Dementischer Eifer

Bloodraven

Ehrbarer Bürger
Prolog

Wir schreiben das 423. Jahr der Dritten Ära auf Tamriel. Seit 6 Jahren befinde ich mich nun auf den Shivering Isles, genauer gesagt im Herzogtum Dementia. Oh. Ich sollte mich zuerst vorstellen: Mein Name ist Doran Senim. Ich wurde vor 32 Jahren auf der Insel Vvardenfell geboren. Das lässt darauf schließen, dass ich ein Dunmer bin, nicht wahr? Gut, weiter im Takt. Mein Großvater lehrte mich die Kunst der Ahnen- und Totenbeschwörung, wie es schon viele Ahnen vor mir getan haben. Doch die strengen Regeln des Tribunals bezüglich der Nekromantie widerten mich an. Also "floh" ich alleine nach Cyrodiil und schloss mich der Magiergilde an. Ah, das Herzland von Tamriel. Voller Friedhöfe und Grüfte. Hier konnte ich mein Glück ausleben und entwickelte mich zu einem Meister der Totenbeschwörung. Diese Freude hielt nicht lang, wie man sich sicher denken kann. In einer kalten Vollmondnacht schlichen ich und ein Magisterkollege, denn ich mit einigen "Argumenten" für diesen Ausflug überzeugen konnte, über einen Friedhof. Als ich gerade zu graben anfangen wollte, kam dieser Kerl mir mit Moralpredigten wie "Man darf keine Gräber schanden!" und "Ihr seid ein Monster, Magister Senim!" und "Lasst uns zurückkehren!" Pfft. Was wusste dieser Schwachkopf von der edlen und traditionsreichen Kunst, die ich praktizierte? Natürlich nichts. Es kam zu einem gewaltigen Disput zwischen uns beiden. Irgendwann wurde es mir zuviel und ich schlug ihm die Schaufel auf seinen ignoranten Schädel. Er war sofort tot. Mein Pech war nur, dass ein Totengräber mich dabei beobachtete. Er rief natürlich sofort die Wachen. Und ich musste diesesmal wirklich fliehen.

Ich rannnte aus der Stadt hinaus in einen nahen Wald. Über Stock und Stein trugen mich meine Füße. Trotz des Blutes, das mir durch die Ohren rauschte, konnte ich die Rufe der Wachen hinter mir vernehmen. Ich wusste, sie würden mich kriegen und hängen. Aber ich war zu jung zum Sterben. Es war das 417. Jahr der Dritten Ära. Und an diesem Abend tat sich in eben jenem Wald, durch den ich gerade spurtete, ein Portal auf. Als ich das blauschimmernde Dimensionstor wahrnahm, war mir klar, dass war meine einzige Chance, egal wohin es führte. Und so warf ich mich hindurch. Ehe ich mich versah, fand ich mich auf den Shivering Isles wieder, dem Reich des ehrenwehrten Daedra-Fürsten des Wahnsinns Sheogorath. "Wo bin ich?", waren damals meine ersten Worte. "Ihr? Ihr seid auf den Shivering Isles." Ein gut angezogener Bretone saß plötzlich vor mir. Ungläubig blinzelte ich. Die Shivering Isles? War das nicht die Oblivion-Ebene von Sheogorath? Ich hatte schon viel davon gehört, konnte aber nicht glauben, sie jemals zu erblicken. Ich löste meine Gedanken und fragte den Bretonen weiter aus: "Und Ihr seid?" "Ich bin Haskill. Haushofmeister des Fürsten und sein persönlicher Diener. Und Ihr seid nicht aus Abenteuerlust hier. Ihr habt die Grenze zum Wahnsinn schon überschritten, das spüre ich. Ihr seid ein Sadist und ein Soziophat." Verblüfft setzte ich mich Haskill gegenüber. Er hatte Recht. Schon damals liebte ich es, Leuten Leid zuzufügen und war unfähig Mitleid zu empfinden. Wie denn auch? Ich war ein Totenbeschwörer. Ich könnte jetzt die Geschichte meines Aufstiegs erzählen, doch das wäre zu langatmig. Kommen wir lieber zu meinem ersten Fall als Großinquisitor des Herzogtums Dementia.

