Morrowind:Die Geschichte des Skaal Aevar

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Diese Seite enthält den Text des Buches Die Geschichte des Skaal Aevar aus The Elder Scrolls III: Bloodmoon und The Elder Scrolls IV: Oblivion (Originaltitel Aevar Steinsang).

Inhalt

Die Geschichte des Skaal-Aevar
von
einem unbekannten Autor


„Sitz still, Kind, und lausche, denn die Geschichte, die ich dir erzähle, ist eine Geschichte von vor langer, langer Zeit.“


„Aber was ist es, Großvater? Ist es eine Geschichte von Helden und wilden Bestien?“


Der Großvater betrachtete das Kind voller Geduld. Es wuchs zu einem prächtigen Jungen heran. Bald würde es den Wert der Geschichten erkennen, die Lektionen, die jede Generation gelehrt wurden.


„Hör einfach zu, Kind. Lass die Geschichte in deinem Herzen Wurzeln fassen.“




In einer Zeit lange vor unserer Zeit, als die Skaal noch jung waren, herrschte Frieden im Land. Die Sonne strahlte heiß und die Früchte auf den Feldern wuchsen üppig, und die Menschen lebten glücklich in dem Frieden, den der Große Schöpfer erhielt. Aber die Skaal wurden selbstgefällig und faul und nahmen das Land und all die Gaben, die ihnen der Große Schöpfer gegeben hatte, als selbstverständlich hin. Sie vergaßen oder beschlossen, sich nicht daran zu erinnern, dass der Widersacher immer zusieht und dass er Freude daran hat, den Großen Schöpfer und sein auserwähltes Volk zu quälen. Und so geschah es, dass der Widersacher unter die Skaal kam.


Der Widersacher hat viele Gestalten. Er erscheint in den unheiligen Bestien und der unheilbaren Krankheit. Am Ende aller Jahreszeiten werden wir ihn als Thartaag den Weltenverschlinger kennen. Aber in unseren Zeiten ist er als der Gierige Mann bekannt.


Der Gierige Mann (so nennen wir ihn, denn seinen Namen auszusprechen würde mit Sicherheit Verderben über das Volk bringen) lebte viele Monate unter den Skaal. Vielleicht war er einst ein einfacher Mann, aber als der Widersacher in ihn eindrang, wurde er der Gierige Mann und so erinnert man sich seiner.


Eines Tages begab es sich, dass die Skaal ihre Kräfte verließen. Die Stärke verschwand aus den Armen der Krieger und der Schamane konnte nicht länger die Tiere an ihre Seite rufen. Die Stammesältesten dachten, der Große Schöpfer sei bestimmt verärgert. Andere behaupteten, der Große Schöpfer habe sie für immer verlassen. Dies war der Zeitpunkt, zu dem der Gierige Mann vor ihnen erschien und zu sprechen begann.


„Ihr von den Skaal seid faul und fett geworden. Ich habe die Geschenke des Großen Schöpfers gestohlen. Ich habe die Ozeane gestohlen, auf dass ihr für immer dürstet. Ich habe das Land und die Bäume und die Sonne gestohlen, auf dass eure Früchte verwelken und eingehen. Ich habe die Tiere gestohlen, auf dass ihr hungrig sein werdet. Und ich habe den Wind gestohlen, auf dass ihr ohne den Geist des Großen Schöpfers lebt.


Und bis einer von euch diese Geschenke zurückgewinnen kann, werden die Skaal in Not und Verzweiflung leben. Denn ich bin der Gierige Mann und das ist meine Natur.“


Und der Gierige Mann verschwand.


Die Skaal berieten viele Tage und Nächte. Sie wussten, dass einer von ihnen die Geschenke des Großen Schöpfers wiederbringen musste, aber sie konnten sich nicht entscheiden, wer das sein sollte.


