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Version vom 22. Juli 2009, 16:35 Uhr
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Diese Seite enthält den Text des zwölften Buches: Abendstern, der Reihe 2920 aus The Elder Scrolls III: Morrowind.
Inhalt
2920, dem letzten Jahr der ersten Ära
von Carlovac Taunwei
1. Abendstern, 2920
Balmora, Morrowind
Die Wintermorgensonne funkelte durch das Netz aus Frost, das das Fenster bedeckte, und Almalexia öffnete die Augen. Ein uralter Heiler wischte mit einem nassen Tuch über ihre Stirn und lächelte erleichtert. Auf dem Stuhl neben ihrem Bett schlief Vivec. Der Heiler eilte zu einem Schrank an der Wand und kehrte mit einem Krug Wasser zurück.
„Wie fühlt Ihr Euch, Göttin?“, fragte der Heiler.
„So, als hätte ich sehr lange geschlafen“, sagte Almalexia.
„Das habt Ihr. Fünfzehn Tage lang“, sagte der Heiler und berührte Vivecs Arm. „Meister, wacht auf. Sie spricht.“
Vivec schreckte aus dem Schlaf hoch und als er sah, dass Almalexia lebte und wach war, breitete sich auf seinem Gesicht ein breites Grinsen aus. Er küsste sie auf die Stirn und nahm ihre Hand. Endlich war wieder Wärme in ihr zu spüren.
Almalexias friedlicher Gesichtsausdruck verzerrte sich plötzlich: „Sotha Sil ...“
„Er lebt und es geht ihm gut“, antwortete Vivec. „Er arbeitet wieder irgendwo an einer seiner Maschinen. Er wäre auch hier geblieben, aber dann sah er ein, dass er dir eine größere Hilfe ist, wenn er weiter an seiner besonderen Magie arbeitet.“
Der Burgvogt erschien in der Tür. Ich bedaure, Euch stören zu müssen, Meister, aber ich wollte Euch mitteilen, dass Euer schnellster Bote gestern in die Kaiserstadt aufgebrochen ist.
„Bote?“, fragte Almalexia. „Vivec, was ist passiert?“.
„Ich wollte am Sechsten einen Waffenstillstandsvertrag mit dem Kaiser unterzeichnen, aber ich habe ihm mitteilen lassen, dass der Termin verschoben werden muss.“
„Du kannst mir hier nicht helfen“, sagte Almalexia, sich mit einiger Anstrengung aufsetzend. „Aber wenn du diesen Vertrag nicht unterzeichnest, führst du Morrowind zurück in den Krieg, vielleicht für weitere achtzig Jahre. Wenn du heute mit einer Eskorte aufbrichst und dich beeilst, kannst du die Kaiserstadt mit einer Verspätung von nur ein oder zwei Tagen erreichen.“
„Bist du sicher, dass du mich hier nicht brauchst?“, fragte Vivec.
„Ich weiß, dass Morrowind dich mehr braucht.“
6. Abendstern 2920
Die Kaiserstadt, Cyrodiil
Kaiser Reman III. saß auf seinem Thron und begutachtete das Audienzzimmer. Es war ein spektakulärer Anblick: silberne Bänder hingen von der Decke herunter, in jeder Ecke standen Rauchfässer mit süßen Kräutern, pyandoneanische Schwalbenschwänze flogen singend durch die Luft. Wenn erst einmal die Kerzen angezündet und die Diener mit ihren Fächern hier sein würden, würde sich der Raum in ein schimmerndes Reich der Fantasie verwandeln. Die Gerüche aus der Küche drangen bereits an seine Nase, der Duft von Gewürzen und Braten.
Der Potentat Versiduae-Shaie und sein Sohn Savirien-Chorak betraten den Raum, beide mit dem Kopfschmuck und Geschmeide der Tsaesci bekleidet. Kein Lächeln zeigte sich auf ihren goldenen Gesichtern, aber das war meistens so. Der Kaiser begrüßte seinen langjährigen Berater trotzdem mit Begeisterung.
