Eigenes Werk Ein einsamer Held

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Ehemaliger Benutzer

Gast
Heyho Leute,

ich hatte vor kurzem eine Idee für eine Kurzgeschichte die unter anderem auch eine sehr persönliche Note in sich trägt. Eigentlich hatte ich das nur einmal für mich geschrieben, wollte es dann aber doch einmal der Öffentlichkeit preisgeben und gern Meinungen hören. Ich habe kein Korrekturlesen betrieben, dass heißt es könnten, nein, es werden Rechtschreib-/Tippfehler enthalten sein. Mir geht es auch nicht wirklich darum. Das war es dann auch schon von meiner Seite aus. Viel Spaß beim Lesen, konstruktive Kritik und Interpretationsansätze sind gern gesehen. :)

Ein einsamer Held
- verfasst von StReLoK

Im Leben eines Barkeepers und Besitzer einer Bar hatte man vieles zu tun. Rechnungen wollten bezahlt und die Gäste zufrieden gestellt werden. An sich war es ein hartes Leben, doch es hatte natürlich auch seine schönen Zeiten. Immer wieder lernte man neue Leute kennen, unterhielt sich mit ihnen über Gott und die Welt und verdammt, die Drinks die man mixen kann sind einfach nur der Hammer. Meine Eltern waren anfangs dagegen, sagten es sei unmoralisch und unethisch eine solche "Spelunke" wie sie sie nannten zu betreiben, doch ich genoss es einfach. Das Schöne daran war, dass ich einfach mein eigener Herr sein konnte, niemand schrieb mir vor was ich zu tun hatte oder wie ich mein Leben zu gestalten hatte. Die Erfahrungen die man in solch einem Leben machte, konnten beinahe als atemberaubend beschrieben werden. Vor allem die Menschen die dadurch meine Freunde wurden, bedeuten mir noch heute viel und wir unternahmen gern etwas und feierten auch gern noch nach der Sperrstunde. Mich konnte man durchaus als offenen und lebenslustigen Typen bezeichnen, der für jeden Spaß zu haben ist. Das Leben war einfach schön, so wie es war. Doch manchmal machte man natürlich auch seltsame, gar traurige Erfahrungen in solch einem Leben, doch man kam schnell darüber weg, schließlich ging doch das Leben weiter, oder? Natürlich tat es das, aber dennoch machte ich einst eine Erfahrung, die mich doch zum nachdenken anregte.
An einem Donnerstag, ich glaube es war gegen 23:42 Uhr, die meisten Gästen waren schon verschwunden und im Normalfall machte ich auch um 24 Uhr die letzte Runde, sofern meine Freunde nicht wieder spontan anriefen und mich nach einem Lokal für eine Party fragten. Nur noch ein paar Männer die schon seit zwei Stunden da saßen und angeregte Diskussionen führten, hielten sich an ihrem Stammplatz auf. Sie kamen häufig in meine Bar, waren aber gute Kerle. Jedenfalls schwang um diese Uhrzeit plötzlich die Tür zum Schankraum auf, ein weiterer Gast betrat mein Lokal, doch sein Auftreten jagte mir einen Schauer über den Rücken. Während er sich mit gesenktem Blick auf den Tresen zu bewegte, musterte ich ihn eindringlich. War er ein Räuber? Auf den ersten Blick schien er so. Komplett in schwarz gekleidet. Schwarze Jeans, schwarzes T-Shirt und einem schwarzen Ledermantel, welcher bis knapp unter seinen Kniekehlen hing. Seine Statur war wirklich schmächlich, dürr, ausgemergelt. Diese Worte passten wohl am besten. Einige Versuche später sein Gesicht zu erblicken, schaffte ich es schließlich auch. Sein Gesicht glich quasi seinem Körper. Es war von tiefen Furchen durchzogen, besonders um den Augen herum, als ob er kaum Schlaf bekäme oder von Leiden gezeichnet war. Doch was mich dann wirklich erschrak war, als er meinem Tresen wortlos Platz nahm und schließlich seinen Kopf hob. Seine Augen. Sie waren womöglich einmal voller Lebensfreude, Wärme und Zuversicht. Doch jetzt? Neben ihrer schon natürlich hellblauen Farbe war dort nichts mehr zu erkennen. Leblos starrte mich der Typ mit dem wüsten schwarzen Haar an, ehe sich ein eher geqäultes Lächeln auf seine Lippen stahl. "Ein Glas Whiskey bitte.", ertönte es plötzlich in einer rauen Stimme, allein schon der Unterton sagte das Gleiche aus wie seine Augen. Wie alt er wohl war? 42? Ich schüttelte aufgrund dieser Frage kaum merklich