Oblivion:Eis und Chitin: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. August 2016, 19:14 Uhr

< Artikel

Diese Seite enthält den Text des Buches Eis und Chitin aus The Elder Scrolls III: Morrowind und The Elder Scrolls IV: Oblivion.

Inhalt

Eis und Chitin
von
Pletius Spatec


Diese Geschichte ist datiert auf das Jahr 855 der zweiten Ära, nachdem General Talos den Namen Tiber Septim angenommen und mit der Eroberung von Tamriel begonnen hatte. Eine seiner kommandierenden Offiziersleute, Beatia von Ylliolos, der die Legionen in den nördlichsten Ebenen von Himmelsrand anvertraut worden waren, war bei ihrer Rückkehr von einem Treffen mit dem Kaiser in einen Hinterhalt geraten. Die Kommandantin und ihre aus fünf Soldaten bestehende Leibgarde konnten gerade noch entkommen, wurden dabei aber von ihrer Armee getrennt. Sie flohen zu Fuß über die einsamen, teilweise von Eis bedeckten Klippen. Der Angriff war so überraschend gekommen, dass sie noch nicht einmal Zeit gehabt hatten, ihre Rüstungen anzulegen oder die Pferde zu holen..


„Wenn wir es bis zum Gorvigh-Kamm schaffen”, brüllte Leutnant Ascutus und zeigte auf einen Gipfel vor ihnen im Nebel, wobei seine Stimme über den Wind kaum zu hören war, „können wir zu der Legion stoßen, die Ihr in Porhnak stationiert habt.”


Beatia blickte über die felsige Landschaft, auf die vom Wind gebeugten alten Bäume und schüttelte den Kopf: „Nicht auf diesem Weg. Man würde uns töten, bevor wir auch nur die halbe Strecke hinter uns gebracht haben. Man kann den Atem ihrer Pferde durch die Bäume nicht sehen.”


Sie führte ihre Soldaten zu einer in Trümmern liegenden alten Festung, die auf der gefrorenen Landenge von Nërone stand, dem Gorvigh-Kamm genau gegenüber. Wie sie dort auf dem Felsvorsprung stand, glich sie vielen anderen verlassenen Festungen im nördlichen Himmelsrand, Überbleibsel von Reman Cyrodiils Schutzschild gegen den Kontinent von Akavir. Als sie ihr Ziel erreichten und ein Feuer machten, konnten sie die Armee der Kriegshäuptlinge von Danstrar hinter sich hören, die im Südwesten ihr Lager aufschlug und ihnen so den einzigen Fluchtweg, das Meer ausgenommen, versperrte. Die Soldaten durchsuchten die Lagerräume der Festung, während Beatia durch die Fenster der Ruine auf das dunstige Wasser hinausblickte.


Sie warf einen Stein und schaute zu, wie er über die nebelverhangene Eisfläche sprang, bis er schließlich platschend in einer Spalte verschwand.


„Wir haben weder etwas zu essen, noch Waffen gefunden, Kommandantin”, meldete Leutnant Ascutus. „Da liegt ein Haufen Rüstungen im Lager, aber sie sind mit den Jahren bestimmt durch den Einfluss der Elemente beschädigt worden. Ich weiß nicht, ob sie überhaupt noch zu retten sind.”


„Wir können hier nicht lange überleben”, antwortete Beatia. „Die Nord wissen, dass wir verletzbar sind; wenn die Nacht anbricht, wird dieser alte Felsen sie nicht aufhalten. Wenn es in dieser Festung irgendetwas gibt, das wir brauchen können, findet es. Wir müssen es über die Eisscholle bis zu dem Felsengrat schaffen.”


Nach einigen Minuten Suchen und Zusammenfügen von Einzelteilen präsentierten die Wachen zwei schmutzige, abgenutzte und zerrissene Chitin-Rüstungen. Selbst die stolzlosesten unter den Abenteurern und Piraten, welche die Festung über die Jahre geplündert hatten, hatten die Schalen aus Chitin keines Blickes gewürdigt. Die Soldaten wagten nicht, sie zu reinigen: der Staub schien das Einzige zu sein, was sie zusammenhielt.


