Online:Prinz Hew und das Dreibein-Rennen

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Inhalt

Prinz Hew und das Dreibein-Rennen
Von Unterwesir Hafzifeh al-Yath

„Hafzi!“, rief Prinz Hew, während er in mein Büro stürmte. „Ist alles für das Fest der Klingen bereit?“

Ich stand auf, während ich versuchte, Corvus Dirennis „Grundlagen der Beschwörung“ mit einem Pergament zu bedecken.

Die Augen des Prinzen waren schneller. „Ihr lest schon wieder Direnni, nicht wahr? Ihr wisst, was ich von Magie im Palast halte, Unterwesir!“

„Das … gehört nicht mir, Eure Hoheit! Ich habe es von Jengesh, dem Pagen, konfisziert“, lächelte ich wenig überzeugend.

„Hmpf. Und weshalb tragt Ihr nicht Euren offiziellen Unterwesir-Turban?“

Ich warf einen Blick auf die entsetzliche magenta-und-grün-farbene Kopfbedeckung auf der Ecke meines Schreibtischs und konnte mich nur schwer zügeln, um nicht das Gesicht zu verziehen. „Es ist zu warm, um einen Hut zu tragen, Euer Magnifizenz.“

„Unsinn, es ist Mitte Erstsaat! Aber ich wollte wissen, ob die Vorbereitungen für das Fest im Zeitplan liegen. Ihr wisst, wie sehr mein Volk eine gute Party liebt!“

Ich schüttelte den Kopf. „Es sind Rothwardonen, Eure Hoheit. Sie gehen nicht wirklich oft auf Partys. Oder überhaupt jemals.“

„Das wird sich schon bald ändern! Also, ist alles für Heftet-dem-Kamel-den-Schwanz-fest bereit?“

„Ja, Eure Hoheit. Oder, es wird alles bereit sein, sobald Morad zurück ist. Er lässt gerade sein Bein eingipsen.“

„Gorapfelfang-mit-dem-Mund?“

„Wannen, Fruchtkörbe und Handtücher sind alle fein säuberlich im Westteil des Hofes aufgereiht.“

„Das Dreibein-Rennen der Stadtwachen?“

Ich räusperte mich. „Nun, da gibt es ein Problem, Eure Großartigkeit, denn keine der Wachen hat sich dafür angemeldet. Sie … zögern, da sie sich noch daran erinnern, wie Ihr Unteroffizier Zaqudh nach dem Rennen im letzten Jahr bestraft habt.“

„Er hatte geschummelt! Ich musste ihn bestrafen! Und immerhin hat er noch die meisten seiner Zehen.“

„Dennoch, ich denke nicht, dass sie mitmachen werden.“

„Hmpf.“ Der Prinz zupfte sich gereizt an seinem Schnurrbart herum. „Was ist, wenn Ihr ihnen versichern könntet, dass ich weiß, dass sie nicht schummeln werden, indem sie ihre Beine losbinden, weil sie dazu nicht imstande sein werden?“

Das war schlecht. Es bedeutete, dass der Prinz eine Idee hatte – und es war immer schlecht, wenn der Prinz eine Idee hatte. „Was meint Ihr mit ‚nicht imstande sein‘?“, fragte ich vorsichtig nach.

„Ha, ha! Dhorlun, kommt herein“, rief er. Sein Leibwächter duckte seinen Kopf unter dem Türsturz hindurch und trat aus dem Korridor herein. „Hafzi, stellt Euch vor diese Yokuda-Urne“, wies mich der Prinz an. „Dhorlun, stellt Euch neben den Unterwesir.“

Ich zuckte mit den Schultern und wir nahmen unsere Positionen ein, der Große Dhorlun an meiner Seite, mich um eineinhalb Köpfe überragend. Prinz Hew hob seine Arme in einer geheimnisvollen Geste und ich realisierte, zu meinem Entsetzen, dass er versuchte, einen Zauber zu wirken – doch bevor ich Protest einlegen konnte, war es vollbracht. Der Zauber war gewirkt, die Magicka wogte über mich hinweg und ich fühlte, wie sich mein linkes Bein an Dhorluns rechtes schweißte. „Nein!“, schrie ich. „Hoheit, was habt Ihr getan?“

