Phänomen eines Unfalls

County

Bürger
Schönen Abend liebe Community,
ich hatte vergangenen Donnerstag mit meinem Motorrad einen Verkehrsunfall an einer Baustelle.
Vorweg: Nein, es geht mir gut. Habe lediglich prellungen... glück im unglück nennt man, glaube ich, so etwas.

Ich fuhr aus einer Kreuzung in eine Baustelle die auf radikalste weise schlecht beleuchtet und undurchsichtig war. Fehler vorprogrammiert.
Ich sah nach links und bog rechts ab, da die straße frei war auf meiner spur.
Doch Falsch gedacht, denn "meine" spur war zweigeteilt!
Quasi der Radweg wäre meine spur gewesen... was war also nun? Richtig, ich stand im gegenverkehr!

(Jetzt kommt der punkt den ich zur diskussion stellen möchte und gerne wissen möchte wodurch sowas entsteht und ob ihr vielleicht sowas schon erlebt habt.)



Ich war relativ langsam noch, etwa 20 kmh... ich sah auf und sah nur noch eins klar und deutlich. Die Scheinwerfer meines Unfallgegners...
Dieser Moment... er schien so endlos lang... als hätte ich die zeit angehalten konnte ich mir diesen moment auf der zunge zergehen lassen...
und dann ging es so unbeschreiblich schnell. So schnell das ich danach ein wenig probleme hatte richtig zu realisieren.

Der PKW nahm mich eiskalt mit, schätzungsweise nach 20 metern fahrt auf seiner fahrbahn. Doch das ist falsch. Das dachte ich, aufgrund von diesem moment war ich wohl etwas verwirrt. Ich konnte mir heute die Unfallfotos der polizei ansehen. Ich war in wirklichkeit nichtmal 4 meter aus der kreuzung raus... es ging in sekunden

Der notarzt kam, die straße wurde gesperrt usw. Das war alles wieder wie gewohnt.



Doch ich wiederhol nochmal den punkt:
Wie kommt es dass so ein endlos langer Moment erlebt werden kann der jedoch in Wirklichkeit nur sehr wenige Sekunden betrug?
Was bewirkt sowas?
Habt ihr sowas schon erlebt?
Kennt ihr vielleicht noch solcher Phänomene die in solchen schock momenten auftreten (können)?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich schätze, das kommt durch den riesigen Adrenalinausstoß. Ich denke du weißt, das Adrenalin Muskel- und Sinnesleistung erhöht, also auch die Hirnleistung, welche ja deine Wahrnehmung steuert. Du nimmst Gefahren und so weiter, je nach Adrenalinmenge, viel schneller wahr, und in dieser Schrecksekunde wird wahrscheinlich (verständlicher weise) eine Riesenportion Adrenalin aus der Nebennierenrinde gekloppt worden worden . Ich hoffe, das beantwortet deine Frage :).


greets, Amrazul
 
Das es mit Adrenalin zusammenhängt hab ich mir schon fast gedacht.
Doch dann müsste man solche momente, rein theoretisch, jederzeit hervorrufen können? Denn soweit ich weiß kann man sich ja auch sogesehen Adrenalin "verschreiben" lassen... oder irre ich mich da? ^^

Wenn ich das so lese hört sich das komisch an...
Aber sowas gibts sicherlich, denk ich mal ^^
Also könnte man seinen körper aufs übelste ausreizen (davon mal ganz abgesehen das man das nicht ewig durchhält).
 
Verschreiben geht bestimmt, vor allem, da Adrenalin auch synthetisch hergestellt wird. Synthetisches Adrenalin ist unter dem Namen Epinephrin oder auch als Suprarenin bekannt. Wenn mehr zum Thema Adrenalin lesen willst, auf wikipedia gibts einen langen Artikel dazu.


