtert:
„Ach so, na dann. Dachte schon. Ihr wisst schon.“
„Natürlich.“
In der Nähe des Aufgangs zum Obergeschoss traf Terek Ravice an, die zusammenzuckte, als er eilig um die Ecke bog.
„Verzeiht“, sagte sie, „die Ereignisse machen nervös.“
Terek sprach ein paar beruhigende Worte und schickte dann auch sie zum Flur.
Fehlten noch Tanah und Zenira. Schrecklich, dass nur so wenige übrig waren.
In dem Moment kam Zenira, die vorhin vorgegangen war, die Treppe heruntergestiegen und sah Terek in die Augen.
Der Blick verhieß nichts Gutes.
„Da oben… Tanah…“ Sie schüttelte den Kopf.
„Nein!“, entfuhr es Terek. „Nein!“ Das durfte nicht sein!
Er schob sich an Zenira vorbei und sprang die Treppe hinauf. Einige Meter vor ihm lehnte Tanah zusammengesunken an der Wand. Noch schlimmer war der Blutfleck, der in Augenhöhe an der Wand prangte und von dem aus sich eine blutige Schleifspur bis zu Tanahs jetziger Position zog.
Schnell stürzte er zu ihr. Doch es war zwecklos.
Die einzige Person, die Terek irgendetwas persönlich bedeutet hatte, war nun auch tot.
Resigniert lehnte er sich an ein Regal.
Da dröhnte von unten Robos’ tiefe Stimme herauf:
„Hey! Suvar ist verwundet, kommt schnell!“
Nahm dieser Alptraum nie ein Ende?
Wenigstens heißt verwundet nicht tot…
Bemüht, sich nicht noch einmal umzudrehen, machte Terek sich zu den anderen nach unten auf. Er vermied es gezielt, noch einmal an den Leichen von Ordeng und Wentika vorbeizugehen.
Unten hatten sich bereits alle versammelt und warteten schon auf ihn. Tatsächlich lag Suvar unter Schmerzen am Boden. Ein Pfeil ragte aus seiner Schulter.
„Wie fühlt Ihr Euch?“, fragte er an.
„Tja, der Pfeil ist natürlich nicht besonders angenehm. Aber ich lebe noch.“
„Habt Ihr den Angreifer gesehen?“, fragte Terek ohne Hoffnung.
„Nein, es war ein Überraschungsangriff. Ich weiß nur, dass der Pfeil etwa von dort kam.“ Er zeigte auf eine mittlere Stelle des oberen Stockwerks.
„Wahrscheinlich habe ich nur überlebt, weil ich mich in dem Moment, als der Pfeil mich traf, gerade bewegt habe. Und natürlich wäre es mir lieber, wenn der Pfeil nicht länger in meiner Schulter steckte.“
Terek war kein Arzt und kannte sich auch sonst nicht mit solcherlei Wunden aus, darum fragte er in die Runde, ob jemand den Pfeil entfernen könnte.
Zenira trat näher. „Durch meine Tätigkeit als Jägerin sehe ich so eine Situation natürlich nicht zum ersten Mal. Ich könnte versuchen, den Pfeil herauszuziehen, doch schmerzhaft ist das immer.“
„Trotzdem wäre ich Euch dankbar“, sagte Suvar.
Sie hockte sich also zum Verwundeten und untersuchte die Wunde.
Terek kniete sich direkt daneben und analysierte jede ihrer Bewegungen.
„Verzeiht, wenn ich Euch dabei genau beobachte, wir können keinerlei Risiko eingehen.“
„Jaja, schon klar.“, antwortete Zenira nebenbei und konzentrierte sich dann auf ihre Aufgabe.
„Also gut“, sie packte den Pfeil fest, „das tut gleich ein bisschen weh. Bereit?“
Suvar wappnete sich: „Bringen wir’s hinter uns!“
„Alles klar. 5, 4, 3, 2 -“, Ruckartig zog sie den Pfeil heraus.
Suvar brüllte auf. „Aaaaahhhhh was sollte das, ich war ja gar nicht vorbereitet!“
„T’schuldigung“, murmelte sie, den blutigen Pfeil noch in der Hand, „ich dachte, es wäre besser, wenn es unerwartet kommt.“
Terek stieß einen Seufzer aus. Das ging noch mal gut.
„Und jetzt?“, fragte Ligg, „Was tun wir nun? Wir können ja schlecht einfach hier stehen bleiben und warten, bis etwas passiert.“
Da war etwas dran. „Aber ob wir überhaupt noch nach der Truhe suchen sollten?“, überlegte Terek laut, „Vielleicht gibt es gar keine und wir wurden nur hergebracht, um zu sterben.“
„Bestimmt“, krächzte Mogont, „ist das hier alles von der Dunklen Bruderschaft organisiert. Solange ich lebe, haben die schon Probleme gemacht!“
An diese Möglichkeit hatte er gar nicht denken wollen. Seit einer seiner Kollegen bei der Legion während den Ermittlungen über die Dunkle Bruderschaft getötet worden war, wusste er, wie gefährlich diese Gilde war.
Da sagte Ravice etwas, das Terek eine weitere Möglichkeit in Betrachtung ziehen lies:
„Aber eventuell geht es bei diesen Morden auch um das Gold. Sicherlich ist es nicht wenig, und manch einer wäre bereit, dafür zu morden.“
„Das ist auch gut möglich“, fand Terek. Das würde ihm auch wesentlich besser gefallen.
