Bald nachdem Neuigkeiten von den dramatischen Ereignisse im Reich des Wahngottes Cyrodiil erreicht hatten, ersuchte die Kaiserliche Bibliothek um Erlaubnis, die Schauderinseln betreten und Nachforschungen über den derzeitigen Zustand des Landes anstellen zu dürfen. Die Bibliothekare wurden zu einer Höhle in den Berghängen geleitet, wo sie zwei der bemerkenswertesten Einwohnern der Insel vorgestellt wurden: der eine war weißhaarig, bleich und trug ein eintöniges graues Gewand, der andere wirkte ernst und gestreng, war aber flamboyant gekleidet.
Guten Tag, meine Herren. Es ist eine Ehre, mit zwei so respektablen … Wesenheiten wie ihr es seid zu sprechen. Möchtet ihr euch vielleicht selbst vorstellen?
- Dyus:
- Mein Name lautet Dyus von Mytheria, einstiger Kammerherr des daedrischen Fürsten Jyggalag. Können wir weitermachen? Es geht mir an die Nerven, in der Nähe von anderen zu sein.
- Haskill:
- Ich bin Haskill. Kammerherr des Fürsten Sheogorath, wie ihr sehr gut wisst. Aber keine Sorge, meine Pflichten umfassen weitaus geschmacklosere Tätigkeiten als das Beantworten sinnloser Fragen.
Wenn unsere Information korrekt ist, seid oder wart ihr beide - mein Beileid, Dyus - Kammerherren von Sheogorath oder Jyggalag. Was hat zwei feine Herren wie euch in diese doch recht sonderbare Beschäftigungsnische verschlagen? Worin bestehen eure Pflichten? Und findet ihr Gefallen an eurem Beruf?
- Dyus:
- Meine Beschäftigung, wie Ihr es nennt, bestand in den Launen des Fürsten Jyggalag. Ich diente ihm, weil er wollte, dass es so war. Was mein früheres Leben angeht, erinnere ich mich nicht mehr daran. Das mag sein, weil ich keins hatte, oder weil Fürst Jyggalag mich mit Vergesslichkeit gesegnet hat. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Mytheria ein wirklicher Ort ist oder nicht.
- Meine Pflichten waren das, was auch immer Jyggalag befahl. Zuerst verwaltete ich bloß seine Bibliothek. Es kam allerdings die Zeit, da er entschied, dass ein Kammerherr gebraucht wurde, um sich all der mundanen Belange, um ein Reich am Laufen zu halten, anzunehmen. Diese Aufgabe fiel mir zu. Kurzgefasst tat ich alle Dinge, die Jyggalag unangenehm fand.
- Ob ich an meiner Aufgabe Gefallen fand? Als Bibliothekar hatte ich in meiner Arbeit eine gewisse Erfüllung. Als Kammerherr ersehnte ich jeden Tag den Tod. Es war Fürst Jyggalags Laune, dass ich die Rolle verachten sollte, in die zu passen ich geformt war. Nach meinen ersten paar Toden verlor er die Geduld mit mir und nahm mir die Sterblichkeit. Er hat aber nicht erwartet, dass ich seinen Sturz überleben würde. Fürst Sheogorath hätte mir ein Ende bereiten können, aber er bevorzugte es stattdessen, mich gefangen zu setzen, für den Fall, dass er meiner Dienste bedürfe. Nun warte ich auf das Ende aller Zeiten, wenn es mir wieder erlaubt sein mag zu sterben.
- Haskill:
- Ich muss daran denken, Euch häufiger zu besuchen, Dyus. Ich fühle mich jetzt schon fröhlicher, allein durch das Wissen, dass ihr immer noch lebt und leidet.
- Ich bin Fürst Sheogoraths Bevollmächtigter. Ich führe in allen Belangen seinen Willen aus, um die Angelegenheiten des Reiches in Ordnung zu halten. Ah, nein, ein Wortwitz. Das Reich des Wahnsinns ist natürlich kaum in Ordnung - das ist der Fachbereich meines werten Kollegen; es ist vielmehr so, wie Sheogorath es will.
- Mein Vergnügen geht ganz an der Sache vorbei. Ich existiere, um dem Reich zu dienen. Nicht mehr und nicht weniger. Und wie ich in Fürst Sheogoraths Dienst trat … alles, was ich sagen werde ist, dass er und ich bis auf den Anbeginn zurückgehen. Ihr könntet sagen, dass ich die eine Konstante in den sich immer wandelnden Launen des Wahngottes bin.
