Online:Der Rote Fluch, Band 2

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Inhalt

Der Rote Fluch, Band 2
von Dettethor Pantenne

Ich zitterte und wickelte meinen Umhang enger um mich, während ich dem vorwärts weisenden, knorrigen Finger des zahnlosen alten Reikmannen folgte, der seine Worte zwischen kehligem Lachen ob meines Unbehagens krächzend hervorbrachte. Meine Augen folgten dem Pfad in die Hügel und ruhten schließlich auf einem Höhleneingang in der Ferne, der durch den beißenden Schnee kaum auszumachen war, und stählte mich für den bevorstehenden Marsch. Obschon meine physischen und mentalen Reserven nahezu aufgebraucht waren, wusste ich, dass meine Bestrebungen ihrer Erfüllung näher waren als je zuvor. Und trotz der späten Stunde und trotz der bitteren Kälte war ich entschlossen, das Grabmal des Roten Adlers noch in dieser Nacht zu erreichen.

Obgleich die Kräfte, die mir von meinen daedrischen Gönnern gewährt worden waren, beachtlich ausfielen, stand Durchhaltevermögen nicht auf der Liste, und als ich den Höhleneingang erreichte, brach ich erschöpft zusammen. Während ich dort lag, ohne dass ich auch nur die Tatkraft besessen hätte, mich selbst in das Höhleninnere zu ziehen, begann ich flatterndes Flüstern und weit entfernte Hörner zu hören, die mich vorwärts, hin zu meinem Schicksal riefen. Mit dieser geisterhaften Musik in den Ohren kroch ich in den Höhleneingang, schlang alles, was ich hatte, um meinen Leib und fiel in schwarzen, traumlosen Schlaf.

Ich erwachte durch den Gesang der Vögel und das Licht, die, wie in meiner Jugend, meinen Sinnen noch immer zuwider waren, und zog mich rasch in die Dunkelheit der Höhle zurück. Ich wusste, dass mein Ziel weiter unten, in der Tiefe lag. Warme Luft drang aus dem Inneren der Höhle und zog mich weiter in sie hinein, während die Hörner von irgendwo weit unten empor hallten. Als ich diesen Wegweisern folgte, breitete sich in meiner Brust ein Gefühl der Enge aus, doch hoffte ich, bald meinen viel geschmähten Ahnen zu erreichen.

Die Fallen, die ausgelegt waren, um Eindringlinge und Grabräuber von ihren Vorhaben abzubringen, stellten für meinen Intellekt ein Kinderspiel dar. Ich war also stets auf der Hut, während ich mir meinen Weg tiefer in die Krypta bahnte. Die Höhlenwände verengten sich und die rauen, geriffelten Felswände machten nach und nach behauenem Stein und in ihn gemeißelten Wandbildern Platz. Meine Finger erkundeten diese Bilder und strichen über das Schwert des Roten Adlers, während es Schneisen durch Tausende von Männern schlug. Die wispernden Stimmen und fremdartigen Hörner wurden lauter, in meinem Kopf nahm der Druck zu und meine Sinne waren getrübt. Doch mein Geist war wach, sodass ich bald gewiss war, dass mein Aufstieg, nach jahrelanger Forschung, kurz bevor stand.

Ich bog um eine letzte Ecke und fand mich direkt im Grabmal des Roten Adlers wieder. Ein schlichter und schmuckloser Sarkophag thronte auf einem Podest in der Mitte der Kammer. Neben ihm, auf einem Sockel, lag das Unheil des Roten Adlers, sein großartiges Schwert. Wie von Sinnen rannte ich zu ihm und hielt dann inne. Mein Atem ging schnell und schwer, die Stimmen und Klänge waren verstummt, ersetzt von einem allumfassenden, schweren, wilden und erwartungsvollem Atem.

Meine Hand schwebte über dem Schwertgriff, meine Finger gierig und gekrümmt, Furcht vermischte sich mit Spannung. Vorsichtig griff ich hinab und packte die Klinge, hob sie vor mich und starrte, wie von deren Anblick gelähmt.

Mein Verstand weigert sich fast vollends, sich zu erinnern, was als Nächstes geschah, denn Erinnerungen an solches Grauen müssen gut weggeschlossen bleiben, will der Geist, der sie birgt, nicht verrückt werden.