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Aktuelle Version vom 28. August 2016, 19:12 Uhr
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Diese Seite enthält den Text von Die Wolfskönigin (Jarth) aus The Elder Scrolls III: Morrowind.
Inhalt
Buch VIII
Waughin Jarth
Aus der Feder von Inzolicus, Weiser des zweiten Jahrhunderts:
3Ä 127
Nach der Schlacht von Ichidag wurde der Kaiser Uriel Septim III. gefangen genommen und, bevor er zum Schloss seines Onkels im Hammerfell-Königreich Giweg gebracht werden konnte, ereilte ihn der Tod durch die Hand eines wütenden Pöbels. Dieser Onkel Cephorus wurde daraufhin zum Kaiser ernannt und ritt in die Kaiserstadt. Die Truppen, die früher dem Kaiser Uriel und seiner Mutter, der Wolfskönigin Potema, treu ergeben waren, verpflichteten sich nun dem neuen Kaiser. Als Erwiderung auf ihre Unterstützung verlangte der Adel von Himmelsrand, Hochfels, Hammerfell, Insel Summerset, Valenwald, Schwarzmarsch und Morrowind eine neue Ebene der Autonomie und Unabhängigkeit vom Kaiserreich und erhielt sie auch. Der Krieg des roten Diamanten war beendet.
Potema kämpfte weiterhin eine verlorene Schlacht, ihr Hoheitsgebiet schrumpfte und schrumpfte, bis nur noch ihr Königreich der Einsamkeit unter ihrer Macht stand. Sie beschwor Daedra herauf, um für sie zu kämpfen, befahl ihren Totenbeschwörern, die gefallenen Feinde als untote Krieger auferstehen zu lassen, und führte Angriff auf Angriff gegen ihre Brüder, den Kaiser Cephorus Septim I. und König Magnus von Kleinmottien. Als ihr Wahnsinn größer wurde, fingen ihre Verbündeten an, sie zu verlassen, und ihre einzigen Gefährten waren die Zombies und Skelette, die sie über die Jahre angesammelt hatte. Das Königreich der Einsamkeit wurde ein Land des Todes. Geschichten über eine alte Wolfskönigin, die von verrottenden Skelett-Kammermädchen bedient wurde, und mit Vampirgenerälen Kriegspläne schmiedete, verängstigten ihre Untertanen.
3Ä 137
Magnus öffnete das kleine Fenster in seinem Raum. Das erste Mal seit Wochen hörte er die Geräusche einer Stadt: Karren quietschten, Pferde klapperten über die Pflastersteine, und von irgendwo war das Lachen eines Kindes zu hören. Er lächelte, als er zu seinem Bett zurückkehrte, um sich zu waschen und anzuziehen. Ein unverwechselbares Klopfen ertönte an der Tür.
„Kommt herein, Pel”, sagte er.
Pelagius hüpfte in das Zimmer. Es war offensichtlich, dass er schon seit Stunden auf den Beinen war. Magnus staunte über seine Energie, und fragte sich, um wie viel länger Schlachten dauern würden, wenn sie von zwölfjährigen Jungen ausgetragen würden.
„Habt Ihr schon nach draußen geschaut?” fragte Pelagius. „All die Städter sind zurückgekommen! Es gibt Geschäfte, und eine Magiergilde, und unten am Hafen habe ich hundert Läden gesehen, die von überallher kommen!”
„Sie brauchen sich nicht länger zu fürchten. Wir haben uns um all die Zombies und Geister gekümmert, die früher einmal ihre Nachbarn waren, und sie wissen, dass es sicher für sie ist, zurückzukommen.”
„Wird Onkel Cephorus zu einem Zombie, wenn er stirbt?” fragte Pelagius.
„Das würde ich ihm schon zutrauen”, lachte Magnus. „Warum fragt Ihr?”
„Einige Leute sagten, dass er krank und alt ist”, sagte Pelagius.
„So alt ist er gar nicht”, sagte Magnus. „Er ist sechzig Jahre alt. Nur zwei Jahre älter als ich.”
„Und wie alt ist Tante Potema?” fragte Pelagius.
