Ort: Gasthaus Zur Trüben Neige, Wegesruh
Interviewer: Gilfre Venegas, bretonische Schreiberin, die eine Menge liest und für die Post und Kurier schreibt, eine von Wegesruhs zahlreichen Zeitungen. Sie ist mit der Aufgabe ins Gasthaus Zur Trüben Neige gekommen, eine Botschafterin des Königs und einen Gelehrten der Magiergilde für eine Sonderausgabe zum Neujahrsfest zu interviewen.
Gräfin Aurorelle Edrald betritt das Gasthaus in der höflichen, doch hastigen Manier, die für den geschäftigen Hofadel von Wegesruh so bezeichnend ist. Ihre Blicke huschen durch den Raum, bis sie auf Gilfre fallen. Sie formt ein freundliches Lächeln, das nur ein wenig Überdruss erkennen lässt; zweifellos aufgrund ihrer Rolle bei den Festvorbereitungen, wie die junge Reporterin vermutet.
Gilfre: „Ich habe gehört, dass alle drei Allianzen Botschafter geschickt haben, um sich zum Neujahrsfest in Himmelswacht auf Auridon zu treffen. Warum wurde dieser Ort für das Treffen ausgewählt und was hoffen die Botschafter damit zu erreichen? Wie, glaubt Ihr, können sie die Spannungen entschärfen, die bei dem Treffen sicherlich auftreten?“
- Gräfin Aurorelle Edrald nickt lächelnd: „Das Neujahrsfest steht für die Sonnenwende und Magnus' Wiederkehr wird von Kulturen in ganz Tamriel zelebriert. Somit ist es die beste Zeit einmal darüber nachzudenken, was uns verbindet statt trennt und die Möglichkeiten des neuen Jahres zu erwägen. Selbst in Konfliktzeiten haben Widersacher gemeinsame Sorgen, die das Wohlergehen ihrer Völker betreffen, und wenn bei der Gelegenheit auch formelle Verträge unerreichbar sind, kann doch in Angelegenheiten von beiderseitigem Interesse stillschweigende Übereinkunft erreicht werden, etwa was Piraterie auf der Hochsee oder die Verbreitung der niederträchtigen Nekromantie betrifft. Es ist entscheidend, die diplomatischen Kanäle offenzuhalten, denn zwischen Feinden sind Verhandlungen sogar noch wichtiger als zwischen Verbündeten. Und ich bin sicher, dass die weltberühmten Weine Auridons dazu beitragen werden, dass die Versammlung gefällig bleibt.“
Gilfre: „Es gab in letzter Zeit an der Goldküste viele Morde. Selbst der Primas von Akatosh wurde in der Kapelle zu Kvatch ermordet. Wie steht es nun, da Neujahr heraufzieht, um die Verbrechenskultur und welche Schritte wurden unternommen, um unsere Bürger zu schützen?“
- Gräfin Aurorelle Edrald hält einen Moment nachdenklich inne. „Die Aushöhlung der Zivilgesellschaft und Herrschaft des Gesetzes an der Goldküste ist nur das jüngste Beispiel für den fortwährenden Zusammenbruch der einstmal großen Kultur Cyrodiils und eine triftige Erinnerung daran, weshalb das Eingreifen des Dolchsturz-Bündnisses im Herzland so nötig ist. Darum hat König Emeric in dem langfristigen Bestreben, das Kaiserreich Cyrodiil in Nachfolge der Ideale des erhabenen Reman des Ersten wiederzuerrichten, auch unser Blut und Gold dem Beistand unserer Glaubensbrüder in Nibenay und Colovia gewidmet. Seine Majestät ist ein Student der kaiserlichen Geschichte und weiß, dass das Verbrechen seinen Tiefstand erreicht, wenn die Institutionen einer starken und friedlichen Zivilgesellschaft auf der Höhe sind.“
Gilfre: „Alcaire wird ein sehr aufwändiges Neujahrsfest abhalten, das Gerüchten zufolge direkt aus den Truhen des Königs bezahlt wird. Welcherlei Unterhaltung und Erquickung wird dieses Jahr geboten? Müssen sich die Bürger von Wegesruh um Extrasteuern im nächsten Jahr sorgen, um das Gold in des Königs Truhen wieder aufzustocken?“
- Gräfin Aurorelle Edrald zieht ihr Gesicht ein klein wenig schräg, bevor sie antwortet: „Nach den jüngsten tragischen Ereignissen im Herzogtum Alcaire sehenen sich Adel wie gemeines Volk danach, diese Tragödie hinter sich zu lassen und erwarten ein Ende von Verdächtigungen und Geheimniskrämerei. Daher halten wir es für richtig und angemessen, dass Alcaire ein Neujahrsfest abhält, das eine Generation lang in Erinnerung bleibt – und das in Teilen und nicht ganz zufällig von Herzog Nathaniels Schwager König Fahara'jad bezahlt wird. König Emeric hält alle Besucher dazu an, das Neujahrsfest zusammen in Freuden und ohne Sorgen um fiskalische Engpässe zu feiern. Gepriesen sei Magnus' Wiederkehr!“
Gilfre erscheint zu ihrem zweiten Treffen mit einem Adepten der Magiergilde, um die arkaneren Züge des Neujahrsfestes zu diskutieren. Sie gerät versehentlich an einen älteren, runzligen Herrn, der in einen grauen Mantel und den Hauch des Geheimnisvollen gehüllt ist. Sie hält ihn für ihren Magiergildenkontakt, als er sich genau da hinsetzt, wo der Adept sie hätte treffen sollen.
