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Diese Seite enthält den Text von Das Lösegeld für Zarek aus The Elder Scrolls V: Skyrim.
Inhalt
Alte Sagen der Dwemer
Teil I
alemmil stand im Garten ihres Anwesens und las den Brief, den ihr der Diener gebracht hatte. Das Rosenbukett fiel ihr aus der Hand und landete auf dem Boden. Einen Moment lang war es, als hätten die Vögel zu singen aufgehört und als hätte eine dunkle Wolke den Himmel verdeckt. Ihre sorgsam kultivierte und geordnete Oase schien von Dunkelheit durchflutet zu werden.
"Wir haben Euren Sohn", stand in der Nachricht. "Wir werden in Kürze wegen des Lösegelds Kontakt mit Euch aufnehmen."
Zarek war also doch nicht bis Akgun gekommen. Eine Gruppe von Banditen, vermutlich Orks oder verfluchte Dunmer, musste die gut ausgestattete Kutsche gesehen und ihren Sohn gefangen genommen haben. Jalemmil klammerte sich an einen Pfosten und fragte sich, ob ihr Junge wohl verletzt sei. Er war doch nur ein Student und niemand, der sich gegen gut ausgerüstete Männer zur Wehr setzen könnte. Ob sie ihn geschlagen hatten? Die Vorstellung war mehr, als das Herz einer Mutter ertragen konnte.
"Sag mir jetzt nicht, dass sie ihre Lösegeldforderung so schnell geschickt haben", rief eine bekannte Stimme und das dazugehörige bekannte Gesicht blickte durch die Hecke. Es war Zarek. Jalemmil beeilte sich, den Jungen zu umarmen. Tränen liefen über ihr Gesicht.
"Was ist geschehen?" schrie sie. "Ich dachte, man hätte dich entführt."
"Das stimmt auch", sagte Zarek. "Drei große Nord griffen uns mit einem Wagen auf dem Frimvorn-Pass an. Brüder, so erfuhr ich später, namens Mathais, Ulin und Koorg. Du hättest die Männer sehen sollen, Mutter. Jeder von ihnen würde nur mit Mühe durch die Vordertür passen."
"Was ist geschehen?" wiederholte sich Jalemmil. "Hat man dich gerettet?"
"Ich spielte mit dem Gedanken, darauf zu warten, aber ich wusste, dass sie eine Lösegeldforderung schicken würden und dachte mir, dass dich dies schrecklich in Sorge versetzen würde. Also dachte ich daran, was mein Mentor in Akgun mich gelehrt hat: ruhig bleiben, die Umgebung beobachten und nach einer Schwäche des Gegners Ausschau halten", sagte Zarek grinsend. "Es dauerte eine Weile, denn diese Burschen waren wahre Monster. Und dann, als ich sie voreinander prahlen hörte, wurde mir plötzlich klar, dass die Eitelkeit ihre Schwäche war."
"Was hast du getan?"
"Sie hatten mich in ihrem Lager in den Wäldern unweit von Cael angekettet, auf einer Anhöhe, von der man einen Fluss sehen konnte. Ich hörte, wie einer von ihnen, Koorg, den anderen erzählte, dass es wohl knapp eine Stunde dauern werde, den Fluss zu durchschwimmen. Die anderen nickten anerkennend, als ich das Wort ergriff"
"Ich könnte den Fluss in dreißig Minuten überqueren, hin und zurück", sagte ich.
"Unmöglich", erwiderte Koorg. "Ich kann schneller schwimmen als du kleines Welplein."
"Also einigten wir uns darauf, von der Klippe zu springen, zur Insel in der Mitte des Flusses und dann wieder zurück zu schwimmen. Als wir uns auf den Felsen stellten, begann Koorg, mir die Finessen des Schwimmens beizubringen. Das Wichtigste seien gleichmäßige Bewegungen der Arme und Beine. Nur so könne man die höchste Geschwindigkeit erreichen. Wichtig sei außerdem, dass man erst nach jedem dritten oder vierten Zug Luft hole, um nicht unnötig langsam zu werden. Man solle aber selbstverständlich auch nicht weniger atmen, damit einem nicht die Puste ausginge. Ich nickte und stimmte ihm in allen Punkten zu. Dann sprangen wir von der Klippe. Ich schaffte es zu der Inseln und wieder zurück in knapp einer Stunde, aber Koorg kehrte nie zurück. Er hatte sich an den Felsen vor der Klippe den Schädel zerschmettert. Mir waren die verräterischen Wellenformen, die auf Felsen im Wasser hinwiesen, sofort aufgefallen, aber anscheinend hatte er sie nicht bemerkt."
"Und dann bist du zu den anderen zurückgekehrt?" fragte Jalemmil verblüfft. "War das denn nicht der Zeitpunkt, an dem du geflohen bist?"
"Das schien mir zu riskant", erwiderte Zarek. "Sie hätten mich leicht wieder einfangen können und ich war nicht versessen darauf, die Schuld für Koorgs Verschwinden in die Schuhe geschoben zu bekommen. Ich sagte, ich wüsste nicht, was mit ihm passiert sei. Nach einiger Suche waren beide dann der Meinung, dass er das Wettschwimmen vermutlich vergessen habe und wohl ans Ufer geschwommen sei, um zu jagen. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass ich etwas mit seinem Verschwinden zu tun haben könnte, da ich während der ganzen Zeit gut sichtbar gewesen war. Die beiden Brüder begannen damit, ein Lager an der Felsenklippe zu errichten, um mir eine Flucht unmöglich zu machen.
