Online:Rislav der Rechtschaffene, Teil 1

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Rislav der Rechtschaffene, Teil 1

Rislav der Rechtschaffene, Teil 1

Von Sinjin

Wie bei allen wahren Helden standen auch Rislav Larichs Anfänge unter keinem guten Stern. Die Chronisten berichten, dass die Frühlingsnacht des 448. Jahres der Ersten Ära, in der er geboren wurde, zu kalt für die Jahreszeit war, und dass seine Mutter, Königin Lynada, sehr bald starb, nachdem sie ihren Sohn gesehen hatte. Falls sein Vater, König Mhorus von Skingrad, der bereits eine Menge von Erben hatte, drei Söhne und vier Töchter vor ihm, ihn besonders liebte, so erwähnen die Chroniken nichts darüber.

Sein Dasein war so unauffällig, dass wir über die ersten zwanzig Jahre seines Lebens so gut wie nichts wissen. Es ist davon auszugehen, dass seine Ausbildung der aller „Ersatzprinzen“ im colovianischen Westen ähnlich war, und dass ayleïdische Hauslehrer ihn in den Jagd- und Kampfkünsten unterrichteten. Anders als im zivilisierteren Nibenaytal gehörten Etikette, religiöse Unterweisung und selbst grundlegende Staatskunst nur selten zur Ausbildung eines Hochlandprinzen.

Er wird einmal, gemeinsam mit seiner Familie, als Teil der Ehrenliste bei der Krönung von Kaiser Gorieus am 23. Morgenröte 1Ä 461 flüchtig erwähnt. Die Zeremonie wurde in der Zeit der Alessianischen Doktrinen von Maruhk abgehalten, so dass es natürlich kein Fest gab, doch der dreizehnjährige Rislav begegnete dennoch einigen der größten Gestalten der Legende. Die Bestie von Anequina, Darloc Brae, vertrat sein Königreich und erwies dem Kaiserreich seine Ehre. Der Häuptling von Himmelsrand, Kjoric der Weiße, und sein Sohn Hoag waren anwesend. Und trotz der Intoleranz des Kaiserreichs gegenüber allen Elfen waren offensichtlich auch der Chimer Indoril Nerevar und der Dwemer Dumac Dwemerkönig dort und repräsentierten Resdayn diplomatisch, und das relativ friedvoll.

Außerdem wurde in den Listen ein junger Elf erwähnt, der im Dienste des kaiserlichen Hofs von Hochfels stand und der mit Rislav eine bedeutende Rolle in der Geschichte spielen sollte: Ryan Direnni.

Ob sich die beiden jungen Männer, die ungefähr das gleiche Alter hatten, tatsächlich trafen und miteinander sprachen, liegt gänzlich in der Fantasie der Historiker. Man spricht von Ryan in lobenden Worten als einem mächtigen Landbesitzer, der schließlich die Insel Balfiera in der Iliac-Bucht kaufen und ganz Hochfels und große Teile von Hammerfall und Himmelsrand erobern sollte. Doch von Rislav hört man für weitere siebzehn Jahre nichts in den Geschichtsbüchern. Wir können nur Vermutungen anstellen, basierend auf den folgenden Fakten.

Kinder von Königen werden natürlich mit Kindern anderer Könige verheiratet, um Bündnisse zu untermauern. Die Königreiche Skingrad und Kvatch stritten das ganze fünfte Jahrhundert hindurch hin und her über gemeinsames Territorium, bis sie endlich im Jahre 472 Frieden schlossen. Die Einzelheiten dieses Abkommens sind nicht überliefert, doch da wir wissen, dass Prinz Rislav sich sechs Jahre später am Hof von Kvatch befand, als Ehemann von Belene, der Tochter von König Justinius, darf man wohl annehmen, dass sie damals verheiratet wurden, um den Frieden zu besiegeln.

Dies bringt uns ins Jahr 478, in dem eine heftige Epidemie in ganz Cyrodiil wütete und sich besonders auf den unabhängigen colovianischen Westen zu konzentrieren schien. Zu den Opfern gehörten auch König Mhorus und der gesamte Rest der königlichen Familie in Skingrad. Einzig Rislavs älterer Bruder Dorald blieb am Leben, da er sich als Priester Maruhks in der Kaiserstadt aufhielt. Er kehrte in seine Heimat zurück, um den Thron zu besteigen.

Über Dorald wissen wir einiges. Der zweite Sohn des Königs war ein wenig einfältig, und offensichtlich äußerst fromm. Alle Chronisten sprechen von seiner Freundlichkeit und seinem Anstand, und davon, wie er in seiner Kindheit eine Vision hatte, die ihn mit dem Segen seines Vaters von Skingrad in die Kaiserstadt und zum Priesteramt führte. Die Priesterschaft Maruhks sah natürlich keinen Unterschied zwischen spirituellen und politischen Angelegenheiten. Dies war die Religion des Alessianischen Kaiserreichs, und sie lehrte, dass der Widerstand gegen den Kaiser dem Widerstand gegen die Götter gleichkam. Angesichts dessen ist das, was Dorald tat, als er König des unabhängigen Königreichs Skingrad wurde, kaum überraschend.

Sein erster Erlass, an seinem ersten Tag als König, war es, das Königreich an das Kaiserreich abzutreten.

Die colovianischen Landbesitzer reagierten mit Schock und Empörung, ebenso wie der Hof von Kvatch. Es wird berichtet, dass Rislav Larich zum Königreich seines Bruders ritt, in Begleitung seiner Gemahlin und zwei Dutzend Reitern seines Schwiegervaters. Es war sicherlich keine beeindruckende Armee, egal wie die Chronisten sie ausschmücken, doch sie hatte nur geringe Probleme beim Überwinden sämtlicher Wachen, die Dorald gegen sie aussandte. In Wahrheit gab es keinerlei tatsächlichen Gefechte, denn die Soldaten Skingrads nahmen es ihrem neuen König übel, dass er ihre Autonomie aufgegeben hatte.

Die Brüder konfrontierten einander im Hof des Schlosses, in dem sie aufgewachsen waren.

Wie bei den Colovianern üblich gab es keinen Prozess, keine Anklage auf Verrat, keine Geschworenen, keinen Richter. Nur einen Henker.

„Ihr seid nicht mein Bruder“, sprach Rislav Larich und trennte Dorald mit einem Hieb den Kopf von den Schultern. Er hielt immer noch die blutige Axt in Händen, als er zum König von Skingrad gekrönt wurde.