Falls wir uns die Kühnheit erlauben dürfen - uns ist aufgefallen, dass einer von euch einen Namen trägt, der mit etwas Vorstellungsvermögen über einen ziemlich morbiden Unterton verfügt. Hat der Wahngott uns bereits Ohren und Sinne gesegnet oder habt Ihr dadurch eine Bedeutung?
- Dyus:
- Wie freundlich von Euch zu implizieren, dass mein eigener Name Tod bedeutet. Ich nehme an, Ihr findet, dass mein Gewand ebenfalls von schlechtem Geschmack zeugt? Vielleicht erschreckt mein Gesicht die kleinen Kinder? Pah! Ich habe bei der Wahl meines Namens keine Rolle gespielt und bin mir irgendwelcher beabsichtigten Wortspiele nicht bewusst. Fürst Jyggalag wählte meinen Namen aus Gründen, die vermutlich für immer unbekannt bleiben.
- Haskill:
- Mein Meister heißt Euch auf den Schauderinseln willkommen. Ihr passt hier sehr gut hin.
Danke … wir wissen sein Willkommen zu schätzen.
Haskill, lange Zeit wurde angenommen, dass die Dunklen Verführerinnen Günstlinge Mehrunes Dagons seien, des Unbruders euren Fürsten. Allerdings treffen wir sie hier auf den Inseln an, wo sie pflichtbewusst die Lande Schwermuts bewachen und dies auch bereits seit langer Zeit zu tun scheinen. War die Treue der Verführerinnen schon immer derart geteilt oder hat das Charisma des Wahngottes ein paar dieser vorzüglichen Exemplare dazu bewegt, in Seinem Dienst zu arbeiten?
- Haskill:
- Wie typisch. Ihr Sterblichen liebt es, einen Kieselstein an Information zu nehmen und ganze Reiche der Mutmaßungen darauf zu errichten. Eure Kunde von diesen grundverschiedenen Wesen, die Ihr als als “Daedra” verallgemeinert, basiert auf nichts - Lügen und Halbwahrheiten, die von Verrätern, Rebellen, Unzufriedenen und Schwächlingen erzählt wurden, die das Unglück hatten, mit Sterblichen verwickelt zu werden. Oder mit Mehrunes Dagon. Sprecht diesen Namen nicht wieder vor mir aus. Der Meister des Abschaums. Der Bauer eines jeden Prinzen von wahrer Macht, der Tölpel jedes Verschwörers in den Neunzehn Leeren. Glaubt Ihr, dass Ihr irgendetwas über die Politik, Fraktionen, Fehden, Blutrachen und Kriege des Reichs des Vergessens wisst? Glaubt Ihr, dass das Reich des Vergessens ein so einfach gestrickter Ort ist, dass die Erzählung über die Treue eines großen Volkes wie der Mazken in einer kurzen Geschichte abgehandelt werden könnte?
- Ah, verzeiht mir. Ich scheine ziemlich … unmäßig geworden zu sein. Ich bin für gewöhnlich besser in Selbstkontrolle: Vergebt mir. Bitte setzt diese äußerst spannende Konversation fort.
Dyus, auch Euer Meister verfügt über persönliche Diener. Seit dem letzten Grauen Marsch gab es Berichte über mächtige, schwerfällige Kreaturen, die als “Ritter der Ordnung” bekannt sind. Seltsamerweise scheinen sie nicht mehr als leere, kristalline Hüllen zu sein. Können diese Dinge auch als “Daedra” betrachtet werden oder sind sie ganz Jyggalags Schöpfung und stehen somit außerhalb der gewöhnlichen Klassifikation der Daedra?
- Dyus:
- Die beschränkten Vorstellungen von Mundus’ Einwohnern sind sehr amüsant. Es gibt so viele Typen von Dienern wie Sterne am Himmel. Daedra, wie ihr sie nennt, sind nur einer der brauchbareren. Die Ritter der Ordnung sind noch ein anderer. Mein Fürst Jyggalag hat eine Schwäche für ihren Mangel an Kreativität und Unabhängigkeit.
Jeder von euch, meine Herren, hat für lange Zeit im Reich des Wahngottes gelebt. Haskill als rechte Hand des Fürsten selbst in Neu-Sheoth; Dyus als Hüter von … was von der Bibliothek des Jyggalag übrig ist. Aber ist einer von euch jemals auf der sterblichen Ebene gewesen? Was ist eure Meinung zu einer Welt voller persönlicher Entscheidungen?
