RPG Endless Travellers: Darkness Rising

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Da waren sie also...
Der Merlin flatterte davon und Feyndri'hal hatte gerade die Unterarme auf seinen Knien aufgestützt, da sah er schon die zwei Füße vor ihm. Langsam sah er dann an der resoluten Dame ruhigen Blickes hoch, als dieses Mädchen was er als Serafine ausmachte, vor ihm stand. "Was seid ihr nur für ein Mensch" fuhr sie ihn an. "Lasst euren Freund hier liegen und spielt mit den kleinen Kindern und einem... Vogel. Wenn ihr für ihn etwas tun wollt, macht mit Eurer Magie eiskalte Umschläge oder kühlt sein Blut um 2 oder 3 Grad ab. Das wird seine Schwellungen lindern und den Druck vom Kopf nehmen, statt ihn hier so liegen zu lassen. Dann ist Eure Magie wenigstens zu irgendetwas nutze. Wenn ihr helfen wollt, kommt dann nach. Ich versuche dieses graugrüne Wesen wieder zusammenzuflicken und es ist wichtig, dass sie sich nicht bewegt. Das wird aber passieren, wenn ich die Ader an ihrem Bein zusammenflicke. Also wenn ihr eure Magie auch behutsam anzuwenden wisst, nur eben so stark das die Wunde taub wird, wie die Hände im Schnee, könnt Ihr mir helfen."

Er war kein Mensch, sondern Elf und zog die Augenbraue hoch. Das er hier saß und Oriak noch lebte, war seiner Magie zu verdanken, also sog der Elf kurz einen Augenblick die Luft um ihn durch die Nase scharf ein und folgte ihr ruhig und regungslos eisig mit den Augen. Jene Person, die für ihn Serafine war, führte ihn zu der weiteren, der sie einen Dolch aus der Ärmelscheide zog. Sein Blick blieb emotionslos an des Dämonenjägers Verhalten hängen, der Bände sprach als die Frau sich dann zu der Goblin gesellte. Erst als er den Dämonenjäger auf genügend Abstand wusste, erhob der Elf sich schwerfälliger als sonst, jedoch ohne Hast langsam und kniete sich dann vorsichtig und schweigend nahe der Goblin in die Hocke und ließ seinen Blick über diese Twiggy schweifen.

„Mh...“ Einen Moment lang fragte er sich, warum er der Goblin jetzt helfen sollte. Hatte sie ihn doch zuvor schon munter zerfleischt, doch dann sah er die vom Sonnenbrand herabhängenden Hautfetzen, die tiefe Wunde, konnte ihr Leiden des geschundenen Körpers erahnen. Sah sie schwer atmen und so entschied er sich. Sie war andersartig wie er und brauchte Hilfe, also legte er einen Moment lang die Handflächen aneinander, senkte leise etwas lautloses flüsternd seinen Kopf und ein Windhauch ließ seine Haare kurz unbedeutend weiß werden, bevor sie wieder seine natürliche Haarfarbe annahmen. Als es zwischen seinen Händen zu glitzern begann und diese bis zum Handgelenk mit Frost überzogen wurden, zögerte einen minimalen Augenblick, legte dann aber die Rechte über die zu nähende Fleischwunde. Diese eiskalte Hand, die in dem Augenblick der Berührung in leichtem Knistern wieder an Farbe gewann und den gewünschten Effekt der geforderten Betäubung auf die Wunde übertrug wurde wenige Sekunden später sofort wieder zurückgezogen.

„Bitte!“, sah er der Person die sie nun weiter versorgen würde ins Gesicht und erhob sich wieder nicht ganz so galant wie sonst. Seinen Atem beim Aufstehen anhaltend und selbst kurz das Gesicht schmerzverziehend, sah er kurz auf Goblin mit Serafine hinunter, glitt zu Haj'ett und wand sich dann wieder um. Er setzte sich kurzer Schritte später wieder an seinen angestammten Platz und blickte über die wieder verängstigten Kinder und Erwachsenen als wache er über sie und legte wieder seine Unterarme auf seine Knie. Sein Blick glitt teilnahmslos erneut auf die von der Begleitung Harvalds versorgt werdende Goblin, als hätte er nichts weiter zu tun. Er wartete auf das Eintreffen von Oriaks Clan und diese Entfernung zu dem grauhäutig geschundenem Wesen und des Menschenweibs war ihm lieber. Denn wenn sie vielleicht vorzeitig erwachen würde, hatte er keine Lust von diesem verletzten Tier, was gerade zusammengeflickt wird, erneut zerfleischt zu werden nur weil sie gerade Schmerzen oder Angst hat. Die anderen wüssten schon richtig mit ihr umzugehen in dem Fall. Er jedenfalls gehörte nicht dazu.
 
Sheherezade arbeitete nicht schnell, aber ohne jedes Zögern. Mit Harvalds Dolch vergrößerte sie die Wunde durch kurze Schnitte an beiden Seiten, zog die Ader auf beiden Seiten der Wunde daraus hervor und fixierte sie mit den Holzstäbchen. Es trat nur wenig Blut aus. Beherzt schnitt sie die zerfetzte Stelle aus der Ader hinaus, fügte die Enden zusammen und fixierte ihre Arbeit mit wenigen Stichen. Nachdem sie auf die Schnittstelle mit Leimwurzpaste etwas von dem Gewebe aus dem Tiegel geklebt hatte, löste sie vorsichtig die Aderpesse in der Leistenbeuge und beobachte wie das Blut durch die Flickstelle lief. Der Elf hatte gute Arbeit geleistet. Der Goblin hatte sich nicht einmal bewegt, dachte sie.

Nun begann sie vorsichtig die Fleisch und Hautlappen übereinander zu schieben und mit den Holstäbchen zu fixieren. Erneut griff sie zur Nadel uns nähte die Wunde mit dem aus Darm bestehenden Faden zusammen bis man sie kaum noch erkennen konnte.

Harvald, der diesem Vorgang noch mit fassungsloser Verwunderung zugesehen hatte, wandte sich ab. Er drückte Ha'jett schweigend, aber mit einem dankbaren Nicken sein Schwert in die Hand und drängte nach hinten durch die mittlerweile doch recht zahlreichen Zuschauer.

Offenbar machte Serafine/Sheherezade was sie wollte und das machte sie gut. Kompromisslos und ohne Rücksicht auf irgendjemandes Befindlichkeiten. Damit seid ihr ja dann schon zwei, echote die Stimme aus dem Hinterkopf. Harvald schritt die Spur die Der Drache auf dem Plateau gezogen hatte ab, etwa 15 Mannslängen lang und 3 Mannslängen breit. Ein beeindruckendes Monstrum. An der Absturzstelle erweckte eine Hinterlassenschaft, einige etwa handtellergroße Drachenschuppen, die durch ein Stück blutige Haut, etwa eine Unterarmlänge im Quadrat verbunden waren. Die oberflächliche Untersuchung ergab eine enorme Haltbarkeit. Der Fund ließ ihn weitersuchen und so fand er neben weiteren Schuppen unterschiedlicher Größe noch einige weitere Relikte, wie drei schwarze Stacheln von denen einer sich als mehr als einen Fuß lang erwies, als er ihn aus dem Boden zog. Wenn man sie mit einer Schneide und einer Parierstange versehen könnte, würden sie eine interessante Waffe abgeben. Eine scharfe Spitze besaßen sie jedenfalls. Weitere Beutestücke waren ein ziemlich großes Stück Flughaut des Drachen, man könnte fast einen Goblin darin einwickeln, das an einer großen Felsenspitze hing. Schließlich entdeckte er den zerrissenen Beutel, mit dem der Goblin seine Habseligkeiten transportierte, in einem trockenen Gebüsch hängend. Der Inhalt war jedoch verschwunden. Auf dem Boden in der Nähe fand er ein einfach gearbeitetes Messer aus Feuerstein geschlagen. Das könnte dem Goblin gehören. Scharf? Ja, aber eine so schlichte Arbeit und als Waffe, der geringen Größe wegen, kaum zu gebrauchen. Harvald hob es auf und ließ den zerfetzten Beutel im Gestrüpp hängen.

So bepackt kehrte Harvald zu seinem Grauen zurück und ließ die Drachenhäute und Schuppen im Gerbbeutel verschwinden. Ein furchtbarer Gestank nach verwesendem Fleisch drang aus dem Ledersack. Zur Not würde das Drachenleder gutes Geld bringen. Serafine/Sheherezade, die immer noch mit den Wunden des Goblin beschäftigt war, würdigte er keines Blickes.

Ein Geräusch ließ ihn herumfahren und er sah eine kleine Gruppe von drei Kabalhunden auf dem Plateau ankommen. "Bringt euch in Sicherheit, alle zum Zirkel" brüllte er und die Axt flog erneut förmlich in seine Hände als er sich langsam der Gruppe, näherte. Ihrem Instinkt folgend eine wehrhafte Beute nicht sofort anzugreifen, wichen sie zurück. Plötzlich lief einer der Hunde wie der Blitz an Harvald vorbei auf den Grauen zu. Während die anderen Pferde in Panik flohen machte der nur einen Galoppsprung nach vorn, wobei er, genau im richtigen Augenblick, mit den Hinterhufen auskeilte. Die Hufe trafen einen der Kabalhunde an der Schnauze, wirbelten ihn hoch durch die Luft und ließen ihn mehrere Mannslängen weiter hinten hart aufschlagen. Auf das fast klägliche Jaulen des Kabalhundes folgte ein Schnauben oder war es ein höhnisches Lachen. Es klang jedenfalls so. Gemächlichen Schrittes trabte der große Graue in Richtung der Zirkelgebäude davon. Die beiden anderen Kabalhunde zogen sich zurück, blieben aber bedrohlich. Mit einem Blick über die Schulter vergewisserte sich Harvald, dass die anderem seinem Rat folgten. Sheherezade/Serafine hatte ihre Arbeit unterbrochen und trug gemeinsam mit einem der Zuschauer die Zeltplane, auf der der Goblin noch liegen musste, vorsichtig in Richtung der Zirkelgebäude. So zog er sich auch Schritt um Schritt zurück während weitere Dämonen und Schatten die Hochebene erreichten.

Nach etwa 10 Schritten spürte er einen leichten Widerstand, der sich ihm entgegenstellte und einen heftigen Stich in seinen Augen. Wieder so eine verfluchte Magie? Wie dem auch sei, ging es ihm durch den Kopf, er musste nicht mehr den Dämonen hinterher jagen, sie kamen zu ihm. Praktisch. Erst nach einigen weiteren Schritten wurde ihm bewusst, daß er sich jetzt hinter einer für Dämonen undurchdringlichen Barriere befand.
 
Feyn verlor Harvald in der nun mittlerweile gaffenden Menschenmenge, die dennoch respektvoll genügend Platz bot, um Harvalds Begleitung Sheherezade nicht bei der Arbeit zu behindern, jeder war den Neuankömmlingen dankbar das man sie unter Einsatz des Lebens vor einem Monster, groß wie ein Haus, rettete. Fast keiner zuvor hatte einen lebendigen Drachen gesehen, geschweige denn gegen einen gekämpft und diese Schattendinger, waren mehr als unheimlich. Wie gut, dass ihre Barriere sie schützte. Nicht ganz so schnell, stand Feyndri'Hal auf und folgte dem Dämonenjäger lautlos und ungesehen durch die Menschenmenge. Er war wissbegierig, was er so tut, dieser Mensch der in der Lage war ihn umzubringen, weil er die Gegebenheiten seiner Umgebung nutzte. Nicht viele schafften das. Er blieb in guter Entfernung und doch nicht allzuweit bei ihm stehen und betrachtete, wie er die Absturzstelle untersuchte. Der Elf schluckte obgleich was er dort sah. Die Goblin soll den Drachen zum Absturz gebracht haben? Wenn das wahr wäre, wäre das eine Glanzleistung. Doch die Menschenmenge, sowie das, was Harvald da inspizierte, zeugte durchaus von wahrem Wert. Ihm entglitt ein leises respektvolles Pfeifen durch seine Zähne unter anerkennendem Nicken, auf Grund der Zurichtung des Ortes wo der Drache runterkam. Das sie das überlebte...
Mit Falkenaugen betrachtete und lauschte der Elf den Bewegungen des Jägers und weitete die Augen, als er ebenso das Geräusch hörte und schon im nächsten Moment Harvalds Brüllen. Die Menschen gerieten leicht in Panik und rannten zunächst fast ungeordnet in die schützenden Gänge und Kammern zurück, doch dann erkannte der Elf eine Systematik darin. Nur die Äußeren Reihen der Menschen liefen leicht durcheinander und lenkten so, von Kindern und Verletzten ab. Er konnte Sheherezade ausmachen, die hinter einer Trage, oder etwas Ähnlichem herlief und folgte ihr, sich immer wieder umdrehend, denn bei ihnen war auch Oriak, ebenso liegend transportiert werdend.

