Geschichten in der Welt von Skyrim: Schattenwelten

Markas

Abenteurer
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Inhaltsverzeichnis

Prolog: [post=988706]Ein sonniger Tag[/post]
1 - [post=989433]Das Amulett[/post]
2 - [post=989455]Reisevorbereitungen[/post]
3 - [post=992219]Auf nach Kyneshain[/post]

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Lob, Kritik, Anmerkungen oder Fragen dürfen auch gerne hier im Thread geäußert werden.
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Prolog: Ein sonniger Tag

"Eigentlich sollte ich Dankbarkeit empfinden...", ging es Nyala durch den Kopf, als sie wie so oft am Markt von Windhelm auf ein paar Kisten saß und dem geschäftigen Treiben zuschaute. Ihr Blick schweifte über die zahlreichen Besucher von Nah und Fern, und wieder einmal fiel ihr auf, dass keiner ihres Volkes zu sehen war. Einem Bosmer in Himmelsrand oder gar in Windhelm zu begegnen war unwahrscheinlicher, als auf einen Haufen von wütenden Trolls zu stoßen, wenn man eigentlich nur ein bischen Spazierengehen wollte. Sie zog sich den warmen Umhang aus Pelz etwas enger um den Körper und blinzelte in den Himmel hinauf. Ausnahmsweise schien heute einmal die Sonne vom Himmel hinab und tauchte alles in ein goldgelbes Licht, was die Kälte ein wenig erträglicher machte.

Die Kälte war in Windhelm allgegenwärtig. Sie kroch langsam durch den Körper, bemächtigte sich der Sinne bis man meinte, betäubt zu sein. Aber es war nicht nur das Klima, welches Nyala zu schaffen machte. Schlimmer war die Kälte im Umgang miteinander, die offen zur Schau gestellte Ablehnung alles Fremden, welche sich wie ein dicker, grauer Schleier über die ganze Stadt stülpte. „Himmelsrand den Nords!“ - so tönte es aus allen Ecken der Stadt. Und besonders hatten darunter die Dunmer und Argonier zu leiden, wobei letztere fast schon wie Vieh behandelt wurden. Auch sie war schon mehrmals beleidigt worden, wobei „Spitzohr“ noch die freundlichste Bezeichnung war. Grauer Bezirk nannten die Windhelmer den Stadtteil, wo die Dunmer lebten. Dabei war die ganze Stadt grau und düster, jedenfalls kam es Nyala so vor.






Gedankenverloren strich sie mit ihrem Finger über die Narbe an ihrer rechten Wange, welche sich fast bis zum Kinn hinab zog. Gut ein dreiviertel Jahr war es nun her, als man sie mehr tot als lebendig am Gebirgspass zur Grenze von Morrowind entdeckt hatte. Eine Gruppe von Jägern – aufmerksam geworden durch einen seltsamen Schrei – hatte sie schwer verletzt aufgefunden und zum Tempel des Talos nach Windhelm gebracht. Fast zwei Wochen lang hing ihr Leben an einem seidenen Faden, doch allmählich hatte sie sich wieder erholt, was sie wohl einzig und alleine ihres bosmischen Blutes und der im Tempel anheim gefallenen Pflege zu verdanken hatte.
Was sie dort am Pass zu suchen hatte oder wohin sie ursprünglich wollte – sie wusste es nicht mehr. Wann immer sie versuchte, sich an das "Davor" zu erinnern, legte sich ein dunkler Schleier über ihre Sinne und ihr Kopf begann zu schmerzen. Manchmal, wenn andere sich unterhielten und ein bestimmtes Wort oder ein bestimmter Satz fiel, oder wenn sie durch die Gegend schlenderte und etwas betrachtete, dann blitzten bruchstückhafte Erinnerungen in ihrem Kopf auf, kaum greifbar und ebenso schnell verblassend wie sie gekommen waren. Oft hatte sie die Empfindung, dass es für sie kein "Gestern" gab – nur gähnende Leere und das Gefühl, plötzlich in eine andere Welt gefallen zu sein. Umso mehr erstaunte es sie immer wieder, wie gut sie einige Dinge beherrschte, obwohl sie sich nicht daran erinnern konnte, es jemals gelernt zu haben. Schwert und Dolch fühlten sich in ihrer Hand wohl, und sie legte eine beachtliche Geschicklichkeit im Umgang damit an den Tag. Auch mit dem Bogen kam sie gut zurecht, wenngleich ihr das Durchziehen der Sehne über einen längeren Zeitraum noch schwerfiel, aber dies lag mehr an der fehlenden Kraft und Ausdauer nach der langen Zeit der Genesung.

Und dann waren da noch diese Träume... Träume voller schattenhafter Wesen, deren Gestalt im Ungewissen blieb, von denen sie aber irgendwie instinktiv wusste, dass eine große Gefahr von ihnen ausging. Es gab Tage, da fürchtete sie sich regelrecht vor der Nacht. Unbewusst glitt ihre Hand in ihre Rocktasche und schloss sich fest um ein seltsam aussehendes Amulett, kreisrund mit fünf abstehenden Zähnen, in dessen Mitte ein großer, roter Edelstein prangte, in welchem sich das Licht funkelnd brach. Soweit nicht außergewöhnlich, doch an manchen Tagen wurde der Edelstein tiefschwarz und verschluckte jegliches Licht, als wolle er die Welt in Dunkelheit tauchen. Berührte man ihn in einem solchen Moment, so hatte man das Gefühl, von einer unbekannten Kraft durchströmt zu werden, wie von einer Art Kraftfeld – jedenfalls war das Nyalas laienhafte Vorstellung davon, mit Magie kannte sie sich nicht sonderlich gut aus. Bislang hatte sie niemandem gegenüber das Amulett erwähnt, geschweige denn es gezeigt. Als man sie draußen in der Wildnis halbtot aufgefunden hatte, befand sich das Amulett gut verschlossen in einer Schatulle in den Resten ihres Rucksacks. Nachdem sie das Bett endlich verlassen durfte, hatte es sie einige Anstrengung gekostet, die Schatulle aufzuhebeln, denn nirgends fand sich ein Schlüssel in den kärglichen Überbleibsel ihrer Ausrüstung. Ihre Überraschung war sehr groß, als sie darin das Amulett zusammen mit einem Brief fand, der mehr Fragen aufwarf als löste.