„Siebzig”, sagte Magnus. „Und ja, das ist alt. Weitere Fragen werden warten müssen. Ich muss jetzt zu einem Treffen mit dem Kommandanten gehen. Aber wir können uns beim Abendessen unterhalten. Könnt Ihr Euch beschäftigen, ohne in Schwierigkeiten zu geraten?”
„Ja, Herr”, sagte Pelagius. Er hatte verstanden, dass sein Vater die Belagerung von Tante Potemas Schloss aufrecht erhalten musste. Wenn sie es übernommen und sie eingesperrt haben würden, dann würden sie aus dem Gasthaus ausziehen und in das Schloss einziehen. Pelagius freute sich nicht darauf. Die ganze Stadt hatte einen komischen, süßlichen, toten Geruch, aber sobald er in die Nähe des Schlossgrabens kam, musste er von diesem Gestank würgen. Sie könnten eine Million Blumen auf diesem Platz abladen, und es würde immer noch keinen Unterschied machen.
Er wanderte stundenlang durch die Stadt, kaufte etwas zu essen und einige Bänder für seine Schwester und Mutter daheim in Kleinmottien. Er überlegte, für wen er noch Geschenke kaufen könnte, und war ratlos. All seine Cousins und Cousinen, die Kinder von Onkel Cephorus, Onkel Antiochus, und Tante Potema, waren während des Krieges gestorben und einige von ihnen während der Hungersnot, weil so viele Ernten verbrannt worden waren. Tante Biank-i war letztes Jahr gestorben. Es gab nur noch ihn, seine Mutter, seine Schwester, seinen Vater, und seinen Onkel, den Kaiser. Und Tante Potema. Aber sie zählte nicht wirklich.
Als er früher am Morgen an der Magiergilde vorbeikam, hatte er sich entschieden, nicht hineinzugehen. Solche Orte, mit ihrem seltsamen Rauch, Kristallen und alten Büchern, waren ihm unheimlich Es kam Pelagius dieses Mal in den Sinn, dass er ein Geschenk für Onkel Cephorus kaufen könnte. Ein Andenken an die Magiergilde des Königreichs der Einsamkeit.
Eine alte Frau hatte Probleme mit der Eingangstür, also öffnete Pelagius sie für sie.
„Danke”, sagte sie.
Sie war sicherlich das älteste Wesen, das er je gesehen hatte. Ihr Gesicht sah aus wie ein alter, verschrumpelter Apfel mit einem Wirbel von leuchtend weißem Haar. Instinktiv rückte er von ihrer knotigen Klaue ab, als sie begann, ihm über den Kopf zu streichen. Aber da war ein Edelstein um ihren Hals, der ihn augenblicklich faszinierte. Es war ein einzelner leuchtend gelber Edelstein. Aber es sah fast so aus, als ob irgendetwas darin gefangen war. Als das Licht der Kerzen darauf fiel, war die Form eines vierbeinigen Untiers zu erkennen, auf- und abgehend.
„Es ist ein Seelenstein”, sagte sie. „Angefüllt mit dem Geist eines großen Dämonenwerwolfs. Er wurde vor langer, langer Zeit mit der Macht, Personen zu bezaubern, beschworen. Aber ich habe darüber nachgedacht, ihm einen anderen Zauber zu geben. Vielleicht einen Zauber aus der Schule der Veränderung, wie Fesselgriff oder Schutzschild.” Sie hielt inne und schaute den Jungen sorgfältig mit gelblichen, trüben Augen an. „Ihr kommt mir bekannt vor, Junge. Wie heißt Ihr?”
„Pelagius”, sagte er. Normalerweise hätte er „Prinz Pelagius” geantwortet, aber ihm war befohlen worden, in der Stadt keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
„Früher kannte ich jemanden namens Pelagius”, sagte die alte Frau und lächelte langsam. „Seid Ihr alleine hier, Pelagius?”
„Mein Vater ist ... bei der Armee, das Schloss zu stürmen. Aber er wird zurück sein, wenn die Mauern durchbrochen sind.”
„Was, wie ich sagen darf, nicht mehr lange dauern wird”, seufzte die alte Frau. „Nichts, egal wie gut gebaut es ist, hält ewig. Möchtet Ihr in der Magiergilde etwas kaufen?”