Als er sich nach wenigen Schritten dann abermals umdrehte, sah er dort Harvald stehen. Vor ihm die Dämonen, die lauernd wie an einer unsichtbaren Wand daran entlang schlichen. Kurz kniff der Himmelself die Augen zusammen und furchte sie zu Schlitzen. Sollte er etwas zu ihm sagen? Ein – zwei Sekunden stand er noch dort, bis sich die Menschenmenge soweit zurückgezogen hatte, das er noch als Einziger da stand. Dann überwand er sich: „Sie können dir nicht folgen. Wir sind hinter der Barriere einigermaßen in Sicherheit.“ und hob den Kopf, um ihn misstrauisch anzusehen. „Es sind Späher postiert, an erhöhten Stellen, die sie im Auge behalten. Falls es für uns wichtig werden sollte, werden sie uns warnen.“ musterte den Dämonenjäger kurz von unten nach oben und von oben nach unten und wandte sich dann ohne eine Antwort abzuwarten um; ging zu den Verletzen, zurück zu Oriak und Twiggy mit Sheherezade, die ihre Arbeit unterbrochen hatte und hielt vorsichtig Ausschau nach seinem Merlin. Je weniger Aufsehen um den Vogel gemacht würde, umso besser. Der kleine Späher wäre ein lohnendes Ziel, wüsste man um seine Fähigkeiten.

Dann setzte sich der Himmelself erneut in die Nähe der Verletzen, Kinder und Erwachsenen, während die Magister berieten und Kinder weinten. Behielt Twiggys Bewußtlosigkeit im Auge und ob die Vereisung halten würde. Nicht das er noch das arme Wesen festsetzen müsste mit seiner nutzlosen Magie, damit es nicht auf die Hilflosen losgeht, während die Heilerin, oder das, was der Elf dafür nun hielt sie versorgte. Die Lage war prekär. Die Dämonen kamen nicht zu ihnen rauf, sie... aber auch nicht vom Berg herunter. Feyn war sich jedoch sicher, das sich die Dämonen nicht ewig aufhalten lassen würden, also sollte ihnen etwas einfallen – und zwar etwas Gutes.
 
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Harvald hatte gerade die aufgeregt frei herumlaufenden Pferde mit eingefangen und sie an der Tränke angebunden, als Serafine/Sheherezade wieder vor dem Eingang erschien und nach kurzem Umsehen in der Menge zielgerichtet auf ihn zukam. Sie sah erschöpft aus.

Müde sah sie aus. Mit den Worten: "Er war neben der Magie Elfen das Beste was ich zur Verfügung hatte drückte sie Harvald seinen Dolch wieder in die Hand."

"Sheherezade, nehme ich an“,
begann Harvald. "Wie kommt ihr dazu euch in ein derartiges Abenteuer zu stürzen?"

"Jemand musste es tun. Ich habe es noch niemals gemacht, aber ich habe mitgeholfen als der Bader in unserem Viertel einer Frau, die von einer Kutsche überfahren wurde ein Bein abgenommen hat, weil es brandig wurde. Und ja ich habe ein Wunde bei Serafine an der Schulter genäht, als sie auf der Taubenjagd von Dach gefallen war und ein paar andere kleine Wunden. Hier aber waren es 30, 40 Stiche; der ganze Rücken war aufgerissen. Wer soll es denn machen, wenn nicht ich. Wenn nicht irgendeiner die Verantwortung übernimmt und nur alle herumstehen und gaffen. Ich immer ich....." Bei den letzen Worten hatte sie fast geschrien. "Ich weiß nicht, ob sie leben oder sterben wird, aber ich habe alles getan, was ich konnte." Bei den letzten, fast geflüsterten Worten glänzten die Augen und sie wandte sich ruckartig ab. Harvald hatte mit vielem gerechnet aber nicht mit einem derartigen Ausbruch.

Eine neue Stimme lenkte ihn ab und als er sich umsah stand jener Magier, der ihn am Morgen verabschiedet hatte hinter ihm. "Ihr seid aber schnell wieder hier um eure Ausbildung zu beginnen." Der Mann war nicht von dieser Welt. Sah er denn nicht die Dämonenhorden hinter der Barriere. Die Welt ging aus den Fugen und er plauderte hier über Ausbildung. In Harvald stieg langsam die Galle.

"Das eure Begleitung weggelaufen ist, ist kein Wunder.", fuhr der ungerührt fort, als sei der Angriff der Dämonen und der Aufruhr um ihn herum völlig unbedeutend. "Was transportiert ihr in dem Sack, es stinkt zu Himmel und darüber hinaus."

"Ich habe Häute eingesalzen, um Leder zu gewinnen für neue Kleidung und Ausrüstungsgegenstände.", rechtfertigte er sich und den Geruch. "Gutes Leder, wie man es nicht kaufen kann und diese Arbeit stinkt nun mal."

Angewidert verzog der Magier die Nase "Verwesung also; das kann ich beschleunigen, wenn nur der Gestank dadurch verschwindet." Er machte eine Handbewegung und der Sack schien zu verschwimmen. "Fertig, und nun schafft mir den Sack aus den Augen und vor allen Dingen aus der Riechweite meiner Nase. Für handwerkliche Arbeiten dieser Art ist unser Schneider zuständig. ihr findet ihn dort drüben in seiner Werkstatt. Ich bezweifle allerdings, dass er aus diesem Abfall etwas herstellen will."

Nach nunmehr 2 derartigen Ansprachen innerhalb weniger Augenblicke war er nun in einer Stimmung, die normalerweise in einem blutigen Gemetzel endete. Er griff in den Sack und wirklich nachdem ein erster Schwall von Verwesungsgerüchen aus dem Sack entwichen war, roch er neutral und auch der Inhalt hatte sich verändert. Die Häute hatten das Salz aufgenommen und die Fleischreste waren zu grauem Staub zerfallen wie es normalerweise erst nach Wochen eintrat. Nur noch gefettet musste das Leder werden, dann war es perfekt, die Haut des Wurmes fest und rau, die Drachenhaut seidig und glatt und die Drachenschuppen härter als Stein.

Er hob das Bündel auf, das Sheherezade aus der Hand gefallen war, die zerfetzte Kleidung des Goblin, und begann nach ihr zu suchen. Als er sie schließlich hinter einer Gebäudeecke fand, saß sie zusammengefallen mit geschlossenen Augen auf der nackten Erde, den Kopf an den Felsen gelegt, ein Bild der Erschöpfung und des Jammers. Harvalds Groll auf die Welt verflog, deshalb jagte er Dämonen, damit Menschen wie sie friedlich die Welt aufbauen konnten. Er setzte sich in dem Trubel neben sie und ließ zu das ihr Kopf an seine Schulter sank. "Reza" begann er nach einigen Minuten. "Ich hatte nicht beabsichtigt dich zu verletzen."

"Reza ist nicht mehr hier", gab die junge Frau zurück. "Ich bin wieder Serafine. Als ich das Wesen dort so liegen sah hatte ich Mitleid und habe Reza machen lassen. Ich wusste nicht, dass es dich verletzen könnte."

"Es ist gleichgültig", antwortete Harvald erst, und klopfte auf den Sack in dem er Leder und Drachenschuppen transportierte. "Aber jetzt werden wir schnellstens einen Schneider hier aufsuchen, der dir eine Rüstung auf den Leib schneidert. So ungeschützt setzt du dich nicht nochmals solchen Gefahren aus." Energisch sprang er auf die Füße und zog Serafine am Arm hoch. Eilig schritt er den gewiesenen Weg in dem festen Glauben dort jemanden zu finden, der seine Vorstellungen umsetzt.
 
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Feyn der bei einigen Leuten saß, hatte die Arme auf die Knie gestützt und gelauscht. Der Ausbruch der jungen Frau, Harvald nannte sie nun Sheherezade, war nicht zu überhören gewesen. Er sah über die Menschenmenge, die murmelnd und abwartend in den Gängen und Kammern saß. Es war leises Gemurmel, neben Schluchzen und Abwarten. Er zog eine Schnute und überlegte scharf. Wie war das möglich? Drei manifestierte Geister in einem Körper? Mana war ja schon für den Himmelselfen ein Phänomen – gerade wo er so eine Abneigung gegen Geister hegte und seit Port Raven jegliche Achtung vor ihnen verlor – und auch was er in der Wüste durch Oriak über sie erfuhr, zeugte nicht gerade davon, dass sie in die Welt der Lebenden gehörten. In der Religion der Himmelselfen waren sie Seelen, die zu früh aus ihrem Leben gerissen wurden, um den friedvollen Weg des Übergangs zu gehen und solche wie die Schatten und Dämonen, gegen die sie kämpften, waren eine ganz andere Sache.

Er mochte es ungern zugeben, aber dieses Mädchen mit den drei Geistern in sich vereint, welches der Jäger von Dämonen tolerierte und sogar beschützte, hatte selbstlos gehandelt. Nicht so, wie dieses Gör, was sich an Oriak nur wegen seinesgleichen abreagierte, oder dieses hochnäsige Weib, was eine Schweigerune auf sie legte und damit die ganze Situation zu noch größerer Verwirrung führte. Sie hatte vermutlich dem Goblin – selbst ein schwieriges Wesen – versucht einfach so das Leben zu retten.
Als ein Magier an Harvald herantrat und Sheherezade aus Feyns Blickwinkel verschwand, stand er auf und begab sich leise und vorsichtig in den kleinen abgeteilten Raum, mit dem Vorhang davor. Er sah, wie die Pflegerin Oriaks Kopf und Körper kühlte und eine weitere die Haut der Goblin bandagierte, wo sie arg geschunden war. Er nahm wahr, dass es Ölbandagen waren, keine Salbe und Leinenverbände damit nichts klebt und die Feuchtigkeit sie gut versorgt. Als er sich leise näherte, stoppte die Pflegerin die Arbeit an Twiggy und er nickte ihr dankend zu und setzte sich zu ihr.

Wann hatte er mal die Gelegenheit eine Goblin aus der Nähe zu betrachten; und sie sah wirklich sehr mitgenommen aus. Vorsichtig legte er die Hand auf ihre breite Stirn und fühlte ihre Temperatur, kontrollierte ihren Atem, indem er seine flache Hand vor ihre Nasenlöcher hielt und besah sich kurz die Naht der Menschenfrau. Dann bedeckte er sie leicht mit dem leichten Laken bis zum Bauch und seufzte. Es wäre eine Schande wenn sie es nicht schaffte. Dann stellte er sich den Stuhl leise zwischen beide Betten und setzte sich; ließ sich einen Block und einen Kohlestift bringen und begann zu zeichnen. Aber nicht, wie sie im Bett daniederlag, sondern wie sie sich mit ihm kloppte und Zottel eingriff. Sie hatte ihn zerfleischt, einen Drachen vom Himmel geholt und die Wüste bis hierher überlebt... es wäre feige jetzt abzudanken, wo sich ein Mensch so eine Mühe gab, ihre klaffende Wunde und Adern zusammenzuflicken. Als er mit der Skizze fertig war, klappte er das Blatt um und begann erneut zu zeichnen... den Drachen, wie er stürzte und sie in seinen Klauen hang. Er wusste nicht wieso, aber dieses Bild hatte sich in seinem Kopf verfestigt, als er diese Absturzstelle sah – und außerdem hatte er hier nix Besseres zu tun.
 
Begleitet von einem leisen Jaulen zuckte Twiggy zusammen, ihre krallenbewehrten Finger krümmten sich und gruben sich in den dünnen Stoff der Decke. Was war passiert? Die Schmerzen waren so heftig, dass sie sich beinahe ihre Zunge abbiss. Mühsam schnappte sie nach Luft, wobei jeder einzelne Atemzug von einem Stechen und einem pfeifenden Geräusch begleitet wurde. Ihr Kopf dröhnte als könnte er jeden Augenblick platzen, ihr war schwindelig und übel. Was war nur mit ihr passiert?

Eine Weile blieb sie einfach bewegungslos so liegen wie sie war, wartete und hoffte, dass ihr Elend mit der Zeit etwas schwächer wurde. Fehlanzeige. Jetzt überboten sich alle ihre Körperteile mit leidendem Klagegeheul und wollten natürlich auch gehört werden. Sie fühlte sich als würde sie von einer Lawine erschlagen worden. Und als würde das nicht reichen, pochte und brannte es auch noch überall wie verrückt. Vor allem ihr Rücken und ihr rechtes Bein fühlten sich an als würden sie auf glühenden Kohlen liegen. Twiggy wollte gar erst zu versuchen sich das anzusehen, ihr grauste vor dem was sie dort finden würde.