"Ich bin dankbar!", murmelte sie und erntete einen kopfschüttelnde Blick von der Wache neben ihr, weil sie mit sich selbst sprach. "Aber es wird Zeit, dass ich den Dingen auf den Grund gehe und Windhelm verlasse.", fügte sie in Gedanken hinzu und rutschte von den Kisten, um hinüber in den Neu-Gnisis Club zu gehe, wo sie vorübergehend eine Bleibe gefunden hatte.


Fortsetzung: [post=989433]Das Amulett[/post]
 
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1 - Das Amulett

Als Nyala vom Marktplatz zurückkehrte, setzte sie sich im Schneidersitz auf ihr Bett und hob ihren Rucksack vom Boden auf. Nach einer Weile des Suchens zog sie einen eng zusammengefalteten Brief hervor, welchen sie vor sich auf den Schoss ausbreitete und zum wiederholten Male studierte.

Nyala, Liebes!


Dein Vater und ich können nicht länger warten, bitte nimm dieses
Amulett und verwahre es gut. Einst galt dieses Amulett zusammen
mit zwei weiteren als verschollen, doch nur wenn alle drei wieder
zusammengeführt werden, wirst du die darin innewohnende Kraft
als ganzes nutzen können. Die Welt ist in Aufruhr und ich befürchte,
schlimme Dinge werden geschehen, wenn niemand sich dem
entgegenstellt. Du wirst wissen, wann die Zeit reif ist, um die Kraft
der Amulette zu nutzen.

Sei vorsichtig, wem du vertraust! Ich hoffe, wir werden uns bald
wiedersehen.



In Liebe,
Deine Mutter



Darunter und am Rand befanden sich noch einige seltsam aussehende Schriftzeichen, die sie allerdings in keinster Weise deuten konnte. Nyala drehte den Brief unschlüssig in der Hand umher und legte die Stirn in Denkfalten. Wenn sie nur wüsste, wo sie am ehesten ansetzen sollte, um ein wenig Licht in die ganze verworrene Situation zu bringen. Sie seufzte, schwang sich vom Bett und legte den Brief zusammen mit dem Amulett auf den Tisch. Sie ging eine Weile im Zimmer auf und ab, wobei sie hin und wieder einen Blick auf das Amulett warf. Sie wusste, ohne das Amulett jemanden zu zeigen würde sie nur schwerlich irgendwelche Informationen darüber erhalten können. Doch an wen sollte sie sich wenden? Wer kannte sich hier in Windhelm mit Schmuck aus? Sie blieb stehen und runzelte die Stirn. Vielleicht sollte sie diesen seltsamen Museumsbesitzer fragen.... wie hieß er noch einmal... Calixto.
Vor etwa zwei Wochen war sie ihm vor Haus Kerzenschein begegnet und er hatte sie eingeladen, sich doch einmal sein Kuriositäten-Museum anzuschauen, und da sie gerade eh ziemliche Langweile hatte, nahm sie die Einladung gerne an – wenngleich sie sich in seiner Gegenwart nicht sonderlich wohl gefühlt hatte. Es war schwer zu beschreiben, aber er hatte so eine komische Art, sie anzuschauen, so als würde er versuchen, sie irgendwie abzuschätzen. Aus den Augenwinkeln könnte sie immer wieder beobachten, wie er sie taxierte, und so hatte sie sich nicht sehr lange in dem Museum aufgehalten, ganz davon abgesehen, dass die Exponate alles andere als wirklich interessant waren. Im Großen und Ganzen hatte sie mehr den Eindruck, dass Calixto ihr da eine Lügengeschichte nach der anderen auftischte. Aber vielleicht konnte er ihr ja wirklich weiterhelfen.



Sie schnappte sich Brief und Amulett und ging die Treppe hinunter. Im Schankraum traf sie auf Ambarys, dem Wirt des Neu Gnissis-Clubs
„Hallo Nyala!“, grüßte er mit einem Lächeln. „Na, wohin des Weges?“
„Ach, ich will nur mal schnell zu Calixto hinüber. Ich habe da ein Schmuckstück, was mir einige Rätsel aufgibt, und ich will ihn fragen, ob er mir vielleicht mehr darüber erzählen kann.“
Ambarys hob kurz die Augenbrauen und fragte. „Ein Schmuckstück? Mögt Ihr es mir einmal zeigen?“
Nyala zögerte etwas, doch schließlich zog sie das Amulett hervor und zeigte es Ambarys.
„Das ist eine schöne Arbeit!“,sagte er beeindruckt, nachdem er es ausgiebig von allen Seiten betrachtet hatte. „Woher habt Ihr es?“
Nyala zuckte mit den Schultern. „Wenn ich das wüsste wäre ich schon weiter!“
Ambarys schaute Nyla erstaunt an. „Ihr wißt es nicht? Hmm... vielleicht von einem Karren gefallen? Oder ganz zufällig aus einem Beutel?“ Er grinste verschwörerisch.
Nyala lachte auf und schüttelte den Kopf. „Nicht wir Ihr vielleicht denkt. Es befand sich in meinen Sachen, als man mich gefunden hatte. Und ich habe keine Erinnerung, woher ich das Amulett habe.“
„So was aber auch!“, erwiderte Ambarys. „Nun, vielleicht kann Euch Calixto wirklich helfen. Ich wüsste sonst keinen hier in der Stadt, der sich mit Schmuck auskennt.“
„Ich hoffe es zumindest.“, nickte Nyla und winkte ihm zu, ehe sie hinaus auf die Straße ging.

