Könnte es einen besseren Beweis für die natürliche Perversität der Bretonen geben als ihr Verhalten vor, während und nach dem, was der Geschichte als Betonienkrieg in Erinnerung bleiben wird? Mit den verdorbensten Motivationen, den verachtungswürdigsten Taktiken und den unehrenhaftesten Siegen veränderte das Königreich Dolchsturz das Wesen der Kriegführung in der Iliac-Bucht und vielleicht in ganz Tamriel. In Schildwacht nennen wir dieses jüngste Blutbad die Belagerung von Betonien, aber lasst uns, da das Buch der Geschichte von den Siegern geschrieben wird, stattdessen vom Betonienkrieg sprechen.
Rothwardonen sind ihrem Wesen nach bescheidene und praktische Leute. Wir sind weder phlegmatisch wie die Hochelfen noch feige wie die Waldelfen und Khajiiti. Aber was die aufgeblasenen, prahlerischen Nord und Bretonen aufregen und erzürnen würde, wäre einem Rothwardonen nicht einmal ein Schulterzucken wert. Hätte irgendein bretonisches Königreich die kleine Insel Betonien besessen, wäre sie habsüchtig bewacht worden. Betoniens Handel wäre ernsthaft eingeschränkt; seine Religion unterdrückt; seine Bewohner von den wirksamen und andauernden Schwüren und Verpflichtungen des Vasallentums gebunden worden. Aber Betonien war kein bretonisches Herrschaftsgebiet. Betonien war Teil des Königreichs Schildwacht.
König Lysandus - mögen die Alten seine Seele weiterhin für seine Bosheit foltern! - sah die reiche Insel näher an seinem Land liegen als an Schildwacht, und sein schwarzes Herz wurde habgierig. Durch Drohungen, Lügen, Akte der Piraterie und schließlich Invasion bemächtigte sich Dolchsturz widerrechtlich der Insel Betonien. Seine Hofzauberin, die Dame Medora, seine Hexenmutter und andere erfahrene Berater waren von der Brutalität seines Feldzuges entsetzt und flehten ihn an, seinen tyrannischen Kriegsakt aufzugeben. Nach und nach wurden alle Abweichler vom Hof entfernt. Außer den Ignoranten und Kriegstreibern blieb niemand zurück.
Unser verstorbener König Camaron versuchte, mit Dolchsturz zivile Diplomatie aufzunehmen, aber am Ende sprach er die Kriegserklärung zuerst aus. Dolchsturz und Schildwacht haben in ihrer zweitausendjährigen Koexistenz viele Male gegeneinander gekämpft und Camaron wusste um die schwarze Magie und Spionage, welche die Bretonen für ehrenvolle Kriegführung hielten. Niemals erniedrigte Camaron den Charakter Schildwachts, indem er die Abgefeimtheit der Bretonen nachahmte. Er wusste selbst am besten, wie man gegen Lysandus zu kämpfen hatte. König Lysandus' schurkische Kampftaktiken waren noch perfider als die seiner Vorfahren und der Krieg wütete in einem fort, bis er sogar mehr als Schildwacht und Dolchsturz einzubeziehen begann.
Fürst Graddock, der Herrscher von Reichsgradfried, agierte als Vermittler zwischen Schildwacht und Dolchsturz. Schließlich überzeugte er beide Monarchen, sich zu treffen und Frieden zu schließen. Das verhängnisvolle Abkommen von Reichsgradfried begann höflich; die Friedensbedingungen wurden diskutiert, vereinbart und zu Papier gebracht. Die Bedingungen waren übermäßig großzügig. Camaron hatte zugestimmt, einige seiner Rechte über Betonien aufzugeben, um Lyandus' Wahnsinn zu besänftigen und der Iliac-Bucht den Frieden zurückzubringen. Erst als König Camaron das Abkommen las, welches er gerade im Begriff war zu unterschreiben, bemerkte er die unerhörte Perfidität der Bretonen: das Abkommen war tatsächlich von Dolchsturz’ Schriftführer in einem verzweifelten und schändlichen Versuch, Camaron einen anderen Vertrag als den unterzeichnen zu lassen, welchem er zugestimmt hatte, absichtlich falsch niedergeschrieben worden. Im Schloss von Reichsgradfried brach ein Blutbad aus und der Krieg wurde fortgesetzt.
Die Schlacht von Cryngaine war das tragische Ende dieses sinnlosen Zermürbungskrieges. Das Cryngainefeld liegt zwischen dem Yeorth-Hügelland und dem Ravennischen Wald, wo die Heere von Schildwacht und Dolchsturz nach dem Massaker von Reichsgradfried jeweils ihr Feldlager aufgeschlagen hatten. Als die Schlacht begann, bewies Dolchsturz, dass es noch einige üble daedrische, magische Tricks parat hatte, indem es dem Heer der Rothwardonen mit einer Nebelwand die Sicht nahm. Lysandus hatte keine Gelegenheit, sich lange an seinem Betrug zu ergötzen, denn der sichere Arm eines Bogenschützen aus Schildwacht traf ihn selbst durch den dichten, wirbelnden Nebel in die Kehle. Lysandus' Sohn Gothryd, der die Schlacht in schwermütiger Entspannung verbracht hatte, wurde ohne Zeremonie gekrönt und verlangte daraufhin ein Duell mit König Camaron. Camaron war viele Jahre älter als Gothryd und, wenn auch als Krieger überlegen, von der endlosen Kriegsführung erschöpft, die dem Knabenkönig erspart geblieben war. Trotzdem stimmte unser König dem Duell als einer Frage der Ehre zu. Dem neuen König von Dolchsturz gelang es durch schmutzige Tricks und schwarze Magie, unseren König noch vor Beginn des Duells hinterrücks zu erdolchen. So war Dolchsturz der Sieger von Cryngaine und im Betonienkrieg.
Die Bosheit von Dolchsturz nahm selbst nach seinem unrühmlichen Sieg noch seinen Fortgang. Während die verwitwete Königin von Schildwacht, Ihre Majestät Akorithi, trauerte und ihre zerschlagenen Länder zu heilen versuchte, verlangte Gothryd die Prinzessin von Schildwacht als Kriegsgeisel. Um ihr Heimatland zu retten, stimmte Prinzessin Aubk-i zu, Schildwacht zu verlassen und sogar den Mörder ihres Vaters zu heiraten. Aber wir wahren Rothwardonen Schildwachts wissen, wem ihre Liebe und Ehre gehört. Die Königin von Dolchsturz ist zuallererst die Prinzessin von Schildwacht.