Ihr lest richtig. Innerhalb von 6 Jahren habe ich mich in den Rängen des dementischen Gerichtssystems nach oben gearbeitet, bis ich zum Großinquisitor aufstieg. Mein Sadismus war mir dabei natürlich eine große Hilfe. Und auch meine paranoide Herrin, Herzogin Syl, war zu meinem Nutzen. Hinrichtungen waren praktisch an der Tagesordnung. Ob es Grund dazu gab, oder nicht. Ich freute mich auf jeden Fall, wenn es einen neue frische Leiche gab. So konnte ich meine Nekromantie-Studien weiter und öffentlich weiterführen. Ich empfehle hierfür mein Buch "Die Hohe Kunst der Totenbeschwörung". Ich schweife schon wieder ab. Nun, so wurde ich also letztendlich Großinquisitor. Somit war ich der zweit mächtigste Mann im Herzogtum. Mir unterstand der gesamte Verfolgungs- und Gerichtsapperat. Es waren natürlich alles nur Marionette, die meinen Machthunger stillen sollten. Aber es war ein gutes Gefühl. Doch schon der erste Fall in meiner neuen Position sollte mir alles abverlangen. Diesesmal war es keine Wahnvorstellung der Herzogin. Nein! Es war einen großangelegte Verschwörung, die sich nicht nur auf Dementia beschränkte. Das ganze Reich hätte ins Chaos gestürtzt werden können. Doch zu aller Glück war ich ja da. Und mir gelang es schließlich auch, die Intrige aufzudecken und die Verantwortlichen langsam und genussvoll zu töten. Alles begann auf einer der seltenen öffentlichen Veranstaltung der Herzogin Syl...
 
Ich freu mich über 2 Dinge:
1. Über den Anfang einer wunderbar (verrückten) Geschichte
2. Über die erste Antwort

Wie gesagt mir gefällt der Prolog sehr aber viel kann man noch nicht sagen
Dazu ist es noch zu wenig;)
 
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Sehr gelungen!:good:
Der Anfang gefällt mir.
Bin schon gespannt auf mehr.;)
 
Eine Geschichte, die mit den Shivering Isles zusammenhängt? Das kann doch nur großartig werden :-D
Schöner Schreibstil, freue mich schon auf die Weiterführung :)

MfG,

Merin
 
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Kapitel 1: Ein tödliches Dinner

Ein lautes Klopfen riss mich aus meinen herrlichen Traum von Tod und Verdammnis. "Mein Herr!", tönte es von draußen herein. Genervt wälzte ich mich aus meinem Bett und öffnete die Tür. Vor mir stand ein Dunkler Verführer. Der Daedra wandte sich ab. Verwirrt blickte ich an mir herrunter. Ich hatte nichts an. "Oh. Einen Moment bitte." Ich zog mir schnell eine Robe an und kehrte dann zurück an die Eingangstür. "Was gibt es?" "Mein Herr, Ihr seid spät drann und ich soll Euch an das Dinner der Hochverehrten Herzogin erinnern." Ich schlug mir die Hand vor die Stirn. "Ah! Verdammt! Das hab ich ganz vergessen. Ich habe wohl verschlafen." Und dabei war es 8 Uhr am Abend. Ich hatte mir angewöhnt, die Nacht zu arbeiten und am Tag zu schlafen. Schnell ging ich erneut in mein Ankleidezimmer und zog mir eine einfache, jedoch elegante schwar-grüne Robe. Eiligen Schrittes umrundete ich die Wache und stieg in die dunklen Gassen von Tiegeln hinab. Ich war hier äußerst glücklich. Es roch den ganzen Tag nach Tod und Verwesung. Herrlich! Die Nacht kroch schon langsam über das Land, das sowieso schon in Finsternis lag. Alles eine Schöpfung des Fürsten Sheogoraths. Bisher hatte ich noch nicht die Ehre, ihn persönlich kennenzulernen. Er war sicherlich eine vielschichtige Persönlichkeit, im wahrsten Winne des Wortes. "Mein Herr." Meine Begleitung riss mich aus meinen Gedanken. Wir waren am Palast angekommen. Mich wunderte es von Anfang an, dass die Herzogin Syl ein Dinner für einige auserwählte Wahnsinnige gab. Sie war sonst so paranoid, dass sie nicht einmal ihren engsten Mitarbeitern vertrauten, mich eingeschlossen. Es war jetzt aber nicht an der Zeit, sich über so etwas gedanken zu machen, denn ich trat gerade in den Thronsaal des Hauses von Dementia. An diesem Abend war er zu einem Speisezimmer umgewandelt worden: Ein langer Tisch stand in der Mitte des Raumes und an den Wänden hingen die Banner des Herzogtums.