„Sie werden uns nicht viel Schutz bieten, sie werden uns nur aufhalten”, sagte Ascutus und schnitt eine Grimasse. „Wenn wir über das Eis laufen, sobald es dunkel wird.”


„Wer einen Hinterhalt wie den der Kriegshäuptlinge von Danstrar planen und durchführen kann, wird genau das erwarten. Wir müssen schnell aufbrechen, jetzt, bevor sie noch näher kommen.” Beatia zeichnete eine Karte der Bucht in den Staub und dann einen halbkreisförmigen Weg über das Wasser, einen Bogen, der sich von der Ruine bis zum Gorvigh-Kamm erstreckte. „Die Männer sollen den langen Weg über die Bucht nehmen, genau so. Das Eis ist dort nahe der Küste sehr dicht und es gibt viele Felsen als Deckung.”


„Ihr bleibt nicht zurück, um die Festung zu verteidigen!”


„Natürlich nicht”, Beatia schüttelte den Kopf und zeichnete eine direkte Linie von der Ruine zum nahegelegensten Ufer der Bucht. „Ich werde eine der Chitin-Rüstungen nehmen und versuchen, das Wasser hier zu überqueren. Wenn Ihr mich nicht seht oder hört, wenn Ihr es ans Land geschafft habt, wartet nicht - geht einfach nach Porhnak.”


Leutnant Ascutus versuchte, seine Kommandantin davon abzubringen, aber er wusste, dass sie niemals einem ihrer Männer befehlen würde, dieses selbstmörderische Ablenkungsmanöver durchzuführen, und dass alle sterben würden, bevor sie den Gorvigh-Kamm erreichten, wenn die Armee der Kriegshäuptlinge nicht abgelenkt wurde. Er fand nur eine Möglichkeit, seine Pflicht, seine kommandierende Offizierin zu beschützen, zu erfüllen. Es war nicht einfach, Kommandantin Beatia davon zu überzeugen, dass er sie begleiten solle, aber schließlich gab sie nach.


Die Sonne stand niedrig, gab aber immer noch ein diffuses Licht ab, das den Schnee in einem geisterhaftem Licht erstrahlen ließ, als die fünf Männer und eine Frau durch die Felsen unterhalb des Schlosses zum gefrorenen Rand des Wassers schlichen. Beatia und Ascutus bewegten sich vorsichtig und präzise, sie waren sich jedes stumpfen Knirschens von Chitin gegen Stein schmerzhaft bewusst. Auf das Signal ihrer Kommandantin hin stürmten die vier ungepanzerten Männer nach Norden über das Eis.


Als ihre Männer den ersten Deckung bietenden Felsen erreichten, eine Spirale aus Stein, die nur einige Meter vom Fuße des Felsvorsprunges entfernt in die Höhe ragte, wandte Beatia sich um und lauschte auf das Geräusch der Armee über ihnen. Nichts als Stille. Sie waren immer noch nicht entdeckt worden. Ascutus nickte, seine Augen hinter dem Visier zeigten keine Furcht. Die Kommandantin und ihr Leutnant betraten das Eis und begannen zu rennen.


Als Beatia die Bucht von der Festungsmauer aus betrachtet hatte, war ihr der Überweg zur nächsten Küste wie eine weite, strukturlose weiße Ebene erschienen. Jetzt, da sie sich auf dem Eis befand, war es sogar noch flacher und nackter: Der Nebel reichte nur bis zu ihren Knöcheln und schwoll bei ihrer Annäherung an, als wollte die Hand der Natur selbst den Feinden ihre Anwesenheit anzeigen. Sie waren vollkommen ungeschützt. Es war beinahe eine Erleichterung, als Beatia hörte, wie einer der feindlichen Späher seinen Herren ein Signal gab.


Sie mussten sich nicht umdrehen, um zu sehen, dass die Armee kam. Das Geräusch galoppierender Hufe und das Krachen nachgebender Bäume waren deutlich über dem pfeifenden Wind zu hören.