Mittlerweile waren ein paar Wolken aufgezogen, und es hatte sich wieder deutlich abgekühlt. Nyala überlegte kurz, ob sie sich noch schnell ihren Umhang holen sollte, entschied sich dann aber dagegen, da es ja nur ein kurzes Stück Weg war. Schnell eilte sie die Straße hinauf und klopfte an Calixtos Tür. Nach einem kurzen Moment öffnete diese sich und Calixto spähte hervor.
„Oh, welch Überraschung! Besuch in meinem Museum! Aber Moment... wart Ihr nicht erst vor kurzem hier? Egal, egal, nur herein!“, tönte es ihr entgegen, und ehe sie sich versah zog Calixto sie in den Raum. „Euch muss ja furchtbar kalt sein, so dünn wie Ihr bekleidet seid!, sagte er und musterte sie von Kopf bis Fuß, gefolgt von einem gefälligen Grinsen.
„Ach, es geht, macht Euch keine Sorgen.“, erwiderte Nyala und hielt etwas Abstand zu ihm, während ihr Blick kurz durch den Raum schweifte.
„Womit kann ich Euch dienen?“,fragte Calixto. „Ihr seid doch bestimmt nicht hier, um Euch nochmals das Museum anzuschauen? Nicht das ich mich nicht darüber freuen würde, im Gegenteil, nur... bislang hat das noch niemand gewollt.“
Nyala konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Kann man gar nicht verstehen... aber es stimmt, wegen Eurer... ähm... Exponate bin ich nicht hier. Ich möchte, dass Ihr Euch etwas anschaut und Eure Meinung dazu hören.“
„Oh, ich schaue mir gerne etwas an. Euch zum Beispiel könnte ich den ganzen Tag betrachten!“, erwiderte Calixto und grinste etwas anzüglich.
„Das... äh... glaube ich gern. Wenn Ihr darauf mal einen Blick werfen würdet...“, sagte Nyala und zog das Amulett hervor und zeigte es Calixto. Als dieser sie nur anstarrte, fuchtelte sie mit dem Amulett in der Hand vor seinen Augen hin und her. „Äh... hier!“
„Was? Ach ja.... oh ja... wirklich sehr hübsch!“, antwortete er, wobei sich Nyala nicht sicher war, ob er nun wirklich das Amulett meinte. „Dann lasst mal sehen...hmm... hmm....“




Calixto nahm das Amulett aus Nyalas Hand und ging hinüber ans Fenster, wo ein wenig mehr Licht war. Nachdem er es eine Weile ausgiebig von allen Seiten studiert hatte, blickte er Nyala an. „Ich will besser nicht fragen, woher ihr dieses Schmuckstück habt.... geht mich ja im Grunde genommen auch nichts an... aber... nun... das ist eine ziemlich alte Schmiedearbeit. Recht wertvoll, wenn ihr mich fragt. Könnte durchaus aus der zweiten Ära stammen. Ähnliche Amulette wurden damals oft in Morrowind hergestellt und von Würdenträgern gekauft oder als besondere Geschenke vermacht.“
Nyala schaute ihn aufgeregt an. „Seid Ihr Euch da sicher? Aus Morrowind?“
Calixto zuckte mit den Achseln. „Mit absoluter Sicherheit kann ich es nicht sagen, aber vieles deutet darauf hin... hier seht... die Gravierungen an der Seite... die Art und Weise, wie der Edelstein geschliffen wurde.“
„Es soll ein besonderes Amulett sein.“, sagte Nyala. „Jedenfalls deutet ein Brief dies an, der dem Amulett beilag. Auf dem Brief waren einige Zeichen zu sehen, die ich nicht deuten konnte.“ Sie zog den Brief hervor und zeigte Calixto die Zeichen, ohne dass er den Inhalt lesen konnte.
„Tut mir leid, aber das kann ich auch nicht deuten“, erwiderte Calixto, nachdem er sich die Zeichen genauer angeschaut hatte. „Aber wenn ich Euch einen Rat geben darf. Fragt in Rifton wegen dem Amulett nach, dort gibt es einige Leute, die sich gut mit Schmuck auskennen. Und was diese seltsamen Symbole betrifft...“
„Ja?“, fragte Nyala hoffnungsvoll und nahm Calixto das Amulett aus der Hand und legte es um ihren Hals.
„Da solltet Ihr jemanden fragen, der sich mit diesen Dingen beschäftigt. Ich weiß von einem Hofzauberer namens Farengar in Weißlauf, der seit Jahren alte Schriften studiert. Stellt Euch vor, er war auch einmal zu Besuch hier in meinem Museum, auf der Suche nach alten Büchern. Allerdings schien er nicht sonderlich begeistert gewesen zu sein, er murmelte unablässig was von 'Wer es glaubt...' vor sich hin.“
Nyala nickte verständnisvoll. „Wahrscheinlich gingen ihm nur zu viele Gedanken durch den Kopf, bei all diesen interessanten Geschichten, die Ihr ihm erzählt habt. Habt vielen Dank für Eure Hilfe!“
Calixto lächelte Nyala an. „Oh, nichts zu danken. Kommt doch noch einmal vorbei, wenn Ihr Langeweile habt. Ihr seid jederzeit ein gern gesehener Gast!“
Nyala bedankte sich nochmals und verließ schnell Calixtos Museum, bevor dieser sie noch weiter umgarnen konnte.


