Online:Die Ruinen von Kemel-Ze, Teil 2

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Inhalt

Die Ruinen von Kemel-Ze, Teil 2
von Rolard Nordssen

Ich hob ein weggeworfenes Teil von dem Haufen zu meinen Füßen auf. Es glänzte immer noch wie nagelneu – die Dwemerlegierung widerstand dem Zahn der Zeit. Ich fragte mich, welche Geheimnisse noch in dem Labyrinth aus Kammern vor mir lagen, die den Bemühungen der Plünderer widerstanden hatten und nur darauf warteten, wieder in dem Licht zu glänzen, dass sie seit Äonen nicht gesehen hatten. Auf mich wartend. Ich musste sie nur noch finden! Ich winkte Meister Arum ungeduldig zu, mir zu folgen und trat in die Dunkelheit.

Meister Arum, Zehnpfennig und ich verbrachten mehrere Tage mit der Erkundung der Ruinen, während meine Assistenten oberhalb der Klippe das Lager errichteten und Vorräte und Ausrüstung aus dem Dorf herbeischafften. Ich suchte nach einem vielversprechenden Ort, um mit der Ausgrabung zu beginnen – ein blockierter Durchgang oder Korridor, der von den Plünderern noch naturbelassen war und zu völlig unberührten Bereichen der Ruine führen würde.

Schon früh fanden wir zwei solche Stellen, aber entdeckten schnell, dass die vielen sich windenden Durchgänge die Blockierung umgingen und zu den dahinterliegenden Räumen führten. Trotzdem waren diese äußeren Bereiche, die schon ordentlich von Generationen von Plünderern geleert worden waren, für den Archäologen von Interesse. Hinter einer schweren Bronzetür, die eine damalige Eruption der Erde aus ihren Angeln gerissen hatte, entdeckten wir eine große Kammer mit exquisiten Wandschnitzereien, die sogar den abgestumpften Zehnpfennig beeindruckten, der behauptete, jede Dwemerruine in Morrowind erkundet zu haben. Sie schienen ein altes Ritual darzustellen – eine lange Reihe von Ältesten der Dwemer mit klassischen Bärten schritt die Seitenwände hinab und verneigte sich an der vorderen Wand der Kammer vor der riesigen Gestalt eines Gottes, die gerade in einer Wolke aus Rauch oder Dampf dem Krater eines Berges entstieg. Meister Arum zufolge gibt es keine Darstellungen religiöser Dwemerrituale. Dies war also tatsächlich ein aufregender Fund. Ich setzte eine Gruppe darauf an, die geschnitzten Tafeln aus der Wand zu stemmen, aber sie konnten nicht einmal die Oberfläche anritzen. Bei genauerer Betrachtung stellte sich heraus, dass die Kammer mit einer metallischen Substanz überzogen war, die sich wie Stein anfühlte und unseren Werkzeugen gegenüber unempfindlich war. Ich überlegte, ob Meister Arum diesen Wänden mit Magie zu Leibe rücken sollte, entschied mich aber dagegen, da die Gefahr viel zu groß war, die Schnitzereien dabei zu zerstören. Obwohl ich sie gerne in die Kaiserstadt zurückgebracht hätte, musste ich mich mit Abdrücken der Schnitzereien zufrieden geben. Wenn meine Kollegen in der Gesellschaft genügend Interesse aufbringen, könnte man sicher einen Spezialisten finden, vielleicht einen Meisteralchemisten, der die Tafeln sicher entfernen kann.

Am oberen Ende einer langen Wendeltreppe, die wegen des von der Decke fallenden Schutts kaum passierbar war, fand ich einen weiteren merkwürdigen Raum. Dort befand sich eine gewölbte Kammer, in deren Mitte ein großer, zerbrochener Mechanismus stand. An der gewölbten Decke konnte man an manchen Stellen noch aufgemalte Sternbilder erkennen. Meister Arum und ich stimmten überein, dass dies eine Art Sternwarte gewesen sein musste und der Mechanismus die Überreste eines Dwemerteleskops darstellte. Den Mechanismus aus den Ruinen die enge Treppe hinunter zu transportieren, hätte seine komplette Zerlegung erfordert (dadurch ist es wahrscheinlich von den Plünderern ignoriert worden), also entschied ich, dass er vorerst hier bleiben sollte. Die Existenz der Sternwarte deutete allerdings darauf hin, dass dieser Raum einst über der Oberfläche lag. Bei näherer Untersuchung stellten wir fest, dass dies in der Tat ein Gebäude und keine freigelegte Kammer war. Die anderen Ausgänge aus diesem Raum waren vollständig blockiert und sorgfältige Messungen von der Klippe bis zur Eingangshalle und dann zur Sternwarte ergaben, dass wir immer noch gut 80 Meter unter der derzeitigen Erdoberfläche waren. Eine ernüchternde Erinnerung an den vergessenen Zorn des Roten Bergs.

Diese Entdeckung lenkte unsere Aufmerksamkeit wieder auf die Vorgänge in der Tiefe. Da wir ungefähr wussten, wo die alte Erdoberfläche war, konnten wir viele der oberen blockierten Wege ausschließen. Ein weiter Durchgang, der eindrucksvoll von gemeißelten Säulen flankiert war, zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Er endete in einer riesigen Steinlawine, aber wir konnten sehen, wo Plünderer begonnen hatten, einen Tunnel durch dieses Geröll zu graben und an welcher Stelle sie wieder aufgegeben hatten. Mithilfe meiner Schatzgräber und Meister Arums Magie glaubte ich, dass wir dort erfolgreich wären, wo unsere Vorgänger gescheitert waren. Deshalb sollten meine Dunkelelfen den Durchgang freiräumen und ich war erleichtert, endlich mit der richtigen Erkundung Kemel-Zes beginnen zu können. Ich hoffte, dass meine Stiefel bald den Staub aufwirbeln würden, der seit Anbeginn der Zeit unberührt geblieben war.

Mit diesen aufregenden Aussichten habe ich meine Schatzgräber wahrscheinlich ein wenig zu hart angetrieben. Zehnpfennig erzählte mir, dass sie begannen, sich über die langen Tage zu beschweren und dass einige aufhören wollten. Aus Erfahrung wusste ich, dass nichts die Moral unter Dunkelelfen wieder so gut herstellt würde wie die Peitsche. Daher ließ ich die Anführer auspeitschen und den Rest in die Ruinen sperren, bis sie den Durchgang freigeräumt hatten. Ich dankte Stendarr für meine weise Voraussicht, in Seyda Neen ein paar Legionäre angeheuert zu haben! Zuerst waren sie übel gelaunt, aber das Versprechen eines zusätzlichen Tageslohns als Belohnung für den Durchbruch ließ sie bald freiwillig an die Arbeit gehen. Obwohl diese Maßnahmen meinem Leser in der Zivilisation hart erscheinen mögen, kann ich Euch versichern, dass es keine andere Möglichkeit gibt, diese Leute an ihre Aufgabe zu binden.