Am Kopfende der Tafel konnte ich Syl ausmachen, auch sonst waren alle Plätze gefüllt. Alle, bis auf einen. Die Herzogin funkelte mich zornig an. Anscheinend nahm sie es mir übel, dass ich zuspät kam. Mit einer knappen Verbeugung tat ich mein Bedauern kund. Rasch setzte ich mich auf den letzten leeren Stuhl und begann mit dem Essen, dass von den anderen Gästen schon sehnlichst erwartet wurdet. Nun konnten sie auch speißen. Die Ruhe währte allerding nicht lange: Die Dame, die rechts neben der Herzogin saß, griff sich an den Hals und begann zu würgen. Erst dachte ich, dass sie sich wahrscheinlich verschluckt hatte. Doch als weißer Schaum aus ihrem Mund trat, wurde es mir klar. Auch Syl sprang auf und begann zu keifern: "Verrat! VERRAT! IHR STECKT DOCH ALLE UNTER EINER DECKE! GROSSINQUISITOR! VERNICHTET DIESE VERRÄTER!!!!" Erfreut stand ich auf. Ich wusste, dass dieses Dinner interessant werden würde, aber dass übertraf alles. "Wachen!", befahl ich den Dunklen Verführern, "Tötet alle Gäste! Und dann bringt sie ins Hauptquartier!" Panik brach unter den Gästen aus, als die Daedra auf sie zu stürmten. Nach wenigen Minuten war das Spektakel zu Ende. Ich konnte mich ein Grinsen nicht verkneifen, als ich durch das Blut auf die erste Leiche zu ging. "Klärt das, Senim! Und wenn keiner der Anwesenden der Schuldige war, findet ihn und bringt mir seinen Kopf!" Mit einer Verbeugung, diesmal ehrlicher als letztes Mal, zeigte ich meine Ehrerbietung für die abrauschende Herzogin. Wahrscheinlich zog sie sich nun in ihr sicheres Quartier zurück. Ich blieb alleine mit der Vergifteten zurück. Vorsichtig hob ich ihren Kopf aus dem Essen. Ihr Blick ging ins Leere. Ich schnüffelte an ihrer Henkersmahlzeit. Hmm, es riecht nach Rattengift. Aber nur schwach. Die starken Gewürze überdeckten den verräterischen Geruch fast komplett. Ich zog Pergament und Feder aus meiner Robe und schrieb mit dem Blut vom Boden meine Gedanken auf.

"Irgendetwas stimmt hier nicht", murmelte ich vor mich hin. Diese Äußerung war sehr sarkastisch, denn der Raum war blutgetränkt, was ja auch etwas ungewöhnliches war. Aber ich hatte recht: Von einer Bedienung erfuhr ich, dass dieser Teller eigentlich für die Herzogin bestimmt war. Auf Grund ihrer Paranoia tauschte sie ihn aber mit ihrer Nachbarin. Für die war der Abend dann zu Ende. Ich setzte meine Spurensuche fort. Wenn das Essen vergiftet war, konnte der Mörder sich nur unter den Köchen oder den Bedienungen befinden. Syl würde jetzt eine sofortige Exekution anordnen. Ich hatte aber so eine Ahnung, also ließ ich alle zum Verhör herbringen. "Mein Damen und Herren, Ihr alle steht unter dem Verdacht, versucht zu haben, die Herzogin zu ermordern. Jetzt leert Eure Taschen! Sofort!" Mein Befehl wurde sofort ausgeführt. Nur ein Person zögerte noch. Ich trat näher an den Argonier heran. "Was ist mit Euch? Seid Ihr taub?" "Nein, Großinquisitor Senim", war seine Antwort. "Dann macht Eure Taschen leer." Die Echse schluckte schwer und legte dann den Inhalt ihrer Taschen auf den Tisch vor ihr. Unter den Gegenständen war auch ein kleiner Beutel. Ich hob ihn auf und roch daran. Rattengift! Das war also der Mörder. "Für wenn arbeitet Ihr!", fuhr ich den nervösen Koch an. Er gab keine Antwort, was mich nicht wunderte. Vorfreude auf die bevorstehende Folter packte mich. Aber dann geschah etwas, mit dem ich nicht rechnete: Der Attentäter steckte sich einen Ring an den schuppigen Finger und ging dann in Flammen auf. Schreiend stürmte er durch den Raum. Sein Todeskampf dauerte nicht lange und schon bald war es wieder still. Seufzend blickte ich wieder seine Habseligkeiten an. Die Folter konnte ich wohl oder übel vergessen. Schade. Ich fand allerdings noch etwas Interessante: Ein Stück Pergament, dass die Anweisungen für den Mord enthielt. Auf der Rückseite befand sich eine Karte, wahrscheinlich das Versteck der Drahtzieher. Ich nahm mir vor, dorthin zugehen. Es sollte mich eine böse Überraschung erwarten...
 