„Ich kann nicht gehen“, sagte der Stammesälteste, „denn ich muss bleiben, um die Skaal zu führen und unserem Volk zu sagen, was das Gesetz ist.“


„Ich kann nicht gehen“, sagte der Krieger, „denn ich muss die Skaal beschützen. Mein Schwert wird für den Fall gebraucht, dass der Gierige Mann zurückkehrt.“


„Ich kann nicht gehen“, sagte der Schamane, „denn die Leute brauchen meine Weisheit. Ich muss die Omen auslegen und mein Wissen anbieten.“


Da erhob ein junger Mann, der Aevar genannt wurde, seine Stimme. Er besaß kräftige Arme und schnelle Füße, obwohl er noch kein Krieger der Skaal war.


„Ich werde gehen!“, sagte Aevar. Die Skaal lachten.


„Hört mir zu“, fuhr der Junge fort. „Ich bin noch kein Krieger, also wird mein Schwert nicht gebraucht werden. Ich kann die Omen nicht deuten, also werden die Leute mich nicht um Rat ersuchen. Und ich bin jung und besitze noch keine Weisheit in den Fragen des Gesetzes. Ich werde die Geschenke des Großen Schöpfers vom Gierigen Mann zurückholen. Wenn mir das nicht gelingt, wird man mich nicht vermissen.“


Die Skaal dachten kurz darüber nach und beschlossen, Aevar gehen zu lassen. Er verließ das Dorf am nächsten Morgen, um die Gaben zurückzubringen.


Aevar machte sich zunächst auf den Weg, das Geschenk des Wassers zurückzuholen, daher reiste er zum Wasserstein. Es war dort, dass der Große Schöpfer das erste Mal zu ihm sprach.


„Reise nach Westen zum Meer und folge dem Schwimmer zum Wasser des Lebens.“


Und so wanderte Aevar an das Ufer des Ozeans und da war der Schwimmer, ein schwarzer Horker, vom Großen Schöpfer gesandt. Der Schwimmer tauchte ins Wasser und schwamm sehr weit und dann noch einmal sehr weit. Aber Aevar war stark und er schwamm unverdrossen hinterher. Er folgte dem Schwimmer in eine Höhle und tauchte tiefer und tiefer, mit brennenden Lungen und müden Beinen. Schließlich fand er eine Luftblase und dort, im Dunkel, fand er das Wasser des Lebens. All seine Kraft zusammennehmend, nahm er das Wasser und schwamm zurück an die Küste.


Als er zum Wasserstein zurückkehrte, sprach der Große Schöpfer: „Du hast das Geschenk zurück zu den Skaal gebracht. Die Ozeane werden wieder fruchtbar sein und euer Durst wird gestillt werden.“


Aevar begab sich anschließend zum Erdstein und dort sprach der Große Schöpfer erneut zu ihm.


„Betrete die Höhle der verborgenen Melodie und lausche dem Lied der Erde.“


Also reiste Aevar nach Norden und Osten zur Höhle der verborgenen Melodie. Er fand sich selbst in einer riesigen Höhle wieder, wo die Felsen von der Decke hingen und aus dem Boden wuchsen. Dort lauschte er und hörte das Lied der Erde, aber es war nur schwach. Er nahm seine Keule und schlug die Felsen auf dem Boden im Rhythmus der Musik und das Lied wurde lauter, bis es die Höhle und sein Herz erfüllte. Dann kehrte er zum Erdstein zurück.


„Das Geschenk der Erde ist wieder zu den Skaal zurückgekehrt“, sagte der Große Schöpfer. „Die Böden sind wieder reich und werden Leben hervorbringen.“


Aevar war müde und in der herabbrennenden Sonne gab es keine Bäume, ihm Schatten zu bieten, und keinen Wind, ihn zu kühlen. Dennoch reiste er zum Tierstein und der Große Schöpfer sprach:


„Finde das gute Tier und lindere seinen Schmerz.“


Aevar wanderte viele Stunden durch die Wälder des Isinfier, bis er, von hinter einem Hügel, die Schreie eines Bären hörte. Als er oben auf dem Hügel angekommen war, sah er einen Bären, in dessen Nacken der Pfeil eines Falmers steckte. Er prüfte, ob ein Falmer in der Nähe war (denn das ist, was sie waren, auch wenn manche sagen, dass sie es nicht waren), und als er keinen entdeckte, näherte er sich dem Tier. Er sprach beruhigende Worte und kam langsam näher, wobei er sagte: „Gutes Tier, ich will dir nichts tun. Der Große Schöpfer hat mich gesandt, deine Schmerzen zu lindern.“


Als der Bär diese Worte vernahm, hörte er auf sich zu winden und legte seinen Kopf Aevar zu Füßen. Aevar packte den Pfeil und zog ihn aus dem Hals des Bären. Mit dem Wenigen an Naturmagie, das er kannte, versorgte Aevar die Wunde, obwohl es ihn seine letzte Kraft kostete. Als sich die Wunde schloss, schlief Aevar schon.