Der Monsterangriff, der Absturz... allmählich kam die Erinnerung hoch. Es kam ihr so unwirklich vor. Dann ist das wirklich passiert? Irgendwas in ihr hatte gehofft, dass es sich bei diesem Erlebnis wirklich nur um einen schrecklichen Alptraum gehandelt hatte, doch der Zustand in dem sie sich nun wiederfand bewies, entgegen jeglicher Logik, etwas anderes. Sowas konnte man doch überhaupt nicht überleben, oder?

Träge begann Twiggy zu blinzeln. Sie stellte fest, dass die sonnenverseuchte Wüste einem höhlenartigem, abgedunkelten Raum gewichen war. Das tröstete sie ein bisschen. Ein Hauch von Heimat und Vertrautheit, sie hatte die letzten Tage so sehr vermisst einmal wieder guten stabilen Stein über sich zu haben.
Knapp neben ihr waren Geräusche. Twiggy schielte in die Richtung und entdeckte im Augenwinkel den blonden Spitzohr-Menschen, den sie damals an der Oase angegriffen hatte.
Die Goblinhexe war so fertig, dass sie nicht einmal mehr Ärger oder Misstrauen empfand. Auch keine Furcht, denn alles wozu sie an Angst in der Lage gewesen war hatte das Erlebnis mit der Flugechse bereits aufgebraucht. Alles was sie beim Anblick des Elfen fühlte war Gleichgültigkeit. Er war so belanglos und unwichtig verglichen mit dem was zuvor passiert war.

Twiggy versuchte ihren hämmernden Schädel ein paar Zentimeter zur Seite zu drehen, doch der fühlte sich so bleischwer an, dass dafür fast übermenschliche Anstrengungen notwendig waren. Als sie es endlich geschafft hatte musste sie erst einige Minuten mit verkniffenen Augen und keuchendem Atem abwarten bis die nächste Schmerzenswelle vorüber war.
Dann endlich konnte sie den Elfen direkt ins Auge fassen. Wie lange er wohl schon da saß und sich an ihrem Elend ergötzte? Vielleicht lang genug um ihn für seine eigene Verletzung zu entschädigen. Nein, bestimmt nicht.
Er wollte wohl irgendwas hören. Warum wartete er sonst? Es musste irgendwas sein, dass ihm ihre Leiche nicht geben konnte.
„Du hast mich... also noch nicht getötet“, presste sie mühsam hervor. Ihre Stimme war leise, kratzig und heiser. Twiggy wusste nicht wirklich was sie sagen sollte, außer das offensichtliche festzustellen.
 
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Reaktionen: Harvald und Ladyfalk
Kurz unterbrach der Elf seine Zeichnung, als er das mickrige Jaulen und die erste Bewegung hörte und starrte in diesem Moment auf seine fast fertiggestellte Skizzierung. Ungerührt zog er dann weiter seine Linien, verwischte sie passend und verhielt sich ruhig. Sie würde erst einmal mit sich genug zu tun haben, jetzt, wo sie aufwachte. Nur das leise kratzende Kritzeln des geführten Kohlestiftes unterbrach die Bewegungsgeräusche. Kein weiterer Schmerzenslaut kam über ihre Lippen, doch er hörte ihre Lunge pfeifen beim Atmen. Dann war da Stille, Regungslosigkeit ihrerseits während sein Stift weiter leise kritzelte und über das Blatt kratzte. Wieder langsame Bewegungsgeräusche und erneut keuchender Atem. Stille. Dann presste ihr krächzendes Stimmchen etwas hervor und entlockte dem Elfen eine kurze überlegende Unterbrechung in seinem Tun.

„Spar dir deinen Atem Twiggy.“ kritzelte der Elf gerade verwischend weiter an einer erneuten Linie ohne aufzublicken. „Ich bin nicht wegen dir hier.“ bog er ein wenig die Wahrheit für sich und blickte zur Seite – zu Oriak, dann wieder auf sein Blatt. „Wenn ich gewollt hätte, wärst du damals schon tot! Nicht erst jetzt.“
Scheinbar eine unumstößliche Tatsache. Ob das in ihr kleines Goblingehirn reinging? „Du bist'n zähes kleines Lebewesen wenn 'nen Drache dich nicht kleinkriegt. Und da soll ich dich danach hier einfach wehrlos im Bett erstechen wollen?“ er lachte belustigt kurz leise und eisig. Oha, klang das jetzt wirklich respektlos? Er unterbrach erneut und blickte stirnrunzelnd auf seinen letzten verwischten Strich. Nicht wirklich. Er spürte ihren Blick auf sich. Seine übergeschlagenes Bein, welches er auf dem linken Unteren für die Stabilität seines Pergaments platziert hatte, verbliebt an seinem Ort. Er blickte geradeaus auf: „Falls du so denkst, denkst du kleingeistig von mir. Ich erstech' niemanden hinterhältig wehrlos in einem Bett, sondern seh' ihm dabei gern in die Augen nach einem guten Kampf.“ und musste doch tatsächlich schmunzeln. Denkt er an ihre Augen und ihre Kratzspuren auf sich zurück, glaubt sie ihm das bestimmt nicht. Er senkte den Kopf wieder ernst und meinte belanglos: „Serafine hat dich zusammengeflickt... die Begleitung von diesem Dämonenjäger. Bedank' dich bei ihr, falls du lieber hättest sterben wollen. Ich bin nur wegen Oriak hier.“ und sah zum Bewusstlosen in seinem Bett rüber.

Eine Frau unterbrach sie eintretend, als sie des Elfen dezent leise Stimme aus der Kammer hörte und brachte einen Krug, den sie nahe der Goblin auf dem kleinen Nachttisch mit zwei Bechern abstellte. Der Elf nickte grüßend und vernahm selbstredend jede Bewegungen der Frau mit den Augen bis hin zum Bett der Hexe. Vernahm wie die Frau beide Becher befüllte, ihm einen überreichte und dann der Geschundenen ihren zunächst hinhielt und dieser freundlich riet: „Trinkt dies, es schmeckt zwar scheußlich aber nimmt ein wenig die Schmerzen. Soll ich dir helfen?“ und wartete. Na ob das gut geht? Es war das erste Mal, dass der Elf die erwachte Goblin in dieser Situation flüchtigen Blickes prüfend überflog. Er selbst trank dann seinen Becherinhalt in einem Zug leer, stellte ihn sichtbar bei sich ab und wand sich ohne eine Mine zu verziehen wieder seinem Zeichnen zu. Sein Blick erschien müde und neutral. Es war nicht auszumachen, ob er weiter Aufmerksamkeit auf die folgende Handlung der Goblin legte, während die abwartende Frau ihren freundlichen Versuch wagen wollte, oder ob's ihm wirklich egal war das sie gerade wirklich wehrlos überlebt hatte und sich kaum rühren konnte und auf die Hilfe angewiesen wäre.
 
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Reaktionen: Harvald
„Aha“, brummte sie nur als Reaktion auf alles was der Elf von sich gegeben hatte. Drache heißt das Ding also... Dann hatte der Alptraum jetzt einen Namen. Fein. Ob das gut war? Zumindest konnte sich Twiggy mit dem Denken von ihrem Elend ablenken und sich ein bisschen darüber freuen, dass ihr Kopf offensichtlich keinen endgültigen Schaden erlitten hatte.
„Falls du so denkst, denkst du kleingeistig von mir. Ich erstech' niemanden hinterhältig wehrlos in einem Bett, sondern seh' ihm dabei gern in die Augen nach einem guten Kampf.“
„Aha“, war auch diesmal das einzige was ihr dazu einfiel. Also gehörte der Kerl zur Kategorie 'aufmerksamkeitssuchender Goblin'. Ihm ging es darum einen Feind möglichst öffentlich und spektakulär zur Strecke zu bringen, wodurch er sich vor allem Aufmerksamkeit, Respekt und Einschüchterung der Konkurrenz erhoffte. Wenig überraschend wenn Twiggy so darüber nachdachte und eigentlich dämlich von ihr nicht selbst darauf zu kommen. Das war schließlich ein Verhalten das man bei vielen Kriegern beobachten konnte – zuhause bei ihrem Goblinstamm sogar eine alltägliche Notwendigkeit. Und hier an der Oberfläche gab es das scheinbar auch. Gut, dann wusste Twiggy woran sie war.
Sie einfach hier still und heimlich abzumurksen war ja nichts für einen Krieger. Wo bliebe dann der Respekt der Meute? Und die Genugtuung?

„Serafine hat dich zusammengeflickt... die Begleitung von diesem Dämonenjäger. Bedank' dich bei ihr, falls du lieber hättest sterben wollen. Ich bin nur wegen Oriak hier.“ Aha. Schön, wars das jetzt? Ganz langsam und vorsichtig drehte Twiggy den Kopf wieder zurück und starrte an die Decke. Dämonenjäger... irgendwas klingelte da. War das der eigenartige grauhäutige Axtschwinger der sie damals an der Oase „beehrt“ hatte? Sie konnte sich nicht erinnern, dass der Kerl etwas anderes als einen Gaul dabeigehabt hatte, aber was wusste sie schon? Menschen sahen alle gleich aus.

Jemand fremdes betrat den Raum und unterbrach Twiggys Gedankengänge. Ihr Blick folgte den Bewegungen der Frau soweit es möglich war. Den Becher den sie ihr hinhielt konnte sie nur irritiert anstarren.
„Trinkt dies, es schmeckt zwar scheußlich aber nimmt ein wenig die Schmerzen. Soll ich dir helfen?“ Sagte sie und Twiggy drehte in einem goblinhaften Ausdruck von Verwirrung eins ihrer Ohren nach vorne. „Hm.“ Ein brummender Laut von Zustimmung, die Vorstellung dieses Elend etwas abzumildern war zu verlockend. Twiggy ließ sich also von der Fremden helfen und in einem Punkt musste sie ihr zustimmen: Gut schmeckte das Zeug wirklich nicht. Aber wenn es half...

Apropos helfen. Das hatte die Frau auch gesagt. Sie wollte helfen. War das vielleicht diese mysteriöse Serafine? Entweder das oder ein weiterer Oberflächler der äußerst eigenartig war und wohl zu lange draußen in der Sonne gewesen.
„Warum?“ Die Frage schien die Frau zu verwirren. „Warum? Weil es dir schlecht geht.“ „Warum macht ihr euch so viele... Mühen wegen...“ Twiggy musste kurz Pause machen um Luft zu schnappen. Sie hasste das, nicht mal sprechen funktionierte richtig. „wegen einem Goblin wie mir? Habt ihr niemand besseres herumliegen?“ Überraschung und Verwirrung zeigten sich im Gesicht der Frau. Twiggys Frage hatte sie überrumpelt, dabei war das doch so offensichtlich: Diese Leute verschwendeten ihre Sachen an einen biestigen, mickrigen Goblin, obwohl man das bestimmt noch für irgendeinen rosahäutigen Artgenossen mit praktischem Nutzen gebrauchen konnte.
 
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Die Art der Goblin entlockte Feyn zunächst ein amüsiertes unbedarftes Schmunzeln, während er natürlich zuhörte und lauschte. Die Skizze war bald fertig. Die Frau jedoch wusste gar nicht so recht, was sie wohl sagen sollte. Sie war Vieles gewohnt, aber nicht so eine Art. „Her... herumliegen? Ich verstehe nicht...“ schüttelte sie sacht mit dem Kopf und sah hilfesuchend zum Elfen. „Das ist Twiggy. Ein Goblin. Sie ist nicht von der Oberfläche.“ bemerkte dieser nur ruhig und meinte dann: „... und wir haben noch Andere herumliegen.“ nickte seitwärts und die Frau wollte sich von Twiggy ab und sich Oriak zuwenden, doch der Elf schüttelte mit dem Kopf und sie blieb bei der Goblin. „Erklärt es ihr, wie ihr es einem Kind erklären würdet und achtet bitte sorgfältig auf Eure Wortwahl.“ bat er die Pflegerin leise und nickte der Frau aufmunternd lächelnd zu.

