Morrowind:Die Insel der Schmuggler

< Artikel

Diese Seite enthält den Text des Buches Die Insel der Schmuggler aus The Elder Scrolls III: Morrowind.

Inhalt

Die Insel der Schmuggler
von
Quarde Anarion


Es dauerte etwas über eine Stunde, bis Harithoel die Insel von einem Ende zum anderen abgesucht hatte. Er kehrte zu S'Riizh zurück, der dort war, wo er ihn verlassen hatte, halbvergraben im Sand, um seine gebrochenen Knochen zusammen zu pressen. Einer der Kisten mit Mondzucker war offen.


„Du probierst die Waren?” fragte Harithoel wütend.


„Es nimmt den Schmerz,” sagte S'Riizh. „Wie weit weg sind wir?”


„Wir sind nicht bis zum Festland gekommen,” sagte Harithoel. „Ich kann die Küste überhaupt nicht sehen. Aber das ist noch nicht alles. Ich habe nirgendwo etwas Essbares gefunden. Nur Unkraut und ein paar dürre Bäume.”


„Und keine weiteren Überlebenden?” fragte S'Riizh.


„Nein, es sieht so aus, als wären wir die einzigen. Ich denke, wenn man es positiv sieht, dann müssen wir, wenn wir gerettet werden, die Gewinne nur durch zwei anstatt durch zwölf teilen.”


„So werden wir entweder reich oder tot sein,” sagte S'Riizh. „Das ist ein Trost.”


S'Riizh war zu mitgenommen um eine große Hilfe zu sein, aber Harithoel war in der Lage, indem er die Sandpflanzen verwob, einen einfachen Schutz zu errichten. Als die Nacht einbrach auf der kleinen Insel, besprachen die beiden Männer den Schmuggel und was schief gelaufen war. Ihr Boot, beladen mit fünf Kisten mit Mondzucker, sollte sich mit einem anderen Schiff, der Sanchariot, vor der Küste von Hla Oad treffen. Wer hätte den Sturm vorhersagen können? Wer hätte geahnt, dass alle ertrinken würden, vom kühnen Kapitän bis zu der geheimnisvollen Gestalt mit Verbindungen zum Königshaus, jeder bis auf S'Riizh und Harithoel. Sie beschlossen, dass es eine Laune Boethiahs gewesen sei, oder eines der anderen Daedra mit grausamem Sinn für Humor.


Ihr erstes Ziel war es, frisches Wasser zu finden, doch es wurde zu einer vergeblichen Suche. Harithoel grub tief, aber es gab keine Quellen unter der Insel, nur Sand und Felsen. S'Riizh fühlte Panik in sich aufsteigen, bis er den kleinen, schnellen goldenen Fisch am Ufer der Insel schwimmen sah. Er hatte irgendwo gelesen, dass Fische nicht nur Nahrung waren, sondern dass man immer etwas frisches Wasser in ihnen finden konnte. Wenn er einen fangen könnte, würden die beiden Männer gerettet sein. Mit seinen gebrochenen Beinen war er ein armseliger Verfolger und er musste sich schnell darauf beschränken, Steine nach den flinken, gewandten kleinen Fischen zu werfen.


Harithoel beobachtete S'Riizhs nutzlose Bemühungen eine Zeitlang, bevor er sich an die Arbeit machte. Er benutzte sein kleines Messer, um einen langen, geraden Ast so lange zu bearbeiten, bis er einen Speer angefertigt hatte. Wieder und wieder warf er den Speer nach den Fischen, aber er hatte nicht mehr Erfolg als S'Riizh mit seinen Steinen.


„Hast Du schon jemals einen Speer benutzt?” fragte S'Riizh.


„Es ist nicht meine bevorzugte Waffe,” entgegnete Harithoel ruhig, beobachtete seine Beute und verfehlte wieder einmal, Wasser spritzte auf und er fluchte. „Nchow!”


S'Riizh lachte: „Willst Du einen Stein?”


Harithoel ignorierte S'Riizh und murmelte, „Der Trick, habe ich gehört, ist vorauszusehen, wohin das Ziel sich bewegt und den Speer dorthin zu richten, nicht dahin, wo sie jetzt sind. Ich muss sie nur etwas länger beobachten. Warum können sie nicht einfach gradlinig schwimmen?”


Nach einer Stunde schaffte es Harithoel mit Glück, einen Fisch aufzuspießen. Die Männer rissen ihn auseinander und aßen ihn roh. Als die Tage und Wochen vergingen, wurde Harithoel besser und besser, bis er schnell und mit großer Präzision zuschlagen konnte. Er konnte einen Fisch treffen, indem er den Speer nach ihm warf oder indem er sich auf einen Fisch zu seinen Füßen stürzte. S'Riizh machte Feuer, aber da er hinkte, musste er sich auf Harithoel verlassen, der die Nahrung besorgte.


Fast zwei Monate, nachdem sie an die Küste geschwemmt wurden, sahen die Männer ein Schiff am Horizont. Sie entfachten ein großes Feuer und die Schiffsbesatzung entdeckte es. Als es näher kam, sahen sie, dass es die Sanchariot war, genau das Schiff, das sie in der Nacht des Sturms treffen sollten. Die Schmuggler an Bord würden ihnen gutes Geld für den Mondzucker bezahlen. Glücklicherweise hatte S'Riizh nur ein wenig davon verbraucht, so dass sie immer noch fünf fast volle Körbe hatten. Sie würden nicht nur gerettet werden, sie würden reich werden, genau wie Harithoel es gesagt hatte.

Aufgeregt wollte Harithoel S'Riizh auf die Füße halfen, doch der Mann erhob sich von alleine.


„Du kannst laufen!” sagte er lachend. „Es ist ein Wunder!”


„S'Riizh ist aber noch nicht so standhaft,” sagte S'Riizh. „Kannst Du die Körbe einsammeln?”


Harithoel, entzückt von der langerwarteten Rettung, begann die Körbe aufzuheben und aufzustapeln. „Hättest Du mir doch gesagt, dass Du gehen kannst, Kamerad. Ich hätte Deine Hilfe beim Aufspießen der Mahlzeiten in all diesen Monaten gebrauchen können.”


„S'Riizh hat doch zugesehen,” sagte S'Riizh. „Du wärst erstaunt, wie viel man durch Zusehen lernen kann. Vergiss nicht die fünfte Kiste dahinten bei dem Baum.” S'Riizh schlurfte zum Ufer und sah, dass das Boot in einigen Minuten landen würde. „Und S'Riizh hört zu. Als Du sagtest, dass ein Vermögen durch zwei geteilt viel einträglicher ist als ein Vermögen, das man durch zwölf teilt, hat S'Riizh auch zugehört.” S'Riizh schlurfte zurück zur Kiste neben dem Baum. „Und es schien S'Riizh, als ob ein Vermögen durch einen geteilt noch viel besser ist.” S'Riizh zog den Speer aus Harithoels Schädel. Die Flugbahn war optimal gewesen: er war aus den Zweigen herunter gefallen, sobald die Kiste entfernt wurde, wie er es geplant hatte. „Wie Du sagtest, der Trick ist, zu erahnen, wo das Ziel hingehen wird und den Speer dorthin zu richten.”


S'Riizh schob die Kiste an das Ufer und winkte das Boot heran.