Oblivion:Ein hypothetischer Verrat

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Diese Seite enthält den Text des Buches Ein hypothetischer Verrat aus The Elder Scrolls III: Morrowind und The Elder Scrolls IV: Oblivion.

Inhalt

Ein hypothetischer Verrat
Ein Drama in einem Akt
von
Anthil Morvir


Personen

Malvasian: Ein Kampfmagier, Hochelf
Inzoliah: Eine Kampfmagierin, Dunkelelfe
Dolcettus: Ein Heiler, Cyrodiil
Schiavas: Ein Barbar, Argonier
Ein Geist
Einige Banditen


Ort: Eldenwald


Nachdem der Vorhang sich gehoben hat, sehen wir die neblige, labyrinthische Landschaft des legendären Eldenhain von Valenwald. Um uns herum hören wir das Geheul von Wölfen. Eine blutverschmiertes Echsenwesen, SCHIAVAS, bricht durch die Äste eines der Bäume und inspiziert die Gegend.


SCHIAVAS: „Die Luft ist rein.”


INZOLIAH, eine wunderschöne Dunkelelf-Magierin, klettert vom Baum herunter, wobei der Barbar ihr hilft. Das Geräusch von nahen Schritten ist zu hören. Schiavas hält sein Schwert parat und Inzoliah bereitet sich vor, einen Zauber zu sprechen. Nichts geschieht.


INZOLIAH: „Ihr blutet. Ihr hättet das von Dolcettus heilen lassen sollen.”


SCHIAVAS: „Er ist noch immer ausgelaugt von all den Zaubern, die er unten in den Höhlen sprechen musste. Mir geht es gut. Wenn wir hier herauskommen, und niemand ihn mehr braucht, nehme ich den letzten Heiltrank. Wo ist Malvasian?

MALVASIAN, ein Hochelf-Kampfmagier, und DOLCETTUS, ein Cyrodiil-Heiler, tauchen aus dem Baum auf, eine schwere Truhe zwischen sich tragend. Ungeschickt versuchen sie, vom Baum herunterzuklettern und gleichzeitig ihre Beute zu tragen.


MALVASIAN: „Hier bin ich nun, aber warum ich die schwere Last trage, geht über meinen Verstand. Ich dachte immer, der Vorteil der Höhlenerforschung mit einem großen Barbar sei, dass er die ganze Beute trägt.

SCHIAVAS: „Wenn ich sie trüge, wären meine Hände zu voll zum Kämpfen. Und sagt mir, wenn ich mich irre, aber keiner von Euch dreien hat noch genug Magie übrig, um hier lebendig wieder herauszukommen. Nicht nachdem Ihr all diese Homunkolosse dort unter der Erde elektrisiert und mit Explosionen weggeblasen habt.”


DOLCETTUS: „Homunculi.”


SCHIAVAS: „Keine Sorge, ich werde nicht das tun, was Ihr denkt, was ich tun werde.

INZOLIAH (unschuldig): „Und das wäre?”


SCHIAVAS: „Euch alle töten und die Ebenerzrüstung für mich behalten. Gesteht es - Ihr dachtet, dass ich das vorhabe.”


DOLCETTUS: „Was für ein vollkommen grauenhafter Gedanke. Ich habe niemals gedacht, dass jemand, egal wie gemein und verkommen -”


INZOLIAH: „Warum nicht?”


MALVASIAN: „Er braucht Träger, wie er sagte. Er kann nicht gleichzeitig die Truhe tragen und die Bewohner von Eldenhain abwehren.”


DOLCETTUS: „Bei Stendarr, von allen schäbigen, verschwörerischen, typischen Argoniern -”


INZOLIAH: „Und warum braucht Ihr mich lebendig?”


SCHIAVAS: „Nicht notwendigerweise. Außer, dass Ihr hübscher seid als die anderen beiden, jedenfalls für eine Weichhaut. Und wenn uns etwas verfolgt, könnte es zuerst auf Euch losgehen.”


Ein „Geräusch in den nahen Büschen ist zu hören.”


SCHIAVAS: „Geht und überprüft das.”


INZOLIAH: „Es ist wohl ein Wolf. Diese Wälder sind voll davon. Überprüft ihr das.”


SCHIAVAS: „Ihr habt die Wahl, Inzoliah. Geht und Ihr werdet vielleicht leben. Bleibt hier, und Ihr werdet bestimmt nicht weiterleben.”


Inzoliah überlegt und geht dann zu den Büschen.


SCHIAVAS (zu Malvasian und Dolcettus): „Der König von Silvenar wird einen Haufen Geld für die Rüstung bezahlen, und wir könnten es netter unter dreien als unter vieren aufteilen.”


INZOLIAH: „Ihr habt vollkommen Recht.”