greets, Amrazul
 
Die "Zeitdehnung" denke ich wird durch eine beschleunigung unserer Wahrnehmung hervorgerufen. Wir nehmen den zeitlichen Ablauf im Alltag ja mit mehreren Gehirnteilen auf, die einigermaßen unabhängig voneinander reagieren können. Heutzutage benutzen wir vermehrt das "Denkhirn". Da hat alles seinen logischen Ablauf-sein normales Tempo, die Welt ist in Ordnung. In der Unfallsituation mit seinem Extremstress schaltet sich alles zu was Sinneseindrücke verarbeiten kann, was zur Folge hat das alles was wir sonst als "Wahrnehmungsmüll" aussortieren und nicht bemerken jetzt voll mit durchkommt(diese Überlast halten wir nicht lange durch). Man ändert die "Auflösung" der Siuation und hat mehr Daten in der gleichen Zeit. Weil der Zeitliche Ablauf konstant ist nehmen wir subjektiv eine zeitliche dehnung wahr.
Beim Träumen, wo wir uns auch nicht unbedingt durch die Naturgesetze beschränken lassen, kann man ähnliches beobachten.
Von einer "Pille" für gesteigerte Wahrnehmung würde ich dringen abraten, denn wenn alle Gehirnregionen auf einmal ackern wird alles was an Nährstoffen zur Verfügung steht verbraucht, die graue Masse unterzuckert danach und verweigert den Dienst-wir werden Bewustloß.
Wünsche weiterhin viele "Erfahrungspunte" ohne größere Blessuren,
pchase
 
Naja, ich denke, das ganze muss nicht etwas mit der tatsächlichen Wahrnehmung zu tun haben, in dem Moment ging alles vll. sehr schnell, auch für dich. Nur wenn du dich jetzt erinnerst, kann es ja sein, das es dir lediglich in deiner Erinnerung so lang vorgekommen ist... Weil sich der Moment so intensiv in dein Gehirn gebrannt hat.

Ich hoffe du weisst wie ich das meine xD

Aber das mit dem Träumen ist echt komisch, man träumt schneller als man denkt, ich bin mal aufgewacht, weil mein Wecker klingelte, hab mich nochmal umgedreht um weiterzuschlafen, eine ewig riesige Geschichte geträumt, und es waren nur 5 min vergangen :) Allein das erzählen des ganzen Traums hätte 10 min gebraucht :)
 
Ok, wie das entsteht dürfte ja nun geklärt sein.
Mir passiert das eigentlich ständig in Gefahrensituationen. Egal, ob Fahrzeugunfälle oder weil ich über meine eigenen Füße stolpere. Irgendwie habe ich immer genug Zeit, mich selbst bestmöglichst aus der Situation rauszubringen. Interessanterweiße habe ich mir auch noch nie etwas gebrochen.
 
Ich kenne sowas nicht direkt, denn Gefahrensituationen erlebe ich selten (irgentwie habe ich das Gefühl, dass das mal ein Problem für mich werden könnte...), aber ähnlich und einfach ist mMn, dass man Leute einfach umkippen sieht (er fällt um; rumms, schnell), aber wenn man selbst umfällt, merkt man erstmall, dass man kippt, dann sieht man den Boden auf sich zubewegen, aber man hat noch genug Zeit zu reagieren - zumindest geistig.

Adrenalin hat eine wichtige Funktion, da wir soetwas ja nicht ewig durchhalten würden (auch mit entsprechender Evolution), haben wir unsere Sinne und deren Verarbeitung auf einen Standartlevel gesenkt, aber wenn diese Sinnesverarbeitung nötig ist, also in Gefahrensituationen, sorgt ein Ausstoß von Adrenalin dafür, dass wir mehr wahrnehmen.

Ja, das wurde eigentlich schon gesagt, sry^^

Den Wikipedia-Artikel sollte ich mir mal durchlesen...
 
*thread ausgrab*

so, es ist vor geraumer zeit übrigens ein zweites mal passiert :lol:
rund 2 wochen nach dem unfall den ich ganz oben im ersten post beschrieben hatte hat mir ein Jugendlicher mit seinem Opel Astra die vorfahrt genommen.

Es war ein sehr kühler morgen, der Mond war sogar noch am Himmel zu erkennen und unsere Klamotten waren etwas klamm durch die Luft.
Wir beschlossen heute statt mit 2 Maschinen, lediglich mit einer zur arbeit zu fahren. Ich fuhr, mein Freund war hinten drauf und hielt sich an mir fest.
Es war alles wie gewohnt, ein üblicher Oktober morgen.

