Lustige Situationen bei Jobsuche und Bewerbungsgesprächen

Killfetzer

Super-Moderator
Teammitglied
Ich denke, die meisten werden es schon mal erlebt haben: Jobsuche und Bewerbungsgespräche.

Was habt ihr denn dort für lustige oder skurrile Situationen bisher erlebt?

Ich fange mal mit ein drei kleinen Geschichten an:

  • Mein erstes Bewerbungsgespräch nach der Uni. Ich bin entsprechend ein wenig aufgeregt. Ich wundere mich irgendwie die ganze Zeit über die Fragen und auch die beiden von der Firma scheinen über meine Antworten überrascht zu sein. Aber irgendwie hat sich niemand getraut, das Ganze mal näher zu hinterfragen. So hat es dann 20 Minuten gedauert, bis wir rausgefunden haben, dass ich zu einem Bewerbungsgespräch für den komplett falschen Job eingeladen wurde *head wall*
  • Bewerbungsgespräch bei einem kleineren Unternehmen früh am Morgen: Als ich ankomme, herrscht ein wenig Ratlosigkeit, da sich der (einzige) Personaler kurzfristig krankgemeldet hat. Also erbarmt sich schließlich der Chef und führt das Bewerbungsgespräch selbst. Da er darauf nicht vorbereitet war, liest er erstmal meine Unterlagen. Beim Lebenslauf kommt dann plötzlich der Aufschrei: „Sie haben nicht gedient?! Sie PAZIFIST!“ Ich denke, es ist unnötig zu erwähnen, dass ich die Stelle nicht bekommen habe.
  • Mein Vorstellungsgespräch bei einem mittelständigen Unternehmen lief schon fast eine Stunde. Irgendwie herrschte die ganze Zeit schon eine seltsame Stimmung. Ich fühlte mich die ganze Zeit schon eher wie auf einem Basar, auf dem mir irgendein Ramsch angeboten werden sollte, als bei einem Bewerbungsgespräch. Irgendwann fällt dem Abteilungsleiter ein neues Argument ein, um seine Firma anzupreisen: „Sie wären auch nicht der einzige Neue. Wir haben ein sehr junges Team und alleine in meiner Abteilung im letzten Jahr 20 neue Leute angestellt.“ Meine etwas verwunderte Reaktion darauf: „Haben Sie vorhin nicht erzählt, dass ihre Abteilung nur aus 12 Leuten besteht? Wollen Sie mir etwa erzählen, dass Sie im vergangenen Jahr Ihre komplette Mannschaft zweimal ausgetauscht haben?“ Aus dem Augenwinkel sehe ich den Personaler die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Da mir beide nur noch ausweichend antworten wollten, verkündete ich das Gespräch nun beenden zu möchten. Das hinderte meine Gesprächspartner nicht daran mir den Job anzubieten und zu fragen, ob ich gleich den Vertrag unterschreiben könnte. Auch meine deutlich formulierte Absage hat dieses Unternehmen nicht davon abgehalten, mich am selben Tag noch zweimal anzurufen, ob ich es mir nicht doch noch anders überlegt hätte…
    Intressehalber habe ich diese Stellenanzeige noch einige Zeit weiter beobachtet. Sie stand noch 1,5 Jahre später online. Warum nur...
 
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Also sehr viel in der Richtung was lustig ist kann ich nicht beitragen aber eines ist immer noch in meinem Gedächtnis und wenn ich es heute zurückrufe muss ich immer noch ---schmunzeln.

Ich hatte nach Ableistung meiner 12 jährigen Wehrdienstzeit keinen Anspruch auf Berufssoldat obwohl der Antrag gestellt war. Aber bei meinem Einsatz als Fallschirmjäger kam es leider zu einem Sprungunfall der mich beinahe in den Rollstuhl gebracht hatte. Aufgrund eines ärztlichen Gutachtens war daher eine weitere Verwendung fraglich (Versicherungsgründe wie ich heute weiß) und daher endete eben mein Traum vom Offizier und Berufssoldaten an der Stelle.
Ich habe dann noch eine Weiterbildung im zivilen Sektor gemacht, alleine schon um die Wissenslücken zu schließen die sich unweigerlich auftun wenn man nicht ständig im Beruf steht.

Da ich Betriebswirt EDV bin/war suchte ich mir also auch einen Job in dem Arbeitsbereich und wurde auch schnell fündig. Ein Unternehmen suchte eine Person die in der Lage war komplexe Produktions-Planungs- und Steuerungssysteme mit der EDV -Abteilung zusammen einzubinden und dann die Mitarbeiter in dem Bereich zu schulen.
ALso Unterlagen hingeschickt und zwei Wochen später war eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch im Briefkasten.
Ich dahin und sehe mich einem Gremium von 4 Personen gegenüber die erst einmal gespannt meine überlassenen Unterlagen studieren (man bedenke: Warum haben die das nicht in den 2 Wochen davor bereits getan?)