Kapitel 2: Eine Spur verläuft im Sande

"Mein Herr, wohlt Ihr wirklich mit in das Versteck?" Kritisch blickte ich meine rechte Hand, Claudius Angelus, an. Ich seufzte. Wieso behandelten mich alle meine Untergebenen wie ein kleines Kind? "Ja. Ich gehe mit. Und nichts hält mich auf, verstanden? Ich lasse mir doch kein Blutbad entgehen!" Angelus nickte und rauschte dann aus meinem Arbeitszimmer. Ich befand mich just in jenem Moment in dem Palast der Inquisition, der ein paar Minuten außerhalb von Neu-Sheoth lag. Es war ein gewaltiger Bau, der auf meinen Vorschlag vom vorherigen Großinquisitor gestartet wurde und nun unter meinem Kommando vollendet wurde. Der Palast bestand aus dunklem Stein und war innen mit ebenfalls dunklem Marmor ausgelegt. Im Keller befanden sich allerdings meine Lieblingsräume, die in einer anderen Farbe "gestrichen" waren: der Folterraum, dessen Wände blutrot waren. Hier kümmerte ich mich persönlich um meine Gäste. Nun hatte ich aber ein anderes Problem. Die Drahtzieher befanden sich einer nahen Höhle. Sie war bekannt als Dunkelhain. Eigentlich hatte ich vermutet, dass es in dieser Höhle von Grummits wimmelte. Nun ja. Nach dem heutigen Tag konnten sie sich ja dort ansiedeln. Voller Vorfreude auf das bevorstehende Blutbad legte ich meine schwarze Wahnsinnserz-Rüstung an und rückte den Umhand zurecht, auf dem das Wappen des Herzogtums prangte. Als ich auch meinen Streitkolben an mich genommen hatte, rief ich meinen Vize-Inquisitor wieder zu mir. Demütig verneigte sich der Kaiserliche Claudius Angelus vor mir. Auch er war der Folter und dem Blutvergießen nicht abgeneigt und stand mir in Sachen Grausamkeit und Kaltblütigkeit in Nichts nach.

"Mein Herr?" Sofort gab ich Befehle: "Wir brechen sofort auf! Ist die Gruppe bereit?" Er nickte. "Gut. Dann lasst mein Pferd satteln. Ich möchte den Verführen noch einiges sagen." Gemeinsam schritten wir in dieser regnerischen Nacht nach draußen. Hier erwarteten mich schon 10 Dunkle Verführer der Inquisition. Sie waren nach der Königlichen Wache die am besten ausgebildeten Daedra des Herzogtums. Und ich muss euch einen Rat geben: Versucht nie mit einem Veführer eine sexuelle Beziehung einzugehen. Ich spreche aus Erfahrung. Obwohl sie äußerlich Frauen sind, fehlt es ihnen an den wichtigen Teilen. Wenn ihr versteht. Aber ich schweife wieder vom Thema. Also. Ich trat vor meine Verführer-Garde und stimmte sie auf den bevorstehenden Kampf ein: "Jemand hat versucht unsere geliebte und hochverehrte Herzogin zu ermorden. Diese Tat darf nicht ungesühnt bleiben. Durch meine Genialität habe ich den Aufenthaltsort der Drahtzieher ermittelt. Wir ziehen nun los und führen sie der Gerechtigkeit zu." Mit einem Kampfschrei setzte sich der Tross in Bewegung. Die Verführer und Angelus gingen zu Fuß, während der geniale Großinquisitor, also ich, auf seinem schwarzen Hengst ritt. Der Standort des Dunkelhains war einfach auszumachen: Dank der Karte des Argoniers und der Akten der Inquisitions-Bibliothek konnte ich die Stelle nördlich von Neu-Sheoth lokalisieren. Der Marsch würde einige Zeit in Anspruch nehmen, doch ich rechnete mit der Ankunft im Morgengrauen.