Fortsetzung: [post=989455]Reisevorbereitungen[/post]
 
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Danke für die Geschichte, leider verbietet es mir der Proxy die Bilder zu sehen... (werde ich aber nachholen)
Schöne Geschichte, vom Text her :)

Ein Tipp oder eher eine Frage: Hattest du Zoff mit deiner Leertaste, du hast einige Wörter die "zusammenkleben"
Bsp:
WennIhr darauf mal einen Blick werfen würdet

Aber ansonsten gute Arbeit

Gruß
 
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Ein Tipp oder eher eine Frage: Hattest du Zoff mit deiner Leertaste, du hast einige Wörter die "zusammenkleben"
Bsp:

Aber ansonsten gute Arbeit

Danke für den Hinweis! Irgendwie hat es da beim Kopieren des Texts von Libre Office hinüber zu Notepad und dann hier hinein einen Fehler gegeben. In Notepad war es noch korrekt, hier dann nicht mehr. Hab es korrigiert.
 
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2 - Reisevorbereitungen

Nyala atmete erleichtert durch, als sie aus Calixtos Museum trat. Irgendwie war ihr dieser Typ wirklich ein wenig unheimlich. Sie überlegte kurz, ob sie sofort wieder nach Hause gehen sollte, entschloss sich dann aber für eine kurze Stippvisite auf dem Markt, um noch etwas frisches Obst für den Abend zu kaufen. Als sie um die Ecke vom Dunklen Bezirk auf den großen Platz vor Haus Kerzenschein trat, stieß sie mit Rolf Steinfaust zusammen und hätte ihn um ein Haar umgerannt.
„He, Spitzohr! So pass doch auf!“, knurrte er und warf ihr einen finsteren Blick zu.
„Sieh an, das Spitzohr kommt vom Dunklen Bezirk... was es da wohl gemacht hat!“, fügte sein Kumpel, der ständig mit Rolf zusammenhing, hinzu.
„Nichts was dich zu interessieren hätte“, entgegnete Nyala und versuchte sich an ihm vorbei zu schieben, woraufhin Rolf ihr in den Weg trat.
„Mal schön langsam, Spitzohr! Mein Kumpel hat dich was gefragt. Und mich interessiert das auch. Gehörst wohl auch zu dem Abschaum, der da wohnt und uns auf den Taschen liegt, was? Steckst mit denen unter einer Decke.“
Nyala musterte Rolf geringschätzig. „Ich wüsste nicht, dass du jemals Geld für mich ausgegeben hast. Also kann ich schlecht auf deiner Tasche liegen. Jetzt geh zur Seite und lass mich vorbei!“
Rolf hielt Nyala an der Schulter fest. „Du bleibst schön hier. Wer sich im Dunklen Bezirk herumtreibt hat bestimmt nichts gutes im Sinn.“
„Nimm deine Hand da weg, sonst kannst du was erleben!“, erwiderte Nyala und warf ihm einen funkelnden Blick zu.
„Hört, hört! Jetzt bedroht sie auch noch rechtschaffene Bürger! Ich denke, ich sollte eine Wache rufen.“, knurrte Rolf und schaute seinen Kumpel an. „Du bist mein Zeuge, dass sie mich bedroht hat.“
„Ich zähl jetzt bis drei... und wenn dann nicht deine Hand von meiner Schulter ist, kannst du was erleben!“, drohte Nyala.
„Eins – zwei – drei! Jetzt habe ich aber Angst!“, äffte Rolf und zwinkerte seinem Kumpel vielsagend zu. „Ich glaub, die Kleine braucht eine Abreibung. Vielleicht ist sie ja dann auch ein wenig zahmer... ich mein, hässlich ist sie ja nicht gerade und der Abend ist noch lang...“
Rolfs Kumpel lachte meckernd, doch sein Gesicht verzog sich schmerzhaft, als Nyala ihm in einer einzigen schnellen Bewegung das Knie in den Unterleib rammte und zur Seite sprang.



„Na warte, das wirst du büßen!“, schrie Rolf und stürzte sich mit erhobenen Fäusten auf sie. Sein Kumpel hockte schmerzverzerrt am Boden und feuerte Rolf an, während sich die beiden Kontrahenten umkreisten. Immer wieder gelang es ihr, Rolfs mächtigen Hieben auszuweichen und ihrerseits geschickte Treffer zu landen, die zwar nicht sonderlich kräftig waren, aber dafür in der Menge zahlreich, was Rolfs Wut nur noch weiter steigerte.
„Du willst dich doch wohl nicht von diesem Spitzohr fertig machen lassen!“, rief sein Kumpel weinerlich. „Das ist ein Mädchen!“
„Halt die Klappe!“, zischte Rolf und schaute kurz zu ihm hinüber, was er hätte besser unterlassen sollen, denn Nyala nutzte die kurze Ablenkung, um ihre Faust krachend von unten gegen sein Kinn zu schmettern. Rolfs Augen drehten sich nach oben, dann sank er nach Luft schnappend in die Knie. „D... das war kein fairer Schlag“, hörte Nyala ihn noch sagen, ehe er gänzlich umfiel. Sie schüttelte ihre Hand, die von dem harten Schlag schmerzte und blickte zu Rolfs Kumpel hinüber.
„Möchtest du mich immer noch was fragen?“, fragte sie, doch dieser schüttelte schnell den Kopf. „H... hat sich wohl erübrigt“, stammelte er nur.
Nyala nickte und drehte sich um. Ihr war die Lust auf den Markt vergangen und so kehrte sie in den Neu Gnissis-Club zurück.