Dann ging es überraschend schnell und ich wundere mich noch heute über meine Antwort, ich hatte ja im Bewerbertraining vorher erfahren das Gespräche bis zu 1 Stunde dauern können.
Einer der Herren schaute von meinen Unterlagen auf und sagte:
"Wie ich sehe haben Sie ja schon einiges erlebt, Ausbildung, Bundeswehr als Zeitsoldat, Eheschließung und auch Vater einer kleinen Tochter. Sie haben also schon Ihren Beitrag zur Gesellschaft geleistet."
Ich weiß nicht aus welchen Quellen meine Antwort kam:
"Noch nicht ganz, mir fehlt noch ein Job"
Antwort:
"Jetzt nicht mehr"
 
Bei meiner letzten Anstellung, wurde ich gefragt: "Wir haben 120 Bewerber, warum sollen wir ausgerechnet sie nehmen?"
Nach kurzen Übelegen, war meine Gegenfrage: " Und wieviele, haben sie eingeladen?"
Es waren Fünf.
 
Siemens hat mir ein Abwerbungsangebot mit hoher Provision zugeschickt, sie bräuchten dringend einen Programmier mit Unix und Assembler Kenntnissen für die Integration von spezifischer Hardware in Systemumfeld. Ich bin Experte in dem Gebiet, an Angeboten mangelte es nicht. Eigentlich hatte einen gut bezahlten Job, aber ich hatte zwei Chefs, mit einem kam ich gut klar, mit dem anderen weniger. Aus so einer Bierlaune mach ich das Bewerbungsgespräch klar. Ich sitze also da und erwarte, das sie sich bemühen mit allen Mitteln mich abzuwerben. Doch nach dem der Personalchef sich vorgestellt hatte, fing er an was von Visuell Basic, MS Office etc. zu schwafeln. Der Leiter des Firmensitzes und der Chefentwickler, die neben ihm saßen, drehten sich mit entsetzter Mine zu ihm um. Prompt entgegnete der Leiter des Firmensitzes, der Herr ist doch wegen einer ganz anderen Stelle gekommen. Total nervös sagte der Personaler, leider hätte die Mappen vertauscht. Da ich nur aus reiner Neugier auf das Angebot hingegangen bin, habe ich gleich ein Schuss vor den Bug gelandet. Ich habe den klar gesagt, das es mir große Zweifel aufwirft, wenn jemand schlecht organisiert zu einem wichtigen Gespräch kommt. Die Minen der drei werde ich nicht vergessen und das Angebot war lau und statt Spesen gab es lauwarmen Kaffee. Das erzähle ich immer, wenn ich den Leuten klar machen will, warum Deutschland in der IT immer noch in der Steinzeit ist. Ein Kollege ist als Leiter der Softwareentwicklung nach Singapur gegangen, das erste was sie ihn gefragt haben, ob er mit seiner Loft mit Meerblick und seinem S Klasse Mercedes als Firmenwagen zufrieden wäre.
 
Bei einer meiner ersten Bewerbungen für eine Lehrstelle stellte sich heraus, dass der Personaler aus dem Nachbarort von mir kam. Natürlich war er über zehn Jahre älter als ich und als wir plauderten und er mal von dem, mal von jenem aus dem Ort quatschte, die ich alle nicht kannte, weil eben andere Generation und so klein ist der Ort nun auch nicht, hat er mich abgelehnt, weil ich scheinbar zu introvertiert bin und ja niemanden kennen würde ...

Bei meiner ersten richtigen Bewerbung als Journalist, vorher ging das alles immer über Kontakte und war auch nur freiberuflich, kam ich nervös mit dicker Bewerbungsmappe an. Der Chefredakteur saß relativ gelangweilt da, überflog die Mappe mit einem raschen Blick, meinte dann, wir hätten uns ja auch schon mal auf Terminen gesehen (so viele Zeitungen gab es in der Stadt dann auch nicht und ich hatte schon einige Jahre nebenher für einen Konkurrenten geschrieben) und wann will ich anfangen? Ich leicht verwundert, er erklärend, alle anderen die sich beworben hatten, hatten keine Erfahrung in dem Beruf. Tja, so kam ich zu meiner ersten Festanstellung bei einer Zeitung.

Als dort der Vertrag auslief war ich wieder ein wenig im Panik-Modus, nun war ein ehemaliger Chef von mir, für den ich zwei Jahre TV gemacht habe inzwischen nebenher bei einer Wochenzeitung mit eingestiegen und war der einzige, der mir einfiel, wo ich mich vernünftig bewerben konnte (die anderen großen Zeitungen und Verlage verlangten abgeschlossenes Studium, ich hatte bis dahin nur zwei Ausbildungen, eine als Redakteur, was denen aber nicht reichte). Mit etwas flauem Magen rief ich den an, wir waren nicht so gut damals auseinandergegangen. Das Gespräch dauert zwei Minuten. Er, "du wolltest ja eh immer lieber Zeitung machen, fürs Fernsehen taugst du ja nicht aber da ich die Zeitung als Nebenbeschäftigung zum TV mache brauche ich hier jemanden, der immer in der Redaktion sitzt, also, du kannst am 1. anfangen" ... puh, Glück gehabt.
Leider verließ er die Zeitung dann doch recht schnell wieder und war die letzten paar Jahre bevor wir den Kontakt verloren dann Auslandskorrespondent in den USA für einen der großen drei Privatsender.
 