Diese sah unsicher drein, doch holte dann Luft hockte sich zur Goblin ans Bett nieder und began: „Nun. Ich bin Dora. Eine Pflegerin.“ begann sie überlegend. „Ich pflege alle, die meine Hilfe brauchen und mache keinen Unterschied, zwischen besser oder schlechter, oder zwischen einer Rasse wie Goblin, Mensch oder Elf, oder noch andere. Meine Aufgabe ist es, Verletzen zu helfen und sie bei ihrem Heilungsprozess zu unterstützen, wenn ich kann. Dabei hat eine Wertung wie besser, schlechter, wichtig oder nicht für mich keine Bedeutung.“ „Beantwortet bitte Twiggys Frage einfach und mit ihren eigenen Worten...“ bat sie der Elf, die Bewegungen und Mimik der Goblin erfassend. Für ihn schien es jetzt so, als verstünde Twiggy wenig von dem was um sie herum geschah, wenn jemand es ihr nicht erklärte. Nicht nur das Verhalten von Personen die der Goblin begegneten war ihr wohl fremd sondern, so schien es ebenso, fast alle Worte nahm sie genau so, wie sie für sie waren: prägend. Und Wenige begriffen ihre Mimik. Er hatte auch die ganze Zeit ein anderes Bild von dieser Goblin, doch ihr jetziges Verhalten zeigte ihm eine ganz andere Twiggy. Dora sah den Elfen an und überlegte noch einmal genau. Dann an die Goblin gewand: „Ich verstehe nicht, was du mit Besseres herumliegen, oder Mühe machen meinst, aber Mühe machst du mir nicht. Ich freue mich dir zu helfen bei deinem Herumliegen. Ich mache mir die Mühe für jeden, der hier herumliegt, denn sie sind verletzt und brauchen einfach meine Hilfe um wieder gesund zu werden. Ich mag es verletzten Herumliegenden zu helfen und freue mich, wenn es ihnen wieder besser geht. Auch wenn es dir bald wieder besser geht freut es mich. Verstehst du das?“ lächelte sie freundlich, während der Elf zögerlich die Goblindame immer wieder zwischendurch kurz in Augenschein nahm. Sie hatte seine Aufmerksamkeit, doch er wollte es Twiggy noch nicht zeigen und begann den nächsten Strich auf dem Blatt zu verwischen. Du siehst dir etwas an und ziehst deine eigenen Schlüsse – vergleichst vielleicht mit deinem bisherigen Erfahrungen und bist verwirrt, wenn sie von dem abweichen, was du schon kennst. Auf Fragen nach dem Warum bekommst du keine ausreichenden Antworten, denn alles ist immer unterschiedlich – von... Oberflächler zu Oberflächler... dachte er so für sich und es kam ihm sehr bekannt vor. Und keiner fragt dich. Und sogar ich setzte voraus, dass... Doch dann stoppte der Elf abrupt in seinem Tun und blickte erstaunt zu Dora, als diese Twiggy wie das natürlichste von der Welt fragte:

„Wie ist das denn bei dir, Twiggy? Oder euch Goblins?“
 
Als Harvald gemeinsam mit Serafine die Werkstatt betrat, fiel sofort das hochwertige Ambiente ins Auge und ein leicht muffiger Geruch. In Regalen aus dunklen Hölzern lagerten Hunderte von schweren Stoffen und Leder. Ein jüngerer Mann trat an Harvald heran.

"Welch ein interessanter Aufzug und so ein außergewöhnliches Material" meinte er und berührte Harvald leicht an der Schulter.

"Eierschalen" knurrte dieser, dem das übertriebene Gehabe des Schneiders schon jetzt ziemlich störte. Doch dann schaltete er um. "Ich benötige eine Ausrüstung für meine Tochter, in die sie in die Situation versetzt sich jeglicher Bedrohung zu stellen, die sich in der Zukunft auftun mag."

"Da solltet ihr einen Grobschmied aufsuchen aber den gibt es hier nicht. In diesem Atelier werden nur außergewöhnliche Stoffe und Leder verarbeitet. Ich bin ein Meister meiner Zunft." gab der Scheider zurück "Ich bezweifle zudem das ihr über die nötigen Mittel verfügt."

Da Harvald nach dem Abenteuer mit der Steinschuppe über kein Gold mehr verfügte, schüttete er einen Teil des Inhaltes seines anderen Beutels auf den Tisch, unter anderem mehrere daumenkuppengroße Rubine, Achate un Aquamarine und einige Diamanten. Zwei Rubine ließ er liegen und mit den Worten "Das sollte reichen", wischte er die übrigen Edelsteine zurück in den Beutel zurück.

Er sah die Gesichtszüge des Schneiders entgleiten, als dieser ruckartig die Luft anhielt. "Ja, natürlich........."

Harvalds Gesicht nahm eisige Züge an, als er in den Gerbsack griff und das Drachenleder hervorzog. "Nun denn, was habt ihr in eurer Kollektion vergleichbares anzubieten." Der Schneider griff nach dem anthrazit bis schwarz glänzenden Drachenleder und zog es zu Harvalds nicht geringer Verblüffung auseinander, sodass 2 dünne Lederbahnen entstanden. Erst jetzt dämmerte es ihm, dass der Drachenflügel sowohl an seiner Unter- wie seiner Oberseite eine Haut hatte.

Harvald packe die Haut des Wüstenwurmes, ebenfalls einen großen Ballen dazu. Als letztes Stück die schuppenbesetzte Drachenhaut. Nach intensiver Überprüfung der Leder kam ein sichtlich betroffener junger Mann, "Das Leder ist wirklich einzigartig, jedoch wertlos, denn wir können das Material nicht verarbeiten. Wir können es weder schneiden noch nähen. Wir könnten es mit speziellem Leimwurzextrakt dauerhaft kleben, aber dafür müssten wir es erst schneiden."

"Dann ist es für unsere Zwecke richtig.", Harvald reichte dem Mann seinen Dolch und eine Anzahl von Knochennadeln. "Damit werdet ihr erfolgreich sein."

Misstrauisch testete der Schneider Messer und Nadeln und sie funktionierten.

"Aus den Drachenschuppen wird die Rüstung hergestellt, Vorder- und Rückseite, die Ärmel und die Seitenteile aus dem Drachenleder. An beiden Seitenteilen Schnürungen bis unter die Achseln, damit man die Rüstung leicht an- ausziehen kann." Als nächstes begann ein langer Streit, ob das Wams ein Viertel oder die Hälfte des Oberschenkels bedecken sollte. Nach langer Erörterung einigte man sich auf ein Drittel. Harvald war genervt.

"Wir könnten dazu eine wunderbare Lederhose mit weitem Bein nähen“, gab der Schneider beim nächsten Programmpunkt zu denken. "... und das fließende Leder würde die Figur eurer Tochter gar lieblich umspielen."

"Ich möchte eine schmale Hose mit enganliegenden Beinen." ereiferte sich Serafine.

"Nun das müssest man sehen, aber bei ihrer Figur vielleicht, meine Dame, aber die meisten Frauen haben einfach nicht die Schenkel danach. Sie sehen darin wie eine Presswurst aus. Nur Wülste, überall Wülste, die überall herausquellen. Einfach unästhetisch "

So begann eine minutenlange Diskussion über Platzierung der Schnürungen und ein hoffnungsloser Streit zwischen Schönheit und Funktion. Man, also ohne Beteiligung von Harvald, einigte sich schließlich auf eine mit Leder hinterlegte durchgängige Schnürung auf den Außenseiten der Hose.

Wenn Harvald gedacht hatte, die Besprechung sei nun zu Ende gewesen, hatte er sich geirrt, denn es begann eine irrwitzige Diskussion um die Auswahl des richtigen Futterstoffes, zwischen Wildseide und Wolle und Leinen, bis Harvald aus einer Ecke einen offenbar vergessenen Ballen mit einem seidigen Kamelhaarstoff hervorzog und die Diskussion so beendete. Doch auch dies war noch nicht das Ende, denn die Dicke der Wattierung des Oberteils, wie viel sie auftragen würde und welche Auswirkungen dies auf die erotische Ausstrahlung Serafines haben würde, gab Anlass zu weiterer ausgiebiger Erörterung. Als ob derartige Erwägungen in Anbetracht der Dämonengefahr irgendeine Bedeutung hätten.

"Gibt es auch einen Schuhmacher, hier“, fragte Harvald als schließlich Ruhe einkehrte.

"Ich fertige jedes Schuhwerk nach Maß in meinem Atelier."

"Gut" gab Harvald zurück, "Stiefel, Langschäfter bis zum Knie aus dem Wurmleder, geschnürt und die Sohle aus diesen Schuppen schneiden. Futtermaterial euer bestes Hirschleder, genäht und geklebt." Gepriesen seien die Götter, dass es diesmal nur eine relativ kurze Diskussion hinsichtlich der Vorzüge und Nachteile von Stulpen und der Frage, ob die Schnürung vorn oder hinten an der Wade anzubringen sei . Gleiches galt für die fingerlosen Handschuhe, die aber nur mit dünnem Leinen gefüttert werden sollten.

Mehr als eine weitere endlose Stunde verging mit der Vermessung von Serafines Figur und dem Zuschneiden der Lederstücke, wobei Harvald genau darauf achtete das möglich nichts verschwendet wurde. Als Serafine endlich fertig war und Harvald die restlichen Lederstücke auf dem Tisch betrachtete fasste er einen Entschluss. Er legte Twiggys blutige Kleidungsstücke Hose und Robe auf den Tisch und erklärte: "und jetzt macht mir aus dem Drachenleder noch eine Hose und eine Robe in dieser Größe. Aus diesen beiden Drachenschuppen macht ihr Stiefel ohne Ferse und Kappen, in dieser Größe. Die Verarbeitung und Ausstattung erfolgt ebenso wie die meiner Tochter." Er legte Twiggys Schnürsandalen dazu. "Sie hat Probleme mit den Füßen."

"Oh" war diesmal der einzige Kommentar und der Schneider griff zum Messer trennte Twiggys Sachen auf und machte sich an den Zuschnitt. "Das Material wird nicht reichen" wandte der Schneider nach dem Auftrennen der Robe ein. "bestenfalls für eine etwas längere Jacke..."

"Dann macht eine lange Jacke und..." nach kurzem Nachdenken "...2 Handbreit schmaler. Sie hat abgenommen in letzer Zeit."

"Was für Knöpfe wünschen die Herrschaften." Harvald dachte kurz über Twiggy Hände nach und antwortete: "Keine Knöpfe, und vor allem keine Knopflöcher, sondern Knebelverschlüsse mit aufgesetzten Laschen." Harvald hatte erwartet das der Schneider jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würde und tatsächlich hielt der in seinen Arbeiten inne, aber es erhob sich kein Gezeter, sondern nur ein Nicken. "Interssantes modisches Detail für Kinderkleidung, insbesondere die Handhabbarkeit und man kann die Laschen einfach versetzen, wenn die Kleine größer wird."

Harvald hatte inzwischen 5 Drachenschuppenfragmente herausgesucht und einige wenige verbliebe etwa handgroße Fetzen des Drachenleders wieder eingesteckt.

Er nahm dem Schneider das Messer wortlos aus der Hand, richtete die Fragmente mit wenigen Schnitten her und brachte jeweils 2 Löcher an. "Hier" reichte er dem Schneider die Knebel.

Dann meldete sich Serafine nochmals zu Wort. " ... und ich möchte noch 2 Schulterpanzer aus Wurmleder in der Breite von... " sie konnte ihr Grinsen kaum verkneifen "Papas Schultern innen gepolstert mit Rehlederstreifen zur Befestigung am Arm und unter der gegenüberliegenden Achsel."

Harvald verschlug es die Sprache und er sagte nichts weiter als der Schneider kurz die Länge seiner Schulter vermaß und 4 längliche Stücke aus dem Leder schnitt.

"Und was bin ich für alle Arbeiten schuldig. Ich zahle selbst", drängte sich Serafine an Harvald vorbei. Nun war es erneut am Schneider zu schlucken. Er dachte einen Augenblick nach und in dem Glauben Serafine zu überfordern verlangte er: "30 Gold für eure Kleidung junge Dame, 15 für die Kleidung eurer kleinen Schwester und 3 Gold für die Schulterpolster." Ein exorbitanter Preis.

Serafine nickte kurz, griff in den Ausschnitt ihrer Bluse, zog den Beutel mit dem Gold aus der Oase hervor und zählte genau 48 Goldmünzen auf den Tisch des Hauses. "Ich danke für eure Freundlichkeit." sagte sei mit einem gewinnenden Lächeln.

Harvald ließ die beiden Rubine, die zusammen wahrscheinlich 80 oder 100 Gold wert waren, auf dem Tisch liegen und sagte trocken: "Wenn die Arbeiten bis Morgen, wenn die Sonne am höchsten steht fertig ist, lege ich die beiden auf euren Lohn oben auf."

Die Gier in den Augen des Schneiders war zu sehen, doch er sagte "Unmöglich, dann müsste ich viel mehr Hilfen haben und die ganze Nacht durcharbeiten." Harvald griff nach den Edelsteinen. "

"Nein lasst sie liegen, morgen um die Mittagszeit, abgemacht." Sein Lächeln war verräterisch. Er würde jeden herbeitrommeln und bis aufs äußerste fordern, um diesen Gewinn zu machen. "Würdet ihr mir statt der Rubine das Messer überlassen."

"Nein", antwortete Harvald. "Diese Klinge ist absolut unverkäuflich." Und packte den Dolch und den Rest des Wurmleders, noch mehr als die Hälfte, wieder ein.

"Ihr seid eurer Tochter kaum beigestanden." meinte der Schneider. "Und was euren Kleidungsgeschmack betrifft: Ihr seid ein Barbar."