„Ich wollte ein Geschenk für meinen Onkel kaufen”, sagte Pelagius. „Aber ich weiß nicht, ob ich genug Gold habe.”
Die alte Frau ließ den Jungen die Waren durchsehen und ging zum Beschwörer der Gilde. Er war ein junger Nord, ehrgeizig und neu im Königreich der Einsamkeit. Es brauchte ein wenig Überredung und viel Gold, ihn zu überzeugen, den Bezauberungsspruch vom Seelenstein zu nehmen und ihn dafür mit einem Fluch zu belegen, der Jahr für Jahr die Weisheit aus seinem Träger heraussaugt, bis sie oder er den Verstand verliert. Außerdem kaufte sie einen billigen Ring der Feuerresistenz.
„Für die Freundlichkeit gegenüber einer alten Frau habe ich Euch dies hier gekauft”, sagte sie und gab dem Jungen die Kette und den Ring. „Ihr könnt den Ring Eurem Onkel geben und ihm sagen, dass er mit einem Levitationszauber belegt wurde. Falls er also jemals von einer hohen Stelle hinunterspringen muss, so wird der Ring ihn beschützen. Der Seelenstein ist für Euch.”
„Ich danke Euch”, sagte der Junge. „Aber das ist zu freundlich von Euch.”
„Das hat nichts mit Freundlichkeit zu tun”, antwortete sie, vollkommen ehrlich. „Seht Ihr, ich war ein- oder zweimal in der Halle der Aufzeichnungen im Kaiserpalast, und ich las über Euch in den Weissagungen der Alten Schriftrollen. Eines Tages werdet Ihr Kaiser sein, mein Junge, der Kaiser Pelagius Septim III., und mit diesem Seelenstein, der Euch leiten wird, wird sich die Nachwelt immer an Euch und Eure Taten erinnern.”
Mit diesen Worten verschwand die alte Frau in einer Gasse hinter der Magiergilde. Pelagius schaute sich nach ihr um, aber er dachte nicht daran, hinter einem Steinhaufen zu suchen. Hätte er es getan, so hätte er einen Tunnel unter der Stadt gefunden, der direkt ins Herz des Schlosses des Königreichs der Einsamkeit führte. Und hätte er dorthin seinen Weg gefunden, wäre er, vorbei an schlurfenden Untoten und schimmelnden Überresten eines einst großartigen Palastes, auf das Schlafgemach der Königin gestoßen.
In jenem Schlafgemach hätte er dann die Wolfskönigin des Königreichs der Einsamkeit ruhend vorgefunden, den Geräuschen ihres zusammenbrechenden Palastes lauschend. Und er hätte dann ein zahnloses Grinsen gesehen, das sich während ihres letzten Atemzugs über ihrem Gesicht ausbreitete.
Aus der Feder von Inzolicus, Weiser des zweiten Jahrhunderts:
3Ä 137
Potema Septim starb nach der einmonatigen Belagerung ihres Schlosses. Zu Lebzeiten war sie die Wolfskönigin des Königreichs der Einsamkeit, Tochter des Kaisers Pelagius II, Gemahlin von König Mantiarco, Tante der Kaiserin Kintyra I.I, Mutter des Kaisers Uriel III., und Schwester der Kaiser Antiochus und Cephorus. Bei ihrem Tod ernannte Magnus seinen Sohn Pelagius zum nominellen Oberhaupt des Königsreich der Einsamkeit, unter der Führung des königlichen Rats.
3Ä 140
Der Kaiser Cephorus Septim starb beim Fall von seinem Pferd. Sein Bruder wurde zum Kaiser Magnus Septim erklärt.
3Ä 141
Pelagius, König des Königreichs der Einsamkeit, geht in die Aufzeichnungen der kaiserlichen Annalen als „gelegentlich exzentrisch” ein. Er heiratet Katarish, Herzogin von Vvardenfell.
3Ä 145
Der Kaiser Magnus Septim stirbt. Sein Sohn, der unter dem Namen Pelagius der Wahnsinnige bekannt werden wird, wird gekrönt.
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