Meine Berechnungen bewarheiteten sich. Als sich die Sonne über die Inseln hob, war der Dunkelhain schon wenige hunderte Meter vor uns zusehen. Auf dem Weg hierher kamen wir auch durch ein verlassenen Dorf, dass eigentlich bewohnt seien musste. Aber dass war mir im Moment ziemlich egal. Nun stand ich vor dem Eingang in diese natürliche Höhle: Eine in den Stein gehauene Treppe führte in die Tiefe. "Fackel", befahl ich. Das Entsetzen stand Angelus ins Gesicht geschrieben: "Ihr wollt als erstes hineingehen? Und wenn Ihr fallt?" Ich musste kichern. Mein Stellvertreter sorgte sich manchmal wirklich zu sehr um mich. "Ja", war meine Antwort und schon war ich in diesem Loch verschwunden. Unten wartete etwas auf mich, dass einige Menschen als das "blanke Grauen" bezeichnen würden. Doch für einen hartgesotten Nekromanten wie mich war es nichts ungewöhnliches: die gesamte Höhle war mit Leichen gepflastert. Nun wusste ich auch, was mit den Dorfbewohnern passiert war. "Großinquisitor Senim! Bei Sheogorath!" Claudius Angelus stand neben mir und ließ seine Blick über das Blutbad wandern. "Waren das die Verschwörer?" "Hmm. Ich muss das Ganze genauer untersuchen. Wie es aussieht hatt irgendwer die bewohner verschleppt und..." Meine nächsten Worte gingen in einem spitzen Schrei unter. Aus der Finsternis stürmte ein nackter Altmer auf mich zu, der ein totes Huhn in den Händen hielt. "AIIIIIIIII!!!!!!!!!", schrie er und drosch mit dem Huhn auf mich ein. Federn nahmen mir die Sicht, aber Angelus gelang es, den Wahnsinnigen niederzuschlagen. Er war auf der Stelle tot. In seiner anderen Hand hielt er einen Zettel. Ich nahm ihn und übeflog den Text: "Großinquisitor Doran Senim, wenn Ihr das hier lest, sind wir schon über alle Berge. Aber wir haben Euch einige Geschenke hier gelasen. Doch habt keine Angst: Schon bald war werden wir uns wiedersehen. Bis bald, A-S." Enttäuscht blickte ich die Leichen an. Schade. Diese eine Spur war im Sand verlaufen. Doch eine weitere sollte sich bald zeigen...
 
Kapitel 3: Syl must die!

Ich machte mir nicht viel aus anderen Menschen. Deshalb war es mir auch ziemlich gleichgültig, dass ein ganzes Dorf ausgelöscht wurde und die Leichen in einem düsteren Loch lagen. Aber es war mir nicht egal, dass mich die Verschwörer ausgetrickst haben. In Gedanken versunken ließ ich einen Toten aufstehen und hin und her gehen. Wer war bloß mit A-S gemeint? Dieses Rätsel konnte mich ein Stückchen näher an die Drahtzieher bringen. "Herr? Herr!" Claudius Angelus rüttelte mich aus meinen Gedanken. "Ja?" "Wir sollten zum Palast zurückkehren. Hier können wir nichts mehr tun." Ich musste lachen. Mein Stellvertreter musste noch viel lernen. "Ach, Angelus", sagte ich ihm als ich mich von einem Stein erhob, "man muss immer am Tatort nach Hinweisen suchen. Bisher sehe ich nur einen nackten toten Altmer mit einem ebenso totem Huhn in der Hand, der mich damit totschlagen wollte. Ha. Aber die Höhle führt noch weiter nach hinten. Wir müssen uns genau umsehen." Der Kaiserliche blickte verlegen zu Boden. Er dachte sich wahrscheinlich gerade: Wie konnte ich das übersehen. Ein weiteres Grinsen huschte über mein Gesicht. Mit der Fackel in der Hand begab ich mich nun also in den hinteren Teil des Dunkelhains. In der Höhle wuchsen die wunderlichsten Pflanzen, für Leute, die ebenerst auf den Inseln angekommen waren. Mich bezauberten sie nicht mehr. Während meiner Zeit als Inquisitor hatte ich Zeit, durch die Lande zu reisen und die Flora und Fauna der Inseln zu studieren. Auch hierüber hab ich ein Buch geschrieben, die "Enzyklopädie der Zitternden Inseln". Wenn ihr wollt, könnt ihr es in jedem gut sortierten Buchladen käuflich erwerben. Oh, wo bin ich nur wieder mit meinen Gedanken. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, die Höhle.

