Hier auch nochmal ein sehr guter Artikel der die Musik beschreibt :
Vorwort
Reden über Doom ist wie Tanzen über Licht und Schatten. Hass oder Liebe - nichts dazwischen. Dies ist ein Erklärungsversuch.
Nüchtern gesehen, ist Doom eine Subszene einer Subkultur namens »Heavy Metal«. Doom ist die dunkle, langsame Stilart des Heavy Metal. Heavy Metal... lange Haare, kreischende Stromgitarren, primitiver, lauter Krach... ? Doom ist mehr. Doom ist spirituelle Musik. Ein Lebensgefühl. Der Doomer lebt und atmet die Musik. Es soll Leute geben, die haben ihr ganzes Leben dem Doom gewidmet. Man spricht von Karma!
Die Wurzeln des Doom liegen im Jahre 1967. In Birmingham. Einem Industriemoloch mit Lärm und Ruß am grauen Himmel. Und einer Band - Black Sabbath. Black Sabbath waren anders. Love & Peace und freie Liebe - damit hatten Osbourne, Iommi, Butler und Ward nicht viel im Sinn. Standen sie als Arbeiterkinder doch eher auf der Schattenseite des Lebens. Sturm, Regen, Donnergrollen, eine Totenglocke, dazu eine dröhnende Gitarre, ein zermalmender Bass, ein bleischweres Schlagwerk und eine schaurige Stimme mit okkulten Inhalten: so beginnt ein Album, welches die Rockwelt revolutionierte. Und der breiten Masse doch für immer verschlossen bleiben wird...
... weil diese Musik aus dem Untergrund kommt. Aus dem unsichtbaren Grund. Den es gibt, weil das Darüber defekt ist. In einer Zeit, die mit Trends und Kontrolle terrorisiert, wird alles Unbequeme, alles schwer zu Verstehende - wie der Doom - mit Klischees und Vorurteilen stigmatisiert. Langhaarige geistern durch die Medien, Außenseiter, die menschenverachtender, lebensverneinender Musik huldigen. Man vermutet Satanisten in der Szene. Soviel Dummheit und Unwissen. Doch selbst renommierte Metal-Magazine tragen Scheuklappen. Auch bei denen steht der Doom im Regen.
Zirka tausend Szeneanhänger hat der Doom in Deutschland. Konzerte finden nicht selten vor gerademal fünfzig Leuten statt. Ein kleiner Zirkel. Und umso mehr eine verschworene, eine sehr bewußte Gefolgschaft. Denn alle verbindet eine kleine Liebe - die zum Doom.
Diese Kolumne soll Informationen zur verkannten Szene liefern, sie unterstützen, ihr zu Respekt verhelfen. Und wer weiß - vielleicht entdeckst auch Du Dein Herz für die geilsten Klänge dieses Planeten...
Gedankengut
Doom ist finster. Sehr finster. Diese Musik transportiert Empfindungen in schwarz, weiss und grau, Gefühle wie Schmerz, Niedergeschlagenheit und Melancholie. Der Tod spielt eine nicht unwichtige Rolle, die Sinnlosigkeit allen Lebens. Die Inhalte reichen von fiktiven Dämonen und Monstern über die reale Alltagstristesse, den Drogengebrauch, bis hin zu Umweltzerstörung, Systemkritik, Gewalt und Krieg. Die neue Generation schreibt auf einem sehr persönlichen Level. Negativerlebnisse finden im Doom ein Ventil. Enttäuschungen, Beziehungsstreß, Einsamkeit, Ohnmacht und Selbstzerstörung sind wichtige Punkte. Aber auch Ablehnung und Sehnsucht nach Aufbruch. Selten hat Doom religiöse Inhalte. Und definitiv nichts hat er mit Okkultismus, Satanismus oder Rechtsradikalismus zu tun. Und noch etwas: Doom macht frei von inneren Konflikten, wirkt heilend, ist Katharsis und Hoffnung!
Stilarten
Doom ist ein Mittel zum Transport von Gefühlen, Ansichten und Absichten. Unterschiedliche Ideologien erzeugen unterschiedliche Strömungen und Substile. Nachfolgend die Wichtigsten:
Classic (Oldschool) Doom: Ein Relikt der Hippie-Ära. Von den Verfechtern der alten Schule. Dieser Stil ist eine Kombination aus erdigem Blues, 70er Rock und 80er Metal. Die Schlüsselrolle spielen dabei die Gitarren. Folgende Gruppen frönen der zermalmenden Wucht im Schneckentempo kredenzter Minimalität: Blood Farmers, Cathedral, Count Raven, Dreaming, The Gates of Slumber, Grand Magus, Krux, Orodruin, Pentagram, Revelation, The River, Saint Vitus, Thunderstorm, Trouble, Warning, Well Of Souls, Witchfinder General.
