Am zwölften Herdfeuer jeden Jahres feiern die Bewohner der Stadtgemeinde und Baronie zu Lainlyn in Hammerfall das Riglametha. Riglametha bedeutet im banthanischen Dialekt der alten Rothwardonensprache „Dankbare Opferung“ und ist eine Feier zu Ehren der Gnade, welche die Götter dem Volk von Lainlyn über die Jahrhunderte erwiesen haben. Die Tradition gibt die Aufführung einer Reihe von Schauspielen über die großartigsten Momente in Lainlyns Vergangenheit vor, und eines der bekanntesten ist Ghraewaj, was sich vielleicht als „Die Krähen, die gestraft wurden“ oder „Die Krähen, die strafen“ übersetzen lässt. Altrothwardonisch ist etwas vage, was den Objektfall betrifft.
Die Geschichte von Ghraewaj handelt, wie jedes Kind von Lainlyn erzählen kann, von der bösartigen Schwesternschaft der Daedra-Anbeterinnen, die Lügen, Flüche, Morde und Selbstmorde in die Wege leiten, um den Leuten von Lainlyn zu schaden. Vor allem benutzen sie ihre Schönheit als Waffe, um Männer ins Verderben zu stürzen. Ihre Anführerin, die Verführerin Noctyr-a, verleitet gerade den namenlosen Baron von Lainlyn und ist im Begriff, ihn als Liebesbeweis zum Selbstmord zu zwingen, als die Baronin auftritt. Die Baronin überredet Noctyr-a, ein wunderschönes weißes Gewand aus ihrem Kleiderschrank zu tragen: „Seht, wie das Gewand mit Perlenglanz strahlt, während die Innenseite ganz weich und daunengefüttert ist.“ Noctyr-a zieht das Gewand an, und die Falle schnappt zu: Es ist magisch und verwandelt Noctyr-a in einen riesigen schwarzen Vogel. Der Baron, nicht länger unter dem Zauber, erschlägt den großen Vogel und ruft nach seinem Koch.
Zu jener Zeit hatte die Schwesternschaft Schloss Lainlyn bereits übernommen und es in eine von Orgien erfüllte Lasterhöhle der Dekadenz verwandelt. Auf der Höhe ihrer ekstatischen Ausschweifung erscheint der Koch mit einem enormen Braten, um sie zu stärken. Sie stürzen sich auf das köstlich zubereitete Mahl, und auf dem Crescendo ihres Fressgelages erscheinen der Baron und die Baronin und eröffnen ihnen, dass sie gerade ihre Anführerin Noctyr-a verspeist haben. Die Frauen schreien und krächzen und plötzlich werden auch auch sie sich durch die Magie des Gewandes in Harpyien verwandelt, bösartige halbe Vogelkreaturen.
Aus gelehrter Perspektive ist das interessante an Ghraewaj, wie sehr sich die Geschichte im Laufe der Jahre verändert hat und sich auch weiterhin wandelt. In manchen Versionen der Geschichte ist Noctyr-a eine arme, unschuldige Schneiderin und die Baronin die grausame und verruchte Anführerin der Harpyien. Noctyr-a betet zu Dibella und erhält den Zauber, das magische Gewand zu schaffen. Nachdem die Harpyien die verwandelte Baronin verspeist haben, leben sie und der Baron glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Während der langen Herrschaft der jungfräulichen Baronin Lainlyn, Viana der Reinen (2Ä 120 - 2Ä 148), wird der Baron als willentlicher Mitverschwörer der Noctyr-a dargestellt. Daher haben die Harpyien an zwei Vögeln zu speisen.
Ein Versuch, die Wahrheit in dieser Geschichte zu finden, dürfte sich kaum als lohnenswerte Nachforschung herausstellen. Harpyien sind an der Iliac-Bucht tatsächlich ein bekanntes Ärgernis, gerade in der Gegend um Lainlyn. Sie haben ihre eigene Sprache, und die wenigen, die sie gemeistert haben und nicht von den Befragten aufgefressen wurden geben an, dass die Harpyien keine bessere Vorstellung von ihren Ursprüngen haben als wir. Betrachtet man einen anderen Weg, so wird eine der bekanntesten Daedrafürstinnen Nocturnal genannt. Sie wird häufig als schöne dunkle Frau dargestellt, die zwei schwarze Krähen trägt. Es ist kein großer etymologischer Kunstgriff, den Namen Noctyr-a von Nocturnal abzuleiten oder umgekehrt.