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Diese Seite enthält den Text des Buches König aus The Elder Scrolls IV: Oblivion.
Inhalt
Reven
Geneigter Leser, Ihr werdet nicht ein Wort von dem, das folgt, verstehen, wenn Ihr nicht die ersten drei Bände dieser Serie, „Bettler”, „Dieb” und „Krieger”, gelesen und auswendig gelernt habt, die auf diesen, den abschließenden Band hinführen. Ihr solltet Euch diese in einer guten Buchhandlung beschaffen.
Wir verließen Eslaf Erol, als er um sein Leben floh, was für ihn eine recht gewöhnliche Aktivität war. Er hatte von einem reichen Mann in Jallenheim namens Suoibud eine Menge Gold gestohlen - nebst einem besonders großen Juwel. Der Dieb floh nach Norden und gab das Gold mit vollen Händen aus, wie es Diebe im Allgemeinen tun, für alle möglichen verbotenen Vergnügungen, die zweifellos den Herrn oder die Dame, die dies lesen, erschüttern würden, so dass ich ihnen die Einzelheiten erspare.
Das Einzige, das er zurückbehielt, war das Juwel.
Er behielt es nicht etwa, weil er es besonders mochte, sondern weil er niemanden kannte, der reich genug war, um es ihm abzukaufen. Und so fand er sich in der ironischen Situation, mittellos und gleichzeitig im Besitz eines Juwels im Wert von Millionen zu sein.
„Würdet Ihr mir für dies ein Zimmer, etwas Brot und eine Flasche Bier geben?” fragte er einen Gastwirt im kleinen Dorf Kravenswold, das so weit im Norden lag, dass es sich halb auf dem Meer der Geister befand.
Der Gastwirt betrachtete es misstrauisch.
„Es ist nur ein Kristall”, sagte Eslaf rasch. „Doch ist er nicht hübsch?”
„Lasst mich mal sehen”, sagte eine junge Frau in Rüstung am Ende des Tresens. Ohne auf Erlaubnis zu warten, nahm sie das Juwel, untersuchte es gründlich und lächelte Eslaf nicht besonders liebenswürdig an. „Würdet Ihr Euch zu mir an den Tisch setzen?”
„Ich bin eigentlich ziemlich in Eile”, antwortete Eslaf und streckte seine Hand nach dem Juwel aus. „Vielleicht ein anderes Mal?”
„Aus Respekt vor meinem Freund, dem Gastwirt hier, lassen meine Leute und ich unsere Waffen zurück, wenn wir hierher kommen”, sagte die Frau beiläufig. Sie gab das Juwel nicht zurück, sondern ergriff einen Besen, der am Tresen lehnte. „Ich kann Euch jedoch versichern, dass ich das hier recht wirksam als stumpfes Werkzeug benutzen kann. Natürlich keine Waffe, doch ein Werkzeug zum Betäuben, um mit medizinischer Präzision ein paar Knochen zu zerschmettern, und dann, wenn es drinnen ist...”
„Wo ist Euer Tisch?” fragte Eslaf schnell.
Die junge Frau führte ihn zu einem großen Tisch im rückwärtigen Teil des Gasthauses, an dem zehn der größten Nord-Rohlinge saßen, die Eslaf jemals gesehen hatte. Sie betrachteten ihn mit höflichem Desinteresse, als sei er ein merkwürdiges Insekt, das man nur kurz betrachtet, bevor man es zerquetscht.
„Mein Name ist Laicifitra”, sagte sie, und Eslaf schluckte. Das war der Name, den Suoibud gerufen hatte, bevor Eslaf entkommen war. „Und dies sind meine Leutnants. Ich bin Kommandantin einer sehr großen unabhängigen Armee edler Ritter. Der besten in Himmelsrand[1]. Als Letztes erhielten wir den Auftrag, einen Weinberg im Aalto anzugreifen, um dessen Eigentümer, einen gewissen Laernu, zu zwingen, an unseren Auftraggeber, einen Mann namens Suoibud, zu verkaufen. Unsere Bezahlung sollte ein Juwel von unübertrefflicher Größe und Qualität sein, ziemlich berühmt und unverwechselbar.