"Ja aber der Barbar mit den Edelsteinen." Harvald zog die Augenbraue hoch und zeigte sein schönstes Lächeln.

"Aber das mit den Eierschalen war ein Witz." fragte er schnell.

"Nein, sie stammen von einer sehr großen Echse." Der Schneider erbleichte.

"Gibt es hier irgendwo einen Töpfer.
"

"Nein, aber die Drehscheibe steht noch ein Stück weiter, niemand benutzt sie seit Jahren."

"Wir sehen uns morgen um die Mittagszeit." Harvald zog einen Tiegel aus seinen Beutel hervor und drückte ihn dem Schneider zum Abschied in die Hand. "Lampenfett, damit fettet ihr das Leder ein."

Der schnupperte an dem Tiegel und sagte empört: "Aber das duftet ja überhaupt nicht."

"Eben, es wird nicht ranzig und riecht auch nicht ranzig, toll nicht war."

Nachdem sie den Laden verlassen hatten, schlug Serafine Harvald mit der Faust in die Rippen. "Tochter, soso."

"Wäre dir Geliebter angenehmer gewesen oder die Legende vom dem von den Scha'jem beauftragten Leibwächter einer melakimischen Hohepriesterin des Gottkönigs Kandros."
Diesmal musste Harvald grinsen, die Rolle könnte er bei einem "zivilisierten" Auftritt durchziehen. Aber dazu müsste er lernen sich in Menschenmengen zu bewegen.

Nun war es an Serafine ihn mit weit aufgerissenen Augen und offenen Mund anzustarren. Sie begann haltlos zu kichern. "Ich eine Hohepriesterin. Der soll doch ein Lustgreis sein, du weisst, jede Menge Bunga-Bunga. Ich bin nicht sicher ob ich das will"

"Eben und er steht bestimmt auf ganz junge, schöne Frauen." Harvald umarmte sie kurz. "Geh zu den Pferden und richte dort ein Nachtlager ein, ich habe noch ein oder 2 Stunden zu tun."
 
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„Beantwortet bitte Twiggys Frage einfach und mit ihren eigenen Worten...“ Huh? Was ist denn jetzt plötzlich passiert? Auf einmal mag er mich doch? So wie er sich gerade eben noch aufgespielt hatte und so hingebungsvoll wie er an seinem Papier herumkritzelte, müsste Twiggy ihm eigentlich völlig egal sein. Aber nein, er legte Wert darauf, dass es ihr erklärt wurde. Eigenartiger Kerl.

Da ihr gerade eh nichts anderes übrig blieb hörte sie sich das an was die Frau von sich gab.
„...Verstehst du das?“ beendete die Frau ihre Erklärung. “Hm“, brummte sie. Ich verstehe langsam, dass ihr Oberflächler euch den Luxus solcher Gedanken leisten könnt. “Du tust das ohne dir einen Vorteil davon zu erhoffen?“ „Richtig.“ “Aha.“
Twiggy sollte in Zukunft wohl daran denken, dass die Welt jenseits von ihrem Zuhause aus Überfluss bestand. Es war nicht notwendig mit knappen Ressourcen zu haushalten und die effektiv einzusetzen, denn es war ja immer genug da. Sparsamkeit war nichts was man schon im Kindesalter auf harte und drastische Weise lernen musste. Die Leute von der Oberfläche konnten es sich leisten auch an Unwichtige etwas abzugeben. Was für ein Luxus...


„Wie ist das denn bei dir, Twiggy? Oder euch Goblins?“

Da kam also die unvermeidbare Frage. Sogar die Kratzgeräusche des Stiftes auf dem Papier stoppten. Es interessierte den Elfen also auch.
“Anders“, meinte sie knapp und musste erst einmal überlegen wie sie das einem Haufen Oberflächler erklären konnte. “Es ist sehr anders da wo ich herkomme. Wenn da jemand so verletzt ist wie ich? Dann schüren wir normalerweise das Kochfeuer.“ Twiggy sprach das aus als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Sie überließ es der Frau mal selbst sich die tiefere Bedeutung dieser Worte zu erschließen. An der Art wie sie auf einmal die Augen aufriss und das Gesicht verzog erkannte sie, dass es ihr gelungen war. “Und bei jemand wie mir sowieso. Ich erfülle dort... zuhause keinen sinnvollen Nutzen. Ich kann weder kämpfen noch jagen... außer als Köder vielleicht. Warum... warum sollte sich da also jemand so viel Aufwand machen? Es gibt genug andere die mich ersetzen können. Und es ist auch nicht so als hätten wir viele Sachen übrig die wir für sowas verschwenden könnten.“
Abgesehen davon nannten Goblins nicht gerade eine fortschrittliche Medizintechnik ihr Eigen. Verletzungen dieser Größenordnung standen normalerweise jenseits ihrer Möglichkeiten. Außerdem war es dann gar nicht ausgeschlossen, dass sich das ganze trotz aller Mühen infizierte und derjenige dann langsam und elendig daran krepierte.
“Es ist wie...“ sie suchte nach einem Vergleich. „Wie bei Bettlern in einer Stadt. Für die interessiert sich auch keiner, weil sie keiner braucht.“
 
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Dora hatte es wirklich die Sprache verschlagen und sie schwankte zwischen Unverständnis und Mitleid. Sie kannte so etwas gar nicht und schien ein wenig überfordert: „Das ist ja schlimm.“ und schlug die Hände vor dem Mund zusammen. Der Elf hingegen atmete nur einmal leise hörbar ein und wieder aus, mit leicht zusammengekniffenem Blick und schwieg. Er hatte Verschwendung in Port Milan gesehen. Tavernen, Müll, die bunt und aufwändig gekleideten Menschen. Und natürlich auch die Bettler am Hafen, wo sich das buntfarbenfrohe Bild für jemanden wie ihn schlagartig änderte. Er hatte es nicht verstanden und es für einen Lebensstil der Bewohner oder einen Beruf gehalten. Wie Seemann oder Fischer. Gewundert hatte er sich schon, doch niemand hatte es ihm bislang erklärt. Zugegeben, seltener hatte er in solchen Vierteln oder in diesem Milieu zu tun, wenn er unterwegs war und auf seinen länderübergreifenden Reisen – der großen Straßen - waren kaum Bettler.

„Nein, für Twiggy ist das nicht schlimm, sondern normal.“ korrigierte der Elf die Pflegerin sacht. „Doch jetzt verstehe ich vielleicht so langsam deinen damaligen Angriff, Twiggy. Warum bist du an die Oberfläche gekommen? Und wie lange bist du schon hier?“, wagte sich der Elf vor. „A... Angriff?“ fragte Dora kurz nach. Ihr kam gar nicht in den Sinn, das die Goblin da angreifen könnte. Alle die hier waren oder lebten, waren bislang stets friedliebend und friedlich. Merkwürdig oder zurückgezogen in sich gekehrt... bislang ein wenig wunderlich waren die Magi, doch feindselig? Nein, das war hier bislang keiner. Der Elf ging darauf jedoch nicht ein und so war der Gedanke schnell wieder verworfen. „Und wo lebtest du eigentlich?“ schob Dora dann noch schnell interessiert nach. Sie hatte noch nie einen Goblin zuvor gesehen oder von ihnen gehört und der Elf nickte langsam beipflichtend.

Er hatte damals einen Fehler gemacht, als er fälschlicherweise annahm, diese Goblin da, sei schon gruppenintegriert oder gar zivilisiert. Die Goblin hatte ihn dann also angegriffen, weil sie sich gar nicht unter der geworfenen Decke behütet fühlte, sondern bedroht! Wenn sie in einer solch brachialen und rauen Hierarchie lebt, ist es nicht verwunderlich, dass sie sich unter dem Menschenverhalten an die Oberfläche erst gewöhnen muss, sich kaum zurechtfindet und sich dann angegriffen fühlt, wenn man ihr einfach als Unbekannter so ungefragt die Sicht nimmt. Und dennoch hatte sie Anschluss an diese Gruppe erlangt und muss sich doch auch verständigt haben? Saskia... dämmerte es dem Elfen. Natürlich... das Schiff... Da kam sie zu der Gruppe., kombinierte der Elf. Nur ein neues Rudel für sie vermutlich. Mit Alexis als Anführer. Nur mit der Kommunikation klappte das bislang und offensichtlich nie besonders gut. Dem Elfen dämmerte, dass dieses Wesen da im Bett gar nicht so tierisch dumm sein konnte, wie er zunächst durch ihre Art und Wortkargheit annahm. Eher lernend und beobachtend, wie er damals. Sie sprach immerhin die menschliche Sprache und das recht verständlich und gut. Ihm dämmerte, als er sich daran zurück erinnerte wie sie ihn durch die Decke blendete, sogar recht klug sein musste, wenn sie Magie wirken kann. Es sei denn... sie weiß gar nicht recht was sie alles kann und tut?, überlegte er für sich fragend. Nur das sie es kann – und irgendwie tut? Denn zum Überleben in einer fremden Umgebung gehört neben lernender Intelligenz auch meistens Tarnung und Anpassungsfähigkeit. Das Bindeglied schien also die aufgeflogene Tarnung zu sein, die neben der Verständigung – die bislang gar nicht vorhanden war, oder aus Unverständnis fehlschlug - unweigerlich zu solchen Problemen und Missverständnissen führte. Zugegeben, mit einer festgesetzten Goblin im Bett die nicht so wehrhaft sein kann, wie sie eigentlich ist, ist die Kommunikation ein wenig einfacher. Doch auch das würde sich vielleicht gleich für den Elfen alles aufklären und zumindest für ihn, ihr Überleben des Drachenangriffs ein wenig erklären? Nein, das war und blieb ein wahres Wunder und verdient unter solchen Umständen einen großen Respekt.
 
Wazir riss den Vorhang zu der kleinen Kammer auf, in der Oriak lag und trat ein. Er schüttelte sich kurz, versuchte die Strapazen des grade erlebten Kampfes loszuwerden und dann fiel sein erster Blick auf Oriak, fuhr an dessen Körper entlang. Sie hatten sich beide schon oft verwundet oder erkrankt danieder liegen gesehen, doch immer wieder konnte das Unheil überwunden werden und sie beide wieder vereint von dannen gehen. Und so würde es auch dies Mal wieder sein, das sah Wazir sofort und dankte innerlich den Göttern, an die er nicht glaubte, für diesen Umstand.
Dann warf er einen misstrauischen Blick auf die restlichen Anwesenden im Raum. Er ging zu dem Bett auf dem sein Freund lag und ging daneben in die Hocke. Er prüfte ob noch Leben im Leib des Mannes war und als dies getan war, richtete er das Wort an den Elfen, ohne seinen Blick von Oriak zu nehmen. „Was ist ihm passiert?“.
 
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Es war das erste Mal, das Feyndri'hal dermaßen über Lautlosigkeit von Schritten erschrak und es war eine äußerst ungewohnte unangenehme Erfahrung für ihn. Er hatte ihn nicht über den Flur laufen hören. „Was... Wer sind Sie denn?“ Pflegerin Dora fuhr ebenso erschrocken herum und blieb mit offenem Mund schützend vor dem Bett der Goblin stehen. Der Elf, so schnell in einem bedrohlichen Knistern aufgesprungen, dass sämtliche Zeichnungen sowie Stift von seinem Schoß in tausend einzelner klirrender Scherben auf dem Boden zersprangen, hielt gerade noch rechtzeitig ein, während schon mit der Spitze voran einschlagende Eisstachel gerade so Wazirs Nase, Kopf und Brust verfehlten und noch knackend untereinander in der Wand steckten. Um den Elfen bis hin zum Bett der Goblin einer Barriere gleich ragten sie warnend und schützend aus dem Boden, als Feyndri'hal endlich an der Stimme und baumelndem Elfenohr realisierte, dass es Wazir war der sich um Oriak sorgte.
„Entschuldigung.“ räusperte sich der Elf als er in dem kalten Raum, leise das heiße Atemwölkchen ausstieß und und der Frost der ihn überzog, sowie sämtliche Eisformationen in Sekunden daraufhin sogleich zerschmolzen, während sich zusammenziehende Pfützen auf dem Boden bildeten. Ohne weitere Regung schilderte er sich kurz straffend dann in knapper Erklärung wie es zu Oriaks Verletzungen kam und endete abschließend in dem Punkt: „... doch die hiesige Sternenmagie der Magier sorgten dann bei ihm für viele Wandlungen gleichzeitig. Seither ist er ohnmächtig.“ und ließ den Langersehnten nicht aus den Augen, während der Raum sich schlagartig wieder erwärmte. Er verschwieg dem Elfenohrträger allerdings die belanglose Tatsache seiner persönliche Beteiligung an dessen Pflege bis zum ersten Erwachen, sowie Schutz seither.
„Schon gut...“, beruhigte er dann die fast vergessene bleich gewordene Dora, sich selbst langsam weiter entspannend mit noch selbst wild klopfendem Herzen und jetzt den brennenden Schmerz in sämtlichen Gliedern wahrnehmend in einer beruhigenden Handbewegung: „Er ist Oriak's beunruhigter Freund.“ „Achso?!“ war ihr einziger skeptischer Kommentar und sah kurz am Elfen rauf und wieder runter und ebenso an Wazir und schluckte perplex auf ihren Hosenboden plumpsend.
 
