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Diese Seite enthält den Text von Cherims Herz von Anequina aus The Elder Scrolls IV: Oblivion.
Inhalt
Gespräche mit Tapisseristen Achtzehnter Band Cherims Herz von Anequina von Livillus Perus Professor an der Kaiserlichen Universität
Ein Zeitgenosse von Maqamat Lusign (im Band siebzehn dieser Reihe porträtiert) ist der Khajiti Cherim, dessen Wandbehänge seit fast dreißig Jahren überall im Reich als Meisterwerke bejubelt werden. Seine vier in Elsweyr gelegenen Fabriken stellen Reproduktionen seiner Werke her, doch seine Originaltapisserien erzielen Spitzenpreise. Der Kaiser selbst besitzt zehn Wandbehänge von Cherim, und seine Repräsentanten verhandeln zur Zeit um den Kauf von fünf weiteren.
Die Verwendung gedämpfter Farben, die zu den leuchtenden Hauttönen der von Cherim abgebildeten Personen im Kontrast stehen, markiert eine deutliche Abkehr vom Alten Stil der Tapisserie. Seit einigen Jahren entnimmt er seine Themen den sagenhaften Geschichten der Antike: die Zusammenkunft der Götter, um die Erschaffung der Welt zu besprechen; die Chimer, die dem Propheten Veloth nach Morrowind folgen; der Kampf der Wildelfen gegen Morihaus und seine Legionen am Weißgoldturm. Seine frühen Werke befassten sich mit zeitgenössischeren Themen. In seiner Villa in Orkrest hatte ich Gelegenheit, mit ihm über eines seiner ersten Meisterwerke zu sprechen, das Herz von Anequina.
Das Herz von Anequina stellt eine historische Schlacht des Fünfjährigen Krieges zwischen Elsweyr und Valenwood dar, der zwischen 3E 394 (oder 3E 395, je nachdem, wann man den Anfang des Krieges datiert) und 3E 399 wütete. Den meisten verlässlichen Berichten nach dauerte der Krieg 4 Jahre und 9 Monate, aber die künstlerische Freiheit der großen epischen Dichter hat diese schreckliche um weitere drei Monate verlängert.
Die Einzelheiten der Schlacht sind in Cherims Interpretation ausführlich dargestellt. Die einhundertzwanzig Waldelf-Bogenschützen unterscheiden sich voneinander, und angesichts der anrückenden Khajiti-Armee steht in ihren Gesichtern die Angst geschrieben. Ihre Kettenpanzer fangen das gedämpfte Licht der Sonne ein. Die bedrohlichen Schatten der Kampfkatzen Elsweyrs zeichnen sich auf den Hügeln ab, jeder Muskel angespannt, bereit, sich auf Befehl auf den Feind zu stürzen. Es überrascht nicht, dass er alle Einzelheiten naturgetreu verewigt hat, denn Cherim stand als Infanterist der Khajit selbst mitten im Gefecht.
Jedes kleinste Teil der traditionellen Khajiti-Rüstung der Soldaten im Vordergrund ist zu erkennen: der gestickte Besatz und das Streifenmuster der Tuniken, jede lackierte Platte der locker geschnittenen Lederrüstung im Elsweyr-Stil, die Helme aud Stoff und gewelltem Silber.
„Cherim versteht den Sinn der Panzerrüstung nicht“, sagte Cherim. „Zum einen ist es darin so heiß, als würde man verbrennen und gleichzeitig lebendig begraben werden. Cherim trug sie nach dem Willen unserer Nord-Berater in der Schlacht um Zelinin, und Cherim konnte sich nicht einmal umdrehen, um zu sehen, was die anderen Khajiti taten. Cherim hat einige Skizzen angefertigt für eine Tapisserie der Schlacht um Zelinin, aber Cherim findet, dass, wenn es realistisch sein sollte, die Figuren sehr mechanisch wirkten, wie eiserne Golems oder Dwemer-Zenturios. So wie Cherim die Khajiti-Befehlshaber kennt, würde es Cherim nicht überraschen, wenn der Verzicht auf die schweren Panzerrüstungen eher ästhetische als praktische Gründe hatte.“
„Elsweyr hat doch aber die Schlacht um Zelinin verloren?“
„Ja, aber Elsweyr gewann den Krieg; das fing schon bei der nächsten Schlacht um das Herz von Anequina an“, sagte Cherim mit einem Lächeln. "Das Kriegsglück wendete sich, sobald wir Khajiit unsere Nord-Berater nach Einsamkeit zurückschickten. Wir mussten das ganze schwere Rüstzeug loswerden, die sie uns gebracht hatten, und genug traditionelle Rüstungen finden, in der sich unsere Truppen wohl fühlten. Der Hauptvorteil der traditionellen Rüstung bestand darin, dass wir uns leicht darin bewegen konnten, wie aus den natürlichen Posen der Soldaten auf dem Wandbehang ersichtlich ist.
„Wenn Ihr jetzt den armen durchlöcherten Cathay-raht anseht, der unten im Hintergrund weiterkämpft, erkennt Ihr den zweiten Vorteil. Es hört sich sonderbar an, aber eine der besten Eigenschaften der traditionellen Rüstung ist die, dass ein Pfeil entweder davon abprallt, oder gleich ganz hindurch geht. Eine Pfeilspitze hat einen Widerhaken, damit sie dort stecken bleibt, wo sie trifft, wenn sie nicht völlig durchschlägt. Ein Soldat in der traditionellen Rüstung hat dann eben ein Loch im Körper und den Pfeil auf der anderen Seite. Unsere Heiler können eine solche Wunde leicht in Ordnung bringen, wenn sie nicht tödlich ist; steckt der Pfeil aber noch in der Rüstung, wie es bei der schweren Rüstung leicht passiert, so wird die Wunde bei jeder Bewegung weiter aufgerissen. Es sei denn, der Khajiit befreit sich von der Rüstung und zieht den Pfeil heraus, wie wir es bei der Schlacht um Zelinin machen mussten. Ein gelinde gesagt schwieriger und zeitraubender Prozess in der Hitze des Gefechts.“
Dann fragte ich ihn: „Gibt es ein Selbstporträt von Euch in dieser Schlacht?“
„Aber ja“, sagte Cherim und grinste erneut. „Seht Ihr dort die kleine Gestalt des Khajiit, der den toten Waldelfen um seine Ringe erleichtert? Er steht mit dem Rücken zu uns, aber er hat einen braun-orange gestreiften Schwanz, genau wie Cherim. Cherim sagt nicht, dass alle Vorurteile über Khajiit zutreffend sind, aber manchmal muss Cherim doch zugeben, dass etwas Wahres dran ist.“
Ein ironischer Stil der Selbstdarstellung ist auch in den Wandbehängen von Ranulf Haken offenkundig; dieser Künstler wird im neunzehnten Band der vorliegenden Reihe interviewt.