Ich trat also in den hinteren Teil. Ein schmaler Tunnel führte mich zu einem großen Raum, der anscheinend der Hauptteil der Höhle war. Von der Decke hingen Tropfsteine und eine steinernde Treppe führte weiter nach unten. Als ich auch diese hinter mir gelassen hatte, stand ich vor einer Wand. War es hier schon zu ende? Das konnte nicht sein! Verbittert untersuchte ich das Gestein Millimeter für Millimeter. Plötzlich sah ich etwas, dass eigentlich nicht seihen durfte: Aus einem Stein ragte ein blauer Kristall heraus. Vorsichtig drückte ich ihn einige Zentimeter hinein. Langsam schob sich ein Teil der Wand zur Seite. Ich zog meinen Streitkolben und trat ein. Drinnen sah es ganz anders aus, als in der übrigen Höhle. Alles war möbiliert. Hier konnte man leben. Auf einem Tisch entdeckte ich Pergament. Vielleicht konnte mir etwas auf meiner Suche nach den Verschwörern helfen. Geschwind durchstöberte ich die Papiere. Als nur belangloses Geschwafel. Aber auf meiner Seite hingen meine Augen dann fest: ein Plan des Palastes von Sheogorath. Wie bei Boethiah sind die daran gekommen?! Ich muss die Herzogin informieren, war mein erster Gedanke. Ellig stürmte ich aus der Höhle hinaus und schwang mich in den Satteln. Mit meinen Gedanken war ich schon bei der Reaktion der Herzogin Syl.

"WAS!! EIN PLAN DES PALASTES!!!! SIE WOLLEN MICH TÖTEN!! UND IHR HABT SIE IMMER NOCH NICHT GEFUNDEN!!!" Ich musste einer Vase ausweichen, die mir die Herzogin entgegen schleuderte. Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. Ich liebte es einfach zu sehr, wenn Syl aufgebracht war. Das brachte ihr Gesicht zur Geltung. Entzürnt schrie sie mich an: "WAS GEDENKT IHR NUN ZU TUN??!!" "Ganz einfach, meine Herzogin", erklärte ich meinen Plan ruhig, "sie wollen Euch töten, nicht wahr? Also geben wir ihnen, was sie wollen." Nun drehte Syl völlig durch. Sie zederte und fuchtelte mit den Armen: "IHR! IHR!!! IHR STECKT MIT IHNEN UNTER EINER DECKE!!! WACHEN!!!!!!" Ich versuchte halbherzig sie zu beruhigen: "Natürlich nicht die wahre Herzogin, sondern eine Eurer Doppelgängerinnen. Wir können den Attentäter auf frische Tat ertappen und ihn befragen." Schlagartig änderte sich der Gemütszustand der Herzogin. Statt der Zornesröte stand ihr nun das Freudenstrahlen im Gesicht. "Ihr", hob sie an, "seid wahrlich ein Genie. Bereitet alles für die Falle vor. Und merkt Euch: Ihr seid der Einzige, dem ich wenigsten ein bisschen vertraue." Mit diesen Worten und einer Verbeugung meinerseits zog ich mich zurück, um einen Plan auszuklügeln, den Mörder und die Hintermänner zu schnappen.
 
Kaptiel 4: Geschnappt!

