Online:Seps Hunger

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Inhalt

Seps Hunger
Von der unverschleierten Azadiyeh, dem Singvogel von Satakalaam

Sieh, mein Kind, den Käfer in meiner Hand. Er krabbelt umher, er kitzelt mich, und sucht unablässig nach Nahrung. Möchtest du ihn einmal halten, Kind? Ich schwöre bei Tavas roten Federn, dass er dir kein Leid antun wird. Es ist ganz harmlos, der kleine Käfer.

Solange er noch so klein ist.

Denn er wird wachsen, ja, genau wie du. So wie du zu einer Frau heranwachsen wirst, wird auch dieser Käfer wachsen und wachsen.

Und wenn die Zeit gekommen ist, wirst du aufhören zu wachsen. Aber der Käfer wird weiterwachsen.

Das war nicht immer so. Im weit entfernten Yokuda, vor langer, langer Zeit, als wir alle noch im Einklang mit den Göttern wandelten, waren diese Käfer die Freunde unserer Häuser und die unterhaltsamen Spielgefährten unserer Kinder. Wir nannten sie Samara-Skarabäen. Und sie wuchsen, ja, aber nur bis zur Größe eines großzügigen Hirsekuchens, denn es war gar nicht nötig, dass sie größer wurden. Denn waren sie nicht so beliebt bei den Kindern? Wie sie rannten, krabbelten und das Klick-Klack-Lied sangen? Und wurden sie daher nicht immer gut gefüttert mit Samen und leckeren Mistkugeln?

Fürwahr, so war es.

Und das Leben der Leute war gut, denn obwohl das Land schroff war, folgten die Menschen dem Willen der Götter, und daher war ihnen garantiert, dass sie alles hatten, was sie zum Leben brauchten, und noch ein bisschen mehr. Und die Göttlichen wurden verehrt, wie es die Schriften verlangten, und alle Dinge waren an ihrem rechten Platz.

Aber es gab unter den Menschen auch solche, die der Meinung waren, ein bisschen mehr als das, was sie zum Leben brauchten, sei nicht genug. Und in ihrer Gier fielen sie ab von der angemessenen Anbetung, und sie wurden ergriffen, ja, mit Körper und Seele ergriffen von Seps Hunger. Und das war eine üble Sache, denn Seps Hunger kann niemals gestillt werden.

Dann kam das Böse nach Yokuda, und der rote Krieg, und verbotene Riten wurden praktiziert, und garstige Dinge beschworen, die niemand je hätte rufen sollen. Es war eine Zeit des Endes. Satakal erstand wieder auf aus den Tiefen des Sternenmeers, und Yokuda wurde unter die Wellen gezogen.

Aber nach jeder Zeit des Endes beginnt eine neue Zeit, und so war es sogar in diesem Fall. Denn einigen Söhnen und Töchtern des Volkes war es erlaubt, nach Tamriel zu reisen, wo wir Hammerfall für uns beanspruchten. Dort durften wir zeigen, dass wir noch imstande waren, die Götter angemessen zu verehren. Und wir brachten unsere Samara-Skarabäen mit uns, damit wir die Kinder unterhalten und uns an glücklichere Zeiten erinnern können.

Und Seps Hunger ließen wir zurück – aber wer kann schon sagen, wie lange, mein Kind? Denn er ist tief drin in uns, ein Teil von uns, und er kann jederzeit wieder ans Tageslicht kommen. Also warnten uns die Götter, oh ja, sogar die kleinsten Kinder. Denn in dieser neuen Zeit, an diesem neuen Ort, wuchsen unsere kleinen Spielgefährten bis zur Größe eines großzügigen Hirsekuchens, wie bisher. Allerdings wuchsen sie dann immer weiter, bis sie eine gewaltige Größe erreichten und wehrhafte Krallen und gnadenlose Mandibeln entwickelten. Und dann trieben wir sie mit Tränen in unseren Augen aus unseren Häusern und in die Wüste, wo sie sich einlebten und zu hasserfüllten Kreaturen wurden.

Ja, mein Kind; die Meuchelkäfer, die die Einöden heimsuchen, sind unsere eigenen Samara-Skarabäen, geschlagen von den Göttern mit Seps Hunger. Sie sind uns eine Lektion, eine schreckliche Warnung an alle, die zu gierig werden.

Also sei glücklich und entsage der Gier, denn wir haben hier genug, um gut leben zu können, und noch ein bisschen mehr.