- Dyus:
- Persönliche Entscheidung ist eine Illusion. Ich bevorzuge es, mich damit nicht selbst zu betrügen. Ich muss allerdings zugeben, dass die wunderlichen Sterblichen Tamriels die beunruhigende Angewohnheit haben, in die Pläne und Entwürfe der daedrischen Fürsten einzugreifen. Und das ziemlich erfolgreich, könnte ich hinzufügen. Das hat mir vor Lorkhans Wahl neuen Respekt eingeflößt.
- Ich habe Mundus ausführlich studiert, aber nie einen Fuß darauf gesetzt. Mein Fürst Jyggalag hat mir den Eindruck vermittelt, dass ich die Erfahrung nicht … was war das Wort, das er gebrauchte … oh, ja. Nicht gesund finden würde.
- Haskill:
- Welches Verlangen sollte ich danach haben, Tamriel zu besuchen? Ich habe hier schon mit genug irritierenden Sterblichen zu tun. Von Eurem entzückenden Selbst abgesehen, versteht sich.
Nun, da wir ohnehin über persönliche Entscheidung reden: wenn wir uns noch einmal die Frage herausnehmen dürfen, aber Geschichten des Aldmeri-Schöpfungsmythos besagen, dass Fürst Sheogorath “geboren” wurde, als Lorkhans göttlicher Funke entfernt wurde und das freie Mundus, die sterbliche Welt, ins Dasein trat. Könnte das mit dem Fluch zusammenhängen, den Jyggalags eifersüchtige Brüder ihm auferlegten?
- Dyus:
- Das glauben die Aldmer wirklich? Wie amüsant.
- Haskill:
- Ah, die Elfen. Das selbstbezogenste der sterblichen Völker. Es ist unvorstellbar, dass sich irgendetwas ereignen könnte, das überhaupt nichts mit ihnen zu tun hat. Glaubt ihr wirklich, dass das Reich des Vergessens nur als Schatten von Mundus existiert? Dass alles, was hier passiert, in irgendeiner Weise mit eurer kläglich beschränkten Welt zusammenhängt? Ich kann euch sagen, und ich spreche natürlich nur für mich selbst, dass manchmal ganze Minuten verstreichen, ohne dass ich an sterbliche Angelegenheiten denke.
Seit dem letzten Grauen Marsch scheinen sich viele Dinge auf den Schauderinseln verändert zu haben. Jyggalag verschwand, nachdem sein Fluch aufgehoben wurde. Bei allem Respekt, Dyus, Euer Meister ist für immer fort. Wie fühlt Ihr dazu?
- Dyus:
- Wie ich fühle? Ich habe seit Jahrtausenden nichts “gefühlt”. Ich erwarte mein Ende oder meine Rückkehr in den Dienst, beides wird auf Jyggalags Laune hin geschehen. Ich finde es amüsant, dass ihr glaubt, er sei für immer fort. Er mag vielleicht nie mehr in dieses Reich zurückkehren, aber er wandert noch immer durch die Leeren des Reichs des Vergessens. Er mag Rache bei denen suchen, die ihn verflucht haben. Er mag erhabenere Ziele haben. Ich würde mir nicht anmaßen zu raten.
Für Euch haben sich die Dinge verändert, Haskill. Fürst Sheogorath hat sich selbst seines schlimmsten Widersachers entledigt. Es scheint, dass es keine Grauen Märsche mehr geben wird, was Euch zweifellos die Bürde der Verwaltungsarbeit erleichtert. Plant Ihr vielleicht, Euch eine Beschäftigung für Eure Freizeit zu suchen?
- Haskill:
- Freizeit? Ah, Ihr bezieht auch auf meine anscheinend sorgenfreie Existenz, immer erreichbar, um nach einer Laune beschworen zu werden oder für Interviews mit neugierigen Sterblichen hervorgezaubert zu werden. Ja, ich werde tief darüber nachsinnen, welches Steckenpferd ich mir für meine reichliche Freizeit suche. Vielleicht Taxidermie.
Das beschließt unser erhellendes Interview. Bevor wir in unser geliebtes Tamriel zurückreisen, möchten wir euch beiden gerne unseren Dank aussprechen. Dyus, wir danken Euch für Eure kostbare Zeit und dafür, uns einen geeigneten Ort zur Verfügung gestellt zu haben. Haskill, danke für Eure erfreuliche Gesellschaft und aufschlussreichen Erklärungen.
- Dyus:
- Zeit habe ich im Überfluss. Und was diesen Ort angeht, er ist ein Durcheinander.
- Haskill:
- Das Vergnügen war ganz meinerseits.