Skyrim:Der Axtkämpfer

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Auflagen des Buches

Diese Seite enthält den Text von Der Axtkämpfer aus The Elder Scrolls V: Dragonborn.

Inhalt

Der Axtkämpfer
oder: Eine überraschende Methode, ein Axtexperte zu werden

on allen Mitgliedern der Morag Tong, mit denen ich je gesprochen habe, beunruhigte mich niemand so sehr wie Minas Torik. Ein ruhiger und in sich gekehrter Mann, der nie trank, nie ein Bordell besuchte und noch nicht einmal einen Fluch ausstieß. Er war dafür berühmt, dass er Leute verschwinden lassen konnte. Geriet eine Person ins Visier der Bruderschaft und wurde Torik zu ihr geschickt, hörte sie einfach auf zu existieren. Ich fragte ihn einmal, welche seine Lieblingswaffe sei, und war von seiner Antwort überrascht.


"Ich benutze nur Äxte", erwiderte er mit der für ihn typischen, ruhigen Stimme.


Die Vorstellung des ruhigen, unnachgiebigen Mannes, der jemanden mit einer von Haus aus so blutigen und grobschlächtigen Waffe wie einer Axt angriff, ängstigte und faszinierte mich so sehr, dass ich ihm weitere Fragen dazu stellte. Das ist selbstverständlich ein gefährliches Unterfangen, da Attentäter normalerweise nicht sehr versessen darauf sind, ihre Geschichten preiszugeben. Torik machten meine Fragen jedoch nichts aus, obwohl es wegen seiner Scheu und Reserviertheit doch etwas dauerte, die ganze Geschichte zu erfahren.


Es schien, dass Torik schon als kleines Kind zum Waisen geworden war und zu seinem Onkel geschickt wurde, um dort zu leben. Dieser war ein Plantagenbesitzer in Sheogorad im nördlichen Teil Vvardenfells. Der Mann versprach, seinem Neffen das Geschäft beizubringen und ihn eines Tages zu seinem Partner zu machen, wenn er alt genug sein würde. Bis dahin sollte der Junge als Hausdiener seines Onkels arbeiten.


Dieses Leben war äußerst anstrengend, denn der alte Mann war von Natur aus sehr pedantisch. Zuerst musste der Junge alle Fußböden des Hauses ordentlich schrubben - vom Speicher bis zum Keller. War einer der Böden nicht zur vollständigen Zufriedenheit des Onkels gesäubert, was häufig genug vorkam, wurde Torik verprügelt und dazu gezwungen, von vorne zu beginnen.


Die zweite Aufgabe des Jungen war es, die Essensglocke zu läuten, um die Arbeiter ins Haus zu holen. Dies geschah mindestens viermal am Tag, zu jeder Mahlzeit. Hatte sein Onkel allerdings Anweisungen für die Arbeiter, was oft der Fall war, musste die Glocke ein Dutzend Mal und mehr geläutet werden. Es war eine große Eisenglocke, die im Turm hing, und der Junge merkte schon bald, dass er sie mit vollem Körpereinsatz schwingen musste, damit die Arbeiter auf dem Feld das Läuten hörten. Wenn er zu müde war und am schweren Glockenseil nicht kräftig genug zog, war sein Onkel schnell bei ihm, um ihn so lange zu verprügeln, bis die Glocke laut und deutlich genug tönte.


Toriks dritte Aufgabe war es, alle Bücherregale in der großen Bibliothek seines Onkels abzustauben. Da die Regale breit und alt waren, musste er dafür einen langen, schweren Staubwedel an einem Stab benutzen. Er konnte den hinteren Bereich der Regale nur erreichen, wenn er den Staubwedel in Schulterhöhe hielt und dann damit hin- und her wischte. Und auch hier galt: Sah sein Onkel noch ein Staubkorn oder war er der Meinung, dass er nicht hart genug arbeiten würde, folgte die harte Strafe auf dem Fuße.