Der Prinz zwirbelte selbstzufrieden seinen Schnauzbart. „Dachtet Ihr, Ihr seid der Einzige, der Corvus Direnni lesen könnte, Hafzi? Ich nahm den Satz für die Bindung aus Korons Gebieterischen Zitationen und entdeckte, dass ich ihn auch nutzen konnte, um andere Dinge zu binden, nicht nur den Willen eines Daedra! Eindrucksvoll, oder?“

Ich glotzte ihn einfach nur an. In der Zwischenzeit sah der Große Dhorlun an unseren magisch-gebundenen Beinen herunter, knurrte und versuchte dann, vorwärts zu gehen. Ich musste ihn am Arm packen, um nicht hintüber zu kippen, und selbst dadurch hätte ich uns beide fast zu Boden gerissen. Dhorlun schüttelte seinen Kopf. „Das ist schlecht, Meister. Mag das nicht. Macht es weg, Meister.“

„Oh, na gut. Die Bindung sei aufgehoben!“, sagte der Prinz und machte den Zauber rückgängig, fügte jedoch einen nicht zu empfehlenden gestischen Schnörkel hinzu, der viel zu viel Magicka kanalisierte. Dhorlun und ich flogen auseinander, wurden in die entgegengesetzten Ecken des Raumes geschleudert und die uralte yokudanische Urne hinter uns zersplitterte in einer beeindruckenden Explosion.

Plötzlich erschien eine wirbelnde Wolke über dem zerbrochenen Gefäß und eine dumpf tönende Stimme schrie „Frei! FREI! Nach einem Äon eingesperrt in dieser stinkenden Kanne bin ich endlich frei!“ Die Wolke fügte sich blitzschnell zu einem schwebenden Torso mit einem behelmten Kopf und vier Armen zusammen, von denen jeder einen beachtlichen Krummsäbel in Händen hielt. „Nun nehme ich Rache an der Welt der Sterblichen!“

Die Krummsäbel begannen, bedrohlich zu wirbeln. Ich sah zu Dhorlun hinüber, doch er war mit dem Kopf voran in meiner Marmorbüste der Morwha gelandet und noch immer bewusstlos. „Hoheit!“, brüllte ich. „Nutzt Euren Zauber! Bindet dieses Ding, bevor es uns zu Horsd'œuvres verarbeitet!“

Prinz Hews Augen stierten mich erschrocken an. „Ich k-kann nicht! Der Zauber, der die Bindung aufhob, hat mich all meiner Magicka beraubt! Es ist nun an Euch, Hafzi!“

Ich duckte mich, als zwei Krummsäbel über meinen Kopf hinweg pfiffen und hinter meinem Schreibtisch einschlugen. Das Ding befand sich zwischen mir und der Tür – es WAR an mir, es zu binden, doch ich hatte schon seit Monaten keinen Zauber mehr gewirkt. Prinz Hew kreischte auf, als ein Krummsäbel die Tassel seines goldenen Fes kürzte. „Korons Gefängnis, Hafzi! Das ist unsere einzige Chance!“

„Nur braucht man dafür einen Behälter, und die Urne ist nur noch ein Haufen Scherben!“

„Nehmt das!“ Und der Prinz warf mir den magenta-und-grün-farbenen Unterwesir-Turban zu.

Drei Krummsäbel schlugen in meinen Schreibtisch ein und verarbeiteten ihn zu Brennholz, während ich den Turban umstülpte und Korons Unverwüstliches Gefängnis zauberte. „NEIN!“, brüllte der Dämon, als er in dem verhassten Hut verschwand. „Ich verabscheue den Geruch von Haaröl …!“

Und dann war er fort. Ich zitterte noch immer am ganzen Leib, doch Prinz Hew blinzelte, atmete tief ein und lächelte dann. „Ach, lief doch gar nicht so schlecht, oder? Zumindest nicht so schlecht wie die Eisenregatta oder die Sache mit dem Toku-Gava-Haustierchen! Also, wo waren wir?“

Ich half dem Großen Dhorlun aus dem Marmorstaub der zerschmetterten Statue auf. „Wir waren dabei, das Dreibein-Rennen der Wache abzusagen, erinnert Ihr Euch?“

„Ich nehme an, Ihr habt recht, Hafzi. Wie so oft.“ Seine Stimmung hellte sich auf. „Ich hab's! Nach dem Gorapfel-Wettbewerb müssen sie mit ihren Armbrüsten die Frucht von den Köpfen der Verlierer schießen! Oh, und … schafft diesen Turban fort.“