Ich hab irgendwie selber noch nie so richtig ein "klassisches Bewerbungsgespräch" gehabt, zumindest nicht als Bewerber. Nach dem Studium hab ich bei der Firma angefangen, bei der ich meine Masterarbeit geschrieben hab - das war eher so ein gleitender Übergang. Beim nächsten Job wurde ich abgeworben und mir wurde ohne vorherige Bewerbung der Job angeboten - wohl auch weil ich die Geschäftführer schon kannte. Da wurden nur noch die Details geklärt und ich hab nach etwas Bedenkzeit dann zugesagt. Und in meinen jetzigen Job bin ich auch eher durch einen ehemaligen Kollegen reingerutscht. Und obwohl ich hier zum ersten Mal einen Lebenslauf geschrieben hatte, war das "Bewerbungsgespräch" am Ende nur noch ein formaler Plausch.

Demzufolge kenn ich "klassische Bewerbungsgespräche" eigentlich nur aus der anderen Sicht. In den letzten Jahren musste ich immer wieder mal Bewerbungsgespräche führen - mal nur als beisitzender Entwickler, mal als Teamleiter. Ich versuche mich zwar immer darum zu drücken, aber manchmal muss man halt ran. Eigentlich bereite ich mich dann auch immer halbwegs gut vor. Manchmal erwischt es einen aber auch unvorbereitet, beispielsweise wenn dir erst 15 Minuten vorher eröffnet wird, dass du das Gespräch führen sollst und du keine Ahnung hast für welche Stelle und welches Projekt die Bewerbung ist bzw. wenn du keine Ahnung von den eingesetzten Technologien hast.

Was ich da überhaupt nicht abkann sind egozentrische Bewerber die dir sonstwas erzählen. Die prahlen dann mit ihren vielen Projekten und wie toll sie sind. Wenn man aber dann im Detail drauf schaut, waren das in der Regel nur so 1-Mann-Projekte die 2 Wochen gingen und eigentlich eine Übungsaufgabe oder Praktika aus dem Studium waren. Manchmal sind da zwar auch wirklich ein paar Gute dabei, aber in der Regel geht sowas eher nach hinten los.

Auch richtig schlimm sind Personalvermittler. Die reisen dann wie Bodyguards mit den Bewerbern an und wollen teilweise dann sogar beim Gespräch dabei sein. Das hab ich ein paar Mal mitgemacht, aber nachdem mir einer dauernd ins Wort gefallen ist, als ich den Bewerber was gefragt hab, hab ich ihn rausgeschmissen und das Gespräch ohne ihn fortgeführt. Seitdem müssen die bei mir immer draußen bleiben.

Um rauszukriegen ob jemand nur Labern kann oder halt nicht Labern kann und trotzdem was auf dem Kasten hat, machen wir immer so nen antiquierten schriftlichen Programmiertest. Ziemlich simpel eigentlich und es hilft bei eher introvertierten Bewerbern das Eis zu brechen ... allerdings tun sich da manchmal auch Abgründe auf. Wir hatten dann an einem Tag mal zwei Bewerber vom selben Personalvermittler da, die auf den ersten Blick beide nicht so tauglich erschienen und wohl eh nicht genommen worden wären. Den Programmiertest haben wir trotzdem noch gemacht. Der erste Bewerber gab dann zwar die richtige Lösung für unseren Test an, konnte aber nichts weiter erklären wie und warum man das so macht usw. Das hat mich stutzig gemacht, weshalb ich mir in der Pause einen abgewandelten neuen Test ausgedacht habe. Tja und wie sollte es anders sein, präsentierte mir der zweite Bewerber dann die Lösung des ursprünglichen Tests. Der Personalvermittler hatte also seine Bewerber mit der Lösung gebrieft ... echt dreist was die so für ihre Provision tun.
 
Den Programmiertest haben wir trotzdem noch gemacht.
Ihr macht Tests? Toll. Bei uns sind die alle so durchgefallen. Als ich noch (nur ab und zu ) auf der anderes Seite des Tisches saß, also als Beisitzer der nur die Aufgabe hat da zu sein da ist mir mal was bei einem Bewerber so in den Sinn gekommen und als der Personaler unseren Bewerber fragte: Können Sie auch zuhören oder reden Sie gerne viel? da kam als Antwort : Natürlich, sonst bekomme ich ja nicht mit was Sie von mir wollen.
In dem Moment bin ich aus der Rolle gefallen und habe einfach gefragt: Antworten Sie schnell auf meine Frage: Wie viele Tiere jeder Art nahm Moses mit in die Arche?
Wie aus der Pistole geschossen : 2
Ich hatte nach der Antwort schlimme Befürchtungen das wir unseren Personaler wiederbeleben mussten, aber der hat sich vom Lachanfall so erholt.

War aber das erste und Letzte mal das ich mit ihm zusammen bei einem Gespräch dabei war.
 
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