Beatia wünschte, dass sie einen Blick nach Norden riskieren könnte, um zu sehen, ob ihre Männer außer Sicht waren, aber sie wagte es nicht. Sie konnte Ascutus zu ihrer Rechten laufen hören, schwer atmend an ihrer Seite bleibend. Er war es gewohnt, schwerere Rüstungen zu tragen, aber die Chitingelenke waren durch die Jahre des Herumliegens so spröde und eng geworden, dass er sich bemühte, sie nicht zu sehr zu biegen.


Das rettende Ufer schien immer noch eine Ewigkeit entfernt zu sein, als Beatia die erste Salve von Pfeilen hören und fühlen konnte. Die meisten trafen mit scharfem Krachen das Eis zu ihren Füßen, aber einige fanden beinahe ihr Ziel und prallten von ihren Rücken ab. Sie sandte ein stilles Dankgebet an den unbekannten Rüstungsschmied, nun schon lange tot, der die Rüstung angefertigt hatte. Sie liefen weiter, während auf den ersten Pfeilregen schnell ein zweiter und ein dritter folgte.


„Stendarr sei Dank”, keuchte Ascutus. „Wäre in der Festung nur Leder gewesen, wären wir schon vollkommen durchlöchert. Wenn sie nur nicht so ... steif wäre ... ”


Beatia fühlte, wie die Gelenke ihrer eigenen Rüstung langsam immer unbeweglicher wurden, ihre Knie und Hüften stießen mit jedem Schritt auf mehr Widerstand. Es gab keinen Weg es zu leugnen: Sie kamen der Küste immer näher, aber sie wurden auch stetig langsamer. Schon war die herangaloppierende Armee mit einem grässlichen Krachen und Knirschen hinter ihnen zu hören. Die Reiter ließen auf dem rutschigen Eis Vorsicht walten und trieben ihre Pferde nicht zur vollen Geschwindigkeit an, aber Beatia wusste, dass sie bald eingeholt werden würden.


Die alten Chitin-Rüstungen konnten den Spitzen einiger Pfeile widerstehen, aber nicht einer Lanze, die mit der Kraft eines galoppierenden Pferdes gestoßen wurde. Es war alles nur noch eine Frage der Zeit.


Der Donner des Hufschlages hinter ihnen wurde ohrenbetäubend, als Ascutus und Beatia den Rand der Küste erreichten. Die riesigen, schroffen Felsen, die den Strand umgaben, hielten den Ansturm auf. Unter ihren Füßen ächzte und knirschte das Eis. Sie konnten nicht stehenbleiben, nicht nach vorne, nicht zurücklaufen. Gegen das müde Metall ihrer Rüstungsgelenke ankämpfend machten sie zwei Sprünge vorwärts und warfen sich den Felsen entgegen.


Die erste Landung auf dem Eis verursachte ein explosives Krachen. Als sie sich für den letzten Sprung erhoben, war es auf einer Welle aus Wasser, das so kalt war, dass es durch die dünne Rüstung wie Feuer brannte. Ascutus' Hand fand Halt in einem tiefen Riss. Beatia griff mit beiden Händen zu, aber der Stein war rutschig vom Eis. Die Gesichter an die Felsen gepresst, konnten sie sich nicht umwenden, um die Armee hinter ihnen zu sehen.


Aber sie hörten das Eis splittern und, für einen kurzen Augenblick nur, den entsetzten Aufschrei der Soldaten. Dann herrschte Stille, bis auf das Rauschen des Windes und das sanfte Plätschern des Wassers. Einen Moment später hörten sie Schritte auf der Klippe über ihnen.


Den vier Gardisten war es gelungen, die Bucht zu überqueren. Zwei zogen Beatia nach oben, die anderen beiden nahmen sich Ascutus' an. Sie stöhnten und fluchten vor Anstrengung, aber schließlich hatten sie ihre Kommandantin und ihren Leutnant sicher auf dem Rand des Gorvigh-Kamms.


„Bei Mara, das ist schwer für eine leichte Rüstung.”


„Ja”, lächelte Beatia erschöpft und blickte zurück über die leere zerbrochene Eisscholle, wo jetzt Risse von den parallelen Pfaden, die sie und Ascutus gerannt waren, ausstrahlten. „Aber manchmal ist das gut so.”