Inzoliah schwebt plötzlich zur Decke der Bühne empor. Ein halbdurchsichtiger Geist erscheint aus dem Busch und stürzt sich auf die Person, die ihm am nächsten ist, nämlich Schiavas. Während der Barbar schreit und mit dem Schwert nach ihm schlägt, richtet der Geist Explosionen von Wirbelgas auf ihn. Er zerfällt auf dem Boden. Er wendet sich nun dem Heiler Dolcettus, zu, und während der Geist seine Eiseskälte auf den unglückseligen Dolcettus konzentriert, schleudert Malvasian einen Feuerball auf ihn, der ihn in die neblige Luft verdampfen lässt.


Inzoliah schwebt zurück zum Boden, während Malvasian die Körper von Dolcettus und Schiavas untersucht, die beide kreideweiß von der aussaugenden Kraft des Geistes sind.


MALVASIAN: „Ihr hattet also doch noch ein wenig Magie übrig.”


INZOLIAH: „So wie Ihr. Sind sie tot?”


Malvasian nimmt den Heiltrank aus Dolcettus Bündel.


MALVASIAN: „Ja. Glücklicherweise ist der Heiltrank beim Fall nicht zerbrochen. Nun, ich denke, es bleiben nur wir beide, um die Belohnung einzuheimsen.”


INZOLIAH: „Wir kommen hier ohne die Hilfe des anderen nicht heraus. Ob es Euch gefällt oder nicht.”


Die beiden Kampfmagier heben die Truhe hoch und beginnen, vorsichtig durch das Unterholz zu trotten. Von Zeit zu Zeit halten sie beim Geräusch von Schritten oder anderen unheimlichen Geräuschen an.

MALVASIAN: Lasst mich sicherstellen, dass ich es verstanden habe. Ihr habt ein wenig Magie übrig. Also habt ihr entschieden, Schiavas zur Zielscheibe des Geistes zu machen und mich dazu zu zwingen, den größten Teil meiner begrenzten Reserven zu nutzen, den Geist zu zerstören, so dass ich nicht mächtiger bin als Ihr. Das ist ein erstklassiger Plan.


INZOLIAH: „Danke. Es ist nur logisch. Habt Ihr genug Kraft, um weitere Zauber zu sprechen?”


MALVASIAN: „Natürlich. Ein erfahrener Kampfmagier kennt immer einige kleinere, aber höchst wirksame Zauber für solche Gelegenheiten. Ich vermute, dass auch Ihr noch ein paar Tricks im Ärmel habt?”


INZOLIAH: „Selbstverständlich, wie Ihr sagtet.”


Sie pausieren für einem Moment, als ein grauenhaftes Geheul die Luft durchdringt. Als es schwächer wird, stapfen sie langsam weiter.


INZOLIAH: „Nur als geistige Übung, ich frage mich, welchen Zauber Ihr über mich sprächet, wenn wir es ohne weitere Kämpfe hier heraus schaffen würden.”


MALVASIAN: „Ich hoffe, Ihr unterstellt mir nicht, dass ich davon träume, Euch zu töten, um den Schatz für mich allein zu behalten.”


INZOLIAH: „Natürlich nicht. Auch ich würde Euch das nicht antun. Es ist bloß eine geistige Übung.”


MALVASIAN: „Nun, wenn das so ist, lediglich als geistige Übung. Ich würde vielleicht einen Egelzauber über Euch sprechen, um Euch Eure Lebenskraft zu entziehen und mich selbst zu heilen. Schließlich gibt es Banditen auf der Straße zwischen hier und Silvenar, und ein verwundeter Kampfmagier mit einem wertvollen Artefakt würde ein verlockendes Ziel abgeben. Ich fände es schrecklich, Eldenhain überlebt zu haben, nur um dann unter freiem Himmel zu sterben.”


INZOLIAH: „Das ist eine gut durchdachte Antwort. Was mich betrifft, und ich sage nicht, dass ich es jemals tun würde, aber ich denke, ein plötzlicher elektrischer Blitz würde meinen Absichten vortrefflich dienen. Ich stimme Euch über die Gefahren der Banditen zu, aber vergesst nicht, dass wir noch einen Heiltrank haben. Ich könnte Euch mit Leichtigkeit töten und mich selbst bis zur vollen Leistungsfähigkeit heilen.”


MALVASIAN: „Sehr wahr. Es wäre dann die Frage, wessen Zauber in dem Moment wirksamer ist. Wenn unsere Zauber einander entgegenwirken, ich also Eure Lebenskraft aussaugen würde, nur um dann von Eurem Blitzstrahl verkrüppelt zu werden, könnten wir beide getötet werden. Oder dem Tode so nahe sein, dass ein bloßer Heiltrank keinem von uns helfen würde, geschweige denn uns beiden Wie ironisch wäre es doch, wenn zwei intrigante Kampfmagier, und ich behaupte nicht, dass wir intrigant sind, aber für den Zweck dieser geistigen Übung, wenn also zwei intrigante Kampfmagier am Rande des Todes wären, vollständig ohne Magie, und nur noch einen Heiltrank übrig hätten. Wer würde ihn dann bekommen?”