den Kopf und kam den Wunsch des Kunden nach, füllte ein Whiskeyglas mit Eiswürfeln und dem entsprechenden Getränk, ehe ich es zu ihm hinüber schob. "Das ist die letzte Runde heute.", entgegnete ich ihm, er nickte darauf nur und nippte an dem Glas. Dabei beließ ich es einfach, kümmerte mich weiter um den Abwasch des Tages und kassierte meine Stammkunden ab, die sich für die Getränke bedankten. Sie hinterließen mir sogar ein anständiges Trinkgeld. Nette Leute. Jetzt war ich aber mit diesem Typen in einem Raum, allein und es wäre die perfekte Gelegenheit für ihn gewesen einfach eine Waffe zu ziehen und mich auszurauben. Doch entgegen jeder meiner Erwartungen passierte nichts. Er saß einfach nur da, schaute missmutig in seinen Whiskey und nippte hin und wieder daran. Ein echt seltsamer Kerl. Nachdem dies nun stolze 10 Minuten so ging, entschloss ich mich doch irgendwas zu machen. Die Musik aus den Boxen im Hintergrund untermalte förmlich nur die bedrückte Stimmung die in diesem Moment diesen Raum beherrschte. Es war ein äußerst seltsames Gefühl.
Langsam und vorsichtig schritt ich zu ihm hinüber, von der anderen Seite der Bar musterte ich ihn noch einmal eindringlich. Irgendwas stimmte dort nicht, das wusste ich. Doch nur was. Er allerdings ließ sich offenbar gar nicht erst davon beeindrucken und kümmerte sich nur um sein Getränk. Was wohl passiert wäre, hätte ich geschwiegen und ihn wortlos ziehen lassen? "Ich habe Sie hier noch nie gesehen. Wie ist Ihr Name?", durchbrach ich dann die Stille. Einige Sekunden vergingen, es schien beinahe so, als ob er damit rang mir zu antworten. Unerwartete aber willkommen erhob er aber dann doch hinauf, suchte meinen Blicke. Diese Augen waren einfach unheimlich. "Mein Name? Er spielt keine Rolle." Mit doch sehr verwunderten Blick schaute ich ihn dann an. Was war denn mit ihm falsch? Und warum machte es mich umso neugieriger? Er senkte darauf wieder seinen Blick und verlor sich in seinem Whiskey. Das konnte ich nicht hinnehmen. Definitiv war er kein Räuber, so viel stand fest. Ich zog meinen Hocker den ich immer hinter der Bar aufbewahrte zu mir, direkt ihm gegenüber und setzte mich. "Sagen Sie, sind Sie neu in der Stadt?" - "Man kann es so nennen." Diese Antwort verwirrte mich umso mehr, dieser Wortluat konnte einiges bedeuten. "Das nehme ich mal als ein Ja. Gut. Mein Name ist Jonathan. Einige nennen mich auch Johnny." Vielleicht half es ja, ein wenig Smalltalk zu betreiben, um die Zunge des Fremden ein wenig zu lockern. Doch alles was ich zu hören bekam, war ein gleichgültiges "Schön". Ich seufzte. War es denn so schwer zu reden? Für diesen Typen scheinbar schon. "Also, was führt Sie hierher?", fragte ich schließlich hintendran. Mal wieder vergingen einige Sekunden des Schweigens, er nahm nur das Glas in die Hand, schüttelte es hin und her, beobachtete dabei die Flüssigkeit wie sie es dem Trinkgefäß gleich tat. "Nichts wirklich." Eine Antwort die genauso unbefriedigend war, wie jede andere zuvor. Noch lauter seufzte ich auf, entschied mich dann es einfach bleiben zu lassen. "Ich geb's auf.", murmelte ich vor mir her und erhob mich wieder von dem Hocker, den ich extra dorthin bewegt hatte. Nicht das es ein großer Kraftaufwand war, aber irgendwie ging dieser Mann mir allmählich auf die Nerven. Da kam man ihm schon entgegen und trotzdem war aus dem nichts heraus zu bekommen. Ein hoffnungsloser Fall eben. Da drehe ich mich doch gerade um und wollte mich wieder meiner Arbeit widmen, da ertönte es plötzlich: "Das habe ich in meinem Leben häufig genug getan. Manchmal an den falschen Stellen. Naja, was soll's. Das Leben geht weiter, nicht wahr?" Etwas überrascht drehte ich mich zu dem Fremden um. Hat plötzlich ein Schalter in ihm umgelegt, dass er schlagartig so gesprächig ist? Da offenbar gerade irgendwas mit ihm passiert war, entschied ich mich doch umzudrehen und ihm zuzuhören. Also setzte ich mich ihm wieder gegenüber, schaute ihn fragend an. Er hingegen hatte sein zuvor eher schwaches Lächeln wieder aufgelegt und blickte mich mit diesen