Gilfre: „Ich bin von Goblins fasziniert, seit ich die Abschrift einer vermutlich mündlichen Goblingeschichte namens 'So viele Goblins haben die Höhle verlassen'[2] lesen konnte. Feiern Goblinstämme ihr eigenes Neujahrsfest und sieht das überall gleich aus oder unterscheidet es sich bei jedem Stamm?“
- Marwig Yeohmfelden grinst koboldhaft: „Hab' gerade erst mit diesen jungen Kerl Nellic Sterone über die Goblins hier gesprochen. Er sagt, die Goblins hätten kein Wort für 'Lamination' – könnt Ihr Euch das vorstellen? Wie können diese hässlichen Lumpen untereinander besprechen, Materialien in multiplen Ebenen zu befestigen, wenn sie nichtmal ein Wort dafür haben? Gibt einem schon zu denken, sage ich Euch. Ob die Goblins Neujahr feiern hab' ich keine Ahnung – sicher wie Shezarr feiern sie keine Neulamination, das versichere ich Euch. Aber jedes Wesen, das die Wärme des Sonnenlichts in seinen alten Knochen zu würdigen weiß, ist auch verpflichtet, die Jahreswende und Magnus' Wiederkehr zu würdigen, selbst wenn ihre Feier nur darin besteht, geschmorten Skeever zu schmausen und sich neue Hüte aus Rattenhaut aufzusetzen.“
Gilfre: „Argonier in Schattenfenn haben eine 'Fischgunstfestmahl' genannte Tradition, bei der diejenigen, die es können, für die fischen, die es nicht können. Gibt es noch weitere Neujahrsfeste, an denen Argonier in anderen Teilen von Schwarzmarsch teilnehmen? Besonders wüsste ich gerne mehr über die Dynamik zwischen Argoniern und Hist um diese Zeit des Jahres und ob das irgendetwas mit dem sogenannten Auge von Argonien zu tun hat, dem Königsjuwel der Schwarzmarsch, worüber ich Gerüchte gehört habe?“
- Marwig Yeohmfeldens Augen blitzen boshaft auf und er schüttelt langsam den Kopf, bevor er antwortet: „Ihr haltet mich nicht zum Narren. Ich werd' es nicht sagen, und Ihr könnt mich nicht überlisten, es doch zu sagen. Ich mag alt sein, aber ich hab' immer noch meine Sinne beisammen und wette, dass ich Euch noch zur Koeglin-Hornpfeife austanzen könnte! Versucht Eure albernen Tricks bei jemand anderem. Jedenfalls weiß ich nicht, was die in ihren Marschen auf der anderen Seite Tamriels machen, aber wenn das Echsenvolk da was auch immer feiert, dann feiern sie auch und sind so schnell dabei eine Karaffe nussbraunes Ale zu stürzen wie echte Leute, und da schließe ich sogar Orks mit ein. Habt Ihr schonmal drüber nachgedacht, dass Ihr Sithis nicht ohne Hist sagen könnt? Oder s' ist, was das betrifft. Gibt einem schon zu denken, sage ich Euch.“
Gilfre: „Meine letzte Frage bezieht sich auf die Dwemer. Ich habe eine alte Geschichte gelesen, die vom 'Skarabäus, der sich in den Neuen Menschen transformiert' sprach. Das hat mir das Neujahrsfest in Erinnerung gerufen und dass die Dwemer irgendeinen Brauch für diese Zeit des Jahres gehabt haben müssen. Was könnt Ihr uns über dwemerische Gebräuche und Festlichkeiten sagen?“
- Marwig Yeohmfelden neigt den Kopf vor und setzt ein breites, wölfisches Grinsen auf: „Was ich Euch über die Dwemer sagen kann? Nun, einfach alles! Ich werde Euch was erzählen, Kind, wenn Ihr versprecht, es sonst keinem zu sagen. Für wie alt haltet Ihr mich? Lasst's gut sein, Ihr braucht nicht zu antworten, denn Ihr würdet sowieso falsch liegen und könnt auch gar nicht anders. Ich bin älter, als Ihr Euch vermutlich vorstellen könnt. Ich harre seit Äonen aus und habe unermessliche Wunder gesehen, denn ich bin ... der letzte lebende Zwerg. Ja! Oh, Ihr zweifelt an mir. Ich sehe, dass Ihr mir nicht glaubt. Aber ich arbeitete an einem Gerät, dass es jedem beweisen wird – Ich brauche nur noch ein paar Teile, einen oder zwei Seelensteine, vielleicht einen tonalen Inverter, dann ist es fertig: mein Scaraliminofexamidium! Dann werde ich Euch einen 'neuen Menschen' zeigen, Ihr hochgesprungene Nixade! Haha! Ich werde Euch schon zu denken geben, sage ich Euch.“