Die Nacht ist sehr dunkel. Der Wind umspielt sacht die Weidenbäume. Alles ist ruhig rund am Ufer des kleinen See oder zumindest scheint es so. Tamriels Monde spiegeln sich in der leicht gekräuselten Wasseroberfläche. Der fragende Ruf einer Eule hallt wider. Im nahegelegenen Schloss glimmen keine Lichter, es wirkt verlassen.
Wie die Nacht dahinzieht und die Trabanten des Planeten über den Himmel wandern, erscheint in der Nähe des Schlosses ein mattes Leuchten. Das Licht bewegt sich langsam auf den See zu und hält inne, als es das Ufer erreicht. Eine Gestalt, eine in jeder Hinsicht wunderschöne Frau, blickt wehmütig in das dunkle Wasser. Ihre Laterne flackert in der Brise und erhellt ihr Angesicht. Tränen rinnen ihre Wangen hinab; ihr einst schönes Kleid ist nun zerschlissen und beschmutzt.
Die Oberfläche des Sees wird unruhig, aber nicht vom aufgekommenen Wind, denn die Nacht ist so still geworden wie sie dunkel ist. Langsam taucht aus dem Wasser die Gestalt eines Mannes auf, ein Krieger, voll gewappnet in der Rüstung eines Ritters auf dem Schlachtfeld. Er scheint über das Wasser auf die Frau zuzuschweben und hält kurz vor ihr inne.
„Madylina“, stimmt der geisterhafte Krieger an.
„Mylord Gerthland“, flüstert die liebliche Madylina, während sie niederkniet, „Ihr seid zu mir zurückgekehrt.“
„Ja“, antwortet Gerthland, „meine Tage sind ein langes Warten auf die Nacht, in der ich meine Liebste wiedersehen kann.“
Die Liebenden stehen einander sehnsüchtig gegenüber, unfähig, sich zu berühren, unfähig, sich zu küssen, unfähig, ihre unerfüllte Liebe zu stillen, bis die ersten Töne der Dämmerung den westlichen Himmel rot färben. Gerthland legt etwas zu Boden und so auch Madylina, als sie einander verlassen. Die Wasser des Sees ergreifen wieder von dem stattlichen Ritter Besitz und die schöne Maid kehrt langsam zum Schloss zurück. Als sich das Wasser des Sees wieder beruhigt hat und das Licht von Madylinas Laterne verschwunden ist, bricht die Morgenröte über den See herein.
Am Ufer liegen zwei wunderschöne Rosen - eine blutrote und eine so weiß wie frischer Schnee. Die Wellen des Sees umspülen die zwei Blumen, tragen sie mit sich fort und lassen die Ufer so verlassen wie in den Stunden zurück, bevor die Dunkelheit hereinbrach.
Die Stadtbewohner um das Gerthland-Anwesen berichten oft davon, die Liebenden bei ihrem nächtlichen Treffen gesehen zu haben. In der Taverne „Zur Eberborste“ hört man immer wieder, wie das Gespräch auf sie kommt. Fürst Gerthland und Fürstin Madylina waren verlobt. Fürst Gerthland wurde in den Kampf gerufen, um das Land zu verteidigen. Hergen, der Hofzauberer des Schlosses, entflammte in Liebe und Begierde für Madylina, wurde jedoch von ihr zurückgewiesen. Der Fürst fand auf dem Schlachtfeld den Tod und die Dame wählte den Freitod, als sie davon erfuhr. Hergen verfluchte die beiden Seelen, auf dass sie niemals Ruhe fänden, bis Madylina selbst im Tod zustimmen würde, seine Gemahlin zu werden.
Hergen wandert noch dieser Tage mit der Hoffnung durch die verlassenen Hallen des Anwesens, dass Madylina seinem Verlangen nachgibt. Und die Liebenden treffen sich jede Nacht für wenige Augenblicke am Ufer des Sees, der seitdem als Wehklagen der Liebenden bekannt ist.