Nachdem Serafine sich entfernt hatte, begann Harvald nach der Töpferscheibe zu suchen. Nicht mehr benutzt seit Jahren ließ ihn hoffen, denn das was er vorhatte sollte doch eher unbemerkt bleiben. Harvald beabsichtigte weitere Waffen herzustellen. Es kam ihm in Anbetracht der Dämonen vor den Toren des Zirkels nur zu notwendig vor. Material hatte er genug gesammelt. Was für eine gottverdammte Marotte. Gelegentliche Begleiter hatten schon immer den Kopf geschüttelt und ihn ob seiner Sammelleidenschaft für verrückt erklärt, doch im Laufe der Jahre. insbesondere der schlechten Jahre. war es ihm immer wieder zugute gekommen. das er über einen wachen Verstand, schnelle Auffassungsgabe und eine schier unerschöpfliche Geduld verfügte. Die Drachenstacheln eigneten sich für Dolche und er hatte an der Armbrust des Echsenmannes eine Vorrichtung gesehen, die ihm bisher unbekannt war. Unter der Armbrust war ein Dolch angebracht. Die Nützlichkeit dieses Anbaus im Nahkampf hatte sich ihm sofort erschlossen und der leichte Drachenstachel würde die Balance kaum stören. Er musste lediglich 2 Kerben fräsen und die Seiten des fast dreieckigen Stachels anschleifen. Ein Steinschuppenzahn auf einer schnell rotierenden Scheibe angebracht, bot für die beabsichtigte Arbeit die besten Voraussetzungen.

Als Harvald die Töpferscheibe sah besserte sich seine Laune, die der bornierte Schneider in fröhlicher Einigkeit mit Serafine an die Grenzen getrieben hatte, schlagartig. Mit nur wenigen Handgriffen war der faustgroße Zahn auf der Achse fixiert. Der Treibriemen funktionierte noch und der Schleifstein wirbelte herum. Die Drachenstacheln erwiesen sich als nicht ganz so hart wie erhofft oder befürchtet und ließen sich ausgezeichnet bearbeiten. Nach 2 Stunden waren die 3 Stacheln zu passablen Klingen geworden und auch die Arbeiten am zweiten Steinschuppendolch hatten deutliche Fortschritte gemacht. Alle Waffen waren brauchbar, aber noch bei weitem nicht so scharf, wie Harvald es sich vorstellte. Die letzten Arbeiten mussten von Hand durchgeführt werden und das benötigte viel Geduld. Um einem Dämon den Arsch aufzureißen, Verzeihung zu aufzuschneiden, würde es aber allemal reichen.

Als Harvald auf den Boden blickte bemerkte er, dass ihm das Feuersteinmesser aus dem Beutel gefallen war. Er hob es auf und schliff es in Sekunden die Gebrauchsspuren und Scharten aus der Waffe. Nachdenklich prüfte er nochmals die Drachenspitzen. Sie würden als Dolche taugen, ja für den kleinen Goblin würde selbst der kürzeste fast ein Halbschwert abgeben und der hatte diese Waffen ja erst ermöglicht. Doch gleichgültig ein guter Dolch brauchte ein Heft, damit die Hand beim Stoß nicht auf die Klinge glitt und das ließ sich bei den Drachenstacheln nicht einfach heraus schleifen. Den beabsichtigten Griff etwas flacher geschliffen, damit er in der Hand Halt findet und eine Drachenschuppe ließ sich mit dem Steinschuppendolch bohren und zurichten. Über den Griff bis zum Klingenteil geschoben und fixiert... Die nächste Stunde war Harvald sehr intensiv beschäftigt doch das matte, pechscharze Ergebnis wusste zu überzeugen. Eine Griffumwicklung aus dem Drachenleder überzeugte ihn hingegen nicht, zu glatt, zu leicht..., der Balancepunkt stimmte nicht. Er lag zu weit vorn, die Klinge zog nach unten. Der zweite Versuch mit dem dickeren Wurmleder war dann zufriedenstellend. Man konnte die Klinge genau am Heft ausbalancieren. Harvald schleuderte die Klinge gegen einen Felsen aus weichem Sandstein und sie bohrte sich zuverlässig einige Zentimeter tief hinein. Nur die Schärfe lässt noch zu wünschen übrig, aber das muss der Goblin dann selbst erledigen, wenn er die gleichen Vorstellungen von scharf besaß, wie Harvald.

Beim Zusammenräumen fiel ihm dann noch der merkwürdige Stein in Form einer kristallisierten Rose in die Hand, den er in der Wüste nahe der Höhle gefunden hatte. Er musterte ihn kurz, durchbohrte ihn quer zur Basis und schliff diese glatt. Danach zog er ihn auf einen dünnen Lederstreifen und ließ ihn in einer Tasche verschwinden.

Als Harvald nach diesem Ausflug zu den Pferden zurückkehrte, waren zwar die Schlafdecken ausgerollt, aber von Serafine keine Spur zu entdecken. Stattdessen fand er einen Zettel auf dem mit unbeholfener Hand geschrieben war: Ich warte auf dich. Suche die Öllampe.

Was war das den schon wieder für eine Unart ging es Harvald durch den Kopf. Hatte es für heute nicht gereicht. Nach der Öllampe suchen, das ging leichter. Er lauschte auf ihren Herzschlag und fand ihn irgendwo in dem Höhlenkomplex. Plötzlich nach 2 oder 3 Abzweigungen erblickte er die Öllampe. Aus der schwach erleuchteten Türöffnung quoll heißer Dampf.

Im Inneren befand sich ein kleines, quadratisches Becken in den Felsen gehauen. Was er im Nebel sah war atemberaubend. Fina stand in dem schultertiefen, dampfenden Becken, sie hatte den Zopf gelöst und um sie herum schwamm eine schimmernde Wolke dunklen Haares.

"Wie hast du dies aufgetrieben?"

"Ich fragte nach einem Bad weißt du", antwortete Serafine ernsthaft, "denn als der Schneider meine Maße nahm hat er ständig geschnüffelt und die Nase kraus gezogen. Ich muss für ihn furchtbar gerochen haben. Ich habe mich geschämt und so wollte ich dort morgen nicht wieder hingehen. Ein netter Mann hat mir den Weg gezeigt und gemeint es sei auch wohl nötig. Ich habe ihm gesagt, ich sei durch die gesamte Wüste gereist und leider herrsche dort ein bedauerlicher Mangel an öffentlichen Badestellen. Gegen 2 Silberstücke war er bereit den Ofen anzuheizen. Hier hat jeder seinen Preis. Egal, zieh dich aus. Du kannst auch ein Bad vertragen und das Wasser ist himmlisch."

Etwas zögerlich legte Harvald Waffen, Rüstung und stieg in das warme Wasser. Er merke wie das warme Wasser ihn entspannte.

"Du kannst mir den Rücken waschen, hiermit." sagte sie und schon die schwimmenden Haare beiseite. Es war ihm peinlich und er ihr den Rücken einseifte war er stets darauf bedacht nur nicht zu weit nach vorn oder nach unten zu gelangen, wohingegen Serafin offenbar gegenteilige Ziele verfolgte. Schließlich nahm sie ihm die Seife mit den Worten: "Gib her ich mache das bei dir." aus der Hand und begann ihm den Rücken zu waschen. Die Welle die sei dabei machte ließ eine Sekunde oder weniger den Blick auf ihren festen Busen zu

"Du hast ja gar nicht am ganzen Körper solche Haut. Sie sieht verbrannt aus."

Als ich ein kleiner Junge war, noch jünger als du, hatte ich ein Zusammentreffen mit einem Dämon. Ich tötete ihn und sein Blut lief über meinen Körper. Jede Stellen die mit dem Blut in Berührung kam veränderte sich.

"Das ist nicht wichtig" Serafine schlang von hinten ihren Arm um Harvald und begann seinen Nacken und seine Schulter zu küssen.Gelenkig, als ob sie keinen Knochen im Körper hätte, wandt sie sich um ihn herum und drückte ihm einen langen atemlosen Kuss auf die Lippen. Als sie so fest ihren Körper gegen Harvald presste wusste der sich nicht mehr anders zu helfen. "Hör auf, Fina, bitte“, flüsterte Harvald, löste sich aus der Umarmung und schob sie sanft von sich weg.

Schlagartig veränderte sich ihr Verhalten. Sie drängte sich wider an ihn und begann haltlos mit trommelnden Schlägen auf seine Brust einzuschlagen. Tränen liefen ihr die Wangen herunter und sie schrie Harvald an:

"Du bist nicht mein Vater. Du kannst es nicht sein, du darfst es nicht sein, denn ich erinnere mich noch zu gut an ihn. Ich will ihn nicht vergessen. Aber du verhältst dich so... Das darfst du nicht, der Platz meines Vaters ist besetzt, verstehst du, besetzt, für immer. Sagt das nie wieder. ... Warum willst du nicht mein Geliebter sein, ich bin alt genug. Gefalle ich dir nicht? Müsste ich einen größeren Busen haben, oder stehst du auf Männer?", die letzten Worte flüsterte sie fast.

Nichts hätte Harvald in diesem Augenblick mehr erschrecken können und fast hätte er sich das rote, gehörnte Ungetüm aus der Oase wieder herbeigewünscht, statt in dieser Situation zu stehen. Wo blieben die gottverdammten Monster, wenn man sie einmal braucht. Doch weder Götter noch Dämonen erschienen, um ihn aus dieser Situation zu erlösen und er raffte sich auf.

"Sieh mich an Fina, sehe ich so aus wie du dir einen Liebhaber vorstellst. Ich bin der fahle Mann, ein Dämon, der durch Maradar wandert und schon seit vielen Jahren tot sein sollte. Der Junge, der ich einmal war, wäre sofort in dich verliebt gewesen. Ihr hättet geheiratet und ein halbes Dutzend Kinder bekommen. Aber dieser Junge ist nicht mehr."

"Lügner", donnerte es in seinem Hinterkopf und Harvald wusste insgeheim, dass die Stimme Recht hatte, wie immer.

Beide verließen schnell das Wasser in dem Wissen einander überfordert zu haben. Was mit einem leichtfertigen Spruch und einer ebensolchen Antwort begonnen hatte belastete nun beide.

"Freunde?" fragte Harvald. "Mit gewissen Vorzügen." gab Serafine ernsthaft zurück. "Ich hoffe du weist das" Und beide verließen Hand in Hand das Bad.

Später als die Sonne sank sah man sie nebeneinander auf den Schlafrollen sitzen, essen trinken und scheinbar unbeschwert plaudern.
 
Natürlich musste die Frau jetzt gleich anfangen Mitleid zu heucheln. Twiggy brummelte leise und missmutig, doch der Elf mischte sich ein und kam ihr mit einer Richtigstellung zuvor. „Nein, für Twiggy ist das nicht schlimm, sondern normal.“
Genau. Also mach nicht so eine große Sache daraus.
„Doch jetzt verstehe ich vielleicht so langsam deinen damaligen Angriff, Twiggy.“
Was war daran unverständlich? wunderte sie sich. Noch deutlicher als mit Klauen und Zähnen konnte man sich wohl kaum ausdrücken.
„Warum bist du an die Oberfläche gekommen? Und wie lange bist du schon hier?“
Jetzt packte den Elfen wohl auch endlich die Neugier. Auch wenn es seltsame Fragen waren die er da stellte.
„Warum? Um länger zu überleben. Es war... gefährlich zuhause.“ Anscheinend war ihre vorherige Erklärung nicht verständlich genug gewesen.
„Keine Ahnung. Länger. Ein paar Jahre? Ein paar viele Jahre? Weiß nicht. Ich hatte anderes zu tun als... Zeit mitzuzählen.“
Unter der Erde konnte man schlecht zwischen Tag und Nacht unterscheiden, deswegen hatte das Messen von Zeit bei ihrem Stamm nur eine unbedeutende Nebenrolle gespielt. Später gab es wichtigeres auf das Twiggy sich hatte konzentrieren müssen, weil sie sich allein in einer vollkommen fremden und merkwürdig-seltsamen Welt zurechtfinden musste. Einige Jahre würden es wohl insgesamt schon gewesen sein, wie viele genau konnte sie nicht sagen. Und eigentlich war es ihr auch egal, das war nicht von Bedeutung. Nur Oberflächler machten da so ein riesiges Drama draus.