„Das sollte diese barbarischen Dunkelelfen beeindrucken“, lachte er. „Wann werden sie erwartet?“.
„Es ist gerade ein Bote von Vivec eingetroffen“, sagte der Potentat ernst. „Ich denke, es wäre am besten, wenn Eure kaiserliche Majestät ihn alleine treffen würde.“
Das Lächeln des Kaisers gefror, aber er bedeutete seinen Dienern mit einem Nicken, sich zurückzuziehen. Dann öffnete sich die Tür und Fürstin Corda betrat mit einem Pergament in der Hand das Zimmer. Sie schloss die Tür hinter sich, schaute aber nicht auf, um dem Kaiser ins Gesicht zu blicken.
„Der Bote gab den Brief meiner Mätresse?“, sagte Reman ungläubig und erhob sich, um die Nachricht entgegenzunehmen. „Dies ist eine höchst ungewöhnliche Methode, eine Botschaft zu überbringen.“
„Aber die Nachricht selbst ist sehr gewöhnlich“, sagte Corda und blickte in sein gesundes Auge. Mit einer einzigen, kaum sichtbaren Bewegung hob sie den Brief unter das Kinn des Kaisers. Seine Augen weiteten sich und Blut tropfte auf das leere Pergament. Leer bis auf ein kleines schwarzes Zeichen, das Symbol der Morag Tong. Der Brief fiel zu Boden und ließ den kleinen Dolch sichtbar werden, der unter ihm verborgen war. Corda drehte die Waffe in der Wunde und durchtrennte seine Kehle bis zum Knochen. Der Kaiser stürzte zu Boden, lautlos nach Luft schnappend.
„Wie lange braucht Ihr?“, fragte Savirien-Chorak.
„Fünf Minuten“, sagte Corda und wischte das Blut von ihren Händen. „Wenn Ihr mir allerdings zehn geben könntet, wäre ich Euch doppelt dankbar.“
„Sehr gut“, sagte der Potentat, als Corda das Audienzzimmer eilig verließ. „Sie hätte eine Akaviri sein sollen. Die Art und Weise, mit der dieses Mädchen mit der Klinge umgeht, ist wirklich bemerkenswert.“
„Ich muss gehen und unsere Alibis zusammenzimmern“, sagte Savirien-Chorak und verschwand in einem der geheimen Durchgänge, die nur die engsten Vertrauten des Kaisers kannten.
„Erinnert Ihr Euch, was Ihr mir vor beinahe einem Jahr gesagt habt, Eure kaiserliche Majestät?“, fragte der Potentat lächelnd und blickte auf den sterbenden Mann hinunter. „Ihr sagtet mir, immer an Folgendes zu denken: ‚Ihr, Akaviri, verfügt über eine Menge ansehnlicher Bewegungen, aber wenn nur einer unserer Schlägen durchkommt, ist alles aus für Euch. Ich habe daran gedacht, wie Ihr seht.“
Der Kaiser spuckte Blut und schaffte es gerade noch, ein einzelnes Wort hervorzustoßen: „Schlange.“
„Ich bin eine Schlange, Eure kaiserliche Majestät, innerlich und äußerlich. Aber ich habe nicht gelogen. Da war ein Bote von Vivec. Es sieht so aus, als käme er ein wenig zu spät“, sagte der Potentat achselzuckend, bevor er in den geheimen Durchgang verschwand. „Und macht Euch keine Sorgen. Ich bin sicher, das Essen wird schon nicht schlecht werden.“
Der Kaiser starb in einer Lache seines eigenen Blutes, inmitten seines leeren, für einen großen Ball geschmückten Audienzzimmers. Fünfzehn Minuten später entdeckte ihn einer seiner Leibwächter. Corda war nirgendwo zu finden.