leblosen Augen an. "Was meinen Sie?", fragte ich schließlich. Man konnte die Situation ja ausnutzen und ihn ausfragen. Er zuckte nur mit den Schultern und lachte leise auf. "Naja, Sie wissen schon. Genauso wie sie es gerade aufgeben wollten, mit mir zu sprechen, weil ich offensichtlich nicht der Gesprächsigste bin. Sie haben eine Entscheidung getroffen und zwar jene, mich gehen zu lassen. Klar, wir kennen uns nicht und das soll auch kein Vorwurf sein, dennoch hätte ich jetzt einfach verschwinden können. Ich habe es aber nicht getan. Entscheidungen, wissen Sie? Das Leben ist voll davon, dass müssten sie ja auch gut wissen." Natürlich hatte er damit Recht, doch warum sprach er das Offensichtliche, welches beinahe alltäglich ist? Doch bevor ich ihm überhaupt eine Gegenfrage stellen konnte, fuhr er fort: "Die meisten Menschen sind sich ihrer Entscheidungen nicht bewusst, nicht bewusst das sie täglich solche treffen und die Freiheit besitzen das auch tun zu können. Es ist eine Selbstverständlichkeit, die heute nicht mehr geschätzt wird. Ist Ihnen denn überhaupt noch Ihre Freiheit bewusst?" Diese Frage, das musste ich zugeben, kam sehr überraschend. Natürlich habe ich eine Menge Entscheidungen in meinem Leben getroffen und meine Wahl stets hinterfragt. Doch zu hinterfragen, dass ich überhaupt eine Wahl habe? Das ich frei bin? Nein, das hatte ich nie getan. Tatsächlich legte ich keinen Wert darauf zu wählen, weil ich nie wirklich eben diesen erkannt habe. Ich habe es als gegeben hingenommen. Ich schüttelte mit dem Kopf. "Nein, um ehrlich zu sein nicht. Es spielt doch auch keine Rolle, schließlich haben wir die Möglichkeiten unser Leben zu genießen, zu wählen was wir tun wollen und was nicht.", entgegnete ich schließlich. Nachdenklich nahm mein Gegenüber einen weiteren Schluck aus seinem Glas. Was wohl gerade in seinem Kopf vorging? Langsam öffneten sich seine Lippen wieder, setzten zu einer Antwort an, die offenbar immenoch in seinen Gedanken zum Abschluss kommen musste. "Sehr interessant. Wissen Sie, einst habe ich auch einmal so gedacht. Ging davon aus, dass das alles was wir haben nun einmal selbstverständlich ist und uns nicht genommen werden kann. Natürlich können wir die ein oder andere Sache verlieren, aber selbst wenn es nur ein Stuhl ist, machen wir unser Recht davon Gebrauch, um einen neuen zu bekommen. Das funktioniert mit allem. Gegenstände, Geld, einem Eigenheim. Doch gibt es eine große Ausnahme. Sie wissen sicher, was ich meine, oder?" Etwas verunsichert blickte ich ihn an. War das etwa eine Fangfrage? Doch es lag ganz auf der Hand , was eigentlich gemeint war. Das Einzige was nicht ersetzbar war.
"Lebewesen." Wieder machte sich das Lächeln auf den Lippen des Mannes breit, woraufhin er zustimmend nickte. Insgeheim war ich froh, dass ich richtig lag. Seltsam, dass er solch eine Faszination auf mich ausübte. "Genau.", bestätigte er schließlich noch einmal, ehe er an seinem Glas nippte. Im nachdenklicheren Ton erzählte er schließlich weiter: "Lebewesen, ich möchte vor allem auf Menschen hinaus, sind unersetzbar. Lassen Sie sie niemals aus ihrem Leben gehen, es sei denn es ist notwendig." Zustimmend nickte auch ich, an sich war das ja offensichtlich, aber auch einer der Dinge die eigentlich eher selbstverständlich ist. Nur selten hatte ich einen Menschen gehen lassen. Worauf wollte er also genau hinaus? "Das ist klar." Meine Zustimmung klang etwas abwertender als gewollt, aber ich hatte es nicht so gut im Griff. Trotz der Faszination die er auf mich gelegt hatte, nervte soetwas. Allmählich wurde ich ungeduldig, schaute einmal zur Uhr. Es war schon zwei nach zwölf. Doch seine nächsten Worte lösten diese Ungeduld auf, verursachten wieder Neugierde. "Doch jeder Mensch hat eine Bestimmung. Einige sagen, sie müssten die größten Leistungen vollbringen, andere am berühmtesten werden, wiederum andere der Menschheit helfen. Bevor ich mich jetzt großartig erklären muss, ich bin der letzte dieser Drei. Von solchen 'Bestimmungen' gibt es eine Menge. Offensichtlich haben Sie