Nach ein paar Jahren war Minas Torik zu einem jungen Mann herangewachsen, doch seine Aufgaben waren immer noch dieselben. Sein Onkel versprach, ihm alles über das Geschäft beizubringen, sobald Torik seine Aufgaben als Diener meistern würde. Da er keine Arbeit als seine eigene kannte, wusste Torik weder wie verschuldet sein Onkel war noch wie schlecht die Geschäfte auf dem Hof liefen.


An seinem achtzehnten Geburtstag wurde Torik von seinem Onkel in den Keller gerufen. Er dachte, er hätte den Boden nicht genug geschrubbt und hatte Angst vor der üblichen Tracht Prügel, die ihn dort unten erwarten würde. Was er stattdessen zu sehen bekam, war sein Onkel, der seine Habseligkeiten in Kisten verpackte.


"Ich verlasse Morrowind", sprach er. "Die Geschäfte laufen schlecht und ich werde mein Glück als Karawanenführer in Himmelsrand versuchen. Ich habe gehört, dass man gutes Geld machen kann, wenn man falsche Dwemerartefakte an Nord und Kaiserliche verkauft. Ich wünschte, ich könnte dich dorthin mitnehmen, mein Junge, aber dort, wo ich hingehe, braucht man niemanden, der schrubbt, Glocken läutet und abstaubt."


"Aber Onkel", sagte Torik. "Ich kann nicht lesen und weiß nichts über das Geschäft, das du mich lehren wolltest. Was soll ich alleine anfangen?"


"Ich bin mir sicher, dass du eine Anstellung in einem Haus finden wirst", sagte der Onkel mit einem Schulterzucken. "Ich habe dir viel beigebracht."


Torik hatte seinem Onkel nie widersprochen und er verspürte keinen Zorn - nur ein gewisses Gefühl der Kälte, das sein Herz ergriff. Unter den Besitztümern, die sein Onkel einpackte, befand sich auch eine schwere Eisenaxt, vermutlich aus von einem Dwemerschmied gefertigt. Er nahm sie in die Hand und stellte überrascht fest, dass sie nicht viel schwerer als sein Staubwedel war. Es fühlte sich sogar recht bequem an, als er sie über seine Schulter hob und schwang, wie er es schon oft zuvor getan hatte. Diesmal schwang er sie jedoch in den Arm seines Onkels.


Der alte Mann schrie vor Schmerz und Zorn auf, doch aus irgendeinem Grund hatte Torik keine Angst mehr. Er hob die Axt hoch über seine Schulter und schlug erneut zu. Sie schlug einen großen Spalt quer über die Brust des alten Mannes, der daraufhin zu Boden sackte.


Torik zögerte etwas, bevor er die Axt über den Kopf hob. Auch diese Haltung war ihm vertraut - fast so, als würde er die Glocke läuten. Immer und immer wieder schwang er die Axt, so als wollte er die Arbeiter vom Feld rufen. Diesmal gab es allerdings nur dumpfe, nasse Geräusche und keiner der Arbeiter kehrte vom Feld zurück. Sein Onkel hatte sie bereits vor Stunden nach Hause geschickt.


Nach einer Weile war von seinem Onkel nichts übrig geblieben, das man nicht durch den Abfluss des Kellers hätte spülen können. Auch das Schrubben und Säubern ging Torik leicht von der Hand. Blut ließ sich viel einfacher wegwischen als der Dreck, der für gewöhnlich den Kellerboden bedeckte.


Jeder wusste, dass Toriks Onkel Morrowind verlassen wollte, daher schöpfte nach seinem Verschwinden auch niemand Verdacht. Das Haus wurde mit allen Besitztümern an die Schuldeneintreiber verkauft. Nur die Axt behielt Torik. Es schien, als hätte ihm sein Onkel doch mehr gelehrt, als er geglaubt hatte.