eths

Als erstes fällt auf, dass eths eine Frontfrau anstatt eines Frontmanns hat. Was erwartet man, wenn man Frontfrauen sieht? Elysischen Gesang wie bei Krypteria, Tristania oder, um kommerziell zu werden, Evanescence. Das Aussehen könnte schnell zu der Annahme verleiten:
Vielleicht auch Gesang wie bei Doro, oder ganz böse: Walls of Jericho. In der Tat lässt sich der Gesang von Candice in beiden Kategorien einordnen. Sie kann wirklich wunderschön singen. Aber bitte keine voreiligen Schlüsse ziehen...
Ich denke, das vermittelt schon ganz gut, warum ich mich hier mit Genrebezeichnungen schwertue. Die Rhythmen sind mal groovig wie beim Nu Metal, mal komplex wie beim Progressive Metal, Candice singt manchmal wunderschön wie beim Gothic Metal, mal growlt sie wie beim Death Metal, manchmal werden Soundeffekte, Chöre oder klassische Instrumente eingespielt.
Bemerkenswert sind auch die unkonventionellen Songstrukturen: Das häufige Fehlen von Refrains und immer mal wieder auftretende Rhythmus- und Melodiewechsel machen die Songs erfrischend unberechenbar. Am ungewöhnlichsten ist wohl jedoch die Tatsache, dass ausschließlich auf Französisch gesungen wird.
Auf Konzerten (Ich hatte das außerordentliche Vergnügen, eths in Wacken aus der zweiten Reihe zu sehen) wird auch ein gewisses Inszenierungstalent deutlich: Die Bühne war mit Mikrofonständern zugestellt, auf deren Spitzen Kugelfische thronten. Geisterhafte grüne Beleuchtung von unten ließ Candice bei Ileus Matricis wie ein Gespenst aussehen. Und mittendrin ließ sie es sich nicht nehmen, pantomimisch Geschlechtsverkehr mit Staif anzudeuten...

Crucifère (vermittelt sehr gut die Wandlungsfähigkeit von Candices Gesang, da verzeihe ich sogar die christliche Symbolik)
Détruis-Moi (zeigt im Endteil meiner Meinung nach, wie gut sich die französische Sprache doch für Musik eignet)
Infini (hat in Hinsicht auf den Rhythmus dieses Groovige)
Je Vous Hais (ich habe noch nie jemanden hasserfüllter klingen hören)
Bulimiarexia (konventionelle Struktur, die im Bezug auf diese Band auch wieder unkonventionell ist...)
Animaexhalare (episch, mit klassischen Instrumenten - Kein Lied ist so kunstvoll wie dieses)

Diskographie:
1999: Eths (Demo)
2000: Autopsie (EP)
2002: Samantha (EP)
2004: Sôma
2008: Tératologie

Welch unkonventionelle Bandvorstellungsthreadstruktur...