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Diese Seite enthält den Text von Wir stellen vor: Famia Mercius aus The Elder Scrolls Online (Originaltitel: Meet the Character: Famia Mercius).
Inhalt
Aus den Werken von Talen-Nakal, Geschichtenerzählerin der Hellhälse
Ein Schlüpfling fragte mich einmal: „Deelith, was ist die komischste Kreatur in Trübmoor?“ Sie blickte mit Augen zu mir auf, die so groß wie die Monde waren und erwartete eine Geschichte von einem großen weißen Haj-Mota oder einem zweiköpfigen Wamasu.
Ich zuckte mit dem Schwanz und antwortete: „Kleines-Herz, du kennst diese Kreatur doch schon so gut – die komischste Kreatur in ganz Trübmoor.“
Sie verzog ihren Kiefer und ließ ihre Zunge skeptisch schnellen. „Das kann nicht sein, Deelith. Meine Füße haben mich noch nie weiter als bis nach Lilmoth gebracht. Ich weiß gar nicht, wie das Wasser in Tiefmoor schmeckt, und in den Wirbeln von Ree-An-Wo war ich auch noch nie! Was soll ich denn schon gesehen haben, was so ungewöhnlich war?“
„Warst du in Lilmoth nie im Haus aus alten Zeiten?“, fragte ich sie. Natürlich war sie das. Alle kennen diesen Ort und seine Berge an alten, nutzlosen Dingen. „Hast du nicht die Weichhaut getroffen, die dort lebt?“
„Famia?“, schnaubte sie – als wäre die Idee wie eine Wespe in ihrer Nase. „Aber sie lächelt immer nur und ist verrückt.“
Ich schüttelte meinen Kopf. „Nicht verrückt, Kleines-Herz, aber genauso fremdartig. Du willst wissen, warum sie die merkwürdigste Kreatur von allen ist? Schau dir eine Schildkröte an.“
„Die Schildkröte ist langsam und hat einen Panzer auf ihrem Rücken. Ihre Seele ist vorsichtig, so wie auch ihr Körper vorsichtig ist. Die im Baum schlafende Bandviper schlägt zu, wenn es ihr passt. Ihre Seele ist launisch und glitschig, so wie ihr Körper. Jeder Vogel, jede Bestie und jede Person in Trübmoor agiert nach ihrer Natur – außer Famia.“
Die Schuppen der Neugier zuckten über den Schlüpfling und sie lehnte sich nach vorn, um die Wahrheit in meinen Worten erriechen zu können. „Aber viele Weichhäute kommen in unser Land und suchen nach alten Statuen und nutzlosen Schätzen. Sie sammelt kaputte Töpfe und staubigen Schmuck genau wie sie.“
„Stimmt“, bestätigte ich ihr. „Aber du musst bedenken, warum sie das tun. Viele Weichhäute kommen, um uns unser Land zu stehlen – unsere Geheimnisse und sogar unsere Leben. Andere kommen, um uns zu ‚unterrichten‘ – überzeugt wie sie sind, dass wir Wilde mit Fischen im Kopf sind, die unbedingt ihr Mitleid und ihre Führung benötigen. Sowohl für Räuber als auch Missionar sind wir minderwertig. Unsere Waren und Traditionen sind Krimskrams. Aber nicht für Famia.“
Ich hob den Schlüpfling auf meinen Schoß und legte eine Hand über ihr linkes Auge. „Famia sieht mit den Augen eines Chamäleons, Kleines-Herz. Eines blickt auf den Trockenpfad. Es sucht nach muffigen Ruinen und alten Xanmeerkammern. Immer am untersuchen, erhalten und katalogisieren. Aber es sieht nichts.“
Der Schlüpfling kicherte und wand sich von meinem Schoß, während ich ihr linkes Auge öffnete und die Handfläche auf ihr rechtes Auge legte. „Das andere Auge starrt stets den Fluss hinab. Es sieht die Wahrheit unseres Volkes. Es blickt auf unsere Werke, unsere Lieder und Traditionen und sieht in ihnen Ruhm und Schönheit. Es will wie wir so gerne den Willen des Hist erkennen.“
„Und trotz alldem“, sagte ich, während ich sie wieder auf meine Beine hob. „Trotz ihrer gespaltenen Seele und ungleichen Augen lebt Famia ein glückliches Leben. Sie tanzt am Ufer des Lebens mit einem Bein im Wasser und dem anderen Bein im Sand. Ein Kind von keinem und doch von beidem.“
Ich blickte in die Augen des kleinen Schlüpflings und sah das erste Flackern des Verstehens. „Also, siehst du jetzt, wie merkwürdig sie ist?“
Ihre Lippen krümmten sich zu einem richtigen Saxhleel-Lächeln als sie nickte. „Ja, Deelith. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, komisch zu sein.“