Ich würde mich für eine Regierungsform wie in den skandinavischen Ländern entscheiden und auch bevorzugen. Das hat den Vorteil das die Politik viel vorausagbarer und stabiler sind als zum Beispiel bei uns, wo doch meistens die parteiinternen Interessen gerade in Wahlperioden größer sind, als Politik im Sinne des Wählers zu machen. Wofür sie eigentlich das Mandat bekommen haben.
Ihr Mandat lässt ihnen zu große Handlungsfreiheit bei zu großer Straffreiheit, sei es de jure, weil das System ihnen juristische Immunität zuschiebt oder de facto, weil kaum ein Gericht Parlamentarier verfolgt.
Die Monarchenfamilie nimmt dort die Stellung ein, die bei uns der Bundespräsident/in inne hat.
Gerade in solchen Länder stagniert während dieser Wahlkampfphasen die Politik es werden keine Entscheidungen mehr getroffen. Gerade in Deutschland macht das durch die vielen verschiedenen Wahlen, bestimmt 50% der Zeit einer Legistaturperiode aus.
Ich halte die politische Stabilität durch einen Monarchen nach wie vor für ein Gerücht und denke, dass dies ganz andere Gründe haben muss. Auch in Deutschland hat der Bundespräsident sehr wenig Macht und wird nicht einmal direkt vom Volk gewählt (er stellt eigentlich einen de facto parlamentarischen Monarchen da), sondern von der Bundesversammlung, in der kein Wahlkampf vonnöten ist. Den Bundespräsidenten durch einen Monarchen auf Basis dieses Argumentes allein zu ersetzen ist Unsinn, da es nicht geeignet ist, einen Wahlkampf zu beeinflussen, der gar nicht um diesen Posten geführt wird.
Meiner Meinung können sich die Menschen auch viel besser mit solch einer Monarchenfamilie indentifizieren (Stammbaum,Staatstradionen) , als wie mit einem der nach 4-8 Jahren wieso wieder weg ist.
Ich kann mich generell nicht mit einer von Steuergeldern getragenen Sockenpuppe identifizieren, noch dazu einer, die ihren Titel allein durch Abstammung erhalten hat.
Gerade das Abstammungsargument ist für mich eines der schwachsinnigsten, das letzte Jahrtausend europäischer Geschichte hat zur Genüge bewiesen, dass Adel im Individuum und nicht in den Genen liegt. Jemand sollte sich ein Amt durch persönliche Leistungsbereitschaft und Kompetenz verdienen, nicht, weil er das Glück hatte, als Sohn oder Tochter in einen goldenen Käfig hineingeboren worden zu sein.
Die Ironie hierbei ist natürlich, dass auch in unserem Sonderfall der Republik viel Oligarchie vorherrscht, und den gleichen Punkt kritisiere ich auch hier. Aber das gehört hier gerade nicht rein.
Benefizaktionen werden viel besser wahrgenommen, unterstützt und toleriert als von einem Namen, Mitglied in der oder der Partei aber diese macht wieder Politik die nicht gefällt.
Sie würden auch unter einem Bundespräsidenten viel eher wahrgenommen werden, wenn ihnen überhaupt mehr Medienpräsenz eingeräumt würde. Das ist keine Frage der Monarchie, sondern des Medienfokus. Sie wird nur dann zur Frage der Monarchie, wenn diese Eigenschaft allein explizit den Medienfokus überhaupt bestimmt. Und wenn ich bedenke, was sich die meisten Adligen für Böcke reißen, bin ich zuweilen froh, dass dies in den Medien nicht in den Vordergrund gestellt wird.
'Prinz Soundso pisst an eine Hauswand' 'Cradle of Filth-Aktien sinken weiter' 'Sack Reis in China umgefallen; Regierung ratlos'
Mitentscheidend dürfte auch die Volksnähe dieser Familien sein (Trauungen, Geburtstage, Geburt eines Thronerben usw.) meistens Sachen für ein großes nationales Volksfest. Also Dinge die sich stark von den Parteitagen geprägten Parlamenten unterscheiden.
Ich werde dieses Volksnähe-Argument im Leben nicht verstehen. Jemand ist nicht volksnah, weil er dauernd mit dem und dem in den Medien erscheint und sein Privatleben in aller Öffentlichkeit ausbreitet, das nenne ich im besten Falle eine exhibitionistische Veranlagung, mit der die Auflage der Gala-Zeitung gesteigert werden kann.
Warum soll er aufgrund dessen seinem Volk nahe sein? Abstrakte Veranschaulichung: Wie (emotional) nahe ist mir eine Lebensabschnittsgefährtin, mit der ich zwar gelegentlich das Bett teile, mit ich dauernd in die Disko gehe und die sich mit mir händchenhaltend auf dem Campus zeigt, mit der ich ansonsten aber fast gar nicht rede und außer Sex keine Interessen oder Sorgen teile? Klar, besser als gar keine Lebensabschnittsgefährtin, ... aber trotzdem nicht sehr nahe, wie ich finde.
Ein Monarch ist daher auch seinem Volk nicht nahe, bloß weil es ungeschriebene Medienkodizes gibt, die ihn zum Exhibitionismus verpflichten. Und gerade weil der Monarch grundlegend anders aufwächst als seine Untertanen UND weil ich weiß, dass A, der vollkommen anders aufwächst als B, nur sehr schwer in der Lage ist, Bs Sorgen, Nöte, Ängste und Wünsche nachzuvollziehen, ist ein Monarch noch weniger als Sockenpuppe fürs Volk geeignet als ein Bundespräsident, der zumindest letzterem Stande entsprungen ist.
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Was mich noch zu einem weiteren Punkt führt: Der Unterschied zwischen Untertan und Bürger. Als Untertan werde ich in ein aufgezwungenes Unterwürfigkeitsverhältnis hineingeboren, für das ich mich nicht einmal dadurch entscheiden konnte, weil man es mir mit vorgehaltener Pistole schmackhaft gemacht hat. Ich bin schon deshalb 'verdammt', weil ich 'Pech' habe, in so einen Staat hineingeboren zu werden. Als Bürger (im Idealfall! nicht unsere derzeitige Republik) fühle ich mich jedoch wesentlich freier. Ich muss hier an eine zugegebenermaßen lächerliche Allegorie aus einer Simpsonsfolge denken, in der Homer das amerikanische Waffenrecht als Überbleibsel aus der Revolutionszeit mit der Begründung "Der König von England könnte jederzeit reinkommen und dich rumschubsen" verteidigt. Und auch, wenn man das Waffenrecht kritisieren kann, so hat für mich das Königsargument eine starke psychologische Komponente ... warum muss ich mich fühlen, als dürfe ich mich von einem Affen rumschubsen lassen, der einen Titel geerbt hat, den sein Urahn vor vielen Jahrhunderten durch gute Taten erworben hat?