De-Mail

Killfetzer

Super-Moderator
Teammitglied
Ich habe heute im Radio gehört, dass man sich doch langsam mal seine De-Mail-Adresse sichern sollte, weil die "guten" (also die ohne Nummer) bald alle weg wären. Das hat mich doch schon überrascht, da ich nicht mitbekommen hatte, dass dieses Konzept schon so weit gediegen ist. Noch erstaunter war ich, als ich bei einer kurzen Recherche herausgefunden habe, dass die Registrierung bereits seit 3 Wochen möglich ist.

Als kurzen Abriss für die, die dieses Projekt der Regierung nicht kennen:
De-Mail ist ein elektronisches Postverfahren, mit dem zertifizierte Anbieter von der Bundesregierung betraut wurden. Dieses Verfahren soll eine identitätsgeprüfte und sichere Kommunikation im Internet ermöglichen. Dazu kann sich jeder "freiwillig" eine Adresse im Muster vorname.nachname.nummer@provider.de-mail.de per Postident einrichten.

Soweit hört sich das ja noch ganz gut an, allerdings gibt es so ein paar Haken an der Sache:
- Die Verschlüsslung erfolgt serverseitig, die Provider könnten also theoretisch Mails mitlesen.
- Die Kostenfrage ist bisher nicht geklärt.
- Die Registrierungsdaten (min. Name, Meldeadresse und Geburtsdatum) und die im Postfach gespeicherten Briefe sind laut dem entsprechenden Gesetzesentwurf von Behörden ohne richterliche Erlaubnis einsehbar!
- Eine Vorratsdatenspeicherung aller Kommunikation über das System ist möglich.
- Eine Auskunft deiner Daten an Privatpersonen ist geplant (also jeder kann mal schnell erfahren wo du wohnst).
- Der Beweis des Missbrauchs bzw. einer Fehlfunktion geht auf den Nutzer über.

Wenn man dann dazu noch dien Kommentar in dieser Broschüre betrachtet, bekommt man ganz schnell den Eindruck, dass von freiwillig nicht mehr lange die Rede sein kann:

http://www.cio.bund.de/cae/servlet/contentblob/63262/publicationFile/4016/egov2_programm_des_bundes_download.pdf schrieb:
Bürger-Portale geben Bürgerinnen und Bürgern im Internet ein Gesicht. Sie machen die nicht-anonyme und sichere elektronische Kommunikation zum Normalfall und schaffen damit eine wesentliche Grundlage für die Erhaltung und den Ausbau des Internets als Medium gesellschaftlicher, wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklung. Die Möglichkeit der sicheren elektronischen Kommunikation löst bei Wirtschaft und Verwaltung einen Innovationsimpuls aus, der zu einer Verbesserung der E-Government und E-Business-Angebote führt.


Quellen:
http://www.heise.de/newsticker/meld...l-Besonderheiten-und-Fallstricke-1037231.html
http://de.wikipedia.org/wiki/De-Mail
http://www.netzpolitik.org/wp-upload/100702_De-Mail-Gesetz_Referentenentwurf.pdf


Was haltet ihr von diesem Konzept?
 
...man darf alles lesen, was ich schreibe, einfach so? Und jeder kann sehen wo ich wohne?

...ist das nicht irgendwie mehr gefährlich als sicher? o_O Wenn man zum Beispiel, über Internet von jemandem bedroht wird (also nicht durch Demail, sondern anonym) und derjeniege kennt deinen Demail-Account, dann sind die Worte "ich weiß wo dein Haus wohnt" nicht mehr ganz so arg zum Lachen o.o
 
alle Jahre wieder, oder was? vor ca. 10 Jahren nannte sich dieses Konzept noch ePost und wurde dann später irgendwann wieder eingestellt ... glaub nicht wirklich, dass die Neuauflage da erfolgreicher sein wird
 
Ich halte nichts von DE-Mail.
Es gibt bereits Methoden, bei denen man die Verschlüsselung selbst in der Hand hat und sicher E-Mails übertragen kann, ohne dass eine dritte Partei den Inhalt ohne Weiteres entschlüsseln und lesen kann.

Außerdem wurde schon erwiesen, dass DE-Mail eine kritische Lücke aufweist. Die Emails werden unterwegs entschlüsselt und wieder verschlüsselt!
http://www.teltarif.de/de-mail-sicherheit-verschluesselung-maengel/news/39479.html
http://www.golem.de/1007/76609.html

Hier auch noch ein paar interessante Pflichten, die man sich mit einem DE-Mail-Konto oder EPost-Konto einhandelt:
teltarif.de schrieb:
"Die Teilnahme an beiden Angeboten ist freiwillig, bringt aber im Falle einer Registrierung jede Menge "Verpflichtungen" mit sich. Insbesondere bei De-Mail dürfte es hier ziemlich interessant werden. Hat sich ein Nutzer bei einem Partner angemeldet und sich bei einer Behörde entsprechend identifiziert, kann ihm beispielsweise das Finanzamt künftig alle Bescheide per Mail rechtsgültig zustellen. Wie bei der Papierpost gilt auch hier die Regelung, dass ein Brief nach einer Frist von drei Tagen zugestellt ist, auch wenn der Nutzer in dieser Zeit nicht seine eingegangenen De-Mails abruft – warum auch immer. Anders als bei der Papierpost soll diese Frist auch an Sonn- und Feiertagen gelten, was natürlich nicht ganz unwichtig sein dürfte.

