Online:Der Rote Fluch, Band 1

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Inhalt

Der Rote Fluch, Band 1
von Dettethor Pantenne,

Als ich noch ein Kind war, war ich kränklich und verdrießlich, ein schwächliches, ans Bett gefesseltes Bürschlein. Die große, weite Welt kannte ich vor allem durch die Fenster meines Zimmers, in der relativen Sicherheit des weitläufigen Anwesens meiner Familie. Die flirrenden Lichtstrahlen und Farben, die durch die großen Fenster in mein Zimmer fielen, ließen meine Ängstlichkeit und Furcht vor der Welt dort draußen, die ich während meiner Bettruhe geradezu kultiviert hatte, nur weiter anwachsen. Da die materielle Welt für meine geschwächte Gestalt einen Ort des Schreckens und der Anspannung darstellte, fand ich Trost im geschriebenen Wort und verlor mich in den tiefen Mysterien Nirns.

Während ich zahllose Leben lebte und auf diese Weise vielerlei Dinge erfuhr, brannte sich eine bestimmte Legende, die vom Roten Adler, dem König der Reikmannen, am tiefsten in mein Gedächtnis ein. War ich auch der Spross einer Familie stolzer Bretonen, ersann ich eine Verbindung zwischen mir und dem König des Reik, Faolan. Da sich diese Lüge zunehmend in mein Herz eingegraben hatte, konzentrierte ich meine Studien immer mehr auf die dunklen Künste, in der Hoffnung, einen Weg zu finden, den Eid des Roten Adlers zu erfüllen und ihn wieder ins Leben zurückzuholen. Durch meine Machenschaften würde er über den Reik herrschen, mit flammendem Schwert in der einen Hand und mich, als seinen vertrauten und geliebten Wesir, an der anderen Hand.

Als ich heranwuchs, klangen meine Leiden ab und ließen mich zwar schwach, aber nicht länger bettlägerig zurück. Zudem ermöglichte mir die Großzügigkeit meiner Familie, meine Nachforschungen eigenständig auszuweiten. Meine eigenartige Verschrobenheit wurde aufgrund meines Ranges und der nahezu vollständigen Abschottung in meiner Jugend hingenommen.

Unweigerlich führten mich meine Studien zu den Daedra. Tief in der Nacht, in der Dunkelheit, im Inneren des Anwesens meiner Familie, führte ich uralte Rituale in fremden Zungen durch, ließ schändliche Dämonen erstehen und stellte ihnen Fallen, um sie mit meinen Fragen zu traktieren. Oft ignorierten sie meine Beschwörungen, versprachen mir große Macht und Reichtümer, würde ich sie nur von ihren magischen Ketten befreien. Mag ich auch körperlich schwach gewesen sein, so war mein Verstand doch stets unerschütterlich, sodass ich ihren honigsüßen Worten widerstand und sie schließlich akzeptierten, dass der einzige Weg zur Freiheit darin lag, sich zu fügen.

Wieder und wieder spielte sich dasselbe ab und Stück für Stück bekam ich die Informationen, nach denen ich verlangte, doch nie war mir dies genug. Langsam trugen ihre vergifteten Versprechungen Früchte und ich redete mir ein, ich könnte womöglich diese vom Reich des Vergessens verfluchten Seelen überlisten. Meine eigene Selbstüberschätzung ließ mich glauben, ich könne ihre Gaben annehmen und trotzdem die Kontrolle behalten.

Wie naiv ich damals gewesen bin und wie unerbittlich mich die Wahrheiten, die ich nun kenne, heimsuchen. Einmal mehr finde ich Trost in der Abgeschiedenheit des Anwesens meiner Ahnen. Die Angst vor der Welt außerhalb ist um ein Vielfaches stärker zurückgekehrt. Mag ich auch fieberhaft nach einem Ausweg suchen, weiß ich doch tief im Herzen, dass seine Fratze zeigen wird. Es gibt eine Finsternis, die in den Wurzeln Nirns lebt, und sobald man ihrer gewahr wurde, gibt es kein Entrinnen mehr.