Online:Das Jahr 2920, Band 15

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Inhalt

Das Jahr 2920, Band 15

2920: Das letzte Jahr der Ersten Ära

Von Carlovac Stadtweg

4. Sonnenhöhe 2920 Die Kaiserstadt, Cyrodiil

Kaiser Reman III und sein Potentat Versidue-Shaie machten einen Spaziergang in den kaiserlichen Gärten. Die nördlichen Gärten, die übersät waren mit Statuen und Springbrunnen, passten zur Stimmung der Kaisers und waren außerdem in der Hitze des Sommers die kühlste Gegend der Stadt. Streng geordnete, mehrstöckige Blumenbeete in blaugrau und grün ragten beiderseits des Weges in die Höhe.

„Vivec hat dem Friedensangebot des Prinzen zugestimmt“, sagte Reman. „Mein Sohn wird binnen zwei Wochen zurückkehren.“

„Das sind hervorragende Nachrichten“, antwortete der Potentat vorsichtig. „Ich hoffe, dass die Dunmer das Abkommen auch einhalten. Wir hätten vielleicht mehr fordern können. Die Festung beim Schwarztor zum Beispiel. Aber ich nehme an, der Prinz weiß schon, was angemessen ist. Sicher würde er das Kaiserreich nicht einfach um des Friedens Willen verkrüppeln.“

„In letzter Zeit denke ich oft an Rijja, und ich frage mich, was sie dazu gebracht hat, mir nach meinem Leben zu trachten“, sagte der Kaiser, und er hielt inne und betrachtete eine Statue der Sklavenkönigin Alessia, bevor er weiterging. „Das einzige, was mir als Grund einfällt, ist, dass sie meinen Sohn zu sehr bewundert hat. Auch wenn sie mich wegen meiner Macht und meiner Persönlichkeit geliebt hat, ist er doch jung und attraktiv, und eines Tages wird er meinen Thron erben. Sie muss sich gedacht haben, dass sie einen Kaiser haben könnte, der sowohl jung als auch mächtig ist, wenn ich erst tot bin.“

„Der Prinz … war Teil dieser Verschwörung?“, fragte Versidue-Shaie. Es war ein schwieriges Spiel, vorauszuahnen, wo der Verfolgungswahn des Kaisers als nächstes zuschlagen würde.

„Oh, das glaube ich nicht“, antwortete Reman mit einem Lächeln. „Nein, dazu liebt mein Sohn mich zu sehr.“

„Wusstet Ihr, dass Corda, Rijjas Schwester, eine Initiatin des Morwha-Konservatoriums in Hegathe ist?“, fragte der Potentat.

„Morwha?“, fragte der Kaiser. „Ich habe es vergessen: Welcher Gott war das gleich nochmal?“

„Lüsterne Fruchtbarkeitsgöttin der Yokudaner“, antwortete der Potentat. „Aber nicht zu lüstern, wie Dibella. Sittsam, aber definitiv sexuell.“

„Ich bin fertig mit lüsternen Frauen. Die Kaiserin, Rijja, alle zu lüstern; Lust nach Liebe führt zu Gier nach Macht“, sagte der Kaiser mit einem Schulterzucken. „Aber eine angehende Priesterin mit einem gewissen Maß an gesundem Appetit hört sich genau richtig an. Was sagtet Ihr da gleich noch wegen dem Schwarztor?“

6. Sonnenhöhe 2920 Festung Thurzo, Cyrodiil

Rijja stand da und schaute stumm auf den kalten Steinboden, während der Kaiser sprach. Er hatte sie noch nie so bleich und freudlos gesehen. Sie hätte sich zumindest darüber freuen können, dass er sie freiließ und sie in ihr Heimatland zurückkehren konnte. Wenn sie jetzt aufbrechen würde, könnte sie zum Händlerfest in Hammerfall sein. Nichts, was er sagte, rief irgendeine Reaktion bei ihr hervor. Die eineinhalb Monate in der Festung Thurzo schienen sie gebrochen zu haben.

„Ich habe darüber nachgedacht“, sagte der Kaiser schließlich, „deine jüngere Schwester Corda eine Weile in den Palast zu holen. Dort würde es Ihr sicher besser gefallen als im Konservatorium in Hegathe, meinst du nicht?“

Endlich eine Reaktion. Rijja schaute den Kaiser mit animalischem Hass an und warf sich wutentbrannt auf ihn. Ihre Fingernägel waren während ihrer Gefangenschaft lang gewachsen, und sie kratzte sie ihm über sein Gesicht und in seine Augen. Er heulte vor Schmerz auf, und seine Wachen zogen sie von ihm weg und schlugen mit ihren Schwertknaufen auf sie ein, bis sie bewusstlos zusammenbrach.

Sofort wurde nach einem Heiler gerufen, aber Kaiser Reman III hatte sein rechtes Auge verloren.

23. Sonnenhöhe 2920 Balmora, Morrowind

Vivec zog sich aus dem Wasser und fühlte, wie die Hitze des Tages von seiner Haut gewaschen wurde. Einer seiner Diener reichte ihm ein Handtuch. Sotha Sil sah seinem alten Freund vom Balkon aus zu.

„Sieht aus, als hättet Ihr Euch ein paar neue Narben geholt, seit wir uns das letzte Mal sahen“, rief der Zauberer.

„Azura steh mir bei, dass eine Weile keine neuen mehr dazukommen“, lachte Vivec. „Seit wann seid Ihr hier?“

„Seit etwas mehr als einer Stunde“, antwortete Sotha Sil und ging hinunter zum Rand des Beckens. „Ich dachte, ich käme, um einen Krieg zu beenden, aber scheinbar habt Ihr das ohne mich geschafft.

„Ja, achtzig Jahre ist lang genug für eine ununterbrochene Schlacht“, antwortete Vivec und umarmte Sotha Sil. „Wir mussten Zugeständnisse machen, aber das Kaiserreich ebenfalls. Wenn der alte Kaiser tot sind, könnte uns ein goldenes Zeitalter bevorstehen. Prinz Juilek ist sehr weise für sein Alter. Wo ist Almalexia?“

„Sie holt den Herzog von Gramfeste ab. Bis morgen Nachmittag sollten sie hier sein.“

Die Männer wurden abgelenkt von einer Reiterin, die durch die Stadt zum Vordereingang des Palastes ritt. Es war schwer zu übersehen, dass die Frau seit einiger Zeit in vollem Galopp geritten war. Sie empfingen sie im Arbeitszimmer, wo sie schwer atmend eintrat.

„Wir wurden hintergangen“, keuchte sie. „Die kaiserliche Armee hat das Schwarztor eingenommen.“