Die Deutsche Post startet mit epost ihr eigenes System Auch die Deutsche Post hat in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen zu ihrem E-Postbrief einen entsprechenden Passus verankert. Unter Punkt 6.3 heißt es: "Der Nutzer erkennt sein Nutzerkonto als seinen Machtbereich an, zu dem er Zugang hat und das für die Kommunikation mit anderen Nutzern oder Kommunikationspartnern bestimmt ist. Der Nutzer wird daher aufgefordert, mindestens einmal werktäglich den Eingang in seinem Nutzerkonto zu kontrollieren."
 
Zuletzt bearbeitet:
Na das hört sich ganz krass mal nach kontrollzwang an. Halte davon nicht viel, alleine das regierungen odere andere ämter meine mails checken können ist schon so ne sache. Melde mich da sicher nicht an.
 
Noch mal zur Klarstellung: Nicht "jeder" kann die Mails mitlesen. "Nur" Angehörige vieler Behörden und (unerlaubterweise) Mitarbeiter des Providers. Das unterscheidet sie also nicht von normalen E-Mails. Der Unterschiede sind, dass die E-Mail nicht unbedingt eindeutig einer bestimmten Person zuzuordnen ist, die De-Mail schon.
 
Also ich hab auf meiner Seite darüber schon vor einiger Zeit berichtet, finde aber das "Gegenprojekt" von der deutschen Post sehr viel interessanter. Da kannst du quasi Briefe wie Mails verschicken - wenn der andere auch so eine Mail hat, kriegt er das Ding als Mail, ansonsten herkömmlich per Post (die drucken das dann aus und kuvertieren es ganz herkömmlich)
 
Das Problem bei diesem Dienst ist, dass der E-Post-Brief nicht dem Briefgeheimnis sondern den Bestimmungen des Telemediengesetzes unterliegen. Wenn du Polizei einen Brief der per Post verschickt wird öffnen will braucht sie einen richterlichen Beschluss einen E-Post-Brief kann sie einfach so öffnen. Man kann sich die ganzen Nachteile nochmal hier anhören.
Ich persönlich werde diesen Dienst nie nutzen.

Klick
 
Berlin (DNotV/DAV).

In einer gemeinsamen Erklärung haben der Deutsche Notarverein (DNotV) und der Deutsche Anwaltverein (DAV) die geplanten Regelungen des De-Mail-Dienstes kritisiert. Anlässlich einer am 30. Juli 2010 im Bundesministerium des Innern vorgesehenen Anhörung weisen die beiden Organisationen auf zahlreiche rechtliche wie praktische Probleme, Auslassungen und Fehler des geplanten De-Mail-Gesetzes hin. Das Gesetz bringt nicht nur keinen Mehrwert für den Verbraucher, sondern birgt zahlreiche Gefahren. So können mit De-Mail etwa Rechnungen, Mahnungen, behördliche Schreiben und Bescheide zugestellt werden, ohne dass der Bürger hiervon konkret Kenntnis erlangt. Damit wird der Rechtsschutz gegen die Wirtschaft und die Verwaltung beschnitten.

Quelle und vollständiger Text: DAV und DNotV: Praxis kritisiert De-Mail
 
Noch einmal einige Gründe, De-Mail zu meiden. Ich kann den eigentlichen Sinn davon, nicht nachvollziehen...Briefe würden auch reichen.

Gruß Dante 2000
 
Würde mich da auch nicht anmelden, vor allem, nachdem ich mir die ganzen Probleme und Gefahren mal durchgelesen habe.

Zusätzlich hab ich das hier noch gefunden, was ich auch vor einigen Tagen in den Nachrichten gesehen hab:

Beim neuen E-Postbrief der Deutschen Post kommt es zu Verzögerungen. Wie das Nachrichtenmagazin FOCUS berichtet, warten bereits registrierte Kunden auch eineinhalb Wochen nach dem Start des elektronischen Briefes am 14. Juli noch darauf, dass ihr Nutzerkonto freigeschaltet wird. Die Post räumte in FOCUS ein, es komme aufgrund des unerwartet großen Andrangs zu Wartezeiten bei der endgültigen Freischaltung.

Quelle mit vollständigem Text und weiteren Artikeln zu dem Thema: FOCUS

Zudem erklären sie, dass man die Registrierungen nur mäßig bestätigen kann, weil sonst das Gefahr einer Überlastung der Firmenserver bestehe...na ja, wenn man so viele Kunden mit einer Werbung anlockt, wo sogar die Lücken an der Sache schöngeredet werden, sollte man sich wenigstens bereit halten und die technischen Voraussetzungen parat haben...wie soll das funktionieren, wenn der E-Briefverkehr im vollen Gange ist? Server-Abstürze am laufenden Band oder sieht es da anders aus? So sicher scheint mir das Ganze noch nicht zu sein, von Seriösität ganz zu schweigen, wenn sowas wie "Die Bestätigung des Accounts dauert bisschen, weil wir nicht wussten, dass das Ganze so derbe einschlägt" kommt. Wenn man dann noch liest, was das Ganze so noch an Gefahren birgt, wenn sich manche damit richtig auseinandersetzen, ist das schon erschreckend...

Würds mir nicht zulegen, ich schreib die Briefe lieber von Hand, mach ich ab und an auch mal, dabei bricht man sich keinen ab...
 
PAssend zur Heise-Meldung muss ich den Thread mal wieder ausgraben.

Trotz allen Scherzen kommt nun die De-Mail und sie soll 39 Cent das Stück kosten. Und dann hat die Telekom auch noch feuchte Träume darüber, damit die Email ablösen zu können. Das könnte natürlich ggf. klappen, wenn sämtliche Provider ihre eigenen Mail-Adressen abschalten und ausländische blickiert werden... :p