„Ich würde sagen“, schlug Robos vor, „dass wir noch einen letzten Versuch starten. Wenn wir nichts finden, müssen wir irgendwie einen Weg nach draußen bahnen.“
„Wir finden den Schlüssel aber nicht, wenn wir nur in großen Gruppen gehen.“, wandte Zenira ein, „Ich fürchte, wir müssen uns wohl oder übel trennen, wenn die Suche einen Sinn haben soll. Wir können uns ja beeilen, dann sind wir in fünf Minuten wieder hier.“
„Mir gefällt das nicht.“, machte Terek deutlich. „Aber wir haben wohl keine Wahl. Fünf Minuten.“
Nachdem alle eingewilligt hatten, strömten sie noch ein letztes Mal in die Eingeweide des Hauses. Nur Suvar blieb im Flur zurück, um sich noch etwas zu erholen.
Eilig ging der Mörder seinen Plan durch, während er zusammen mit den anderen im Gebäude ausschwärmte. Vor ihm lagen jetzt zwei Aufgaben: erstens, die Beseitigung von Robos. Er war, so glaubte der Mörder, der einzige Gast, mit dem er es nicht im offenen Kampf aufnehmen konnte. Darum musste der Assassine schnell und entschlossen zuschlagen. Wenn das getan war, würde er noch eine kleine Falle vorbereiten. Falls all das glückte, dürfte es keine Probleme mehr bei diesem Auftrag geben.
Sobald die anderen Gäste außer Sichtweite waren, rannte der Mörder schnell los und versuchte Robos an seinen schweren Schritten zu orten. Um keinen Verdacht zu erregen, hatte er abgewartet, wohin Robos wohl gehen würde und dann die entgegengesetzte Richtung eingeschlagen.
Bald schon hörte er Robos seinen schweren Körper durch die engen Räume des Erdgeschosses bewegen.
Der Assassine zog sein Kurzschwert mit einer schnellen, geübten Bewegung rechts unter seiner Kleidung hervor. Er ging jetzt langsamer und verbarg das Schwert im Rücken.
In einem der geräumigereren Gänge trafen die beiden aufeinander.
Der Mörder tat so, als habe er sich kurz erschreckt.
„Schon was gefunden?“, fragte er unverfänglich.
„Nein, leider nicht…“, antwortete Robos und schaute in den nächsten Raum.
Das Wichtigste für einen Meuchelmörder war immer der Erstschlag.
„Naja, ich such jedenfalls mal da hinten weiter.“, sagte er kurz und schickte sich an, an Robos vorbeizulaufen.
Kaum stand der Mörder in Robos’ Rücken, unterbrach er seine Schritte, wirbelte herum und rammte dem Hünen das Schwert von hinten in den Hals.
Robos erstarrte. Kaum zog der Assassine das Schwert wieder heraus, stürzte sein Opfer zu Boden. Der Riese war bezwungen.
Erleichtert steckte er das Schwert wieder weg und machte sich sofort auf den Weg, sich seinen Dolch wieder zu holen, der noch in Anitans Leiche stecken musste.
Schnell war das erledigt und der letzte Teil des Plans lief an.
Geschwind begab der Mörder sich zum Flur. Ein kurzer Blick rundum verriet, dass niemand zusehen konnte. Er trat hinaus in den Eingangsbereich.
Suvar lag noch am Boden und kurierte sich aus. „Was macht Ihr hier?“, fragte er beunruhigt und setzte sich langsam auf.
Der Mann war nicht dumm, er hatte sofort Lunte gerochen. Blitzschnell sprang der Assassine auf den Verletzten zu und rammte ihn wieder zu Boden. Dann ließ er heftige Tritte auf Suvars Brustkorb niedergehen. Wunderbar, schon war er nicht mehr so gesprächig.
Fehlte nur noch der rechte Ort…
Terek wurde das Gefühl nicht los, dass diese letzte Suche ein Fehler gewesen war.
Er lief durch das Gebäude, konnte aber nirgends auch nur die Spur eines Verstecks für Truhen finden.
Da traf er plötzlich Zenira an. „Wir gehen wieder zurück.“, sagte er entschieden.
„Aber warum, das waren keine fünf Minuten.“
„Egal“, überstimmte er sie, „Sicherheit geht vor. Los, kommt.“
Ohne sie aus den Augen zu lassen, schleifte er die Jägerin bis zum Eingangsbereich. Dort angekommen, standen ihm sofort die Haare zu Berge.
Suvar war verschwunden.
Ich Narr! Wie konnte ich so töricht sein?
Zenira blickte sich besorgt um. „Ist er etwa fort gegangen?“
„Wir müssen ihn sofort finden.“ Nur wo? Er konnte theoretisch überall sein.
„Da!“, rief Zenira und zeigte auf den linken Eingang ins Erdgeschoss, genau gegenüber von ihnen.
Tatsächlich lag Suvar dort im Gang und hatte offensichtlich Probleme.
Terek und Zenira liefen zu ihm hinüber. Als sie recht nah waren, mäßigten sie ihre Schritte und besahen sich Suvar.
Er röchelte und rang nach Atem. Terek trat auf ihn zu.
Da mühte Suvar sich ein wenig auf. „Nicht…“, presste er hervor und deutete hinter Terek. „Falle!“ Dann sank er zurück.
Noch bevor Terek sich umdrehen konnte, hörte er Zenira hinter sich nach Luft schnappen und zu Boden gehen.
Terek hatte sich umgewandt und sah Zenira leblos daliegen. Ein nur zu bekannter Dolch steckte in ihrem Nacken.
Langsam hob er den Blick zu der Person, die an Zeniras statt nun vor ihm stand.
Ravice grinste ihn an. „Hallo“, sagte sie.
Ende Teil 6
Ungereimtheiten-Aufklären und finaler Showdown dann im nächsten Teil
.
Ich hoffe, es war wieder seine Zeit wert.