Wieder auf ihrem Zimmer überlegte sie, was in den nächsten Tagen zu erledigen sei. Wenn die Reise nach Rifton und Weißlauf führen sollte, so musste sie einige Vorbereitungen treffen. Sie holte ihren Geldbeutel aus ihrer Rocktasche und zählte ihre Goldmünzen, was angesichts des kläglichen Inhalts recht schnell erledigt war. Sie brauchte wetterfeste Kleidung, einen guten bequemen Rucksack, eine Axt und ein scharfes Messer, einen Bogen für die Jagd, ein wasserdichtes Zelt. Sie überschlug im Kopf, was die Ausrüstung sie in etwa kosten würde und seufzte. Dafür reichten die paar Münzen auf keinen Fall. Sie musste also Arbeit in der Stadt finden, was sie angesichts des vorherigen Vorfalls nicht gerade mit Freude erfüllte. Je schneller sie aus Windhelm weg kam, desto besser, aber keinesfalls sollte sie unvorbereitet auf die Reise gehen. Darum würde sie sich morgen als erstes kümmern. Sie beschloss, den Abend über noch ein wenig unten im Club zu sitzen und dann zeitig zu Bett zu gehen.


Am nächsten Morgen führte ihr Weg sie als erstes zu Elda Frühermorgen, die gerade dabei war, einige neu angelieferte Waren in den Regalen zu verstauen.
„Guten Morgen, Elda!“, grüßte Nyala sie freundlich.
„Danke, Euch ebenso“, erwiderte Elda und schaute lächelnd auf. „Kann ich Euch helfen?“
„Ja, vielleicht... ich suche nach Arbeit, wisst Ihr da zufällig etwas?“
Elda überlegte einen Moment. „Hmm... ich könnte ein wenig Hilfe in der Küche gebrauchen. Sofern Ihr ein wenig kochen könnt vorausgesetzt.“
„Nun ja... für den Hausgebrauch reicht es“, räumte Nyala etwas zerknirscht ein. „Aber ob es für Euer Haus auch ausreichend ist weiß ich nicht.“
„Ach, darüber macht Euch mal keine Gedanken!“, erwiderte Elda lachend. „Nils zu übertreffen dürfte keine große Kunst sein. Ich glaube, den Gebrauch von Gewürzen hat er bis heute nicht gelernt. Entweder sind zu wenige an seinem Essen. Oder zu viele.“
Nyala musste grinsen. „Ich möchte mir da kein Urteil erlauben.“
„Ich aber!“, kicherte Elda. „Wisst Ihr was? Wir probieren es einfach. Ich zahle Euch.. hmm.. .sagen wir für den Anfang 30 Goldstücke, wenn Ihr ein wenig in der Küche aushelft. Was meint Ihr?“
Nyala überlegte kurz. Dreißig Goldstücke waren jetzt zwar nicht gerade viel, aber immerhin ein Anfang. „Einverstanden! Und wann soll es los gehen?“
„Von mir aus direkt morgen. Und falls Ihr noch mehr Arbeit sucht – Hilfe beim Holzhacken wird immer gerne gesehen, in der ganzen Stadt.“
Nyala nickte und bedankte sich bei Elda. „Dann sehen wir uns morgen!“




Die nächsten Tage war Nyala damit beschäftigt, Klafter um Klafter Holz zu hacken und in der Stadt zu verkaufen. Oft konnte sie ihre Arme kaum noch spüren, dennoch stand sie Abend um Abend im Haus Kerzenschein in der Küche und bereitete mit Nils zusammen die Speisen für die Gäste zu, um anschließend halbtot in ihr Bett zu fallen. Einen Abend, als sie gerade das Haus Kerzenschein verließ, staunte sie nicht schlecht, als Ulfric Sturmmantel mit einer ganzen Garde von Soldaten auf dem Hof stand. Immer mehr Soldaten eilten herbei und tuschelten aufgeregt miteinander. Nyala schaute dem Treiben von der Seite eine Weile zu, bis schließlich ein nordisches Horn laut ertönte und der ganze Tross sich durch das Stadttor in Bewegung setzte.
„Wohin wollen die?“ fragte sie einen herumstehenden Bürger der Stadt und deutete auf die Soldaten.
„Was weiß ich... man munkelt davon, dass General Tullius in der Nähe seine Getreuen um sich scharrt. Aber denkt mal nicht, dass Ulfric uns Bürger in seine Pläne einweiht.“, antwortete er.
„General Tullius? Wer ist das?“, fragte Nyala weiter.
„Der Hauptmann der kaiserlichen Armee. Aber nun seid still!“
Nyala zuckte mit den Schultern und ging nach Hause.