INZOLIAH: „Logischerweise Ihr, denn Ihr seid derjenige, der ihn bei sich trägt. Nun, was wäre, wenn einer von uns nur verwundet wäre, aber nicht tot.

MALVASIAN: „Die Logik würde vorschreiben, dass ein intriganter Kampfmagier den Heiltrank nehmen und den Verwundeten der Gnade der Elemente überlassen würde, vermute ich.”


INZOLIAH: „Das erscheint mir höchst vernünftig. Aber stellt Euch nun vor, dass die Kampfmagier, obwohl sie sicherlich intrigante Charakterzüge haben, einen gewissen Respekt für einander hegen würden. Vielleicht würde der Siegreiche in diesem Fall den Trank zum Beispiel hoch oben auf einem Baum in der Nähe seines oder ihres ernstlich verwundeten Opfers hinterlegen. Dann, wenn der Verwundete genug Magie wiederhergestellt hätte, könnte er oder sie zu den Zweigen des Baumes schweben und sich den Trank holen. Zu dieser Zeit hätte der siegreiche Kampfmagier die Belohnung bereits eingestrichen.”


Als ein Geräusch aus den nahen Büschen dringt, halten sie für einen Moment an. Vorsichtig klettern sie über die Zweige eines Baumes, um den Verursacher des Geräuschs zu umgehen.


MALVASIAN: „Ich verstehe, was Ihr sagt, aber es erscheint untypisch für unseren hypothetischen intriganten Kampfmagier, sein oder ihr Opfer am Leben zu lassen.”


INZOLIAH: „Möglicherweise. Aber ich habe beobachtet, dass die meisten intriganten Kampfmagier das Gefühl genießen, jemanden im Kampf geschlagen zu haben, und dass das Opfer am Leben gelassen wird, um mit der Erniedrigung leben zu müssen.”


MALVASIAN: „Diese hypothetischen intriganten Kampfmagier scheinen ... (aufgeregt) Tageslicht! Seht Ihr es?”


Die beiden huschen über die Zweige und verschwinden hinter einem Busch, so dass wir sie nicht mehr sehen können. Jedoch sehen wir das schimmernde Sonnenlicht.


MALVASIAN (hinter dem hohen Busch): „Wir haben es geschafft.”


INZOLIAH (ebenfalls hinter dem hohen Busch): „In der Tat.”


Es gibt eine plötzliche Explosion elektrischer Energie und eine wild heulende Aura aus rotem Licht, und dann Stille. Nach einigen Momenten hören wir, dass jemand den Baum hinaufklettert. Es ist Malvasian, der den Trank hoch oben in den Ästen versteckt. Er kichert leise, während er wieder hinunterklettert. Dann fällt der Vorhang.


Epilog.


Der Vorhang öffnet sich über einer Straße nach Silvenar. Eine Meute Banditen hat Malvasian umzingelt, welcher sich schwer auf seinen Stab stützt und kaum stehen kann. Mit Leichtigkeit nehmen sie ihm die Truhe ab.


BANDIT 1: „Was haben wir denn hier? Wisst Ihr denn nicht, dass es nicht sicher ist, auf den Straßen unterwegs zu sein, so krank wie ihr seid? Kommt, wir helfen Euch mit Eurer Last.”


MALVASIAN (schwächlich): „Bitte ... Lasst mich in Ruhe ...”


BANDIT 2: „Macht schon, Zauberkundiger, kämpft mit uns darum!”


MALVASIAN: „Ich kann nicht ... zu schwach ...”


Plötzlich fliegt Inzoliah herbei und Blitzstrahlen schießen aus ihren Fingern auf die Banditen, die schleunigst fortrennen. Sie landet auf dem Boden und hebt die Truhe hoch. Malvasian bricht zusammen, sterbend.


MALVASIAN: „Rein hypothetisch, was wäre wenn ... ein Kampfmagier einen Zauber über einen anderen sprechen würde, der ihm aber nicht sofort Schaden zufügt, sondern ... ihm die Magie und Lebenskraft Stück für Stück entziehen wird, so dass er es zu dieser Zeit noch nicht weiß, sich aber ... zuversichtlich genug fühlt, den Heiltrank zurückzulassen?”


INZOLIAH: „Eine sehr verräterische Kampfmagierin würde sie sein.”


MALVASIAN: „Und ... rein hypothetisch ... würde sie vielleicht ihrem gefallenen Widersacher helfen, ... so dass sie seine Erniedrigung genießen kann ... weiterzuleben?”


INZOLIAH:„Nach meiner Erfahrung, rein hypothetisch, nein. Sie scheint mir kein Narr zu sein.”


Während Inzoliah die Truhe in Richtung Silvenar fortschleppt, und Malvasian auf der Bühne stirbt, fällt der Vorhang.