Online:Erforscher von Himmelsgriff, Band IV

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Inhalt

Erforscher von Himmelsgriff, Band IV
Von Reginus Buca, Historiker der Universität von Gwylim

Die seltsamen Figuren, die wir bereits in den anderen, bereits von uns erkundeten Teilen der Stadt sahen, tauchen immer wieder in der Architektur der Nedier auf. Das Motiv der Schlange kommt unübersehbar und ständig vor. Ich gebe zu, dass dies beweist, dass die Nedier eine Art Schlangengott verehrten und diese Gottheit so sehr liebten, dass sie sie überall sehen wollten, wohin sie auch blickten.

Verita sagt, dass einiges für meine Theorie spricht, und dafür bin ich ihr dankbar. Aber sie besteht darauf, eine alternative These anzubieten. Sie sagt, dass es darum geht, dass alle Möglichkeiten abgedeckt sind, aber ich vermute, dass sie einfach nur dagegenhalten möchte. Sie genießt es richtig, mir zu widersprechen, wann immer sie kann. Ihre Theorie ist es, dass die Schlange einfach nur eine beliebte Figur der nedischen Kultur war, wie der Freundliche Netch, der Tapfere Kleine Frosch oder der Geschenkeguar unser eigenen Volkssagen.

Also sind wir uns einig, dass wir uns nicht einig sind, wie der Volksmund so gerne sagt.

Andere Bilder, die uns immer wieder in den Steinmetzarbeiten begegnen, sind ein seltsames orkisches Gesicht, eine Kreatur mit einer Art Hirschschädel, und eine geflügelte Schlange, die mit den anderen Schlangenbildern zu tun haben könnte. Götter? Beliebte Gestalten aus Geschichten? Einfach nur dekorative Elemente ohne tiefere Bedeutung? Meiner Meinung nach schauen wir auf das nedische Pantheon, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand all die Mühe macht, nur um Fantasiegestalten aus Ammenmärchen abzubilden.

  • * *

Wir sind nun zu dem Schluss gelangt, dass die Katakomben ursprünglich als Friedhof der Stadt Himmelsgriff dienten. Wir haben Hinweise gefunden, dass die Bestatteten aus allen Bevölkerungsschichten stammten, vom gemeinen Bürgern über Handwerker bis hin zu Adligen und Angehörigen des Königshauses. Außerdem haben wir entgegengesetzte Theorien darüber aufgestellt, warum diese Katakomben uns so bis ins Mark verstört haben.

Meiner Meinung nach unterliegen wir einer gemeinsamen Illusion, manifestiert durch alte Legenden und genährt durch unsere eigene Angst. Wir müssen uns nur auf unseren Intellekt und unsere Willensstärke verlassen, dann wird alles gut. Außerdem können Illusionen uns nichts anhaben. Dessen bin ich mir ziemlich sicher.

Verita ist da natürlich anderer Meinung. Sie glaubt, dass in den Legenden über Virmaril den Verräter, den wir nur aus den Überbleibseln eines Textes kennen, der heute das Perenaal-Fragment genannt wird, zumindest ein Körnchen Wahrheit steckt. Ihrer Ansicht nach war Virmaril tatsächlich ein Nekromant, der es irgendwie geschafft hat, die Gesetze der Natur zu brechen und heute noch in irgendeiner Form tief in diesem Labyrinth existiert. Nonsens!, sage ich. Aber da ich mich bereit erklärt habe, mich bei dieser Expedition von ihr begleiten zu lassen, fühle ich mich doch verpflichtet, sie ihre Theorien formulieren zu lassen, so haarsträubend sie auch sein mögen.

Verita meint, dass Virmaril all die langen Äonen geschlafen hat, und wir ihn irgendwie dazu gebracht haben, aus seinem ewigen Schlaf zu erwachen. Um sicher zu sein, haben wir entschieden, unsere Erkundung der Katakomben vorzeitig zu beenden und mit dem nächsten Teil der Anlage weiterzumachen. Vielleicht kehren wir ja in diese Ruinen zurück, wenn wir wieder klar im Kopf sind.