Mein Plan war so einfach, wie er genial war: In der heutigen Nacht sollte statt der Herzogin eine Doppelgängerin in ihrem Bett ruhen. Sobald der Mörder auftauchte und die tödlichen Stiche ausführte, würde ich aus dem Schatten treten und ihn gefangen nehmen. Bisher hat ich bei der Ausführung dieses Planes keinerlei Schwierigkeiten. Das Double zeterte zwar ein wenig, doch mit einem Zauberspruch konnte ich ihren mikrigen Willen brechen und sie ins Bett zwingen. So stand ich nun also im Gemach der Herogin und wartete auf den Tod. Schon oft hatte ich mir gewünscht, aus einem anderen Anlass hierher zu kommen, doch Syl war für soetwas wie die Vereinigung zweier Leiber einfach zu paranoid. Dazu kam auch noch, dass ich keine Lust hatte, mit einem Dolch in der Brust aufzuwachen. Moment! Kann man eigentlich tot aufwachen? Hmm... Man kann ja auch lebend einschlafen. Na egal. Ich stand also im Schatten und beobachtete das Bett. Auf weitere Wachen hatte ich verzichtet. Zu auffällig. Natürlich gerstikulierte Claudius Angelus wie wild umher. Aber ich blieb bei meiner Entscheidung. Schließlich war ich der Großinquisitor. Und ein Dunmer. Er dagegen war nur ein Kaiserlicher. Pah! Die einzigen Völker, die Machtpositionen bekleiden sollten, auf den Inseln und auf Tamriel, waren die Mer. Durch unser langes Leben, unser hohe Intelligenz und unsere Gerissenheit eigneten sich Bosmer, Altmer und vorallem Dunmer für solche Aufgaben. Gerade deshalb wurmte mich das Kaiserreich. Mehrmals versuchte ich, ein Untoten-Armee aufzubauen, und gegen den Weißgoldturm zu ziehen. Aber es hat nicht sollen sein.

Ein Schatten riss mich aus meinen Gedanken. Zufrieden sah ich, dass der Attentäter meinem Köder gefolgt war. Voller Eifer zog der Khajiit (verdammte Katzen!) seinen Dolch und stieß in immer und immer wieder in die vermeintliche Herzogin. Als er sein Werk vollendet hatte, schlug er die Decke zurück. Trotz der Ähnlichkeit mit Syl, erkannte der Mörder die Täuschung. Panisch blickte er sich um. Nun war es an der Zeit, für meinen großen Auftritt. Langsam trat ich ins Mondlicht. "Argh!", fauchte die Katze. Wie sein argonischer Freund, wollte sich auch dieser Verschwörer mit Hilfe des Feuerringes töten. Schnell sprach ich eine Formel und sein Körper erstarrte. "Ahahah", tadelte ich ihn fröhlich mit erhobenem Zeigefinger, "ich möchte noch ein wenig Spaß mit Euch haben, mein pelziger Freund. Ihr werdet mir alles verraten, was Ihr wisst. Ob Ihr wollt oder nicht." Grinsend nahm ich ihm den Ring aus der Hand. "Das braucht Ihr nicht mehr. Sterben müsst Ihr sowieso. Aber ich werde versuchen, Euren Tod so lange und schmerzvoll zu machen, wie es nur irgendwie möglich ist, Bastard!" Mit diesen Worten legte ich dem Mörder Ketten an und führte ihn Richtung Palast der Inquisition.

Kein Viertelstunde später lag der Verschwörer auf einer Streckbank und winselte um sein Leben. "Nein", keuchte er immer wieder. Ich war sauer auf ihn. Er bettelte schon um Gnade, bevor ich überhaupt mit meiner Behandlung begonnen hatte. Ich trug eine schware Robe, die über und über mit Blut bespritzt war. Gerne nahm ich mir Zeit, mich um Besucher des Palastes persönlich zu kümmern. Und in diesem Fall war es für mich die größte Freude seit langen Wochen. Genüßlich breitete ich meine Folterwerkzeuge auf einem Tisch aus und zeigte jedes einzelne meinem wehrlosen Opfer. Seine Angst nahm von Mal zu Mal zu. Ich wollte gerade mit dem ersten Akt, dem Entfernen der Krallen, beginnen, als es nur so aus ihm heraussprudelte: "NEIN! Ich gestehe! Ich gestehe! Ich arbeite für die Eiferer! Sie wollen die Herzogin töten und selbst das Ruder übernehmen! Sie wollen einen Krieg gegen die vermalledeiten Ketzer beginnen und sie vom Angesicht der Inseln fegen!" Aha, aus dieser Richtung wehte der Wind also. Die Eiferer waren religiöse Fanatiker, die Sheogorath inbrünstig vergötterten, und jeden schlachten, der ihren Glauben nicht teilt. "Und wer ist A-S?", wollte ich wissen. "A-S? Das kann nur unser Anführer sein: der wiedergekehrte Arden-Sul!" Scheppernd fiel die Zange zu Boden. Ich schwankte so sehr, dass ich mich am Tisch abstützen musste. Arden-Sul? Er ist wiedergekommen? Ich wusste ja, dass die Eiferer auf eine Rückkehr des Propheten warteten, doch das wirklich kommen würden, hätte ich nicht erwartetet. Nun hatte die ganze Angelegenheit viel gewaltigere Ausmaße angenommen...
 