Ihre bereits gefunden. Das freut mich, wirklich. Schauen Sie einmal hoch zum Fernseher." Verwundert blickte ich nach oben zu dem Fernseher den ich einmal dort aufgehangen hatte und meistens darauf nur Sportprogramme liefen. Im Moment waren Mitternachtsnachrichten am Laufen. Sie revidierten über die Geschehnisse des Vortages und aktuell war dort eine Frau zu sehen, die einen Preis in der Hand hielt. Um genauer zu sein handelte es sich um DIE Autorin schlechthin, ihre Bücher waren international berühmt und verkauften sich extrem gut. Dazu war sie bildhübsch, hatten einen ebenso attraktiven Mann zur Seite. Sie hatte wohl an dem Donnerstag den Bestsellerpreis gewonnen. Stolz hielt sie das gute Stück in die Kamera und stumm bewegten sich ihre Lippen. Vermutlich eine Dankesrede. "Sie hat ihren Traum verwirklicht, lebt ihn förmlich. Sie hat Familie und konnte all das erreichen was sie schon immer anstrebte. Würden Sie glauben, ich kenne die Frau? Mehr als gut." Mit zusammen gezogenen Augenbrauen und ungläubigen Blick begutachtete er den Fremden. Das konnte nicht sein. Nicht so ein Typ wie er. Ich brauchte gar nichts zu sagen, er bekam meine Reaktion schon anhand meines Gesichtsausdruckes mit. Ein erneutes, wissendes Lächeln von ihm. "Dachte ich mir. Ich half ihr in den schwersten Stunden, habe sie getragen und gestützt wo ich nur konnte. Manchmal frage ich mich, wo sie heute wäre, wenn ich nie gewesen wäre. Und heute? Sie würde mich nicht einmal mehr erkennen." Die allgemeine Stimmung im Raum sank allmählich in den Keller, nahm sehr melodramatische Züge an, so wie es sich entwickelte. Vorsichtig fragte ich schließlich: "Was ist passiert, das es soweit kam?" Er schüttelte nur mit dem Kopf, als ob ich etwas falsch gemacht hätte. "Die bessere Frage lautet, warum ich es habe soweit kommen lassen. Sie ist ja nur eines von vielen Beispielen. Ein Mensch braucht Hilfe, ich trete in sein Leben, gewinne sein Vertrauen und baue ihn wieder auf. Wenn er dann glücklich ist, alles hat und kann was er braucht, benötigt er keine Stützräder mehr. Ich werde nicht mehr gebraucht und habe meinen Zweck, meine Bestimmung erfüllt. Also gehe ich. Jedes Mal. Immer und immer wieder. Es verändert einen. Deshalb erkennt man mich meist nicht wieder. Es geht mir nicht um mich selbst, oder meinen persönlichen Vorteil. Darum ging es noch nie. Jedes Mal aber, wenn ich gegangen bin, ist nie jemand auf die Idee gekommen mich aufzuhalten. Damit fühlte ich mich in der Sache nur bestätigt. Egal wie sehr mir diese Menschen ans Herz wuchsen, ich ließ sie gehen. Sie hatten ihr Glück." Damit endete seine Ansprache, die er mit dem letzten Schluck seines Whiskeys untermalte. Dann blickte er ein letztes Mal zu mir auf, eher er mir höflich zunickte und einen 20€-Schein auf den Tresen legte. Es endete plötzlich so abrupt, ich wollte etwas sagen, doch als ich meine Lippen öffnen wollte, schüttelte er nur mit dem Kopf. Das Glas mit dem Whiskey kam eigentlich nur 6€, doch er gab schließlich nur noch ein kurzes "Stimmt so." von sich, als er auch schon wieder mein Lokal verließ. Er ließ mich einfach zurück, mit so vielen Fragen in meinem Kopf. Wer war er? Wo kam er her? Vollkommen perplex widmete ich mich wieder meiner Arbeit, aber dieser Besuch wollte mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Doch auch ich wollte wieder nach Hause, endlich ins Bett. Also spülte ich noch schnell alle Gläser, säuberte Tische und den Tresen, sowie meine ganzen Geräte. Als ich allerdings den Boden wischte, fiel mir ein Stück Papier auf dem Boden auf, genau dort wo dieser seltsame Mann gesessen hatte. Es war ein zusammengefaltetes Blatt Papier. Ich hob es auf und legte es erst einmal auf den Tresen und beendete meine Arbeit. Nachdem nun alles erledigt und ich bereit für den Heimweg war, griff ich mir noch eben jene Notiz und faltete sie auseinander. Da stand etwas geschrieben, das mir einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. All das was er mir erzählt hatte. Es hatte einen Grund. Der Inhalt der Nachricht lautete:


Lieber Jonathan,

ich habe erwartet, dass du mich nicht erkennen wirst, wenn du mich siehst. Oder meine Stimme Erinnerungen in dir wach ruft. Doch es freut mich, dass du es zu etwas gebracht hast, dein Leben so führst wie du es dir schon immer gewünscht hast. Ich bin stolz auf dich. Mach weiter so.
Gezeichnet
dein Freund vergangener Tage
Noah
Lebe wohl


Jetzt ergab alles einen Sinn. Einen noch größeren Sinn. Noah war mein bester Freund, ihm vertraute ich mehr als jeden anderem Menschen. Für mich war er ein Familienmitglied. Wir kannten uns drei Jahre lang, bis zum meinem 24. Lebensjahr. Man diagnostizierte bei ihm eine schwere Depression, unter der er aber wohl schon seit seiner Kindheit gelitten hatte. Eines Tages verschwand er aus meinem Leben, ich habe ihn vergeblich gesucht. Doch der Tag an dem er verschwand – war der selbe Tag an dem meine Bar zwischenzeitlich gut lief und ich endlich auf eigenen Füßen stehen könnte. Er hatte mich bis zu diesem Zeitpunkt immer begleite, mir in den ***** getreten wenn ich stur war und mir aufgeholfen wenn ich nicht mehr weiter wusste. In meinen Augen war er ein Held. Zuerst dachte ich, er wollte aus heiterem Himmel nichts mehr mit mir zu tun haben, konnte mir nie einen Reim daraus machen warum, habe es aber dabei belassen. Doch jetzt verstand ich, was er wirklich wollte. Noah wollte, das man ihn aufhielt, wenn er gehen wollte. Noch nie hatte er dieses Gefühl auf Dauer empfinden können, doch warum ist selbst mir bis heute ein Rätsel geblieben. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als gebraucht zu werden und eine Hand die ihm am Verlassen hinderte.

Noch in der selben Nacht erhielt ich einen Anruf von der Polizei, man hatte versucht in meine Bar einzubrechen und mir meine Geldkassette mit allen Einnahmen der Bar für einen Monat zu stehlen. Wäre dies den Dieben gelungen, hätten sie mir einen immensen Schaden eingebrockt. Laut Augenzeugen hat ein in komplett schwarz gekleideter Mann sie aufgehalten und außer Gefecht gesetzt. Kurz nachdem hatte er wohl die Polizei gerufen und die Diebe konnten in Gewahrsam genommen werden. Noah hatte es schon wieder getan. Ohne etwas dafür zu verlangen oder an seine Sicherheit zu denken. Er wollte mich nur beschützen. Er war ein einsamer Held.

 
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