Online:Hüter des Grüns

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Inhalt

Hüter des Grüns

Die Jägerin wartet im Geäst, gewandet nur in Blätter und Schatten. Sie atmet ein, als der Wind sich dreht, und sie lauscht.

Sie kann die Angst ihrer Beute fast schmecken. Ein Blick, eine Wendung, und das Opfer bricht aus der Deckung. Ihre Augen öffnen sich.

Schritte, gedämpft wie der Flügelschlag der Eule, ertönen leise durch das Grün. Jeder andere würde die Beute an die rankenübersäte Erde verlieren, doch die Jägerin zögert nicht.

Über und durch den Wald geht die lautlose Jagd. Kurz landet die Jägerin auf einem Ast. Ein schneller Schluck aus ihrem Wasserschlauch, und schon ist sie wieder weg.

Ein Bach schlängelt sich durch den Wald, und die Beute hält inne, um zu trinken. Krallen werden ausgefahren, glatt und glänzend. Zähne werden in Vorfreude gefletscht. Sie springt.

Wasser wirbelt auf. Krallen treffen auf Hals. Die Beute sackt in sich zusammen. Noch einen Augenblick, und der fröhliche Bach würde sich rot färben. Sie leckt sich die Lippen.

„Nicht diesen.“

Am Rand des Baches steht ein einfacher Mer. In seinem Umriss steht jeder Holzarbeiter, Jäger und Ortskundige; jeder Jaqspur, Baumthane und Weber. Jedes Kind und jeder Greis stehen bei ihm, und doch steht er alleine.

Der Blick der Jägerin trifft auf den seinen. Sie sieht sich ebenfalls neben ihm stehen. Sie errötet, und er ebenfalls. „Mein Silvenar“, sagt sie endlich. „Meine Grüne Dame“, antwortet er. Sie senkt ihre Krallen und wendet sich ihrer Beute zu.

„Ich jage in diesen Wäldern und halte sie frei von Schrecken. Und so verliere ich mich im Grün.“ Sie hilft ihrer Beute auf die Füße.

„Aber ich bringe sie immer wieder zurück.“ „Von uns habt Ihr nichts zu befürchten, Kind des Waldes. So lange es das Grün gibt, solange wandeln wir, wo Ihr wandelt.“

Der Silvenar verschwindet zwischen Ranken. Die Grüne Dame springt ins Geäst. Sie sieht zu, wie der Bosmer aus dem Bach steigt und durch den Wald davontrottet.

Aber sie lächelt, denn der Bosmer hat keine Angst mehr.