Einer der Brüder, Mathais, begann, über die Art des Bodens und die Steigung in der Bucht unter uns zu sinnieren. Er meinte, der Ort eigne sich ideal für ein Wettrennen. Ich gab völlige Unwissenheit über diesen Sport vor und er begann, mir enthusiastisch die richtigen Techniken für ein Rennen beizubringen. Er zog lächerliche Grimassen, als er mir zeigte, wie man durch die Nase ein- und durch den Mund ausatmen müsse. Er zeigte mir außerdem, wie man die Knie beim Aufwärtslaufen im richtigen Winkel anzuziehen habe und betonte, wie wichtig die richtige Fußstellung sei. Am wichtigsten, meinte er, sei, dass der Läufer einen aggressiven, aber nicht zu anstrengenden Laufstil wähle: Nur so könne er das Rennen gewinnen. Es spräche nichts dagegen, während des Rennens Zweiter zu sein, solange man seine Kraftreserven für den Schlussspurt aufspare.
Ich war ein gelehriger Schüler und Mathais meinte, dass wir vor dem Einbruch der Nacht ein kleines Wettrennen am Rande der Bucht machen sollten. Ulin beauftragte uns, auf unserem Rückweg Feuerholz mitzubringen. Wir starteten auf dem Weg, der die Klippe säumte. Ich folgte Mathais' Rat in Sachen Atem, Laufstil und Fußstellung, aber ich rannte von Anfang an mit voller Kraft. Trotz seiner längeren Beine lag ich ein paar Schritte vor ihm, als wir um die erste Ecke bogen.
Da seine Augen auf meinen Rücken gerichtet waren, konnte Mathais nicht die Ranke im Felsen sehen, über die ich sprang. Er stürzte und fiel über die Klippe, noch bevor er schreien konnte. Ich wartete einige Minuten, um wieder zu Atem zu kommen, und kehrte dann zu Ulin ins Lager zurück."
"Und dann hast du angefangen, aufzuschneiden", sagte Jalemmil mit einem Stirnrunzeln. "Das wäre doch die beste Möglichkeit zur Flucht gewesen."
"Das mag vielleicht so aussehen", sagte Zarek zustimmend, "aber du hättest die Gegend sehen sollen - einige große Bäume und dann nichts als Büsche. Ulin hätte meine Flucht bemerkt, mich schnell wieder eingefangen und ich hätte dann Schwierigkeiten gehabt, ihm die Abwesenheit von Mathais zu erklären. Eine schnelle Erkundung des Gebietes und der Anblick einiger Bäume in der Nähe brachten mich dann auf die Idee für meinen letzten Plan.
Als ich mit ein paar Zweigen zu Ulin zurückkehrte, erzählte ich, dass Mathais, der einen langen, abgestorbenen Baum hinter sich herschleife, etwas länger brauchen würde. Ulin spottete über die Stärke seines Bruders und sagte, dass er selbst einen lebenden Baum, samt Wurzeln, in kurzer Zeit aus dem Boden reißen und in das Feuer werfen könne. Ich äußerte begründete Zweifel."
"Ich werde es dir zeigen", sagte er und riss ein acht Meter großes Exemplar mühelos aus dem Boden.
"Aber das ist doch gerade mal ein Pflänzchen", meinte ich abwertend. "Ich dachte, du könntest einen Baum ausreißen. Sein Blick folgte dem meinen, zu einem besonders schwer anmutenden Exemplar am Rande der Lichtung. Ulin griff den Baum und begann mit unvorstellbarer Kraft und Wucht daran zu wackeln, um die Wurzeln aus dem Boden zu lösen. Dadurch löste er ein Wespennest aus den oberen Ästen, das auf seinen Kopf fiel.
Und in genau diesem Moment bin ich geflohen" sagte Zarek nicht ohne Stolz, "als nämlich Mathais und Koorg am Boden der Klippe lagen und Ulin, von einem Schwarm Wespen umringt, um sich schlug."
Jalemmil nahm ihren Sohn ein weiteres Mal in die Arme.
Anmerkung des Herausgebers: Ich habe zunächst gezögert, die Werke von Marubar Sul zu veröffentlichen, aber als der Verlag der Universität von Gwylim mich bat, diese Ausgabe zu verlegen, beschloss ich diese Gelegenheit zu nutzen, um die Dinge ein für alle Mal richtig zu stellen.
Die Gelehrten sind uneinig über das exakte Entstehungsdatum von Marobar Suls Werken, aber es entspricht der allgemeinen Auffassung, dass sie von dem Dramatiker Gor Felim verfasst wurden, der in der Zeit zwischen dem Fall des ersten cyrodiilischen Reiches und dem Aufstieg Tiber Septims für seine beliebten Komödien und Romanzen bekannt war. Die gegenwärtige Theorie geht davon aus, dass Felin einige authentische Erzählungen der Dwemer hörte und sie für die Bühne adaptierte, um Geld zu verdienen, zusammen mit umgeschriebenen Versionen seiner eigenen Stücke.
Gor Felim erschuf die Gestalt des Marobar Sul, eines Übersetzers der dwemerischen Sprache, um seine Arbeiten überzeugender und für das leichtgläubige Publikum noch wertvoller zu machen. Nehmt zur Kenntnis, dass es, obwohl Marobar Sul zum Gegenstand hitziger Kontroversen wurde, keine verlässlichen Aufzeichnungen darüber gibt, dass jemals jemand diesen Mann wirklich getroffen hätte. Außerdem hat weder die Magiergilde noch die Schule von Julianos noch irgendeine andere intellektuelle Institution jemals jemanden mit diesem Namens beschäftigt.
Wie dem auch sei, die Dwemer in den meisten von Marobar Suls Erzählungen haben nur wenig mit der furchterregenden, unergründlichen Rasse gemein, der sich selbst die Dunmer, Nord und Rothwardonen vor Furcht unterwarfen und deren Ruinen und noch heute Rätsel aufgeben.