Ich sah ein Auto an einer ausfahrt stehen was wohl beabsichtigt hatte unzulässig über durchgestrichene linien zu fahren um sich rund 50 m umweg zu sparen.
Das war mir aber relativ egal, war schließlich nicht mein Problem... doch das sollte es noch werden.

Als wir noch rund 10meter abstand zu der ausfahrt hatten gab der plötzlich gas und zog mit dem langen Astra mir direkt vor den Roller.. (als er direkt vor mir stand hatte ich rund 4meter noch).

Wieder war alles kurzzeitig wie in zeitlupe... lassen wir das ganze in echtzeit 3 sekunden gewesen sein..
In diesen wenigen sekunden, die für mich gerade fast zur minute wurden, hab ich vergeblich versucht auszuweichen (wo sich rausstellte das es uns beiden knochenbrüche ersparrte) und versucht zu bremsen (leider auf diesem kurzen weg ohne wirkliche wirkung (hatte zu dem zeitpunkt noch rund 60kmh auf dem tacho).

Durch mein weglenken konnte ich den Zusammenstoß zwar nicht verhindern, jedoch konnte ich so verhindern das wir komplett frontal in die Seite des Wagens prallten und so daran quasi zerschellten...

Wir schlugen quer mit dem Roller vorran in die tür des Pkw's ein, Plastik brach, blech verformte sich, reifen quitschten. Dadurch das wir schräg einschlugen drehten wir uns mti dem nun zerstörten roller um 180°. Lagen nun im gegenverkehr.
Wir waren beide unversehrt... standne nach nichtmal 20 sekunden wieder auf und brachten den roller an den straßenrand (übrigens ein totalschaden).
Die Tür war rund 1 faust breit eingeschlagen worden.. wir beide hatten lediglich leicht geprellte knie..

Diese wenigen sekunden, die mir so lang vorkamen, haben uns wie es aussieht vor schlimmerem leid gerettet



Der Oktober 2009 war echt nicht meine Zeit :lol:
Direkt nachdem wir uns ein wenig von dem Schock erholt hatten fing ich an zu lachen, ich fand die Tatsache das ich vor rund 2 wochen zuvor noch deswegen ne nacht im krankenhaus lag irgendwie amüsant, wenn auch makaber :lol: Ich glaube aber das ich nicht mehr gelacht hätte wäre mehr passiert, hab ich das wohl dem adrenalin zu verdanken?
 
Zuletzt bearbeitet:
autsch..

Das erinnert mich an einem Unfall vor einigen Jahren:
Ich war mit meiner Familie auf dem Weg zu meinen Großeltern in einem Golf4. Es war morgens am 26.12, kaum Schnee und fast keine gefrorenen Straßen. Wir also unterwegs auf der B27 Richtung Stuttgart mit 100 Sachen, als wir plötzlich anfingen zuschleudern. Wir schleuderten ca 60m über die Fahrbahn, nahmen 2 Schilder mit, plfügten den Graben mit dazugehöriger Böschung um. Diesen moment des schlederns kam mir wie eine Ewigkeit vor, dann aber ging alles ganz schnell. Ich hatte auch das gefühl, das wir uns überschlagen haben, dem war aber wahrscheinlich nicht so. Jetzt kommt das Phänomen Adrenalin ins Spiel: meine Mutter kletterte durch das Autofenster (!)nach draußen, was allein von ihrem Körperbau her ein Ding der Unmöglichkeit ist. Jetzt kommt Phänomen 2 bei einem Unfall: Es fuhren ca 20 Autos an uns vorbei, die alle gafften, aber keiner hielt an um einer Familie mit einem völlig zerstörtem Auto zu helfen. Nach einer Zeit die mir wieder ewig vorkam hielt dann eine andere Familie und half uns. Dann standen plötzlich 5 Autos da, die uns alle helfen wollten. Wir wurden dann ins Krankenhaus gebracht, wir waren nur leicht verletzt, Schleudertraume und Schittwunden.

@county verunsicherte und geschockte Menschen lachen, es ist eine art Schutzmechanismus des Körpers, der somit beruhigende Hormone ausschüttet.
 
