Online:Die Ruinen von Kemel-Ze, Teil 4

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Inhalt

Die Ruinen von Kemel-Ze, Teil 4

Bis auf … Es schien mir, als hörte ich ein schwaches Zischen, regelmäßig wie etwas Atmendes. Ich kämpfte eine plötzlich aufkeimende Panik nieder. Ich war unbewaffnet, denn ich hatte in meinem blinden Eifer, den Raum hinter der blockierten Passage zu erkunden, keinen Gedanken an mögliche Gefahren verschwendet. Mir rann der Schweiß über das Gesicht, während ich in der Dunkelheit Bewegungen zu erkennen suchte. Warm war es in dem Raum, wie ich plötzlich feststellte, wesentlich wärmer als im Rest des Labyrinths. Mein Puls wurde wieder schneller. Hatte ich etwa einen Teil der Stadt entdeckt, der auch heute noch mit einem funktionierenden Dampfwärmenetz verbunden war? An den Wänden liefen Rohre entlang, wie auch in allen anderen Teilen der Stadt. Ich ging zu einem der Rohre und berührte es. Es war heiß, beinahe unerträglich heiß! Nun sah ich, dass an manchen Stellen, wo die alten Rohrleitungen dem Rost anheim gefallen waren, Dampf entwich: Dieses Geräusch hatte ich gehört. Ich musste über meine Einfältigkeit lachen.


Ich ging nun rasch zum anderen Ende des Raumes, wobei ich den Reihen der gerade noch so bedrohlich wirkenden mechanischen Soldaten fröhlich salutierte. Ich lächelte triumphierend, als das Licht die Dunkelheit der Jahrhunderte hinwegfegte und die riesige Nachbildung eines Dwemerkönigs enthüllte, der auf einem erhöhten Podium stand und in seiner metallenen Hand ein Zepter hielt. Dies war fürwahr der Hauptgewinn! Ich ging langsam um das Podium herum, voller Bewunderung für die Kunstfertigkeit der altehrwürdigen Dwemer. Der goldene König ragte unter einer freitragenden Kuppel 20 Fuß in die Höhe; sein langer, hochgekämmter Bart stand stolz nach vorne ab, und seine glänzenden metallenen Augen schienen mir zu folgen. Aber der Aberglaube, der mich überkommen hatte, hatte sich wieder gelegt, und ich schaute den alten Dwemerkönig wohlwollend an. Meinen König; jedenfalls sah ich ihn bereits als solchen an. Ich stieg auf das Podium, um mir die fein gestaltete Rüstung näher anzusehen. Plötzlich öffneten sich die Augen der Gestalt, und sie holte mit ihrer gepanzerten Faust zum Schlag aus!


Ich sprang zur Seite, als der goldene Arm herunterkrachte und auf den Stufen, wo ich gerade gestanden hatte, Funken schlug. Mit zischend entweichendem Dampf und surrenden Zahnrädern trat die riesige Gestalt schwerfällig unter ihrem Baldachin heraus und schritt mit furchteinflößender Geschwindigkeit auf mich zu; ihre Augen verfolgten mich, während ich rückwärts davonstolperte. Ich suchte hinter einer Säule Deckung, als die Faust erneut herabsauste. In der Hektik verlor ich meine Lampe, und nun kroch ich in die Dunkelheit jenseits des Lichtkegels, in der Hoffnung, zwischen die kopflosen Mechanismen schlüpfen und so in die Sicherheit der Zugangspassage entkommen zu können. Wo war das Monstrum nur? Man sollte meinen, dass ein 20 Fuß großer König kaum zu übersehen sein dürfte, aber er war nirgendwo zu sehen. Die flackernde Lampe vermochte nur einen kleinen Teil des Raumes zu erhellen. Er konnte überall in der Dunkelheit lauern. Ich kroch schneller voran. Ohne jede Warnung stoben die verschwommen vor mir erkennbaren Reihen der Dwemersoldaten plötzlich auseinander, während sich der monströse Wächter drohend vor mir aufbaute. Er hatte mir den Fluchtweg abgeschnitten! Ich versuchte, den unaufhörlich herabsausenden Schlägen der mir unerbittlich folgenden Maschine rückwärts zu entkommen und geriet dabei in die entfernteste Ecke des Raumes. Von dort gab es kein Entrinnen mehr. Ich stand mit dem Rücken zur Wand. Ich sah zu meinen Gegner hinauf, entschlossen, im Stehen zu sterben. Die riesigen Fäuste hoben sich zum letzten Schlag.


Plötzlich erfüllte gleißendes Licht den Raum. Purpurne Energieblitze prasselten über den metallenen Rückenschild des Dwemermonsters; es hielt inne und drehte sich halb nach dieser neuen Bedrohung um. Meister Arum war gekommen! Ich wollte gerade einen Freudenschrei ausstoßen, als sich die riesige Gestalt wieder mir zuwandte, unversehrt von Meister Arums Blitzstrahl, entschlossen, zuerst den ersten Eindringling zu vernichten. Ich brüllte „Dampf! Dampf!“, während der Gigant seine Faust hob, um mich in den Boden zu hämmern. Dann hörte ich ein Zischen, fühlte einen bitterkalten Luftschwall und sah nach oben. Das Monster war nun mit einem Eispanzer bedeckt, erstarrt in dem Moment, als es mich ins Jenseits befördern wollte. Meister Arum hatte verstanden. Ich lehnte mich erleichtert gegen die Wand.


Da knirschte das Eis über mir. Der riesige goldene König stand vor mir, und der Eispanzer fiel von ihm ab; sein Kopf drehte sich mir triumphierend zu. War diese Dwemermonstrosität durch nichts zu stoppen? Aber dann schwand das Licht aus seinen Augen, und seine Arme fielen schlaff herab. Der magische Frost hatte sein Werk getan und seine dampfgetriebene Energie erkalten lassen.


Während Meister Arum und seine Stollengräber sich um mich scharten und mich zu meinem knappen Entkommen beglückwünschten, schweiften meine Gedanken ab. Ich stellte mir meine Rückkehr in die Kaiserstadt vor, und ich wusste, dass dies mein bislang größter Triumph sein würde. Wie könnte ich diese Entdeckung überhaupt noch übertreffen? Vielleicht war es an der Zeit, mich anderen Dingen zuzuwenden. Die Wiederentdeckung des legendären Auges von Argonien … Das wäre ein echtes Meisterstück! Ich lächelte in mich hinein, in der Glorie des Augenblicks schwelgend, plante aber bereits mein nächstes Abenteuer.