Online:Unsterbliches Blut, Teil 2

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Inhalt

Unsterbliches Blut, Teil 2
Von einem unbekannten Verfasser

Am nächsten Tag kehrte er mit weiteren Fragen zurück, und diese waren höchst spezifisch. Er wollte alles über die Vampire des östlichen Himmelsrand wissen. Ich erzählte ihm vom mächtigsten Stamm, den Volkihar, paranoid und grausam, deren bloßer Atem ihren Opfern das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte. Ich erklärte ihm, dass sie unter dem Eis abgelegener und verfluchter Seen lebten und sich niemals in die Welt der Menschen hinauswagten, außer um sich zu ernähren.

Movarth Piquine lauschte aufmerksam und stellte weitere Fragen bis weit in die Nacht hinein, bis er endlich bereit war zu gehen.

„Ich werde Euch einige Tage lang nicht besuchen“, sagte er. „Doch ich werde zurückkehren und Euch berichten, wie nützlich Euer Rat war.“

Getreu seinem Wort kehrte der Mann vier Tage später kurz nach Mitternacht in meine Kapelle zurück. Trotz einer frischen Narbe auf der Wange lächelte er sein grimmiges und doch zufriedenes Lächeln.

„Euer Rat hat mir sehr geholfen“, sagte er. „Doch Ihr solltet wissen, dass die Volkihar eine zusätzliche Fähigkeit besitzen, die Ihr nicht erwähnt habt. Sie können durch das Eis ihrer Seen hindurchgreifen, ohne es zu brechen. Das war eine recht böse Überraschung, so ohne Warnung von unten gepackt zu werden.“

„Wie bemerkenswert“, erwiderte ich mit einem Lachen. „Und wie schrecklich. Ihr hattet Glück, dass Ihr mit dem Leben davongekommen seid.“

„Ich glaube nicht an Glück. Ich glaube an Wissen und Training. Eure Informationen halfen mir, und mein Geschick im Nahkampf besiegelte das Schicksal des Blutsaugers. Ich habe noch nie an Waffen jeglicher Art geglaubt. Zu viele unbekannte Faktoren. Selbst der beste Schwertschmied hat schon einmal eine fehlerhafte Klinge erschaffen, doch man weiß immer, was der eigene Körper leisten kann. Ich weiß, dass ich tausend Hiebe austeilen kann, ohne das Gleichgewicht zu verlieren, sofern ich den ersten Schlag landen kann.“

„Den ersten Schlag?“, murmelte ich. „Das heißt, dass Ihr Euch niemals überraschen lassen dürft.“

„Aus diesem Grund kam ich zu Euch“, sagte Movarth. „Ihr wisst mehr als jede andere lebende Person über diese Ungeheuer in all ihren verwünschten Abarten im ganzen Land. Und nun müsst Ihr mir von den Vampiren im nördlichen Valenwald erzählen.“

Ich tat, worum er mich gebeten hatte, und erneut stellten seine Fragen mein Wissen auf die Probe. Es gab viele Stämme, die behandelt werden mussten. Die Bonsamu, die man nicht von den Bosmer unterscheiden konnte, außer bei Kerzenlicht. Die Keerilth, die sich in Nebel auflösen konnten. Die Yekef, die Menschen in einem Stück verschlangen. Die fürchterlichen Telboth, die Kindern nachstellten, schließlich deren Platz in der Familie einnahmen und jahrelang geduldig warteten, bis sie in ihrem unnatürlichen Hunger alle töteten.

Erneut verabschiedete er sich von mir und versprach, in einigen Wochen zurückzukehren, und wieder kam er zurück, wie er es gesagt hatte, kurz nach Mitternacht. Diesmal hatte Movarth keine neuen Narben, doch einmal mehr hatte er neue Informationen.

„Es stimmt gar nicht, dass die Keerilth sich nicht in Dampf auflösen können, wenn man sie unter Wasser drückt“, sagte er und klopfte mir liebevoll auf die Schulter. „Zum Glück können sie sich in ihrer Nebelform nicht weit bewegen, und ich war in der Lage, ihn aufzuspüren.“

„Das muss ihn gewaltig überrascht haben. Eure praktischen Kenntnisse werden langsam beeindruckend“, sagte ich. „Einen Schüler wie Euch hätte ich vor Jahrzehnten haben sollen.“

„Und nun erzählt mir“, sagte er, „von den Vampiren von Cyrodiil.“

Ich erzählte ihm, was ich konnte. Es gab nur einen Stamm in Cyrodiil, einen mächtigen Klan, der alle anderen Konkurrenten vertrieben hatte, ganz so wie die Kaiserlichen selbst es getan hatten. Ihr wahrer Name war unbekannt, verloren in der Geschichte, doch sie waren Meister der Tarnung. Solange sie sich gut ernährten, waren sie von lebenden Personen nicht zu unterscheiden. Sie waren kultiviert, zivilisierter als die Vampire der Provinzen, und zogen es vor, sich von Opfern zu ernähren, die schliefen und es nicht bemerkten.

„Es wird schwierig sein, sie zu überraschen“, meinte Movarth stirnrunzelnd. „Doch ich werde einen aufspüren und Euch mitteilen, was ich herausfinde. Und danach werdet Ihr mir von den Vampiren von Hochfels und Hammerfall und Elsweyr und Schwarzmarsch und Morrowind und den Sommersend-Inseln erzählen, nicht wahr?“

Ich nickte, wohlwissend, dass dies ein Mann auf einer ewigen Suche war. Er würde sich nicht mit bloßen Hinweisen zufrieden geben. Er musste alles wissen.

Er kehrte einen Monat lang nicht zurück, und in der Nacht, in der er es tat, konnte ich seine Frustration und Verzweiflung erkennen, obwohl in meiner Kapelle kein Licht brannte.

„Ich habe versagt“, sagte er, während ich eine Kerze anzündete. „Ihr hattet recht. Ich konnte nicht einen einzigen finden.“

Ich ließ das Licht auf mein Gesicht fallen und lächelte. Er war überrascht, ja völlig verblüfft von der Blässe meines Fleischs, dem dunklen Hunger in meinen alterslosen Augen, und den Zähnen. Oh ja, ich glaube, die Zähne haben den Mann, der es sich nicht leisten konnte, überrascht zu werden, ganz bestimmt überrascht.

„Ich habe seit zweiundsiebzig Stunden nicht mehr gegessen“, erklärte ich, als ich mich auf ihn stürzte. Er konnte weder den ersten noch den letzten Schlag landen.