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Diese Seite enthält den Text des Buches Heilige und Verführer aus The Elder Scrolls IV: Shivering Isles.
Inhalt
Andoche Marier
Anmerkung des Verfassers
Dieser Band versucht, bekannte Tatsachen, Vermutungen und Gerüchte über die beiden Rassen, die innerhalb der Zitternden Inseln die Ordnung aufrechterhalten, zu katalogisieren und analysieren. Er soll keinesfalls als maßgebliche Referenz verstanden werden, sondern vielmehr als persönlicher Beitrag des Verfassers zum besseren Verständnis dieser einzigartigen Wesen.
Im Dienste des Herrn
Die Herkunft der Goldenen Heiligen und Dunklen Verführer zu bestimmen würde den Rahmen dieses Werkes sprengen. Es sind Daedra, und daher ist ihre grundlegende Existenz ein Mysterium für alle Sterblichen. Der allgemeine Glaube, dass sämtliche Daedra der Schöpfung unfähig sind, lässt darauf schließen, dass selbst Fürst Sheogorath nicht für die Entstehung dieser Rassen verantwortlich ist. Doch sollte bemerkt werden, dass der Fürst des Wahnsinns Motive und Kräfte besitzt, die sich von niemandem ergründen lassen. Jeder entsprechende Versuch würde nur zu weiterer Verwirrung führen.
Es genügt also zu sehen und zu wissen, dass sie existieren. Aber über dieses Wissen hinaus ist es seltsam, dass die Heiligen und Verführer Fürst Sheogorath unbeirrt dienen. Allen Anzeichen nach ist diese Treue absolut und ewig, aber ihr Ursprung ist unbekannt. Wäre es möglich, dass sie mit einer List des Wahngottes dazu gebracht wurden, ihm zu dienen? Oder haben sie sich einfach mit der größten Macht im Reich verbündet? Frühere literarische Werke deuten darauf hin, dass die Daedra ihren Herren freiwillig dienen, um bei ihnen Schutz und Unterschlupf zu finden. Offensichtlich ist dies bei den Heiligen und Verführern auf den Zitternden Inseln der Fall; sie haben Festungen, die nur wenige, die nicht ihrer Rasse angehören, je betreten dürfen. Als Wächter über jene, die Fürst Sheogorath dienen, haben sie Macht im Reich. Ständig wetteifern sie um die Gunst unseres Fürsten und bekämpfen jeden, der sich ihm widersetzt, ja zuweilen sogar einander. Man darf also annehmen, dass ihre Rolle auf den Inseln das Ergebnis einer freiwilligen Entscheidung ist.
Charakter und Gesellschaft
Der Name "Goldene Heilige" beschwört unwillkürlich Bilder von engelhaften, eleganten und wohlwollenden Gestalten herauf. Dies ist eine Ironie, denn obwohl die Goldenen Heiligen vom Äußeren her diesem Bild entsprechen, steht ihr Verhalten im krassen Gegensatz dazu. Die Heiligen sind stolz, arrogant, leicht reizbar, und lieben grausame Bestrafungen. Es steht außer Frage, dass sie sich allen anderen auf den Inseln überlegen fühlen und sich auch nicht die Mühe machen, dies zu verbergen.
Auch die Dunklen Verführer haben, von ihrem Äußeren abgesehen, wenig vorzuweisen, das ihrem Namen entsprechen würde. Obgleich auch sie ihre Überlegenheit gegenüber allen anderen im Reich behaupten, scheinen sie etwas toleranter und mehr in sich gekehrt zu sein. Sie wirken häufig bescheiden in ihrem Umgang mit Sterblichen und sind bekannt für ihre Geduld mit den "niederen Rassen".
Tatsächlich stammen die Bezeichnungen "Goldene Heilige" und "Dunkle Verführer" nicht von ihnen selbst. Obwohl beide Gruppen diese Namen anerkennen und darauf reagieren, haben sie eigene Namen für ihre Rassen: Aureale beziehungsweise Mazken. Möglicherweise kümmern sich die Daedra einfach nicht um die Namen und Titel, die ihnen niedere Wesen geben. Vielleicht amüsieren sie sich sogar darüber. Die weitere Erforschung dieses Themas ist eine notwendige, aber auch beängstigende Aufgabe, da Heilige und Verführer persönliche Informationen nur sehr ungern preisgeben.