Wir taten, worum man uns gebeten hatte, und als wir zu Suoibud gingen, um unseren Lohn abzuholen, erzählte er uns, er sei nicht in der Lage zu zahlen, und zwar aufgrund eines kürzlichen Einbruchs. Schließlich jedoch wurde er zu unserer Meinung bekehrt und zahlte uns eine Summe Goldes, die beinahe dem Wert des erstklassigen Juwels gleichkam... dies leerte seine Schatzkammer zwar nicht völlig, aber es bedeutete, dass er das Land im Aalto nun doch nicht kaufen konnte. Und so wurden wir nicht ausreichend bezahlt, Suoibud musste eine schwere finanzielle Niederlage einstecken, und Laernus prächtige Jazbay-Ernte wurde umsonst vernichtet. Laicifitra nahm einen tiefen, langsamen Zug Met, bevor sie fortfuhr. „Und nun frage ich mich, könnt Ihr mir sagen, wie Ihr in den Besitz des Juwels kamt, das uns versprochen war?”
Eslaf antwortete nicht sofort.
Stattdessen nahm er ein Stück Brot vom Teller des wilden bärtigen Barbaren zu seiner Linken und aß es.
„Tut mir Leid”, sagte er mit vollem Mund. „Ich darf doch? Natürlich könnte ich Euch nicht davon abhalten, das Juwel zu nehmen, selbst wenn ich dies wollte, und um die Wahrheit zu sagen, habe ich nichts dagegen. Es ist außerdem sinnlos zu leugnen, wie es in meinen Besitz kam. Ich habe es Eurem Auftraggeber gestohlen. Damit wollte ich gewiss nicht Euch oder Euren edlen Rittern irgendeinen Schaden zufügen, doch ich kann verstehen, dass das Wort eines Diebes für Personen wie Euch nicht akzeptabel ist.”
„Nein”, antwortete Laicifitra stirnrunzelnd, doch in ihren Augen funkelte Vergnügen. „Auf keinen Fall akzeptabel.”
„Doch bevor Ihr mich tötet”, sagte Eslaf, während er sich ein zweites Stück Brot schnappte, „sagt mir, wie akzeptabel ist es für edle Ritter wie Euch selbst, für einen Auftrag zweimal bezahlt zu werden? Ich selbst besitze keine Ehre, doch ich hätte angenommen, dass, da Suoibud einen Verlust einstecken musste, um Euch zu bezahlen, Euer hübscher Gewinn nicht völlig ehrenhaft ist.”
Laicifitra nahm den Besen auf und schaute Eslaf an. Dann lachte sie: „Wie lautet Euer Name, Dieb?”
„Eslaf”, sagte der Dieb.
„Wir werden das Juwel nehmen, wie es uns versprochen war. Doch Ihr habt Recht. Wir sollten nicht zweimal für denselben Auftrag bezahlt werden. Und daher”, sagte die Kriegerin, während sie den Besen niederlegte, „seid Ihr unser neuer Auftraggeber. Was kann Eure persönliche Armee für Euch tun?”
Viele Leute könnten sich allerlei Aufgaben für ihre eigene Armee einfallen lassen, doch Eslaf gehörte nicht dazu. Er zermarterte sich das Gehirn, und schließlich wurde beschlossen, dass diese Schuld später beglichen werden sollte. Trotz all ihrer Brutalität war Laicifitra eine einfache Frau, von eben der Armee aufgezogen, die sie nun kommandierte, wie er erfuhr. Kampf und Ehre waren die einzigen Dinge, die sie kannte.
Als Eslaf Kravenswold verließ, besaß er eine Armee, die seinem leisesten Wink gehorchte, doch nicht eine Münze in seiner Tasche. Er wusste, dass
er bald etwas stehlen musste.
Während er durch die Wälder wanderte und sich Nahrung zusammenkratzte, überkam ihn ein seltsames Gefühl der Vertrautheit. Dies waren genau die Wälder, in denen er sich als Kind aufgehalten hatte, ebenfalls hungernd, ebenfalls auf der Suche nach Essen. Als er auf die Straße hinaustrat, fand er, dass er in das Königreich zurückgekehrt war, in dem ihn die liebe, törichte, schüchterne Magd Drusba großgezogen hatte.