Als er erwachte, stand der Bär über ihm und die Überreste mehrerer Falmer lagen am Boden um ihn herum. Er wusste, dass das gute Tier ihn während der Nacht beschützt hatte. Er wanderte zurück zum Tierstein, mit dem Bären an seiner Seite, und der Große Schöpfer sprach wieder zu ihm.


„Du hast das Geschenk der Tiere zurückgebracht. Nun werden die Tiere die Skaal wieder ernähren, wenn sie hungrig sind, kleiden, wenn sie frieren, und beschützen, wenn es notwendig ist.“


Aevars Stärke war zurückgekehrt und so reiste er zum Baumstein, das gute Tier folgte ihm jedoch nicht. Als er ankam, sprach der Große Schöpfer zu ihm.


„Die Ersten Bäume sind fort und müssen neu gepflanzt werden. Finde den Samen und pflanze den Ersten Baum.“


Wieder wanderte Aevar durch den Hirstaang-Wald, auf der Suche nach den Samen des Ersten Baums, aber er konnte sie nicht finden. Dann sprach er zu den Baumgeistern, den lebenden Bäumen. Sie verrieten ihm, dass die Samen von einem der Falmer (denn diese sind Diener des Widersachers) gestohlen worden waren und dass dieser Falmer sie tief im Wald versteckte, so dass sie niemand jemals finden würde.


Aevar begab sich in den tiefsten Teil des Waldes. Dort fand er den bösen Falmer, umgeben von niederen Baumgeistern. Aevar konnte sehen, dass die Geister sich in seiner Knechtschaft befanden, dass er die Magie der Samen benutzt und ihren geheimen Namen ausgesprochen hatte. Aevar wusste, dass er gegen eine solche Macht nicht gewinnen konnte und er die Samen heimlich holen musste.


Aevar griff in seinen Beutel und holte einen Feuerstein heraus. Er sammelte einige Blätter zusammen und entzündete ein kleines Feuer, außerhalb der Lichtung, wo der Falmer und die behexten Geister sich befanden. Alle Skaal wissen, wie sehr die Geister das Feuer hassen, denn die Flammen vernichten die Bäume, denen sie dienen. Die Natur der Geister gewann sofort die Überhand und sie stürmten los, die Flammen zu ersticken. Während all dieser Unruhe schlich Aevar sich hinter den Falmer und schnappte sich den Beutel mit den Samen, bevor das böse Wesen bemerkte, dass sie fort waren.


Als Aevar zum Baumstein zurückkehrte, pflanzte er den Baum in den Boden und der Große Schöpfer sprach zu ihm.


„Das Geschenk der Bäume ist wieder da. Die Bäume und Pflanzen werden wieder wachsen und blühen und Nahrung und Schatten spenden.“


Aevar war erschöpft, denn die Sonne brannte immerfort und keine Winde konnten ihn kühlen, aber er rastete nur kurz im Schatten der Bäume. Seine Beine waren müde und die Augen schwer, doch er setzte seinen Weg fort und reiste zum Sonnenstein. Wieder sprach der Große Schöpfer.


„Die sanfte Wärme der Sonne wurde gestohlen, so dass sie nur noch brennt. Befreie die Sonne aus den Penumbra-Hallen.“


Und so wanderte Aevar nach Westen, über das gefrorene Land, bis er die Penumbra-Hallen erreichte. Die Luft im Inneren war dick und schwer und er konnte die Hand vor Augen nicht sehen. Trotzdem ertastete er sich seinen Weg entlang der Wände, obwohl er das Rascheln von Schritten hörte und wusste, dass an diesem Ort die unheiligen Bestien wohnten, die sein Fleisch zerreißen und seine Knochen verzehren würden. Stundenlang kroch er weiter, bis er am Ende der Halle ein schwaches Leuchten sah.


