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Aktuelle Version vom 28. August 2016, 19:10 Uhr

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Diese Seite enthält den Text von Die Alikr (Zweite Ära) aus The Elder Scrolls Online.

Inhalt

Die Alikr (Zweite Ära)

Von Enric Milres

Ich wäre wohl nie in die Alik'r-Wüste aufgebrochen, hätte ich nicht in einer kleinen Taverne in Schildwacht Weltan getroffen. Weltan ist ein rothwardonischer Dichter, dessen Verse ich gelesen hatte, aber nur in einer Übersetzung. Er hat sich nämlich entschieden, in der alten Sprache der Rothwardonen zu schreiben, nicht auf Tamrielisch. Ich habe ihn einmal nach dem Grund dafür gefragt.

„Das tamrielische Wort für das himmlisch wohlschmeckende Kind gärender, seidiger, gepresster saurer Milch ist … Käse“, sagte Weltan, während ein gewaltiges Grinsen sein pechschwarzes Gesicht wie ein Sonnenaufgang erhellte. „Das alte rothwardonische Wort dafür ist Mluo. Sagt mir, wenn Ihr ein Dichter wärt, der beide Sprachen fließend beherrscht … Welches Wort würdet Ihr verwenden?“

Ich bin ein Kind der Städte, und ich berichtete ihm vom Lärm und der Verderbtheit, von wilden Nächten und entfesselter Energie, von Kultur und Dekadenz. Er hörte mir mit ehrfürchtiger Bewunderung für meine Geburtstadt zu, die Kaiserstadt aus weißem Marmor, wo alle Bürger überzeugt sind von ihrer Wichtigkeit, sind sie doch dem Kaiser so nah und sind doch ihre Straßen so prächtig. Sie sagen, dass ein Bettler auf den Prachtstraßen der Kaiserstadt ein Mann ist, der in einem Palast wohnt. Bei einem Krug Würzbier erfreute ich Weltan mit Beschreibungen des belebten Marktplatzes von Stromfeste, der finsteren, grüblerischen Gramfeste, der von Schimmel überzogenen Villen von Kleinmottien, der wunderbaren, gefährlichen Gassen von Helstrom und der stattlichen Alleen des großen alten Einsamkeit. Und bei all diesen Geschichten war er voller Erstaunen, und er stellte Fragen und machte Anmerkungen.

„Ich habe das Gefühl, Eure Heimat zu kennen, die Alik'r-Wüste, weil ich Eure Gedichte kenne, obgleich ich noch nie dort war.“, sagte ich zu ihm.

„Oh, aber da irrt Ihr Euch. Kein Gedicht kann die Alik'r wirklich zum Ausdruck bringen. Es kann Euch vielleicht auf einen Besuch vorbereiten, weit besser als der beste Ratgeber. Aber wenn Ihr Tamriel wirklich kennen und ein Bürger der Welt sein wollt, dann müsst Ihr hinausgehen und die Wüste am eigenen Leib erleben.“

Ich habe etwas mehr als ein Jahr gebraucht, um meine Verpflichtungen zu beenden, Geld zu sparen (meine größte Herausforderung) und das Leben in der Stadt gegen das in der Alik'r-Wüste zu tauschen. Als Reiseführer kaufte ich mehrere Bände mit Weltans Gedichten.

„Eine heilige Flamme erhebt sich über das Feuer, Die Geister großer Männer und Frauen ohne Namen, Längst tote Städte erheben sich und fallen in der Flamme, Das Offenbarungslied der Dioscori, Berstende Mauern und todloser Stein, Feuriger Sand, der heilt und zerstört.“

Diese ersten sechs Zeilen aus dem Werk „Von des Staubes Unsterblichkeit“ hatten mich auf meinen ersten Blick auf die Alik'r-Wüste vorbereitet, obgleich sie ihr kaum gerecht werden. Mein armer Stift ist nicht in der Lage, die Strenge, die Pracht, die Vergänglichkeit und die Beständigkeit der Alik'r wiederzugeben.

Alle Fürstentümer und Grenzen, die die Nationen dem Land auferlegt haben, lösen sich unter dem wandernden Sand der Wüste in Nichts auf. Ich wusste nie, ob ich gerade in Antiphyllos oder in Bergama war, und nur wenige der Einheimischen konnten es mir sagen. Für so, und damit auch für mich, waren wir einfach in der Alik'r. Nein. Wir sind ein Teil der Alik'r. Das kommt der Philosophie der Wüstenbewohner näher.

Ich sah die heilige Flamme aus Weltans Gedicht an meinem ersten Morgen in der Wüste: ein gewaltiger, roter Nebel, der aus den geheimnisvollen Tiefen Tamriels zu kommen schien. Lange vor der Mittagssonne hatte sich der Nebel schon aufgelöst. Dann sah ich Weltans Städte. Ein Windstoß, und die Ruinen der Alik'r erheben sich aus dem Stand, und mit dem nächsten sind sie schon wieder verschwunden. Nichts hat Dauer in der Wüste, aber nichts stirbt für immer.

Bei Tageslicht versteckte ich mich im Zelt und dachte über das Wesen der Rothwardonen nach, das sie dazu bringt, sich in diesem ungezähmten, ewigen Land niederzulassen. Sie sind von Natur aus Krieger. Als Gruppe gibt es keine besseren. Nichts hat für sie einen Wert, wenn sie nicht dafür gekämpft haben. Für die Alik'r mussten sie gegen niemanden kämpfen, aber die Wüste selbst ist ein mächtiger Gegner. Und der Kampf geht noch immer weiter. Es ist ein Krieg ohne Zorn, ein heiliger Krieg in dem Sinn, den der Begriff immer meinen sollte.

Bei Nacht konnte ich das Land an sich in seiner relativen Ruhe betrachten. Aber diese Ruhe war nur oberflächlich. Die Hitze und das Licht, mit denen die Steine brannten, stammten nicht von der Sonne, und auch nicht von den Monden Jone und Jode. Die Macht der Steine kommt direkt vom Herzschlag Tamriels.

Zwei Jahre verbrachte ich in der Alik'r.

Diese Worte hier schreibe ich bereits in Schildwacht nieder. Wir sind im Krieg mit dem Ebenherz-Pakt und dem Aldmeri-Dominion. Alle Dichter, Autoren und Künstler, die ich kenne, verachten die Gier und den Hochmut, der diese Leute die Schlacht treibt. Das ist ein Tiefpunkt, eine Tragödie. In den Worten der alten Rothwardonen eine Ajcea, eine Abwärtsspirale.

Und doch darf ich nicht der Trauer verfallen. In den Jahren, die ich inmitten der Pracht der Alik'r verbrachte, habe ich die ewigen Steine gesehen, die den Menschen überdauern. In diesem weglosen, formlosen, sich nie und doch immer verändernden Land habe ich mein inneres Auge gefunden. Inspiration und Hoffnung sind ewig, wie die Steine der Wüste, auch wenn der Mensch es nicht ist.