Online:Abba Arls Geschichten: Die Fette Mutter

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Inhalt

Abba Arls Geschichten: Die Fette Mutter

Eines Morgens fragte Abba Arl die Kinder: „Kennt ihr die Fette Mutter, die eine unserer Eltern ist?“

Die Kinder schüttelten den Kopf und sagten: „Nein, Abba. Wir wissen nichts über die Fette Mutter. Erzählt Ihr uns von ihr?“

Abba nickte und erzählte diese Geschichte:

„Bevor das Volk die Felder bestellte, aß es nichts als das Fleisch der wilden Tiere. Eines Morgens gingen die Jäger auf die Jagd und fanden keine wilden Tiere. Und so sagte der Häuptling zu seinem Volk: ‚Wir haben alle Tiere getötet und nun nichts mehr zu essen. Wir müssen diesen Ort hier verlassen und anderswo neue Tiere finden.'

Und so geschah es, dass das Volk seine Sachen packte und auf der Suche nach Nahrung zu wandern begann. Unter diesen Wanderern befand sich auch Orsa, die vom Volk gemieden wurde. Sie mieden sie, weil sie fett war und ihr Anblick unschön.

Eines Tages kam das Volk an den Fuß eines hohen Berges. Und sie begannen ein Wehklagen: ‚Wir sind so hungrig! Wenn wir nicht bald essen, werden wir sicher sterben. Wir können diesen Berg nicht ohne Nahrung erklimmen!'

Als sie das hörte, trat Orsa vor und sprach: ‚Brüder und Schwestern des Volkes, ihr habt mich gemieden, doch ich liebe euch dennoch. Kommt und trinkt aus meiner linken Brust, damit ihr die Kraft habt, den Berg zu erklimmen.' Das Volk war hocherfreut darüber und trank, bis es satt war. Mit dem Bau voller Milch erklomm das Volk den Berg und kam nicht ums Leben. Und dennoch behandelten sie Orsa weiterhin schlecht.

Tage vergingen, und dann kam das Volk an einen Fluss. Erneut begann ein Wehklagen: ‚Wir sind so hungrig! Wenn wir nicht bald essen, werden wir sicher sterben. Wir können diesen Fluss nicht ohne Nahrung überwinden!'

Also sprach Orsa: ‚Noch immer meidet ihr mich, aber noch immer liebe ich euch. Kommt und trinkt aus meiner rechten Brust, damit ihr die Kraft habt, den Fluss zu überwinden.' Und abermals trank das Volk, bis es satt war. Sie schwammen durch den Fluss, und nicht einer von ihnen kam ums Leben. Und auch nach diesem Ereignis mied das Volk Orsa und ließ sie nicht an seiner Gesellschaft teilhaben.

Mehr Zeit verging, und das Volk erreichte den Rand einer großen Wüste. Erneut wehklagte das Volk: ‚Wir sind so hungrig! Wenn wir nicht bald essen, werden wir sicher sterben. Wir können diese Wüste nicht ohne Nahrung durchqueren!'

Das Volk wandte sich hilfesuchend an Orsa. ‚Möchtest du uns nicht erneut füttern, fette Frau?', fragte das Volk.

‚Das kann ich nicht', sagte Orsa. ‚Ihr habt am Fuß des Berges aus meiner linken Brust getrunken, und am Ufer des Flusses von meiner rechten Brust. Ich habe keine Milch mehr für euch.'

Das Volk war darüber zutiefst erschüttert und fiel weinend auf die Knie.

In dieser Nacht betete Orsa zu den Sternen und sagte: ‚Oh Sterne, was soll ich nur tun? Ich habe keine Milch mehr für mein Volk.' Ohne Nahrung werden wir sicher ums Leben kommen.'

Die Sterne antworteten ihr und sprachen: ‚Orsa. Warum weinst du um dein Volk? Meidet es dich denn nicht, macht es denn nicht grausame Witze auf deine Kosten? Dir wäre doch sicher besser gedient, wenn sie stürben und dir der Schmerz erspart bliebe, mit ihnen zu leben.'

‚Nein', sagte Orsa. ‚Ich habe keinen Ehemann, weil ich fett bin und mein Anblick unschön. Ich habe keine eigenen Kinder. Dieses Volk ist zu meinen Kindern geworden, und ich muss mich um sie kümmern.'

Und so erbarmten sich die Sterne ihrer. ‚Orsa, wir werden dir helfen, dich um das Volk zu kümmern, und wir werden dir viele Kinder geben, aber du musst uns etwas versprechen.'

‚Alles!', rief Orsa.

Die Sterne sprachen: ‚Wenn jemand aus dem Volk dich schlecht behandelt, und sei es auch nur einen Augenblick lang, dann musst du ihn schlagen. Sie dürfen nie vergessen, dass sie dich gut behandeln müssen.'

‚Ich verspreche, das zu tun', sagte Orsa.

Und so woben die Sterne ihre stärkste Magie und verwandelten Orsa in eine dicke, fette Biene. Das Volk lernte, den Honig aus ihrem Stock zu essen, und überlebte so die Reise durch die Wüste hin zu seiner neuen Heimat. Aber die Fette Mutter hielt ihr Versprechen. Wenn das Volk sie schlecht behandelte, stachen Orsa und ihre vielen Kinder sie, um sie daran zu erinnern, welches Glück sie gehabt hatten. Und so ist es auch bei uns.“

Als Abba seine Geschichte beendet hatte, lächelten die Kinder breit und baten Abba um eine große Portion Honig von der Fetten Mutter.