Online:Das Martyrium des heiligen Pelin

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Inhalt

Das Martyrium des heiligen Pelin

Von Priesterin Adie Rodeau

Willkommen, junge Gläubige! Als Thema meiner diesjährigen Kinderpredigt habe ich mir „Das Martyrium des heiligen Pelin“ ausgesucht. Natürlich weiß ich, dass ihr diese Geschichte wahrscheinlich schon kennt, aber ich finde, dass es in diesen Zeiten der Not nicht schaden kann, die Geschichten unserer Ahnen zu hören, Kraft aus ihnen zu schöpfen und aus ihnen zu lernen.

Also, der heilige Pelin lebte in den frühen Tagen der Ersten Ära, als die Welt seltsamer war als heute. Zu dieser Zeit war Tamriel größtenteils ungezähmt, und unsere Ahnen mussten stark und tapfer sein, denn in den Wäldern und Hügeln hausten Wesen wie das Bullenvolk, und Zentauren, und Feuerschlangen.

Anfangs war der heilige Pelin gar kein Heiliger; er war ein bescheidener Mann, ein Kirchendiener der Kapelle von Stendarr in der Garnison von Bangkorai, wo er sich um die geistigen Bedürfnisse der Soldaten kümmerte, die die Mauern bewachten. Er hatte auch noch andere Aufgaben, beispielsweise den Wachposten Wasser zu bringen, wenn die Sonne hoch am Himmel stand. Eines Tages, als er seine Runden mit dem Schöpflöffel drehte, bemerkte er, dass mehr Wachen aufgestellt waren als sonst. Er machte am Haupttor Halt und fragte seinen Freund, Feldwebel Clancie, woran das denn liege. „Das liegt daran, dass die Graue Schar kommt“, sagte Clancie, „das sind schreckliche Vampire aus Verkath, und ich mache mir doch große Sorgen deswegen.“

„Oh weh!“, sagte Pelin. „Gibt es denn etwas, was ich für Euch und die anderen Soldaten tun kann?“

„Betet für uns, Pelin“, antwortete Clancie. „Denn uns erwartet eine große Prüfung.“

Die Worte des Feldwebels Clancie beunruhigten Pelin sehr, und als er mit seiner Arbeit fertig war, kletterte er auf einen hohen Turm und blickte nach Süden. Und er sah, wie dort die Graue Schar aus der Wüste kam, eine ganze Armee aus Fledermausleuten, Wölfen und sogar noch schlimmeren Kreaturen!

Also ging Pelin zurück in die Kapelle, um dort zu beten, und als er den Schlachtenlärm hörte, betete er zu Stendarr, zu Akatosh, zu Julianos, zu Kynareth und zu all ihren Heiligen, auf dass sie doch helfen mögen.

Aber dann kamen nach und nach Leute in die Kapelle, die Liegen aufbauten und verwundete Soldaten hereinbrachten, die Hilfe und ärztliche Versorgung brauchten. „Kommt und helft uns, Kirchendiener“, rief der Doktor. „Wir brauchen jetzt Eure starken Arme, nicht Eure Gebete.“

Also kam Pelin und besah sich die verwundeten Soldaten, und er bemerkte, dass sie seltsam blass waren. „Was ist mit ihnen passiert, Doktor?“, fragte er. „Diese Soldaten sind so weiß wie die Laken auf meinem Bett.“

„Daran sind die Fledermausleute Schuld, Kirchendiener“, antwortete der Doktor. „Wenn sie unsere Soldaten beißen, saugen sie ihnen das Blut in großen Schlucken aus und lassen sie blass und leer zurück.“

„Wie schrecklich!“, rief Pelin. „Ihr habt recht, Doktor, diese Zeiten erfordern mehr als nur Gebete. Denn Stendarr sagt: ‚Wer am härtesten kämpft, betet am lautesten'. Ich bin kein Kämpfer, und ich bin kein Doktor, aber ich werde in die Schlacht ziehen und darauf vertrauen, dass Stendarr mir zeigt, was zu tun ist.“

Und so lief Stendarr zum Scharmützel über dem großen Tor, wo sein Freund Feldwebel Clancie gegen einen der Fledermausleute kämpfte. Der Vampir schlug mit seinen Flügeln auf den Feldwebel ein und versuchte ihn zu packen und zu beißen, aber Pelin umschlang die Beine der Kreatur, und Clancie konnte sie mit seinem Schwert töten.