Kapitel 5: Die Rückkehr von Arden-Sul

Arden-Sul? Diese Wendung überraschte mich im ersten Moment ein wenig. Doch schnell konnte ich die Fassung zurückgewinnen und setzte die Befragung fort. "Und? Wo ist er? Wo ist der Prophet?" Der Khajiit blickte nur starr zur Decke. Aha. Er hatte also entschieden, nichts mehr zu sagen. Anscheinend hatte er mehr Angst vor ihm als vor mir. Ich hob die Zange auf und machte mich daran, der Katze die Krallen rauzureißen. Grinsend warnte ich den Attentäter: "Mein Freund, das könnte sehr schmerzhaft werden. Aber du kannst dir das ersparen. Sag mir einfach, wo die Wiedergeburt von Arden-Sul ist." Keine Antwort. Umso besser. Endlich konnte ich ein wenig Spaß haben. Mit einem gewaltigen Ruck riss ich die erste Kralle aus dem Fleisch heraus. Ein gellender Schrei erhallten den dunklen Kerker. Blut lief auf den Boden. Zufrieden sah ich, wie mein Gefangener sein Gesicht zu einer furchtbaren Fratze verzog. Nicht mehr lange und ich würde den Aufenthaltsort des Verräters finden.

Ich begab mich zu einem nahen Tisch und nahm eine Flasche an mich. "Weißt du was das ist?", fragte ich den Khajiit. Doch dieser sagte wieder nichts. "Das ist Jod. Wenn man es in eine offene Wunde gießt, brennt es wie Feuer. Wollen wir es einmal testen? Ja?" Fröhlich entkorkte ich das Gefäß und goß die Flüssigkeit auf die entfernte Kralle. Wieder ein Schrei. "Wo ist Arden-Sul?" Jetzt schien der Mörder mit der Fassung zu ringen. Er schwankte zwischen den Optionen, die er hatte. Plötzlich begann er leise zu wispern: "Er...er ist...er ist in Xiditte. Von dort plante er die Machtübernahme in Dementia. Sein Ziel ist es, die Ketzer ein für alle Mal zu vernichte." Ich verstand. Für diesen Zweck musste aber erst Syl sterben. "Gut. Das war alles, was ich wissen wollte." "Kann ich jetzt gehen?" Ich musste lauthals anfangen zu lachen. "Gehen?", gluckste ich, "Wie naiv von dir. Du wirst hingerichtet. Wegen Hochverrates, geplanten Mordes an der Herzogin und Teilnahme an einer Verschwörung. Du gehst nirgendwo hin." Mit diesen Worten ließ ich den Attentäter zurück. Ich musste Syl Bericht erstatten.

"ARDEN-SUL??!!!" Wieder war die Herzogin in voller Rage. Wütend warf sie Vasen gegen die Wand ihres Gemaches. "SENIM!! IHR WERDET DIESEN VERRÄTER TÖTEN!! AUF DER STELLE!!!" Ich schüttelte den Kopf: "Tut mir leid, meine Herzogin. Aber es ist schwer, jetzt noch einen Plan zu entwickeln. Lasst mir bis morgen nacht zeit. Dann stürmen wir die Ruine Xiditte und vernichten diese Verschwörung." "Gut", war ihre knappe Antwort. Dann schickte sie mich nach draußen. Auf dem Weg in meine Stadtwohnung begegnete ich einer Doppelgängerin der Herzogin. Wenn ich schon die echte nicht verführen konnte, dann halt ihre Doubles. Erfreut folgte die Bosmerin meiner Einladung. Es sollte noch eine erfrischende Nacht werden...