„Und wo lebtest du eigentlich?“ wollte die Frau noch wissen, womit sie ausnahmsweise die Goblinhexe aus dem Konzept brachte, statt andersherum. Twiggy blinzelte ein paar mal. „ ... In einer Höhle?“ Etwas verwirrt wiederholte sie das Offensichtliche. Es war doch schon mal beantwortet worden, oder nicht? Konnten die nicht zuhören? „In einer Höhle, die... ähm... weit weg ist.“ Twiggy hatte es nicht so mit Entfernungen, eine Karte lesen konnte sie auch nicht. Eine genauere Angabe war ihr deswegen kaum möglich.
„Und dann später in einer Stadt, die... auch weit weg ist. Und jetzt kaputt ist wegen den Monstern.“ Sie hätte gleichgültig mit den Schultern gezuckt, doch der bloße Gedanke an eine solche Bewegung reichte um ihr sengendes Feuer durch die Knochen zu jagen. Deswegen sparte sie sich das und guckte etwas ratlos in das Gesicht der Frau. Keine Ahnung was sie hören wollte...

Bevor weitere Fragen über Twiggy hereinbrechen konnten stürmte jemand anderes in den Raum und wollte Aufmerksamkeit. Eigentlich hätte sich Twiggy über diese kurze Pause gefreut, doch dann kam die erschrockene Panikreaktion des Elfen. Sprachlos starrte Twiggy auf den plötzlichen Magieeinsatz, der sich in Form von eisigen Spießen in den Boden und in die Wand bohrte. Etwas eingeschüchtert sank sie in sich zusammen, doch dann erinnerte sie sich wieder an diese undefinierbare und vernichtende Unheilsmagie mit der sie irgendwie den Drachen vom Himmel geschossen hatte. Da wirkte das Eis plötzlich nicht mehr so beeindruckend und sie fühlte sich ein bisschen weniger jämmerlich, so wie sie da im Bett lag.
„Entschuldigung.“ fiel dem Elfen nur ein als er sich wieder gefangen hatte.
Und du beschwerst dich darüber wenn ich DICH angreife? Das war doch jetzt genau das gleiche! Er hatte sich erschreckt und reagiert... und dann fand er es unverständlich weil Twiggy das an der Oase ebenfalls getan hatte? Da sollte noch jemand die Bewohner der Oberfläche verstehen!
Das magische Eis verschwand genauso schnell wieder wie es erschienen war. Der Elf beantwortete die Fragen des Neuankömmlings und Twiggy nutzte die Pause um mal wieder etwas durchzuatmen und die Augen zu schließen. Das Sprechen war anstrengend und dieses fiese Stechen in der Brust, das jedes Wort begleitete, war auch alles andere als angenehm.
 
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Wazir achtete nicht auf die Umstände, die sein Erscheinen auslösten, es war ihm schlicht egal. Mit einem Ohr hörte er dem Elfen zu, viel mehr Aufmerksamkeit schenkte er jedoch dem Kumpan, der vor ihm lag. Als der Mann und der Elf auf beiden Seiten von Oriaks Bett standen, kam endlich wieder Leben in seinen Körper. Er schlug die Augen auf und seine Hand fuhr nach rechts, packte Wazir am Gürtel und er sah den Freund an: „Sind wir noch..?“ wollte Oriak fragen da sagte Wazir schon „Ja“.
„Wir müssen gehen!“ stelle Oriak klar, während er sich auf setzte und kurz die Anwesenden ansah. „Feyn.“ er hob abwehrend eine Hand, als der Elf etwas sagen wollte: „Keine Zeit jetzt, erst muss ich mit den meinen reden. Ich werde noch mit euch reden, später.“. „Was ist los?“ mischte sich Wazir ein. Oriak stand aus dem Bett auf und Wazir half ihm beim anziehen. „Ich hatte einen Traum, etwas Ungutes, ganz ungutes.“. Damit waren sie auch schon auf dem Weg raus aus dem Raum. Oriak war noch etwas unbeweglich, als müsse er sich erst wieder ans Laufen gewöhnen. Aber Wazir griff ihm unter die Arme und stützte ihn. So verschwanden sie aus dem Raum und machten sie sich auf den Weg.
 
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Feyndri'Hal hätte nichts gesagt. Für ihn war diese Freundschaft zwischen Wazir und Oriak eine Selbstverständlichkeit, bei der er außen vor war. Er nickte nur leicht skeptisch und setzte sich danach wieder zu Twiggy und Dora, als sei Nichts geschehen und schenkte sich die Flüssigkeit erneut in seinen zuvor geleerten Becher und trank. Er hatte schon seltsamere Sachen gesehen und seltsameres Verhalten erlebt, da war Oriak noch ziemlich normal. Ein wenig wehmütig sah er auf die zerbrochenen Pergamente, doch er hat sich auch noch nie so erschreckt. Eines musste man diesen Schattenwandlern lassen – sie verstanden ihr Handwerk – und dabei war Wazir noch nicht einmal besonders schattenwandlig unterwegs gewesen. Er war einfach nur froh, das es beiden ziemlich gut ging und sie noch und überlebten. Dora allerdings ergriff nachdem was sie in der kleinen Kammer erlebte, die Flucht und nutze den geleerten Krug als Vorwand. So waren also Twiggy und er vorerst allein. Und er schwieg. Die Goblin hatte ebenso genug gesprochen – anstrengend, wie er wohl an ihrem immer noch pfeifenden Atem hören konnte und er war froh, das wenigstens sie nicht so zusammengezuckt war, wie diese Pflegerin. Hartes Kerlchen... gut so. Er war froh, das auch sie überlebte und sogar jetzt Ruhe fand. Der Elf nutzte so die Gelegenheit und erholte sich erst einmal sitzend von seinen Schmerzen, die ihm der Magieausbruch beschert hatte und dachte nach. Über diesen Riss, die Dämonen, über Alexis, den er nicht gesehen hatte, über Harvald, Haj'ett und seine Rolle in dieser Reise. Wie zerbrechlich alle waren und wie Wenige. Gegen Dämonenhorden.

Sie waren Jäger und hatten hier eine Menge Zivilisten herumspringen, die einer für sie eigentlich kaum verständlichen Katastrophe ausgesetzt waren. Doch die Magier dieses Zirkels wussten davon. Jarha hatten sie geschickt und Jarha hatte mit Alexis gesprochen. Sie hatten eine Barriere hier, die schon zuvor da war und Wellen von mächtiger Sternenmagie genutzt, um einige der anbrandenden Dämonen einfach zu pulverisieren. Das war eine Leistung. Zumal es ohne Rücksicht auf Verluste geschah. Der Elf kombinierte, dass es hier etwas geben würde, was sie haben wollten oder mussten. Brauchten? Und dann war da noch dieser Drache... er selbst hatte noch nie einen zuvor gesehen, im Spiel, also gab es auch jemanden der das Ganze organisiert hatte. Einen Drahtzieher also.

Und sie brauchten einen Heiler. Er selbst war lediert und zu mächtig angeschlagen durch die Katastrophe, Twiggy war ziemlich angekratzt durch den Drachen, die Dämonen schlichen um die Barriere und versetzten Alle in Angst und Schrecken. Da fiel ihm etwas ein. Sein Vogel. Der Merlin kam aus Hál und hatte eine Botschaft überbracht... Hatte er nicht auch noch etwas anderes dabei gehabt? Natürlich... Es musste so sein. Der Himmelself blickte auf und erhob sich. Er sah zur Seite und sah die Goblin schlafen. Keiner interessiertes ich für eine Goblin, sagte sie und Oriak war aus dem Raum. Kaum einer wusste das sie hier lag und sie war kein Ziel. Noch nicht. Er musste zu seinem Vogel, sonst würde er das hier nicht überleben, also verließ er kurz den Raum und trat ins Freie zurück. Die hier vorherrschenden Winde nahmen unter dem lilanachtschwarzem Himmel mit den immer wieder durchzuckenden grellen Blitzen neben dem furchtbar gewittrig durchzogenem Donnergeräusch wirklich furchteinflössende Züge an und der Elf hob die Hand vor das Gesicht, um nicht weggeweht zu werden. Robe und Haare flatterten unnatürlich in alle Richtungen und es schien so, als wollten sie ihn zurück in die Zuflucht ziehen, doch er brauchte diese Freiheit und sah in den Himmel. Wo war er?

„kikikikikiki – jijijijijiji – kek-kek-kek“

Der Elf hob den Arm und stemmte sich gegen den Wind. Der Warnruf des Vogels der durch die Lüfte in schwindelerregender Höhe zog, stürzte herab, als er ihn sah und landete kurz abfangend mit wenigen Flügelschlägen später, anflatternd auf seinem Unterarm. Die Krallen hielt seine Armschiene ab, und sofort wand sich der Elf um, eilte zurück in die geschützten Bereiche an eine ungestörte Stelle. Er begann den Vogel zu untersuchen... Beine, Federkleid, Hals, Brust. Der Merlin war geduldig und schüttelte sich. Und da... war da nicht das langersehnte Leuchten und etwas Festes. Der Elf weitete die Augen und griff unter das Federkleid am Bauchansatz kurz vor der Brust. „Ja!“ rief er leise aus und hielt eine topasfarbene leuchtende kleine fast winzige Ampulle in seinen Händen. Sofort enkorkte er diese und nahm die Flüssigkeit ein. Sekunden später sank er auf ein Knie, während der Merlin aufflatterte und auf einem Stützbalken ihn von dort beobachtend platz nahm. Die leuchtende bläuliche Flüssigkeit – das Munage (Wasser des Lebens) aus der unterirdischen Kaverne Hál's, welches verjüngend und lebensspendend, sowie heilend wirkt, entfaltete seine Wirkung und stärkte ihn. Nahm Schmerzen, fügte Rippen zusammen, erneuerte seine magischen Reserven und erfrischte. Wie konnte er das so lange übersehen haben. Er war zu lange fort von seiner Heimat, doch sein Volk hatte einen Weg gefunden, ihn nun zu unterstützen, dank der hiesigen Sternenmagier.
 
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"Schlaf jetzt, morgen wird ein ereignisreicher, anstrengender Tag." sage Harvald, nach dem sie die Pferde nochmals versorgt hatten. "Werden wir hier sterben", fragte sie besorgt zurück. Harvald schaute nochmals über die Ebene.

"Die Flucht nach oben ist selten eine gute Idee, da es dem Menschen an Flügeln mangelt. Ich weiß nicht wie lange die Barriere hält, die Bewohner scheinen viel Vertrauen zu haben. Ich hoffe bis deine Rüstung fertig ist. Dann sehen wir weiter."

Diese Nacht war anders als alle vorangegangenen. Sie war nicht dunkel, sie war pechschwarz mit einem Stich ins violette und Blitze zuckten. Weder Mond noch Sterne waren für das normale Auge erkennbar. Nicht das dies Harvald etwas ausgemacht hätte, denn seine Augen durchdrangen das Dunkel ohne Schwierigkeiten. Die meisten Bewohner schliefen wohl trotz der Bedrohung, die hinter der magischen Barriere lauerte. Das Vertrauen, das die Einwohner in die magische Verteidigung setzten glich dem von Einwohnern einer Festung. Sie waren besorgt, aber nicht wirklich und gingen mehrheitlich ihren alltäglichen Verrichtungen nach. Das würde sich ändern, wenn die Barriere schwinden würde. Dann wäre Panik die Folge. Auch die Dämonen hatten die ständigen Angriffe auf die Barriere eingestellt, nur gelegentlich starb ein Schatten an der Barriere, als wollten sie ihre Haltbarkeit in regelmäßigen Abständen testen.

Allein ihre Anwesenheit hätte Harvald am Schlafen gehindert, aber da war noch die überschüssige Energie aus den gesammelten Leben, die ihn aufpeitschte. Besonders der Große, der nach Ha'jett griff hatte es in sich gehabt. Und dann war da noch das Problem mit Serafine. Er erkannte seinen Fehler. Wie hätte er reagiert, damals bei der ersten Dämonensache, wenn er erwacht wäre und irgendjemand hätte gesagt: Ich bin jetzt deine Mutter und ihn Sohn genannt hätte. Er hätte sie eher früher als später umgebracht. Also hatte sie Recht. "Überraschung" echote es in seinem Kopf. Freunde mit besonderen Vorzügen, was war das wieder für ein Unsinn. Jeder Freund hatte Vorzüge, sonst wäre er kein Freund. Freunde? "Ja, wenn du noch weißt was das ist," kam die hämische Stimme erneut. Also was war zu tun. Er würde sein Verhalten ändern. Eigentlich aber auch nicht und solange er nicht wirklich bereit war... Er dachte den Gedanken nicht zu Ende.

