Jenga

Arcanum Antor

RPG-Spielleiter
So, hier mal ein Werk, dass bei mir gerade spontan aus der passenden laune heraus entstanden ist. Vielleicht können sich ein paar denken, worauf ich mich damit beziehe, immerhin benutze ich die Metapher mit dem Jengaturm nicht zum ersten mal in diesem Zusammenhang.
Die Sprache ist (hoffentlich offensichtlicherweise) absichtlich auf dieser Ebene gehalten, denn das drückt die momentane Stimmung meiner Meinung nach am passendsten aus.



Einladend ragt er gen Himmel. Stein um Stein, Ebene um Ebene erklimmt er die Höhen, standhaft und fest, wie er gebaut wurde. Warm und stolz pulsiert das Leben in seinem Inneren, bereit für unzählige Abenteuer und Erlebnisse, gute und schlechte Momente.
Es gibt Lücken in seiner Fassade. Die Zeit selbst hat sie hinterlassen, als Mahnmal für die Zukunft. Manchmal sind es keine oder nur eine einzige auf einer Ebene, manchmal aber auch gleich zwei, die den festen Stand des Turms zu lockern suchen. Versuchen, die hoffnungsvolle Verankerung mit dem Grund zunichte zu machen, seinen Sinn zu rauben.
Aber die Zeit, die diese Lücken verursachte, schließt sie auch. Irgendwann. Und der Turm steht weiterhin, verbindet die grenzlosen Weiten der Himmel mit dem Alltag der Erde, lässt ein Stück dieser Endlosigkeit auf den Boden fließen, lässt zu, dass sie das Grau des Bodens etwas erhellen kann.
So steht der Turm und würde es auch noch lange tun. Doch die unbarmherz’ge Hand des Bauers greift dazwischen. Wie die Zeit, entfernt er Steine. Nicht viele, nur einen einzigen. Einen der wenigen Steine ganz zugrunden des Bauwerks.
Es ändert nichts zuerst. Der Turm steht, wie zuvor. Aber das Leben in seinem Innern beginnt zu flackern. Wie eine Kerzenflamme im Wind beugt es sich dagegen und tobt, aber es wird schwächer. Und mit dem Leben schwindet die Standhaftigkeit des Turms. Unmerklich sachte erst beginnt er sich zu neigen. Zuoberst rutscht ein Stein zur Seite.
Ein Moment noch, dann löst sich der erste Stein aus dem Werk. Gleitet aus seinem ihm angestammten Platz. Ein neues Loch entsteht im Turm, fällt pochend nun zu Boden. Und weiter geht des Turms Fahrt. Bald folgen weit’re Steine dem ersten, tun es seinem Beispiel gleich. Der löchrige Turm wird zum Gerüst, in sich weitender Neigung nicht fähig, sich selbst zu halten.
Die obersten Stockwerke verschwinden völlig. Klappern auf die ersten ausgefallenen Steine, bereiten den Platz vor für ihr Gefolge: Scheppernd, melancholisch scheppernd stürzt der Turm dann endlich ein. Ein Wrack seiner selbst nur noch.

Und Stille. Der einst pulsierende Turm, feiernd die Welt der anderen öffnend, jetzt nur noch ein Friedhof für sich selbst. Ein lebloser Haufen Steine, einer gleich dem anderen, keiner an einem festen Platz. Keiner trägt den andern mehr, sie liegen einfach nur noch da.
Und ganz zuoberst auf dem umgestürzten Turm liegt ein weit’rer Stein. Dreimal so lang, wie breit liegt er da. Fünf Buchstaben zieren seine schmale Seite, wie auch die abgewandte und die aller anderen Steine: Jenga.