Doom Death: Die Fusion der kontrastierenden Deather und Doomer hauchte dem Doom neues Leben ein. Doom Death ist nervenzerreißend-aggressiv und transportiert morbides Flair, manchmal auch einen Hauch Romantik. Sein Gesang reicht von klaren Tonlagen über Gekrächze bis zu gutturalem Gegrunze (Growls). Gruppen: disEmbowelment, Dream Death, Indesinence, Mourning Beloveth, My Dying Bride, Officium Triste, Paradise Lost, Ramesses, Winter.
Doom Rock: Schnell, laut und hart - die Rockecke des Doom. Diese Sektion setzt den erdigen Spirit vom Blues- und Heavy Rock der 70er fort und würzt ihn mit einer gehörigen Portion Rhythmus und psychedelischen Passagen. Diese Sparte weiß die besten Sänger in ihren Reihen. Gruppen: Earth Flight, Gorilla Monsoon, The Hidden Hand, Internal Void, Lost Breed, Naevus, Pagan Altar, Penance, The Obsessed, Voodoo Shock, Year Zero, Wall Of Sleep, Wretched.
Drone (Ambient) Doom: Das Ende der Musik! Drone sprengt alle Grenzen der Abstraktheit. Ein Mahlstrom aus sonorem Dröhnen, Brummen, diffusen Klangverfremdungen, Rückkopplungseffekten, wenn überhaupt, dann verlorenen Stimmen, und definitiv keinen Melodien machen Drone maximal physisch spürbar. Spiel´ ihn laut!)))))) Gruppen: Bohren & Der Club Of Gore, Boris, Earth, Khanate, SunnO))), Switchblade, Tephra.
Epic (Power) Doom: Die Poeten, nah am Classic Doom. Glockenreine Stimmen zelebrieren voller Melancholie steckende Verlierergeschichten. Zu filigranen Melodien gesellen sich manchmal Folkloreelemente oder symphonischer Bombast. Die Lieder strahlen Mystik und Endgültigkeit aus, und sind selten kürzer als sechs Minuten. Gruppen: Candlemass, Cold Embrace, Doomshine, Mirror Of Deception, Sevenchurch, Solitude Aeturnus, Solstice, While Heaven Wept.
Funeral Doom: Die Tonwelt für die letzte Reise. Ein Stirb langsam, kredenzt von den Meistern der Monotonie. Funeral ist verstörend, trist, depressiv-suizide, andererseits aber auch träumerisch. Elektronische Orgeleffekte sind obligatorisch. Gelegentlich gesellt sich Blackmetalgekeif hinzu. Die Namen einiger Bestattungsorchester: Ahab, Evoken, Funeral, Loss, Mar de Grises, My Shameful, Pantheïst, Ras Algethi, Sinistra, Skepticism, Thergoton, Worship.
Sludge Doom: Tod, Ende, Zerstörung. Verrotteter Schlammschlick aus Hardcore und Doom, mit extrem tiefen, extrem verzerrten Gitarren, distortenden Rückkopplungen und stumpfen bis aggressiven Knurrlauten. Die Inhalte sind beissend ironisch bis nihilistisch und streifen nicht selten die Grenzen des guten Geschmacks. Gruppen: Burning Witch, Buzzoven, Church of Misery, Crowbar, Electric Wizard, EyeHateGod, Fleshpress, Golden Gorilla, Grief, Heavy Lord, Iron Monkey, Lahar, Low Man´s Tune, Möse, Our Survival Depends On Us, Soulpreacher, Spancer, Tollwuet, Versus The Stillborn-Minded, WarHorse.
Stoner (Space) Doom: Die Kiffrocker. 70er Rock, Punk, Fuzz und WahWah-Distortionen, dazu eine lässige Verbundenheit zu weichen Drogen, ergeben einen abgefahrenen, bewußtseinserweiternden Psychedelic-Bastard. Die Lyriks sind positiver als die ihrer Doomgenossen. Gruppen: Acid King, Acrimony, Goatsnake, Kyuss, Los Natas, Sleep, Sons Of Otis, Ufomammut, YOB.
Ultra (Black) Doom: Die Handlungsanweisung zum Suizid. Durch Misanthropendoom bis in die letzte Konsequenz! Ultraschwarze, minimalistische Mixtur aus Doom/Death und Drone. Mit wie am Spieß herausgeschrieener Hysterie (Shouting), verzerrten Übersteuerungsparanoia (bis zu einer Stunde Länge!), und allen Regler im tiefroten Bereich. Wer ihn trotz Verstehens überlebt, verfügt über eine starke Persönlichkeit! Gruppen: Black Shape Of Nexus, Bunkur, Esoteric, Moss.