Wann immer sich die Gelegenheit bot, besuchte Nyla den Hafen und den Markt, um bei den dortigen Händlern günstig Leder und Eisen zu erstehen. Sie hatte Hermine von der Schmiede gefragt, ob sie eventuell bereit wäre, ihr ein bischen zur Hand zu gehen, um ein paar Rüstungsstücke sowie einen guten Bogen anzufertigen. Obwohl sie sich nicht gerade begeistert zeigte, willigte Hermine ein, wobei ein paar versprochene Münzen ihre Bereitschaft zur Mithilfe durchaus steigerten. So traf man in diesen Tagen Nyala und Hermine oft gemeinsam über ein Werkstück gebeugt in der Schmiede an. Als Hermine die schnelle Auffassungsgabe von Nyala lobte, freute sich diese sehr darüber und in der Tat waren ihre ersten Stücke zwar einfach, aber durchaus robust und ihren Zwecken mehr als dienlich.
Immer häufiger bemerkte Nyala wie Leute leise miteinander tuschelten, und auch im Haus Kerzenschein häuften sich die Gerüchte um einen beginnenden Krieg. Als sie Elda darauf ansprach und fragte, ob das etwas mit General Tullius zu tun hätte, schaute diese Nyala nur zornig an.
„Ihr habt echt Nerven, den Namen hier in Windhelm laut zu erwähnen. Danach fragt man nicht, merk Euch das! Wenn Ihr so neugierig seid, geht runter nach Kyneshain und fragt Sam – der ist in der Regel immer sehr gut informiert. Aber von mir habt Ihr das nicht, klar?“, antwortete Elda. „Und nun seht zu, dass das Essen fertig wird. Ihr seht ja, wir haben heute Abend das Haus voll!“
 
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Auf nach Kyneshain

Nyala fluchte leise, als sie zum dritten Mal beim Schleifen ihres Schwertes abrutschte und eine schartige Stelle ihr Schwert verzierte. Am Morgen hatte sie die letzten Stücke ihrer Ausrüstung komplementiert und hielt sich nun für gut gerüstet genug, Windhelm zu verlassen. Neben einem bequemen und geräumigen Rucksack und einer Umhängetasche hatte sie auf dem Markt günstig eine Schlafrolle und ein einfaches, aber warmes Zelt erstanden, sowie zwei Wasserbeutel und ausreichend Reiseproviant für vier Tage eingekauft. Unterwegs gedachte sie eh, auf die Jagd zu gehen und so ihre Vorräte immer wieder aufzufüllen. Am Nachmittag war ihr schließlich eingefallen, dass es kein Fehler sein dürfte, ihr Schwert und ihr Jagdmesser nochmals zu schärfen, allerdings war dies nicht so einfach, wie sie zu Anfang gedacht hatte. Irgendwie hatte sie noch nicht den richtigen Dreh heraus. Missmutig starrte sie auf die schartige Stelle, die nun ihr Schwert verzierte, als sie hinter sich ein helles Lachen hörte, woraufhin sie sich umdrehte.



„Wohl nicht so leicht wie gedacht, was?“, kicherte eine junge Nord und schaute Nyala mit verschmitztem Gesichtsausdruck an.
„Mhm...“, brummte Nyala nur und wendete sich wieder ihrem Schwert zu. Die junge Nord trat näher und blickte Nyala über die Schulter.
„Du hälst das Schwert völlig falsch, der Winkel muss viel flacher sein. Und du musst es gleichmäßig über den Schleifstein führen. Kein Wunder, wenn du so lauter Macken in dein Schwert machst!“, meinte die Nord nach einem kurzen Blick auf das Schwert.
„Ach ja?“, erwiderte Nyala und schaute etwas verärgert zu ihr auf. „Und in deinem Alter weiß man bereits so gut Bescheid, ja?“ Sie musterte die junge Nord von oben bis unten, die keinesfalls älter als zwanzig Jahre sein dürfte. Mir ihren vorwitzigen Sommersprossen im Gesicht und ihrer kleinen Statur wirkte sie wahrlich nicht sonderlich erfahren auf sie.
Die junge Nord zuckte mit den Achseln. „Im Gegensatz zu deinem Schwert ist meines jedenfalls scharf!“, antwortete sie, klopfte mit der Hand gegen ihr Stahlschwert, welches an der linken Seite hing und grinste Nyala frech an.
„Schön für dich!“, brummte Nyala erneut und widmete sich wieder ihrem Schwert. Vorsichtig setzte sie den Schleifstein in Bewegung und hielt das Schwert dagegen, diesmal in einem etwas flacherem Winkel. Mit einem hässlichen Kreischen rutschte das Schwert ab und Nyala fluchte laut.



Kichernd schubste die Nord Nyala zur Seite und schnappte sich das Schwert, und noch ehe diese dazu kam, sich zu beschweren, führte das Mädchen das Schwert gekonnt über den Schleifstein. „Ich heiße übrigens Mindi... naja, eigentlich Mindeva, aber ich kenne keinen, der mich so nennt.“, erzählte sie nebenbei, während sie vorsichtig die schartigen Stellen beseitigte, die Nyala in das Schwert geschliffen hatte.
„Mhm... sehr erfreut....“, kam es von Nyala zurück, die sich ein wenig über die freche Art des Mädchen ärgerte. „Ich heisse Nyala... aber ich hätte das auch alleine gekonnt!“
„Bestimmt! So in in ein oder zwei Jahren!“, plapperte Mindi fröhlich weiter und schenkte ihr einen verschmitzten Blick. „Du bist auch nicht von hier, oder? Auf der Durchreise?“, fragte die junge Nord und führte das Schwert ein letztes Mal über den Stein, ehe sie es Nyala überreichte. „Hier, bitte schön!“
Nyala betrachtete das Schwert von allen Seiten und prüfte die Schärfe vorsichtig mit ihrem Fingernagel. Kein Zweifel, das junge Mädchen verstand sich darauf, mit dem Schleifstein umzugehen. „Hmm ja... danke“, brummelte sie ein wenig verlegen. „Und um auf deine Frage zurückzukommen... nein, ich bin nicht von hier und auch nicht auf der Durchreise. Um genau zu sein werde ich die Stadt morgen verlassen.“
„Das kann ich gut verstehen! Kein sonderlich angenehmer Ort hier. Ich reise ein wenig durch die Gegend, wo es mich gerade hin trägt. Hier nach Windhelm bin ich eigentlich nur gekommen, um den Spinner zu sehen.“, erzählte Mindi und stellte sich neben Nyala.