Weitere Informationen lassen sich aus Beobachtungen entnehmen. Es ist leicht zu erkennen, dass beide Gruppen in ihrer Gesellschaftsstruktur stark militaristisch sind; Stärke und Disziplin bestimmen den Status. Beispielsweise werden Militärführer von ihren Untergebenen verehrt. Bei weiterer Beobachtung wird eine zweite Eigenart ersichtlich: beide Gesellschaften sind von ihrer Natur her matriarchalisch. Sowohl die Führungspositionen der Wächter in Neu-Sheoth als auch die höchsten Machtpositionen sind in weiblicher Hand. Obwohl dies nicht offen zur Schau getragen wird, sind die männlichen Heiligen und Verführer ihren weiblichen Vorgesetzten eindeutig untergeordnet. Unklar ist, wie diese Praxis begann, doch ist sie im täglichen Leben der beiden Rassen fest integriert.
Konflikt und Eroberung
Wie jeder Bewohner der Zitternden Inseln bestätigen kann, ist es unklug, die Goldenen Heiligen und Dunklen Verführer zu provozieren. Sie blühen bei Konflikten und Kriegen geradezu auf und sind schnell bei der Hand, jeden zu bestrafen, der ihnen nicht gehorcht. Ihre Aufgabe als Wächter über das Reich füllt sie jedoch nicht aus, und so beschäftigen sie sich häufig damit, einander zu bekämpfen, obwohl ihre Garnisonen in Gebieten liegen, in denen sie kaum aufeinandertreffen. Möglicherweise ist dies nicht nur ein Ventil für ihr aggressives Verhalten; die ständigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Rassen könnten der Versuch sein, die Gunst des Fürsten Sheogorath zu erlangen. Wenn eine Seite über die andere triumphieren könnte, würde dies ihre Überlegenheit beweisen und damit das Recht, im Reich allein das Sagen zu haben. Der Streit um Cylarne ist von besonderem Interesse, denn hier stehen beide Seiten seit undenklichen Zeiten in einem unlösbaren Konflikt. Dient dieser Konflikt dazu, die Kräfte der beiden Seiten zu stärken, oder schwächt er sie, so dass sie anderswo nicht zur Verfügung stehen? Wenn der Konflikt nicht gelöst werden kann, warum schreitet Fürst Sheogorath dann nicht ein, um ihn selbst beizulegen?
Religion und Zeremonie
Über die Sitten und Gebräuche der Goldenen Heiligen und Dunklen Verführer ist nur wenig bekannt. Sie sind sehr zurückhaltend, wenn es um Angelegenheiten geht, die für ihre Rassen spezifisch sind, besonders hinsichtlich des mysteriösen Prozesses, durch den sie im unwahrscheinlichen Fall ihres Todes ins Reich zurückkehren.
Es ist allgemein bekannt, dass die Goldenen Heiligen und Dunklen Verführer als Daedra nicht getötet werden können. Die Seele eines Daedra wird in die Finsternis Oblivions zurückgeschleudert und kann ins Reich zurückkehren, um erneut eine Form anzunehmen. Aber Berichte über den Zeitraum, den ein Daedra benötigt, um von den Wassern Oblivions ins Reich zurückzukehren, sind spärlich und nicht eindeutig; der Vorgang, der zu dieser Rückkehr führt, bleibt geheimnisumwittert. Aus ihren Verhaltensmustern und ihrer Anzahl kann geschlossen werden, dass die Festungen der beiden Rassen bei diesem Prozess eine Hauptrolle spielen. Vieles deutet darauf hin, dass gebräuchliche Ausdrücke wie "Möge Euch das Geläute nach Hause rufen" nicht metaphorisch gemeint sind, sondern dass vielmehr Töne bei dem Vorgang eine Rolle spielen. Man glaubt, dass das Geläute, welches Heilige und Verführer erwähnen, tatsächlich existiert und beinahe als heilige Reliquie betrachtet wird. Jeder Versuch, mehr über das Geläute und den Prozess, bei dem es verwendet wird, zu erfahren, stieß auf außergewöhnliche Feindseligkeit und wurde deswegen aufgegeben.
Jegliche Informationen bezüglich der Goldenen Heiligen und Dunklen Verführer, insbesondere im Zusammenhang mit ihren Gebräuchen und ihrer Herkunft, sollten sofort dem Autor übermittelt werden. Je mehr wir über diese faszinierenden Wesen wissen, desto besser werden wir sie verstehen können.