Er war in Erolgard.
Es war seit seiner Jugend noch weiter verfallen. Die Läden, die ihm Essen verweigert hatten, waren mit Brettern vernagelt, verlassen. Die einzigen Leute, die noch da waren, waren dumpfe, hoffnungslose Gestalten, so ausgelaugt durch Steuern, Tyrannei und Barbarenüberfälle, dass sie zu schwach waren zur Flucht. Eslaf wurde bewusst, wie viel Glück er gehabt hatte, in seiner Jugend davongekommen zu sein.
Es gab jedoch ein Schloss und einen König. Eslaf machte auf der Stelle Pläne, die Schatzkammer auszurauben. Wie üblich beobachtete er den Ort sorgfältig, um die Sicherheitsvorkehrungen und die Gewohnheiten der Wachen zu vermerken. Dies nahm einige Zeit in Anspruch. Schließlich erkannte er, dass es weder Sicherheitsvorkehrungen noch Wachen gab.
Er ging durch die Eingangstür und die leeren Flure entlang zur Schatzkammer. Darin befand sich absolut nichts, außer einem Mann. Er war in Eslafs Alter, sah jedoch wesentlich älter aus.
„Hier gibt es nichts zu stehlen”, sagte er. „Wenn es doch nur etwas gäbe.”
König Ynohp, war vorzeitig gealtert, besaß aber das gleiche weißblonde Haar und die gleichen glassplitterblauen Augen wie Eslaf. Tatsächlich ähnelte er ebenso Suoibud und Laicifitra. Und obwohl Eslaf den ruinierten Landbesitzer des Aalto nie getroffen hatte, glich auch der ihm. Das war auch kein Wunder, denn sie waren Fünflinge.
„So, Ihr habt nichts?” fragte Eslaf sanft.
„Nichts außer meinem armen Königreich, verflucht”, grollte der König. „Bevor ich den Thron bestieg, war es mächtig und reich, doch davon habe ich nichts geerbt, nur den Titel. Mein ganzes Leben lang ist mir Verantwortung aufgeladen worden, doch ich hatte nie die Mittel, richtig damit umzugehen. Ich schaue auf die Öde, die mein Geburtsrecht ist, und ich hasse sie. Wäre es möglich, ein Königreich zu stehlen, würde ich nicht einen Finger rühren, um Euch aufzuhalten.”
Wie es sich herausstellte, war es durchaus möglich, ein Königreich zu stehlen. Eslaf wurde als Ynohp bekannt, eine Täuschung, die aufgrund ihrer physischen Ähnlichkeit nicht schwer war. Der wahre Ynohp nahm den Namen Ylekilnu an, verließ freudig seine Domäne und wurde schließlich ein einfacher Arbeiter in den Weinbergen des Aalto. Zum ersten Mal in seinem Leben frei von Verantwortung, stürzte er sich mit Begeisterung in sein neues Leben, und die Jahre fielen von ihm ab.
Der neue Ynohp forderte seinen Gefallen von Laicifitra ein und stellte mit Hilfe ihrer Armee den Frieden im Königreich Erolgard wieder her. Nun, da es wieder sicher war, kehrten Industrie und Handel in das Land zurück, und Eslaf senkte die tyrannischen Steuern, um das Wachstum zu fördern. Als er davon hörte, beschloss Suoibud, der immer fürchtete, sein Geld zu verlieren, in das Land seiner Geburt zurückzukehren. Als er Jahre später starb, hatte er sich aus Gier geweigert, einen Erben zu benennen, und so erhielt das Königreich seinen gesamten Reichtum.
Eslaf nutzte einen Teil des Golds, um die Weinberge des Aalto zu kaufen, nachdem er von Ynohp wundervolle Dinge darüber gehört hatte.
Und so geschah es, dass Erolgard durch das fünftgeborene Kind von König Ytluaf seinen früheren Wohlstand zurückerhielt - Eslaf Erol, Bettler, Dieb, Krieger (sozusagen) und König.
Anmerkungen (Tamriel-Almanach)
- ↑ Im Original: Skyrim