„Den Spinner? Meinst du Calixto... vom Museum?“, fragte Nyala und schaute Mindi verwundert an.
„Nee... den doch nicht. Ich meine den Spinner da oben im Palast. Der immer nur davon tönt, das Himmelsrand den Nords gehört und die Kaiserlichen schlecht seien!“, antwortete Mindi und lachte leise.
„Pssst!“, zischte Nyala und schaute sich schnell um, ob einer der Wachen, die immer am Markt patrouillierten, etwas gehört hatte, aber diese war zum Glück im Moment auf ihrem Rundgang. „Bist du verrückt, hier so über Ulfric zu sprechen? Wenn das eine Wache zu hören bekommt, dann landest du im Kerker!“
Mindi machte eine abwiegelnde Handbewegung. „Dazu müssen sie mich erst einmal fangen. Aber ich weiß... Kritik hört man hier in Windhelm ungern. Aber sage mir – was denkst du was passieren wird, wenn Ulfric gewinnt? Ich kann es dir sagen: Himmelsrand wäre geschwächt, das Kaiserreich wäre geschwächt. Und nun überlege einmal, wer davon am meisten profitieren würde. Wer das nicht erkennt, der ist für mich ein Spinner, ganz einfach!“
„Sei jetzt besser still, auch wenn du vielleicht Recht haben magst. Aber ich will morgen die Stadt verlassen und ich habe absolut keine Lust, wegen dir womöglich mit im Kerker zu landen.“, erwiderte Nyala.
„Ich sag ja schon nichts mehr“, maulte die junge Nord ein wenig. „Wohin willst du denn gehen, wenn ich fragen darf?“
„Ich weiß zwar nicht, warum dich das interessiert, aber ich werde nach Weißlauf reisen. Aber vorher werde ich Kyneshain einen Besuch abstatten.“
Mindi grinste. „Aha! Kyneshain, so so. Da soll doch ein gewisser Sam sein, nicht wahr? Jedenfalls hat das diese plappernde Wirtin von Haus Kerzenschein erzählt. Anscheinend interessiert dich das, was Ulfric so macht, doch mehr als du im Moment zugeben magst.“
Nyala murmelte etwas unverständliches. „Denk was du denken magst. Ich werde nun ein Met trinken gehen und lade dich als Dank für deine Hilfe ein.“
„Oh, da habe ich nichts gegen einzuwenden.“, lächelte Mindy. „Aber wenn es dich nicht stört, so würde ich ganz gerne im Haus Kerzenschein am Kamin sitzen. Dort ist es gemütlicher als im Neu-Gnisis Club.“
Nyala nickte zustimmend. „Mir soll es recht sein. Hauptsache ich sitze im Warmen.“

Die beiden Frauen verließen den Marktplatz und zogen hinüber zum Haus Kerzenschein, wo sie sich am Kamin niederließen und ein Met sowie eine Kleinigkeit zu Essen bestellten. So gestärkt unterhielten sie sich eine Weile, und so erfuhr Nyala von Mindi, dass diese bereits in jungen Jahren von zu Hause ausgerissen war und seitdem kreuz und quer durch Himmelsrand zog. Es erstaunte Nyala nicht wenig zu hören, an wie vielen unterschiedlichen Orten die Nord trotz ihres jugendlichen Alters bereits gewesen war. Überhaupt machte Mindi einen sehr offenherzigen Eindruck und plauderte den ganzen Abend über ihre diversen Erlebnisse. Selbst als Nyala auf ihre neugierigen Fragen ob ihrer Reise nach Weißlauf nur ausweichend antwortete, zeigte sich diese darüber nicht im geringsten verärgert. Oder aber sie ließ es sich nicht anmerken, so ganz sicher war sich Nyala da nicht. Als es schließlich spät am Abend war und der Inhalt einiger Krüge Met ihre Kehlen befeuchtet hatten, verabschiedete sich Nyala von Mindi und wünschte ihr alles Gute. Mindi ihrerseits wünschte eine sichere Reise und bedachte Nyala mit einem langen nachdenklichen Blick, als diese die Treppe hinab stieg und sich noch kurz von Elda und Nils verabschiedete, ehe sie zum Schlafen ging.



