Charakterwettbewerb 2015: Das Ergebnis

Brong ist beispielhaft für Charaktere, die mir missfallen: Er kann sofort alles, steht in engem Kontakt mit allen berüchtigten Phantomen, von denen man annehmen kann, dass sie in irgendeiner Weise legendäre Macht innehaben, ist mit 20 Jahren mächtiger als andere Mer, die gerne mal das Hundertfache Alter haben (und man darf wohl annehmen, dass Brong zumindest als Säugling noch keine Blitze und Pfeile geschleudert hat, er sich das alles also in kaum mehr als zehn Jahren angeeignet haben muss). Die Geschichte wirkt aufgesetzt und ist, auch was die Gefangennahme bei der Grenzüberquerung angeht, unglaubwürdig. Welcher Bosmer mit solch absurden Fähigkeiten, der die Privatausbildung bei Attentätern und dem legendären Graufuchs genossen hat, lässt sich einfach von ein paar lumpigen Soldaten schnappen und zur Hinrichtung abführen?

Ebenfalls ist bei dieser Einsendung für mich die Form enttäuschend. Ich verlange nicht, dass ein Text orthographisch (ha!) einwandfrei oder von auserlesenem Stil ist oder auf perfekter Grammatik dahergeritten kommt – ich erwarte aber eine gewisse Ernsthaftigkeit bei der Teilnahme an einem Wettbewerb, die den Respekt vor den Lesern miteinschließt, seinen Text immerhin ein wenig zu pflegen und nicht etwas abzuliefern, das man nicht lesen kann oder will.

Tja, was soll ich zu meiner eigenen Einsendung sagen? Ich hatte mir vorgenommen, am Wettbewerb teilzunehmen, da ich von den geringen Teilnehmerzahlen der Wettbewerbe hier im Forum weiß und nicht möchte, dass sie gänzlich eingestampft werden. Doch auch wenn ich nicht vor hatte, tatsächlich zu gewinnen (was ich zum Glück auch nicht habe), wollte ich doch wenigstens einen halbwegs ordentlichen Text einsenden. Erst habe ich das Ganze aufgeschoben, bis schließlich schon der letzte Tag zur Einsendung war. Dann habe ich übereifrig losgeschrieben, der Text war deutlich zu lang (was ich trotz der fehlerhaften Darstellung des Dokuments gemerkt habe). Also musste er gekürzt werden, worunter er an einigen Stellen ziemlich gelitten hat. Sei's drum, ich war mit dem Text zufrieden genug, um ihn schließlich einzusenden. Und tatsächlich hat er zwei Leuten gut genug gefallen, dass sie für ihn abgestimmt haben, insofern war es richtig, am Wettbewerb teilzunehmen. Gerade als der Autor des Textes sehe ich aber viele Mängel, deretwegen ich meinen eigenen Text nicht hätte wählen können. Im Folgenden ein paar kurze Anmerkungen zu meiner Einsendung:

Äußeres Erscheinungsbild: Absichtlich knapp gehalten. Ich fand, dass mehr nicht nötig war, um sich Callan grob vorzustellen, außerdem wollte ich hier nicht Gefahr laufen, schon die Hintergrundgeschichte anzureißen. Denn die hat bei der Beschreibung des Erscheinungsbildes nichts zu suchen.
Hintergrundgeschichte: Aufgrund der Kürzungen vielleicht etwas unlogisch usw.. Das grobe Konzept sollte sein, dass Callan immer von den äußeren Umständen bestimmt war, bis er schließlich seiner Bosmer-Gefangenschaft entkommt. Doch die Freiheit, die er dann hat, sollte nur kurz andauern, da sie nur scheinbar war. Weiterhin geschieht es einfach, dass die Pfade, die er beschreitet, fremdbestimmt sind. So kommt er (unschuldig) in die besondere Gefängniszelle, in der Oblivion startet. Sein Hintergrund sollte Callan mit bestimmten Fertigkeiten ausstatten, ihn in anderen Disziplinen jedoch sehr schwach dastehen lassen. Geplant war, dass er ein guter Redner ist, sich ein wenig auf nocturnalgefälliges Handwerk versteht, seine prächtige erbeutete Waffe jedoch eher wie ein Esel schwingt und von Magie keine Ahnung hat. Ich gestehe einer Figur im Rollenspiel gerne die eine oder andere Stärke zu, aber das muss auch mit deutlichen Schwächen ausgeglichen sein. Ich möchte keine Ein-Mann-Armee haben, sondern einen halbwegs glaubwürdigen Menschen, der tatsächlich auch auf andere angewiesen ist und sich mit anderen Abenteurern zu einer kleinen Gruppe zusammenschließt, in der jeder Stärken und Schwächen hat. Er wäre gut im Reden, ein anderer hätte einen starken Schwertarm, wieder ein anderer kennt sich vielleicht gut mit Mystik, Veränderung und Verzauberung aus.
Das Spiel des Feilschens: Siehe: Das Spiel des Feilschens
Karawanenmeister Vanacus: Mit dem Kommentar beziehe ich mich auf Vernaccus. Dieser war ein von einigen angebeteter Daedroth, der jedoch, als er selbst bedroht wurde, seine Anhänger skrupellos den Angreifern ausgeliefert hat, um selbst zu fliehen (hat ihm bloß nichts mehr genützt). Siehe: Vernaccus und Bourlor
Bosmer-Kannibalismus: Ist nicht von mir erfunden, sondern an verschiedenen Stellen erwähnt. Dass er am Leben gelassen wurde, hatte übrigens einen Hintergrund, den ich bescheuerterweise rausgekürzt habe. Nach seiner Flucht vor den Bosmern sollte noch ein längerer Abschnitt kommen, der mehrere Jahre dauern sollte und erklärt, warum er mit Mittzwanzig in der Kaiserstadt ankommt und nicht so jung, wie er ja tatsächlich überfallen wurde. Da habe ich schlecht nachgearbeitet.
Aufstrebender Bretone: In Oblivion erhält man als Mitglied der Dunklen Bruderschaft den Auftrag, Valen Dreth zu ermorden. Man muss sich dabei an einigen Wachen vorbeischleichen; aus einem Gespräch von zweien von ihnen geht hervor, dass Hauptmann Gepard Montrose, der für den Gefängnisbezirk Zuständige, erst kurze Zeit diesen Posten bekleidet. Also habe ich einfach mal seinen namenlosen Vorgänger erfunden, um jemanden zu haben, der im "üblichen Durcheinander der Wache" einen Gefangenen in die verbotene Zelle einsperren lässt, im späteren Spielverlauf jedoch keine Bedeutung mehr hat. Da Callans "Verbrechen" so auch auf sehr direkte und persönliche Weise gemaßregelt wurde, konnte ihm später natürlich auch keine der Wachen etwas wegen seines Gefängnisaufenthalts anhaben.
Die Grenze zwischen geschicktem Feilschen und Diebstahl ist fließend; Streuner: DSA

Die Beschreibung von Drogos Äußerem ist ausführlich und erlaubt, sich diesen imposanten Ork bildlich vorzustellen. Das ist gut gelungen, allein stört mich, dass in die Beschreibung des Äußeren zuviel Geschichte eingeflossen ist, der meiner Meinung in der Beschreibung des Äußeren kein Platz gebührt. Hier ein Beispiel:

Die Bortwoks gehörten zu den Ork-Klans welche sich den Bretonen und Rothwardonen bei der ersten Plünderung Orsiniums entgegenstellten und sogar einen Angriff gegen die beiden Provinzen anführten, welcher jedoch nicht von Erfolg gekrönt war.

Zum Vergrößern anklicken....

An der Geschichte habe ich zwar so manche Kritik, die hauptsächlich wieder auf die absurde Macht der vorgestellten Figur abzielt (kann ich einfach nicht leiden), doch es kommt mir auch ohne mich weiter mit den gerade gegen Ende anklingenden Konzepten weiter beschäftigt zu haben, als habe der Teilnehmer sich hier Mühe gegeben, interessante Konzepte zu entwickeln oder auch nur zu verarbeiten (ich weiß nicht, inwieweit hier noch auf den Kanon zurückgegriffen wird). Ja, ich finde die Geschichte interessant. Sie ist aber auch aufgrund der ... obskuren? Elemente abgehoben und damit bei Weitem nicht so greifbar wie andere, eher lebensnahe Einsendungen. Das ist jedenfalls meine Erklärung, warum die doch interessante Einsendung so wenige Stimmen erhalten hat.

Prinzipiell gefällt mir das Konzept des namenlosen Helden neben dem Namenlosen Helden, aber einerseits ist mir Jongordok wieder ein zu mächtiger und tödlicher Held (geht aus der Beschreibung der Äußerlichkeiten hervor) und andererseits spricht mich der sich in einem langen Monolog mit Selbstmitleid übergießende Mer einfach nicht an ...

Die Geschichte gefällt mir, allein verstehe ich nicht ganz, weshalb Malora nun festgenommen wurde (zumal ich noch nie gesehen habe, dass sich in Tamriel jemand mit Papieren ausweist ).

Für mich nicht ganz so überzeugend wie Malora, die Bewertung soll trotzdem die gleiche sein.

Die Geschichte ist nett gemacht, spricht mich persönlich aber nicht an.

Nicht zu abgehoben, keine übermenschlichen Fähigkeiten, stattdessen "lebensnah". Auch werden der Bürgerkrieg und dessen Folgen für die Menschen ins Bild gerückt, was im Spiel selbst enttäuschend umgesetzt ist. Diese Einsendung fand ich am überzeugendsten, daher habe ich sie gewählt.