Er würde dafür sorgen, dass sie erfolgreich war, in jeder Hinsicht. Was war also zu unternehmen? Die Rüstung würde morgen fertig sein. Das Bajonett war vorbereitet, er benötigte aber noch jemand der eine Halterung schmieden könnte und/oder den Schaft im vorderen Bereich entsprechend ausfräsen, damit der Stachel in der Waffe selbst abgestützt würde. Derartiges Handwerk war aber hier offenbar nicht vertreten. Unterricht im Umgang mit dem Rapier. Die Anfangsgründe, er lächelte als er an eine lange vergangenen Episode in seinem Leben dachte, würde er ihr beibringen können, aber dann musste jemand her, der etwas davon verstand. Alles was ein Vater seiner Tochter unter solchen Umständen mitgeben konnte. Halt. Ein Freund seiner Geliebten! Aber wie kam er nur auf die Idee, dass sie beide lange genug leben würden, um das noch zu erleben.

Die Barriere konnte nicht ewig halten. Morgen würde er einen Weg durch den Fels suchen. Wenn es ihn gab würde er ihn finden, denn die Ratten hätten ihn schon gefunden und er würde die Ratten finden. War das Tor das Semiramiss in Wüste geöffnet hatte ein Einstieg in ein Tunnelsystem hierher? Irgendwie mussten die Magier ihre Rettung ja bewerkstelligt haben. Harvald spürte hinaus in die Leere der Wüste und suchte den Drachen, was er aber fand war ein Monster von noch größeren Ausmaßen. Die Steinschuppe im Fels, irgendwo unter der Wüste. Welch eine Majestät. Nur würde ihr nie ein Drache begegnen.

Gleichgültig, es musste jetzt ein schneller und sicherer Erfolg her, holte Harvald seine Träume zurück. Der Goblin... Sie oder eine ihrer Schwestern hatte dort Großartiges geleistet, aber es war nicht sicher, dass sie Erfolg haben würde. Er könnte die Chancen deutlich verändern, wenn er.... Harvald fasste einen Entschluss. Er legte den Schleifstein beiseite und der 2. Dolch verschwand im Halfter unter seiner rechten Hand. Serafine schlief fest unter ihrer Decke. Harvald kontrollierte ihren Herzschlag und griff nach der Axt, die hinter ihm an der Wand lehnte. Leise stand er auf und ging in das Zirkelgebäude aus dem er Serafine hatte kommen sehen. Die Orientierung fiel im leicht, nicht nur das er im Dunkel sah, auch der Herzschlag des Goblin waren leicht zu entdecken. Ein Herzschlag jedoch fehlte, der des Söldners. Der Elf hatte das Gebäude verlassen und wanderte unstet über die Hochebene. Da erinnerte sich Harvald, das er die Söldnertruppe ebenfalls in das Gebäude hatte gehen sehen und mit dem Anführer auch wieder hinaus. Nur der Dämonenträger war nicht dabei gewesen, darum wären sie ihm fast entgangen. Der Job war erledigt, der Söldner geht, eigentlich der Lauf der Welt.

Vor dem Zimmer angekommen, lauschte er nochmals intensiv. Der Goblin schlief. Leise schob er den Vorhang beiseite und trat an das Lager. Der hatte sich auf die abgewandte Seite gewälzt, vermutlich weil er auf seiner Rückenwunde vor Schmerzen nicht mehr liegen konnte. Der Goblin öffnete die Augen und begann zu knurren Harvald gebot ihm mit einer Geste still zu sein, doch der fauchte weiter. Vorsichtig legte er die Axt auf das Bett neben dem Goblin und schob dessen Hände energisch auf und unter den Axtschaft. Der Goblin versuchte seine Hände vom Schaft zu lösen. "Soll ich sie dir darauf festbinden oder hältst du die Axt freiwillig fest" flüsterte Harvald und griff er entschlossen mit der Linken in die Blüte an der Spitze der Axt und fühlte wie etwas von dem überschüssigen Leben langsam abfloss. Die Axt hatte heute schon reichlich getrunken und würde viel auf den Goblin übertragen und so kam es, dass ein einzelner Blutstropfen auf das Laken fiel, als er die Hand zurückzog. Der Goblin schien ohnmächtig geworden zu sein, jedenfalls rührte er sich nicht mehr als Harvald die Axt wieder aufnahm und für seine Verhältnisse lautlos wieder das Zimmer verließ. "Du wirst in deinen Stiefeln sterben.", sage er laut zum Abschied. Ob der Goblin es gehört hatte?

Am Lagerplatz angekommen hatte Serafine sich zwar herumgewälzt, aber sie schlief immer noch. Harvald griff nicht erneut zum Schleifstein, sondern schloss die Augen und wartete.
 
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Altes Wissen


Das Bier in seinem hohlwangig erhabenen Gefäß war schon seit Stunden schal geworden und ebenso wie das Prickeln des berauschenden Gesöffs unbeachtet an ihm vorbeigegangen war, hatte er auch die gelegentlichen vorsichtigen Vorstöße des Schankmädchens ignoriert, die ihn nach Zufriedenheit und Befinden gefragt hatte. Denn Vals war vertieft in seine faszinierende Lektüre, die seine Augen seit seiner Ankunft an diesem Morgen gefangen hielten wie pflichtbewusste goddarianische Kerkermeister. Voller Desinteresse, doch erfüllt von einem unbegreiflichen Drang hatte er das Buch auf seinem Kammerboden mitgenommen, als er zu seinem Frühschoppen aufgebrochen war und seit der ersten Seite hatte er es nicht mehr weglegen können. Das Ophelia Coleoptera hatte ihn mit Haut und Haaren gepackt, sodass ihm selbst der vielgeliebte Alkohol fürs erste vollkommen egal geworden war. Das Buch erzählte von altem Wissen; faszinierenden magischen Techniken und unaussprechlichen Beschwörungen aus der Existenzebene, die allgemein als Schattenreich bekannt war. Umfangreich und detailliert zeugte es von den Reisen, die der Verfasser vor Jahrzehnten in die unbekannten Gefilde anderer Dimensionen unternommen hatte und seinen zahllosen, jeglicher Beschreibung spottenden Entdeckungen bezüglich Flora und Fauna. Vor allem letztere hatten ihn in ihren Bann geschlagen, grausig und fremdartig anzusehende Kreaturen verschiedenster Macht und Größe, deren vielfaches Auftreten den Ort, den man das Schattenreich nannte zu einer wahnwitzigen Hölle machte. Da waren die Kolsarken, geschuppte, schwarzhäutige Hünen mit schlangengleicher flacher Nase und schwach leuchtenden Augen, wie Vals der abyssischen Illustration entnehmen konnte, die mit schauriger Liebe zum Detail jeden Knoten des finsteren Gesichts verdeutliche. Er überflog einen Artikel mit etlichen in warnend roter Tinte verfassten Randnotizen über den garstigen Kabalhund, einen unerbittlichen Jäger und stieß dann auf eine lebhafte Beschreibung über den geheimnisvollen Wendigo. Ein Gestaltwandler, so schien es, der das Blut von größeren, stärkeren oder klügeren Wesen aufzusaugen pflegte, um sich deren Erscheinungsbild anzueignen, wie ein virtuoser Bühnenpoet. Je größer die Menge des Lebenssaftes er sich auf diese vampirhafte Art erschlich, desto akkurater und zutreffender wäre die Verwandlung.
Vals starrte das Bild an, dass der Autor den fremdartigen Ausführungen über Lebensweise und Fortpflanzung beigefügt hatte. Ein geducktes, geflecktes Etwas, das ihn bei seiner atemberaubenden Hässlichkeit am ehesten noch an einen rasierten Affen erinnerte. Und in seinem Kopf keimte ein abscheulicher Gedanke.

---

Haj'ett hatte der merkwürdig veränderten Begleiterin Harvalds seinen Vorrat an Schnaps überlassen und fasziniert, voller Ekel die effizient durchgeführte Notoperation an Twiggy beobachtet. Die begabten Hände der jungen Frau hatten den vielfach geschundenen Körper des Goblinweibs zusammenzuflicken vermocht, fast wie wie ein Schneider ein neues Wams fertigte. Jetzt schob er das verlorengeglaubte Schwert wieder an seinen Platz im Futteral, nachdem er es dankend vom Grauen Mann zurückerhalten, jedoch gebannt durch die Heilkünste, denen er beiwohnen durfte vorläufig vollkommen vergessen hatte. Der Echsenmann räusperte sich hustend, spieh dem Abhang zugewandt aus und rieb sich die schmerzenden Muskeln und Knochen, geschunden von Ritt, Marsch und Kampf. Dies war ein leidvoller Tag gewesen, so dachte er bei sich, und es bestand keine Aussicht darauf, dass sich die Lage verbesserte. Er blickte die felsige Klippe hinab und dann dem Horizont entgegen, alles verfinstert und ergraut durch die dunstige Wolkenglocke, in der hin und wieder Blitze umherzuckten wie liebestolle Schlangen. Doch da, das Land war nicht völlig verdorben von bösartiger Magie und heraufbeschworenem Unheil, denn in einiger Ferne konnte er den hellen Streifen Sandes entdecken, der nicht vom Schatten des Unwetters in nachtartiges Leichenlicht gehüllt darniederlag.
Schnaubend entwich ihm ein resigniertes Auflachen. Zu diesem Anblick fielen ihm die kitschigsten Metaphern ein, die von Licht im Dunkel und tollkühner Hoffnung sprachen, doch er machte sich keine Illusionen und zog seine Wasserflache hervor, zögerte, steckte sie schließlich wieder weg. Stattdessen entkorkte er den Weinschlauch, der glücklicherweise unverseht geblieben war und nahm einen tiefen Zug. Über diesen Tag könnte er die reißerischsten Anekdoten erzählen, die den Zuhörern in sämtlichen Tavernen von Riin bis Rodinya den Schweiß auf die Stirn treten ließen - falls er jemals wieder Gelegenheit hatte, eine Trinkstube zu betreten. Dieser Gedanke verleitete ihn zu einem weiteren sehnsuchtsvollen Schluck.

"Bringt euch in Sicherheit, alle zum Zirkel!"
Die Worte waren kaum verhallt, da drang schon das kleine Rudel vierbeiniger Häscher über den Grat hervor und stiftete Panik und Unfriede unter den versammelten Menschen, Zirkelmagiern und Gruppenmitgliedern. Wie üblich verschluckte sich Haj'ett zunächst am schweren Wein und stolperte fluchend, hustend und spuckend den fliehenden Gestalten nach, in deren Gewirr er für einen kurzen Moment sein treues Kamel Amanta auszumachen glaubte. Alles ging furchtbar schnell und er passierte Harvald, der den Warnruf ausgestoßen hatte und bedrohlich die Axt kreisen ließ. Niemand hatte die Rechnung ohne das Pferd gemacht, welches sich höchst erfolgreich zu verteidigen wusste, doch schon entwanderte die Szene seinem Blickfeld, als er zugunsten einer besseren Balance mit den Armen wedelnd weitereilte. Er war nicht im Stande zu kämpfen, nicht jetzt.
Er lauschte. Kein Geräusch von spritzendem Blut auf Fels, kein Knacken berstender Schädel war zu hören. Als Haj'ett sich umdrehte, erblickte er einen der finsteren Hunde, der schnüffelnd an einer unsichtbaren Linie im Sand entlangtrottete, die er scheinbar nicht übertreten konnte. Sollte dies etwa eine Barriere wie in Port Raven sein? In diesem Falle wäre ihnen ein Aufschub gewährt, doch die stärkste Barriere konnte irgendwann brechen.
Der Echsenmann versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen und leckte sich über die Augen. Alexis würde ihm sicher einige Fragen beantworten können - doch der bärtige Magier war nirgends zu entdecken, wie vom Erdboden verschluckt. Verwirrt eilte Haj'ett durch die Grüppchen von Leuten, die zunächst angstvoll, doch mit zunehmender Erleichterung den Schatten entgegenblickten, die um den Schutzkreis herumschlichen. Ihre wachsende Zuversicht bereitete ihm unbehagen und er beschleunigte seine Schritte, bis eine funkelnde Bewegung in seinem Augenwinkel seinen Blick ablenkte. Dort sah er gerade noch einen kleinen Schmetterling lustig flügelschlagend hinter einer Säule verschwinden - dicht gefolgt von Alexis.
Was hatte das zu bedeuten?

Haj'ett fand den Magier gebannt in der Mitte eines finsteren Raumes stehen und wagte es kaum zu Atmen. Sein freund hatte offenkundig etwas sehr, sehr Altes entdeckt und vorsichtig fegend freigelegt. Der Echsenmann trat heran, bis sie beide auf einer Höhe standen, die Blicke aufwärts gewandt, Zeugen von Schriftzeichen, die keinem ihm bekannten Alphabet glichen und tückisch, von kryptischem, uraltem Wissen kündeten. Er war keineswegs ein Gelehrter, doch allein an Alexis Reaktion war ihm klar geworden, dass dies kein gewöhnlicher Ort war.
"Mein Freund, was hast du da bloß gefunden?"

 
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