„Ihr solltet nicht hier sein!“, rief der Feldwebel. „Die Fledermausleute sind am Tor, und bald schon werden sie es aufbrechen und die Garnison einnehmen!“

Pelin schaute hinunter und sah, dass der Feldwebel die Wahrheit gesprochen hatte: Eine große Schar Fledermausleute rammte gegen das Tor, das sich schon nach innen wölbte. Pelin rief: „Gibt es denn nichts, was wir tun können?“

„Die Steinmauer hier wurde von fliegenden Steinen gelockert“, antwortete der Feldwebel. „Ich hatte gehofft, genug Soldaten sammeln zu können, um die Mauer hinunter auf die Fledermausleute zu stürzen; schaut, da kommt Verstärkung! Aber die Graue Schar wird die Tore durchbrochen haben, bevor unsere Leute hier sind.“

„Dann muss ich sie eben eine Weile aufhalten“, sagte Pelin. Und er stürzte sich von der Wehrmauer hinunter in die Horde der Vampire.

Die Flügel der Fledermausleute bremsten Pelins Fall, und er landete unversehrt in ihrer Mitte. „Vampire“, rief Pelin. „Lasst ab vom Tor, denn was Ihr wollt, ist hier: ein starker, gesunder Körper voll mit frischem, warmem Blut. Nehmt es! Trinkt es!“

Und die Graue Schar wandte sich geschlossen zu Pelin um und fiel über ihn her und trank aus seinen Adern. Da fühlte Pelin, wie er in sich zusammenfiel wie ein Weinschlauch beim Weinfest, und er wusste, dass er blutlos sein würde, bevor der Feldwebel genug Soldaten um sich gesammelt hatte. Und so sprach er ein mächtiges Gebet: „Oh Stendarr, Gott der Gerechtigkeit, fülle mich mit einem Meer aus Blut, damit ich diese Dämonen nur noch ein paar Minuten vom Tor ablenken kann!“

Da fühlte Pelin, wie er sich wieder mit Blut füllte, das aus ihm wie aus einem Brunnen floss, und der göttliche Geysir aus Lebenssaft zog jede wandelnde Fledermaus an, und bald schon stapelten sie sich in einer großen, gierigen Menge vor dem Tor.

Währenddessen drückten oben Feldwebel Clancie und seine Freunde gegen die Mauer, bis die gewaltigen Steine plötzlich hinunterstürzten. Fast alle Fledermausbestien wurden getötet, und bevor die Überlebenden es sich versahen, hatten die Legionen von Kaiserin Hestra sie schon so gut wie erreicht. Das war das Ende der Grauen Schar.

Und so kam es, dass ein Kirchendiener der Garnison von Bangkorai ein Heiliger wurde. Jetzt frage ich euch, Kinder: Ähnelt nicht unsere Zeit der des heiligen Pelin? Steht denn nicht wieder eine Armee vor unseren Toren? Ja, fürwahr. Und deshalb bitten unsere Anführer jeden einzelnen von uns, unser Möglichstes zur Verteidigung unseres Heimatlandes beizutragen. Einige von uns werden vielleicht sogar ihr Leben lassen müssen.

Wenn die Zeit also kommt, solltet Ihr nicht vergessen, dass auch Ihr die Kraft habt zu tun, was getan werden muss. Denn ich glaube, dass wir alle so stark wie Pelin, ein bescheidener Mann, sein können, wenn es sein muss. Meint ihr nicht auch?