Skyrim:Die Falle

Version vom 4. März 2013, 18:38 Uhr von Scharesoft (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „{{Quelle |Buchname = Die Falle |Spiel = The Elder Scrolls V: Dragonborn |Kategorie = Bücher aus …“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version ansehen (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Auflagen des Buches

Diese Seite enthält den Text von Die Falle aus The Elder Scrolls V: Dragonborn.

Inhalt

Die Falle
von
Verfasser unbekannt

ch sah das Gold und ich nahm es. Ein anderer Mann hätte es vielleicht nicht getan, das weiß ich, und ab und zu denke ich an die Stunde zurück, an die Stunde, in der ich das Gold sah und nahm. Ich war hungrig, versteht Ihr? Welche Ironie.


Bis auf das Gold und den Hunger erinnere ich mich nicht mehr an sehr viel aus dieser Nacht. Ich erinnere mich nicht an den Namen der Taverne, noch nicht einmal an den des Dorfes, aber ich glaube, es war irgendwo in Vvardenfell. Ich bin mir wirklich nicht sicher. Einige Zeit saß ich tatenlos in meinem Stuhl, nichts anderes als den Schmerz in meinem Magen im Kopf. Wenn Ihr noch nie richtig hungrig gewesen seid, nach Tagen ohne Nahrung, versteht Ihr auch nicht, wie sich das anfühlt. Man kann sich auf nichts mehr konzentrieren. Erst als eine Gestalt zu meiner Linken vom Tisch aufstand, um sich ein Getränk zu holen, und einen Stapel Münzen zurückließ, kam ich wieder zu Bewusstsein.


Von diesem Moment an erinnere ich mich an absolut alles.


Meine Augen, die das Gold betrachten. Meine Augen, die den Rücken des Fremden betrachten, der ruhig auf die Schankmagd zugeht. Meine Hand auf dem Gold. Das Gold in meiner Tasche. Ich hoch vom Stuhl und durch die Tür. Nur für einen Moment blicke ich zurück. Der Fremde hat sich umgedreht und sieht in meine Richtung. Er trägt eine Kapuze, aber ich kann spüren, wie sein Blick den meinen trifft. Ich schwöre, ich spüre ein Lächeln.


Raus auf die Straße, wo ich mich hinter einige Fässer hockte und auf meinen Verfolger wartete. Ein Gutes hat meine lebenslange Flucht vor den Wachen immerhin: Ich weiß, wie man verschwindet. Nahezu eine Stunde wartete ich dort und mein Hunger wurde immer größer. Denn nun war ich wach und hatte die Mittel, mir ein Festmahl zu kaufen. Dieses Wissen quälte mich. Als ich endlich auf die Füße kam, wurde ich beinahe ohnmächtig. Ich hatte nur noch genug Kraft, in eine heruntergekommene Taverne am anderen Ende des Dorfes zu gehen, bevor ich an einem Tisch zusammenbrach. Ich schätze, ich war für einige Augenblicke bewusstlos, bevor ich die Stimme der Schankmagd hörte.


"Kann ich Euch etwas zu Essen bringen, Sera?"


Ich stopfte mich mit Braten und Pasteten voll und leerte riesige, mit schäumendem Greef gefüllte Krüge. Als sich der Nebel des fast endgültigen Hungertodes zu liften begann, schaute ich auf von meinem Teller und in die Augen eines Fremden mit einer goldenen Maske, die im Mondlicht glänzte, das durch die Fenster fiel. Er trug eine schwarze Lederrüstung und war von anderem Körperbau und anderer Größe als der Mann, den ich bestohlen hatte, aber ich war mir sicher, dass er es wusste. Ich bezahlte rasch meine Mahlzeit und verschwand.


Ich blieb am äußersten Ende des Dorfes und ging durch einen geziegelten Innenhof, der von unansehnlichen Bauernhäusern umgeben war. Aus den Fenstern und Türen der Häuser fiel kein einziger Lichtstrahl. Die Straßen waren menschenleer. Ich fand keinen Ort, um mich zu verstecken, und so ging ich auf der Straße aus dem Dorf in Richtung Wildnis. In den Tagen zuvor hatte mich Hunger gepeinigt, doch nun überkamen mich quälende Schuldgefühle. Oder vielleicht war es selbst da schon die Angst.


Zweimal stürzte ich, als ich den dunklen Pfad entlanghuschte, weil ich die Abhänge und ihren Kieselgrund nicht gewohnt war. Die Geräusche der Tierwelt, die ich sonst nicht mehr hörte, tönten plötzlich sehr laut in meinen Ohren. Und da war noch etwas dort draußen in der Nacht: etwas, das mich jagte.


Am Straßenrand entdeckte ich eine niedrige Mauer, über die ich kletterte und hinter der ich mich verbarg. Ich wusste genug über das Verbergen, um eine Stelle auszusuchen, an der die Mauer sich leicht senkte: Erspähte jemand meine Umrisse, würde er annehmen, dass ich ein Teil des Walls sei. Es dauerte nicht lange, bis ich das Geräusch eiliger Schritte von mehreren Personen hörte, die an mir vorüberliefen und dann anhielten. Einen Moment lang hörte ich eine geflüsterte Unterhaltung und eine der Personen lief den Weg zurück ins Dorf. Dann: Stille.