8. Abendstern 2920
Caer Suvio, Cyrodiil
Fürst Glavius, der sich ausführlichst für den Zustand der Straße durch den Wald entschuldigte, war der erste Abgesandte, der Vivec und seine Eskorte bei deren Ankunft begrüßte. Eine Lichterkette aus brennenden Kugeln schmückte die blattlosen Bäume, die die Villa umgaben, und schwankte leicht im sanften, aber eiskalten Wind. Aus dem Inneren drang der Geruch eines einfachen Mahls und eine traurige Melodie an Vivecs Ohr. Es war ein traditionelles Winterlied der Akaviri.
Versiduae-Shaie begrüßte Vivec an der Eingangstür.
„Ich bin froh, dass Ihr die Nachricht erhalten habt, bevor Ihr die Stadt erreichen konntet“, sagte der Potentat und führte seinen Gast in das große, warme Empfangszimmer. „Wir befinden uns in einer schwierigen Übergangszeit und momentan ist es besser, wenn wir unsere Angelegenheit nicht in der Stadt erledigen.“
„Gibt es keinen Thronerben?“, fragte Vivec.
„Keinen offiziellen, obwohl da einige entfernte Cousins um den Thron wetteifern. Während wir uns um eine Lösung in dieser Sache bemühen, haben die anderen Edelmänner beschlossen, dass ich zumindest vorübergehend das Amt meines verblichenen Herrschers übernehmen soll.“ Versiduae-Shaie bedeutete den Dienern, zwei bequeme Sessel zum Kamin hin zu ziehen. „Wäre es Euch genehm, wenn wir das Abkommen sofort unterzeichneten, oder möchtet Ihr zuvor etwas essen?“.
„Ihr beabsichtigt, das Abkommen des Kaisers zu achten?“.
„Ich beabsichtige, alles genau so zu tun wie der Kaiser“, sagte der Potentat.
14. Abendstern, 2920
Tel Aruhn, Morrowind
Corda, noch staubig von der Reise, warf sich in die Arme der Mutter der Nacht. Einen Moment lang blieben sie eng umschlungen stehen und die Mutter der Nacht streichelte ihrer Tochter übers Haar und küsste ihre Stirn. Schließlich griff sie in ihren Ärmel und reichte Corda einen Brief.
„Was ist das?“, fragte Corda.
„Ein Brief des Potentaten, in dem er seiner Freude über dein Können Ausdruck verleiht“, antwortete die Mutter der Nacht. „Er hat versprochen, uns zu bezahlen, aber ich habe ihm bereits eine Antwort zurückgeschickt. Die verstorbene Kaiserin hat uns genug für den Tod ihrer Ehemanns gezahlt. Mephala möchte nicht, dass wir übertrieben gierig sind. Man soll nicht zweimal für den gleichen Mord bezahlt werden, so steht es geschrieben.“
„Er hat Rijja, meine Schwester, getötet“, sagte Corda leise.
„Und daher warst du es, die den Dolch führte.“
„Wohin gehe ich jetzt?“
„Wann immer einer unserer heiligen Krieger zu bekannt wird, um seinen Kreuzzug fortsetzen zu können, senden wir ihn zu einer Insel namens Vounoura. Sie ist nicht weiter als einen Monat mit dem Schiff entfernt und ich habe für dich ein wunderschönes Anwesen als Zufluchtsort gewählt. Du wirst viele Freunde treffen und ich weiß, dass du dort endlich Ruhe und Frieden finden wirst, mein Kind.“
19. Abendstern, 2920
Gramfeste, Morrowind
Almalexia beaufsichtigte den Wiederaufbau der Stadt. Die Stimmung unter der Bevölkerung war wirklich inspirierend, dachte sie, als sie zwischen den Baugerüsten einherging, die inmitten der geschwärzten, zerschmetterten Ruinen der alten Gebäude standen. Sogar die Pflanzenwelt zeigte eine bemerkenswerte Widerstandskraft. In den verbrannten Überresten von Cohmbeeren und Roobüschen regte sich noch Leben. Sie konnte den Puls fühlen. Im nächsten Frühling würde Grün durch das Schwarz hervorbrechen.