Bin vor etwa 2 Jahren mit dem Fahrrad einem Kurvenschneider frontal unter den Wagen gerutscht. Hatte da auch den Eindruck, dass das an sich langsam vonstatten ging, jedenfalls blieb mir genug Zeit, um in aller Seelenruhe die Situation zu begutachten und im Geiste festzustellen (exakter Wort"-laut"): "Wow, so sieht also ein Autounfall aus..." Wobei das nicht unbedingt die günstigste Perspektive war :p
Genaugenommen kam mir aber nur der Moment, in dem ich nichts mehr machen konnte, den Unfall zu verhindern, so extrem slow-mo vor. Die Sekunde, in der ich mich beim Versuch, dem Schneider auszuweichen, auf der nassen Straße auf die Seite gelegt habe, war normal schnell.

Jetzt kommt Phänomen 2 bei einem Unfall: Es fuhren ca 20 Autos an uns vorbei, die alle gafften, aber keiner hielt an um einer Familie mit einem völlig zerstörtem Auto zu helfen. Nach einer Zeit die mir wieder ewig vorkam hielt dann eine andere Familie und half uns. Dann standen plötzlich 5 Autos da, die uns alle helfen wollten. Wir wurden dann ins Krankenhaus gebracht, wir waren nur leicht verletzt, Schleudertraume und Schittwunden.

Etwas OT, aber ist schonmal jemandem hier aufgefallen, dass wenn man irgendwo Zeuge eines Gewaltverbrechens wird (habe in Dortmund mal einen Jugendlichen beim Versuch, eine Schwangere Auszurauben gesehen) die meisten Leute zwar interessiert und gespannt zuschauen, aber nichts tun? So eine Blutgier ist doch ein wenig pervers.
Ach btw, meine Schülergruppe von 5 Leuten hat dann eingegriffen und auch recht flott Unterstützung von dern Gaffern bekommen :p

Jetzt kommt Phänomen 2 bei einem Unfall: Es fuhren ca 20 Autos an uns vorbei, die alle gafften, aber keiner hielt an um einer Familie mit einem völlig zerstörtem Auto zu helfen. Nach einer Zeit die mir wieder ewig vorkam hielt dann eine andere Familie und half uns. Dann standen plötzlich 5 Autos da, die uns alle helfen wollten. Wir wurden dann ins Krankenhaus gebracht, wir waren nur leicht verletzt, Schleudertraume und Schittwunden.

@county verunsicherte und geschockte Menschen lachen, es ist eine art Schutzmechanismus des Körpers, der somit beruhigende Hormone ausschüttet.

Die Verzerrung der Gesichtsmuskulatur zum Lachen alleine zieht schon eine beträchtliche Ausschüttung an Endorphin nach sich ^^
 
Ich sah ein Auto an einer ausfahrt stehen was wohl beabsichtigt hatte unzulässig über durchgestrichene linien zu fahren um sich rund 50 m umweg zu sparen.
Das war mir aber relativ egal, war schließlich nicht mein Problem...

Das lass mal lieber keinen von der Versicherung oder der Polizei hören.
Ab dem Moment ab dem du die Gefahr registrierst, hast du auch die Pflicht der Gefahr aus dem Weg zu gehen - zum Beispiel Geschwindigkeit drosseln - ganz egal ob sich der andere korrekt verhält oder nicht. Bleibst du stur, trägst du eine Teilschuld.

Das nur am Rande, will ich nicht drüber diskutieren.
 
Warum gibt es hier keinen Dankebutton ??

Jedenfalls kenne ich diesen Quälend lange Moment. Ich wusste gar nicht dass das Adrenalin auch dafür sorgt das alles so seltsam wahrnimmt. Bisher dachte ich immer es wäre hauptsächlich ein Nachbrenner für die Muskeln.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tja, hätte, hätte, hätte ;)

Zu meiner Schande hab ich meistens im Biologieunterricht geschlafen, was sich aber immer mehr als riesen Fehler rausstellt.:oops:

Allerdings war mir schon klar das Adrenalin die Hirnleistung mit verstärkt, nur war mir nicht klar dass es auch für diesen Zeitlupeneffekt sorgt.

Aber den Artikel werde ich mir mal reinziehen. Schaden kann es ja nicht.