Ein paar Minuten später lugte ich hinter der Mauer hervor. Eine weibliche Gestalt in einem dunklen Gewand mit Kopftuch und Schleier stand an einem Ende der Straße. Am anderen Ende verstellte ein Ritter in einem dunklen Harnisch den Weg zurück in das Dorf. Ich konnte keines ihrer Gesichter sehen. Einen Moment lang erstarrte ich, unsicher, ob einer oder gar beide mich gesehen hatten.


"Lauft", sagte die Frau mit tonloser Stimme.


Der Berg hinter mir war zu steil, also jagte ich über die Mauer und in zwei Sprüngen über die Straße. Ich rannte in den nächtlichen Wald. Das Klimpern der verfluchten Goldmünzen in meiner Tasche machte mich wahnsinnig. Ich wusste, dass mein Verfolger meinen Lärm gar nicht überhören konnte, doch jetzt interessierte mich mehr der größer werdende Abstand zwischen uns als die Heimlichkeit. Zwar strömten Aschewolken durch das Mondlicht, doch ich wusste, dass es immer noch zu hell war, um sich zu verstecken. Ich lief und lief, bis das pochende Blut in meinem Kopf und Herzen mich zum Anhalten zwang.


Ich befand mich am Waldrand. Auf der anderen Seite des flachen Baches stand ein gewaltiges, baufälliges Haus, das von einem Zaun umgeben war. Hinter mir erklangen schnelle Schritte auf dem vor der Trockenheit aufgebrochenen, staubigen Boden. Flussabwärts im Süden vernahm ich ein klar zu vernehmendes Plätschern sich nähernder Schritte.


Ich hatte keine Wahl. Halb sprang und halb fiel ich in den Schlamm und zog mich auf das Ufer an der anderen Seite. Ich rollte unter dem Zaun durch und rannte über das offene Feld auf das Haus zu. Ich warf meinen Kopf herum und sah sieben schattenhafte Gestalten an den Zaunpfosten. Der verhüllte Mann, den ich beraubt hatte. Der Mann mit der goldenen Maske. Die verschleierte Frau. Der dunkle Ritter. Und drei andere Verfolger, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Und ich dachte tatsächlich, ich wäre ein Meister der Tarnung.


Der Mond hatte sich komplett hinter einer Aschewolke versteckt. Nur die Sterne boten ein spärliches Licht, als ich die offene Tür der Ruine erreichte. Ich schlug sie hinter mir zu und schob den Riegel vor, doch ich wusste, dass sie mir nicht lange Schutz bieten würde. Auf der Suche nach einem Versteck ließ ich meinen Blick über das verwüstete Innere mit seinen zerbrochenen Möbeln streifen. Ich suchte irgendeine Ecke oder Nische, in der mich niemand sehen würde, wenn ich ganz blieb.


Ein zersplitterter Tisch, der an der Wand lag, schien perfekt für mein Vorhaben geeignet. Ich kroch darunter, doch fuhr erschreckt hoch, als sich etwas bewegte und ich die Stimme eines ängstlichen alten Mannes hörte.


"Wer ist da?"


"Keine Angst", wisperte ich. "Ich gehöre nicht zu denen."


Seine faltige, knorrige Hand griff aus dem Schatten nach mir und packte meinen Arm. Sogleich fühlte ich eine unglaubliche Müdigkeit, der ich nicht widerstehen konnte. Mit dem Mondlicht, das fingergleich durch die Wolken brach und durch das zerbrochene Fenster fiel, erschien auch das entsetzliche Gesicht des alten Mannes, das Gesicht des Hungertodes. Seine Klaue hielt mich immer noch fest. Ich ließ mich zurückfallen, von seinem Geruch des Todes umgeben.


Der Tisch wurde umgestoßen. Da standen die sieben Jäger und ein Dutzend weitere. Nein, es waren keine Jäger. Es waren Spürhunde, die mich in jedem Versteck aufgespürt und auf erfahrene Weise in den Hort des wahren Raubtiers gedrängt hatten. Der alte Mann war altersschwach und kein so guter Jäger mehr wie einst, als er noch eine schonungslose Tötungsmaschine war.


"Bitte", sagte ich. Das war alles, was ich herausbringen konnte.


Er hatte das Spiel genossen, das ich ihm geboten hatte, und so zeigte er auf gewisse Weise Gnade. Sie tranken weder mein Blut bis auf den letzten Tropfen noch wurde ich dazu verflucht, einer von ihnen zu werden - dem Vampirclan der Berne. Ich und andere werden aufgespart, die meisten von uns verrückt vor Angst, um nach Laune der Vampire weiterzuleben und gekostet zu werden. Sie nennen uns das Vieh.


Schon vor Monaten habe ich alle Hoffnung verloren, diesen dunklen Keller, in dem sie uns halten, jemals wieder zu verlassen. Selbst, wenn dieser Zettel seinen Weg nach draußen finden sollte, kenne ich nicht genug Anhaltspunkte über meinen Aufenthaltsort, um gerettet zu werden - selbst wenn ein Held in der Lage wäre, die Blutsauger zu besiegen. Ich schreibe all dies nur nieder, um meinen Verstand zu behalten und andere zu warnen.


Es gibt ein schlimmeres Schicksal, als hungrig zu sein.


Die Nahrung selbst zu sein.