Am nächsten Morgen war Nyala zeitig auf den Beinen. Ihre Ausrüstung hatte sie bereits im Laufe des Vortages gepackt, so das noch genügend Zeit blieb, ein ausgiebiges Frühstück einzunehmen und sich von den Bewohnern des Neu-Gnisis Clubs angemessen zu verabschieden, der für mehrere Monate ihr Heim gewesen war. Als sie schließlich vor die Tür trat, zeigte sich der frühe Tag grau und wolkenverhangen und ein kalter Ostwind wehte vom Geistermeer rüber. Oft kündigten sich so heftige Schneefälle an, aber da sie gedachte, in südliche Richtung zu reisen, hoffte sie, davon verschont zu bleiben. Wohlgemutes schritt sie die Treppen durch den dunklen Bezirk zum Haupttor hinauf und hielt am Platz vor Haus Kerzenschein kurz inne, um ihre Wasserbeutel mit frischem Quellwasser zu füllen. Während sie damit beschäftigt war, hörte sie hinter sich plötzlich ein klirrendes Geräusch, gefolgt von einem Fluch. Erstaunt drehte sich Nyala um und erblickte Mindi, die in voller Montur mit Rucksack und Schlafrolle hinter ihr stand und sich nach ihrem auf dem Boden liegenden Schwert bückte.
„Was bei den Göttern machst du denn hier?“, fragte Nyala überrascht.
„Iiiiich?“, kam es langgezogen zurück. „Mitkommen natürlich! Nur mein blödes Schwert will irgendwie nicht in der Halterung bleiben, da ist der Rucksack im Weg!“
„Mitkommen?? Ich habe dich nicht gebeten, mich zu begleiten.“, erwiderte Nyala stirnrunzelnd.
„Egal – ich komme trotzdem mit. Was soll ich noch länger hier in Windhelm? Der Spinner ist nicht da, die Stadt ist häßlich, die Leute sind.. naja... überwiegend auch nicht nett. Und du kannst Hilfe gebrauchen unterwegs.“, antwortete Mindi und mühte sich mit der Schwertscheide ab, damit sie am rechten Fleck blieb.
„Moment... jetzt mal ganz langsam. Ob ich unterwegs Hilfe brauche oder nicht, die Entscheidung überlasse mal ganz schön mir selbst. Ich denke, ich komme auch alleine ganz gut klar.“, knurrte Nyala ein wenig verärgert.
„Unsinn!“, unterbrach Mindi sie. „Wie lange warst du verletzt? Fast ein dreiviertel Jahr? Und nun denkst du, du kannst schon wieder wie ein junger Hund durch die Gegend rennen? Es ist ein ganz gutes Stück Weg bis nach Weißlauf. Ein Pferd hast du nicht, also wirst du die Strecke zu Fuß laufen müssen. Und die Kutsche ist nicht da, das habe ich vorhin überprüft, wäre nämlich noch eine Alternative gewesen.“




Nyala starrte die junge Nord zornig an, doch sie kam nicht umhin, ihr insgeheim zuzustimmen. In der Tat hatte sie überlegt, die Kutsche nach Weißlauf zu nehmen, wenn es ihr gelungen wäre, den Kutscher zu einem Abstecher nach Kyneshain zu überreden. Für ein Pferd reichten ihre paar verbliebenen Goldstücke beim besten Willen nicht mehr und sie wollte auch nicht noch länger in Windhelm verweilen, um das für den Kauf benötigte Geld zu verdienen.
„Davon abhalten kann ich dich wohl nicht, ich schätze mal, du würdest trotzdem hinter mir herkommen, wenn auch mit Abstand.“, brummelte Nyala.
„Gut erkannt!“, grinste Mindi breit. „Also – gehen wir?“
Nyala druckste noch eine Weile herum, schließlich willigte sie aber ein. „Damit eines klar ist: Sollte ich unterwegs merken, dass du mir mehr eine Last als eine Hilfe sein solltest, dann trennen sich unsere Wege. Auf der Stelle! Ist das klar?“
Mindi zuckte mit den Achseln, „Von mir aus, wenn du meinst. Wirst schon sehen, was du an mir hast!“, erwiderte sie und grinste erneut. „Dann mal auf, bevor es anfängt zu schneien!“

Gemeinsam schritten die beiden Frauen durch das Stadttor und gingen eng in ihre warmen Fellmäntel geschmiegt über die Brücke zu den Ställen von Windhelm. Nyala drehte sich kurz um und betrachtete die in steinernen Mauern gehüllte Stadt ein letztes Mal, da sie nicht beabsichtigte, so schnell wieder zurückzukehren. Als sie bei den Ställen ankamen, war von der Kutsche wie von Mindi bereits erwähnt weit und breit nichts zu sehen. Hinter der Brücke hielten sie sich östlich und bogen auf den Weg ein, der sich den Hügel hinauf nach Kyneshain schlängelte. Von hier aus waren es etwa zwei Stunden bis zur kleinen Siedlung, wenn man gemächlich ging. Sie hatten die Anhöhe nicht einmal zur Hälfte erklommen, als Mindi plötzlich stehen blieb. „Moment einmal, ich muss einmal kurz in die Büsche...“, rief sie und verdrückte sich in das Gehölz am Wegesrand.
Nyala rollte mit den Augen. „Na, das geht ja prima los. Fällt dir ja reichlich früh ein, dass du auf Toilette musst!“
„Doch nicht deswegen!“, tönte es aus dem Busch zurück, gefolgt von einem Knacken und Prasseln, ehe sie mit zwei langen Stöcken bewaffnet wieder zurück auf den Weg trat und einen davon an die überrascht drein blickende Waldelfin reichte. „Hier nimm! Das erleichtert das Laufen auf längeren Strecken enorm, ist viel bequemer. Ich nenne es Wandern auf nordische Art, das wird einmal der Brüller schlechthin, glaub es mir! Und wer hat es erfunden? Na? ICH!“, plapperte Mindi vergnügt und setzte sich auf den Stock gestützt wieder in Bewegung. Keine zehn Schritte weiter hielt sie erneut an und drehte sich zu der immer noch regungslos stehenden und Mindi perplex anstarrend Elfe um. „Kommst du?“


 
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ahh Kinners....
eure Storys sind ja echt spitze...:good:
ich bekomm schon mecker von meinem "Eheweibe" weil
nur noch am PC hock und Skyrim Geschichten lese.
Die screenshoots die bei Euren Texten sind,
sind auch nicht zu verachten.

Mit freundlichem lesegesicht einen echt tollen Tag wünscht....
WhiteLupus
 
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