Von dort, von hinter einer Wand aus perfektem Eis, kam ein Licht, so hell, dass er seine Augen schließen musste, wenn er nicht für immer erblinden wollte. Er entriss einer der unheiligen Bestien ihr flammendes Auge und schleuderte es mit all seiner Kraft gegen das Eis. Ein schmaler Riss wurde sichtbar und breitete sich dann aus. Langsam kroch das Licht zwischen den Rissen hervor, vergrößerte sie und ließ die Eiswand schließlich zerbersten. Aevar hörte die schrillen Schreie der unheiligen Bestien, als sie geblendet und verbrannt wurden. Er rannte aus den Hallen, dem Licht folgend, und brach draußen auf dem Boden zusammen.


Als er wieder in der Lage war aufzustehen, wärmte die Sonne ihn wieder und darüber war er froh. Er reiste zurück zum Sonnenstein, wo der Große Schöpfer erneut zu ihm sprach.


„Das Geschenk der Sonne ist zu den Skaal zurückgekehrt. Sie wird sie wärmen und ihnen Licht spenden.“


Aevar musste noch eine letzte Gabe zurückbringen, das Geschenk der Winde, und so reiste er zum Windstein, weit an der westlichen Küste der Insel. Als er dort ankam, sprach der Große Schöpfer zu ihm und gab ihm seinen letzten Auftrag.


„Finde den Gierigen Mann und befreie den Wind aus seiner Gefangenschaft.“


Also durchwanderte Aevar das Land auf der Suche nach dem Gierigen Mann. Er schaute in den Bäumen nach, aber dort verbarg sich der Gierige Mann nicht. Und auch nicht in den Meeren oder in den tiefen Höhlen, und auch die Tiere hatten ihn in den tiefen Wäldern nicht gesehen. Schließlich kam Aevar zu einem schiefen Haus und er wusste, dass er den Gierigen Mann dort finden würde.


„Wer bist du", rief der Gierige Mann, "dass du zu meinem Haus kommst?“


„Ich bin Aevar von den Skaal", sagte Aevar. „Ich bin kein Krieger, Schamane, oder Stammesältester. Wenn ich nicht zurückkehre, wird man mich nicht vermissen. Aber ich habe die Ozeane und das Land, die Bäume, die Tiere und die Sonne zurückgebracht und ich werde meinem Volk die Winde wiederbringen, auf dass wir den Geist des Großen Schöpfers wieder in unseren Seelen spüren mögen." Und mit diesen Worten ergriff er den Beutel des Gierigen Mannes und riss ihn auf. Die Winde fegten mit der Macht eines Orkans aus dem Beutel, hoben den Gierigen Mann in die Luft und trugen ihn fort, weit weg von der Insel. Aevar atmete die Winde ein und war froh. Er wanderte zurück zum Windstein, wo der Große Schöpfer ein letztes Mal zu ihm sprach.


„Du hast Gutes geleistet, Aevar. Du, der Niedrigste unter den Skaal, hast meine Geschenke an sie zurückgebracht. Der Gierige Mann ist erst einmal verschwunden und sollte dein Volk während deiner Lebenszeit nicht noch einmal belästigen. Dein Großer Schöpfer ist zufrieden. Geh nun und lebe, wie es deiner Natur entspricht.“


Und Aevar machte sich auf den Weg zurück ins Dorf der Skaal.




„Und was geschah dann, Großvater?“


„Was meinst du, Kind? Er ging heim.“


„Nein, als er ins Dorf zurückkehrte“, fuhr das Kind fort. „Wurde er zu einem Krieger gemacht? Oder lehrte man ihn den Weg des Schamanen? Führte er die Skaal in der Schlacht?“


„Das weiß ich nicht, die Geschichte ist dort zu Ende“, sagte der Großvater.


„Aber das ist doch kein Ende! So hören Geschichten nicht auf!“


Der alte Mann lachte und erhob sich von seinem Stuhl.


„Tun sie das nicht?“