Der Nachfolger des Herzogs, ein Bursche von hoher Intelligenz und dem entschlossenen Mut der Dunmer, kam aus dem Norden, um den Platz seines Vaters einzunehmen. Das Land würde mehr als nur überleben: es würde stärker und größer werden. Sie fühlte die Zukunft stärker, als sie die Gegenwart sehen konnte.
Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass Gramfeste auf ewig die Heimat zumindest einer Göttin sein würde.
22. Abendstern, 2920
Die Kaiserstadt, Cyrodiil
„Die cyrodiilische Linie ist ausgestorben“, verkündete der Potentat der Menge, die sich vor dem Balkon des Kaiserpalastes versammelt hatte. „Aber das Kaiserreich lebt. Die entfernten Verwandten unseres geliebten Kaisers sind von der Fürstenschaft, die Seiner kaiserlichen Majestät während ihrer langen und strahlenden Herrschaft als Berater zur Seite stand, als des Throns für unwürdig befunden worden. Man hat entschieden, dass ich als unbestechlicher und treuer Freund Remans III. die Verantwortung habe, in seinem Namen weiter zu regieren.“
Der Akaviri machte eine Pause, um seine Worte auf die Bevölkerung einwirken zu lassen. Die starrte ihn aber einfach nur schweigend an. Regen war durch die Straßen der Stadt geströmt, aber nun kam die Sonne heraus und schien die Winterstürme einen Moment lang unterbrechen zu wollen.
„Ich möchte klarstellen, dass ich nicht vorhabe, den Titel eines Kaisers anzunehmen“, fuhr er fort. „Ich war und werde auch weiterhin Potentat Versiduae-Shaie sein, ein Fremder, der freundlich an Eurer Küste empfangen wurde. Ich werde es als meine Pflicht ansehen, meine neue Heimat zu beschützen, und gelobe, dieser Pflicht unermüdlich nachzukommen, bis jemand, der für diese Aufgabe würdiger ist als ich, diese Bürde wieder von mir nimmt. Als meine erste Amtshandlung erkläre ich, dass zum Gedenken an diesen historischen Moment, beginnend mit dem Ersten des Monats Morgenstern, wir in das Jahr Eins der zweiten Ära eintreten werden. Auf diese Weise betrauern wir den Verlust unserer kaiserlichen Familie und schauen nach vorne in die Zukunft.“
Nur ein Mann applaudierte diesen Worten. König Dro'Zel von Senchal glaubte wirklich, dies sei das großartigste Ereignis in der Geschichte von Tamriel. Natürlich war er ziemlich verrückt.
31. Abendstern, 2920
Ebenherz, Morrowind
In den raucherfüllten Katakomben unterhalb der Stadt, wo Sotha Sil mit seinem geheimnisvollen Uhrwerk-Apparat die Zukunft schmiedete, passierte etwas Unvorhergesehenes. Eine ölige Blase drang aus einem altbewährten Getriebeteil hervor und platzte. Der Hexenmeister wurde Zeuge der Kettenreaktion, die dieses kleine Ereignis auslöste. Ein Rohr glitt einen halben Zentimeter zur Seite. Ein Gang wurde übersprungen. Eine Spule wickelte sich auf und begann, sich in die entgegengesetzte Richtung zu drehen. Ein Kolben, der jahrtausendelang links-rechts, links-rechts gestoßen hatte, begann auf rechts-links zu wechseln. Nichts zerbrach, aber alles veränderte sich.
„Das kann jetzt nicht repariert werden“, sagte der Hexenmeister leise.
Er blickte durch einen Riss in der Decke nach oben in den Nachthimmel. Es war Mitternacht. Die zweite Ära, das Zeitalter des Chaos, war angebrochen.
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